Das Geheimnis des italienische Grafen - Amanda McCabe - E-Book

Das Geheimnis des italienische Grafen E-Book

Amanda McCabe

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Beschreibung

An Verehrern mangelt es der betörenden Thalia Chase nicht. Doch die junge Schönheit hat ihr Herz schon vergeben. Seit sie dem geheimnisvollen Marco, Conte di Fabrizzi, auf Sizilien begegnet ist, verzehrt sie sich nach seinen zärtlichen Küssen. Wieso nur muss sie ausgerechnet jetzt nach England zu ihrer Schwester zurückkehren? Verzweifelt fragt sie sich: Wird sie Marco jemals wiedersehen? Umso schockierter ist sie, als er überraschend in Bath auftaucht - in Begleitung einer berüchtigten Kunstdiebin! Was verbirgt er vor ihr? Ist sie etwa auf einen Schwindler hereingefallen?

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Seitenzahl: 336

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IMPRESSUM

HISTORICAL MYLADY erscheint alle zwei Monate in der Harlequin Enterprises GmbH

Redaktion und Verlag:

Postfach 301161, 20304 Hamburg

Tel.: +49(040)600909-361

Fax: +49(040)600909-469

E-Mail: [email protected]

Geschäftsführung:

Thomas Beckmann

Redaktionsleitung:

Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)

Cheflektorat:

Ilse Bröhl

Lektorat/Textredaktion:

Ilse Bröhl

Produktion:

Christel Borges, Bettina Schult

Grafik:

Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

Vertrieb:

Axel Springer Vertriebsservice GmbH, Süderstraße 77, 20097 Hamburg, Telefon 040/347-29277

Anzeigen:

Christian Durbahn

Es gilt die aktuelle Anzeigenpreisliste.

© 2009 by Ammanda McCabe

Originaltitel: „To Kiss a Count“

erschienen bei: Harlequin Ltd., Toronto

Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II. B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe HISTORICAL MYLADY, Band 538 (6) 2011

by Harlequin Enterprises GmbH, Hamburg

Übersetzung: Vera Möbius

Fotos: Harlequin Books S.A.

Veröffentlicht als eBook in 12/2011 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

ISBN: 978-3-86349-815-3

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

HISTORICAL MYLADY-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Führung in Lesezirkeln nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages. Für unaufgefordert eingesandte Manuskripte übernimmt der Verlag keine Haftung. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Satz und Druck: GGP Media GmbH, Pößneck

Printed in Germany

Der Verkaufspreis dieses Bandes versteht sich einschließlich der gesetzlichen Mehrwertsteuer.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:

BACCARA, BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY HOT & SEXY, TIFFANY SEXY

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Amanda McCabe

Das Geheimnis des italienischen Grafen

PROLOG

Sizilien

„Oh, Miss Thalia, wir können unmöglich morgen abreisen. Da gibt es immer noch so viel zu tun.“

Thalia blickte von den Büchern und Papieren auf, die sie gerade einpackte, und sah ihre Zofe Mary durch das Zimmer eilen, die Arme voller Kleider. Am Boden standen mehrere geöffnete, halb gefüllte Truhen, aus dem Schrank und den Schubladen quollen Kleidungsstücke und Schuhe.

Lachend schüttelte Thalia den Kopf. „Also wirklich, Mary, in letzter Zeit sind wir so oft umgezogen, dass Sie eine wissenschaftliche Methode entwickelt haben müssten, um unsere Sachen zu packen.“

„So eilig hatten wir es noch nie“, klagte Mary. „Wenn ich alles ordentlich machen soll, brauche ich mehr Zeit.“

Thalia stimmte ihr zu. Normalerweise ging ihr Vater, Sir Walter Chase, seine Reisen etwas geruhsamer an. In gemächlichem Tempo waren sie durch Italien gefahren, hatten alle Sehenswürdigkeiten besichtigt und seine gelehrten Brieffreunde getroffen. Schließlich hatten sie sich in Sizilien niedergelassen. Aber nun war seine Arbeit in diesem Landesteil fast beendet. Er hatte die Ausgrabung der antiken Stadt gründlich studiert und danach einige seiner Aufzeichnungen den ortsansässigen Archäologen übergeben.

Inzwischen hatte Thalias ältere Schwester Clio ihre große Liebe geheiratet, den Duke of Averton, und mit ihm die Hochzeitsreise in orientalische Länder angetreten.

Auch Sir Walter hatte wieder den Bund der Ehe geschlossen und sich mit seiner langjährigen Gefährtin Lady Rushworth vermählt. In diesem Sommer würden sie mit seiner jüngsten Tochter Terpsichore, genannt Cory, nach Genf fahren. Sie hatten angenommen, auch Thalia würde mitkommen. Aber nach all den Ereignissen in den letzten Wochen war sie der Reisen müde und wollte nach Hause, nach England, zurückkehren. Ihre älteste Schwester Calliope, Lady Westwood, erwartete ihr erstes Kind und hatte in letzter Zeit jammervolle Briefe geschrieben, in denen sie wiederholt fragte, wann sie ihre Familie endlich wiedersehen würde.

Thalia glaubte, Calliope würde Clios Gesellschaft vorziehen, denn die beiden ältesten Chase-Musen standen sich sehr nahe. Und Clio war ungewöhnlich tüchtig. Aber da sie gerade ihre Hochzeitsreise unternahm, musste die werdende Mutter sich mit der zweitjüngsten Schwester begnügen, die als kapriziös und dramatisch galt. Perfekt geeignet, um Modistinnen zu besuchen oder Amateur-Theateraufführungen einzustudieren, aber nicht, um während einer Niederkunft von Nutzen zu sein …

Oder um schurkische Diebe einzufangen …

Sie schaute in den Spiegel über dem Toilettentisch. Durch die Fenster strömte das intensive Licht der sizilianischen Sonne ins Zimmer und verlieh ihrem offenen Haar die goldene Farbe von Sommernarzissen. Ihr herzförmiges Gesicht, die großen blauen Augen und den rosigen Teint fand sie hübsch genug. Natürlich lockte sie Bewunderer an – alberne Verehrer, die ihr selbst verfasste, miserable Gedichte widmeten und sie mit Porzellanschäferinnen und Frühlingstagen verglichen.

Diese Ansichten schienen ihre Verwandten zu teilen. Sie priesen ihre Schönheit, lächelten sie an, verwöhnten sie, doch sie dachten offenbar, hinter ihren blauen Augen würde sich nichts verbergen. Nur seidene Bänder und seichte Romane würden sie interessieren. Cal und Clio waren die gebildeten Mädchen, die Erbinnen, die eines Tages die Arbeit ihres Vaters fortsetzen sollten. Und Cory bewies ihr Talent als ernsthafte Malerin. Sie selbst hingegen galt nur als amüsant, ein hübsches Wesen, das die Mutter „belle fleur“ genannt hatte, ihre „schöne Blume“.

Oh, das sagten sie ihr selbstverständlich niemals ins Gesicht. Sie applaudierten ihren theatralischen Auftritten und tolerierten ihre schriftstellerischen Bemühungen. Aber was sie wirklich von ihr hielten, las Thalia in ihren Augen und hörte es aus dem Tonfall ihrer Stimmen heraus.

Zweifellos war sie anders, keine richtige Chase.

Sie wandte sich vom Spiegel ab und zog ihren Schal enger um die Schultern, als wäre der dünne Kaschmirstoff ein Panzer – ein Schutz vor Enttäuschungen.

In den letzten Wochen hatte sie gehofft, die seltsamen Ereignisse würden ihre Verwandten eines Besseren belehren und ihnen zeigen, wozu sie fähig war. Als Clio sie um Hilfe bei der Festnahme Lady Rivertons gebeten hatte, der Diebin eines seltenen, kostbaren hellenistischen Tempelsilbers, war Thalia überglücklich gewesen. Endlich konnte sie sich nützlich machen! Nun würde sie beweisen, dass sie eine echte Chase war.

Zunächst schien ihre List zu wirken und Lady Rivertons Komplizen aus der Reserve zu locken.

Doch dann ging alles schief. Lady Riverton war geflüchtet, vermutlich mitsamt dem Silber, und jetzt mussten Clio und ihr Ehemann die Frau aufspüren. An dieser Verfolgungsjagd nahm Thalia nicht teil. Weder für ihre Schwester noch für ihren Vater hatte sie sich als hilfreich erwiesen.

Und auch nicht für den Mann, den sie ganz besonders beeindrucken wollte – Conte Marco di Fabrizzi, ihr Partner bei den Theateraufführungen und diversen Streitereien. Nie zuvor hatte sie einen attraktiveren Mann gekannt als den italienischen Archäologen und Aristokraten. Bedauerlicherweise glaubte sie, er wäre hoffnungslos in Clio verliebt.

Die Schwestern neckten sie, weil sie alle Verehrer abwies. Aber keiner konnte sich mit Marco messen. Ihr Pech – endlich hatte sie einen leidenschaftlichen, wundervollen Mann gefunden, und er liebte ihre Schwester!

Seufzend ergriff sie wieder ihre Bücher und Papiere und packte sie in die Truhe. Ein Manuskript entglitt ihren Händen, einzelne Blätter flatterten auf den Teppich hinab. Während sie niederkniete, um sie einzusammeln, fiel ihr Blick auf die Titelseite. „Das dunkle Schloss des Grafen Orlando – eine italienische Romanze in drei Akten“.

Dieses Theaterstück hatte sie zu schreiben begonnen, als ihr Marco begegnet war, am Anfang des Abenteuers um das gestohlene Tempelsilber. Eine grandiose Geschichte aus der italienischen Renaissance, voller Wirrungen um eine aufkeimende und verlorene Liebe, um niederträchtige Schurken, Geister und Flüche. Durchdrungen von einer Leidenschaft, die alles andere übertraf. So begeistert war sie gewesen. Und jetzt? Alles umsonst.

Sie glättete die Blätter, umwand das ganze Manuskript mit einer Schnur und legte es in die Truhe. Vielleicht würde sie es eines Tages herausnehmen und über ihre törichten Fantasien von Abenteuern und wahrer Liebe lachen. Jetzt musste sie Mary helfen, die restlichen Sachen einzupacken. In England wartete das wirkliche Leben.

Vor dem Fenster frischte die Brise auf, die Blätter des Zitronenbaums raschelten. Thalia ging zum Fenster, um es zu schließen, und schaute in den Garten hinab, zu den pastellfarben gestrichenen Häusern jenseits der Pforte. So schön war die sonnenhelle alte Stadt Santa Lucia – und voller Geheimnisse. Werde ich im kühlen grünen England diese schläfrige Hitze, den strahlend blauen Himmel und die felsigen Hügel vermissen? fragte sich Thalia.

Während die Kirchenglocken läuteten und die Stunde anzeigten, trugen die Dienstboten die Truhen und Koffer nach unten und stapelten sie im Garten neben dem Brunnen. Über das Fensterbrett gebeugt, beobachtete Thalia, wie sich immer mehr Gepäck anhäufte – wie ihr die Zeit in Santa Lucia davonlief. Die Brise wehte ihr das Haar in die Stirn. Ungeduldig wischte sie die Strähnen beiseite – und da sah sie ihn, Marco. Langsam ging er zur Gartenpforte.

Sie hatte gehört, nach Clios Hochzeit sei er abgereist. Aber da war er. Jetzt lehnte er sich an die Pforte und schaute dem geschäftigen Leben und Treiben vor dem Haus zu, das attraktive gebräunte Gesicht völlig ausdruckslos. Auf dem gewellten blauschwarzen Haar schimmerte das Sonnenlicht.

Ohne lange zu überlegen, eilte Thalia aus dem Zimmer, die Treppe hinab und zur Vordertür nach draußen. Sie wich den Lakaien aus, die noch mehr Gepäck in den Garten schleppten. Schließlich blieb sie vor Marco stehen. Nur das niedrige schmiedeeiserne Gatter trennte sie von ihm. Genauso gut hätte es ein Meer sein können.

Marco richtete sich auf und lächelte sie an. Wie wundervoll er aussah mit den hohen, markanten Wangenknochen, der edlen italienischen Nase, den glänzenden schokoladenbraunen Augen … Nur die dunklen Bartstoppeln rings um das Kinn störten seine klassische männliche Schönheit ein wenig. Wie ein griechischer Gott in seinem Tempel, ein römischer Eroberer auf einer antiken Münze, dachte sie. Und wie mein Graf Orlando in seinem dunklen Schloss …

In den letzten Jahren war sie schon vielen attraktiven Männern begegnet – ihren Schwägern, ihren eigenen Verehrern. Aber Marco hatte noch mehr zu bieten als seine gewinnende äußere Erscheinung – eine feurige Leidenschaft, kaum verschleiert von höflicher Galanterie. Eine scharfe Intelligenz. Und Geheimnisse. Viele Geheimnisse, die Thalia ergründen wollte.

Trotz der berühmten Chase-Hartnäckigkeit bezweifelte sie, dass es ihr jemals gelingen würde, seine verborgene Seele zu erforschen. Viel zu geschickt versteckte er sich hinter seinen hervorragenden schauspielerischen Fähigkeiten. Selbst wenn sie zehn Jahre Zeit dafür hätte, niemals könnte sie sein wahres Ich entdecken.

Und ihr blieben keine zehn Jahre, nicht einmal zehn Minuten. Wehmütig erinnerte sie sich an die gemeinsamen Stunden im alten Amphitheater, an Diskussionen, Gelächter – vorgetäuschte Liebe bei den Proben des Theaterstücks. Goldene Stunden, die sie niemals vergessen würde.

Ihn würde sie niemals vergessen.

„Ich dachte, du hättest Santa Lucia verlassen, Marco“, sagte sie leise.

„Und ich dachte, du wärst abgereist, Thalia.“ Wieder schenkte er ihr sein herzzerreißendes Lächeln mit dem Grübchen neben einem Mundwinkel. Ihr Renaissancefürst. Der zufällig ihre Schwester liebte. Entschlossen schaute sie weg und bot ihre eigenen schauspielerischen Fähigkeiten auf – alles, was sie in den letzten aufregenden Wochen erlernt hatte, um ihre wahren Gefühle vor Marco zu verbergen. Wie gut erinnerte sie sich an seine traurige Miene bei Clios Hochzeit – und das verlieh ihr die Kraft, das Lächeln scheinbar sorglos zu erwidern.

„Für eine überstürzte Abreise mussten wir zu viele Sachen packen, wie du siehst“, erwiderte sie und zeigte auf die Truhen und Koffer. „Die Skizzenbücher meiner Schwester Cory, die umfangreichen Notizen meines Vaters über seine Arbeit …“

„Und deine ‚Antigone‘-Kostüme?“

„Ja, die auch.“ Nun wandte sie sich wieder zu ihm. Mit seinen dunklen Augen schien er sie aufmerksam zu mustern. Doch sie las nichts darin, keine Spur jener sonderbaren Freundschaft, die auf der alten Bühne entstanden war. Keine Vergangenheit, keine Zukunft. Jetzt gab es nur noch diesen einzigen, kurzen gemeinsamen Moment.

„Tut mir leid, dass wir das Schauspiel des Sophokles nicht aufführen konnten, Thalia.“

„Mir auch. Dafür haben wir genug andere dramatische Szenen erlebt, nicht wahr?“

Lachend nickte er. Und dieses wundervolle heitere Gelächter weckte den Wunsch, einzustimmen, ihre Arme um seinen Nacken zu schlingen und ihn niemals, niemals loszulassen. Bald würde sie in ein Leben der grauen, banalen Realität zurückkehren. Dann würde sie wieder die hübsche, unnütze, launische Thalia sein – und ihr Abenteuer in Sizilien nur mehr ein schöner Traum, eine warme Erinnerung für kalte Nächte.

„Sicher bist du der schrecklichste Geist, der jemals in Sizilien gespukt hat“, meinte er.

„Was für ein zauberhaftes Kompliment! Einen so gespenstischen Ort wie diesen habe ich nie zuvor gesehen. Vielleicht …“ Ihre Stimme erstarb, und sie wich seinem Blick erneut aus.

„Vielleicht – was?“

„Wenn es auch eigenartig klingen mag – vielleicht werde ich eines Tages als Geist hierher zurückkehren“, sprudelte sie hervor. Ihr Herz schien am Rand eines Abgrunds zu schwanken. Wenn es einfach hinabstürzen würde – zu ihm … Ihre Familie hielt sie für furchtlos und entschlossen. Aber irgendetwas, ein verborgener Hang zur Vorsicht, hielt sie zurück. In die emotionale Tiefe schienen winzige Kieselsteine zu rieseln. „Ich frage mich, ob mein wahres Selbst zurückbleiben – und verloren um die Ruinen der alten Agora herumwandern – wird.“

Behutsam berührte Marco ihre Hand – eine federleichte Liebkosung, nur Fingerspitzen auf ihrer Haut. Trotzdem entfachte die Zärtlichkeit wilde Flammen – ein Feuer, das sie ersehnte, obwohl sie wusste, es würde sie verzehren und jenen bleichen Geist zurücklassen, den sie fürchtete.

„Was ist dein wahres Selbst, Thalia?“ Sein sonniger italienischer Humor verwandelte sich in beängstigende Intensität. Konnte er in ihre Seele schauen? „Obwohl du eine hervorragende Schauspielerin bist, glaube ich etwas zu sehen …“

„Thalia!“, hörte sie ihren Vater von der Haustür her rufen. „Mit wem sprichst du da?“

Einerseits war sie dankbar für die Störung, andererseits trauerte ihr Herz diesem letzten Moment der Zweisamkeit nach. Noch immer wartete der Abgrund. Doch vorerst würde sie nicht hinabfallen. „Conte di Fabrizzi, Vater!“, antwortete sie und starrte immer noch Marcos Hand auf ihrer eigenen an.

Jetzt zog er seine Finger zurück, der magische Augenblick war vorbei.

„Bitte ihn doch herein!“, sagte ihr Vater. „Ich möchte ihn nach seiner Meinung fragen – es hängt mit den Münzen zusammen, die Clio gefunden hat.“

„Natürlich.“ Thalia lächelte Marco an. „Was es zu sehen gibt, bleibt dir nicht verborgen“, flüsterte sie. „Ich bin ein offenes Buch.“

„In meinem Leben habe ich schon viele Lügen gehört, Thalia. Aber eine so ungeheuerliche noch nie. Deine Schwester Clio – ja, sie ist ein offenes Buch. Aber du, Thalia, gleichst dem sizilianischen Himmel – eben noch stürmisch, im nächsten Moment strahlend, niemals berechenbar.“

Schätzte er sie tatsächlich so ein? Wenn ja, hatte ihr noch niemand ein schöneres Kompliment gemacht. Aber er sah und verstand sie noch immer nicht. Nicht ganz. „Du hast mich unter höchst ungewöhnlichen Umständen kennengelernt, Marco. Zu Hause, in meinem wahren Leben, bin ich so berechenbar wie der Mond.“

„Noch eine Lüge, nehme ich an. Vielleicht werde ich dich eines Tages in diesem ‚wahren Leben‘ sehen und die wahre Thalia Chase beurteilen.“

Wenn es doch so wäre – wenn sie einander wirklich noch einmal begegnen würden und sie ihm beweisen könnte, Clio wäre niemals die Richtige für ihn gewesen … Dann würde sie ihm ihre echten Gefühle zeigen, ihm verraten, was er ihr bedeutete.

Nur ein hoffnungsloser Traum … Während sie Sizilien verließ und nach England segelte, würde er in seine Heimatstadt Florenz zurückkehren. Sicher würden sie sich nie wiedersehen.

Und in den nächsten Jahren würde sie mit ihren Erinnerungen an Marco leben.

1. KAPITEL

Bath

Ist es möglich, dass ich erst vor wenigen Monaten in Sizilien war? schrieb Thalia in ihr kleines Tagebuch mit dem Ledereinband. Während die Kutsche dahinpolterte, lag es auf ihrem Schoß. Es muss ein Traum gewesen sein. Denn wenn ich jetzt aus dem Wagenfenster schaue, weiß ich es – ich bin zweifellos erwacht.

Das frische Grün der Hecken, die von Hecken umgebenen Felder und die Dörfer mit den Fachwerkhäuschen – einen größeren Unterschied zu den sizilianischen Ebenen, die sich unter einer sengenden Sonne erstreckten, konnte es nicht geben. Sie schloss die Augen, und sekundenlang glaubte sie Zitronenduft in heißer Luft zu riechen, eine warme Brise auf ihrem Arm zu spüren, wie eine flüchtige Liebkosung.

Aber dann holperte die Kutsche durch eine Furche in der englischen Straße und riss sie aus ihren Erinnerungen.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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