Das Feuerzepter (Oliver Blue und die Schule für Seher — Buch Vier) - Morgan Rice - E-Book

Das Feuerzepter (Oliver Blue und die Schule für Seher — Buch Vier) E-Book

Morgan Rice

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Beschreibung

"Ein starker Startschuss zu einer Serie, die eine gute Mischung aus lebhaften Protagonisten und herausfordernden Situationen bietet und nicht nur junge, sondern auch erwachsene Fantasy-Fans mit epischen Geschichten über starke Freundschaften und Feindschaften in ihren Bann zieht." --Midwest Book Review (Diane Donovan) (über A Throne for Sisters) "Morgan Rices Ideenreichtum ist grenzenlos!" --Books and Movie Reviews (über A Throne for Sisters) Von der Fantasy Bestsellerautorin Morgan Rice kommt eine neue Serie für junge — und auch erwachsene Leser! Fans von Harry Potter und Percy Jackson aufgepasst! In DAS FEUERZEPTER: OLIVER BLUE UND DIE SCHULE FÜR SEHER (BUCH VIER) wird der zwölfjährige Oliver Blue auf eine wichtige Mission geschickt, um die Schule für Seher zu retten. Er muss in die Vergangenheit reisen, um im Florenz des Jahres 1592 das Artefakt zu finden, das sie alle erlösen kann. Doch das Geheimnis wird von niemand geringerem als Galileo höchstpersönlich bewacht. Oliver sucht nach einem der größten Wissenschaftler und Erfinder aller Zeiten – dem Mann, der nicht nur das Teleskop erfunden, sondern auch mehrere Planeten entdeckt hat. Und wieder stellt sich die Frage: Ist auch er ein Seher? Und hat er noch andere Geheimnisse? Sein Bruder Chris, der stärker ist als je zuvor, ist weiterhin fest entschlossen, Oliver endlich zu vernichten. Diesem wird bald klar, dass es sich um ein Wettrennen gegen die Zeit handelt: Das Schicksal der Schule – und der Welt – steht auf dem Spiel. Die mitreißende Fantasy-Geschichte DAS FEUERZEPTER bildet den vierten Teil einer fesselnden neuen Serie voller Magie, Liebe, Humor, Sehnsucht, Schicksal und spannenden Wendungen. Die Geschichte von OLIVER BLUE wird auch Sie bezaubern und bis tief in die Nacht hinein fesseln. Buch #5 in der Reihe wird auch bald erhältlich sein! "Der Beginn einer bemerkenswerten Geschichte." --San Francisco Book Review (über A Quest of Heroes)

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Seitenzahl: 295

Veröffentlichungsjahr: 2019

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DAS

FEUERZEPTER

Morgan Rice

Als Autorin von Fantasy-Epen wie der siebzehn-bändigen Reihe DER RING DER ZAUBEREI; der zwölf-bändigen Bestseller Serie DER WEG DER VAMPIRE; der bisher zwei-bändigen post-apokalyptischen Bestseller Serie DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS; der sechs-bändigen epischen Fantasy Serie VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN und dem neuen Fanatsy-Epos Serie FÜR RUHM UND KRONEgehört Morgan Rice zu den Bestsellern in ihrem Genre. Morgans Bücher sind als Hör- und Printbücher in mehr als 25 Sprachen erhältlich.

Morgan würde sich freuen von Ihnen zu hören. Besuchen Sie deshalb gerne ihre Homepage www.morganricebooks.com

Resonanz auf Morgan Rice

„Wenn Sie dachten, dass es nach dem letzten Teil von THE SORCERER’S RING keinen Grund mehr gibt, weiterzuleben, dann haben Sie falsch gedacht. Mit RISE OF THE DRAGONS hat Morgan Rice den Auftakt zu einer vielversprechenden neuen Romanreihe geschaffen, in der er uns in eine Fantasy-Welt voller Trolle und Drachen, Heldenmut, Ehre, Tapferkeit, Magie und Vertrauen versetzt. Wieder hat Morgan es geschafft, ein starkes Set von Protagonisten zu erschaffen, das den Leser mit jeder Seite aufs Neue überzeugt... Diese Romanreihe ist für jede Büchersammlung überzeugter Fantasy-Leser absolut empfehlenswert.“

--Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos

„Action-geladene Fantasy, die allen Fans von Morgan Rice Geschichten definitiv gefällt, aber auch Fans von Werken wie THE INHERITANCE CYCLE von Christopher Paolini… und Fans von Young Adult Fiction werden dieses neueste Werk von Rice verschlingen und um mehr betteln.“

--The Wanderer, Ein Literaturjournal (über Rise of the Dragons)

„Fantasy mit Geist, bei der auch Elemente von Mystery und Intrigen in die Storyline verwoben sind. In  A Quest of Heroes geht es um Courage und um die Erkenntnis, dass der Sinn des Lebens in persönlicher Entfaltung, Reife und Vortrefflichkeit besteht… Für alle, die gehaltvolle Fantasy-Abenteuer lieben, bieten die Protagonisten, die einzelnen Elemente und die Action eine lebhafte Mischung von Begegnungen, die sich um Thors Entwicklung von einem verträumten Kind zu einem jungen Erwachsenen drehen, dessen Überleben schier unmöglich scheint… Der Beginn einer vielversprechenden, epischen Reihe für junge Erwachsene.“

--Midwest Book Review, D. Donovan, eBook Reviewer

„THE SORCERER’S RING besitzt alle Zutaten für einen unmittelbaren Erfolg: Plots und Gegenplots, Mystery, tapfere Ritter, aufblühende Beziehungen und gebrochene Herzen, Täuschung und Betrug. Dieses Buch unterhält den Leser über Stunden hinweg und findet Anklang bei allen Altersgruppen. Für jede Fantasy-Sammlung nur zu empfehlen.“

--Buch- und Filmrezensionen, Roberto Mattos

 „In diesem Action-geladenen ersten Buch der epischen Fantasy-Reihe THE SORCERER’S RING (derzeit bestehend aus vierzehn Teilen) stellt Rice dem Leser den vierzehnjährigen Thorgrin „Thor“ McLeod vor, der davon träumt, der Silbernen Legion beizutreten – eine elitäre Gruppe von Rittern, die dem König dienen… Rices Schreibstil ist solide, die Ausgangssituation fesselnd.“

Bücher von Morgan Rice

DIE INVASIONSCHRONIKEN

ÜBERMITTLUNG (Buch #1)

ANKUNFT (Buch #2)

STEIGFLUG (Buch #3)

DER WEG DES STAHLS

EHRE WEM EHRE GEBÜHRT (Buch 1)

NUR DEN TAPFEREN (Buch 2)

NUR DEN ERWÄHLTEN (Buch 3)

EIN THRON FÜR SCHWESTERN

EIN THRON FÜR SCHWESTERN (Buch #1)

EIN GERICHT FÜR DIEBE (Buch #2)

EIN LIED FÜR WAISEN (Buch #3)

EIN KLAGELIED FÜR PRINZEN (Buch #4)

EIN JUWEL FÜR KÖNIGE (Buch #5)

EIN KUSS FÜR KÖNIGINNEN (Buch #6)

FÜR RUHM UND KRONE

SLAVIN, KRIEGERIN, KÖNIGIN (Buch 1)

SCHURKIN, GEFANGENE, PRINZESSIN (Buch 2)

RITTER, THRONFOLGER, PRINZ (Buch 3)

REBELL, SCHACHFIGUR, KÖNIG (Buch 4)

SOLDAT, BRUDER, ZAUBERER (Buch 5)

HELD, VERRÄTER, TOCHTER (Buch 6)

HERRSCHER, RIVALE, VERBANNTE (Buch 7)

SIEGER, BESIEGTER, SOHN (Buch 8)

VON KÖNIGEN UND ZAUBERERN

DER AUFSTAND DER DRACHEN (Buch 1)

DER AUFSTAND DER TAPFEREN (Buch 2)

DAS GEWICHT DER EHRE (Buch 3)

DIE SCHMIEDE DES MUTS (Buch 4)

EIN REICH DER SCHATTEN (Buch 5)

DIE NACHT DER VERWEGENEN (Buch 6)

DER RING DER ZAUBEREI

QUESTE DER HELDEN (Buch 1)

MARSCH DER KÖNIGE (Buch 2)

FESTMAHL DER DRACHEN (Buch 3)

KAMPF DER EHRE (Buch 4)

SCHWUR DES RUHMS (Buch 5)

ANGRIFF DER TAPFERKEIT (Buch 6)

RITUS DER SCHWERTER (Buch 7)

GEWÄHR DER WAFFEN (Buch 8)

HIMMEL DER ZAUBER (Buch 9)

MEER DER SCHILDE (Buch 10)

REGENTSCHAFT DES STAHLS (Buch 11)

LAND DES FEUERS (Buch 12)

DIE HERRSCHAFT DER KÖNIGINNEN (Buch 13)

DER EID DER BRÜDER (Buch 14)

DER TRAUM DER STERBLICHEN (Buch 15)

DAS TOURNIER DER RITTER (Buch 16)

DAS GESCHENK DER SCHLACHT (Buch 17)

DIE TRILOGIE DES ÜBERLEBENS

ARENA EINS: DIE SKLAVENTREIBER (Buch 1)

ARENA ZWEI (Buch 2)

ARENA DREI (Buch 3)

GEFALLENE VAMPIRE

VOR DEM MORGENGRAUEN (Buch 1)

DER WEG DER VAMPIRE

GEWANDELT (Buch 1)

VERGÖTTERT (Buch 2)

VERRATEN (Buch 3)

BESTIMMT (Buch 4)

BEGEHRT (Buch 5)

VERMÄHLT (Buch 6)

GELOBT (Buch 7)

GEFUNDEN (Buch 8)

Wussten Sie, dass ich mehrere Serien geschrieben hat? Wenn Sie noch nicht alle kennen, klicken Sie einfach auf einen der Titel und holen Sie sich den Serienauftakt!

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Copyright © 2018 by Morgan Rice. Alle Rechte vorbehalten. Außer mit Genehmigung unter dem U.S. Copyright Act von 1976 darf kein Teil dieser Veröffentlichung vervielfältigt, weitergegeben oder in jedweder Form durch jegliche Mittel übertragen oder in einer Datenbank oder einem Speichersystem gespeichert werden, ohne ausdrückliche Genehmigung des Autors. Dieses eBook ist rein für Ihre persönliche Unterhaltung lizenziert.  Dieses eBook darf nicht weiterverkauft oder an andere Leser weitergegeben werden. Wenn Sie dieses Buch gerne mit anderen Personen teilen möchten, erwerben Sie bitte eine weitere Kopie für jeden weiteren Leser. Wenn Sie dieses eBook lesen ohne eine eigene Kopie erworben zu haben, geben Sie es bitte zurück und erwerben Sie eine eigene Kopie. Vielen Dank, dass Sie die harte Arbeit des Autors respektieren. Dieses Buch beruht auf Fiktion. Namen, Charaktere, Unternehmen, Organisationen, Orte, Ereignisse und Gegebenheiten sind entweder vom Autor ausgedacht oder fiktional verwendet. Jede Ähnlichkeit zu real existierenden Personen, lebend oder verstorben, ist absolut zufällig.

INHALT

PROLOG

KAPITEL EINS

KAPITEL ZWEI

KAPITEL DREI

KAPITEL VIER

KAPITEL FÜNF

KAPITEL SECHS

KAPITEL SIEBEN

KAPITEL ACHT

KAPITEL NEUN

KAPITEL ZEHN

KAPITEL ELF

KAPITEL ZWÖLF

KAPITEL DREIZEHN

KAPITEL VIERZEHN

KAPITEL FÜNFZEHN

KAPITEL SECHZEHN

KAPITEL SIEBZEHN

KAPITEL ACHTZEHN

KAPITEL NEUNZEHN

KAPITEL ZWANZIG

KAPITEL EINUNDZWANZIG

KAPITEL ZWEIUNDZWANZIG

KAPITEL DREIUNDZWANZIG

KAPITEL VIERUNDZWANZIG

KAPITEL FÜNFUNDZWANZIG

KAPITEL SECHSUNDZWANZIG

KAPITEL SIEBENUNDZWANZIG

KAPITEL ACHTUNDZWANZIG

KAPITEL NEUNUNDZWANZIG

KAPITEL DREISSIG

PROLOG  

Oliver blickte ungläubig in Esthers Augen. Mit jeder Sekunde, die verging, wurden sie grüner. Die Macht des Elixiers restaurierte ihre Gesundheit.

„Du hast mich gerettet, Oliver“, sagte sie mit glitzernden Augen.

Sie löste sich aus seiner Umarmung und stand auf. Oliver folgte ihrem Beispiel, während er sie noch immer wie ein Gespenst anstarrte. Noch vor einigen Tagen war sie dem Tod so nahe gewesen. Jetzt stand sie da, groß und stark, und sah hübscher und strahlender aus als je zuvor. Sie schien sogar fast zu leuchten.

„Esther?“, rief Ralph.

„Wow…“, murmelte Walter.

„Du glühst ja“, stotterte Simon. Seine hellblauen Augen waren rund wie Monde.

„Was war da drin?“, fragte nun auch Hazel, die das Glasgefäß betrachtete, in dem sie das Elixier transportiert hatten.

Doch bevor Oliver etwas sagen konnte, brachte ein plötzliches, erdbebenähnliches Ruckeln ihn zurück ins Hier und Jetzt.

Er erinnerte sich daran, dass er sich in der Schule für Seher befand, die aus Gründen, die er nicht verstand, heftig wackelte und um sie herum in sich zusammenfiel.

Er blickte durch den Gang zum Hauptatrium. Hunderte, schmuddelig aussehende, Seher-Schüler rannten durch die Halle. Sie waren verletzt oder mit dem Schmutz der zerbröselnden Wände bedeckt. Doktor Ziblatt trieb sie in Professor Amethysts Arme.

Da realisierte Oliver, was vor sich ging. Professor Amethyst hatte das versteckte Zeitreisen-Portal im Kapok-Baum aktiviert, ein wirbelnder Vortex klaffte in der Mitte. Die Seher-Schüler eilten ins Innere und sausten zu einem unbekannten Ziel.

Die Schule wurde evakuiert.

„Das sind die letzten!“, rief Doktor Ziblatt. Ihr weißer Laborkittel war voller Schmutz. „Die Schule ist leer.“

„Dann los!“, rief Professor Amethyst.

Sie sah ihn an, Tränen glitzerten in ihren Augen. Sie drückte seine Hand. „Viel Glück, Sir. Ich hoffe, Sie auf der anderen Seite wiederzusehen.“

Der alte Schulleiter nickte. Dann sprang Doktor Ziblatt in den wirbelnden Vortex und verschwand.

Oliver konnte nicht glauben, was vor sich ging. Er hatte gewusst, dass die Aktivierung des Elixiers mit unvorhersehbaren Resultaten einhergehen würde – aber nicht in einer Million Jahren hätte er gedacht, dass seine geliebte Schule zerfallen könnte! Die Schule für Seher hatte doch den Ruf, unzerstörbar zu sein! Das hatte er zumindest immer gedacht. Aber sein Einmischen in die Zeitachsen und den Lauf der Geschichte hatten einen unerwarteten, zerstörerischen Effekt. Er hatte Esther gerettet - aber zu welchem Preis?

Da erblickte Professor Amethyst sie im Korridor. „Schnell!“, rief er und winkte Oliver und seine Freunde zu sich neben den Vortex des Kapok-Baums.

Oliver blickte über seine Schulter zu seinen Freunden – Walter, Simon, Hazel und Ralph. Die besten Freunde, die ein Junge sich wünschen konnte.

„Die Schule fällt in sich zusammen“, stotterte er ungläubig und seine Kehle wurde eng. Nicht die Schule für Seher. Nicht sein Zufluchtsort. „Wir müssen evakuieren.“

„Dann los“, sagte Hazel, die damit kämpfte, während dem Beben aufrecht stehen zu bleiben.

Die Wände wackelten und ruckelten, als sie den Korridor entlang in Professor Amethysts Richtung liefen. Das Beben war so heftig, dass das Gehen dem Waten durch Molasse ähnelte.

Zentimeter für Zentimeter kam die Gruppe dem Portal zur Sicherheit näher. Doch als sie gerade mal eine Armlänge vom Kapok-Baum entfernt waren, hörten sie ein lautes Krack von oben.

Oliver keuchte und sah hinauf. Einer der riesigen Äste des Kapok-Baums hatte sich vom Stamm gelöst und fiel nach unten. Geradewegs auf Esther zu!

Ohne auch nur eine Nanosekunde darüber nachzudenken, sprang Oliver nach vorne und schob Esther aus dem Weg. Sie landeten mit einem schmerzhaften Knirschen auf dem Boden, Olivers Körper auf ihrem. Der Ast landete neben ihnen, der mitgebrachte Schutt regnete auf sie herunter.

Esther hustete und schielte unter ihren Armen hervor. „Danke“, quietschte sie. Dann hustete sie erneut, als der feine Puder der bröselnden Wände in ihre Atemwege gelangte.

Da hörte Oliver Professor Amethysts Aufschrei. „NEIN!“

Oliver sah auf, blinzelte durch die Staubwolke hindurch und erkannte, dass der wirbelnde Vortex verschwunden war. Stattdessen spaltete ein riesiger Zickzackriss den gesamten Stamm des Kapok-Baums. Das Zeitportal war zerstört.

Und jetzt? Oliver dachte fieberhaft nach, während er sich auf die Füße zog.

 Wenn sie es in die sechste Dimension schaffen konnten, hatten sie vielleicht eine Chance. Aber die befand sich ganz oben im Erdgeschoss der Schule, während sie fünfzig Stockwerke unter dem Boden weilten.

Oliver war verzweifelt.

Professor Amethyst eilte auf sie zu. „Schnell. Kommt. Kommt schon“, sagte er winkend.

Oliver hatte den Schulleiter noch nie so außer sich gesehen. So verängstigt. Das verdeutlichte nur noch mehr, wie fatal ihre Situation wirklich war.

Die Gruppe eilte hinter Professor Amethyst her. Der ältere Mann führte sie einen Korridor entlang, der ebenfalls mit einem X gekennzeichnet war und damit für Schüler verboten. Oliver hatte keine Ahnung, wo er hinführte und wie Professor Amethysts Plan aussah. Aber er hatte seinem Schulleiter immer vertraut. Sein Mentor hatte ihn nie enttäuscht.

Sie rannten durch den Korridor. Das Beben war nun so stark, dass Oliver meinte, seine Zähne rasseln zu hören. Es war, als stünden sie neben einem Pressluftbohrer. Er konnte es mit jeder Faser seines Körpers spüren.

Endlich erreichten sie das Ende des Ganges. Vor ihnen war eine Tür. Sie ähnelte der, durch die sie gereist waren, um aus Leonardo da Vincis Werkstatt zurück zur Schule zu gelangen. Leonardo hatte ihnen dabei geholfen, das kostbare Elixier herzustellen, mit dem sie Esther geheilt hatten. Das Elixier, dachte Oliver bitter. Das Elixier, das diese katastrophale Reaktion ausgelöst hatte.

Professor Amethyst öffnete schwungvoll die Tür. Der Wind schien Oliver zu sich zu ziehen. Er nahm Esther bei der Hand, Ralph packte ihn an der anderen. Er sah sich um und entdeckte, dass seine Freunde sich allesamt aneinander festhielten. Walter an Simon, Simon and Ralph und so weiter. Sie bildeten eine Kette und vereinigten ihre Stärke um der Kraft des Windes entgegen zu wirken.

„Du musst springen!“, rief Professor Amethyst.

Oliver sah durch die geöffnete Tür. Es war stockdunkel.

„Wohin bringt es uns?“, rief er zurück.

Der Wind schob ihm sein blondes Haar in die Augen. Er bemerkte, dass er zitterte. Esther drückte seine Hand fester.

„Los!“, schrie der Schulleiter.

Oliver schielte schnell zu seinen Freunden. Er realisierte, dass sie darauf warteten, dass er sie anführte. Darauf, dass er zuerst sprang. Er musste mutig sein und ihnen den Weg zeigen.

KAPITEL EINS

In der schwarzen Leere des Nichts spürte Christopher Blue einen Sog, der sich vielleicht mit der Anziehungskraft von Magneten vergleichen ließ. Es war ein furchtbares Gefühl und eines, an das er sich bereits schmerzhaft gewöhnt hatte. Das Gefühl der Zusammensetzung seiner Atome. Er wusste, was als nächstes kam, sobald er wieder seine menschliche Form eingenommen hatte: das ziehende, reißende, qualvolle Gefühl des Auseinandergezogen-Werdens. Atom für Atom. Immer wieder und wieder. Wie oft hatte er das nun schon durchlebt? Hundert Mal? Millionen Mal? Befand er sich seit Tagen oder seit Jahren in diesem endlosen, furchtbaren Kreislauf? Er wusste es nicht. Sein Leben bestand aus dem immerwährenden Drücken und Ziehen des Nichts, dem einnehmenden Gefühl des Hasses – und dem Namen Oliver.

Oliver. Sein Bruder. Das Objekt seiner tiefen Abscheu. Der Grund, weswegen er hier gelandet war.

Er war allein im Nichts. Es gab keine Geräusche. Kein Licht. Nur den schrecklichen Kreislauf, der seine Atome auseinanderzog und wieder zusammenfügte. Doch Chris hatte seine Erinnerungen und die wiederholten sich so oft wie das Zerreißen seiner Atome. Er dachte an Oliver. An seinen Moment der Feigheit im alten Italien, als ihm klar wurde, dass er ihn nicht töten konnte. Und er dachte an die Portale, die immer näherkamen, ihm schließlich die Extremitäten vom Körper rissen und ihn an einen Ort zwischen den Zeiten schickten. Er verweilte in diesen Erinnerungen während er den schmerzhaften Prozess wieder und wieder durchlitt.

Plötzlich veränderte sich etwas. Da war ein Licht.

Licht? Chris dachte nach.

Er hatte fast vergessen, dass so etwas existierte.

Aber es war da. Hell. Ein Glühen. Ein blendendes Licht, das in den Augen weh tat. Wie lange war es her, seitdem er zum letzten Mal Licht gesehen hatte? Zwanzig Sekunden? Zwanzig Jahre? Beide Antworten klangen für Chris absolut plausibel.

Das Licht wurde immer heller und im nächsten Moment war es überall. Die Dunkelheit, die seine Wirklichkeit gewesen war, wurde durch dieses plötzliche Licht ausgetauscht. Und dann, mit einem zischenden Geräusch, das aus allen Richtungen zu kommen schien, war Chris plötzlich irgendwo. Nicht mehr nirgendwo, sondern irgendwo. An einem Ort mit Steinfliesen auf dem Boden, die kalt an seinen Bauch drückten, und einem Geruch in der Luft, der ihn an ein altes, feuchtes Schloss erinnerte. Chris hatte Gerüche, genauso wie Licht, vollkommen vergessen. Dasselbe galt für Berührungen. Und trotzdem waren all diese Sinneswahrnehmungen plötzlich wieder da.

Die Fliesen an seinem Bauch waren hart im Vergleich zu seinem fleischigen Körper. Die Luft war kühl und er fühlte eine leichte Brise auf seiner Haut.

Körper! Dachte Chris. Haut!

Lachend hielt Chris seinen Oberkörper fest, strich mit seinen Händen darüber. Er spürte seine Rippen und sein Schlüsselbein und all das schwammige Fleisch. Er lachte wieder, als ihm dämmerte, dass er sich nicht mehr in der Leere des Nichts befand, wo er als verstreute Teilchen herumgeschwebt war. Nein, er war wieder ein Ganzes. Und dieses Ganze befand sich in der Wirklichkeit.

Jetzt musste er nur noch herausfinden, in welche Wirklichkeit er befördert worden war.

Er richtete sich in eine sitzende Position auf und sah sich um. Der Raum sah vertraut aus. Rote Wände, die wie frisches Blut aussahen. Ein großer hölzerner Thron. Ein Sitzungstisch aus Eiche. Eine hohe, gewölbte Decke. Eine Glasvitrine voller Waffen und Ampullen. Ein Fenster, durch das graues Licht hereingefiltert wurde.

Er stand mit wackeligen Beinen auf und ging zum Fenster. Es überblickte ein mit Gras bewachsenes Feld, das sich bis zu einer Baumreihe ausdehnte. Wie schwarze Silhouetten standen die Bäume am Horizont.

Gras! Chris war begeistert. Bäume!

All das hatte er vergessen. Der Anblick schickte eine Welle der Freude durch seinen Körper. Sein Lachen wurde hysterisch.

„Christopher Blue“, ertönte eine kalte, weibliche Stimme.

Keuchend drehte sich Chris auf seinen Zehenspitzen um. Eine Frau stand im Zimmer. Eine finster dreinblickende Frau, die einen langen schwarzen Umhang trug, der bis zum Boden reichte. Ihre Arme waren verschränkt.

Mit einer plötzlichen Grausamkeit kam ihr Name zu ihm zurück: Madame Obsidian.

Schreckliche Angst durchfuhr ihn. Er stolperte nach hinten, bis er gegen die Steinmauer stieß und sich nicht weiter zurückziehen konnte.

„Sie…“, stammelte er. „Sie haben mich gefoltert!“

Jetzt kam alles zurück.

„Das war deine Strafe“, sagte Madame Obsidian ohne auch nur den kleinsten Funken Reue zu zeigen. „Weil du mich enttäuscht hast. Weil du meinen ausdrücklichen Befehl verweigert hast. Ich kann es wieder tun. Wann immer ich möchte.“

Chris schüttelte den Kopf. Er hatte das Gefühl, am Rande der Verzweiflung zu sein. Allein das Wissen, zurück an den Ort der Turbulenzen, der unendlichen Qual, zurückgeschickt werden zu können, brachte ihn um den Verstand.

„Bitte nicht“, bettelte er und fiel auf die Knie. „Bitte schicken Sie mich nicht zurück.“

„Steh auf du wehleidiges Wesen“, sagte Madame Obsidian. „Betteln wird dich nicht retten.“

„Was wird mich retten?“, fragte er verzweifelt und stand auf. „Was kann ich tun, um nie wieder an diesen Ort zurückkehren zu müssen?“

„Folge meinen Anweisungen“, antwortete sie. „Und töte Oliver Blue.“

Oliver…

Der Name hatte ihn in seiner Zeit im Nichts stets begleitet. Oliver, sein kleiner Bruder. Jahrelang hatte er ihn gehasst. Hatte nichts mehr wollen, als ihm weh zu tun, ihn leiden zu sehen. Und dann, aus Gründen, die er nicht länger verstand, war er in letzter Sekunde zurückgeschreckt. Als Oliver ihm endlich ausgeliefert war, hatte er seine Meinung geändert und ihn gehen lassen.

Aber Chris realisierte nun, dass er seine Meinung nicht nochmal ändern würde. Er hatte keinen Funken von Mitgefühl mehr übrig. Nicht für Oliver. Nicht für irgendjemanden. Seine Zeit im Nichts hatte jedes positive Gefühl, das er je gehabt hatte, ausgelöscht. Zurück blieben lediglich Wut, Angst und Hass.

KAPITEL ZWEI  

Olivers Magen drehte sich um. Er hasste das Gefühl des Portalreisens. Egal wie oft er diesen Prozess auch mitmachte – es war immer unangenehm.

Flackernde, lila Lichter blendeten ihn. Ein Geräusch, das an krachende Wellen erinnerte, schmerzte in seinen Ohren. Und die ganze Zeit sah er hektisch hinter sich, um nach seinen Freunden Ausschau zu halten. Verzweifelt suchte er nach Beweisen dafür, dass auch sie gesprungen und ihm durch das Portal gefolgt waren. Etwas, das belegte, dass sie der Schule für Seher entkommen waren, bevor diese kollabierte.

Da sah er Hazels toffeefarbenes Haar. Erleichterung durchströmte ihn. Sie strampelte im Vortex und wurde wie ein Stück Treibgut in der Brandung hin und her gewirbelt. Dann erblickte er auch Ralph, sein schwarzes Haar wehte in alle Richtungen, seine langen, dünnen Extremitäten paddelten wie ein Hund, der krampfhaft versuchte, über Wasser zu bleiben.

Oliver sah zu, wie Ralph neben Hazel auftauchte und sie es schafften, sich aneinander festzuhalten. Sie erinnerten ihn an synchronisierte Fallschirmspringer. Natürlich ohne Fallschirme und den Elementen ausgeliefert. Wie Federn in einem Tornado wurden sie herumgewirbelt.

Obwohl Oliver erleichtert war, Hazel und Ralph zu sehen, gab es noch immer kein Zeichen von Walter, Simon oder Esther. Oliver betete, dass sie es rechtzeitig durch das Portal geschafft hatten. Vor allem Esther. Es wäre viel zu grausam, wenn das Universum sie ihm jetzt wegnehmen würde, nach allem was sie durchgemacht hatten, um ihr Leben zu retten.

„Hazel!“, schrie Oliver über den lauten, zischenden Wind hinweg. „Ralph! Hier drüben!“

Trotz des tosenden Windes erreichte Olivers Stimme seine Freunde. Sie blickten beide zu ihm und in ihren verängstigten Augen erkannte er ein kurzes Flackern der Erleichterung.

„Oliver!“, rief Hazel.

Oliver war überrascht, sie so laut und deutlich zu hören. Er hatte erwartet, dass ihre Stimme vom Wind verschluckt werden würde, wie es normalerweise beim Portalreisen geschah. Er fragte sich, was dieses Mal anders war. Vielleicht handelte es sich um eine andere Art von Portal. Professor Amethyst hatte es schließlich unter größtem Druck heraufbeschworen.

Mithilfe seiner Arme schwamm Oliver wie beim Brustschwimmen zu seinen Freunden. Er griff nach ihnen und sie hielten einander fest.

„Wo sind die anderen?“, rief Ralph und sah sich verstohlen um.

Oliver schüttelte den Kopf, der kräftige Wind schob sein dunkelblondes Haar in seine Augen. „Ich weiß es nicht. Ich kann sie nicht sehen.“

Er streckte seinen Hals aus und versuchte in den schwarz-lila Wirbeln etwas zu erkennen, das auf Walter, Simon oder Esther hindeuten könnte. Nichts. Er konnte sie nicht sehen und der Gedanke erfüllte ihn mit Angst. Waren sie überhaupt in das Portal gesprungen? Steckten sie womöglich in der in sich zerfallenden Schule fest? Er konnte den Gedanken nicht ertragen, Esthers Leben mithilfe des Elixiers gerettet zu haben, nur um sie dann Momente später an die kollabierende Schule zu verlieren. Warum hatte er sie nicht festgehalten, als er in den Vortex gesprungen war?

„Oliver, kannst du mich hören?“, ertönte Professor Amethysts Stimme plötzlich aus dem Nichts.

Schock überkam Oliver. Seine Augen wurden groß vor Überraschung. Er sah sich um, konnte den Schulleiter aber nirgendwo sehen. Es klang so, als spräche Professor Amethyst aus einer anderen Dimension mit ihm.

Besorgt, dass er verrückt geworden war, drehte er sich zu den anderen. „Habt ihr das gehört?“, fragte er, während der Wind weiter auf sie einschlug.

„Ja“, keuchte Hazel. „Es ist Professor Amethyst. Aber wo ist er?“

„Ich habe keine Ahnung“, stammelte Oliver zur Antwort.

„Hör zu“, fuhr der Schulleiter fort. Seine Stimme schien von überall gleichzeitig zu kommen. „Das ist sehr wichtig.“ Er sprach eilig mit einer dringenden und beharrlichen Stimme. „Die Schule für Seher fällt in sich zusammen und es gibt nur einen Weg, sie zu retten. Du musst das Feuerzepter finden.“

Das Feuerzepter? Oliver dachte nach und versuchte in seinem Kopf nach Hinweisen zu suchen. Doch es gab keine. Er hatte noch nie vom Feuerzepter gehört.

„Was ist das?“, rief er in den Vortex. Er wusste nicht, wohin er seine Stimme richten sollte, da er keine Ahnung hatte, wo sich der Professor befand. „Wo finden wir es?“

Als der Professor dieses Mal sprach, klang seine Stimme verzerrt. Es war, als spräche er in ein Handy mit schlechtem Empfang. Seine Worte waren abgehakt. „Im Laufe der Zeit verloren…“

„Tut mir leid, was haben Sie gesagt?“, rief Oliver verzweifelt.

Stille.

„Professor?“, versuchte Oliver es erneut. „Ich kann Sie nicht hören!“

Doch plötzlich lenkte Ralph seine Aufmerksamkeit in eine andere Richtung. Sein Freund zog wie wild an seinem Arm.

„Oliver, schau“, sagte Ralph.

Oliver drehte seinen Kopf über die Schulter nach hinten. Der Anblick, der ihn erwartete, durchflutete seinen ganzen Körper mit Erleichterung. Es waren Esther, Walter und Simon. Endlich!

Die drei hielten einander fest, genau wie Oliver, Ralph und Hazel es taten. Oliver war erleichtert, dass sie es aus der Schule herausgeschafft hatten und dass sie diese neue Aufgabe nun gemeinsam lösen konnten. Was auch immer die Aufgabe war…

Oliver wollte gerade Hazel und Ralph darum bitten, mit ihm zu den anderen zu ‚schwimmen‘, als er erneut die Stimme des Schulleiters vernahm.

„Oliver?“, rief Professor Amethyst. „Kannst du mich hören?“

„Ja!“, rief Oliver. „Das kann ich! Erzählen Sie mir von dem Feuerzepter!“

„Es ist verloren gegangen“, sagte der Schulleiter. „Ich weiß nicht, wo. Ich weiß nicht, wann.“

Oliver spürte, wie seine Eingeweide sich zusammenzogen. Wenn der Professor nicht wusste, an welchem Ort und in welcher Zeit sich das Feuerzepter befand – wohin schickte das Portal sie dann? Vielleicht fühlte es sich deshalb nicht wie ein normales Zeitportal an. Es hatte noch kein Ziel!

Der Gedanke bereitete Oliver Sorgen. Doch wie immer, wenn die Dinge zu bedrohlich erschienen, erinnerte er sich an Professor Amethysts unendliche Weisheit. Oliver vertraute seinem Mentor mit seinem Leben. Er wusste, dass der Schulleiter ihn niemals unzumutbar gefährden würde.

„Wie sollen wir es finden?“, rief Oliver Professor Amethyst zu, von dem er nun vermutete, dass er sich noch immer in der Schule für Seher befand. Er schien seine Stimme durch den Vortex zu projizieren, der sie gerade zwischen Ort und Zeit festhielt, statt sie hindurch zu transportieren.

„Ich habe es auf zwei Möglichkeiten eingegrenzt“, schrie der Professor. „Die erste…“

Aber seine Stimme wurde wieder ausgeblendet.

Oliver wurde immer hektischer. Er musste wissen, wo seine Reise hinführte! Er musste wissen, weshalb! Er brauchte die Führung seines Mentors, wenn er überhaupt eine Chance haben wollte, das Feuerzepter zu finden und die Schule für Seher zu retten!

„Professor!“, rief er in die wirbelnde Leere. „Professor? Professor!“

Doch wieder blieb es zur Antwort still.

Er sah zu Hazel und Ralph, die ihn noch immer fest an den Oberarmen hielten. Sie sahen so verzweifelt aus wie Oliver sich fühlte.

Das Gefühl der Hoffnungslosigkeit wuchs in seinem Bauch. Wie sollte er je das Feuerzepter finden, wenn er nicht einmal wusste, wohin er ging und wohin er gehen sollte?

Doch dann fiel ihm etwas ein. Der Bronze-Kompass, den Professor Nightingale in Harvard ihm gegeben hatte, befand sich noch immer in der Brusttasche von Olivers Overall. Es war ein uraltes Stück Seher-Technologie und eine der unzähligen Erfindungen, die den Sehern beim Schutz des Universums vor zeitreisenden, bösen Sehern behilflich waren. Vielleicht konnte der Kompass ihm Hinweise geben und ihn durch seine Aufgabe lotsen.

Oliver griff in die große Vordertasche und fühlte, wie seine Finger das kalte Metallgehäuse berührten. Er zog das handflächengroße Gerät heraus. Obwohl er im Wind unglaublich zitterte, konnte er ausmachen, dass der Hauptzeiger auf ein Flammensymbol gerichtet war.

„Oh nein!“, schrie Hazel plötzlich.

Oliver sah von seinem Kompass auf und bemerkte, dass ihre grauen Augen groß vor Sorge waren. Er blickte nach vorne und sah das Seltsamste, das er je zu Gesicht bekommen hatte. Das Portal teilte sich in zwei verschiedene Tunnel!

Oliver keuchte. Noch nie hatte er so etwas gesehen. Zeitreiseportale waren schon bewusstseinsverändernd genug. Dass der Tunnel sich nun vor ihnen spaltete, war verwirrend. War es dabei, sich zu destabilisieren? Riss es vor ihren eigenen Augen auseinander?

Aber nein. Oliver fügte die Puzzleteile in seinem Kopf zusammen. Professor Amethyst hatte gesagt, dass sich das Zepter an einem von zwei möglichen Orten befinden konnte. Nun rasten er, Ralph und Hazel auf einen Tunnel zu, während Esther, Simon und Walter geradewegs auf den anderen zuschossen.

„Oh!“, rief Oliver und seine Brust zog sich zusammen, als er die schmerzhafte Entdeckung machte. „Professor Amethyst trennt uns in zwei Gruppen!“

Alles geschah so schnell. Bevor Oliver Zeit hatte, die seltsamen Geschehnisse zu verstehen, lagen die Tunnel bereits vor ihnen und sie taumelten auf die Eingänge zu. Er, Hazel und Ralph zu einem. Esther, Simon und Walter zum anderen. Gemeinsam mit Hazel und Ralph würde er an einem Ort im Laufe der Zeit landen, während die anderen drei irgendwo anders ausgespuckt werden würden. In einer anderen Zeit. Einem anderen Ort. Vielleicht sogar in einer anderen Dimension.

Oliver konnte das kaum ertragen. Er hatte Esther gerade erst zurückbekommen und nun wurde sie schon wieder von ihm fortgerissen. Plötzlich spürte er ein Gefühl der Wut gegenüber Professor Amethyst, da dieser ihm dieser unnötigen Qual aussetzte.

Sein Instinkt, das Mädchen zu beschützen, das er liebte, brachte Oliver dazu, den Kompass in den rechten Tunnel zu werfen, dem die taumelnden Körper von Esther, Simon und Walter folgten. Er selbst flog in den linken Tunnel und war schließlich außer Sichtweite.

Wohin führt ihr Tunnel? Oliver war nervös. Und wohin führt unserer?

Es gab keine Möglichkeit, es herauszufinden. Genauso wenig konnte er wissen, ob er Esther, Walter und Simon je wiedersehen würde. Ein Team würde hoffentlich das Feuerzepter finden. Das andere? Oliver konnte nur raten.

Eines war sicher: Das Feuerzepter war der Schlüssel zur Rettung der Schule für Seher. An welchem Ort und in welcher Zeit das Portal ihn auch ausspucken würde – Simon und Walter würden nicht dort sein.

KAPITEL DREI

Schreiend wurde Esther aus dem Vortex katapultiert und flog durch die Luft. Hart landete sie auf dem Boden, rollte weiter und wirbelte eine Staubwolke auf.

„Uff“, rief sie, als sie endlich zum Stillstand kam.

Benommen und zerschrammt setzte sich auf und sah sich um. Es war ein auffallend heißer und sonniger Tag. Sie befand sich in einer Art Wüste, um sie herum war außer einigen wenigen, dürren Büschen kaum etwas zu sehen.

Einige Kilometer von dem Punkt, wo das Portal sie ausgespuckt hatte, erblickte sie in der Ferne die Zeichen einer geschäftigen Stadt. Sie sah die Türmchen einer Burg und die Spitze einer Synagoge. Hinter der Stadt ragten zahllose Berge und ein Kieferwald auf.

Bevor sie die Möglichkeit hatte, herauszufinden wann (und wo) sie war, hörte sie ein Schreien von hinten, das immer lauter wurde.

Sie drehte sich um und beobachtete, wie Simon durch den Vortex geschleudert wurde. Walter war direkt hinter ihm.

Beide flogen sie durch die Luft bis sie auf den trockenen Wüstenboden prallten. Esther zuckte zusammen, als sie dabei zusah, wie sie über den harten Boden rollten.

„Au!“, stöhnte Walter.

Endlich hielten sie, inmitten einer Staubwolke, an.

Esther sprang auf und rannte zu ihnen. Als der Staub langsam verschwand, sah sie ein verschlungenes Wirrwarr aus Armen und Beinen.

Esther erreichte das Knäuel und griff nach einer Hand. Sie fand Simons und zog daran. Die Jungs schafften es, sich voneinander zu lösen und mit Esthers Hilfe setzte Simon sich schließlich auf.

„Du meine Güte“, sagte er japsend. „Das war eine ziemlich ungemütliche Reise.“

Walter zog seinen Arm unter Simons Körper hervor. „Das kannst du laut sagen.“

Er rieb sich den Kopf und blickte dann zum Portal hinüber. Esther folgte seinem Blick und sah, dass das lilafarbene, elektrische Knistern verschwunden war. Mit einem Zipp schloss sich das Portal. Dann wurde es still.

Walter blinzelte schnell. Ihm stand die Angst ins Gesicht geschrieben. „Wo sind die anderen?“, fragte er.

„Oh!“, rief Esther, die sich plötzlich daran erinnerte, dass Oliver, Hazel und Ralph in Richtung des linken Tunneleingangs geschlittert waren, während sie und die anderem im rechten verschwanden. Sie fühlte einen tiefen Schmerz in ihrem Herzen. „Sie sind in die andere Richtung gegangen.“

Simon und Walter tauschten einen mitleidigen Blick.

Aber Esther wollte ihr Mitleid nicht. Und sie brauchte es auch nicht. Seitdem sie das Elixier getrunken hatte, fühlte sie sich so gut wie nie zuvor. Ihr Verstand war schärfer, ihre Sinne wachsamer. Sie fühlte sich so gesund wie noch nie. Das Letzte, was sie jetzt tun wollte, war, sich mit negativen Gedanken zu befassen.

Sie klopfte den Staub von ihrer Kleidung und sah sich um. „Okay. Wir müssen los. Professor Amethyst meinte, dass eines der Portale uns zum Feuerzepter bringen wird. Es gibt also keine Zeit zu verlieren.“

„Warte, warte“, sagte Simon in seiner gezierten, viktorianischen Stimme. „Warum nehmen wir uns nicht einen Moment, um uns zu sammeln?“

Esther konnte die Besorgnis in seiner Stimme hören. Sie wusste, dass er nicht die holprige Reise durch das Portal meinte. Er bezog sich auf ihre Nahtoderfahrung und das Lebenselixier, das sie getrunken hatte, um ihre Gesundheit zurück zu gewinnen. Noch vor Minuten war sie dem Tod so nahe gewesen. Aber darüber wollte sie jetzt nicht wirklich sprechen. Sie wollte nicht einmal daran denken. Nicht, wenn sie die Mission hatten, die Schule zu retten.

„Hast du den Schulleiter nicht gehört?“, wiederholte sie. „Wir müssen das Feuerzepter finden.“

Die Jungs tauschten einen weiteren besorgten Blick aus.

„Wir haben es gehört“, sagte Walter. „Und ich verstehe, dass du sofort loslegen willst.“

„Aber du hast eine ziemliche Tortur hinter dir“, fügte Simon hinzu.

„Und wenn du Zeit brauchst…“, fuhr Walter fort.

„Oder jemanden zum Reden…“

„Eine Schulter zum Anlehnen…“

Esther schüttelte den Kopf und hob ihre Hände, um sie zum Aufhören zu bewegen. „Jungs. Mir geht es gut. Ihr braucht mich nicht anzusehen, als bestünde ich aus Porzellan und könnte jeden Moment auseinanderbrechen. Ich bin okay. Besser als okay. Ich lebe. Und jetzt will ich dieses Zepter finden und die Schule retten. Können wir das tun? Bitte?“

Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass Oliver schon wieder von ihr losgerissen worden war. Gerade als sie endlich vereint waren, hatte das Schicksal sie erneut getrennt. Sie wollte nicht darüber nachdenken, dass sie ihm ihr Leben schuldete oder dass er derjenige war, in den sie sich verliebt hatte. Darüber konnte sie später nachdenken. Wenn sie sich jetzt auch nur eine Sekunde damit auseinandersetzte, würde sie zusammenklappen und in Tränen ausbrechen. Das wusste sie.

Simon und Walter wechselten einen letzten Blick, zuckten dann beide mit den Achseln und schienen offensichtlich einzusehen, dass es keinen Sinn machte, mit der sturen Esther zu argumentieren.

„Also, wo sind wir?“, fragte Walter.

„Ich habe keine Ahnung“, antwortete Esther und betrachtete die unbekannte Landschaft.

„Und wie wollen wir das Feuerzepter finden?“, fragte Simon.

Auch darauf wusste Esther keine Antwort. „Ich weiß es nicht.“

In den Moment sah Esther, wie etwas durch die Luft gesegelt kam. Es sah wie ein Cricket-Ball aus Messing aus und flog mit unglaublicher Geschwindigkeit genau auf ihr Gesicht zu.

Dank ihrer Switchit-Fähigkeiten war Esther in der Lage, den katapultierenden Metallball aufzufangen. Er kam so schnell auf sie zu, dass sie zurück stolperte. Schockwellen prallten in ihren Armen ab.

Nachdem sie sich von der Überraschung erholt hatte, betrachtete Esther das Objekt in ihren Händen. Es war Olivers magischer Kompass.

„Wie ist das hierhergekommen…?“, stotterte sie.

Nichts war so, wie es sein sollte. Der Schulleiter hatte mit ihnen durch den Vortex hindurch gesprochen. Das Portal hatte sich aufgeteilt. Der Kompass hatte seinen Weg zu ihr gefunden. Aus Gründen, die sie nicht vollkommen verstand, hatte es sich bei dem Portal um etwas Besonderes gehandelt. Die normalen Regeln schienen hier nicht zu gelten.

„Der Kompass kann uns führen!“, sagte sie aufgeregt und blickte von dem alten Gerät auf und zu den anderen.

„Wie funktioniert es?“, fragte Simon.

„Es zeigt die Zukunft“, sagte Esther. „Wenn wir die Symbole korrekt interpretieren, wird es uns die Richtung weisen. Der Kompass wird uns zeigen, wo wir sein sollen.“

Walter runzelte die Stirn. „Wo wir sein sollen?“, fragte er. „Oder einfach, du weißt schon, wo wir sein werden?“

Esther hielt inne, um seine Frage in Betracht zu ziehen. Wenn Olivers Team den richtigen Tunnel genommen hatte und in der Zeit des Feuerzepters gelandet war, dann sähe die Zukunft von Esther und ihrem Team vollkommen anders aus. Doch egal, welche Zukunft der Kompass ihr anzeigen würde – es war ihr Schicksal, ihm zu folgen. Wenn das Zepter nicht ihr Ziel war, dann war es eben etwas anderes. Das zu wissen, reichte ihr für den Moment.

Esther entschied, sich nicht zu lange mit Walters Aussage aufzuhalten. Sie konnten nicht wissen, welches Team dort gelandet war, wo das Zepter verschwunden war, bis sie es tatsächlich in den Händen hielten.

Sie betrachtete die Symbole. Der Hauptzeiger deutete auf das kleine Bild einer Sonne. Ein weiterer war auf einen Anker gerichtet. Der dritte zeigte eine Art Strichmännchen, das einen Speer warf.