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Eine Sammlung kontemporärer Lyrik mit persönlichem Berlin Bezug.
Das E-Book Das Echo der Orchideen wird angeboten von tredition und wurde mit folgenden Begriffen kategorisiert:
Lyrik, Berlin, aktuell, Konfusion
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 31
Veröffentlichungsjahr: 2017
Jesco Daugird
Ein Berlin Zyklus
Gedichte 2017
Lektorat, Korrektorat: Christian Hartschuh, Jesco Daugird weitere Mitwirkende: Christian Hartschuh
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN Taschenbuch: 978-3-7439-2668-4
ISBN e-Book: 978-3-7439-2669-1
In der Nähe der Bar,
dort wo der zähe Fluss seine Geschichte erzählt, sitze ich zwischen den verwitterten Grabsteinen und lausche dem Echo der Orchideen.
Der klamme Nebel erhält Einzug in meine rudimentärsten Kopfwipfel, und plötzlich bin ich wieder bei dir,
ohne dass es irgendwie weitergehen muss.
Es ist schön so wie es ist,
in all der klebrigen süssen Hässlichkeit die von uns ausgeht.
Am Ende zählt das Versprechen und das trunkene Stolpern in einen unwirklichen Morgen, wenn die Geschichte des Flusses ruhigere Töne anzunehmen beginnt.
Das Echo der Orchideen rauscht in meinen Ohren mit dem Blut um die Wette und übertönt beinahe die Erinnerung an deine Stimme.
Ein trockenes Gitarrensolo.
Fuck it.
Ich werde heute Abend trinken und tanzen, dort wo der zähe Fluss seine Geschichte erzählt.
Blitze zucken über den Himmel,
um zu kurzzeitig ein diffuses Etwas zu illuminieren.
Blitze zucken durch mein Ich
und hinterlassen flüchtige Spuren im Sand meiner Seele.
Eine tiefe Leere brandet durch uns hindurch und umreisst Konturen von morgen.
Das Stadtbild trügt nicht,
die Schatten sind kälter als zuvor.
Unser letzter Herbst empfängt mich mit Erinnerungen.
Braune Blätter tanzen zu einer Melodie,
die aus den tiefsten Ecken der verwinkelten Strassen zu mir hinüber tropft.
Eine Melodie, die ich zu kennen scheine,
obwohl mir heute so ist, als höre ich sie zum ersten Mal.
Es riecht nach Regen
und die Wolken setzen den Gebäuden lustige Perücken auf.
Hier, mitten im Herzen der Stadt,
dort, wo die grossen Gebäude ihre hungrigen Mäuler entblössen.
Das Menschenfutter wogt über den Asphalt.
Ich treibe ziellos durch die Gegend und entdecke immer wieder Neues.
Ich weiss, dass ich mich nicht nur an den Erinnerungen orientieren sollte. Ich weiss, dass es bald Abend wird.
An einem beliebigen China Imbiss besorge ich mir etwas zu Essen.
Danach,
wie so oft in der letzten Zeit:
Kopfhörer auf,
den Lautstärkeregler auf Maximum drehen
und hoffen, dass die Nacht mich nach Hause bringt.
Im lichtlosen Tunnel erinnert mich die Begegnung mit dir an einen Fick im Nichts. Der Bass dröhnt unaufhörlich.
Das grelle Licht, welches am Ende des Tunnels auftaucht, bedeutet uns Beiden nicht sonderlich viel,
obwohl ich für einen Moment meinte, eine diffuse Ahnung von etwas Anderem erkennen zu können.
Gesichtslosen Geistern gleich glitten wir durch eine glanzlose Nacht.
Am Abend davor gab es selbst gebackene Pizza und scharfen Schnaps.
Unsere tauben Tanzbeine torkeln traumlos in Richtung eines grau melierten Morgen. Ja Mama, ich habe meine warme Jacke eingepackt.
Wir waren ja früher schon einmal am Meer gewesen.
Die schroffe Küste der Stadt stolpert mir unvermittelt in das Gedächtnis und der Staub und Dreck beflügeln mich.
Hinter den Augenlidern entflammt ein luzider Traum
und verbringt seine flüchtige Existenz als diffuses Gefühl in euren Köpfen.
Ihr habt doch Alle keine Ahnung.
Ihr wisst doch Alle nicht, auf welchem Highway Ihr unterwegs seid.
Ihr wisst einfach nicht, was der letzte Sonnenuntergang für eine Bedeutung hatte. Das Universum spuckt Euch beleidigt auf den Schoss.
Im Vorbeigehen kurz an den Eiern packen
und dann den Seelenballast in das Lagerfeuer schmeissen.
Es kitzelt nur ein wenig,
aber ich weiss, dass dort weitere unvergessliche Momente, wie glühende Funken, unter der Oberfläche lodern.
Deswegen solltet Ihr den Fernseher abschalten, Euch nackt ausziehen
und einen dicken Joint rauchen.
Ob die vergangene Nacht mich nach Hause gebracht hat, das weiss ich nicht mehr.
Eine unbarmherzige Sonne durchpflügt mein pelziges Gesicht und du lachst mich aus.
Oben ohne zeigst du mir den Stinkefinger.