Das Geheimnis um Zelle 13 - Jaques Futrelle - E-Book

Das Geheimnis um Zelle 13 E-Book

Jaques Futrelle

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Beschreibung

Van Dusen ist der amerikanische Sherlock Holmes! Geheimnisvoll, analytisch und abgedreht! Alle Van-Dusen Krimis erstmals in deutscher Übersetzung. Drei Männer, Eine Wette. Ist es möglich, kraft seiner Gedanken aus einer Todeszelle auszubrechen? Van Dusen in seinem ersten Fall.

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Smoerland Verlag Inhaber: Michael Schneider Rosenstr. 14 55218 Ingelheim www.smoerland.de Alle Rechte vorbehalten Umschlagmotiv:Richard Zeid / Noun Project Gestaltung:Michael SchneiderISBN 978-3-95943-002-9 Das Rätsel um Zelle 13

Das Rätsel um Zelle 13

Praktisch alle Buchstaben des Alphabets, die nicht ich seinem Namen - Augustus S. F. X. van Dusen - vorkamen, hatte er sich im Laufe Laufe einer brillanten wissenschaftlichen Karriere durch Titel erworben und aneinandergereiht. Sein Name war somit zu einem imposanten Gebilde geworden. Er war ein Ph.D., ein LL.D., ein F.R.S., ein M.D., und ein M.D.S. und vieles mehr, das ihm zwar selbst kaum geläufig war, aber ihm in Anerkennung seiner Fähigkeiten durch verschiedene ausländische pädagogische und wissenschaftliche Einrichtungen verliehen worden ist.

Sein Äußeres war nicht weniger auffällig als seine Name. Schlaksig, mit herabhängenden Schultern und der Blässe seines frisch rasierten Gesichts, erweckte er den Anschein eines abwesenden, vergeistigten Studenten. Durch das Studium mikroskopisch kleiner Gegenstände - sofern er sie überhaupt durch seine dicken Brillengläser sah - schielte er etwas. Sein auffälligstes Merkmal aber befand sich oberhalb seiner Augen: Eine große, breite Stirn, fast anormal in Höhe und Breite, gekrönt von einem großen Schopf buschigen, gelben Haares. All diese Äußerlichkeiten zusammengenommen, ließen ihn als eine eigenartige, fast groteske Persönlichkeit erscheinen.

Professor van Dusen war ursprünglich deutscher Abstammung und stammte aus einer Dynastie von Wissenschaftlern. Er war vor allem an der Logik interessiert. Mindestens 35 Jahre des halben Jahrhunderts seines Lebens, waren darauf ausgerichtet zu beweisen, dass zwei plus zwei stets vier ergeben - außer unter ungewöhnlichen Umständen in denen sie drei oder fünf ergaben - das aber hing von den Gegebenheiten ab. Er war der festen Überzeugung, dass alles, das begann, sich irgendwohin entwickeln musste. Und er besaß die mentale Stärke seine Gedanken auf ein Problem zu fokussieren. Übrigens sei an dieser Stelle bemerkt, dass Professor van Dusen Hutgröße Acht trug.

Die Welt hatte vage von Professor van Dusen als „die Denkmaschine” gehört. Die Bezeichnung stammte aus einem Zeitungsartikel über ein bemerkenswertes Schachspiel, in dessen Verlauf er bewies, dass ein Schachneuling mit Hilfe strenger Logik in der Lage ist, einen geübten Spieler mit jahrelanger Erfahrung zu schlagen. „Die Denkmaschine”! Vielleicht beschrieb ihn dieser Ausdruck besser als alle seine ehrenwerten Titel. Woche um Woche, Monat für Monat verbrachte er in der Abgeschiedenheit seines kleinen Labors, aus dem Gedanken hervorgegangen waren, die wissenschaftliche Gesellschaften taumeln ließen und die ganze Welt tief verwirrten.

Nur sehr selten hatte „die Denkmaschine” Besucher, und wenn, dann waren dies in der Regel Männer, die, selbst anerkannte Wissenschaftler waren, und die kamen, um eine Fragestellung zu erörtern oder vielleicht sich selbst zu überzeugen. Zwei dieser Männer, Dr. Charles Ransome und Alfred Fielding, kamen eines Abends, um eine Theorie zu diskutieren, die hier nicht weiter von Bedeutung ist.

„So etwas ist nicht möglich” erklärte Dr Ransome nachdrücklich im Laufe des Gesprächs. „Nichts ist unmöglich", erklärte die Denkmaschine mit gleichem Nachdruck. Er sprach stets etwas gereizt. „Der Geist ist der Herrscher über alle Dinge. Und wenn die Wissenschaft diese Tatsache in ihrer ganzen Tragweite erkennt, dann wird sie einen wirklich großen Fortschritt machen." „Was ist mit einem Flugschiff?” fragte Dr. Ransome. „Das ist überhaupt nicht unmöglich,” behauptete die Denkmaschine. „Es wird eines Tages erfunden werden. Ich würde es selbst machen, wenn ich nicht so beschäftigt wäre.” Dr. Ransome lachte nachsichtig. „Ich hörte Sie schon einmal so etwas behaupten” sagte er, „aber das bedeutet nichts. Der Geist mag über die Materie herrschen, aber es ist noch kein Weg gefunden worden, dies auf sich selbst anzuwenden. Es gibt Dinge, die nicht einfach weggedacht werden können oder die das Ergebnis einer noch so großen geistigen Anstrengung sind." „Was zum Beispiel?” forderte ihn die Denkmaschine ihn heraus. Dr. Ransome dachte eine Weile nach während er rauchte. „Nun, sagen wir Gefängniszellen” erwiderte er. „Niemand kann sich selbst aus einer Gefängniszelle befreien. Wenn man es könnte, gäbe es keine Gefangenen mehr.” „Jemand kann seinen Verstand und seine Genialität so anwenden, dass er eine Gefängniszelle verlassen kann - was das gleiche ist.” schnaubte die Denkmaschine zurück. Dr. Ransome schien einigermaßen amüsiert zu sein. „Lassen Sie uns einen Fall konstruieren,” sagte er nach einem Moment. „Nehmen wir eine Gefängniszelle, in der zum Tode verurteilte untergebracht sind. Männer, die verzweifelt und verrückt vor Angst sind, würden jede Chance wahrnehmen, zu fliehen. Nehmen wir an, Sie würden in so einer Zelle sitzen. Könnten Sie fliehen?” „Natürlich”, erklärte die Denkmaschine. „Natürlich,” sagte Mr. Fielding, der erst jetzt an der Diskussion teilnahm. „Natürlich würden Sie die Gefängniszelle mit Sprengstoff zerstören - aber ein Gefangener in der Zelle hat keinen Sprengstoff.” „Daran denke ich nicht” sagte die Denkmaschine „Sie könnten mich genauso behandeln, wie zu Tode verurteilte behandelt werden - und ich würde die Todeszelle trotzdem verlassen.” „Nicht ohne die Zelle vorher zu präparieren, um herauszukommen” sagte Dr. Ransome. Die Denkmaschine war offensichtlich gelangweilt und er zwinkerte mit seinen blauen Augen. „Sperren Sie mich in jede Zelle in irgendein Gefängnis zu jeder Zeit, nur mit dem Nötigsten bekleidet, und ich werde innerhalb einer Woche fliehen.” erklärte er entschieden. Dr. Ransome saß aufrecht in seinem Sessel. Mr. Fielding zündete sich eine neue Zigarre an. „Sie meinen, Sie können sich tatsächlich selbst herausdenken?” fragte Dr. Ransome. „Ich würde herauskommen” war die Antwort. „Meinen Sie das ernsthaft?” „Natürlich meine ich das ernsthaft.” Dr. Ransome und Mr. Fielding schwiegen eine ganze Zeit. „Sind Sie einverstanden es zu versuchen?” fragte Mr. Fielding schließlich. „Natürlich” sagte Professor van Dusen und es schwang eine Anwandlung von Ironie in seiner Stimme mit. „Ich habe verrücktere Dinge als diese gemacht, um Männer von weniger wichtigen Wahrheiten zu überzeugen.” Der Ton war beleidigend und begann auf beiden Seiten sich unterschwellig in Zorn zu verwandeln. Natürlich war es absurd. Aber Professor van Dusen wiederholte seine Einwilligung den Ausbruchsversuch zu unternehmen. Also war es beschlossen. „Wir beginnen jetzt” fügte Dr. Ransome hinzu. „Ich würde lieber morgen anfangen” sagte die Denkmaschine, „weil -” „Nein, jetzt” sagte Mr. Fielding tonlos. „Sie sind verhaftet -. bildlich gesprochen natürlich - ohne Vorwarnung, in eine Gefängniszelle gesperrt, ohne eine Möglichkeit mit Freunden zu kommunizieren und unter genau den gleichen Bedingungen und der gleichen Aufmerksamkeit, der auch zu Tode verurteilten Mördern zuteil wird. Sind Sie bereit?” „Dann bin ich bereit” sagte die Denkmaschine und erhob sich. „Sagen wir die Todeszelle im Chisholm Gefängnis.” „Die Todeszelle im Chisholm Gefängnis.” „Und was werden Sie anziehen?” „So wenig wie möglich” sagte die Denkmaschine „Schuhe, Socken, eine Hose, ein Hemd.” „Sie werden Sich durchsuchen lassen?” „Ich soll genauso behandelt werden wie alle anderen Gefangenen.” sagte die Denkmaschine. „Nicht mehr Aufmerksamkeit, nicht weniger.” Um die Erlaubnis für diesen Versuch zu erhalten, bedurfte es einiger Vorbereitungen, aber da es sich um einflussreiche Männer handelte, konnte alles per Telefon geregelt werden. Albeit, der Gefängnisleiter, dem sie versicherten, dass das Experiment rein wissenschaftlichen Zwecken diente, war aufrichtig traurig. Professor van Dusen wäre der berühmteste Gefangene gewesen, den sie je hatten.

Nachdem die Denkmaschine die Kleidung übergezogen hatte, die er während seiner Gefangenschaft tragen würde, rief er die kleine alte Frau, die in einer Person seine Haushälterin, Köchin und Dienstmädchen war. „Martha” sagte er „Es ist jetzt gerade 27 Minuten nach Neun. Ich gehe fort. In einer Woche von heute Nacht an, um halb zehn, werden diese beiden Herren hier und ein oder zwei weitere, das Abendbrot mit mir hier einnehmen. Und denken Sie daran, Mr. Ransome liebt Artischocken.