Das Elend unter mir - Anna Mende - E-Book

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Anna Mende

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Beschreibung

Sie zogen nacheinander in die Wohnung ein, Josefa, Ottilie und Irmtrud. War man die eine los, folgte die andere. Die eine ideenreiche Unternehmerin, die andere Pechvogel auf der ganzen Linie, während Nummer drei vor kriminellen Energien nur so strotzte. Die leidgeprüfte Nachbarin und der fassungslose Vermieter fallen von einem Schrecken in den nächsten. Sie werden bedingt durch die jeweilige Mieterin täglich mit beispiellosen Phänomenen konfrontiert, denen es an Kuriosität nicht mangelt.

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Anna Mende

Das Elend unter mir

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Männer oder Frauen

 

 

Josefa, Ottilie und Irmtrud haben mit Sicherheit das eine gemeinsam:

Sie bewohnten als Mieterinnen die Wohnung, die sich unter meiner befindet. Nicht gemeinsam sondern nacheinander, aufgereiht wie Perlen auf einer Kette. Die eine ging, die andere kam. Das erfolgte jeweils nahtlos. Im Schnitt blieben sie zwei Jahre. Die eine etwas länger, die andere dafür kürzer. Somit bleibt es bei dem Mittelwert von siebenhundertdreißig Tagen.

Immer nur Frauen bewarben sich um die Wohnung, wenn wieder einmal ein Wechsel bevorstand. Der Vermieter reagierte stets zügig, um auf Mieteinnahmen nicht zu verzichten. Unter zahlreichen Bewerberinnen wurde eine ausgewählt, die das große Los gezogen hatte und einziehen durfte. Könnte zur Abwechslung auch 'mal ein Mann einziehen, stellte ich mir vor. Ganz gleich ob jung, älter oder alt, auf jeden Fall ein Mann. Die fühlten sich scheinbar nicht angesprochen, wenn per Anzeige in der hiesigen Tageszeitung ein/e Nachmieter/in für diese Heimstatt gesucht wurde. Was war nur der Grund dafür?

„Das kann ich dir genau sagen“, klärte meine Freundin Maren mich auf. „Die Wohnung ist zu groß und unmöbliert.“

„Das ist ein Grund aber kein Hindernis“, wehrte ich ab, „außerdem, so groß ist die Wohnung auch wieder nicht, dass ein Mann sich darin verirren könnte. Und Möbel brauchen die doch auch ergo werden sie über welche verfügen.“

„Tun sie eben nicht“, legte Maren noch eins drauf, „die meisten jedenfalls stehen mit leeren Händen da, wenn sie eine neue Bleibe suchen.“

Maren musste es wissen. Sie vermietete ein 1-Zimmer-Appartement samt Bad, wo es an Einrichtungsgegenständen nicht fehlte. Tisch mit vier Stühlen, Sofa, kleiner Beistelltisch, Schrank und natürlich ein Bett. Die Fläche war somit gut ausgelastet. Sogar Gardinen hingen an den Fenstern.

„Vergiss die Garderobenhaken neben der Eingangstür nicht“ ,erinnerte mich Maren, als ich alles aufzählte, was sie an Mobiliar einem Mieter zu bieten hatte.

Für persönlichen Bestand war kein Platz, außer für Kleinkram wie Zeitungs- und Schirmständer oder der Mülleimer, an dem man besonders hing.

„Das heißt“, dämmerte es mir, „Männer wollen in der Regel einziehen und sich ad hoc heimisch fühlen.“

„So ist es“, bestätigte Maren meine Vermutung.

Tatsache war, wenn Maren ihr möbliertes Appartement zur Vermietung anbot, stürzten sich ausnahmslos männliche Interessenten darauf.

Allmählich begriff ich und begann den Grund dafür zu erfassen.

„Klar“, schlug ich mir mit der flachen Hand vor die Stirn, „wenn eine Beziehung kippt, verlässt meist der Mann das Heim. Der komplette Hausstand bleibt lückenlos bei Frau und Kindern.“

„Manche haben beim Einzug lediglich den Flachbildschirm unter den einen Arm, eine Tasche mit Kleidung und Waschzeug unter den anderen geklemmt.“

„Das war's dann?“, hakte ich nach.

„Das war's dann“, bestätigte Maren. „Einige bringen noch nicht einmal den Fernseher mit.“

Es waren nicht nur Getrennte, die bei Maren aufschlugen. Auch junge Typen, die sich endgültig vom Hotel Mama lossagten. Das Geld, das sie für den Möbelkauf einsparten, investierten sie lieber in ein Auto. Dafür zogen viele nach kurzer Zeit wieder aus. Oft bereits nach drei bis vier Monaten und Maren pries das Quartier erneut auf dem Wohnungsmarkt an. Die Gründe des raschen Auszugs waren neuer Job verbunden mit Ortswechsel, die neue Partnerin mit schicker geräumiger Wohnung, die auf Mann nur so wartete oder reumütige Rückkehr zu Ehefrau und Kindern. Einer der jungen Mieter konnte sich mit Wäsche waschen, Einkaufen, auch noch selber kochen und Toilette putzen gar nicht arrangieren und bekam Heimweh. Als Grund für seinen raschen Auszug nannte er seine Mama, die ohne ihn verloren sei und sich darauf freue, endlich wieder sein Lieblingsessen zu kochen. Sie sei entzückt, abermals seine Wäsche gereinigt und gebügelt sorgsam in den Schrank zu räumen.

Demnach standen die Chancen schlecht, einen männlichen Hausbewohner unter mir zu wissen. Zum einen war das Heim doppelt so groß wie Marens und so leergeräumt wie mein Bankkonto am Monatsende. Aussichtslos, dass ein Mann beim nächsten Mieterwechsel zugriff. Es sei denn außer Fernseher, Tasche mit Waschzeug und Kleidung hatte er eine Luftmatratze in seinem Umzugsgut, womit er zumindest für den Anfang auskam.

„Was gefällt dir daran nicht, Frauen als Hausgenossinnen gutzuheißen?“, klopfte Maren auf den Busch.

„Ooch, weißt du“, begann ich und schenkte mir eine zweite Tasse Kaffee ein, „Frauen sind einfach ein Ballast.“ Ich stellte die Kanne wieder ab und sah Maren über den Tisch hinweg an.

„So wie wir beide?“, sagte sie und lachte sich halbtot.

„Nein … nein, versteh' das nicht falsch“, korrigierte ich mich und hob entschuldigend die Hände, „das trifft ja nicht immer und schon gar nicht auf alle zu. Ausgerechnet die drei, die unter mir verweilten, nacheinander versteht sich, waren …“ Ich schnipste mit den Fingern. Mir fehlte der passende Ausdruck.

„Eine Heimsuchung“, brachte Maren den Satz zu Ende.

„Genauso“, pflichtete ich bei und dann sprudelte es nur so aus mir heraus. Maren war ganz Ohr.

 

 

Josefa

Es klingelte an meiner Haustür. Ich öffnete. Ein Rauschgoldengel stand davor. Blonde Locken wallten bis zu den Schultern. Gespannt wartete ich, was dieses himmlische Kind von mir wollte.

„Guten Tag“, sagte der Engel mit rauchiger Stimme, „ich wohne seit zwei Tagen in der Wohnung darunter. Ich bin Josefa Berker.“

„Freut mich“, hörte ich mich sagen, obwohl sich meine Freude in Grenzen hielt. Was war mir da ins Haus geschneit, war mein erster Gedanke und war bemüht, mir meine Vorbehalte nicht anmerken zu lassen. Ich schluckte, dann stellte ich mich vor und wir reichten uns die Hand. Mein Blick fiel auf ein von Genuss und Lust, als auch Frust gezeichnetes Antlitz und nicht alltägliche Kleidung. Für ihr Alter, so um die fünfzig, hatte sie in Stil und Farbe krass daneben gegriffen. Das giftgrüne Kleidchen mit dem kurzen Röckchen, Modell Reeperbahn im Dämmerlicht, legte oben wie unten zu viel Haut frei, die besser unter Tuchgewebe verborgen bliebe. Die neue Mieterin umgab ein Hauch von Nikotin, der sich allmählich zu mir auf den Weg machte. Ich hielt den Atem an.

„Schön, dass ich Sie angetroffen habe“, meinte Josefa, „ich denke, wir werden gut miteinander auskommen.“

Ich nickte. Reden konnte ich nicht. Mir fehlten die Worte. Zudem hielt ich immer noch den Atem an. Wenn das noch lange geht, bin ich mit meiner Puste am Ende.

„Vielleicht trinken wir 'mal in den nächsten Tagen einen Kaffee zusammen“, schlug Josefa vor, „damit wir uns besser kennenlernen. Aber erst muss ich unten Ordnung schaffen. Ich melde mich bei Ihnen.“

„Ja, das ist gut, sehr schön“, flötete ich, „dann gutes Gelingen und noch einen schönen Tag.“

Josefa befand sich bereits auf der Treppe nach unten. Ich schloss schnell die Tür, immer noch Nikotindunst in der Nase. Ich lehnte mich von innen an die Wohnungstür und rang nach Luft. Diese Erscheinung in feurigem Look musste ich erst einmal verdauen. Wie war noch der Vorname? Josefa! So hießen eher Ordensfrauen. Das war bestimmt keine. Und überhaupt, was machte die so den lieben langen Tag oder in endlosen Nächten? Die Frage begann mich zu beschäftigen. Auf eine Antwort wollte ich nicht lange warten. Die Neugier hatte mich gepackt. Nur wie brachte ich das schnellstmöglich ans Licht? Hinunter gehen und klingeln?

„Ach, übrigens, ich wollte gerne noch wissen …“ Nein, geht nicht. Runtergehen, darauf hatte ich gar keinen Bock. Für heute war mein Bedarf an giftgrünen Kleidchen und Odeur von Zigaretten gedeckt.

Josefas Vermieter fiel mir ein. Ganz sicher weiß Artur Kleinemann, was seine Mieterin so ausmacht. Ich kramte nach der Telefonnummer und wählte. Es dauerte eine Weile bis Herr Kleinemann sich meldete. Gerade wollte ich auflegen als ich seine Stimme hörte.

„Alles in Ordnung bei Ihnen?“, wollte er wissen.

„Ja, klar, bei mir schon, soweit ist alles in Ordnung“, druckste ich herum.

„Jetzt sind Sie ja wieder in bester Gesellschaft“, bemerkte Herr Kleinemann und ließ sein sonores Lachen hören.

„Was meinen Sie damit?“, fragte ich arglos.

„Naja, Frau Berker, sie wohnt doch seit zwei Tagen unter Ihnen“, teilte mir Herr Kleinemann mit. „Haben Sie sich schon bekannt gemacht?“

„Äh, das haben wir. Heute war sie oben.“

„Patente Person, im Vergleich mit den anderen Bewerberinnen, da hatte keine wirklich eine Chance,“ verriet er mir. „Aber das bleibt bitte unter uns.“

„Gebongt!,“ versprach ich ihm, „wo wir gerade beim Thema sind, Herr Kleinemann, was macht Josefa, ich meine Frau Berker, denn so beruflich?“

„Das ist eine ganz große Nummer“, schwärmte mein Gesprächspartner. Pause..... . Gespannt wartete ich auf des Rätsels Lösung und drückte den Hörer fest an mein Ohr.

„Ja, ich bin noch dran,“ brachte ich mich in Erinnerung.

„Frau Berker leitet die Küche im Seniorenheim “Silberlocke“ seit genau elf Jahren“, sagte Herr Kleinemann mit feierlichem Klang in seiner Stimme.

„Wow,“ brachte ich meine Verblüffung zum Ausdruck. „Das hätte ich nicht gedacht. Ich bin baff. Ein toller Job, mit so viel Verantwortung.“ Herr Kleinemann war ganz meiner Meinung.

„Nur schade mit dem Sohn“, setzte er noch hinzu, „das hat Frau Berker wirklich nicht verdient.“

Familienanhang von Josefa war für mich momentan ohne Belang. Ich wusste nun was ich wissen wollte, verabschiedete mich und legte auf. Josefa eine begnadete Köchin, wer hätte das gedacht. Ich am allerwenigsten. Der giftgrüne Fummel fiel mir ein. Aber der war halt Freizeit- und keine Berufskleidung. Mit Kochmütze und weißer Schürze war man ein ganzer anderer Mensch. War ich gerade dabei, die neue Mieterin gewaltsam in günstigeres Licht zu rücken und machte mir etwas vor? Vielleicht wird’s ja noch und teile eines Tages Herrn Kleinemanns Apperzeption. Dann sind wir beste Freundinnen und ich kann mir ein Leben ohne Josefa in diesem Hause nicht mehr vorstellen. Momentan war ich davon weit entfernt.

 

 

 

 

Der Schlüssel

 

 

Am folgenden Tag ging meine Türklingel schon am Morgen. Es war noch vor acht. Da es so gut wie nie vorkommt, dass um diese Uhrzeit bei mir jemand auf der Matte steht, fuhr mir der Schrecken in die Glieder. Ich war noch in meiner Bettkleidung unterwegs, dachte über die Reihenfolge erst Kaffee dann Bad oder eher umgekehrt nach, als mich das Läuten wie ein Schlag auf den Kopf traf. Etwas ist passiert, etwas Schlimmes, fürchtete ich. Vielleicht brennt's unter mir bereits lichterloh? Josefa mit ihren Zigaretten hat nicht aufgepasst. Jetzt ist die Hütte ein Flammenmeer. Jemand ist gekommen, um mich hinaus zu zerren, auch mit Bettkleidung. War ja in dem Moment egal. Mit schlotternden Knien ging ich los und riss die Tür auf. Mir klappte die Kinnlade runter, Josefa stand davor. Gesund und heil ohne Ruß auf Haut oder Kleidung.

„Hoffentlich habe ich Sie nicht geweckt?“, erkundigte sie sich fürsorglich und hielt mir einen Schlüssel mit Anhänger vor's Gesicht. Nicht geweckt, aber einen Riesenschrecken verpasst.

„Nein, nein ganz und gar nicht. Bin schon eine ganze Weile auf den Beinen,“ log ich.

Sollte sie glauben oder nicht. Warum war ich so feige und hielt mit der Wahrheit hinterm Berg.

„Muss leider heute wieder zur Arbeit“, ließ sie mich wissen.

„Ach, schon, so kurz nach dem Umzug“, rang ich mir ab. Was wollte sie bei mir mit ihrem Schlüssel? Das sah nach freiem Zugang in die Wohnung während ihrer Abwesenheit aus. Sollte ich an ihrer Stelle die Kisten auspacken oder Regale zusammenschrauben, während sie in der 'Silberlocke' kochte. Kann sie vergessen.

„Ich wollte Sie fragen“, … da kam es schon. Ich richtete mich auf, was mich mindestens drei Zentimeter größer machte und atmete tief durch. Ganz so, als wollte ich mein Gegenüber auf die Art davon abhalten, mir irgendeine Frage zu stellen.

„Ob Sie heute so am Vormittag zu Hause sind?“ War ich zu Hause? Ich dachte nach.

„Ja, äh, natürlich,“ stammelte ich und hätte mich am liebsten selbst geohrfeigt.

„Meine neue Spülmaschine wird gebracht. So um elf 'rum“, tat Josefa kund, „da stecke ich ja voll in der Arbeit.“

Ich stellte sie mir ganz in weiß zwischen Riesentöpfen und schmauchenden Pfannen vor, beim Schnippeln, Rühren und Abschmecken. Darüber hinaus Schweißperlen, die langsam von der Stirn über das Gesicht liefen. Wo sie dann hinfielen blendete ich aus.

„Die Spülmaschine wird auch gleich angeschlossen,“ plapperte sie weiter, „das dauert dann.“

Das sind ja Aussichten, graute mir. Wozu überhaupt die Spülmaschine. Die paar Teile kann die per Hand spülen. Groß kochen braucht die doch zu Hause nicht. Sitzt ja schließlich durch den Job an der Quelle.

„Abgemacht“, versprach ich, „ich lasse den Mann in die Wohnung.“

„Gut, dann klebe ich einen Zettel an meinen Briefkasten, dass er bei Ihnen klingeln soll“, schlug Josefa vor. Ich nickte, nahm den Schlüssel entgegen und beschloss, zuerst ins Bad zu gehen.

 

 

Die Spülmaschine

 

 

Pünktlich um elf meldete sich der Techniker mit der Spülmaschine. Ich griff nach dem Schlüssel, den ich auf meinem Schuhschrank im Flur deponiert hatte, drückte auf den Türöffner und schloss meine Wohnungstür von außen.

„Die Spülmaschine für Berker“, hallte es durch's Treppenhaus.

„Komme“, rief ich und schon stand ich vor Josefas Refugium. Was mich wohl hinter dieser Tür erwartet, dachte ich und schloss auf. Der Techniker folgte mir auf dem Fuße und gemeinsam betraten wir die Küche.

„Also hierher“, sagte er mit Kennerblick, die Lücke zwischen den Unterschränken betrachtend, „na, dann woll'n wir 'mal“, und war verschwunden.

Ich ließ meinen Blick durch die Küche schweifen. In einer Ecke waren Umzugskartons gestapelt, was vertretbar war. Auch sonst nichts Schändliches und ein “hab' ich mir's doch gleich gedacht“ war somit hinfällig. Keine leeren Schnapspullen oder überquellende Aschenbecher sichtbar. Keine Dessous, die über der Rückenlehne eines Stuhles hingen. Wo war das eine oder auch mehrere Nagellackfläschchen, die so gerne auf dem Küchentisch oder der Fensterbank vergessen wurden? Ich beschloss, weitere Räumlichkeiten zu erkunden. Wenn ich schon 'mal hier war, was soll's, redete ich mir zu. Die Neugier trieb mich um.

Bevor mein Rundgang begann, war lautes Ächzen und Schnaufen vernehmbar. Der Techniker bog schweißgebadet um die Ecke, einen Riesenkarton vor den Bauch gepresst. Krachend landete das Ding auf dem Küchenboden begleitet von einem „das hätten wir“ aus dem Munde eines abgeschlafften Monteurs.

„Jetzt noch das Werkzeug“, keuchte er und begab sich erneut nach draußen.

Schnell huschte ich ins Wohnzimmer und überließ die Küche dem fachkundigen Klempner. Die gute Stube war komplett. Ein Sofa und ein Sessel jeweils mit Überwurf im Leoparden Look. Geschmackssache. Die Stehlampe mit rotem Schirm machte mich neugierig. Ich schaltete sie an und betätigte den Dimmer. Rötliches Licht in diversen Nuancen strahlte aus. Abstrus. Ich knipste aus und ließ die Finger von dem Leuchter. Hier war schon mehr los als in der unscheinbaren Küche. Hier roch es auch leicht verrucht nach Qualm. Demnach befand ich mich in Josefas Raucherzone, obwohl weder Aschenbecher, Zigaretten oder Feuerzeug herum lagen.

Ich näherte mich einer Anrichte. Zwischen ein paar Nippsachen, die darauf herumstanden, war ein Aufstell-Bilderrahmen mit dem Foto von einem jungen Mann. Ich blieb davor stehen und betrachtete es genauer. Die Person auf dem Foto kam mir bekannt vor. Mir fiel nicht ein woher. Oder täuschte ich mich und saß einer Verwechslung auf? Vorsichtig griff ich nach dem Rahmen, um das Foto aus der Nähe anzuschauen. Den kannte ich. Da war ich mir sicher. Allerdings nicht hier aus dem Haus. Woher sonst war hier die Preisfrage. Vielleicht kaufte der auch im gleichen Supermarkt wie ich ein? Oder ging zum selben Friseur. Es gab unzählige Möglichkeiten, immer wieder den selben Menschen zu begegnen ohne sich näher zu kommen.

Einen zwielichtigen Eindruck machte er schon, fiel mir auf und stellte behutsam das Bild an seinen Platz zurück.

„Soll ich die Verpackung mitnehmen?“, erscholl eine Männerstimme aus der Küche. Lieber Gott, den gab's ja auch noch. Hätte ich beinahe vergessen. Ich eilte zur Küche, wo sich ein Haufen Pappe und Styropor auf dem Boden stapelte. Raus damit, war meine Meinung.

„Das kann weg“, entschied ich, „braucht hier niemand mehr.“

Dienstbeflissen trat der Klempner alles zusammen, wobei ich ihm behilflich war. Dann sammelten wir die zu Kleinstformat gepresste Pappe und die Styropor Teile auf. Zusammen trugen wir Abfall und Werkzeug zum Wagen der Firma Abfluss und schoben alles in den Laderaum.

Das war erledigt, atmete ich auf, zog Josefas Wohnungstür zu, schloss einmal um und ging zu mir nach oben.