1,99 €
Sigurds Nanitenkörper beginnt sich zu verändern. Die Naniten fangen an zu degenerieren und sich unkontrolliert zu vermehren. Gleichzeitig sterben wichtige Zellbausteine einfach ab. Haben die Schicksalstafeln ihm ein Janus-Geschenk hinterlassen? War es die kurze Verschmelzung mit einem Lifebot gewesen, dass die Veränderungen seiner Körper-Naniten verursachte? Sigurd ist dem Tod geweiht. Saviier, Spezialist und Gravo-Designer macht den Vorschlag, ihn wieder durch das künstliche Schwarze Loch in seiner Burg dahin zurückzuschicken, von wo er einst gekommen war. Es ist seine einzige Chance. Es bedeutet aber auch, dass er von Alethea Abschied nehmen muss. Als Sigurd nach dem Durchgang wiedererwacht, befindet er sich in seinem menschlichen Körper und liegt in seinem Bett. Es ist das Jahr 2018.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 83
Veröffentlichungsjahr: 2022
STAR-DUST
Im Bannfluch der Naniten
Band 20
Das Ende einer Legende
© 2022 Jens F. Simon
Illustration: S. Verlag JG
Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,
Alle Rechte vorbehalten
Neuauflage von ‚Der Spezialist MBF‘
ISBN: 978-3-96674-467-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Eines Tages wachst du auf und spürst, dass du deinen Körper nicht mehr richtig steuern kannst. Deine Erinnerung lässt dich im Stich und du kennst deine Umgebung nicht mehr. Jemand anders steuert dich und bedient sich deines Körpers. Du bist nur noch Zuschauer. Dein Ich ist verbannt in die Tiefen deines Unterbewusstseins. Du glaubst, es gibt keinen Weg mehr zurück. Du glaubst, der Irrsinn hat dich fest im Griff. Was kannst du tun? Willst du überhaupt etwas tun, um diese Situation wieder zu ändern?
Inhaltsverzeichnis:
Kampf der Körper-Naniten
Im Virtuell Reality Center
Überleben unabdingbar
Saviiers Vorschlag
Der Abschied
Raum und Zeit
Die Ankunft
Der SCIFI Freak
Ich war gerade teleportiert und stand mitten in Professor Yout’jangs Büro, als mir regelrecht schummrig wurde.
Mein ganzer Körper schien für Sekunden ohne Kraft zu sein und ich ließ mich aufstöhnend in einen der Schwebesessel gleiten, der direkt vor mir stand.
„Das war wirklich Rettung in letzter Sekunde. Ich hoffe nur, der Lifebot hat es ebenfalls geschafft!“
Ich vernahm Aletheas gedankliche Stimme wie durch einen Nebel hindurch.
„Du meinst wohl Fraanks Bewusstsein. Der Lifebot Körper ist mit Bestimmtheit zerstört worden.“
Ich hatte zwar leichte Konzentrationsprobleme, aber die letzten Minuten in dem ausbrechenden Inferno standen mir noch immer wie eingebrannt vor Augen. Erst jetzt begann ich mich langsam umzuschauen.
Die Beleuchtung des Raums war auf minimal gedimmt. Eine grau in graue Düsternis umgab mich.
Ich fühlte, wie Aletheas Körper-Xxiin sich von meinen Körpernaniten zu trennen begannen.
Aletheas Umrisse entstanden unmittelbar vor mir als eine weitere graue Silhouette im Raum. Mir wurde übel.
Der plötzliche Blutdruckabfall verursachte eine vorübergehende Unterversorgung des Gehirns mit Sauerstoff.
Die Netzhaut schränkte aufgrund der Mangelversorgung ihre Funktionsfähigkeit ein. Die Sehzellen wurden regelrecht „abgeschaltet“, was sich darin äußerte, dass mir plötzlich schwarz vor Augen wurde.
Ich wäre fast vom Sessel gekippt, wenn Alethea mich nicht reflexartig hätte festgehalten.
„Sigurd, was ist mir dir?“
„Ich weiß es nicht. Mir war bereits nach dem Sprung so merkwürdig zumute. Als unsere Körper sich jetzt getrennt haben, kam es mir vor, als hätte ich einen Kreislaufzusammenbruch. Aber das ist unmöglich. Meine Körpernaniten verhindern das. Sie regenerieren ständig alle wichtigen Organe. So etwas darf normalerweise nicht vorkommen.“
Ich blickte etwas unsicher zu ihr hoch. Sie stand vor mir und streckte jetzt ihre Arme nach mir aus.
„Die nervlichen Belastungen in der letzten Zeit waren wohl auch für deine Körpernaniten zu viel. Komm her, nimm mich in den Arm!“
Als ich in ihre hellstrahlenden, mit dunkelblauen Lidschatten umrahmten Augen blickte, vergas ich all meine Probleme.
Ich hielt Alethea fest in meinen Armen und wollte sie nicht mehr loslassen.
Wir küssten uns lange und andauernd. Ich roch den zarten Pfirsichduft ihres Körpers, den ich seit unserer ersten Begegnung auf Teneriffa so mochte, und ließ meinen Gefühlen freien Lauf.
Ich weiß nicht, wie lange wir so eng umschlungen zusammenstanden, jedenfalls vernahm ich irgendwann ein zunächst leises Räuspern, das sich mehrmals wiederholte.
Ich öffnete die Augen und stellte fest, dass es taghell im Zimmer war.
Auch Alethea war überrascht, das konnte ich an ihren plötzlich geweiteten Pupillen erkennen.
Nur widerwillig ließ ich sie los und zog ebenfalls meine rechte Handfläche von ihrem Po zurück.
„Das hätte ich jetzt nicht erwartet, ein anscheinend verliebtes Pärchen in meinem Büro!“
Professor Yout’jang stand in der Tür und blickte mit einem zynischen Grinsen in unsere Richtung.
„Das Gesicht kenne ich doch. Ist das nicht Paurusa!“
Es klang eher wie eine Feststellung. Natürlich hatte Yout’jang uns beide sofort wiedererkannt.
„Das war Paurusa. Nur so konnten wir dem Inferno entkommen. Jetzt sind wir wieder nur Sigurd und Alethea“, erwiderte ich spontan, ohne auf seine Mimik zu achten.
„Was verschafft mir die wiederkehrende Ehre eures Besuchs?“
Professor Yout’jang ging mit gemäßigten Schritten an uns vorbei auf den Schreibtisch zu, der direkt hinter mir stand. Dabei ließ er Alethea nicht aus den Augen. Ich kam mir vor, wie ein beim Knutschen ertappter Pennäler.
„Seit unserer letzten Begegnung ist viel geschehen.“
Ich versuchte, meine Gedanken zu ordnen.
„Wir sind eigentlich auch nur gekommen, um uns nach Fraank zu erkundigen“, erwiderte Alethea und nahm mir damit das Heft aus der Hand.
Yout’jang Mine veränderte sich schlagartig.
„Wie kommen Sie darauf, dass sich dieser Fraank hier bei mir aufhält?“
Diesmal war es an mir, ironisch zu grinsen.
„Fraank hat mir alles erzählt. Wir waren zusammen in dem turmähnlichen Bauwerk auf ENMERKAR. Sie erinnern sich? Die Expedition zum Nachbarkontinent. Fraank, der konditionierte Lifebot, ausgestattet mit einem portablen Karyo-Strahlen-Safe!“
Yout’jang schaute mir mit starrem Blick ins Gesicht. Mir war, als wollte er hinter meine Stirn blicken.
Ich bemerkte an seinem Verhalten, dass ihm eine Entgegnung auf der Zunge lag, aber es kam nicht mehr dazu.
Er wurde durch ein hektisch blinkendes Licht auf seinem Schreibtisch abgelenkt. Das Virtual Visible Table System, kurz VVT genannt, baute ohne sein Zutun einen Kontakt auf.
Ein kleines Hologramm entstand direkt vor ihm auf der Tischplatte. Es zeigte eine männliche Person in einem grauweißen Kittel.
Gleichzeitig vernahm ich auch schon die Stimme: „Professor Yout’jang, kommen Sie bitte schnellstmöglich in die Stasiskammer VI, Sektor 18. Geheimhaltungsstufe Omega. Ihre Anwesenheit dort ist dringend notwendig.“
Während Yout’jang sich langsam wieder von seinem Platz hinter dem Tisch erhob, auf den er sich gerade erst niedergelassen hatte, fragte er mit erzwungen ruhiger Stimme in meine Richtung: „Was genau ist geschehen?“
Er stand jetzt vor uns und erwartete anscheinend einen genauen Lagebericht. Den konnte ich ihm natürlich nicht geben.
Das Wenige, an das ich mich noch erinnern konnte, betraf nicht unbedingt die Expedition.
Ich blickte Alethea fragend an.
„Sigurd und ich sind teleportiert, als das gesamte Bauwerk kurz vor der Vernichtung stand. Wir mussten Fraank dabei zurücklassen. Mehr können wir Ihnen momentan auch nicht sagen. Aber ich denke Fraanks Bewusstsein kann es. Nach seiner eigenen Aussage sollte er sich jetzt wieder in seinem angestammten Körper befinden. Der Lifebot wurde höchstwahrscheinlich zerstört.“
Ich nickte zustimmend, bemerkte dann meinen Fehler und sagte laut: „Ja so ist es. Deswegen sind wir auch hier. Ich möchte Sie bitten, dass wir mit dem Akkattarier Fraank sprechen können. Ich bin in seiner Schuld. Er hat mir quasi das Leben gerettet.“
„Ja, und meines ebenfalls“, ergänzte Alethea hastig.
Professor Yout’jang schien kurz zu überlegen.
„Kommen Sie mit. Sie haben ja den Anruf mitbekommen. Stasiskammer VI, Sektor 18, das ist die Ruhekammer von Fraank. Es scheint tatsächlich so, als wäre er aufgewacht.“
Professor Yout’jang wartete nicht erst auf unsere Entscheidung, sondern wandte sich bereits dem Ausgang zu.
Der Aufzug brachte uns zunächst zurück in das eigentliche Gebäude des Virtuell Reality Center.
Ich hatte nur noch eine vage Erinnerung daran, wo ich nach dem Durchgang durch das Schwarze Loch hier aufgewacht war.
Jedenfalls kam mir der Raum noch bekannt vor, den wir jetzt betraten.
Was mir jedoch sofort auffiel, war der Umstand, dass es hier keine normalen Betten gab, sondern regelrechte Liegemaschinen.
Es handelte sich dabei um Liegeflächen, welche fast vollständig in ein technologisches Equipment eingebunden waren. Ich zählte genau vier solcher Maschinenblöcke, aber nur einer war mit einem akkattarierschen Körper belegt. Sie waren paarweise links und rechts an der Wand aufgestellt.
Yout’jang ging auch sofort auf ihn zu. Zwei männliche Akkattarier in grauweißen Kitteln kamen ihm bereits entgegen.
„Die Körperfunktionen beginnen sich langsam wieder zu stabilisieren. Für einen kurzen Zeitraum sah es tatsächlich so aus, als würden wir ihn verlieren. Etwas für seine Psyche extrem Belastendes muss dem Lifebot widerfahren sein. Der Neuronal-Symbolik-Server hat einen klaren Ausschlag von einem Todeserlebnis angezeigt. Fraank’s Bewusstsein wird in wenigen Minuten zu sich kommen, dann werden wir mehr erfahren.“
Ich hörte schweigend den Ausführungen des Mitarbeiters zu.
„Gibt es sonst irgendwelche außergewöhnliche Beobachtungen? Etwas, das vielleicht ursächlich dem Karyo-Strahlen-Safe zugeordnet werden könnte?“
Die beiden Mitarbeiter blickten Professor Yout’jang fragend an.
„Nein! Es liegen uns jedenfalls keine weiteren Daten vor.“
Alethea und ich standen seitlich neben dem Professor, als ein lautes Stöhnen aus Fraank’s Mund kam.
Alle Blicke wandten sich ihm zu. Mit einem Ruck öffneten sich unvermittelt seine Augen. Alethea drängte sich an mir vorbei und stand jetzt direkt neben der Liegefläche. Fraanks Blick richtete sich sofort auf sie.
„Es ist alles gut. Du bist in Sicherheit. Die Flammen sind Vergangenheit!“
So einfühlsam hatte ich sie bisher noch nie sprechen gehört.
In Aletheas Gesicht zauberte sich ein Lächeln und ließ die Anspannung in Fraanks Körper sofort wieder zurückweichen.
Seine eben noch starren Gesichtszüge wurden weicher und ein leises Seufzen kam aus seinem Mund.
„Das ist gut. Ich bin zurück in meinem Körper.“
Er schloss kurz die Augen, und als er sie wieder öffnete, konnte ich in ihnen wieder mehr Lebensenergie erkennen.
„Professor, das mache ich nicht noch einmal mit. Karyo-Strahlen-Safe hin oder her. Am lebendigen Leib verbrennen und das bei vollem Bewusstsein, ist nicht unbedingt das, was ich mir vorgestellt hatte, als ich in den Transfer einwilligte.“
Fraank versuchte seinen Oberkörper aufzurichten, ließ sich jedoch sofort wieder zurückfallen.
„Nicht so hastig, mein junger Freund. Ihr Körper benötigt nach der Stasis schon noch etwas Rücksichtnahme. Bleiben Sie zunächst liegen und lassen Sie die Neuronal-Analytik ihre Arbeit machen.“
Wie zur Bestätigung vernahm ich unvermittelt ein leises Summen aus der Apparatur, die Fraanks Körper zu zwei Drittel umgab.
Ein hellgrüner, breiter Lichtstrahl, fächerte über seinen freiliegenden Oberkörper.
Einer der Akkattarier im grauweißen Kittel bediente den medizinischen Scanner. Ich wollte mich eben nochmals bei Fraank bedanken, dass er Alethea und mir so uneigennützig und freimütig geholfen hatte.
Doch als ich dann sah, dass er die Augen wieder geschlossen hatte und anscheinend eingeschlafen war, ließ ich es sein. Ich würde in den nächsten Tagen wohl noch genügend Zeit haben, um mit ihm zu sprechen.
Ich schreckte aus meinen Gedanken, als Alethea sich telepathisch bei mir bemerkbar machte.
„Sigurd, wir müssen unbedingt reden. Ich möchte wissen, was alles geschehen ist, nachdem du so einfach vor meinen Augen verschwunden warst. Besonders die Sache mit den Schicksalstafeln gefällt mir im Nachhinein überhaupt nicht.“
Ich wusste nicht, was sie damit meinte.
Ich war zunächst nur froh, dass diese verflixten Täfelchen sich nicht mehr in meiner rechten Schulter befanden.
„Ja, wir sollten reden“, gab ich ebenfalls telepathisch zurück.
Ich fühlte mich auf einmal schwach und regelrecht ausgelaugt. Ich benötigte dringend etwas Ruhe.
Vielleicht würde ich Professor Yout’jang überreden können, uns beiden ein Zimmer im Virtuell Reality Center zur Verfügung zu stellen, quasi als temporäres Refugium.
„Fraanks Bewusstsein durchläuft jetzt eine Phase der Regenerierung. Dies ist umso wichtiger, weil er im Körper des Lifebots ein Nahtod-Erlebnis erfahren hat.“
Yout’jang sprach zu Alethea und mir, während die beiden Assistenten Daten an der Neuronal-Analytik ablasen und protokolierten.