Das Echo von Atlantis - Elisabeth Draco - E-Book
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Elisabeth Draco

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Beschreibung

Was, wenn alle Mythen wahr sind? Die Drachen, die Götter vom Himmel, die versunkenen Städte?

Getrieben von verbotenen Karten und uralten Legenden, findet der Archäologe Dr. Peter Andel in der Wüste Nevadas einen schwarzen Kubus, der die Geschichte neu schreibt. Ein einziger Kontakt entfesselt eine Vision von einem vergessenen Krieg und einer reptilienhaften Schlangenkönigin, deren Schatten seit Äonen über der Menschheit liegt.

Die Geschichte, wie wir sie kennen, ist eine Lüge.

Von Atlantis bis in die Antarktis, von den Blutlinien der Merowinger bis zu den Geheimprojekten der Nazis – Peter und die brillante Historikerin Darina Durcová jagen eine Wahrheit, die so ungeheuerlich ist, dass sie die Welt zerreißen könnte.

Aber der Kubus hat nicht nur die Vergangenheit offenbart. Er hat Peter Andel auserwählt. Und er hat etwas in seinem Blut erweckt, das älter ist als die Menschheit selbst.

Ist er der Schlüssel zur Rettung – oder die Waffe, die den endgültigen Untergang einläutet?

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Veröffentlichungsjahr: 2025

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Kapitel 1: Das Artefakt

Der Wind pfiff sein uraltes Lied über die endlosen Weiten der Black Rock Desert, ein trockener Hauch, der den Sand zu wirbelnden Geistern formte und die Hitze des Tages in sich trug. Dr. Peter Andel wischte sich den Schweiß von der Stirn. Unter seiner breitkrempigen Archäologenmütze blickten seine Augen, von unzähligen Stunden in gleißendem Sonnenlicht zu Schlitzen verengt, auf den freigelegten Boden vor ihm. Seit Wochen hatte sein kleines Team in dieser gottverlassenen Gegend gegraben, einem Ort, der von den lokalen Ureinwohnern gemieden und von den meisten Wissenschaftlern als unwichtig abgetan wurde. Doch Peter spürte, dass hier etwas anderes lag – etwas, das nicht in die Lehrbücher passte.

Ihr kleines, unkonventionelles Forschungsprojekt wurde von einer obskuren privaten Stiftung namens "Die Chronisten der Erde" finanziert, die sich der Erforschung unerklärlicher Phänomene und verlorener Zivilisationen verschrieben hatte – ein glücklicher Umstand für Peter, dessen unorthodoxe Theorien über prähistorische Kulturen von den etablierten Universitäten oft belächelt wurden. Offiziell suchten sie nach Spuren einer vermuteten, ungewöhnlich alten Siedlung der Paiute-Indianer, die durch seltsame geologische Formationen überdeckt worden war. In Wahrheit folgte Peter jedoch einer Reihe alter Karten und mündlicher Überlieferungen, die auf eine viel ältere Präsenz hindeuteten – etwas, das er selbst kaum zu benennen wagte.

Ein lautes Krachen aus dem Funkgerät riss ihn aus seinen Gedanken. „Doc! Sie müssen das sehen! Tiefer als wir dachten!“, rief einer seiner Assistenten, dessen Stimme vor Aufregung überschlug. Peter eilte zur Grube, wo sich seine Studenten um eine neu freigelegte Felsformation drängten.

Als er näher kam, stockte ihm der Atem. Aus dem ockerfarbenen Sediment ragte kein natürlicher Stein. Es war ein Kubus, perfekt in seinen Proportionen, doch fremd in seiner Ästhetik. Er bestand aus einem dunklen, schimmernden Material, das nicht wie Basalt oder Obsidian aussah, sondern eher wie geschliffener Sternenstaub, der das ohnehin spärliche Licht der Wüste verschluckte.

Auf der Oberfläche des Kubus waren Glyphen eingraviert – keine Hieroglyphen, keine Keilschrift, nichts, was Peter je gesehen hatte. Sie wirkten organisch, fließend, als wären sie nicht gemeißelt, sondern in das Material "gewachsen". Manche waren scharf und gewunden wie die Kammzacken eines Rückgrats, andere zeigten komplexe, ineinandergreifende Gelenkstrukturen, die an die Gliedmaßen eines Insekts erinnerten, und wieder andere waren perfekte, spiralförmige Galaxien, die in einem makellosen Kosmos zu tanzen schienen. Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken, der nichts mit der kühlen Tiefe der Grube zu tun hatte.

„Vorsicht, Peter“, murmelte Darina Durcová, seine Kollegin und heimliche Vertraute, die neben ihm stand. Ihre dunklen Augen, die sonst vor akademischem Feuer sprühten, waren nun weit und voller einer Mischung aus Ehrfurcht und Besorgnis. Darina, eine brillante Historikerin mit einem Faible für vergessene Mythen, hatte seine Vermutungen von Anfang an geteilt und war die Einzige gewesen, die an seine „verrückten“ Theorien glaubte. „Das ist anders als alles, was wir kennen. Da ist eine... Präsenz.“

Peter ignorierte die Warnung. Eine unbezähmbare Neugier zog ihn an. Er streckte die Hand aus, seine Fingerspitzen kribbelten, als sie das kühle, glatte Material des Kubus berührten. In diesem Moment explodierte die Welt um ihn herum.

Kein Geräusch, keine Erschütterung, nur ein ohrenbetäubender Strom von Bildern und Empfindungen, die seinen Geist überfluteten. Er sah geflügelte Krieger, deren Schuppen im Licht einer untergehenden Sonne glänzten, wie sie mit Klingen aus blauem Feuer kämpften. Er sah brennende Städte, deren Türme aus einem Material zu bestehen schienen, das er nur als Kristall bezeichnen konnte, während ein violettes Licht den Himmel zerriss. Und dann sah er reptilienhafte Wesen, deren Augen tief wie glühende Kohlen waren, die über Trümmerfelder schritten und etwas in ihren Händen hielten, das wie eine Quelle unendlicher Energie aussah.

Die Visionen waren so real, dass er den Geruch von Schwefel und verbranntem Gestein schmecken, das Echo der Schreie hören konnte. Es war ein Krieg, uralt und doch ewig, ein Konflikt, der sich nicht in den Geschichtsbüchern der Menschheit wiederfand.

Dann, so schnell wie sie gekommen waren, zogen sich die Bilder zurück. Peter taumelte rückwärts, seine Knie gaben unter ihm nach. Seine Hände zitterten, und ein pochender Schmerz hämmerte in seinen Schläfen.

„Peter! Was ist passiert?“, rief Darina, die ihn auffing. Ihre Stimme klang gedämpft, als käme sie aus weiter Ferne.

Er starrte auf den Kubus, dessen Oberfläche nun sanft pulsierte, als hätte er eben etwas in ihm erweckt. „Das… das war keine Illusion“, flüsterte er, seine Stimme rau. „Ich habe etwas gesehen, Darina. Eine andere Welt. Einen Krieg. Und… sie waren nicht menschlich.“

Darina blickte von Peter zu dem Artefakt und wieder zurück, ihr Gesicht voller Sorge und einer neuen, beunruhigenden Erkenntnis. Der Wind der Wüste schien nun nicht mehr nur Sand zu tragen, sondern auch das Gewicht eines uralten Geheimnisses, das gerade erst begonnen hatte, sich zu entfalten.

Kapitel 2: Der Älteste

Der Schock der Visionen saß Peter noch tief in den Knochen, als Darina das Auto durch die staubigen Pisten lenkte, die tiefer in das Reservat der Apachen führten. Die Anspannung zwischen ihnen war fast greifbar. Peter starrte aus dem Fenster, die fremden Glyphen und die brennenden Kristallstädte tanzten immer noch vor seinem inneren Auge. Darina hatte nur kurz genickt, als er ihr die Namen der Stämme nannte, die in alten Mythen vor einer „Schlangenbrut aus dem Himmel“ warnten. Sie verstand die Dringlichkeit.

„Grey Hawk ist der Älteste der Ndee“, erklärte Darina schließlich, ihre Stimme sanft, aber bestimmt. „Er ist der Bewahrer der alten Geschichten. Wenn jemand die Wahrheit in deinen Visionen erkennt, dann er.“

Sie erreichten eine kleine, abgelegene Siedlung, die nur aus wenigen bescheidenen Hütten und Tipis bestand, eingebettet in eine Schlucht, die von gewaltigen, rostroten Felsen bewacht wurde. Der Geruch von Kiefernholz und trockenem Salbei hing in der Luft. Ein alter Mann saß vor einem Tipi, dessen Leder von der Sonne gegerbt und vom Wind gezeichnet war. Seine Züge waren wie eine alte Landkarte, jede Falte eine Geschichte. Das lange, graue Haar war mit Federn und Lederbändern verziert, und seine Augen, tief und klar, schienen direkt in Peters Seele zu blicken.

„Willkommen, Sohn des Sandes, Tochter der Steine“, sagte Grey Hawk, noch bevor sie aus dem Jeep steigen konnten. Seine Stimme war rau wie alter Fels, aber sanft wie das Flüstern des Windes. „Ich habe euch erwartet.“

Peter und Darina wechselten einen Blick. Eine Gänsehaut überzog Peters Arme. „Wie… wie wussten Sie, dass wir kommen?“, fragte Peter, seine Stimme überraschend fest.

Der Schamane lächelte weise. „Die Steine sprechen, der Wind trägt die Botschaften. Und das Artefakt, das du geweckt hast, singt ein Lied, das die Erde schon lange vergessen glaubte.“ Er deutete auf Peters Rucksack, in dem der Kubus, sorgfältig verpackt, lag. „Zeig es mir, Kind des Erwachens.“

Zögernd holte Peter den Kubus hervor. Grey Hawks Augen weiteten sich leicht, als er das Artefakt sah. Er streckte eine knorrige Hand aus und legte sie nicht direkt auf den Kubus, sondern hielt sie knapp darüber, als würde er dessen Energie erspüren.

„Ich bin Peter Andel“, stellte Peter sich vor, während er den Schamanen beobachtete, „und das ist meine Kollegin, Dr. Darina Durcová.“

Grey Hawk nickte anerkennend. „Peter Andel. Darina Durcová. Namen, die der Wind nun trägt. Ich bin Grey Hawk.“ Er blickte wieder auf den Kubus. „Bek’Ti“, flüsterte er. „So nannten ihn unsere Ahnen. Der Älteste. Der, der von den Sternen fiel.“

Peter spürte, wie sein Herz schneller schlug. „Bek’Ti? Wer ist das? Und was hat er mit meinen Visionen zu tun?“

Grey Hawk schloss die Augen und begann zu erzählen, seine Stimme wurde zu einem melodischen Singsang, der mit dem Knistern des Feuers verschmolz, das ein junger Apache-Krieger in der Nähe entzündet hatte. „Vor langer Zeit, als unsere Welt noch jung und der Himmel noch klarer war, fiel ein Stern vom Himmel. Er war kein Stein, sondern ein Wesen. Bek’Ti. Er war anders. Schuppen trug er, doch sein Herz war nicht kalt wie der Fels.“ Der Schamane hielt inne, seine Augen öffneten sich wieder und blickten Peter eindringlich an. „Bek’Ti war ein Überlebender. Er floh vor einem Krieg, der die Sterne verzehrte. Er landete hier, auf unserer Erde, und unsere Vorfahren fanden ihn.“

„Ein Außerirdischer?“, fragte Darina ungläubig, obwohl ihre Augen eine tiefere Wahrheit erkannten.

„Ein Wesen von jenseits der großen Wasser im Himmel“, korrigierte Grey Hawk sanft. „Er lehrte unsere Vorfahren vieles. Er warnte sie. Vor den anderen. Denen, die ihm folgten. Die, die Schuppen trugen und Herzen aus Stein hatten. Die, die sich als Götter ausgaben und das Blut der Menschen begehrten.“

Peter spürte, wie sich die Puzzleteile in seinem Kopf zusammenfügten. „Die geflügelten Krieger… die reptilienhaften Wesen… das war der Krieg, von dem Bek’Ti floh?“

Grey Hawk nickte langsam. „Die Erde war nie unser allein, Peter Andel. Sie war und ist ein Schlachtfeld. Seit Äonen streiten sich die Kinder der Sterne um diesen blauen Stein. Bek’Ti war der Erste, der uns die Wahrheit zeigte. Doch die Dunkelheit ist geduldig. Sie wartet.“ Der Schamane blickte auf den Kubus. „Dieses Artefakt… es ist nicht nur ein Schlüssel zu den Visionen. Es ist ein Echo seiner Warnungen. Und der Beginn eines Erwachens.“

Die letzten Worte des Schamanen hallten in der Abenddämmerung wider, während die ersten Sterne am Himmel aufgingen. Peter blickte auf den geheimnisvollen Kubus in seinen Händen, dann zu Darina, deren Gesicht die gleiche Mischung aus Entsetzen und Entschlossenheit zeigte wie seines. Die Welt, die sie zu kennen glaubten, hatte sich gerade unwiderruflich verändert.

Kapitel 3: Die Sternenkarte

Die Nacht legte sich wie ein schwerer Schleier über die Black Rock Desert, doch im Herzen von Grey Hawks Siedlung brannte ein kleines Feuer, dessen Flammen die Gesichter von Peter, Darina und dem alten Schamanen in warmes Licht tauchten. Die letzten Worte Grey Hawks, die von einem interstellaren Krieg und einem von den Sternen geflohenen Überlebenden sprachen, hallten noch in Peters Ohren nach. Die Luft knisterte förmlich vor unausgesprochenen Fragen und der plötzlichen Erkenntnis, dass die Menschheit nicht allein war – und nie gewesen war.

Peter hielt den Kubus in den Händen, dessen dunkles Material nun ein schwaches, internes Leuchten zeigte. Die Glyphen auf seiner Oberfläche schienen sich zu bewegen, zu atmen, als ob sie unter der Oberfläche verborgene Informationen enthielten, die nur auf den richtigen Moment warteten, um sich zu entfalten.

„Grey Hawk“, begann Peter, seine Stimme war erfüllt von einer neuen Dringlichkeit. „Sie sprachen von Bek’Ti, der floh. Und von den anderen, die ihm folgten. Was ist mit ihnen geschehen? Sind sie immer noch hier?“

Der Schamane blickte in die Flammen. „Die Dunkelheit ist geduldig. Sie hat sich versteckt, gewartet. Ihre Spuren sind überall, in den alten Geschichten, die zu Märchen wurden. In den Ritualen, die zu Aberglauben verkümmerten. Sie sind die Schatten hinter den Schatten, die Hände, die die Fäden ziehen.“ Er nickte in Richtung des Kubus. „Dieses Artefakt ist nicht nur Bek’Tis Zeugnis. Es ist sein Kompass. Sein Fluchtweg. Sein Ruf.“

Peter spürte einen Adrenalinstoß. „Ein Kompass? Was meinen Sie?“ Er konzentrierte sich auf den Kubus, so wie er es bei den Visionen gespürt hatte, als sich sein Geist mit ihm verband. Die Glyphen, die zuvor nur organische Muster gewesen waren, begannen sich vor seinen Augen neu anzuordnen. Das schwache Leuchten im Inneren verstärkte sich, und ein feines, silbriges Netz von Linien und Punkten materialisierte sich auf der Oberfläche des Kubus, als würden sich unsichtbare Kanäle öffnen.

Darina, die sich nähergelehnt hatte, stieß einen leisen Schrei der Überraschung aus. „Mein Gott… das ist… das ist eine Sternenkarte!“

Tatsächlich. Was sich da auf der Oberfläche des Kubus formte, war eine dreidimensionale Darstellung eines Sternensystems, die wie eine interaktive holografische Projektion wirkte. Punkte leuchteten in verschiedenen Farben, verbunden durch feine, laserartige Linien, die Himmelsrouten nachzeichneten. Ein besonders heller Punkt hob sich hervor, den Peter intuitiv als ihren aktuellen Standort, die Erde, interpretierte. Ein weiterer, viel weiter entfernter Punkt, leuchtete innerhalb einer Konstellation, die Peter aus seinen astronomischen Kenntnissen als Lyra identifizieren konnte. Ein dritter, noch entfernterer Punkt, schimmerte am Rande der Darstellung, eingebettet in die markanten Sterne des Orion-Gürtels.

Grey Hawk betrachtete die leuchtende Karte mit ernster Miene. „Bek’Ti kam von dort“, sagte er und deutete auf Lyra. „Seine Feinde jagten ihn bis hierher. Sie kommen auch von dort, oder von den Welten, die sie auf ihrem Weg erobert haben.“ Er wies auf Orion. „Das ist ein Ort des Sammelns. Ein Ort der Macht. Ein Ort der alten Götter, wie einige es nennen.“

Peter spürte, wie sich ein Knoten in seinem Magen zusammenzog. Die Mythen. Plötzlich ergaben sie Sinn. Die Schöpfungsmythen der Sumerer, die ägyptischen Götter, die auf Sternenschiffen kamen, die indischen Veden, die von himmlischen Vimanas sprachen. All die Kulturen, die scheinbar isoliert voneinander dieselben Geschichten von Göttern erzählten, die vom Himmel fielen, von Drachen, die die Erde beherrschten, von geflügelten Wesen, die Zivilisationen gründeten und zerstörten. Sie waren keine bloßen Märchen mehr. Sie waren verschlüsselte Berichte.

„Die Mythen… sie sind die Wahrheit“, flüsterte Peter. „Die Symbole… die Geschichten der Drachen, der geflügelten Schlangen, der vom Himmel herabsteigenden Herrscher. Sie erzählen alle dieselbe Geschichte. Nur in Symbolen verschlüsselt, damit nur die Eingeweihten sie verstehen.“

Darina nickte langsam, ihre Augen waren weit. „Deshalb haben die offiziellen Archäologen sie immer ignoriert. Weil sie nicht in das anerkannte Narrativ passen. Weil sie etwas viel Größeres, Älteres und Furchterregenderes andeuten.“

Ein Gefühl der Dringlichkeit überkam Peter, das ihn bis ins Mark erschütterte. Die Sternenkarte war kein bloßer Wegweiser zu fernen Welten. Sie war eine Landkarte der Macht, ein Zeugnis eines kosmischen Konflikts, der direkt vor ihrer Haustür ausgetragen wurde, verborgen unter dem Schleier des Vergessens. Und das Artefakt, das in seinen Händen leuchtete, war der Schlüssel, der diesen Schleier lüftete.

Kapitel 4: Die Königin der Sterne

Die Sternenkarte auf dem Artefakt erlosch so abrupt, wie sie erschienen war, und ließ Peter und Darina in der Dunkelheit der Wüstennacht zurück, nur erleuchtet vom flackernden Feuerschein. Doch die Bilder der leuchtenden Konstellationen und der damit verbundenen kosmischen Geschichte hatten sich tief in ihr Bewusstsein eingebrannt. Grey Hawks Erzählungen hatten aus alten Mythen eine beunruhigende Realität gemacht.

„Sie haben die Erde nie verlassen“, flüsterte Darina, die ihre Arme um sich schlang, als wolle sie sich vor einer unsichtbaren Kälte schützen. „Die Reptiloiden, die Bek’Ti verfolgten… sie sind noch hier. Und sie haben die Menschheit manipuliert, seit wir aufrecht gehen.“

Peter nickte. „Das ist die einzige logische Erklärung für die Wiederholung dieser Motive in allen Kulturen. Die Drachen, die Schlangen, die geflügelten Wesen, die Zivilisationen brachten und forderten. Es sind keine Zufälle. Es sind Erinnerungen. Unterdrückte Wahrheiten.“

Grey Hawk, der die ganze Zeit schweigend gelauscht hatte, nickte bedächtig. „Die Alten haben von einer Königin gesprochen. Die Große Schlange, die Mutter des Blutes. Sie ist die Fädenzieherin. Von ihr gingen die Linien aus, die die menschlichen Stämme wie Lehm formten.“

Kaum hatte der Schamane die Worte gesprochen, begann der Kubus in Peters Händen erneut zu vibrieren. Diesmal war das Leuchten nicht silbern, sondern pulsierte in einem tiefen, hypnotisierenden Grün. Die Glyphen darauf verschwammen und formten sich zu einem neuen Strom von Bildern, die direkt in Peters Geist eindrangen, jedoch weniger chaotisch als die ersten Visionen, fast wie eine gezielte Übertragung.

Er sah eine Gestalt von atemberaubender, fremdartiger Schönheit. Eine Frau, die nicht ganz menschlich war. Ihre Haut schimmerte smaragdgrün unter goldenem Gewand, und ihr Haar glänzte wie schwarzer Obsidian. Ihre Augen waren von derselben tiefen, hypnotischen Glut wie die der reptilienhaften Krieger aus seiner ersten Vision, aber in ihnen lag eine uralte Weisheit und eine unendliche Grausamkeit. Sie saß auf einem Thron, der aus gekrümmten, schuppigen Formen zu bestehen schien, umgeben von einem Hofstaat, der teils menschlich, teils grotesk schuppig war.

Er verstand: Dies war die Königin, von der Grey Hawk gesprochen hatte. Ihre Vision zeigte, wie sie seit Jahrtausenden die Blutlinien der Menschheit manipulierte. Familien, die zu Königshäusern aufstiegen, Priesterkasten, die Wissen hüteten, geheime Gesellschaften, die scheinbar die Geschicke der Welt lenkten – alle waren nur Marionetten in ihrem komplexen Spiel.

Die Visionen zeigten auch einen Geheimbund. Männer und Frauen, die sich in Schatten trafen, mit symbolischen Drachen-Tätowierungen oder Amuletten. Sie bewachten uralte Stätten, hielten geheime Aufzeichnungen und sorgten dafür, dass die "reinen" Blutlinien der Königin bestehen blieben. Sie waren "Die Hüter des Drachen", loyale Diener einer Macht, die weit über das menschliche Verständnis hinausging. Die Vision endete mit dem Bild eines Auges, das in einer geschuppten Handfläche ruhte, beobachtend, bewachend.

Peter zuckte zusammen, als die Vision abrupt abriss und der Kubus wieder zu seinem stillen, dunklen Material zurückkehrte. Er atmete schwer, sein Herz pochte wild. Darina blickte ihn besorgt an.

„Was hast du gesehen?“, fragte sie, ihre Stimme kaum mehr als ein Flüstern.

„Die Königin“, antwortete Peter, seine Stimme rau. „Und ihre Marionetten. Die Hüter des Drachen. Sie kontrollieren alles. Seit Äonen. Regierungen, Religionen, die Eliten… alles ist nur ein Teil ihres Netzes.“

Grey Hawk nickte, seine Augen fest auf Peter gerichtet. „Die Schlange legt ihre Schlingen lange, bevor das Opfer es bemerkt. Aber das Artefakt… es hat dich nicht nur gezeigt, was war. Es hat dich erwählt. Es hat dir ihren Plan offenbart. Und das ist erst der Anfang.“

Peter blickte auf den Kubus. Er war kein Archäologe mehr, der nach verlorenen Kulturen grub. Er war in einen Jahrtausende alten Krieg hineingezogen worden, dessen Fronten er kaum zu begreifen begann. Und in seinen Händen hielt er den Schlüssel zu einer Wahrheit, die die Welt, wie sie sie kannten, für immer verändern würde.

Kapitel 5: Das Erwachen

Die letzte Vision der reptiloiden Königin und ihrer „Hüter des Drachen“ hatte Peter bis ins Mark erschüttert. Die Nacht am Lagerfeuer, umgeben von der unwirklichen Stille der Wüste, schien plötzlich voller lauernder Schatten. Das Artefakt, das er nun wieder fest in der Hand hielt, war nicht länger nur ein Fundstück; es war ein Tor zu einer Wahrheit, die sein gesamtes rationales Weltbild in Stücke riss. Dr. Peter Andel, der nüchterne Archäologe, war nicht mehr. An seiner Stelle begann etwas Neues zu erwachen – etwas Uraltes.

„Du bist nicht mehr derselbe, Peter“, stellte Darina fest, als die ersten grauen Schleier des Morgens den Horizont malten. Ihre Stimme war sanft, doch in ihren Augen lag eine Mischung aus Sorge und tiefem Verständnis. „Die Visionen… sie verändern dich.“

Peter nickte stumm. Er spürte es. Eine wachsende Verbindung zu den Ereignissen, die er erlebt hatte. Die Bilder der brennenden Städte, der geflügelten Krieger, der smaragdgrünen Königin – sie waren nicht mehr nur flüchtige Eindrücke. Sie waren Erinnerungen, die sich in sein Bewusstsein brannten, so lebendig, als hätte er sie selbst erlebt. Er begann, die Welt um sich herum mit neuen Augen zu sehen. Der Schleier der Normalität lüftete sich, und er erkannte Muster und Symbole, die zuvor unsichtbar gewesen waren: Die Schlange im Logo eines Energiekonzerns, die stilisierte Drachenform in einer alten Kathedrale, die verborgenen Botschaften in politischen Reden. Überall sah er die subtilen Anzeichen der reptiloiden Präsenz. Grey Hawks Worte, dass „die Erde nie unser allein“ war, hallten in ihm wider und gewannen an beängstigender, unumstößlicher Bedeutung.

Als Peter das Artefakt berührte, geschah es wieder. Diesmal war es keine chaotische Flut von Bildern, sondern eine gezielte, kohärente Erinnerung. Er befand sich plötzlich nicht mehr in der Wüste Nevadas, sondern stand auf den Zinnen einer schimmernden Stadt aus Kristall und Gold. Er war nicht Peter Andel, sondern ein Krieger in kunstvoller Rüstung, die im Sonnenlicht funkelte. Die Luft war erfüllt vom Geruch des Meeres und von der metallischen Note herannahenden Konflikts.

Er sah sich selbst – den atlantischen Krieger – inmitten einer tobenden Schlacht. Geflügelte Wesen mit menschlichen Körpern, aber schuppiger Haut und Klauen, kämpften an seiner Seite gegen groteske, echsenartige Kreaturen, die aus den Tiefen eines Meeres zu steigen schienen. In dieser Vision durchschaute der Krieger die Manipulation der reptiloiden Königin. Er spürte den Verrat, der sich durch seine eigene Zivilisation zog, sah die Fäden, die von der Dunklen Herrscherin gesponnen wurden. Und in einem Moment glasklarer Erkenntnis, inmitten des Chaos, schloss er sich dem Widerstand an, hob seine leuchtende Waffe gegen die Unterdrücker.

Diese Vision war mehr als nur eine Erinnerung; es war eine Aktivierung. Peter spürte, wie eine innere Kraft in ihm erwachte, ein Potential, das er nie gekannt hatte. Es war, als würde seine „Hybrid-DNA“, von der er später erfahren sollte, zum Leben erweckt. Eine Wut, eine Entschlossenheit, ein unbändiger Drang, die Wahrheit aufzudecken und zu handeln, durchströmten ihn. Das rationale Korsett seines alten Ichs zerbrach.

Als die Vision endete und Peter wieder in seinem Körper war, blickte er Darina an, seine Augen leuchteten. „Ich war einer von ihnen“, flüsterte er, seine Stimme von der Heftigkeit des Erlebten rau. „Ich habe gekämpft. Damals.“

Grey Hawk, der schweigend zugehört hatte, nickte. „Das Blut spricht zu dir, Sohn des Erwachens. Das Echo der Ahnen. Du bist nicht nur der Sucher, du bist auch der Auserwählte. Der alte Krieg erwacht in dir.“

Die „Hüter des Drachen“, von denen er in seinen Visionen erfahren hatte, schienen plötzlich nicht mehr eine ferne Bedrohung zu sein. Sie waren real, präsent, und Peter wusste, dass sie näher waren, als er dachte. Die Zusammenhänge zwischen den alten Mythen, den Sternenkarten und der gegenwärtigen Realität waren nun erschreckend klar. Er war kein passiver Beobachter mehr. Er war ein Teil dieses uralten Konflikts, und sein Erwachen war erst der Anfang. Die Welt hatte sich verändert, und er mit ihr. Ein Kampf begann – nicht nur im Außen, sondern auch in seinem eigenen Inneren. Er war bereit.