Das Ende der menschlichen Zivilisation oder ein dauerhafter Weltfriede - Dr. Lothar Höhn - E-Book

Das Ende der menschlichen Zivilisation oder ein dauerhafter Weltfriede E-Book

Dr. Lothar Höhn

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Beschreibung

Wohin steuert die Menschheit? Hat sie sich bereits auf einen unumkehrbaren Pfad begeben, der ins endgültige Verderben führt, oder gibt es doch noch ein ganz besonderes Weltfriedensprojekt, das eine totale Abrüstung zur Folge haben könnte? Welche Logik führt aufgrund der Weltgeschichte gesetzmäßig in die eine oder andere Richtung? Könnte es aufgrund einer völlig neuen Erkenntnis zu starken positiven innen- und außenpolitischen sowie auch zu weltpolitischen Veränderungen kommen? Mit den Ausführungen in diesem Werk wird der Versuch unternommen, auf diese Fragen plausible Antworten zu geben.

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Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einleitende Gedanken

I. Die Weltgeschichte von Religionen, Ideologien und Philosophien geprägt

Polytheistische Religionen

Monotheistische Religionen

Taoismus, Hinduismus, Buddhismus

Die atheistische Weltanschauung

Philosophien

II. Gründe, die für das Scheitern einer dauerhaften Weltfriedensordnung genannt werden

III. Was uns aus dem Dilemma herausführen könnte

Das realistische Menschenbild akzeptieren

Den Kern der universellen Norm als alleinigen Maßstab gelten lassen

IV. Ein moderneres innenpolitisches System

Regierungsformen

Pragmatische Demokratie

Für ein friedliches Miteinander

V. Eine sinnvolle Außenpolitik betreiben

Friedenstiftende Weltdiplomatie

Die EU – eine vorbildliche Friedensunion

VI. Verfehlte weltpolitische Menschheitsgeschichte

Grausame Kampf- und Kriegsgeschichte

Sinnlose Kriege und deren Ursachen

Der fehlende Weitblick in der Menschheitsgeschichte

VII. Sicherheitspolitik – Friedenspolitik

Beiträge zum Weltfrieden

Lothar Höhn

Das Ende der menschlichen Zivilisation oder ein dauerhafter Weltfriede

Vision einer futuristischen Weltordnung

AUGUST VON GOETHE LITERATURVERLAG

FRANKFURT A.M. • LONDON • NEW YORK

Die neue Literatur, die – in Erinnerung an die Zusammenarbeit Heinrich Heines und Annette von Droste-Hülshoffs mit der Herausgeberin Elise von Hohenhausen – ein Wagnis ist, steht im Mittelpunkt der Verlagsarbeit. Das Lektorat nimmt daher Manuskripte an, um deren Einsendung das gebildete Publikum gebeten wird.

©2019 FRANKFURTER LITERATURVERLAG

Ein Unternehmen der

FRANKFURTER VERLAGSGRUPPE GMBH

Mainstraße 143

D-63065 Offenbach

Tel. 069-40-894-0 ▪ Fax 069-40-894-194

E-Mail [email protected]

Medien- und Buchverlage

DR. VON HÄNSEL-HOHENHAUSEN

seit 1987

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet abrufbar über http://dnb.d-nb.de.

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Lektorat: Dr. Annette Debold

ISBN 978-3-8372-2179-4

Vorwort

Friede ist neben Liebe wohl eines der gepriesensten Wörter der meisten Menschen. Im Laufe der Menschheitsgeschichte wird dieser Begriff in unzähligen Büchern, Abhandlungen, Ansprachen von Politikern gern benutzt und in christlichen Kirchen besonders zur Weihnachtszeit von den Kanzeln gepredigt. „Friede auf Erden“ mag vielen wie eine wohltuende Zukunftsmusik in den Ohren klingen. Wer sich die Mühe macht und Menschen am Anfang eines neuen Jahres interviewt und sie nach ihren Wünschen fragt, erkennt, dass die Sehnsucht nach Frieden oder der Erhalt des Friedens einen sehr hohen Stellenwert bekommt.

Es existieren zahlreiche zusammengesetzte Wörter, die das Wort „Friede“ enthalten, wie beispielsweise Friedensaktivisten, Friedenskonferenzen, Friedensgespräche, Friedensstifter, Friedensforschung, Friedenspropaganda, Friedensgefühl, Friedenstruppen, Friedhof; zudem sprechen wir auch vom inneren und äußeren Frieden; es gibt Menschen, die Frieden ausstrahlen usw.

Wenn wir uns abfragen, was Friede auf der gesellschaftspolitischen und weltpolitischen Ebene bedeutet, dann beinhaltet er neben der Abwesenheit von kriegerischen Handlungen auch einen Zustand des Wohlbefindens der Bürger innerhalb einer Gesellschaft, innerhalb einer Völkergemeinschaft. Für an Gott gläubige Menschen bekommt das Wort Friede wie auch die echte Liebe vielleicht schon die Komponente von etwas Heiligem, etwas, was zu den himmlischen Sphären gehört und nicht in dieser irdischen Welt verwirklicht werden kann. Atheisten mit einer materialistischen Weltanschauung erblicken eher in kommunistischen Strukturen eine irdische Verwirklichung von Friedensvoraussetzungen und von etwas Paradiesischem in der Welt.

Obwohl es zahlreiche Politiker, religiöse Führer, welcher Religion sie auch angehören mögen, und friedlich gesinnte ideologische Führer, Philosophen mit ihren humanistischen Gedanken, Soziologen, Umweltschützer, Sänger und andere im Laufe der Geschichte gegeben hat, die sich sehr stark für Frieden und Völkerverständigung engagiert haben und von denen viele Ideen für einen endgültigen Weltfrieden entwickelt worden sind, haben sie sich leider mehr oder weniger als Prediger in einer Wüste erwiesen; so sieht es noch immer so aus, als wäre ein allgemeiner Weltfriede die reinste Illusion – ein Traumgebilde; zudem erhalten viele den Eindruck, als gäbe es eher eine Weltverschlimmerung statt eine Weltverbesserung, als sei die Welt unsicherer und chaotischer statt sicherer und geordneter geworden, noch verrückter statt normaler – und das trotz mehr Sicherheitsmaßnahmen. Wenn wir die Probleme und Herausforderungen, die auf die Menschheit zukommen, betrachten, könnten wir eigentlich nur noch einen sehr pessimistischen Blick in die Zukunft werfen.

Wenn bis jetzt alle Friedens- und Weltverbesserungsideologien größtenteils gescheitert sind und noch keine dauerhafte Weltfriedenslösung in Sicht ist, muss es dafür einen sehr tiefen Grund geben, den es zu finden gilt; ist er einmal gefunden, könnten uns von dieser Basiserkenntnis ausgehend ganz neue Perspektiven eröffnet werden, die dazu beitragen, eine Weltordnung zu schaffen, die dann den lang ersehnten Dauerweltfrieden gewährleistet.

Wenn wir folgende Frage allen Erdbewohnern stellen würden: „Möchten Sie, dass Ihre Kinder in einer friedlichen oder kriegerischen Welt aufwachsen?“, dann erhielten wir – ich nehme an – wohl fast zu 100 % die Antwort: „In einer friedlichen Welt.“ Eine solche Antwort sollte uns alle optimistisch stimmen; denn sie ist bestimmt schon eine gute Voraussetzung, um nach einer völlig neuen Weltfriedensordnung zu streben – und das mit allen Konsequenzen, die sich daraus ergeben.

Der Inhalt dieses Buches soll dazu dienen, einen gangbaren Weg aufzuzeigen, wie das hohe Ziel, der Weltfriede, erlangt werden könnte. Dabei handelt es sich hauptsächlich um Anregungen, die – so wünsche ich es mir – von Spezialisten, von Politikern, Soziologen, Psychologen als nützlich erkannt werden, die dann weiter nach Möglichkeiten suchen, wie das Erkannte erfolgreich in die Praxis umgesetzt werden kann und wie die Bevölkerungen in der Welt dafür begeistert werden können.

In den von mir bereits erschienenen Büchern wird dieses Thema hier und da schon etwas angetippt. In diesem Werk soll alles mit zusätzlichen Argumenten noch vertieft und weiterentwickelt werden. Um die Gedanken nach Möglichkeit einer breiteren Leserschaft bekannt zu machen, die nicht so sehr viel von Zahlen, Details, Statistiken und Fachausdrücken hält, beschränke ich mich nur auf wichtige, allgemein verständliche Informationen.

Als langjähriger stiller Beobachter des globalen politischen Weltgeschehens und aufgrund von Studien des historischen Verlaufs der Völker der verschiedenen Erdteile, erlaube ich mir, besser ausgedrückt, fühle ich mich innerlich gedrungen, die gewonnenen Ideen zu veröffentlichen.

Einleitende Gedanken

Manche sind mir begegnet, die zwar am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, ihrer Arbeit nachgehen, soziale Kontakte pflegen, an Festen partizipieren, aber zu Hause weder Radio noch Fernsehen haben und auch keine Zeitungen lesen, weil sie weder etwas von der schrecklichen Welt hören noch sehen wollen, in der sich die Hiobsbotschaften überschlagen. Mir kommt dabei eine Dame in den Sinn, die auf diese Weise gelebt hat und uralt geworden ist. Es geht hier um Menschen, die sich in ihre eigene friedliche Welt zurückziehen, die sich vom Verrückten der Welt abkapseln, die von Filmen, in denen es Schießereien, kriminelle Handlungen, Streitigkeiten, gegenseitiges Anschreien gibt, in keiner Weise beeinflusst werden wollen. Vielleicht beneiden manche von ihnen sogar diejenigen, die auf einer einsamen Insel leben und vom Weltgeschehen sowieso nichts mitbekommen. Das Unverständnis ihrer Mitbürger bezüglich einer derartigen „Weltfremdheit“ stört sie dabei nicht.

Andere Weltbürger, die im Großen und Ganzen so ziemlich alles mitbekommen, was in der Welt geschieht, und nicht gerade in Krisengebieten leben, lullen sich in einer gewissen gefühlsmäßigen Sicherheit ein, weil sie denken, sich in einem sehr stabilen Teil der Welt zu befinden. Sie können es sich gar nicht vorstellen, dass es nach den schrecklichen zwei Weltkriegen noch zu einem dritten Weltflächenbrand kommen könnte.

Vielleicht haben die meisten Erdenbürger einen realistischeren Blick auf die Welt mit ihren Krisen. Sie gewinnen den Eindruck, als wäre die Welt völlig aus den Fugen geraten, als lebten sie in einer sehr unstabilen, unsicheren, unruhigen Zeit, und haben deshalb Angst vor dem, was auf sie zukommen könnte. Viele von ihnen empfinden es sogar so, als ginge die Weltgeschichte ihrem Ende entgegen, wofür nur ein kleiner Funke genügt, der dann ein Riesenfeuer entfacht und das gesamte Leben der Erde auslöscht. Es bleibt zu hoffen, dass es nicht dazu kommt; denn schließlich gibt es ja noch Mittel, die den Vernunfttrieb und den Verantwortungstrieb so mancher Weltpolitiker stärken könnten. Vielleicht ist es auch noch nicht zu spät, die gesamte Weltbevölkerung von einem realistischen Menschenbild, einem besseren universellen Normverständnis und, was die Gläubigen betrifft, einem realistischeren Gottesbild durch Aufklärung zu überzeugen, was dann schließlich allen ein viel besseres Los bescheren würde.

I. Die Weltgeschichte von Religionen, Ideologien und Philosophien geprägt

Ohne Frage haben Religionsstifter wie Mose, Buddha, Christus, Mohammed sowie Philosophen wie Platon, Aristoteles, Descartes, Kant und natürlich auch viele andere im Laufe der Weltgeschichte vernünftige oder unvernünftige Gedanken in die Welt gestreut oder Ideologien verbreitet – seien sie atheistisch-kommunistisch, wie wir sie von Marx, Engels, Lenin und Stalin kennen, oder nationalistisch-faschistisch, wie sie zum Beispiel von Hitler und Mussolini propagiert wurden. Alle haben mehr oder weniger dazu beigetragen, das Denken der Menschen in den Ländern der verschiedenen Erdteile zu prägen – und das nicht immer zum Positiven hin.

Polytheistische Religionen

Wer sich mit den verschiedensten Völkern des Altertums befasst, dem fällt auf, dass sie wohl alle einen Kriegsgott verehrten und nicht gerade friedlich gesinnt waren. In Ägypten wurde „Mentu“, dem ein falkenartiges Aussehen verliehen wurde, als Gott des Krieges und als Beschützer der Waffen angebetet, während einer anderen Dynastie sahen die Ägypter in „Reshep“ ihren Gott des Krieges. Für die Sumerer war „Meslamta’ea“ der Gott, der sie beim Kampf unterstützte. Die Babylonier schätzten „Ishtar“ als ihre Kriegsgöttin. Die Griechen verehrten „Ares“ als den Gott, der ihnen kriegerische Erfolge bescheren würde. Die Römer hatten an dessen Stelle ihren hochgeehrten „Mars“. Die Chinesen sahen in ihrem „Guan Yu“ den Gott, der sie bei Kriegen begleitete. Hier könnte noch eine ganze Liste der Kriegsgötter der verschiedensten Völker der Erde erwähnt werden, sie hatten hauptsächlich die Funktion, ihnen zu helfen, ihre Feinde zu schlagen, sie zu verfolgen.

Es ist schon sehr erstaunlich, was da nicht alles geglaubt wurde. Manche Völker des alten Amerikas opferten während religiöser Zeremonien ihren Göttern Gefangene als Dankbarkeit für den kriegerischen Erfolg.

Bei manchen Vielgötterreligionen soll es auch noch nach dem irdischen Tode, das heißt in der Unterwelt, Kriegshandlungen geben.

Monotheistische Religionen

Überzeugte Gläubige, welcher monotheistischen Religion sie auch angehören mögen, können sich „ein Leben ohne Gott“, von dessen Existenz sie überzeugt sind, gar nicht vorstellen. Sie sehen in ihrem Gott den Schöpfer aller Dinge, den Gott der unendlichen Liebe und des Friedens, der ihnen Halt und Hoffnung gibt, dem sie sich in allen Lebenslagen anvertrauen können. Der Glaube an IHN erleichtert den Umgang mit dem Tod und schenkt vielen inneren Frieden. Monotheistische Religionen vertrösten die Gläubigen auf eine bessere, friedvolle Welt, die sie nach dem Todesschlaf erwartet.

Leider ist es auch bei Völkern, die sich zu einer monotheistischen Religion bekennen, trotz der eben beschriebenen Erkenntnis zu Kriegen und zu Gräueltaten in schlimmster Form gekommen.

Wer das „Alte Testament“ liest, in dem die Geschichte des Volkes Israel beschrieben wird, erfährt, dass es seit dem Auszug aus Ägypten, der wohl im 13. Jh. v. Chr. stattgefunden haben soll, bis zur Eroberung Jerusalems und der Zerstörung des Tempels durch die römische Armee unter Titus im Jahre 70 n. Chr., was die Zerstreuung des Volkes zur Folge hatte, sehr oft in Kriege verwickelt war und deshalb Friedenszeiten nur sehr selten kannte.

Da die Juden ein paar Jahrtausende keinen eigenen Staat mehr hatten und praktisch in den verschiedenen Ländern, in denen sie sich aufgehalten haben, Höhen und oft schreckliche Tiefen erlebt haben, gibt es keine Antwort auf die Frage, wie sich das Volk in Palästina in einem eigenen Staat gesellschaftlich, politisch und religiös im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hätte und wie dann heute dieser Judenstaat aussähe. Gewiss hätten sie ohne die Zerstreuung ihren Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem wieder aufgebaut. Vielleicht wären sie auch wie so manche ihrer arabischen Nachbarn, die sich in ihren Gesetzen von ihrer Scharia leiten lassen, als gesamtes Volk noch sehr den Gesetzen, die in der Thora festgehalten sind, treu geblieben und würden wahrscheinlich noch immer dem Opferkult frönen. Natürlich wäre es auch nicht auszuschließen, dass es inzwischen einen Reformator gegeben hätte, der die ganze Thora mehr geistlich und freier ausgelegt hätte, wie es Jesus Christus, der in dem jüdischen Glauben aufgewachsen war, sowieso schon einst getan hatte.

Wie dem auch sei, sie haben im Laufe von Jahrhunderten die unterschiedlichsten politischen Systeme kennengelernt und negative als auch hin und wieder positive Erfahrungen in den verschiedensten Ländern und deren Kulturen gesammelt. Auf die gewonnenen Erkenntnisse konnten sie 1948 beim Erstellen einer Verfassung zurückgreifen und so eine moderne Demokratie nach dem westlichen Muster errichten, wobei Staat und Religion getrennt sind.

Bei den Eroberungsfeldzügen der muslimisch geprägten Araber ging es neben der hauptsächlich religiösen Motivation, die Islamisierung in den verschiedenen Ländern voranzutreiben, auch um innenpolitische und wirtschaftliche Interessen.

Im Glaubensleben stützt sich der Islam hauptsächlich auf den Koran, der von Mohammed, welcher sich als Prophet Allahs berufen fühlte, geschrieben sein soll. Bei den islamisch geprägten Völkern sind Religion, Kultur und Politik schwer zu trennen. Sie sind praktisch miteinander verkettet, miteinander verwoben, so wie es einst beim Christentum im Mittelalter der Fall war. Wahrscheinlich dauert es noch eine geraume Zeit, bis auch die vom Islam stark geprägten Staaten demokratische Strukturen erhalten, Glaubensauffassungen von der Politik trennen und allen Glaubensrichtungen gegenüber eine tolerantere Haltung einnehmen.

Ohne Frage existieren im Koran Suren, die das friedliche Miteinander fördern sollen, aber auch Abschnitte, die leider nicht gerade friedensstiftend auf den Leser wirken. Vor allem Letztere tragen dazu bei, muslimische Jugendliche so zu radikalisieren, dass sie sich dann innerlich getrieben fühlen, Anschläge, Attentate und Terrorakte zu verüben, und das in dem absurden Glauben, auf diese Weise für Allah zu kämpfen. Sie verstehen nicht, dass es sich hier um einen missverstandenen Dschihad („Heiligen Krieg“) und ein völlig falsches Gottes- bzw. Allahverständnis handelt; denn Gottes- bzw. Allahkrieger sollten Botschafter des Lebens und der Liebe und nicht die des Hasses sein; ihre Aufgabe wäre, dazu beizutragen, eine friedliche Welt zu schaffen, in der alle ihren Glaubensauffassungen und ihrem ideologischen Verständnis gemäß leben können.

Der Dschihad existiert eigentlich schon, solange es den Islam gibt. Hier geht es hauptsächlich um die Verbreitung dieser Glaubenslehre. Natürlich ist es auch im Laufe der Geschichte hin und wieder zu Exzessen muslimischer Gruppen mit sehr radikal-fanatischen Tendenzen gekommen, die gegen alle „Ungläubigen“ zu Felde zogen. Bei den IS-Kämpfern und anderen Terrormilizen dieser Art, die heutzutage auf sich aufmerksam machen, könnte man sogar von einem islamisch geprägten Faschismus sprechen. Ihr Ziel wäre, die gesamte Menschheit nach ihren Vorstellungen zu islamisieren und überall in der Welt die von ihnen ausgedachten unmenschlichen harten Regeln einzuführen und bei Verstößen mit menschenunwürdigen Strafen zu reagieren.

Bis die von Islamisten verübten verbrecherischen Terrorakte aufhören, wäre es zu begrüßen, wenn bis dahin in allen Moscheen der Welt regelmäßig eine Art Manifest verlesen würde, in dem Terrorakte als menschenunwürdig und dem Islam als glaubensfremd betrachtet werden. Zumindest könnten die Regierungen, in deren Ländern islamische Terroristen von Zeit zu Zeit wüten, eine derartige Geste von den islamischen Geistlichen erwarten – vielleicht auch verlangen. Sicherlich werden die friedlich gesinnten Imams keine Schwierigkeiten damit haben und froh sein, auf diese Weise etwas mehr als bisher für den Antiterrorkampf zu tun.

Oft hört man von Kommentatoren, die zu Terroristen Stellung nehmen, den folgenden Ausspruch: „Er/sie hat sich radikalisiert.“ Das entspricht wohl – psychologisch gesehen – nicht den Tatsachen; denn sie haben sich nicht dafür entschieden, sich radikalisieren zu wollen, sondern sind radikalisiert worden, eine automatische falsche Schaltung im Gehirn hat da stattgefunden, wofür sie letztlich nichts können. Aus irgendeinem gewissen Grund hat es sich in ihnen – aufgrund ihrer gewordenen Triebwelt – gesetzmäßig so entwickelt. Das „Ichbewusstsein“, das sich jenseits von Gut und Böse befindet und das ich in anderen Veröffentlichungen als das „nackte Ego“ bezeichnet habe, kann sich nicht selbst radikalisieren. Auf diese Problematik, welche mit dem „Sogewordensein“ eines Menschen zusammenhängt, wird später noch deutlicher eingegangen. Jedenfalls werden wir immer wieder davon überrascht, wenn wir im Fernsehen das Gesicht eines Terroristen zu sehen bekommen, dass sich in dessen Gehirn kranhafte Gedanken entwickeln konnten. Nachbarn von Terroristen bezeichneten sie sogar oft als nett, freundlich und zuvorkommend.

Auch das Christentum kennt die „Gottesstreiter“, die „heiligen Krieger“, von denen der Heidenapostel Paulus berichtet. Ihre Waffenrüstung beschreibt er an die christliche Gemeinde zu Ephesus. Diese lautet nach der „Einheitsübersetzung“: „Gürtet euch mit Wahrheit, zieht als Panzer die Gerechtigkeit an und als Schuhe die Bereitschaft, für das Evangelium vom Frieden zu kämpfen. Vor allem ergreift den Schild des Glaubens! Mit ihm könnt ihr alle Geschosse des Bösen auslöschen. Nehmt den Helm des Heils und das Schwert des Geistes, das ist das Wort Gottes.“ Hier geht es demnach mehr um Friedensboten mit einer frohen Friedensbotschaft. Es muss natürlich ehrlichkeitshalber hinzugefügt werden, dass auch das Christentum oft versagt hat. Vor allem mit den sogenannten „Kreuzzügen“ und „Religionskriegen“, die im Mittelalter stattfanden, und anderen religiös bedingten kriegerischen Konflikten, die es immer wieder gab, hat sich das Christentum keinen guten Dienst erwiesen. Zudem wurden wie bei den muslimischen Eroberern oft ganze Völker gezwungen, die Religion der christlichen Eroberer anzunehmen. Wer sich weigerte, dies zu tun, musste unter manchen Herrschern sogar mit harten Strafen rechnen. Hierfür gäbe es sehr viele Beispiele. Ich greife nur mal zwei heraus. So ließ König Stephan I. von Ungarn, der um die erste Jahrtausendwende regierte, die gesamte ungarische Bevölkerung taufen; zudem wurden diejenigen bestraft, die am Sonntag nicht zur Kirche gingen. Er und der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Otto III. hatten vor, nach dem Vorbild des ehemaligen Römischen Reiches eine Gemeinschaft von christlichen Staaten zu gründen.

So gegen Ende des 15. Jh. wurden in Spanien die Mauren muslimischen Glaubens vor die Wahl gestellt, entweder sich zum Christentum zu bekehren oder das Land zu verlassen. Eine große Mehrheit wollte in Spanien bleiben und trat dem christlichen Glauben bei; sie wurden Morisken genannt. Unter König Philipp III., der um 1600 regierte, wurden sie – es handelte sich dabei um 300 000 Morisken – aus Spanien vertrieben, eine Entscheidung, die dann schon wenigstens als Skandal in Europa aufgefasst wurde.

Zum anderen ist es sehr unbegreiflich, dass sich Gläubige, die sich hauptsächlich auf die Aussagen des Neuen Testaments stützen, gegenseitig bekämpft haben, wie es zwischen Katholiken und Protestanten der Fall gewesen ist; zu denken ist auch an die Verfolgungen von Reformatoren, christlichen Gruppen, die die Heilige Schrift anders auslegten, als es von der katholischen Kirche erlaubt war.

Erinnert sei in diesem Zusammenhang an die Auseinandersetzungen zwischen der katholischen Kirche und dem Reformator Martin Luther, dessen Lehre von der Gnade Gottes schließlich doch in so manchen deutschen und anderen europäischen Ländern Fuß fasste. Trotzdem hat es noch eine lange Zeit benötigt, bis sich Katholiken und Protestanten nicht mehr so feindlich gesonnen waren, um sich in kriegerische Kämpfe zu verwickeln. Ein wichtiger Schritt nach vorn erfolgte 1555 auf dem Reichstag zu Augsburg mit dem Beschluss, dass die Regierenden in ihren Hoheitsgebieten selbst darüber bestimmen sollten, welche Religionsauffassung gelte. Die Bürger, die mit der betreffenden Konfession nicht einverstanden waren, erhielten das Recht, in ein anderes Land zu ziehen. Diese Politik hatte für ein paar Jahrzehnte Erfolg. Dann brachen die Gegensätze der beiden Konfessionen wieder deutlicher auf, die mit zu dem schrecklichen Dreißigjährigen Krieg, der von 1618–1648 tobte und der erst mit dem „Westfälischen Frieden“ sein Ende fand, beitrugen.

Die Reformation, die hauptsächlich von Martin Luther und Philipp Melanchthon in die Wege geleitet wurde, hat natürlich auch mit zur europäischen Aufklärungsepoche und zu humanistischen Gedankengängen viel beigetragen.

Was die Streitigkeiten bezüglich Glaubensdogmen und der daraus resultierenden Verfolgungen der calvinistischen Protestanten (Hugenotten) in Frankreich betrifft, so wurde ihnen die freie Religionsausübung seitens der katholischen Kirche ab dem „Edikt von Nantes“ vom April 1598 gestattet, welches vom damaligen französischen Herrscher Heinrich IV. unterzeichnet wurde.

Abgesehen von so einigen Zwistigkeiten zwischen Katholiken und Protestanten, die zeitweise in unserer Zeit hin und wieder in Nordirland auftreten und wobei es sich wohl hauptsächlich um politische statt religiöse Probleme handelt, haben sich die Wogen doch ziemlich geglättet. Protestanten, Katholiken und diejenigen, die zu irgendeiner Freikirche bzw. Glaubensgemeinschaft gehören, respektieren sich in christlich geprägten Ländern gegenseitig in einer toleranten Haltung, was dem christlichen Ideal entspricht.

Taoismus, Hinduismus, Buddhismus

Beim Taoismus, Hinduismus und Buddhismus handelt es sich um religiöse Auffassungen, die stark von philosophischen Gedankengängen geprägt sind und sich vor allem im asiatischen Raum entwickelt haben; seit geraumer Zeit sind sie auch für die westliche Welt attraktiv geworden.

Wenn es sich hier auch hauptsächlich um Philosophien mit einem religiösen und wohl überdies polytheistischen Hintergrund handelt, so unterscheiden sie sich bezüglich der ethischen Wertvorstellungen kaum von den christlichen, wie sie aus dem Neuen Testament ersichtlich sind. Wenn wir die Geschichte der Völker, die diese Lehren angenommen haben, betrachten, so haben auch sie sich wie die Christen und Muslime im Laufe der Geschichte kriegerisch betätigt und waren Andersgläubigen nicht gerade tolerant gesonnen. Was zum Beispiel 2017 in Birma geschah, wo fundamentalistische Buddhisten die sogenannten Rohingya, eine muslimische Minderheit, grausam behandelten, töteten und vertrieben, weist nicht gerade auf eine tolerante religiöse Haltung hin. Wenn auch das Höchste, wie Liebe und Frieden, angestrebt wird, das heißt im persönlichen Bereich und in der Beziehung zum Nächsten, sind sie genauso wie diejenigen anderer Religionen egoistischen Trieben erlegen. Wenn dem so ist, so sind auch diese Lehren – wie ich es nun sehe – vom realistischen Menschenbild – und wohl auch von einem realistischeren höheren Gottesbild – ziemlich entfernt.

Natürlich könnten noch so manche andere Religionen und religiöse Vorstellungen der Vergangenheit und Gegenwart genannt werden, was uns jedoch bezüglich des Hauptthemas keine zusätzlichen Informationen bringen würde.

Gewiss wäre manches anders verlaufen, wenn die Religion in den Auseinandersetzungen nie eine Rolle gespielt hätte, aber eine friedliche Welt hätte es nicht gegeben, vielleicht wäre die Geschichte sogar noch grausamer verlaufen als eine mit Religionen. Wer weiß!

Es fällt jedenfalls auf, dass bei den meisten Menschen aller Völker der Vergangenheit und der Gegenwart der religiöse Trieb stark bis sehr stark entwickelt gewesen ist bzw. gegenwärtig ist und alle Völker zu allen Zeiten an transzendente Mächte geglaubt haben oder heutzutage glauben. Dies gehört zum Menschsein.

Die atheistische Weltanschauung

Eigentlich ist der Atheismus auch eine Art Religion; anstelle des Glaubens an die Existenz einer höheren transzendenten Macht wird an die Evolutionshypothese geglaubt.

Es gab und gibt Länder, in denen die atheistische Weltanschauung praktisch als Staatsreligion galt bzw. gilt. Die Regierenden predigten bzw. predigen die kommunistische Lehre, die sich vor allem aus dem Werk von Karl Marx „Das Kapital“, einer Art „kommunistischer Bibel“, ableiten lässt. Auch von kommunistischer Seite wurden scheußliche Kriege geführt; Andersdenkende sind verfolgt, gequält und umgebracht worden, das heißt, auch von dieser Seite ist weder etwas vom realistischen Menschenbild noch etwas vom Kern der universellen Norm verstanden worden. Zu erinnern sei in diesem Zusammenhang beispielsweise an den „Stalinismus“ zur Zeit der Sowjetunion und an das einstige „Pol-Pot-Regime“ in Laos, denen Zigtausende zum Opfer fielen. Die Behauptung einer Reihe von Atheisten, dass die Welt ohne Religionen viel friedlicher verlaufen wäre und wir vielleicht sogar schon einen Weltfriedensstaat hätten, in dem alle Menschen glücklich und friedvoll leben könnten, stimmt demzufolge nicht.

Philosophien