Das Dekameron - Illustrierte Ausgabe - Giovanni Boccaccio - E-Book

Das Dekameron - Illustrierte Ausgabe E-Book

Giovanni Boccaccio

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Beschreibung

Das Dekameron, Il Decamerone, ist eine mittelalterliche satirisch-allegorische Novellensammlung von Giovanni Boccaccio aus dem 14. Jahrhundert. Die raffinierte Rahmenhandlung erzählt von zehn jungen Frauen und Männern, die während der damals grassierenden Pest aus Florenz fliehen und in einem Landhaus außerhalb der Stadt Zuflucht vor dem Schwarzen Tod suchen. Auf dem Landsitz genießen sie unbeschwerte zehn Tage, in denen sie einander hundert Geschichten - erotischer, frivoler, tragischer und lehrreicher Natur - erzählen. Heute gilt das Dekameron als Ursprung der italienischen Prosa und als ein Werk, das die Weltliteratur nachhaltig beeinflußt hat. Die vorliegende Ausgabe beruht auf der sorgfältig überarbeiteten Übersetzung Albert Wesselskis und wurde mit erlesenen Kupferstichen bebildert.

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Seitenzahl: 1464

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GIOVANNI BOCCACCIO

Herausgegeben und bearbeitet nach der Ausgabe:

Giovanni di Boccaccio: Das Dekameron. Übersetzt von Albert Wesselski, Leipzig 1912.

INHALT.

EINLEITUNG.

VORREDE.

DER ERSTE TAG DES DEKAMERONS,

wo nach einer vom Verfasser gegebenen Darlegung, wieso es geschehen ist, daß sich die später auftretenden Personen zum Erzählen zusammengefunden haben, unter der Herrschaft Pampineas, von dem gesprochen wird, was jedem beliebt.

ERSTE GESCHICHTE:

Ser Chapelet täuscht einen frommen Bruder mit einer falschen Beichte und stirbt; obwohl er bei Lebzeiten ein ganz ruchloser Mensch gewesen ist, gilt er nun im Tode als Heiliger und wird St. Chapelet genannt.

ZWEITE GESCHICHTE:

Der Jude Abraham zieht, weil Jeannot von Sevigné in ihn dringt, an den Hof von Rom; und als er die Lasterhaftigkeit der Geistlichen sieht, kehrt er heim nach Paris und wird Christ.

DRITTE GESCHICHTE:

Der Jude Melchisedech entgeht durch eine Geschichte von drei Ringen einer großen Gefahr, die ihm Saladin bereitet hat.

VIERTE GESCHICHTE:

Ein Mönch, der in eine Sünde gefallen ist, befreit sich von der schweren Strafe, die er dafür verdient hätte, indem er seinem Abte dasselbe Vergehen vorhält.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Die Markgräfin von Montferrat wehrt der tollen Liebe des Königs von Frankreich zu ihr durch eine Mahlzeit von Hühnergerichten und durch ein paar hübsche Worte.

SECHSTE GESCHICHTE:

Ein wackerer Mann beschämt mit einem hübschen Worte die schändliche Heuchelei der Mönche.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Bergamino hänselt Messer Cane della Scala wegen einer plötzlichen Anwandlung von Geiz, indem er ihm eine Geschichte von Primas und dem Abte von Clugny erzählt.

ACHTE GESCHICHTE:

Guiglielmo Borsiere geißelt mit einem witzigen Worte den Geiz Messer Erminos de’ Grimaldi.

NEUNTE GESCHICHTE:

Der Hohn einer Dame aus der Gascogne verwandelt den Kleinmut des Königs von Zypern in Entschlossenheit.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Meister Alberto von Bologna beschämt eine Dame, die ihn wegen seiner Liebe zu ihr hat beschämen wollen.

DER ZWEITE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Filomenas von Menschen erzählt wird, die nach mancherlei Ungemach wider alle Hoffnung ein glückliches Ziel erreicht halfen.

ERSTE GESCHICHTE:

Martellino, der den Krüppel gespielt hat, tut so, als ob er auf dem Leichname des heiligen Heinrich geheilt worden wäre; da sein Trug entdeckt wird, wird er geprügelt und gegriffen und ist in der Gefahr, gehenkt zu werden, kommt aber schließlich los.

ZWEITE GESCHICHTE:

Rinaldo d’Asti, der ausgeplündert worden ist, kommt nach Castel Guiglielmo und wird von einer verwitweten Dame beherbergt; nachdem ihm sein Verlust wiedererstattet worden ist, kehrt er heil und gesund nach Hause zurück.

DRITTE GESCHICHTE:

Drei junge Leute, die ihr Hab und Gut verschwenden, geraten in Armut. Ein Neffe von ihnen, der, an allem verzagend, zu ihnen heimkehrt, hat als Gefährten einen Abt, der, wie sich herausstellt, die Tochter des Königs von England ist; sie heiratet ihn und erstattet seinen Oheimen das Verlorene zurück, so daß sie wieder wohlhabend werden.

VIERTE GESCHICHTE:

Landolfo Ruffolo, der, weil er verarmt ist, Freibeuter geworden ist, wird von Genuesern gefangen und leidet Schiffbruch, rettet sich aber auf einer Kiste voll kostbarer Juwelen; in Korfu nimmt sich seiner ein Weib an, und er kehrt als reicher Mann heim.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Andreuccio von Perugia, der nach Neapel gekommen ist, um Pferde zu kaufen, gerät in einer Nacht dreimal in arge Gefahr, entrinnt aber immer und kehrt mit einem Rubin in seine Heimat zurück.

SECHSTE GESCHICHTE:

Madonna Beritola, die ihre zwei Söhne verloren hat, wird mit zwei Rehen auf einer Insel gefunden und begibt sich in die Lunigiana; dort tritt einer ihrer Söhne in die Dienste ihres Herrn und liegt bei seiner Tochter und wird ins Gefängnis geworfen. Sizilien empört sich gegen König Karl, und der Sohn, der von seiner Mutter erkannt worden ist, heiratet die Tochter des Herrn; auch sein Bruder wird wiedergefunden und sie werden wieder vornehme Leute.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Der Sultan von Babylon schickt seine Tochter dem Könige von Algarbien als Gemahlin, und sie gerät durch mannigfache Abenteuer in einem Zeiträume von vier Jahren an verschiedenen Orten neun Männern in die Hände; schließlich wird sie ihrem Vater als Jungfrau zurückgebracht und zieht, so wie früher, zum Könige von Algarbien als seine Gattin.

ACHTE GESCHICHTE:

Der Graf von Antwerpen geht einer falschen Anklage wegen ins Elend und läßt seine zwei Kinder an verschiedenen Orten in England; als er später unerkannt wiederkehrt, findet er sie in glücklichen Umständen. Er zieht als Stallknecht mit dem Heere des Königs von Frankreich; da er als unschuldig erkannt wird, erhält er seine frühere Stellung wieder.

NEUNTE GESCHICHTE:

Bernabo von Genua verliert, von Ambrogiuolo betrogen, sein Vermögen und befiehlt, daß seine unschuldige Frau umgebracht werde. Sie entgeht dem Tode und dient dem Sultan in Männerkleidung; schließlich entdeckt sie den Betrüger und bringt Bernabo nach Alexandrien, von wo sie und ihr Gatte, nachdem der Betrüger bestraft worden ist und sie wieder Frauenkleidung angelegt hat, als reiche Leute nach Genua zurückkehren.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Paganino von Monaco raubt die Gattin Messer Ricciardos di Chinzica; als der erfährt, wo sie ist, begibt er sich dorthin, befreundet sich mit Paganino und verlangt sie von ihm zurück. Paganino verspricht sie ihm, wenn sie wolle, sie will aber nicht mit ihm heimkehren und wird nach Messer Ricciardos Tode die Gattin Paganinos.

DER DRITTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Neifiles, von denen gesprochen wird, die durch Geschicklichkeit etwas Heißersehntes erlangt oder das Verlorene wiedergewonnen haben.

ERSTE GESCHICHTE:

Masetto von Lamporecchio stellt sich stumm und wird Gärtner in einem Nonnenkloster, und die Nonnen trachten alle um die Wette bei ihm zu liegen.

ZWEITE GESCHICHTE:

Ein Stallknecht liegt bei der Gemahlin König Agilulfs; Agilulf entdeckt es, bleibt jedoch ruhig. Er findet den Schuldigen und schneidet ihm die Haare ab; der aber tut den anderen desgleichen und rettet sich also.

DRITTE GESCHICHTE:

Unter dem Scheine der Beichte und eines besonders lauteren Gewissens bringt eine Dame, die in einen jungen Mann verliebt ist, einen sittenstrengen Mönch dazu, daß er ihr unwissentlich behilflich ist, ihre Lust völlig zu stillen.

VIERTE GESCHICHTE:

Don Felice lehrt Bruder Puccio eine Buße, die ihm die Seligkeit gewinnen soll; Bruder Puccio unterzieht sich dieser Buße, und unterdessen läßt es sich Don Felice mit seiner Frau gut geschehen.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Zima schenkt Messer Francesco Vergellesi ein Roß und erhält dafür die Erlaubnis, mit Messer Francescos Gattin sprechen zu dürfen; als sie schweigt, antwortet er sich selber in ihrem Namen, und der Ausgang entspricht seiner Antwort.

SECHSTE GESCHICHTE:

Ricciardo Minutolo liebt die Gattin Filippello Fighinolfis. Da er erfährt, daß sie auf ihren Mann eifersüchtig ist, macht er ihr weis, daß sich Filippello am nächsten Tage mit seiner Frau in einem Bade treffen werde, so daß sie hingeht; während sie nun glaubt, mit ihrem Manne beisammen gewesen zu sein, findet sie, daß sie bei Ricciardo gewesen ist.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Tedaldo verläßt nach einem Zerwürfnis mit seiner Dame Florenz; einige Zeit später kehrt er in Pilgertracht zurück. Er spricht mit der Dame, klärt sie über ihren Irrtum auf, rettet ihren Gatten, der überwiesen ist, ihn getötet zu haben, vom Tode und versöhnt ihn mit seinen Brüdern; darauf genießt er in Vorsicht mit seiner Dame das Glück der Liebe.

ACHTE GESCHICHTE:

Ferondo wird, da er ein gewisses Pulver verschluckt hat, für tot begraben, und der Abt, der sich mit seiner Frau ergötzt, zieht ihn aus dem Grabe, setzt ihn gefangen und macht ihm weis, er sei im Fegefeuer nachdem er auferstanden ist, zieht er einen Sohn, den der Abt mit seiner Frau gezeugt hat, als den seinigen auf.

NEUNTE GESCHICHTE:

Gillette von Narbonne heilt den König von Frankreich von einer Fistel und verlangt Bertrand von Roussillon zum Gatten; der heiratet sie wider Willen und zieht aus Verdruß nach Florenz. Dort legt sich Gillette statt eines jungen Mädchens, um die er buhlt, zu ihm; da sie ihm so zwei Söhne gebiert, gewinnt er sie lieb und erkennt sie als seine Gemahlin an.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Alibek wird Einsiedlerin, und der Mönch Rustico lehrt sie den Teufel in die Hölle heimschicken; und als sie von der Einsiedelei weggeholt worden ist, wird sie die Gattin Neherbals.

DER VIERTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Filostratos von denen gesprochen wird, deren Liebe ein unglückliches Ende genommen hat.

ERSTE GESCHICHTE:

Tankred, Fürst von Salerno, tötet den Geliebten seiner Tochter und schickt ihr sein Herz in einer goldenen Schale; sie schüttet vergiftetes Wasser darüber und trinkt es und stirbt also.

ZWEITE GESCHICHTE:

Bruder Alberto macht einer Frau weis, der Engel Gabriel sei in sie verliebt, und liegt an des Engels Statt mehrere Male bei ihr; nachdem er dann einmal aus Furcht vor ihren Verwandten aus ihrem Hause herabgesprungen ist, verbirgt er sich in dem Hause eines armen Mannes. Der bringt ihn am folgenden Tage als einen wilden Mann auf den Platz; dort wird er erkannt und von seinen Brüdern in Empfang genommen und hierauf gefangen gesetzt.

DRITTE GESCHICHTE:

Drei Jünglinge lieben drei Schwestern und fliehen mit ihnen nach Kreta. Die älteste tötet ihren Geliebten aus Eifersucht; die zweite rettet sie vom Tode, indem sie sich dem Herzoge von Kreta hingibt, wird aber von ihrem Geliebten getötet, der mit der ersten entflieht. Dieses Verbrechens wird der dritte Liebhaber mit der dritten Schwester beschuldigt, und sie werden festgenommen und gestehen es; aus Furcht vor dem Tode bestechen sie die Wächter und fliehen arm nach Rhodos und sterben dort in Armut.

VIERTE GESCHICHTE:

Gerbino bestreitet gegen das von seinem Großvater König Wilhelm gegebene Versprechen ein Schiff des Königs von Tunis, um dessen Tochter zu rauben; da sie von den Schiffsleuten getötet wird, bringt er diese um; schließlich wird er enthauptet.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Der Geliebte Lisabettas wird von ihren Brüdern umgebracht; er erscheint ihr im Traume und zeigt ihr an, wo er begraben ist. Sie gräbt heimlich seinen Kopf aus und setzt ihn in einen Basilikumtopf; als sie über diesem täglich stundenlang weint, nehmen ihr ihn die Brüder, und sie stirbt bald darauf vor Gram.

SECHSTE GESCHICHTE:

Andreuola liebt Gabriotto. Sie erzählt ihm einen Traum, den sie gehabt hat, und er ihr einen andern; plötzlich stirbt er in ihren Armen, Als sie ihn mit ihrer Magd zu seinem Hause trägt, wird sie von der Scharwache gefangen; sie sagt so aus, wie sich die Sache zugetragen hat. Der Stadtrichter will sie vergewaltigen, aber sie erwehrt sich seiner. Als ihr Vater erfährt, wo sie ist, befreit er sie, die unschuldig befunden worden ist. Nun weigert sie sich, länger in der Welt zu leben, und wird Nonne.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Simona liebt Pasquino. Als sie in einem Garten beisammen sind, reibt sich Pasquino die Zähne mit einem Salbeiblatte und stirbt; Simona, die festgenommen worden ist, will dem Richter zeigen, wie Pasquino gestorben ist, reibt sich die Zähne mit einem von diesen Blättern und stirbt ebenso.

ACHTE GESCHICHTE:

Durch die Bitten seiner Mutter genötigt, geht Girolamo, der Salvestra liebt, nach Paris; als er zurückkehrt, findet er seine Geliebte verheiratet. Er tritt heimlich in ihr Haus und stirbt an ihrer Seite; dann wird er in eine Kirche getragen, und Salvestra stirbt an seiner Seite.

NEUNTE GESCHICHTE:

Herr Guillem Roussillon gibt seiner Frau das Herz des Herrn Guillem Cabestang, ihres Geliebten, zu essen, den er getötet hat; als sie das erfährt, stürzt sie sich aus einem hohen Fenster herab und stirbt. Sie wird gemeinsam mit ihrem Geliebten begraben.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Die Frau eines Arztes steckt, ihren eingeschlafenen Geliebten, den sie für tot hält, in einen Kasten, und den tragen zwei Wucherer samt ihm zu sich ins Haus; da er, als er erwacht ist, Lärm macht, wird er als Dieb ergriffen. Die Magd der Dame erzählt dem Richter, sie sei es gewesen, die ihn in den von den Wucherern gestohlenen Kasten gesteckt habe, und auf diese Weise entgeht er dem Galgen, während die Pfandleiher wegen des Diebstahls des Kastens zu einer Geldstrafe verurteilt werden.

DER FÜNFTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Fiammettas von den Liebenden gesprochen wird, die nach Ungemach und Kümmernis Glückseligkeit gefunden haben.

ERSTE GESCHICHTE:

Cimon wird durch Liebe klug und raubt seine Geliebte Iphigenia auf dem Meere; er wird in Rhodos gefangen gesetzt, aber Lysimachus befreit ihn. Nun rauben er und Lysimachus Iphigenia und Kassandra von ihrer Hochzeit weg, fliehen mit ihnen nach Kreta und heiraten sie dort. Schließlich werden sie mit ihnen nach Hause zurückgerufen.

ZWEITE GESCHICHTE:

Costanza, die Martuccio Gomito liebt, steigt, als sie hört, er sei tot, in Verzweiflung allein in einen Kahn und wird vom Winde nach Susa getrieben; da sie ihren Geliebten in Tunis am Leben findet, gibt sie sich ihm zu erkennen, und er, der beim Könige wegen eines erteilten Ratschlages in hoher Gunst steht, heiratet sie und kehrt mit ihr als reicher Mann nach Lipari zurück.

DRITTE GESCHICHTE:

Pietro Boccamazza entflieht mit Agnolella; er stößt auf Räuber: das Mädchen flieht durch einen Wald und wird auf ein Schloß geleitet; Pietro wird gefangen, entflieht aber den Händen der Räuber und gelangt nach einigem Ungemach auf das Schloß, wo Agnolella ist. Er heiratet sie und kehrt mit ihr nach Rom zurück.

VIERTE GESCHICHTE:

Ricciardo Manardi wird von Messer Lizio da Valbona bei seiner Tochter betroffen; er heiratet sie und bleibt mit ihrem Vater in gutem Einvernehmen.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Guidotto da Cremona befiehlt seine Tochter seinem Freunde Giacomino da Pavia und stirbt; in dieses Mädchen verlieben sich in Faenza Giannuolo di Severino und Minghino di Mingole. Die beiden geraten ihretwegen hart aneinander; da wird entdeckt, daß das Mädchen die Schwester Giannuolos ist, und so wird sie Minghino zur Frau gegeben.

SECHSTE GESCHICHTE:

Gianni von Procida, der bei dem von ihm geliebten Mädchen, das man dem Könige Friedrich geschenkt hat, betroffen worden ist, wird mit ihr an einen Pfahl gebunden und sie sollen beide den Feuertod erleiden; da ihn Ruggieri dell’ Oria erkennt, entgeht er dem Tode und wird ihr Gatte.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Teodoro verliebt sich in Violante, die Tochter Messer Amerigos, seines Herrn, schwängert sie und wird zum Galgen verurteilt; als man ihn unter Stockschlägen zur Hinrichtung führt, wird er von seinem Vater erkannt und befreit und er nimmt Violante zum Weibe.

ACHTE GESCHICHTE:

Nastagio degli Onesti, der eine Dame aus dem Geschlechte der Traversari liebt, verschwendet seinen Reichtum, ohne Gegenliebe zu finden. Auf die Bitten seiner Verwandten begibt er sich nach Chiassi; dort sieht er, wie ein junges Mädchen von einem Ritter gehetzt und getötet und von zwei Hunden gefressen wird. Er lädt seine Verwandten und die geliebte Dame zum Mittagessen ein, und da sieht die Dame, wie das Mädchen zerfleischt wird; aus Furcht, daß es ihr ebenso ergehen könnte, nimmt sie Nastagio zum Gemahle.

NEUNTE GESCHICHTE:

Federigo degli Alberighi liebt, ohne geliebt zu werden, und verschwendet in ritterlichem Aufwände sein ganzes Vermögen, so daß ihm nur noch ein Falke bleibt; den setzt er, da er sonst nichts hat, seiner Dame, die zu ihm gekommen ist, als Speise vor: als sie das erfährt, ändert sie ihren Sinn, nimmt ihn zum Gatten und macht ihn zum Herrn ihres Reichtums.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Pietro di Vinciolo geht weg, um anderswo zu Abend zu essen, und seine Frau läßt einen jungen Mann kommen. Pietro kehrt zurück, und sie versteckt ihren Geliebten unter einem Hühnerkorbe. Pietro erzählt, daß im Hause Ercolanos, wo er gegessen hatte, ein Jüngling, den dessen Weib eingelassen habe, gefunden worden sei, und Pietros Frau entrüstet sich über die Ercolanos. Zum Unglücke tritt ein Esel dem unterem Korbe auf die Finger, so daß er schreit; Pietro läuft hin, sieht ihn und erkennt den Trug seiner Frau, ist aber niederträchtig genug, schließlich mit ihr in Eintracht zu bleiben.

DER SECHSTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Elisas von denen gesprochen wird, die eine Neckerei zurückgegeben haben oder einem Verluste, einer Gefahr oder einer Beschämung durch eine schlagfertige Antwort oder durch einen raschen Entschluß entgangen sind.

ERSTE GESCHICHTE:

Ein Ritter sagt zu Madonna Oretta, er werde ihr den Weg mit einer Geschichte so verkürzen, daß sie meinen werde, sie sitze zu Pferde; weil er aber schlecht erzählt, bittet sie ihn, sie wieder absteigen zu lassen.

ZWEITE GESCHICHTE:

Der Bäcker Cisti macht Messer Geri Spina durch eine Antwort auf die Unbescheidenheit eines Verlangens aufmerksam.

DRITTE GESCHICHTE:

Monna Nonna de’ Pulci gibt dem Bischof von Florenz auf sein unehrbares Witzeln eine so schlagfertige Antwort, daß er verstummt.

VIERTE GESCHICHTE:

Chichibio, der Koch Currado Gianfigliazzis, verwandelt den Zorn Currados durch ein rasches Wort in Gelächter und rettet sich vor der ihm von Currado angedrohten Züchtigung.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Meister Giotto, der Maler, und Messer Forese da Rabatta machen sich auf dem Heimwege von Mugello gegenseitig über ihr schäbiges Aussehen lustig.

SECHSTE GESCHICHTE:

Michele Scalza beweist etlichen jungen Leuten, daß die Baronci das adeligste Geschlecht auf der Welt und zu Wasser sind, und gewinnt ein Abendessen.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Madonna Filippa, die vor Gericht steht, weil sie ihr Gatte mit ihrem Geliebten betroffen hat, befreit sich mit einer flinken und lustigen Antwort und setzt es durch, daß das Gesetz abgeändert wird.

ACHTE GESCHICHTE:

Fresco rät seiner Nichte, nicht in den Spiegel zu sehen, wenn ihr der Anblick widerwärtiger Leute verdrießlich sei.

NEUNTE GESCHICHTE:

Guido Cavalcanti sagt einigen florentinischen Edelleuten, die ihn überfallen haben, mit einem witzigen Worte auf anständige Weise eine Grobheit.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Bruder Cipolla verspricht den Bauern von Certaldo, ihnen eine Feder des Engels Gabriel zu zeigen; als er dann statt der Feder Kohlen findet, sagt er, das seien einige von denen, womit der heilige Laurentius geröstet worden sei.

DER SIEBENTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Dioneos von den Streichen erzählt wird, die die Frauen entweder aus Liebe oder um sich aus der Not zu helfen ihren Männern gespielt haben, ob es die nun gemerkt haben oder nicht.

ERSTE GESCHICHTE:

Gianni Lotteringhi hört des Nachts an seiner Tür pochen: er weckt seine Frau, und die redet ihm ein, es sei das Gespenst; sie beschwören es mit einem Spruche, und das Klopfen hört auf.

ZWEITE GESCHICHTE:

Peronella steckt ihren Geliebten, als ihr Mann heimkommt, in ein Faß; da der Mann sagt, er habe dieses Faß verkauft, sagt sie, sie habe es einem verkauft, der eben drinnen sei, um zu sehen, ob es noch ganz sei. Nun kommt der heraus und läßt es von dem Manne auskratzen und in sein Haus tragen.

DRITTE GESCHICHTE:

Bruder Rinaldo liegt bei seiner Gevatterin; als ihn ihr Mann mit ihr in der Kammer findet, machen sie ihm weis, der Bruder habe dem Kinde die Würmer besprochen.

VIERTE GESCHICHTE:

Tofano sperrt eines Nachts seine Frau aus dem Hause; da ihr ihre Bitten keinen Einlaß verschaffen können, tut sie, als ob sie sich in einen. Brunnen stürzte und wirft einen Stein hinein. Tofano kommt aus dem Hause und läuft hin, und sie tritt ins Haus und sperrt ihn aus und schmäht ihn keifend.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Ein Eifersüchtiger hört seiner Frau als Priester verkleidet die Beichte, und sie macht ihm weis, sie liebe einen Geistlichen, der allnächtlich zu ihr komme; während nun der Eifersüchtige heimlich bei der Tür auf den Geistlichen lauert, läßt die Dame ihren Geliebten übers Dach zu sich kommen und unterhält sich mit ihm.

SECHSTE GESCHICHTE:

Madonna Isabetta wird, als Leonetto bei ihr weilt, von Messer Lambertuccio besucht, der sie liebt; als nun ihr Mann heimkommt, schickt sie Messer Lambertuccio mit einem Dolche in der Hand aus dem Hause, und dann begleitet ihr Mann Leonetto weg.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Lodovico entdeckt Madonna Beatrice, daß er sie liebt: sie schickt ihren Gatten Egano in ihren Kleidern in den Garten und legt sich mit Lodovico nieder; der steht dann auf, geht in den Garten und verprügelt Egano.

ACHTE GESCHICHTE:

Die Gattin eines Eifersüchtigen wickelt sich einen Faden um die Zehe und wird so inne, wann ihr Geliebter gekommen ist. Der Mann merkt es, und während er ihren Geliebten verfolgt, legt die Dame an ihrer Statt eine andere Frau ins Bett; die prügelt ihr Mann und schneidet ihr die Haare ab. Dann geht er um ihre Brüder; als die aber sehen, daß alles nicht wahr ist, sagen sie ihm ordentlich ihre Meinung.

NEUNTE GESCHICHTE:

Lydia, die Gattin von Nicostratus, liebt Pyrrhus, der von ihr, um ihr glauben zu können, drei Dinge heischt; sie verrichtet alle drei und ergötzt sich noch überdies mit ihm in der Gegenwart von Nicostratus und macht diesem weis, was er gesehen habe, sei nicht wahr.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Zwei Sieneser lieben eine Frau, die die Gevatterin des einen ist; der stirbt und erscheint, wie er versprochen hat, seinem Gesellen und erzählt ihm, wie es ihm dort geht.

DER ACHTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Laurettas von den Streichen erzählt wird, die tagtäglich von der Frau dem Manne oder von dem Manne der Frau oder von einem Manne dem anderen gespielt werden.

ERSTE GESCHICHTE:

Gulfardo borgt von Guasparruolo das Geld, das er dessen Frau versprochen hat, um mit ihr schlafen zu dürfen; er gibt es ihr und läßt sich von ihr in Gegenwart Guasparruolos bestätigen, daß er ihr’s gegeben hat.

ZWEITE GESCHICHTE:

Der Pfarrer von Varlungo schläft mit Monna Belcolore, indem er ihr dafür seinen Chorrock verpfändet; dann leiht er sich von ihr einen Mörser aus. Als er den zurückschickt, läßt er den verpfändeten Chorrock fordern. Die gute Frau gibt ihn mit Stichelreden zurück.

DRITTE GESCHICHTE:

Calandrino, Bruno und Buffalmacco gehen den Mugnone hinunter, um den Heliotrop zu suchen; Calandrino glaubt ihn gefunden zu haben und kehrt mit Steinen beladen heim. Da seine Frau mit ihm zanken will, verprügelt er sie in seiner Wut; und er erzählt seinen Gesellen, was sie besser wissen als er.

VIERTE GESCHICHTE:

Der Propst von Fiesole liebt eine verwitwete Dame, findet aber keine Gegenliebe; während er bei ihr zu liegen glaubt, liegt er bei ihrer Magd, und die Brüder der Dame zeigen ihn so dem Bischof.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Drei junge Leute ziehen in Florenz einem märkischen Richter die Hosen herunter, während er zu Gerichte sitzt.

SECHSTE GESCHICHTE:

Bruno und Buffalmacco stehlen Calandrino ein Schwein; sie lassen ihn den Versuch machen, es mit Ingwerpillen und süßem Weine wieder zustande zu bringen, geben ihm aber, eine nach der anderen, zwei in Aloe eingemachte Hundsingwerpillen, so daß er selbst als Dieb dasteht; dann muß er sich noch loskaufen, wenn er nicht will, daß sie es seiner Frau erzählen.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Ein Scholar liebt eine verwitwete Dame, und die läßt ihn, weil sie in einen anderen verliebt ist, eine Winternacht lang im Schnee stehen und sie erwarten; später läßt er sie durch einen von ihm erteilten Ratschlag mitten im Juli einen ganzen Tag auf einem Turme zubringen, ausgesetzt den Fliegen und den Bremsen und der Sonnenglut.

ACHTE GESCHICHTE:

Von zwei Gesellen liegt der eine bei dem Weibe des anderen; als es der merkt, richtet er’s so ein, daß sein Gesell in eine Truhe geschlossen wird und legt sich auf der Truhe, worin der steckt, zu dessen Frau.

NEUNTE GESCHICHTE:

Ein Arzt, Meister Simone, der Mitglied einer Gesellschaft, die kapern geht, werden will, wird von Bruno und Buffalmacco des Nachts wohin geschickt und von Buffalmacco in eine Unratgrube geworfen und drinnen gelassen.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Eine Sizilianerin nimmt durch ihre Schlauheit einem Kaufmann alles ab, was er nach Palermo gebracht hat; indem er sich den Anschein gibt, als wäre er mit viel mehr Ware als früher zurückgekehrt, entlehnt er Geld von ihr und läßt ihr Wasser und Werg.

DER NEUNTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Emilias jeder erzählt, was ihm beliebt und was ihm am meisten behagt.

ERSTE GESCHICHTE:

Madonna Francesca, die von Rinuccio und Alessandro geliebt wird, aber keinen von beiden liebt, schafft sie sich vom Halse, indem sie dem einen aufträgt, sich als Toter in ein Grab zu legen, und dem anderen, den vermeintlichen Toten herauszuholen, was die beiden nicht zu dem ihnen befohlenen Ende bringen können.

ZWEITE GESCHICHTE:

Eine Äbtissin steht im Finstern auf, um eine Nonne, die bei ihr verklagt worden ist, mit ihrem Geliebten im Bette zu überraschen, und nimmt in der Hast statt ihres Weiels die Hosen des Priesters, den sie bei sich hat; da das die Verklagte sieht und sie’s wissen läßt, geht sie ledig aus und darf in Gemächlichkeit mit ihrem Geliebten beisammen sein.

DRITTE GESCHICHTE:

Auf Anstiften Brunos und Buffalmaccos und Nellos macht Meister Simone Calandrino weis, er sei schwanger; der gibt den Genannten Geld und Kapaune auf Arznei und genest, ohne zu gebären.

VIERTE GESCHICHTE:

Cecco di Messer Fortarrigo verspielt in Buonconvento alles, was er hat, und dazu noch das Geld von Cecco di Messer Angiulieri und läßt ihn, indem er ihm im Hemde nachläuft, unter dem Vorgeben, er sei von ihm bestohlen worden, von Bauern greifen, zieht seine Kleider an, steigt auf sein Roß und läßt ihn im Hemde sitzen.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Calandrino, der sich in ein junges Mädchen verliebt hat, erhält von Bruno ein Breve, auf dessen Berührung sie ihm folgen muß; von seiner Frau ertappt, muß er sich von ihr hart auskeifen lassen.

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SECHSTE GESCHICHTE:

Zwei junge Männer herbergen bei einem, und der eine geht zu dessen Tochter liegen, während sich die Mutter unversehens zu dem anderen legt. Der, der bei der Tochter gewesen ist, legt sich dann zum Vater und sagt ihm alles in dem Glauben, er sage es seinem Gesellen. Auf den Lärm, der davon entsteht, merkt die Frau ihren Irrtum, steigt zur Tochter ins Bett und stillt von dort aus alles mit einigen gescheiten Worten.

SIEBENTE GESCHICHTE:

Talano di Molese träumt, ein Wolf zerfleische seiner Frau Hals u. Gesicht, u. sagt ihr, sie solle sich in acht nehmen; sie tut es nicht und es geschieht.

ACHTE GESCHICHTE:

Ciacco, der von Biondello mit einem Mittagessen hineingelegt worden ist, rächt sich dafür in schlauer Weise, indem er ihm eine tüchtige Tracht Prügel verschafft.

NEUNTE GESCHICHTE:

Zwei junge Männer fragen Salomo um Rat, der eine was er tun soll, um geliebt zu werden, der andere, wie er seine widerspenstige Frau zähmen könne; dem einen antwortet er, er solle selber lieben, dem anderen, er solle zur Gänsebrücke gehen.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Don Gianni stellt auf Anliegen Gevatter Pietros eine Beschwörung an, um dessen Frau in eine Stute zu verwandeln; als er aber darangeht, ihr den Schwanz anzusetzen, verdirbt Pietro die ganze Beschwörung, indem er sagt, er wolle keinen Schwanz.

DER ZEHNTE TAG DES DEKAMERONS,

wo unter der Herrschaft Panfilos 'von Menschen erzählt wird, die in Liebesangelegenheiten oder in anderen Dingen großmütig oder hochsinnig gehandelt haben.

ERSTE GESCHICHTE:

Ein Ritter, der dem Könige von Spanien gedient hat, glaubt schlecht belohnt worden zu sein; deshalb beweist ihm der König durch eine sichere Probe, daß nicht er, sondern sein widriges Schicksal schuld daran ist, und beschenkt ihn hierauf hochherzig.

ZWEITE GESCHICHTE:

Ghino di Tacco greift den Abt von Clugny, heilt ihn von seinem Magenübel und läßt ihn dann frei; nachdem der an den Hof von Rom zurückgekehrt ist, versöhnt er ihn mit dem Papste Bonifacius und macht ihn zum Hospitaliterritter.

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DRITTE GESCHICHTE:

Mithridanes, der Nathan aus Eifersucht wegen seiner Hochherzigkeit töten will, begegnet ihm, ohne ihn zu kennen, und der gibt ihm selbst die Mittel dazu an die Hand; als er ihn, wie es bestimmt war, in einem Wäldchen trifft, erkennt er ihn tief beschämt und wird schließlich sein Freund.

VIERTE GESCHICHTE:

Messer Gentile de’ Carisendi, der von Modena gekommen ist, zieht eine Dame, die er liebt und die als tot begraben worden ist, aus der Gruft; ins Leben zurückgerufen, genest sie eines Knäbleins, und Messer Gentile gibt sie samt dem Kinde ihrem Gatten Niccoluccio Caccianimico zurück.

FÜNFTE GESCHICHTE:

Madonna Dianora verlangt von Messer Ansaldo im Jänner einen Garten, so schön wie im Mai. Messer Ansaldo gibt ihn ihr, indem er sich einem Schwarzkünstler verpflichtet. Ihr Gatte gestattet ihr, Messer Ansaldo zu Willen zu sein; der entbindet sie, als er von dieser Großmut ihres Gatten hört, ihres Versprechens, und der Schwarzkünstler entbindet Messer Ansaldo, ohne von ihm etwas nehmen zu wollen.

SECHSTE GESCHICHTE:

Der siegreiche König Karl der Ältere, der sich in ein junges Mädchen verliebt hat, schämt sich seines törichten Gedankens und verheiratet sie und ihre Schwester ehrenvoll.

SIEBENTE GESCHICHTE:

König Peter, der von der glühenden Liebe gehört hat, die die sieche Lisa zu ihm trägt, spricht ihr zu; dann vermählt er sie an einen edlen Jüngling und küßt sie auf die Stirn und nennt sich fortan ihren Ritter.

ACHTE GESCHICHTE:

Sophronia, die die Gattin von Gisippus zu sein glaubt, ist die Gattin von Titus Quinctius Fulvus und zieht mit ihm nach Rom; weil sich Gisippus, der dort in armseligem Zustande ankommt, von Titus verachtet glaubt, behauptet er, um zu sterben, er habe einen Menschen getötet. Um ihn zu retten, sagt Titus, nachdem er ihn erkannt hat, er selber habe den Mord begangen, und daraufhin gibt sich der wirkliche Täter selbst an; darum werden alle von Octavianus freigesprochen, und Titus gibt Gisippus seine Schwester zum Weibe und teilt sein Vermögen mit ihm.

NEUNTE GESCHICHTE:

Saladin, der als Kaufmann verkleidet ist, wird von Messer Torello geehrt und bewirtet. Der Kreuzzug beginnt; Messer Torello, der seiner Frau eine Frist zu einer zweiten Vermählung gegeben hat, wird gefangen und wird dadurch, daß er Falken abrichtet, dem Sultan bekannt und der erkennt ihn wieder, gibt sich ihm zu erkennen und ehrt ihn außerordentlich. Messer Torello erkrankt und wird durch Zauberkunst in einer Nacht nach Pavia gebracht; bei der Hochzeit, die für seine wiedervermählte Gattin gefeiert wird, wird er von ihr erkannt und kehrt mit ihr in sein Haus zurück.

ZEHNTE GESCHICHTE:

Der Markgraf von Saluzzo wird durch die Bitten seiner Leute genötigt, eine Frau zu nehmen, und nimmt, um sie nach seinem Sinne zu nehmen, die Tochter eines Bauern, und er läßt die zwei Kinder, die er von ihr bekommt, angeblich umbringen. Indem er dann vorgibt, er sei ihrer überdrüssig geworden und habe eine andere Frau genommen, läßt er seine eigene Tochter nach Hause zurückkehren, als ob die seine neue Frau wäre. Da er seine Gattin, obwohl er sie im Hemde verjagt hat, in allem geduldig findet, nimmt er sie in größerer Liebe als je wieder in sein Haus, zeigt ihr ihre großen Kinder und ehrt sie als Markgräfin und läßt sie als Markgräfin ehren.

EINLEITUNG ZUM DEKAMERON

VON

ALBERT WESSELSKI.

W AHRLICH, ein großes Unrecht geschieht dem Andenken dieser jungen Liebenden, daß ihre Geschichte noch von keinem Dichter mit schuldiger Erinnerung in erhabenen Versen besungen worden ist, sondern dem entstellenden Geschwätze der Unwissenden überlassen bleibt; weil nun mein Verlangen, mich die Ursache einer Erneuerung ihrer Geschichte nennen zu dürfen, nicht minder groß ist als meine Rührung über ihre Schicksale, so bitte ich dich bei der Kraft, die von meinen Augen an dem Tage ausging, wo du mich das erstemal gesehen und dich mir durch Liebesgewalt verpflichtet hast, nimm dir die Mühe und verfasse in der Sprache des Volkes ein kleines Büchlein, das die Geburt und die Liebe der beiden und ihre Abenteuer bis an ihr Ende erzählt.“

„Herrin, Eure holde Bitte, die mir ein ausdrücklicher Befehl ist, zwingt mich so, daß ich mich nicht weigern kann, diese Mühe auf mich zu nehmen, wie ich es ja auch mit jeder größeren täte, die Euch lieb wäre.“

Dieses Zwiegespräch, das in der Einleitung zum ,Filocopo‘ erzählt wird, muß, wenn es historisch ist, etwa Ende April 1338 in der Kirche eines Nonnenklosters bei Neapel stattgefunden haben. Der Dichter, der die Geschichte der jungen Liebenden — gemeint sind Flore und Blancheflor — besingen soll, ist Giovanni di Boccaccio, der florentinische Kaufmannssohn; die Dame, die diese Aufforderung an ihn richtet, ist Maria d’Aquino, eine Tochter König Roberts von Neapel. Aus dem kleinen Büchlein, das Boccaccio versprochen hat, ist ein umfangreicher Roman, der Filocopo, geworden.

Mit der Abfassung des Filocopo beginnt Boccaccios Tätigkeit, alte Mären in ein künstlerisches Gewand zu kleiden, und die Urheberin und Förderin dieser Tätigkeit ist die schöne Königstochter gewesen, die sich noch in demselben Jahre seinem ungestümen Liebeswerben ergeben hat. Maria d’Aquino fand, wie der Widmungsbrief der Teseide erzählt, ein großes Vergnügen daran, „ein oder die andere Geschichte, sonderlich Liebesgeschichten, zu hören und bisweilen auch zu lesen“, und Boccaccio trachtete, als williger Diener ihren Wünschen zuvorzukommen. Aus dem Romane Fiammetta — Fiammetta ist der dichterische Name Marias — erfahren wir, daß es beiden Liebenden einen hohen Genuß bereitete, in Gesellschaft Novellen oder Geschichten zu erzählen, deren geheimen Sinn nur sie begriffen; voll Freude an dem heimlichen Einverständnis weideten sie sich an der Einfalt der harmlosen Zuhörer. Fiammetta-Maria ist auch die Königin des neapolitanischen Liebeshofes, der im Filocopo geschildert wird: der Reihe nach werden dreizehn Liebesfragen aufgeworfen und entschieden; zwei davon sind mit richtigen Novellen verknüpft, und diese beiden Novellen kehren in einer reiferen Form im Dekameron wieder. Fiammetta zu Gefallen hat der Dichter sicherlich alles durchstöbert, was Erzählungsstoffe bot: die verliebten Fabliaus der Franzosen, die trockenen Erzählungen Italiens, die Ritterromane und die Werke der klassischen Autoren; viel Gold holte er wohl auch aus dem noch ungemünzten Schatze der alten Volksüberlieferungen hervor. Die Lust zu fabulieren kam ihm von der Geliebten. Und so wie Fiammetta-Maria der unmittelbare Anlaß zum Filocopo, zum Filostrato, zur Amorosa Visione und zur Fiammetta geworden ist, so verdanken wir ihr mittelbar das Dekameron.

Das Liebesglück des Dichters war nur von kurzer Dauer: nach einem etwa einhalbjährigen Werben eine ebensolange währende Zeit der Vereinigung. Schon im April 1339 gab ihm Fiammetta, wohl um eines andern willen, den Abschied. Volle vier Jahre brauchte Boccaccio, um sich von dem Herzeleid, das ihm die Liebe zu Madonna Maria brachte, zu befreien; als Dichter des Filocopo und Filostrato hatte er ihre Liebe errungen, durch die Teseide, den Ameto und die Amorosa Visione hatte er ihre verlorene Gunst wiederzuerringen versucht, und in der Fiammetta machte er dem Groll seines mißhandelten Herzens Luft.

Von allen diesen Büchern fallen nur der Filostrato und die Teseide vollständig in die Zeit seines Aufenthalts in Neapel; der Ameto, die Amorosa Visione und die Fiammetta sind schon in Florenz verfaßt, wo auch der in Neapel begonnene Filocopo vollendet worden ist. 1340 oder 1341 war nämlich Boccaccio von seinem Vater nach Florenz heimberufen worden, weil sich der alte Herr nach dem Tode seiner Gattin und seiner Kinder einsam gefühlt hatte. Boccaccio empfand für den Kaufmann in Certaldo, den Verführer der vornehmen Pariserin, die ihm das Leben gegeben hatte, alles andere eher als Liebe; es wäre also wohl nicht erst der Zwang, die Stadt, wo die Geliebte weilte, zu verlassen, nötig gewesen, um ihm die Heimkehr zu dem „kalten, rauhen, geizigen Greise“ zu verleiden. Schon 1343 verließ er den Vater wieder, der sich inzwischen zum zweiten Male verheiratet hatte. In den darauf folgenden fünf Jahren finden wir den Dichter auf Reisen in Oberitalien; in dieser Zeit mag er all die zumeist heiteren Geschichten gesammelt haben, deren Schauplatz die Städte und Klöster dieser Gegenden sind und die mehr als die Hälfte des Dekamerons ausmachen. Dann kam das Jahr 1348 mit der furchtbaren Pest, die in Konstantinopel den Sohn des Griechenkaisers, in Frankreich die Königin und drei Prinzen von Geblüt, in Florenz den Geschichtschreiber Villani, in Rom sieben Kardinäle und in der Provence die Geliebte Petrarcas dahingerafft hat. Wie Boccaccio in seinem Dantekommentar erzählt, war er in diesem Jahre nicht in Florenz; dem scheint die Einleitung zum Dekameron zu widersprechen, wo er von Dingen erzählt, die er selbst gesehen haben will. Der Widerspruch löst sich aber, wenn die Annahme, daß er die Schrecken der Seuche in Neapel erlebt hat, richtig ist. In diesem Jahre 1348 oder in dem folgenden hat er die letzte Hand an das Dekameron gelegt, von dem schon einzelne Teile, nach seinen eigenen Worten die ersten dreißig Novellen, bekannt waren.

Die Rahmenerzählung des Dekamerons, die trotz der Anklänge, die eine Abhängigkeit von der Schilderung des großen Sterbens an Thukydides und Lucretius beweisen sollen, unbestritten als Meisterwerk gilt, macht uns mit sieben Damen und drei jungen Männern bekannt, die aus der verseuchten Stadt in die reinere Luft naher Hügel und Täler entfliehen. Die Frage, wo die Örtlichkeiten, die die Gesellschaft aufsucht, gelegen seien, ist oft untersucht und, wie es scheint, mit Geschick gelöst worden; desto müßiger ist es aber wohl, die Persönlichkeiten aller zehn jungen Leute zum Gegenstande einer Untersuchung zu machen. Künstlerisch schön und vielleicht nicht unrichtig ist die Meinung, daß sich Boccaccio in allen drei Männern selber habe darstellen wollen; dann wäre Panfilio oder der Alliebende derselbe Panfilio, der Fiammetta-Marias Gunst genossen hat, Filostrato oder der von der Liebe Geschlagene das Opfer seiner von Fiammetta verratenen Liebe, und Dioneo der Mann, der die Leidenschaft überwunden hat und durch seinen Namen, der von Dionaea oder Venus abzuleiten ist, anzeigt, als was das Weib für ihn in Betracht kommt. Daß Fiammetta eben Fiammetta ist, ist wohl selbstverständlich.

Das ganze Bild der ländlichen Geselligkeit zwischen den jungen Damen und Herren, das in den zehn oder, richtiger gesagt, vierzehn Tagen ihrer Abwesenheit von Florenz nur geringfügig wechselt, hat Boccaccio schon früher zu öfteren Malen gezeichnet gehabt. Im Filocopo geleitet Fiammetta Florio und seine Gesellen „zu einer in Gräsern und Blumen prangenden, von linden, süßen Wohlgerüchen erfüllten Wiese, die eingesäumt wird von schönen jungen Bäumchen, die die Strahlen des großen Gestirns abwehren; und sie setzen sich um eine kleine klare Quelle in der Mitte der Wiese und beginnen von mancherlei Dingen zu sprechen, dieweil der eine das Wasser betrachtet und der andere Blumen pflückt“. Auf Fiammettas Vorschlag beschließt man, einen König zu wählen, dem jeder eine Liebesfrage zur Entscheidung vorlegen soll; einstimmig wird Fiammetta zur Königin gewählt.

Das Motiv der grünen Wiese mit dem Brunnen in der Mitte kehrt auch im Ameto und in der Amorosa Visione wieder. Und so wie an dem anmutigen Orte im Filocopo Geschichten zur Erläuterung des die Liebe betreffenden Gegenstandes erzählt werden, so wie im Ameto die sieben Nymphen erzählen, wie sie ihr Liebesglück gefunden haben, so erzählen einander im Dekameron die zehn jungen Leute Novellen, die zum weitaus größten Teile von der Liebe handeln.

Boccaccio ist der größte, aber nicht der erste Novellist seines Landes. Die Abenteuerromane und die Feenmärchen Frankreichs waren zwar in Italien nie recht heimisch geworden, desto mehr aber die bürgerliche Erzählung, die die Elemente der beiden anderen Gattungen beibehalten hat: an die Stelle des Riesen oder Drachen, der die schöne Prinzessin bewachte, trat der dumme Ehemann, der seine lüsterne Gattin eifersüchtig hütet; an die Stelle der Ritter, die gegen die Sarazenen ins Feld zogen, traten die Kaufleute, die mit ihren Waren die Märkte des Morgenlandes besuchen; und Zauberer wie Merlin, Aristoteles und Virgil wurden durch Heilige der christlichen Kirche ersetzt. Diese Geschichten mußten zu einer Zeit, wo der, der lesen konnte, ein halber Gelehrter war, selbstverständlich weniger von Hand zu Hand, als von Mund zu Mund verbreitet werden; trotzdem ist uns ein reicher Schatz von Geschichten erhalten geblieben und wir finden die Stoffe oder, besser gesagt, die Motive der meisten Novellen des Dekamerons in Aufzeichnungen älterer Zeit wieder. Hier ist nicht der Ort, eine Übersicht zu geben, was im Dekameron orientalischer Herkunft ist, was auf die heiteren Gedichte der Franzosen zurückgeht und was in der Scholle Italiens fußt; bemerkt sei jedoch, daß mit Ausnahme der zehnten Novelle des fünften Tages und der zweiten des siebenten, die in Einzelheiten wörtlich mit ihrer Vorlage, dem Goldenen Esel von Apuleius, übereinstimmen, von keiner einzigen eine unmittelbare Quelle nachgewiesen ist. Im allgemeinen wird es wohl richtig sein, daß Boccaccio die größte Zahl seiner Stoffe, wenn es auch schon vor ihm geschriebene Fassungen gab, dem Hörensagen verdankt. Ist nun aber auch die Fabel kein Ergebnis eigener Erfindung, so hat sie doch erst er zu einem Kunstwerke gestaltet.

In der ältesten bekannten italienischen Novellensammlung, den Novelle antiche, deren älteste Teile nicht vor dem dreizehnten Jahrhundert entstanden sind, finden sich drei Erzählungen, die als Quellen Boccaccios gelten; eine von diesen dreien sei hier, um das Verhältnis Boccaccios zu seinen sogenannten Quellen zu zeigen, wortgetreu (nach der zuletzt erschienenen Ausgabe) übersetzt.

„Arimini Monte (Remiremont?) ist in Burgund, und dort ist ein Herr, der nennt sich den Herrn von Arimini Monte und der großen Grafschaft. Die Gräfin Antiochia und ihre Kammerfrauen hatten einen Türhüter, der schier ein Tölpel war; er war gar groß von Leibe und hatte den Namen Domenico. Eine von den Kammerfrauen schlief zuerst mit ihm und verriet es dann den anderen; und da es eine der anderen verriet, daß er es in so großem Maße hatte, schliefen alle mit ihm, und die Gräfin nach den anderen. Der Graf kam ihnen dahinter; er ließ ihn töten, und aus seinem Herzen ließ er eine Pastete machen. Die setzte er der Gräfin vor, und (auch) die Kammerfrauen aßen davon. Der Graf ging zu ihnen, um zu scherzen, und sagte: ,Wie war die Pastete?‘ Alle antworteten: ,Gut.‘ Nun antwortete der Graf: ,Das ist kein Wunder, denn Domenico behagte Euch lebendig und hat Euch jetzt als Toter behagt.‘ Die Gräfin und die Frauen verwunderten sich und sahen wohl, daß sie ihre Ehre verloren hatten. Sie wurden Nonnen und machten ein Kloster, das das Kloster von Arimini Monte heißt. Das Kloster wuchs und wurde sehr reich, und das wird als Sage erzählt: wenn dort ein Edelmann mit vielen Sachen vorbeikam, ließen sie ihn zur Herberge einladen und bewirteten ihn trefflich. Die Äbtissin und die Nonnen kamen ihm zum Scherzen entgegen: die Nonne, die am meisten angeblickt wird, die bedient ihn und begleitet ihn zu Tisch und Bett. Am Morgen stand sie auf und holte ihm Wasser und Handtuch, und wenn er gewaschen war, reichte sie ihm eine leere Nadel und einen Seidenfaden, und er mußte, wenn er sich zugürten wollte, selber den Faden ins Nadelöhr bringen: und wenn er ihn auf dreimal nicht hineinbrachte, so nahmen ihm die Frauen all seine Sachen und gaben ihm nichts zurück; und wenn er den Faden in die Nadel brachte, so wurden ihm seine Sachen zurückgegeben und schöne Kleinode geschenkt. Und wer das liest, der lese es für eine Sage, aber nicht für Wahrheit.“

Abgesehen davon, daß die Worte des Grafen: „Das ist kein Wunder usw.“ in der neunten Novelle des vierten Tages, die sonst auf eine französische Quelle zurückgeht, wiederkehren, scheint auch der erste Teil der vorstehenden Novelle den Anlaß zu der Geschichte von dem stummen Gärtner Masetto gegeben zu haben, und dem zweiten Teile schuldet wohl Boccaccio die Anregung, Gräfin und Kammerfrau in Äbtissin und Nonnen zu verwandeln; was aber hat Boccaccio aus seiner Vorlage gemacht? Ein halbes Menschenalter nach dem Pestjahre schrieb ihm sein Freund Petrarca über die Nachahmung und das Plagiat in der Literatur: „Wir müssen darauf sehen, daß, wenn etwas ähnlich ist, vieles unähnlich ist, und daß das Ähnliche verborgen und nicht anders zu erfassen ist, als durch eine stille Nachspürung des Verstandes, so daß die Ähnlichkeit eher gefühlt als ausgesprochen werden kann. Man darf den Geist des anderen gebrauchen, darf seine Farben gebrauchen, muß sich aber seiner Worte enthalten. Jene Ähnlichkeit ist verborgen, diese offenkundig; jene macht Dichter, diese Affen.“ Und wie viel ist nun Boccaccio über die Meinung des von ihm als Meister aner-kannten und als Lehrer verehrten Petrarca hinausgegangen

Die Novelle von dem stummen Gärtner ist eine von den vielen, die Boccaccio den Vorwurf der Ungläubigkeit und Gottlosigkeit eingetragen haben; aber nicht zu seinen Lebzeiten und nicht vor dem Ende des nächsten Jahrhunderts. Gegen den katholischen Glauben richtet sich keine Zeile des Dekamerons, das mit dem Namen Gottes begonnen und beendet wird; was der Verfasser an den Pranger stellt, sind die Auswüchse, die sich allenthalben in der Kirche zeigten. Die einzige Novelle, die etwa von einem zelotischen Ketzerrichter als eine Herabsetzung des Glaubens empfunden werden konnte, die von den drei Ringen, ist schon vor Boccaccio in den Novelle antiche und von dem Freunde Dantes, Busone da Gubbio, erzählt worden. Die so hart getadelte Novelle von dem als Heiligen verehrten Verbrecher Ser Ceparello, die erste des Buches, wird durch einen sicherlich historischen Bericht des Dominikaners Etienne de Bourbon von einem als Heiligen verehrten Hunde überboten, und bei diesem Prediger finden wir ebenso wie bei seinen geistlichen Zeitgenossen Jacques de Vitry und Caesarius von Heisterbach Exempel von einer solchen Schamlosigkeit der Mönche und Nonnen, daß Boccaccios Darstellung eher gemildert als übertrieben erscheint. Wahr ist es freilich, daß Boccaccio, der fröhliche Beschauer und sarkastische Spötter, zu anderen Schlüssen kommt als die predigenden Mönche: die wollten ihre Zuhörer mit den schmutzigen Erzählungen, so seltsam es uns erscheinen mag, erbauen und bessern; der Dichter des Dekamerons begnügt sich damit, den Gegensatz zwischen Lehren und Handlungen in gutmütiger Ironie zu belächeln. Im ganzen betrachtet ist das Dekameron, das auf die grauenhafte Schilderung der von Gott gezüchteten Stadt unmittelbar die kosenden Scherze der jugendprangenden Flüchtlinge folgen läßt, zwar keine Verdammung des positiven Glaubens, wohl aber eine entschlossene Absage an das Asketentum, wie es damals Katharina von Siena verkörperte; es ist der erste Triumph der erneuerten Weltanschauung der Antike.

So ist es leicht zu verstehen, daß das Dekameron zu der Zeit, wo das „fratzenhafte, phantastische Ungeheuer, der Mönch Savonarola, der die in dem mediceischen Hause erbliche Heiterkeit in der Todesstunde pfäffisch getrübt hat“, der wirkliche Herr von Florenz war, bei dem von den Worten des Asketen berauschten florentinischen Volke als ein „Anathema“ gelten konnte und demgemäß ebenso wie Bilder, Würfel und Flittertand den kindlichen Boten Savonarolas für den Scheiterhaufen ausgeliefert wurde. Bei diesen Verbrennungen, die 1496 und 1497 auf dem Platze der Signoria vorgenommen wurden, sind sicherlich viele Exemplare der heute nur noch dreimal vorhandenen, 1482 und 1483 in der Druckerei von S. Jacobo di Ripoli hergestellten Ausgaben vernichtet worden. Die Geschichte der Bücher ist, so wie die allgemeine, reich an Grotesken; was aber da geschehen ist, klingt, als ob es Rabelais ersonnen hätte: diese Druckerei gehörte zu einem Nonnenkloster, und Nonnen waren es gewesen, die die Geschichte vom stummen Gärtner und vom Gottesdienste Alibeks gesetzt hatten; einem glaubenseifrigen Mönche blieb es vorbehalten, das Werk der frommen Hände zu zerstören!

Vor dieser Ausgabe war schon eine Reihe anderer erschienen. Der ersten datierten, Venedig, Valdarfer, 1471, gehen mindestens drei ohne Zeitangabe voraus; die anscheinend älteste ist die nach dem Schlußworte des Druckers Deo gratias genannte. Es folgen Ausgaben von 1472, 1475, 1476 (zwei), 1478, 1481, 1484, 1488, 1492, 1497 und 1498. Die von 1492 ist das berühmte venezianische Holzschnittwerk der Brüder Giovanni und Gregorio de Gregorii. Das Dekameron ist also noch im fünfzehnten Jahrhundert mindestens sechzehnmal gedruckt worden. Das sechzehnte Jahrhundert weist vierundsechzig Drucke auf, das siebzehnte zwölf, das achtzehnte sechsunddreißig; die des neunzehnten und zwanzigsten zu erzählen, wäre ein müßiges Beginnen.

Die älteren Ausgaben des sechzehnten Jahrhunderts sind von geringerer Bedeutung, eine ausgenommen, nämlich die 1527 bei Giunti in Florenz gedruckte, die sogenannte Ventisettana, deren Herausgeber, sieben junge Florentiner, sich die Aufgabe gestellt hatten, den schon arg verstümmelten Text durch Vergleichung mit mehreren Handschriften zu verbessern. Diese Arbeit war um so notwendiger geworden, als Boccaccio, der ja die italienische Kunstprosa ins Leben gerufen hat, schier als einziges Vorbild des guten Geschmacks in der Sprache gepriesen wurde. Zuerst billigte es der Humanismus, daß Boccaccio für die getragenen Episoden des Buches ein gutes Stück der lateinischen Syntax und viele lateinische Wörter übernommen hatte; später konnten es ihm die Mitglieder der Akademien nicht hoch genug anrechnen, daß er in den komischen Novellen die Sprache des niedrigen Volkes und der Bauern angewandt hatte; und von der Formenschönheit des Stils waren die Anhänger der neuen Richtung ebenso entzückt wie die der alten. Das Dekameron war als klassisches Buch anerkannt.

Daß sich die Kirche nicht damit abfinden mochte, ist klar; der Index des Tridentinischen Konzils vermerkt denn auch „Boccatii Decades sive novellaecentum“, allerdings mit dem Zusatz: quamdiu expurgatae non prodierint, solange es keine gereinigte Ausgabe gebe. Das Verbot des Dekamerons war für die sprachgelehrten Toskanas ein harter Schlag; die Akademie, die später den Namen Crusca angenommen hat, wandte sich an den Großherzog Cosimo mit der Bitte um seine Vermittlung beim Heiligen Stuhle. Die Bemühungen des Großherzogs hatten Erfolg: 1571 traf aus Rom in Florenz ein Exemplar des Dekamerons ein, wo alle auszumerzenden oder zu ändernden Stellen angegeben waren, und man machte sich unverzüglich an die Arbeit. Der Großherzog ernannte vier Abgeordnete, Deputati, die die Reinigung vornehmen sollten; das Resultat ist die berühmte Ausgabe Florenz 1573, die textkritisch einwandfrei, sonst aber eine jämmerliche Verunstaltung des Buches ist. Das, was von den Sittlichkeitsheuchlern der Gegenwart für unzüchtig erklärt wird, ist freilich erhalten geblieben; hingegen wurde jede Anspielung auf Priester, Mönche und Nonnen peinlich unterdrückt: den Deputati kostete es keine geringe Mühe, wenigstens den Pfarrer von Varlungo (in der zweiten Novelle des achten Tages) zu erhalten, der schon sprichwörtlich geworden war. Im übrigen wurden die Äbtissinnen in Edeldamen, die Nonnen in Edelfräulein, die ehebrecherischen Pfaffen in Soldaten und Beamte, die betrügerischen Mönche in Zauberer verwandelt, und eine Novelle, die sechste des ersten Tages, fiel überhaupt aus. Von nun an dauerte es fast ein Jahrhundert, bis wieder eine unverstümmelte Ausgabe des Dekamerons erschien.

Nicht geringer als die Zahl der italienischen Ausgaben ist die der Übersetzungen. Nach Sacchetti, dem jüngeren Zeitgenossen Boccaccios, war das Dekameron noch im vierzehnten Jahrhundert ins Französische und ins Englische übertragen worden; diese Bücher sind nicht erhalten. Die älteste noch vorhandene französische Übersetzung stammt aus der ersten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts und von Laurens du Premierfait, der sie nach einer von einem Franziskaner verfaßten lateinischen Übersetzung verfertigt hat; sie ist zuerst 1485 in Paris gedruckt. 1545 folgt ihr eine von Antoine le Maçon besorgte, die der Königin von Navarra gewidmet ist. Eine vollständige englische Ausgabe ist erst 1615-1620 erschienen; neunzehn Novellen hatte aber schon 1568 William Painter in seinen Palace of Pleasure eingefügt. Die älteste spanische Übertragung ist 1496 in Sevilla gedruckt. Die erste deutsche Übersetzung, die lange fälschlich Heinrich Steinhövel zugeschrieben worden ist, nach den neuesten Untersuchungen aber von dem Nürnberger Pfarrer Heinrich Leubing verfaßt sein dürfte, ist zu Anfang der siebziger Jahre des fünfzehnten Jahrhunderts in Ulm erschienen; sie ist in diesem und dem nächsten Jahrhundert nicht weniger als achtzehnmal nachgedruckt worden.

Aus diesen Übersetzungen und unmittelbar aus dem Originale sind die Stoffe des Dekamerons in die Schwank- und Novellenliteratur in Vers und Prosa fast aller europäischen Völker übergegangen; das Dekameron ist die Wurzel eines Baumes, der noch heute, nach sechshalbhundert Jahren, blüht und Früchte trägt. Die Geschichte dieses biologischen Prozesses steht noch immer aus, wenn auch schon hier und dort Ansätze dazu gemacht worden sind. Einige kurze, nur die wichtigsten der Weltliteratur angehörigen Ableitungen betreffende Angaben findet der Leser in den jedem Bande dieser Übersetzung beigegebenen Anmerkungen.

Die Lieder, die am Schlüsse jedes Tages gesungen werden, habe ich in der Verdeutschung Hermann Kurz’ gegeben und diese nur zuweilen geringfügig geändert; im übrigen habe ich bei der Übertragung alle mir zugänglichen Arbeiten meiner Vorgänger sorgsam verglichen und zu Rate gezogen. Meine Absicht war, dem italienischen Texte so treu wie möglich zu folgen, und ich habe keineswegs Petrarca nachahmen wollen, der die Berechtigung zu einer freiem Übersetzung der Griselda-Novelle aus dem horazischen Verse gefolgert hat:

Nec verbum verbo curabis reddere fidus Interpres.

ES BEGINNT DAS BUCH MIT DEM NAMEN

DEKAMERON

UND DEM BEINAMEN

DER ERZKUPPLER,

DAS HUNDERT GESCHICHTEN IN SICH BEGREIFT,

DIE VON SIEBEN DAMEN

UND DREI JUNGEN MÄNNERN

AN ZEHN TAGEN ERZÄHLT WORDEN SIND.

VORREDE.

I M menschlichen Wesen liegt es, Mitleid mit den Unglücklichen zu haben; und obwohl das jedermann wohl ansteht, so wird es doch sonderlich von denen gefordert, die einmal selbst des Trostes bedurften und ihn bei anderen gefunden haben: wenn ihn aber je Menschen nötig gehabt oder ihn geschätzt oder Freude von ihm empfangen haben, so bin ich einer von ihnen. Denn von meiner ersten Jugend an bin ich bis zu dieser Zeit in einer hohen und adeligen Liebe über die Maßen entbrannt gewesen, mehr vielleicht, als es, wenn ich davon erzählen wollte, meinem niedrigen Stande angemessen schiene; obwohl ich nun deswegen von den verständigen Männern, die davon Kunde bekommen haben, gelobt wurde und in ihrer Achtung um vieles gestiegen bin, habe ich nichtsdestoweniger dieser Liebe halber gar schwere Pein zu erleiden gehabt, wahrlich nicht, weil die geliebte Dame grausam gegen mich gewesen wäre, sondern wegen der übermäßigen, von einer wenig gezügelten Begierde in meinem Herzen entzündeten Glut, die mir, weil sie mich bei keiner ziemlichen Grenze Befriedigung finden ließ, zu often Malen mehr Leid gebracht hat, als nötig gewesen wäre. In diesem Leide haben mir der freundliche Zuspruch manches Freundes und seine liebenswürdigen Tröstungen eine solche Erquickung verschafft, daß ich völlig überzeugt bin, daß sie es gewesen sind, die mein Leben erhalten haben. Weil es aber Dem gefallen hat, der in seiner Unendlichkeit das Gesetz gegeben hat, daß alles Irdische ein Ende nehmen muß, so hat sich meine Liebe, die vor jeder anderen loderte und die weder durch die Kraft eines Vorsatzes oder eines Ratschlags noch durch die offenkundige Schande oder durch eine Gefahr, die daraus hätte erfolgen können, zu brechen oder zu beugen gewesen wäre, im Verlaufe der Zeit durch sich selbst in einer Weise vermindert, daß sie mir derzeit nichts sonst von sich im Herzen zurückgelassen hat als jene Heiterkeit, die die Liebe denen zu bereiten pflegt, die nicht allzu weit in ihre tiefem Meere hinaussteuern; und so fühle ich denn, daß mir von ihr, die mir sonst zu steter Qual gewesen, jetzt, wo alles Ungemach geschwunden ist, ein süßes Behagen geblieben ist. Obgleich aber die Pein gewichen ist, so ist doch nicht auch die Erinnerung an die empfangenen Wohltaten entflohen, die mir von denen gespendet worden sind, die meine Qualen teilnehmend mit mir gelitten haben; und diese Erinnerung wird, glaube ich, nichts verlöschen als der Tod. Und weil unter den Tugenden, wie ich glaube, sonderlichen Preis die Dankbarkeit verdient, während ihr Gegenteil ebenso verwerflich ist, so habe ich mir, um nicht als undankbar dazustehen, bei mir selbst vorgenommen, jetzt, wo ich mich einen freien Mann nennen darf, zur Vergeltung für das, was ich empfangen habe, zwar nicht denen, die mir geholfen haben, weil es die entweder ihrer Klugheit halber oder wegen ihres guten Glückes nicht brauchen, aber wenigstens denen, bei denen es am Platze ist, nach meinen schwachen Kräften einige Linderung bringen zu wollen. Und obwohl meine Hilfe oder mein Trost, wie wir es nennen wollen, für die Bedürftigen gar wenig bedeuten kann und bedeutet, dünkt es mich doch, daß dieser Trost um so eher dargeboten werden soll, je größer die Not ist, sowohl weil er dort mehr Nutzen stiften wird, als auch weil er dort mehr erwünscht sein wird. Und wer wird es leugnen, daß er, wie immer er beschaffen sei, viel mehr den holdseligen Frauen als den Männern gespendet werden soll? Voll Furcht und Scham bergen die Frauen die Liebesflammen in ihrem zarten Busen, und daß die mehr Gewalt haben als die unverhohlenen, das wissen die, die es versucht haben; überdies verbringen sie, gezwungen unter den Willen, das Belieben und die Befehle der Väter, der Mütter, der Brüder und der Gatten, die meiste Zeit abgeschlossen in dem kleinen Umkreise ihrer Gemächer und überlegen, schier müßig sitzend, in ein und demselben Augenblicke widerstreitende Gedanken des Wollens und Nichtwollens, die unmöglich immer heiter sein können. Und wenn etwa auf diese Art, von glühender Sehnsucht erregt, eine Schwermut in ihr Herz kommt, so muß sie, ganz zu geschweigen davon, daß die Frauen viel weniger stark im Dulden sind als die Männer, mit schwerer Pein drinnen bleiben, wenn sie nicht von einer neuen Anregung verscheucht wird. Bei den verliebten Männern trifft das nicht zu, wie wir klärlich sehen können. Die haben, wenn sie von einer Schwermut oder von düsteren Gedanken befallen werden, viele Mittel, sich Erleichterung zu verschaffen oder darüber hinwegzukommen; denn ihnen fehlt es, wenn sie wollen, nie an der Gelegenheit zu lustwandeln, vielerlei zu hören oder zu sehen, die Vogelbeize oder die Jagd zu treiben, zu fischen, zu reiten, zu spielen oder Handelsgeschäften nachzugehen. Jegliches von diesen Mitteln ist imstande, den Geist entweder ganz oder teilweise zu fesseln und ihn von den unangenehmen Gedanken abzulenken, wenigstens auf eine Zeitlang; entweder stellt sich dann auf die eine oder andere Weise Trost ein oder die Unannehmlichkeit läßt nach. Auf daß nun der Fehler des Schicksals, daß es gerade dort, wo die Kräfte geringer sind, wie wir das bei den zarten Frauen sehen, viel geiziger mit den Behelfen gewesen ist, einigermaßen durch mich verbessert werde, gedenke ich zur Hilfe und Zuflucht für die liebenden Damen — für die anderen genügen die Nadel, die Spindel und der Haspel — hundert Geschichten oder Fabeln oder Parabeln oder Historien, wie wir sie nennen wollen, zu erzählen, welche von einer ehrsamen Gesellschaft von sieben Damen und drei jungen Männern, die sich während der unseligen Zeit des vergangenen Sterbens zusammengefunden haben, an zehn Tagen erzählt worden sind, nebst einigen Liedern, die von den besagten Damen zur allgemeinen Lust gesungen worden sind. In diesen Geschichten werden heitere und ernste Liebesbegebenheiten und andere abenteuerliche Ereignisse ersehen werden, die sich sowohl in neuen als auch in alten Zeiten zugetragen haben; aus ihnen werden die genannten Damen, die sie lesen werden, gleicherweise Lust an den darin dargelegten kurzweiligen Dingen schöpfen können wie auch nützlichen Rat und die Erkenntnis, was zu fliehen und was zu suchen ist: und das, glaube ich, kann nicht geschehen, ohne daß der Kummer entschwände. Trifft dies zu — und Gott gebe, daß es zutreffe —, so mögen sie Amor danken, der mir, indem er mich aus seinen Banden gelöst hat, das Vermögen gewährt hat, auf ihr Vergnügen bedacht zu sein.

ES BEGINNT DER

ERSTE TAG DES DEKAMERONS,

WO NACH EINER VOM VERFASSER GEGEBENEN DARLEGUNG, WIESO ES GESCHEHEN IST, DASS SICH DIE SPÄTER AUFTRETENDEN PERSONEN ZUM ERZÄHLEN ZUSAMMENGEFUNDEN HABEN, UNTER DER HERRSCHAFT PAMPINEAS VON DEM GESPROCHEN WIRD, WAS JEDEM BELIEBT.

S OOFT ich, meine holdseligen Damen, sinnend betrachte, wie mitleidig ihr alle von Natur aus seid, erkenne ich, daß das gegenwärtige Buch nach eurem Urteile einen harten und traurigen Anfang haben wird, weil es an seiner Stirn die schmerzliche Erinnerung an das verwichene große Sterben trägt, das allgemein von jedem verflucht wird, der es miterlebt oder davon erfahren hat. Aber ich will nicht, daß ihr euch dadurch vor dem Weiterlesen abschrecken ließet in der Meinung, ihr würdet beim Lesen schier immer durch Seufzer und Tränen wandeln müssen. Dieser schreckliche Anfang soll euch nichts anderes sein, als was den Wanderern ein rauhes und steiles Gebirge ist, hinter dem die schönste und anmutigste Ebene liegt, die sie um so lieblicher dünkt, je beschwerlicher das Erklimmen und Herabsteigen war. Und so wie sich an die äußerste Freude der Schmerz schließt, so wird auch der Jammer von einer hinzutretenden Lust begrenzt. Auf diese kurze Traurigkeit — kurz sage ich, weil sie nur wenige Zeilen einnimmt — folgt alsbald das süße Vergnügen, das ich euch vorhin versprochen habe und das ihr vielleicht bei einem also beschaffenen Eingange ohne ausdrückliche Ankündigung nicht erwartet hättet. Und wahrhaftig, hätte ich euch auf eine anständige Art von einer anderen Seite als über diesen also rauhen Pfad dorthin, wo ich wünsche, führen können, so hätte ich’s gerne getan; weil es aber ohne diese Erinnerung unmöglich wäre, euch den Anlaß darzulegen, warum das, was später zu lesen sein wird, geschehen ist, so gehe ich notgedrungen an diese Beschreibung. Ich sage also, daß seit der heilbringenden Menschwerdung des Gottessohnes eintausenddreihundertachtundvierzig Jahre verstrichen waren, als in die herrliche Stadt Florenz, die alle anderen italischen Städte an Schönheit überragt, die todbringende Pest gekommen ist, die, entweder durch die Einwirkung der Himmelskörper oder wegen unseres schlechten Wandels von dem gerechten Zorne Gottes zu unserer Besserung über die Sterblichen geschickt, einige Jahre vorher in den östlichen Ländern begonnen, diese einer unzähligen Menge von Menschen beraubt und sich, unaufhaltsam von Ort zu Ort vordringend, grausam nach Westen verbreitet hat. Umsonst war da alle Klugheit oder menschliche Vorsicht, mit der die Stadt durch dazu bestellte Beamte von vielen Unsauberkeiten gereinigt und jedem Kranken der Eintritt verwehrt und mancher Rat zur Erhaltung