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Eine Detektivgeschichte aus dem Burgwald Tom ist lang, superschlau und etwas ungelenk, Nicki, sein bester Freund, ist klein, sportlich und sehr lesefaul. Erst ist eine verzwickte Prüfung abzulegen - ehe die beiden frisch gebackenen Detektive in ein spannendes Abenteuer stolpern. Was geht vor in diesem Windrad? Ein gefährliches Abenteuer für Tom und Nicki - oder gibt es eine ganz einfache Lösung? BAND 1 der Reihe mit Tom und Nicki
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Seitenzahl: 98
Veröffentlichungsjahr: 2015
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Alles Gute
Heiße Spur
Wasserschlacht
Die Mutprobe
Hoch hinaus
Das leere Blatt
Geschafft?
Das Versteck
Zum Windrad
Nichts los
Die Krone
Der Fall
Die Tür
Gefangen
Der Beobachtungsposten
Der Spurt
Der Täter
Das Morsealphabet
Zur Autorin
Weitere Bücher mit Tom und Nicki
Tom ist schlau.
Er ist erst zehn Jahre alt und geht schon in die sechste Klasse. Die dritte hat er übersprungen. Weil es ihm in der Schule immer so langweilig ist.
Jetzt ist es ihm immer noch langweilig. Dass man bei ‚hunderttausend mal hunderttausend‘ einfach fünf Nullen anhängen muss und dann zehn Milliarden rauskommen, hat er gleich verstanden. Aber interessant findet er es nicht.
Wie viele Nullen hat die größte Zahl, die es überhaupt gibt? Und wie heißt die? Solche Sachen würde er gerne wissen.
Seine Mutter hat ihm erklärt, dass es nie aufhört, man kann immer weiter zählen. Und so sagt er „Fantastillionen“, wenn er unglaublich viele meint.
Tom liest alles, was ihm unter die Finger kommt. Bücher, Comics, sogar beim Frühstück die Inhaltsangabe auf der Cornflakes-Packung.
Doch beim Fußball-Spielen machen seine langen Arme und Beine was sie wollen, und das sieht lustig aus.
Nicki ist schnell.
Er ist der Beste im Sport im ganzen Dorf. Er kann prima schwimmen und Ski fahren wie der Wind. Er geht in die fünfte Klasse und kann Lesen nicht leiden.
Er ist sauer, weil er der Kleinste in der Klasse ist und einfach nicht weiter wächst. Und weil keiner Niklas zu ihm sagt, obwohl er doch so heißt.
Nicki ist der beste Freund von Tom.
Die Leute schmunzeln ein bisschen, wenn sie die beiden sehen, denn Tom ist mehr als einen Kopf größer als Nicki.
Tom wird heute elf.
„Jetzt sind wir für fünf Monate wieder gleich alt!“, grinst er Nicki an, der als erster Gast angekommen ist.
„Was haste denn gekriegt?“, fragt der eifrig und schaut sich um.
„Ich weiß nicht, meine Eltern machen da ein ziemliches Geheimnis draus. Später! Sagen sie immer nur und lächeln so geheimnisvoll!“
Nicki zieht ein Päckchen aus der Tasche und überreicht es feierlich: „Dann haste wenigstens schon mal was zum Auspacken! Los, mach!“
Eifrig reißt Tom das Geschenkpapier vom Karton und starrt auf die Abbildung.
„Boahh! Das Überlebensmesser! Mit Messer und Säge und Angelhaken! Das hab ich mir so gewünscht!“
Es klingelt, und als Tom die Tür öffnet, steht Alexander vor der Tür: „Herzlichen Glückwunsch! Hier, für dich!“
Eifrig hält er ihm ein Päckchen unter die Nase.
„Aber Vorsicht! Zerbrechlich!“
Vorsichtig wickelt Tom den Karton aus dem bunten Papier.
„Ein Kompass! Ein richtiger, echter Kompass!“ jubelt er.
„Bald ist meine Ausrüstung komplett!“
Tom und Nicki wollen gerne Detektive sein. Aber dazu braucht man eine Menge nützlicher Dinge, und Tom hat sich die zum Geburtstag gewünscht.
Lukas und Sascha machen die Gäste-Runde komplett und bringen eine Taschenlampe und eine Lupe mit.
„Fan – tas – tisch!“, ruft Tom. „Jetzt hab ich fast alles zusammen!“
Es gibt Saft und Törtchen. Die Kuchengabeln werden mit dem Kompass nach Süden ausgerichtet und die Schokoladen-Streusel auf den Törtchen mit der Lupe betrachtet.
„Und was ist jetzt?“, fragt Lukas. „Zum Topfschlagen oder für Blinde-Kuh sind wir doch wohl schon zu groß, oder?“ „Wir könnten Messer-Werfen üben“, schlägt Sascha vor.
„Das lasst ihr mal schön bleiben!“ Toms Mutter zieht die Augenbrauen hoch und schüttelt den Kopf. Aber ein kleines Schmunzeln kann sie sich nicht verkneifen.
„Ihr könntet mal mit dem Hund gehen, wenn euch langweilig ist!“
Toms Hund heißt Leo und ist noch nicht ganz ein Jahr alt. Er sieht aus wie ein Schäferhund, hat aber von seinem Berner-Sennenhund-Vater den weißen Brustlatz und ein Schlappohr geerbt. Tom liebt ihn sehr und nimmt ihn gerne überall mit hin.
„Hmmm... müssen wir? Es ist doch Geburtstag heute, gibt es keine Spiele oder so?“, fragt Tom etwas enttäuscht.
Seine Mutter lächelt und sagt: „Ruf ihn mal!“
„Leo!“, ruft Tom.
Eifrig kommt Leo um die Ecke galoppiert. Das linke Ohr schlappt und die Zunge hängt weit heraus.
Nicki hat Angst vor Hunden. Vor Leo ganz besonders. Denn der springt zur Begrüßung immer an ihm hoch und dann rutscht Nicki das Herz bis ins Knie.
Mit einem Sprung steht Nicki auf der Bank.
„Die Happy-Birthday-Girlande klebt hier nicht mehr richtig!
Kann ich mal ein Stück Klebstreifen haben?“, ruft er eifrig in die Runde.
Toms Mutter reicht ihm ein Stückchen Klebeband, sagt: „Schön, dass du so schnell reagiert hast!“, und zwinkert ihm zu. „Wäre ja schade, wenn sie zerrissen wäre!“
„Leo, Platz!“, ruft sie den Hund zur Ordnung und geht lächelnd in die Küche.
Tom hat inzwischen die Leine geholt und nestelt an Leos Halsband.
„Hä? Was hat der denn hier für einen Zettel?“
Tom zieht einen zusammengerollten Zettel aus Leos Halsband und guckt verwundert die anderen an.
„Mach auf!“, ruft Nicki eifrig.
„Lies schon vor!“, drängt Alexander.
Lukas reißt ihm den Zettel aus der Hand und rollt ihn auf.
„Detektiv-Prüfung“, murmelt er. „Was? Was soll ‘n das sein?“
Mit glänzenden Augen schauen sich Tom und Nicki an.
„Gib her!“, fordert Tom. „Das ist was für Fachleute!“
Er legt den Zettel auf den Tisch und streicht ihn mit beiden Händen glatt. Die fünf Jungs stehen rund um den Tisch und starren auf das fast leere Blatt Papier.
Detektiv-Prüfung steht in großen Buchstaben drauf, rundum ist eine Girlande gemalt. Sonst ist nichts zu sehen.
„Dreh um!“, piepst Nicki. Seine Stimme ist vor Aufregung ganz hell.
„Nichts... Gar nichts.“, sagt Tom enttäuscht, als er auf die Rückseite des Blattes sieht.
„Und nun?“ Sascha lässt sich enttäuscht auf die Bank plumpsen. „Das hat so aufregend ausgesehen und jetzt?
Was sollen wir denn damit?“
Tom hat vor Enttäuschung kleine Tränen in den Augen. Das soll aber keiner merken, also nimmt er seine Brille ab, legt sie auf den Tisch und reibt mit beiden Händen über sein Gesicht.
„Ich weiß auch nicht, was das soll. Aber wir werden es herausfinden!“
Er greift nach seiner Brille. Weil er ziemlich kurzsichtig ist, muss er sich tief bücken, um den Brillen-Bügel richtig greifen zu können.
„Das gibt es doch nicht!“
Tom verharrt plötzlich mitten in der Bewegung und starrt auf den Zettel. Er neigt sich noch etwas tiefer und flüstert vor sich hin. Dann richtet er sich auf, setzt sich die Brille wieder richtig auf die Nase, atmet einmal durch und sagt feierlich: „Ich hab‘s! Freunde, ich hab‘s!“
Nicki wirft sich über den Tisch, die Nase fast auf das Blatt gedrückt.
„Gib mal die Lupe!“ schreit er aufgeregt.
Alexander, Sascha, Lukas und Nicki beugen sich über den Zettel und versuchen, alle gleichzeitig durch die Lupe zu sehen.
„Bügeleisen!“, ruft Nicki. „Da steht Bügeleisen! Das ist keine Girlande, sondern das sind lauter kleine Buchstaben!
Zehnmal steht da Bügeleisen! Da soll mal einer sagen, ich würde nie was lesen! Bügeleisen!“
„Wie konntest du das denn ohne Lupe lesen?“ fragt Lukas und sieht Tom verwundert an.
„Na, Kurzsichtige können nicht weit weg gucken, dazu brauchen sie die Brille. Aber in allernächster Nähe sehe ich ohne meine Brille fast wie durch eine Lupe! Nadel einfädeln oder Kaktus-Stacheln aus der Haut ziehen – oder eben auch ganz winzige Buchstaben lesen – kann ich prima ohne Brille!“
„Na und nun?“, fragt Sascha wieder. „Sind wir jetzt auch nur einen Schritt weiter? Bügeleisen ... Wie aufregend!“
„Vielleicht ist bei eurem Bügeleisen ein Hinweis versteckt!“, fällt Alexander ein.
Tom und Nicki sehen sich an.
„Denkst du das Gleiche wie ich?“, fragt Tom.
„Hm hm..!“ Nicki grinst und nickt. „Geheimschrift!“
„Was ist los? Könnt ihr mal Klartext reden?“ Lukas wird ungeduldig. „Welche Geheimschrift?“
Tom schnurrt sein Wissen herunter: „Es gibt geheime Tinten, wie zum Beispiel Zitronensaft. Wenn ein Brief damit geschrieben wurde, kann man auf dem weißen Papier nichts erkennen, aber durch Überbügeln wird der Zitronensaft schwarz und die geheime Botschaft kann gelesen werden!“
„Was du alles weißt!“ Sascha starrt Tom hinterher, der bereits aus dem Zimmer gelaufen ist und gleich darauf mit dem Bügeleisen wieder kommt.
„Vorsicht, wie müssen ein Handtuch unterlegen, sonst ist der Holztisch im Eimer!“, warnt Alexander. „Klar, machen wir, steck schon mal das Ding in die Steckdose!“
Tom legt zwei Geschirrhandtücher auf den Tisch, darauf zwei Blatt Küchentuch und oben drauf das Geheime-Botschaften-Blatt.
Mit kleiner Stufe fängt er an zu bügeln, dreht langsam höher und lässt das Bügeleisen über den Zettel gleiten. Hin und her und von rechts nach links.
„Da!“ Sascha hält die Luft an vor Aufregung. „Ich seh‘ was!“
Langsam sind große Buchstaben zu sehen.
„WO DAS DAUBF ...“ liest Nicki laut vor. „Hää?? Da bin aber nicht ich schuld! Bügel weiter!“
„WO DAS DAMPFROSS SEINE BEUTE AUSSPUCKT, FINDET IHR DEN NÄCHSTEN HINWEIS!“
Jetzt ist die Schrift deutlich zu lesen.
„Ja und nun?“, jammert Sascha. „Wer spuckt wo?“
Tom packt ihn bei den Schultern und sieht ihm in die Augen.
„Denk mal nach! Dampfross ist die Eisenbahn! Und die Beute die Fahrgäste! Und wo werden die ausgespuckt?
Na?“
„Am Bahnhof! Klar! Jetzt kapier ich!“ Sascha strahlt über das ganze Gesicht. „Nix wie los!“
„Erst mal das Bügeleisen ausschalten. Und die Ausrüstung zusammensuchen! Jeder steckt sich was ein!
Taschenlampe, Lupe, Kompass!“
Tom strahlt. Jetzt wird sein Geburtstag erst richtig interessant.
„Ich geh mit Leo voraus! Auf geht’s!“
Beim Zebrastreifen überqueren sie die Bundesstraße und laufen über den Parkplatz zum Wartehäuschen der Burgwald-Bahn, die stündlich Marburg mit Frankenberg verbindet.
„Alles absuchen – jeder Zettel könnte es sein!“, ruft Tom und löst die Hundeleine von Leos Halsband. „Aber hier können wir mit Geheimtinte und Bügeleisen nichts ausrichten“, mault Sascha und steckt die Hände tief in die Taschen. „Bestimmt finden wir üüüberhaupt nix!“
„Na, bei deinem Eifer ist das kein Wunder.“ Lukas stupst ihn an. „Los, Hände aus den Taschen, suchen! Der Hinweis war doch sicher nicht für die Katz!“
„Aber für den Hund!“, ruft Tom. „Sieh doch mal!“
Leo ist fast unter die Bank im Wartehäuschen gekrochen und jault ganz aufgeregt.
„Dreimal darfst du raten, wer hier den nächsten Hinweis versteckt hat.“ Toms Mund zieht sich in die Breite. „Das riecht da wohl nach Frauchen!“
Nicki greift mit der Hand unter die Bank.
„NEIN! Nicht!“, ruft Alexander. „Da ist doch alles voll mit alten Kaugummis und anderem ekligem Zeug!“
Nicki zieht schnell die Hand zurück und wischt nachdenklich über seine Hose.
„Dann muss einer da runter. Wie ein KFZ-Mechaniker unter ein Auto! Los Sascha, lass deinem Eifer freien Lauf!“
Alexander hat neben dem Mülleimer schon einen Getränke-Karton gefunden, den legt er vor Sascha auf die Erde und rät ihm: „Leg dich drauf und rutsch drunter. Und fass bloß nichts an!“
Sascha verschwindet bis zum Gürtel unter der Bank und ruft gleich darauf: „Hey, hier klebt ein Zettel! Aber so fest, dass er zerreißt, wenn ich ihn abmache!“
„Lies vor!“, fordern die anderen aufgeregt.
„Kann ich nicht, ist ausländisch oder so. Ganz verdrehte Buchstaben! Ein A kann ich lesen, und einige H und T und ein U und ein W – aber der Rest ist irgendwie verkehrt!!“
Sascha rutscht unter der Bank hervor und schaut triumphierend in die Runde.
„Ich glaube, das ist russisch oder so!“
„Tom! Denk nach!“ Nicki schaut verzweifelt auf seinen Freund. „Dir fällt doch immer was ein!“
„Ein A und H und T... und bestimmt auch V, M und X ...“, murmelt er vor sich hin. „Ein Spiegel ... wir brauchen einen Spiegel! Das ist Spiegelschrift! Deshalb kann er nur die Buchstaben lesen, die auch spiegelverkehrt normal aussehen. Ja, das ist es!“
Tom blickt in die Runde. „Hat einer von euch einen Spiegel dabei?“
„Für den Lippenstift, oder was?“, grinst Lukas. „Wieso sollte einer einen Spiegel dabei haben?“
Ein lauter Pfiff hinter ihnen, Bremsengequietsche – der Zug aus Frankenberg spuckt seine Beute aus.
Alexander läuft zwei Schritte auf eine ältere Frau zu.