Das Gehirn in der Menopause - Lisa Mosconi - E-Book

Das Gehirn in der Menopause E-Book

Lisa Mosconi

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Beschreibung

Du bist nicht verrückt, das sind die Hormone Menopause und Perimenopause sind noch immer ein Thema, über das viele Ärztinnen und Ärzte sehr wenig wissen. Frauen fühlen sich deswegen oft allein gelassen mit den vielvältigen Symptomen, wie Hitzewallungen, Schlafstörungen, aber auch brain fog und Gedächtnisklücken. Dr. Lisa Mosconi ist Expertin für Frauengesundheit und auf die Rolle des Gehirns und die Funktion von Hormonen spezialisiert. Sie möchte ein Umdenken anstoßen. Denn für sie markiert die Menopause nicht nur das Ende eines Lebensabschnitts, sondern eine Phase des Übergangs und Neubeginns. Wenn wir lernen, uns während der Wechseljahre um uns und unseren Körper richtig zu kümmern, können wir mit einem erneuerten, ja, sogar »verbesserten« Gehirn ein neues Kapitel aufschlagen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 453

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Über das Buch

Menopause und Perimenopause geben selbst Ärztinnen und Ärzten immer noch Rätsel auf, sodass Frauen oft alleingelassen werden mit ihren Symptomen. Von der Körpertemperatur über die Stimmung bis hin zur Gedächtnisleistung – der Rückgang des Hormons Östrogen in den Wechseljahren beeinflusst unser Wohlbefinden enorm. Das ist aber noch lange nicht alles. Dr. Lisa Mosconi, führende Neurowissenschaftlerin und Bestsellerautorin zeigt, dass während der Wechseljahre ein umfassender Umbau im Gehirn stattfindet und wie wir diesen Umbau für uns nutzen können.

Außerdem erklärt Dr. Mosconi die Rolle modernster Hormonersatztherapien, aber auch die Wirkung natürlicher Mittel, die Frauen seit Jahrhunderten einsetzen, und welchen Einfluss unser Lebensstil hat. Sie zeigt uns, wie eine optimale Ernährung aussehen kann, wie wichtig Bewegung und ein entspannter Geist sind, und macht klar: Was die Menopause am allermeisten von uns Frauen fordert, ist Selbstfürsorge. Denn wenn wir das Wissen über die Veränderungen in unserem Körper für uns richtig nutzen, können wir rundumerneuert und selbstbewusst in einen sinnvollen und lebendigen neuen Lebensabschnitt starten.

Dr. Lisa Mosconi

Das Gehirn in der Menopause

Wie wir die bisher unentdeckte Kraft der Wechseljahre für uns nutzen können

Aus dem amerikanischen Englisch von Johanna Wais

Inhaltsverzeichnis

Widmung

VORWORT

TEIL 1 DAS GROSSE M

1 Sie sind nicht verrückt

»VERLIERE ICH DEN VERSTAND?«

DAS HEIMLICHE AUSMAß UND DIE VERBORGENEN AUSWIRKUNGEN DER MENOPAUSE

DAS GEHIRN IN DER MENOPAUSE

2 Klartext: Bias gegen Frauen und die Menopause

SEXISMUS UND NEUROSEXISMUS

DIE MENOPAUSE UND DIE ANTI-MENOPAUSEN-BEWEGUNG

MEDIZIN UND BIKINIMEDIZIN

UNSERE KÖRPER, UNSERE GEHIRNE

3 Die Veränderungen, auf die Sie niemand vorbereitet hat

WAS IST DIE MENOPAUSE?

FAQS ZUR MENOPAUSE

4 Ihr Menopausengehirn ist keine Einbildung

KEINE MENOPAUSE GLEICHT DER ANDEREN

TEIL 2 DIE GEHIRN-HORMON-VERBINDUNG

5 Gehirn und Eierstöcke: gemeinsam durch dick und dünn

DIE VERBINDUNG ZWISCHEN GEHIRN UND EIERSTÖCKEN

DAS NEUROENDOKRINE SYSTEM UND SEINE ROUTEN

TREIBSTOFF FÜR DAS WEIBLICHE GEHIRN: ÖSTROGEN

DAS AUF UND AB DER MENOPAUSE

6 Menopause im Kontext: die drei Umbruchphasen

PUBERTÄT, SCHWANGERSCHAFT UND PERIMENOPAUSE

DAS GEHIRN VON DER GEBURT BIS ZUR PUBERTÄT

WIE DIE PUBERTÄT DAS GEHIRN VERÄNDERT

DAS ERWACHSENE WEIBLICHE GEHIRN

WIE EINE SCHWANGERSCHAFT DAS GEHIRN VERÄNDERT

EINE GESCHICHTE VON VERLETZLICHKEIT UND RESILIENZ

7 Die guten Seiten der Menopause

EIN PERSPEKTIVWECHSEL

EINS UND EINS ZUSAMMENZÄHLEN

GLÜCK IST KEIN MYTHOS

8 Das Warum der Menopause

MENOPAUSE: ZUFALL ODER ABSICHT?

DIE GEHEIMEN HELDINNEN DER EVOLUTION: GROßMÜTTER

FRAUEN JEDEN ALTERS

TEIL 3 HORMONELLE UND HORMONFREIE THERAPIEN

9 Östrogentherapie in der Menopause

DAS ÖSTROGEN-DILEMMA

DAS GOLDENE ZEITALTER DER HET

DIE WHI ERNEUT UNTER DIE LUPE GENOMMEN: DIE FALSCHEN MEDIKAMENTE, GETESTET AN DER FALSCHEN BEVÖLKERUNGSGRUPPE

DER RICHTIGE ZEITPUNKT

EINE INFORMIERTE ENTSCHEIDUNG TREFFEN

10 Andere hormonelle und hormonfreie Therapien

WÄGEN SIE IHRE OPTIONEN AB

11 Krebstherapien und das »Chemobrain«

BEDENKEN WEGEN ÖSTROGEN UND BRUSTKREBS

EIERSTOCKKREBS (Ovarialkarzinom)

DAS CHEMOBRAIN EXISTIERT WIRKLICH

ICH HATTE/HABE BRUSTKREBS ODER EIERSTOCKKREBS: KANN ICH EINE HORMONTHERAPIE MACHEN?

GEMEINSAM DIE ANGST ÜBERWINDEN

12 Geschlechtsangleichende Hormontherapie

BIOLOGISCHES UND SOZIALES GESCHLECHT

GESCHLECHTSIDENTITÄT: EINE EINFÜHRUNG

TEIL 4 LEBENSSTIL UND GANZHEITLICHE GESUNDHEIT

13 SPORT UND BEWEGUNG

DIE MACHT DES LEBENSSTILS

SPORT FÜR EINE GESUNDE MENOPAUSE

WELCHE ART VON SPORT IST AM BESTEN?

MOTIVIERT BLEIBEN

14 Ernährung und Gesundheit

DU BIST, WAS DU ISST

Die »GRÜNERE« MITTELMEER-DIÄT

GRÜNER GEHT IMMER

OBST UND GEMÜSE

VOLLKORN, STÄRKE UND HÜLSENFRÜCHTE

NATÜRLICHE SÜSSUNGSMITTEL

FÜTTERN SIE IHR ÖSTROBOLOM

EIN PLÄDOYER FÜR PHYTOÖSTROGENE

FOKUS AUF DIE ESSENZIELLEN FETTSÄUREN

MAGERES PROTEIN

EISEN

VITAMIN B12

KALZIUMREICHE LEBENSMITTEL

MELATONIN FÜR EINEN BESSEREN SCHLAF

LEBENSMITTEL, DIE SIE VERMEIDEN SOLLTEN

REDUZIEREN SIE DEN KONSUM VON ALKOHOL, KOFFEIN UND STARK GEWÜRZTEN LEBENSMITTELN

TRINKEN SIE WASSER – ERNSTHAFT

ACHTSAM ESSEN

15 Nahrungsergänzung und pflanzliche Heilmittel

DIE MACHT DER PFLANZEN

NICHT-PFLANZLICHE NAHRUNGSERGÄNZUNGSMITTEL

16 Stressabbau und Schlafhygiene

DEN NEBEL LICHTEN: WENIGER STRESS, MEHR SCHLAF

STRESS, SCHLAF UND MENOPAUSE

MASSNAHMEN FÜR KÖRPER UND GEIST IN DER MENOPAUSE

ANDERE STRESSSENKENDE MITTEL

17 Toxine und Östrogen-Disruptoren

CHEMIKALIEN, DIE SICH AUF DIE HORMONE AUSWIRKEN

WIE SIE UMWELTSCHADSTOFFE IN IHREM LEBEN REDUZIEREN KÖNNEN

18 Die Macht einer positiven Haltung

DIE MENOPAUSE NEU DENKEN

EINE POSITIVE HALTUNG ENTWICKELN – WIE GEHT DAS?

DAUERBLÜHER ODER EINJÄHRIGE?

DANK

Quellenangaben

Register

Für alle Frauen – unsere Vorfahrinnen, unsere Nachfahrinnen und diejenigen, die in diesem Moment mit mir gemeinsam neue Wege gehen.

VORWORT

Ich bin so froh, dass Sie sich entschieden haben, Das Gehirn in der Menopause zu lesen. Gute Wahl. Sie tun sich und Ihrem Gehirn damit einen großen Gefallen! Nun, da Sie dieses Buch in der Hand halten, müssen Sie weder die Perimenopause noch die Menopause oder die Postmenopause allein durchstehen. Endlich erfahren Sie, was mit Ihrem Gehirn und Ihrem Körper geschieht – und warum. Was für ein Geschenk!

Dieses Buch ist so wichtig, weil jede Frau, die das entsprechende Alter erreicht, irgendwann in die Menopause kommen wird. Und jede Frau wird sich fragen, warum sich nicht nur ihre Periode und ihre Fruchtbarkeit verabschieden, sondern sie darüber hinaus möglicherweise auf einmal mit Herzklopfen, Angstzuständen, Depressionen, Konzentrationsschwierigkeiten, Hitzewallungen, Nachtschweiß, Stimmungsschwankungen und Schlafstörungen zu kämpfen hat. Die Liste der Symptome ist lang und vielfältig. Die Menopause ist das Resultat von Prozessen im Gehirn, die den Körper und die Psyche einer Frau völlig durcheinanderbringen. Tatsächlich können sich die wechselhaften Emotionen und Symptome anfühlen, als würde man den Verstand verlieren, solange einem niemand versichert, dass sie ganz normal sind. Genau das übernimmt dieses Buch.

Ich wünschte, es hätte schon existiert, als ich durch die Perimenopause und die Menopause ging, denn als »das große M« anklopfte, gab es für Millionen Frauen wie mich wenig Informationen, an denen wir uns hätten orientieren können. Die Frauen meiner Generation fühlten sich also ungesehen und nicht gehört von Ärztinnen und Ärzten, die sich auf diesem Gebiet nicht auskannten und nicht auf Studien zurückgreifen konnten, mit deren Hilfe sie uns durch unsere verwirrenden, häufig chaotischen Symptome hätten begleiten können. Stattdessen standen wir die Turbulenzen durch, während wir in einer Gesellschaft lebten, die durchblicken ließ, dass Frauen in den mittleren Jahren dazu neigten, verrückt zu werden. Seitdem hat sich eine Menge getan, und dafür steht dieses Buch.

Vor ein paar Jahren hatte ich die Ehre, das Vorwort zu Lisas Buch Das weibliche Gehirn zu schreiben, und freue mich nun, es diesmal erneut tun zu dürfen. Das Gehirn in der Menopause enthält die aktuellste Forschung und ist die beste praktische Anleitung von einer der innovativsten und visionärsten Forscherinnen, die ich kenne und in der ich eine gute Freundin fürs Leben gefunden habe.

Lisa traf ich zum ersten Mal 2017, als ich wissenschaftliche Antworten auf die Frage suchte, warum Frauen ein doppelt so hohes Risiko haben an Alzheimer zu erkranken wie Männer, und warum es bei Schwarzen Frauen noch höher ist. Ich fand kaum Studien zu diesem Thema, und das motivierte mich dazu, meine Nonprofit-Organisation, das Women’s Alzheimer Movement (WAM), zu gründen. Seitdem versuche ich, das weibliche Gehirn über die ganze Lebensspanne hinweg zu verstehen. Die Begegnung mit Lisa war für dieses Projekt ein Wendepunkt. Sie war eine der ersten Wissenschaftler*innen, die den Effekt der Menopause auf das weibliche Gehirn in der Lebensmitte untersucht und sich mit der Reaktion des Gehirns auf die Menopause insgesamt auseinandergesetzt hat. Lisa hatte gerade die erste Studie veröffentlicht, in der sie zeigte, dass das weibliche Gehirn in den Jahren vor und nach der Menopause anfälliger für Alzheimer wird. Sie war eine der ersten Forschenden, die nicht nur beschrieben haben, wie sich das Gehirn in den Wechseljahren physiologisch verändert und schrumpft, sondern sie hat auch die entsprechende Technik und die Forschungshypothesen entwickelt, um diesen Vorgang zu beobachten, während er stattfindet. Dank Lisa und anderer gleichgesinnter Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die unzufrieden waren mit dem Mangel an Forschung zur Gesundheit des weiblichen Gehirns, bewegte sich etwas in der Wissenschaft und man begann, die besonderen Auswirkungen der Sexualhormone wie Östrogen auf die Gesundheit einer Frau zu studieren. Zu meiner Freude habe ich einen Teil dieser Forschung durch die WAM-Forschungsstipendien finanzieren können, die Wissenschaftler*innen fördern, die sich anschauen, inwiefern das Geschlecht einen Risikofaktor für Alzheimer darstellt.

Es ist eine traurige Tatsache, dass trotz der Häufigkeit und der möglicherweise ernsten langfristigen Folgen für die Gesundheit, die Forschung an den Wechseljahressymptomen historisch unterfinanziert und übergangen wurde, genau wie die Frauengesundheit insgesamt. Dieses Hinwegsehen hat besonders für Schwarze Frauen gesundheitliche Folgen: Ihr Weg durch die Menopause ist häufig noch länger und schwieriger. Diese Ignoranz ist durch nichts zu entschuldigen.

Meine Mission ist es, die verlorene Zeit aufzuholen und den Mangel an Finanzierung auszugleichen, die zu der historischen Lücke im Verständnis der weiblichen Gesundheit geführt hat. Deshalb haben wir uns 2022 mit einem der weltbesten Gesundheitsversorger, der Cleveland Clinic, zusammengetan. Mit Stolz kann ich sagen, dass WAM nach wie vor die wichtigste Organisation für Frauen und Alzheimer ist, nun noch stärker durch die Partnerschaft mit führenden Forschungsinstituten auf diesem Gebiet, die zugleich die aktuell bestmögliche medizinische Versorgung gewährleisten. 2020 schrieben wir gemeinsam Geschichte, als wir das erste Alzheimer’s Prevention Center speziell für Frauen am Lou Ruvo Center for Brain Health in Las Vegas eröffneten. Nun arbeiteten wir gemeinsam daran, die Cleveland Clinic zu einem erstklassigen ganzheitlichen Zentrum für Frauengesundheit zu machen, in dem sich jede Patientin gesehen und gehört fühlt.

Mein Fokus liegt darauf, kontinuierlich weltweit all jene zu unterstützen, die wie Lisa erforschen, was im weiblichen Gehirn in der Lebensmitte abläuft, und zugleich sicherzustellen, dass Frauen überall die wertvollen Informationen erhalten, die sie benötigen, um ihre Gesundheit in diesen kritischen Jahrzehnten in die eigenen Hände zu nehmen. Nicht nur Frauen brauchen diese Informationen, auch ihre Ärztinnen und Ärzte, ihre Freunde und Freundinnen und Familien. Dieses Buch ist ein Wegweiser für uns alle, und ich hoffe, es wird auch von Menschen gelesen, die Medizin lehren und praktizieren. Ich ermuntere Frauen, sich klarzumachen, dass sie ihre eigene Gesundheit beeinflussen können. Und ich hoffe, dass sie, ausgestattet mit den Informationen aus diesem Buch, gemeinsam mit ihren Ärztinnen oder Ärzten einen Plan erarbeiten können, um die bestmögliche medizinische Versorgung für ihre Bedürfnisse zu erhalten. Das haben sie verdient, und es unterstützt sie dabei, ein langes, gesundes Leben zu führen.

Bewaffnen Sie sich selbst mit diesem Wissen, teilen Sie es mit Frauen, denen Sie auf dieser Reise begegnen. Werden Sie eine »Architektin des Wandels« – eine Person, die für die Veränderung sorgt, die wir in der Welt sehen wollen. Ihr Gehirn ist Ihr kostbarstes Gut. Sorgen Sie gut für es, damit es Ihnen Ihr Leben lang erhalten bleibt. Ich verspreche Ihnen, das ist die beste Investition in Ihre zukünftige Gesundheit, die Sie machen können.

 

Maria Shriver

TEIL 1DAS GROSSE M

1Sie sind nicht verrückt

»VERLIERE ICH DEN VERSTAND?«

Zwischen dreißig und sechzig wachen wohl viele Frauen eines Morgens auf und fühlen sich wie überfahren. Seien es unkontrollierbares Schwitzen, ein ständig benebeltes Gehirn oder Angstzustände – jede von uns kann sich mit einer Reihe gewöhnungsbedürftiger Veränderungen konfrontiert sehen, und zwar so plötzlich, dass einem buchstäblich schwindelig wird.

Es kann ein Gefühl der Desorientierung sein, vielleicht sind Sie auf einmal zunehmend geistesabwesend, betreten beispielsweise ein Zimmer und fragen sich, warum. Gegenstände finden sich am falschen Platz, Milchtüten landen in Schränken und Müslischachteln im Kühlschrank. Auch die Kommunikation kann zur Herausforderung werden. Etwa dann, wenn sie panisch werden, weil Sie nicht auf das Wort kommen, das Ihnen auf der Zunge liegt, oder plötzlich keinen blassen Schimmer mehr haben, was Sie eben gesagt haben. Auch Ihre Emotionen können völlig durcheinander sein: Mal ergreift Sie eine tiefe Dunkelheit, die sie grundlos zum Weinen bringt – und Augenblicke später fühlen Sie sich gereizt oder richtig wütend. Und gerade, wenn Sie hoffen, dass eine Nacht guten Schlafs diese Probleme lösen könnte, liegen Sie unruhig im Bett, und finden nur sporadisch oder überhaupt keinen Schlaf. Angesichts der Plötzlichkeit und Intensität dieser unerwarteten Veränderungen ist es kein Wunder, dass es vielen von uns so vorkommt, als würde uns der eigene Körper betrügen. Wir geraten in einen Strudel der Selbstzweifel, stellen uns selbst und die eigene Gesundheit infrage – die körperliche und sogar die geistige.

Vielleicht haben Sie – noch – keines dieser Symptome am eigenen Leib erlebt. Aber Sie haben wahrscheinlich trotzdem schon von ihnen gehört. Von Freundinnen, von Ihrer Mutter, vom nächtlichen Googeln, wenn Sie nicht schlafen konnten … wieder einmal. Wir haben jetzt einen Namen dafür: Es ist das Menopausengehirn. Oft ist die Erklärung für die Symptome, unter denen so viele Frauen in der Mitte ihres Lebens leiden, nichts weiter – aber auch nichts weniger – als die Menopause.

Die Menopause ist in unserer Gesellschaft eines der bestgehüteten Geheimnisse. Es existiert nicht nur keine vernünftige Aufklärung oder Unterstützung rund um diese Übergangsphase – häufig wird nicht einmal innerhalb der Familie darüber gesprochen. Doch selbst wenn ein paar Informationen oder Erfahrungen weitergegeben werden, geht es dabei in aller Regel nicht um den wichtigsten Aspekt dieser Veränderung: darum, wie sich die Menopause auf das Gehirn auswirkt.

Sofern wir die Menopause als Gesellschaft überhaupt verstanden haben, erstreckt sich unser Wissen nur auf die Hälfte des Phänomens – nämlich jene Hälfte, die unsere Fortpflanzungsorgane betrifft. Die meisten wissen, dass die Menopause das Ende des weiblichen Monatszyklus und damit ihrer Möglichkeiten Kinder zu gebären markiert. Doch wenn die Eierstöcke den Laden dicht machen, hat dieser Prozess viel weiterreichende und tiefergehende Auswirkungen als nur das Ende der Fruchtbarkeit. Die Menopause beeinflusst das Gehirn genauso stark wie die Eierstöcke – unmittelbar und intensiv, und auf Arten und Weisen, über die wir erst jetzt begonnen haben, echte Daten zu erfassen.

Was wir wissen, ist, dass all diese verwirrenden Symptome – die Hitzewallungen, die Gefühle von Angst, Depressionen, die Gedächtnislücken – tatsächlich auf die Menopause zurückzuführen sind. Die Krönung ist, dass sie ihren Ursprung keineswegs in den Eierstöcken haben. Sie werden von einem völlig anderen Organ eingeleitet: dem Gehirn. Es sind in Wahrheit neurologische Symptome, die von den Veränderungen des Gehirns durch die Menopause herrühren. So sehr Ihre Eierstöcke an diesem Prozess mitwirken – Ihr Gehirn sitzt am Steuer.

Bestätigt das Ihre schlimmsten Befürchtungen? Verlieren Sie wirklich den Verstand? Keineswegs. Ich versichere Ihnen hier und jetzt: Sie werden nicht verrückt. Das Wichtigste: Sie sind damit nicht allein und alles wird wieder in Ordnung kommen. Zwar wirkt sich die Menopause tatsächlich auf das Gehirn aus, doch das bedeutet nicht, dass all unsere Probleme »nur Kopfsache« sind. Ganz im Gegenteil.

DAS HEIMLICHE AUSMAß UND DIE VERBORGENEN AUSWIRKUNGEN DER MENOPAUSE

In unserer vom Jugendwahn geprägten Kultur wird die Menopause entweder ignoriert, gefürchtet oder belächelt. Nicht nur fehlt die Anerkennung dieser Umbruchphase als wichtiges Ereignis im Leben einer Frau; sie wurde historisch auch in ein äußerst negatives Licht gestellt und ist von Stigmatisierungen wie Altersdiskriminierung, dem vermeintlichen Rückgang der Lebenskraft oder gar dem Ende unserer weiblichen Identität begleitet. Vor allem umgibt die Menopause jedoch Stille, manchmal sogar regelrechte Geheimhaltung. Generationen von Frauen haben unter Falschinformationen, Scham und Hilflosigkeit gelitten. Aus Angst verurteilt zu werden, zögern auch heute noch viele, über ihre Symptome zu sprechen, oder sie versuchen, sie zu verbergen. Den meisten ist nicht einmal klar, dass das, was sie durchmachen, überhaupt mit der Menopause zusammenhängt.

Diese Verwirrung ist nicht nur unfair, sie stellt auch ein enormes Problem für das öffentliche Gesundheitswesen dar, mit weitreichenden Konsequenzen. Schauen wir uns die Zahlen an:

 

Die Hälfte der Bevölkerung sind Frauen.

Alle Frauen erleben die Menopause.

Mehr als die Hälfte aller Frauen in Deutschland ist über 47 Jahre alt und befindet sich in der Perimenopause, Menopause und Postmenopause. Das entspricht einem Viertel der Gesamtbevölkerung.

Diese Phasen machen etwa 40 Prozent eines Frauenlebens aus.

Alle Frauen, ob in der Menopause oder nicht, besitzen ein bisher weithin ignoriertes Organ: das Gehirn.

Über Dreiviertel aller Frauen entwickeln während der Wechseljahre neurologische Symptome.

 

Allein aufgrund dieser Zahlen sollte die Menopause Bestandteil gesellschaftlicher Diskussionen und Gegenstand umfangreicher Forschung sein. Stattdessen fixiert sich die gegenwärtige Wahrnehmung der Wechseljahre, seien es die unangenehmen Symptome oder die Angst vor dem vermeintlichen Nachlassen unserer weiblichen Kräfte, lediglich auf die vielen Schwierigkeiten dieser Phase. Aus wissenschaftlicher und medizinischer Perspektive ist die Menopause nach wie vor eine Disziplin ohne Namen.

Das Problem des Frauenbilds in der westlichen Medizin

Aufgrund mangelnder Informationen trifft die Menopause viel zu viele Frauen unvorbereitet. Sie fühlen sich im Stich gelassen von ihrem Körper und ihrem Gehirn – ganz zu schweigen von ihren Ärztinnen oder Ärzten. Während Hitzewallungen im Allgemeinen als »Nebenwirkung« der Wechseljahre erkannt werden, stellen die meisten Mediziner*innen nach wie vor keinen Zusammenhang zwischen der Menopause und anderen Symptomen wie Ängsten, Schlaflosigkeit, Depression oder Gehirnnebel her. Dies gilt besonders für Frauen unter fünfzig, die in der Regel mit einem Rezept für Antidepressiva nach Hause geschickt werden. Ihre Beschwerden werden als psychisch abgetan, als eine Art weibliche Sinnkrise. Warum ist das so?

Die westliche Medizin ist bekannt dafür, nicht ganzheitlich, sondern in abgeschotteten Teilbereichen zu arbeiten und den menschlichen Körper ausschließlich in seinen einzelnen Bestandteilen zu untersuchen. Menschen mit einem Augenproblem gehen beispielsweise zu einer Augenärztin, Menschen mit Herzproblemen zu einem Kardiologen, selbst wenn die Herzprobleme die Augenprobleme verursacht haben. Das Ergebnis dieser extremen Spezialisierung ist, dass die Menopause in die Schublade »Problem mit den Eierstöcken« gesteckt und deshalb der Frauen- und Geburtsheilkunde zugeordnet wurde. Alle, die jemals eine gynäkologische Praxis besucht haben, wissen: Dort wird nicht das Gehirn angeschaut. Wie in anderen Disziplinen ist man auch in der Gynäkologie auf bestimmte Körperteile spezialisiert – in diesem Fall auf das Fortpflanzungssystem – und nicht dafür ausgebildet, das Gehirn betreffende Symptome zu diagnostizieren oder zu behandeln. Viele Frauen- und Geburtsheilkundler*innen sind nicht einmal dafür ausgebildet, Wechseljahressymptome zu behandeln. Heutzutage erhalten weniger als ein Fünftel der niedergelassenen Frauenärzt*innen in den USA formelle medizinische Schulungen – die ohnehin häufig nur wenige Stunden umfassen – für das Klimakterium. Daher überrascht es wohl nicht, dass 75 Prozent der Frauen, die Hilfe für ihre Wechseljahresbeschwerden suchen, keine erhalten.[1] In Deutschland sieht die Situation bezüglich Ausbildung und Fortbildung etwas anders aus, aber auch hier gibt es Verbesserungspotenzial und in manchen Regionen eine Unterversorgung.[2]

Auf der anderen Seite beschäftigen sich Mediziner*innen, die auf das Gehirn spezialisiert sind – unter anderem Neurologinnen und Psychiater – auch nicht mit der Menopause. Angesichts dieser Tatsache ist es kein Wunder, dass die Wirkungen der Menopause auf die Gesundheit des Gehirns vernachlässigt wurden. Diese Themen sind sozusagen durch das Raster der starr umgrenzten medizinischen Disziplinen gefallen.

Eben hier ist die Gehirnforschung gefragt. Mein wissenschaftlicher Background mag ein wenig ungewöhnlich wirken – ich bin Spezialistin auf den Gebieten Neurowissenschaft (der Lehre davon, wie das Gehirn funktioniert) und Nuklearmedizin (ein Zweig der Radiologie, in dem bildgebende Verfahren genutzt werden, um das Gehirn zu untersuchen) –, aber was meine Arbeit wirklich einzigartig macht, ist Folgendes: Sie ist ganz darauf ausgerichtet, die Gehirne von Frauen zu studieren. Genauer gesagt bin ich Professorin für Neurologie und Radiologie am Weill Cornell Medical College in New York, wo ich an eben jener Schnittstelle zwischen Gehirn und Frauengesundheit forsche. Zu diesem Zweck habe ich 2017 die Women’s Brain Initiative ins Leben gerufen, ein klinisches Forschungsprogramm, das sich ausschließlich der Frage widmet, inwiefern sich die Gesundheit des weiblichen Gehirns von der des männlichen unterscheidet. Mein Team studiert nichts anderes als weibliche Gehirne – wie sie funktionieren, was sie auf einzigartige Weise stark macht, was verletzlich. Zugleich bin ich Leiterin des Alzheimer’s Prevention Program am Weill Cornell Medicine/NewYork-Presbyterian Hospital, was es mir erlaubt, meine Forschung am weiblichen Gehirn mit der klinischen Praxis zu verflechten, kognitive und psychische Gesundheit auf lange Sicht auszuwerten und zu unterstützen.

Wenn man verstehen will, wie das weibliche Gehirn gesund bleibt, kommt man nicht umhin, sich mit den Hormonen und Hormonschwankungen zu beschäftigen, denn sie haben einen enormen Einfluss auf das Gehirn – vor allem in den Wechseljahren. Das hat mir meine jahrelange Forschung verdeutlicht. Einer meiner ersten Schritte, nachdem ich diese Programme initiiert hatte, war es daher, zum Telefon zu greifen und die Abteilung für Frauengesundheit und Geburtsheilkunde anzurufen. Von diesem Tag an haben wir mit einigen der besten Spezialist*innen für das Klimakterium sowie herausragenden gynäkologischen Chirurg*innen und Onkolog*innen zusammengearbeitet. Gemeinsam haben wir uns daran gemacht, die Frage zu beantworten, an der sich noch nicht genügend Menschen in der Medizin versuchen: Wie wirkt sich die Menopause auf das Gehirn aus?

DAS GEHIRN IN DER MENOPAUSE

Als ich begann, mich mit den Wechseljahren auseinanderzusetzen, wurden mir schnell zwei wichtige Dinge klar: Zum einen gab es sehr wenige neurologische Studien, die sich überhaupt mit der Menopause beschäftigten. Zum anderen konzentrierten sich die paar, die es taten, auf Frauen, die die Menopause schon lang hinter sich hatten und häufig über sechzig oder siebzig Jahre alt waren. Mit anderen Worten, die Menopause war im Hinblick auf ihre nachträgliche Wirkung auf das Gehirn untersucht worden – mehr wie ein Ergebnis als wie ein Prozess.

Mein Team und ich haben uns stattdessen darauf fokussiert, was in der Zeit vor und während den Wechseljahren im Gehirn passiert. Um Ihnen ein Gefühl dafür zu geben, wie düster die Lage aussah, als wir begannen: Es gab nicht eine einzige Studie, die weibliche Gehirne vor und nach der Menopause untersucht hatte. Also krempelten wir die Ärmel hoch, starteten den Gehirnscanner und machten uns daran, in dieses neue Gebiet vorzudringen. Bisher haben wir große Fortschritte erzielt und zeigen können, dass Frauengehirne anders altern als die von Männern, und dass dabei die Menopause eine entscheidende Rolle spielt.

Abbildung 1. Hirnscans vor und nach der Menopause

Unsere Studien haben sogar gezeigt, dass die Menopause ein neurologischer Prozess ist, der das Gehirn auf ziemlich einzigartige Weise beeinflusst. Damit Sie einen Eindruck davon bekommen, sehen Sie oben einen Gehirnscan, der mittels Positronen-Emissions-Tomografie durchgeführt wurde, einem bildgebenden Verfahren, das die Stoffwechselvorgänge im Gehirn misst. Helle Farben weisen auf ein hohes Energieniveau hin, die dunkleren Flecken auf ein niedrigeres. (Um die Aufnahmen in Farbe zu sehen, gehen Sie auf meine Website: https://www.lisamosconi.com/projects.)

Die Aufnahme links zeigt ein Gehirn voller Energie. Das perfekte Beispiel für das Bild eines weiblichen Gehirns zwischen vierzig und fünfzig – klar und hell. Als wir dieses Gehirn das erste Mal scannten, war die Frau dreiundvierzig. Zu diesem Zeitpunkt hatte sie noch einen regelmäßigen Zyklus und keine Wechseljahrssymptome.

Schauen Sie sich nun die Aufnahme mit der Überschrift Postmenopause an. Dies ist dasselbe Gehirn nur acht Jahre später, kurz nachdem diese Frau die Wechseljahre hinter sich gebracht hatte. Sehen Sie, wie viel dunkler dieses Bild im Vergleich zu dem ersten ist? Die reduzierte Leuchtkraft zeigt einen Rückgang von Stoffwechselaktivitäten im Gehirn um 30 Prozent an.

Das war keineswegs ein Einzelfall. Viele Frauen, die an unseren Forschungsprogrammen teilnahmen, wiesen ähnliche Veränderungen auf, Männer im selben Alter hingegen nicht.[3] Was Sie hier sehen, sind also umfassende Veränderungen, die speziell das weibliche Gehirn im Klimakterium zu betreffen scheinen. Und eben diese Veränderungen können dafür verantwortlich sein, dass Sie sich ausgelaugt oder einfach nur nicht ganz wohlfühlen (wie viele Frauen bestätigen können, ist die Erschöpfung in den Wechseljahren nicht von Pappe). Nicht nur unser Energielevel sinkt, sie können sich auch auf die Körpertemperatur, die Stimmung, den Schlaf, das Stressempfinden und die kognitive Leistung auswirken. Und wissen Sie was? Die meisten Frauen spüren diese Entwicklungen. Wenn ein ausgeprägter biologischer Umbruch stattfindet, durch den die Gehirnchemie eine andere wird, merken Sie das.

Die erwähnte Studie stellte bloß die Spitze des Eisbergs dar. Mit der Zeit ergaben unsere Untersuchungen einen Schatz an Daten, der bewies, dass sich in der Menopause nicht nur der Stoffwechsel im Gehirn ändert, sondern auch die Struktur des Gehirns, die Vernetzungen der Hirnregionen sowie die Hirnchemie insgesamt.[4] All das kann eine ziemlich überwältigende körperliche und geistige Erfahrung bewirken. Ohne einen Gehirnscanner ist vielleicht weniger offensichtlich, dass diese Umstellung nicht nach der Menopause geschieht, sondern bereits vorher, in der Perimenopause, beginnt. Die Perimenopause ist so etwas wie die Vorband der Menopause. Die Periode wird unregelmäßiger, Symptome wie Hitzewallungen treten erstmals auf. Unsere Forschung zeigt, dass genau in dieser Zeit auch das Gehirn seine größten Veränderungen durchmacht. Das lässt sich am besten so erklären: In der Menopause befindet sich das Gehirn in einem Anpassungszustand, fast einem Umbau, und es muss erst einmal Wege finden, um mit der neuen Situation zurechtzukommen – wie eine Maschine, die früher mit Benzin gelaufen ist und deren Antrieb nun auf Strom umgestellt wird. Vor allem sind diese Forschungsergebnisse wissenschaftliche Belege dafür, was unzählige Frauen schon immer gesagt haben: Die Menopause verändert das Gehirn. Hat man Ihnen also jemals weismachen wollen, Ihre Symptome seien stressbedingt oder »gehören zum Frausein einfach dazu«: Hier ist der Beweis, dass Ihre Erfahrungen wissenschaftlich valide und begründet sind. Im Gehirn spielt die Musik, nicht in Ihrer Fantasie.

Wie die Wissenschaft helfen kann

Über die Jahre habe ich mit zahlreichen Frauen in der Menopause gesprochen, sie alle befanden sich in einem anderen Stadium der Verzweiflung. Dabei ging es besonders um die Symptome, die das Gehirn betreffen (ob ihnen das bewusst war oder nicht). Viele haben mir gesagt, eine ihrer größten Herausforderungen sei es gewesen, Informationen zu finden, die sie nicht nur verstehen, sondern auf die sie auch vertrauen konnten. Ihr Bedürfnis nach Wissen und Unterstützung mitzubekommen hat mir klargemacht, dass jede Frau korrekte und umfangreiche Informationen über die Menopause verdient. Methoden zur Kontrolle der Wissenschaft wie das Peer-Review-Verfahren garantieren, dass die Ideen Hand und Fuß haben, aber akademische Journale sind nicht geeignet, die gewonnenen Erkenntnisse an die Hunderte von Millionen von Frauen außerhalb der wissenschaftlichen Blase weiterzugeben.

Das Gehirn in der Menopause ist entstanden, weil ich mich verpflichtet fühle, Frauen das Wissen zu vermitteln, das sie benötigen, um informiert und zuversichtlich in die Menopause zu gehen. Zu verstehen, was im eigenen Körper und Gehirn vor, während und nach der Menopause passiert, ist essenziell, um sich selbst in diesen Zeiten zu verstehen. Genauso wichtig ist es, den veränderten Bedarf an Gesundheitsfürsorge in die Hand zu nehmen und sich die eigene Handlungsfähigkeit während dieser wichtigen Übergangsphase im Leben zurückzuerobern.

Bislang wurde die Menopause als eine Reihe unglückseliger, beängstigender Hindernisse dargestellt, die sich uns nach und nach in den Weg stellen. Das meiste, was über die Menopause geschrieben wurde, von wissenschaftlicher Literatur bis zu Onlinequellen, konzentriert sich darauf, wie man mit ihr zurechtkommen oder sich sogar gegen sie wehren kann. Auch bei der Mehrheit der Forschung zu dem Thema stand im Mittelpunkt, was in dieser Phase schiefgehen und wie man es »reparieren« kann. »Wo ist das Problem?«, fragen Sie sich vielleicht. Hinter diesem Ansatz steckt die Annahme, dass alles, worauf wir hoffen können, ist, die Menopause zu überleben. Indem die westliche Medizin dieses Lebensereignis ausschließlich im biologischen Kontext behandelt hat, hat sie seine Schattenseiten hervorgehoben und seine Bedeutung minimiert. Betrachtet man die Menopause jedoch aus einer ganzheitlichen Perspektive, ist dabei viel mehr im Spiel. In Wahrheit bewirken die hormonellen Veränderungen, die zur Menopause und ihren Symptomen führen, gleichzeitig die Entwicklung neuer spannender neurologischer und mentaler Skills – die unsere Gesellschaft rundheraus ignoriert. Die Kraft der Wechseljahre gehört zu den Highlights, die es nie in die Schlagzeilen schaffen. Dieses Buch will ein Bewusstsein für die Kraft der Menopause schaffen und Frauen damit neue Wege eröffnen, durch die Menopause und letztendlich das Frausein selbst zu navigieren.

Zu diesem Zweck besteht das Buch aus vier Teilen:

Teil 1, »Das große M«, enthält die grundlegenden Elemente, die nötig sind, um aus klinischer Perspektive zu verstehen, was die Menopause ist und was nicht; wie sie sich auf das Gehirn auswirkt und inwiefern wir diesen wichtigen Zusammenhang vernachlässigen.

Teil 2, »Die Gehirn-Hormon-Verbindung«, bespricht die Rolle der Hormone für die Gehirngesundheit und inwiefern dieses Zusammenspiel essenziell ist, um die Menopause zu verstehen. Hier stellen wir die Menopause in einen breiteren Kontext und tauchen ein in unser Wissen über die Vorgänge in Körper und Gehirn. Dabei geht es nicht nur um das »Was«, sondern auch um das »Warum« der Menopause. Dafür schauen wir uns die drei großen Umbruchphasen im Leben einer Frau an: Pubertät, Schwangerschaft und Perimenopause. Dies sind jeweils entscheidende Lebensabschnitte, in denen unser Gehirn, unsere Hormone und das Wechselspiel zwischen beiden sich dramatisch verändern. Die Ähnlichkeiten zwischen diesen drei Phasen zu kennen ist wichtig, um die Menopause wieder als natürlichen Abschnitt im Leben einer Frau zu sehen, als eine Zeit, die verletzlich, aber auch stark machen und positive Veränderungen bewirken kann. Geht es Ihnen jedoch im Augenblick darum, Lösungen zu finden und Möglichkeiten, sich besser zu fühlen, überspringen Sie diesen Teil und gehen Sie direkt zu Teil 3, indem wir uns auf praktische Strategien und Handlungsempfehlungen konzentrieren. Teil 2 wartet auf Sie und ist bereit, wann immer Sie es sind!

Teil 3, »Hormonelle und hormonfreie Therapien«, ist ein Deep Dive in die Hormonersatztherapie sowie in andere hormonelle und hormonfreie Behandlungsmöglichkeiten in den Wechseljahren. Wir werden uns mit der Hormontherapie bei Brustkrebs und Eierstockkrebs und den Auswirkungen des »Chemobrains« befassen. Hier und im Verlauf des Buches verwende ich den Ausdruck »Frau«, um mich auf Menschen zu beziehen, die mit einem sogenannten weiblichen Fortpflanzungssystem (Brüste und Eierstöcke) geboren wurden. Doch nicht alle, die ins Klimakterium kommen, identifizieren sich als Frauen, und nicht alle, die sich als Frauen identifizieren, erleben die Wechseljahre. Um die diversen Erfahrungen und Identitäten im Kontext der Menopause anzuerkennen, werden wir die geschlechtsangleichende Therapie für trans* Personen besprechen, in der Methoden zur Unterdrückung der Östrogenproduktion zum Einsatz kommen.

Teil 4, »Lebensstil und ganzheitliche Gesundheit«, geht auf wichtige, anerkannte Praktiken in Bezug auf Lebensstil und Verhalten ein, die abseits von verschreibungspflichtigen Medikamenten gegen die Symptome der Wechseljahre helfen und die kognitive und emotionale Gesundheit unterstützen. Auch wenn Sie vielleicht das Gefühl haben, dass Ihr Gehirn völlig durcheinander ist, haben Sie immer noch die Gestaltung Ihres Lebensstils, Ihres Umfelds und Ihre innere Haltung in der Hand – und all das kann umgekehrt Ihr Erleben der Menopause beeinflussen. Es gibt also die Möglichkeit, sich selbst zu empowern, indem man die Menopause nicht nur akzeptiert, sondern sie tatsächlich selbst in die Hand nimmt. Auf diese Weise eröffnet sich uns eine Fülle neuer Möglichkeiten.

Letztendlich ist dieses Buch ein Liebesbrief an die Weiblichkeit und ein Aufruf an alle Frauen, die Menopause ohne Angst oder Scham zu akzeptieren. Das ist die Voraussetzung dafür, unsere ganz eigene Art der Brainpower zu feiern, schätzen zu lernen, wie intelligent und anpassungsfähig unser Körper und unser Gehirn im Laufe unseres – bestenfalls bis zum Ende gesunden und genussvollen – Lebens sein können. Ich hoffe, die Informationen aus diesem Buch werden viele Diskussionen anregen, nicht nur über das facettenreiche Thema Wechseljahre, sondern auch darüber, wie wir einen wichtigen Teil unserer Gesellschaft ausgeblendet und marginalisiert haben. Das ist wesentlich, um nicht nur auf eine neue Weise über die Menopause zu sprechen, sondern auch, um uns, dem »vergessenen Geschlecht«, wieder eine Stimme zu geben – jeder einzelnen von uns und uns als Hälfte der Weltbevölkerung.

Endnoten

[1]

Mindy S. Christianson, Jennifer A. Ducie, Kristiina Altman et al., »Menopause Education: Needs Assessment of American Obstetrics and Gynecology Residents«, Menopause 20, Nr. 11 (2013): S. 1120–1125.

[2]

Vgl. dazu https://www.bvf.de/aktuelles-presse/artikel/verbesserung-der-versorgung-in-der-menopause-chancen-durch-bestehende-strukturen-in-der-gynaekologischen-praxis-und-qualifizierte-ansaetze-nutzen/

[3]

Lisa Mosconi, Valentina Berti, Crystal Quinn et al., »Sex Differences in Alzheimer Risk: Brain Imaging of Endocrine vs Chronologic Aging«, Neurology 89, Nr. 13 (2017): S. 1382–1390.

[4]

Lisa Mosconi, Valentina Berti, Jonathan Dyke et al., »Menopause Impacts Human Brain Structure, Connectivity, Energy Metabolism, and Amyloideta Deposition«, Scientific Reports 11 (2021), Artikel 10867.

2Klartext: Bias gegen Frauen und die Menopause

SEXISMUS UND NEUROSEXISMUS

Dieses Buch erzählt von den zahlreichen Höhen und Tiefen der Wechseljahre, und zwar aus Perspektive einer Neurowissenschaftlerin, die schon lange zu diesem Thema forscht. Bevor wir jedoch auf die Menopause blicken, wie sie in der Zukunft betrachtet werden könnte oder sollte, ist es sinnvoll (und ja, leider auch ein wenig erschreckend), einmal zurückzublicken und die bisher verbreiteten kulturellen und klinischen Sichtweisen auf die Menopause eingehend zu beleuchten.

Seien Sie gewarnt, wenn wir einige der wichtigsten Entwicklungsschritte im Zusammenhang mit diesem Thema nachzeichnen, kann das durchaus auf die Stimmung schlagen. Schließlich liegen die Gründe, weshalb wir die Menopause mit »Ovarialinsuffizienz«, »ovariellen Funktionsstörungen«, »Östrogenmangel« und einer Reihe weiterer Krankheitsbilder gleichsetzen, in unserer Sozialgeschichte und der konventionellen Medizin. Aber halten Sie durch, ich verspreche Ihnen, die moderne Wissenschaft hat eine ganz andere Geschichte zu erzählen.

Doch zunächst zum dunklen Teil der Geschichte: Je tiefer wir uns mit dem Thema Menopause und ihrer Historie beschäftigen, desto klarer wird, dass viele der herabsetzenden Stereotype rund um die Menopause einem allgemeineren negativen Verständnis von Frauen[1] als dem »schwachen Geschlecht« entspringen. Beginnen wir mit dem uralten Vorurteil, Frauen seien körperlich empfindlicher als Männer: Mit dem »Körper« sind auch unsere Gehirne und unser Intellekt gemeint, und zwar in Form dessen, was wir heute als Neurosexismus bezeichnen – den Mythos, dass die Gehirne von Frauen denen von Männern unterlegen seien. Bevor wir also auf die Komplexität der medizinischen Vorstellungen der Wechseljahre eingehen, müssen wir uns der Komplexität der Vorstellungen über Frauen insgesamt widmen.

So erstaunlich fehlerhaft die Doktrin der weiblichen Unterlegenheit auch ist, sie ist nicht weniger als das Rückgrat der modernen Wissenschaft. Charles Darwin, der Vater der modernen Biologie, schrieb: »Der hauptsächliche Unterschied in den intellectuellen Kräften der beiden Geschlechter zeigt sich darin, dass der Mann zu einer größeren Höhe in Allem, was er nur immer anfängt, gelangt, als zu welcher sich die Frau erheben kann, mag es nun tiefes Nachdenken, Vernunft oder Einbildungskraft, oder bloß den Gebrauch der Sinne und der Hände erfordern.«[5] Diese Theorie nahm im neunzehnten Jahrhundert Fahrt auf, verbreitete sich und galt spätestens dann als bestätigt, als männliche Wissenschaftler eine »faszinierende Entdeckung« machten. Sie stellten fest, dass die Köpfe von Frauen nicht nur anatomisch kleiner waren als die von Männern, sondern auch, dass ihre Gehirne weniger wogen als männliche – und in der damaligen Epoche galt in der Biologie und Evolutionstheorie die Prämisse »je größer, desto besser«. Dass das weibliche Gehirn kleiner war als das männliche, war also eine bequeme Begründung dafür, dass Frauen auch weniger klug sein mussten. Für die damaligen Gelehrten war damit klar, dass Frauen die Begabung für eine ganze Reihe von Aufgaben fehlen musste. Ein führender Evolutionsbiologe und Physiologe der damaligen Zeit, George J. Romanes, behauptete: »Angesichts der Tatsache, dass das durchschnittliche Gewicht des weiblichen Gehirns ungefähr 140 Gramm weniger beträgt als das des männlichen, können wir auf rein anatomischer Basis von einer deutlichen Unterlegenheit der intellektuellen Kraft der Frau ausgehen.«[6] Diese Annahmen waren keineswegs Einzelfälle; zu jener Zeit war für die meisten Intellektuellen eine Interpretation, die nicht an den bestehenden Verhältnissen rüttelte, willkommen. Die »fehlenden 140 Gramm« des weiblichen Gehirns dienten dazu, die Unterschiede in der gesellschaftlichen Stellung von Männern und Frauen zu bestätigen und Letzteren weiterhin den Zugang zu höherer Bildung oder anderen Rechten, die sie unabhängig gemacht hätten, zu verwehren.

Ich lehne mich einmal weit aus dem Fenster und vermute, dass das Folgende allen klar ist: Die Tatsache, dass der Körper eines Mannes im Durchschnitt größer und schwerer ist als der einer Frau, hätte ohne die Aufwendung von allzu viel Hirnschmalz (ha ha) zu der Schlussfolgerung führen können, dass ihre Köpfe ebenfalls diesem Verhältnis entsprechen. Wenn jemand einen größeren Körper hat, sollten der Schädel und das darin liegende Gehirn ebenfalls größer sein. Berücksichtigt man die Schädelgröße, lösen sich die legendenumwobenen Unterschiede aufgrund der verschieden schweren Gehirne wieder in die Luft auf, aus der sie gegriffen wurden.

Dennoch wurden die Gehirne von Frauen jahrhundertelang gewogen und für mangelhaft befunden, und Frauen deshalb aus Universitäten und von prestigeträchtigen Jobs ferngehalten. Schließlich taten sich Wissenschaftlerinnen und Menschenrechtsaktivistinnen zusammen, um solche vorurteilsbehafteten Deutungen an den Pranger zu stellen und zu zeigen, dass sie vor allem eins waren: politische Waffen, um den Kampf der Frauen um Gleichberechtigung zu untergraben. Dank ihrer Anstrengungen wurde die Theorie vom Zusammenhang zwischen Gehirngewicht und Intelligenz im frühen zwanzigsten Jahrhundert vollständig widerlegt. Mit Aufkommen der Gehirnbildgebung konnte mit vielen der grundlegenden Annahmen, die hinter dem Neurosexismus stecken, aufgeräumt und ein für alle Mal für gleiche Voraussetzungen gesorgt werden. Oder etwa nicht?

Heute haben offen sexistische Aussagen zwar keinen Platz mehr in der wissenschaftlichen Gemeinschaft, dennoch ist der Neurosexismus nach wie vor nicht verschwunden. Die Sache ist die: In mancherlei Hinsicht unterscheiden sich weibliche Gehirne tatsächlich von männlichen.[7] Wir gehen gleich darauf ein. Erst einmal möchte ich aber betonen, dass diese Unterschiede viel zu selten dafür genutzt werden, die medizinische Versorgung zu modernisieren, und stattdessen viel zu häufig dafür, herabwürdigende Genderstereotype zu verstärken. Bewusst oder unbewusst werden wir von Geburt an in Geschlechterrollen gezwängt, untermauert durch populärwissenschaftliche Behauptungen über unser vermeintlich von der »Venus« beziehungsweise vom »Mars« stammendes Verhalten aufgrund unserer verschiedenen Gehirne. Das alles fängt damit an, dass wir unsere Babys traditionell entweder rosa oder blau ausstatten, und es endet mit der Verbreitung starrer, abwertender Vorurteile, die Frauen gnadenlos die Rolle des weniger bedeutenden Geschlechts zuweisen.

Aktuell stehen wir also vor einer dreifachen Herausforderung: Sexismus, Ageismus und Menopausismus. Vom Augenblick unserer Geburt an vermittelt uns die Gesellschaft, wir als Frauen seien weniger wert, und zwar aus keinem anderen Grund als der Tatsache, dass Männer größer und stärker sind. Diese Grundüberzeugungen verbreiten sich auf mehr oder weniger subtile Weise, auf dem Spielplatz, im Klassenzimmer und am Arbeitsplatz. Sie erreichen ihren Höhepunkt, wenn wir im mittleren Alter sind und die Menopause ist sozusagen der Todesstoß. Nachdem sich Frauen bereits jahrzehntelang entwertende Botschaften anhören mussten, wird nun auch die Menopause als eigentlich physiologischer Prozess zu einem weiteren Beleg für das Argument, die Frau sei ein schwaches und empfindliches Geschlecht. Ganz abgesehen von der weitverbreiteten Überzeugung, mit zunehmendem Alter würden Frauen an Attraktivität verlieren, ist eine unfruchtbare Frau – durch die graue Brille des Patriarchats betrachtet – eine zusätzliche unwillkommene gesellschaftliche Bürde. All diese Vorstellungen untermauern das Argument, Frauen seien körperlich, geistig, persönlich und sogar beruflich unterlegen.

Während auf der einen Seite ein Mangel an zuverlässiger Forschung zur Menopause herrscht, besteht auf der anderen Seite ganz sicher kein Mangel an irreführenden Behauptungen oder sogar Frauenfeindlichkeit rund um dieses Thema. In der Populärkultur wurden Frauen in den Wechseljahren häufig auf erschütternde Weise launenhaft oder rasend vor Wut dargestellt. Wir alle kennen das Stereotyp der streitlustigen klimakterischen Frau, die, gequält von Hitzewallungen und Stimmungsschwankungen, ihrem armen, verzweifelten Ehemann das Leben zur Hölle macht. Diese Sichtweise ist nicht neu. Sie hat ihre Wurzeln in einem jahrhunderte-, ja, jahrtausendealten tiefsitzenden patriarchalen Misstrauen gegenüber dem weiblichen Körper. Bereit, sich das genauer anzuschauen?

DIE MENOPAUSE UND DIE ANTI-MENOPAUSEN-BEWEGUNG

Die ersten wissenschaftlichen Verweise auf die Menopause stammen aus dem Jahr 350 vor der Zeitenwende, als Aristoteles erstmals beobachtete, dass bei Frauen irgendwann zwischen dem vierzigsten und fünfzigsten Lebensjahr die Periodenblutung aufhört.[8] Allerdings war die Lebenserwartung damals nicht so hoch und nur die wenigsten Frauen durchliefen die gesamten Wechseljahre und hätten davon berichten können. Abgesehen davon war im antiken Griechenland genau wie in vielen anderen alten Zivilisationen der Wert einer Frau an ihre Fähigkeit Kinder zu gebären geknüpft. Diejenigen, die das nicht länger konnten, waren offensichtlich zu uninteressant, um studiert zu werden.

Abgesehen von einigen vagen Erwähnungen blieb die Menopause in der Medizin bis zum neunzehnten Jahrhundert praktisch unsichtbar. Erst als männliche Ärzte das weibliche Gehirn »entdeckten«, stolperten sie auch über ein anderes beunruhigendes Phänomen: die Menopause. Vielleicht lag es am allgemeinen Fortschritt oder daran, dass Frauen nun lang genug lebten, dass die Wechseljahre nun nicht mehr ignoriert werden konnten – jedenfalls wurde den Ärzten schließlich klar, dass die Menopause kein unglücklicher Einzelfall war. Bereits damals waren in ganz Europa umgangssprachliche Ausdrücke für die Menopause wie »die Hölle der Frauen« und »der Tod des Geschlechts« verbreitet.[9] Das Wort Menopause existiert allerdings erst seit 1821, als sich der französische Arzt Charles de Gardanne den Begriff auf der Grundlage der griechischen Wörter men (Monat) und pauein (aufhören oder anhalten) ausdachte, um den Zeitpunkt zu bezeichnen, an dem die Periode einer Frau endet.

Ganz im Sinne des damaligen Zeitgeists führte die Erkenntnis, dass die Menopause etwas war, womit es sich zu beschäftigen lohnte, die Mediziner dazu, sie in ein Framework einzuordnen … so wurde aus der Menopause eine Krankheit. Eine bemerkenswerte Anzahl medizinischer Probleme, von Skorbut bis Epilepsie und Schizophrenie, wurden diesem verwirrenden neuen Leiden zugeschrieben. Das sollte nicht verwundern, wenn man bedenkt, dass allgemein die Vorstellung herrschte, zwischen Gebärmutter und Gehirn bestehe eine geheimnisvolle Verbindung, die Frauen anfällig für Wahnsinn oder Hysterie machte (vom Griechischen hystera, Uterus). Beispielsweise glaubte man, das, was wir heute als Prämenstruelles Syndrom (PMS) bezeichnen, werde entweder durch eine »Erstickung« des mit Blut volllaufenden Unterleibs verursacht oder gar durch die Wanderung der Gebärmutter im Körper nach oben, um die Frau selbst zu ersticken. Dieser ungesunde Zusammenhang, behaupteten sie, führte eindeutig auch zu der »klimakterischen Geisteskrankheit« nach der Menopause.

In der Folge entstanden drastische und oft hochgefährliche Praktiken, um den rebellischen wandernden Unterleib in den Griff zu bekommen. Hypnose, Vibrationsgeräte und das Ausspülen der Vagina mit einem Wasserstrahl sind nur ein paar der gut dokumentierten Techniken. Vaginale Injektionen mit Opium, Morphium und Rezepturen auf Bleibasis ebenfalls. Dann kamen die Ärzte auf eine noch radikalere Lösung: Operation. Die Begründung? Eine kranke Gebärmutter entfernte man besser. Heute wissen wir, dass eine Hysterektomie (die chirurgische Entfernung des Uterus und der Eierstöcke) eine Frau beinahe über Nacht in die Menopause versetzt und ihre Symptome damit potenziell verschlimmert. Während die Operation auf der einen Seite die Probleme also verschärfte, war die Alternative die Unterbringung in einer Anstalt. Es gibt zahlreiche Berichte darüber, wie Frauen mit Wechseljahrssymptomen fälschlich als »verrückt« oder »dement« diagnostiziert und in psychiatrischen Einrichtungen weggesperrt wurden.[10] In Wahrheit endeten diese Frauen wahrscheinlich oftmals aufgrund der Behandlungen ihre eigenen Ärzte so tragisch.

Wir spulen vor ins zwanzigste Jahrhundert: Frauen hatten nun eine höhere Lebenserwartung, das Wahlrecht. Und die Menopause war nun kein Grund mehr, Frauen in die Psychiatrie einzuweisen, nein, sie war sogar von medizinischem Interesse. Einer der Faktoren, die am meisten zu diesem Paradigmenwechsel beigetragen haben, ist die Entdeckung des Hormons Östrogen im Jahr 1934. Der Begriff Östrogen stammt allerdings bemerkenswerterweise von dem griechischen Wort oistros, was Raserei oder wahnsinniges Begehren bedeutet – und unterstreicht damit die historische Tendenz, die weibliche Physiologie aus der Perspektive psychischer Instabilität zu betrachten. Doch als die Wissenschaft Fortschritte machte, wurde auch der Zusammenhang zwischen dem Verlust von Östrogen und der Menopause hergestellt – und die Menopause erneut als Krankheit, diesmal aufgrund von Östrogenmangel, definiert.[11] Infolgedessen setzte sich Östrogen in der kollektiven Vorstellung als magisches Jugendelixier fest und wurde damit zu einem lukrativen Medikament. Pharmafirmen ergriffen die Gelegenheit, und die Östrogenersatztherapie wurde schnell die Behandlung der Wahl für die Menopause. Im Anschluss an Dr. Robert A. Wilson, Autor des Bestsellers Die vollkommene Frau, erklärte man die Menopause zu einer »natürlichen Plage« und bezeichnete Frauen im Klimakterium als »verkrüppelt« und »kastriert«. Aber, schrieb Wilson, mithilfe eines Östrogenersatzes würden die Brüste und Genitalien der Frau nicht verschrumpeln und es würde viel mehr Spaß machen, mit ihr zusammenzuleben, weil sie nicht dumm und unattraktiv würde.«[12] Später stellte sich, vielleicht wenig überraschend, heraus, dass das einflussreiche Buch von Pharmakonzernen unterstützt worden war. Wenn auch nicht die gesamte Propaganda gesponsert war, sie verbreitete sich einfach wie ein Lauffeuer in der Gesellschaft. David Reuben hatte in seinem Buch Everything Yo Always Wanted to Know About Sex but Were Afraid to Ask (1969) Folgendes zu sagen: »Hören die Eierstöcke auf zu arbeiten, hört die Frau auf, eine echte Frau zu sein.« Er fügte hinzu: »Eine Frau nach der Menopause ist so männlich, wie sie nur sein kann«, und korrigierte dann: »nicht wirklich männlich, allerdings auch keine voll funktionsfähige Frau mehr.« Nach und nach etablierte sich die Idee, die Menopause sei ein dem Östrogenmangel geschuldetes Syndrom. Dieser Annahme begegnet man auch heute noch in medizinischen Lehrbüchern und in der Praxis.

Auf der anderen Seite sind die tatsächlichen Mechanismen durch die sich Östrogen auf die psychische Gesundheit auswirkt, eine verblüffend moderne Entdeckung. Erst in den späten 1990ern gelang der Wissenschaft ein entscheidender Durchbruch. So stellte man fest: Unsere sogenannten Sexualhormone sind nicht nur essenziell für die Fortpflanzung, sondern auch für die Hirnfunktionen.[13] Mit anderen Worten, die untrennbar mit unserer Fruchtbarkeit verknüpften Hormone, allen voran Östrogen, sind genauso wesentlich für die allgemeine Aktivität unseres Gehirns. Damit Sie verstehen, wie kurz diese Entdeckung nur zurückliegt: Bereits dreißig Jahre zuvor war die Menschheit auf dem Mond gelandet. In diesen dreißig Jahren auf der Erde nahmen unzählige Frauen Hormone, obwohl niemand eine Ahnung hatte, wie Östrogen auf all das wirkt, was oberhalb des Halses sitzt.

MEDIZIN UND BIKINIMEDIZIN

Das bringt uns zurück ins einundzwanzigste Jahrhundert. Heute wird die Menopause strikt in der Frauenheilkunde verortet, und der Zusammenhang zwischen dem Fortpflanzungssystem und dem Gehirn wird zwar nicht länger dämonisiert, er wird aber auch nicht mehr thematisiert. Die meisten Wissenschaftler*innen sind sich einig, dass Sexualhormone wichtig für die Gesundheit des Gehirns sind, glauben aber gleichzeitig, dass sich die Gehirne von Männern und Frauen abgesehen von ein paar Fortpflanzungsfunktionen weitgehend gleichen.

Lassen Sie mich Ihnen damit eine der größten Herausforderungen des Gesundheitssystems der Gegenwart vorstellen: die Bikinimedizin. Die Bikinimedizin reduziert die Gesundheit einer Frau auf, wie der Name schon sagt, jene Körperregionen, die von einem Bikini bedeckt werden. Aus medizinischer Perspektive heißt das, nur die Fortpflanzungsorgane machen eine Frau zur »Frau«. Abgesehen von diesen Organen werden Männer und Frauen studiert, diagnostiziert und behandelt, als gäbe es zwischen ihnen keine Unterschiede. Das widerspricht, wie sich herausstellt, nicht nur der Realität, sondern ist zudem schädlich für die Medizin und die Wissenschaft, wenn es darum geht, das weibliche Gehirn, auch das in der Menopause, zu schützen.

Einfach ausgedrückt galt, wenn man einmal von den weiblichen Fortpflanzungsorganen absieht, in der medizinischen Forschung überwiegend der männliche Körper als Prototyp. Darüber hinaus wurden seit den 1960er-Jahren nach Vorschrift der US-amerikanischen Behörde für Lebens- und Arzneimittelzulassung (FDA) gebärfähige Frauen von Arzneimitteltests und klinischen Studien ausgeschlossen.[14] Die Begründung: Jeglicher mögliche Schaden für einen Fötus sollte vermieden werden. Der Ausdruck gebärfähige Frau wurde jedoch so interpretiert, dass er nicht allein Schwangere meinte, sondern »jede Frau, die potenziell in der Lage ist, schwanger zu werden«, einbezog. Das bedeutete, dass jegliche Frau, von der Pubertät bis zur Menopause, unabhängig von ihrer sexuellen Aktivität, ihrem Gebrauch von Verhütungsmitteln, ihrer sexuellen Orientierung und sogar ihrem Kinderwunsch von medizinischen Tests ausgeschlossen blieb. Jahrhundertelang waren Frauengehirne als mangelhaft abqualifiziert worden – nun wurden sie aus vollkommen anderen Gründen unsichtbar gemacht.

Der alle Frauen betreffende Bann galt bis weit in die 1990er. Das bedeutet, Jahrzehnte medizinischer Forschung beruhen nahezu ausschließlich auf männlichen Stichproben. Schockierenderweise ist das bis heute ein Thema: Nach wie vor werden zahllose Medikamente auf den Markt gebracht, ohne jemals an einer Frau getestet worden zu sein, häufig nicht einmal an weiblichen Tieren.[15] Die große Mehrheit präklinischer Studien wird immer noch ausschließlich an männlichen Versuchstieren durchgeführt, mit dem Argument, die Schwankungen der Sexualhormone könnten die »empirischen Ergebnisse durcheinanderbringen«.[16] Dieses zutiefst verzerrte Unisex-System hat die Medizin mit Daten versorgt, in denen die Hälfte der Weltbevölkerung entweder nicht oder bestenfalls nicht vollständig abgebildet ist.

In Anbetracht all dieser Tatsachen, der Verteufelung der Menopause durch ein männlich dominiertes medizinisches System, ein System, das die Studien des weiblichen Gehirns nur hinauszögerte, und in dem Forschung überwiegend an Männern stattgefunden hat, Männern, die keine Menopause haben, überrascht es wirklich nicht, dass die Auswirkungen der Menopause auf das Gehirn ein Mysterium geblieben sind – ein Mysterium, das mit Stigma und Stereotypen »aufgeklärt« wurde statt mit Fakten und Informationen. Es liegt auf der Hand, dass dies katastrophale Folgen für die medizinische Forschung insgesamt und für die Frauengesundheit im Besonderen hatte.

Die Konsequenzen werden besonders deutlich, wenn es um die Gesundheit unserer Gehirne geht. Die Wahrheit ist nämlich: Frauengehirne unterscheiden sich von Männergehirnen. Sie sind anders – im Hinblick auf die Hormone, den Stoffwechsel und ihre Chemie. Diese Unterschiede haben keinen deterministischen Effekt auf die Intelligenz oder das Verhalten und sollten nie vorgeschoben werden, um Geschlechterstereotype zu untermauern. Sie sind jedoch wesentlich für die Unterstützung der Gehirngesundheit, besonders nach der Menopause.[17] Hier einige Statistiken, die kaum jemand kennt:

 

Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch wie bei Männern, dass bei ihnen eine Angststörung oder Depression diagnostiziert wird.

Frauen leiden doppelt so häufig wie Männer an Alzheimer.

Frauen entwickeln dreimal so häufig eine Autoimmunerkrankung, darunter auch solche, die das Gehirn angreifen, wie Multiple Sklerose.

Frauen leiden viermal so häufig an Kopfschmerzen und Migräne.

Bei Frauen ist die Wahrscheinlichkeit erhöht, Hirntumore wie Meningeome zu entwickeln.

Frauen sterben häufiger an einem Schlaganfall.[18]

 

Auffallend ist, dass diese Erkrankungen des Gehirns vor der Menopause zwischen Männern und Frauen etwa gleich häufig auftreten, nach der Menopause ist die Wahrscheinlichkeit bei Frauen jedoch mindestens doppelt so hoch. Was die Konsequenzen dieser Verschiebung angeht, ist bei einer Frau in den Fünfzigern die Wahrscheinlichkeit eine Angststörung, eine Depression oder sogar eine Demenz zu entwickeln doppelt so groß wie ihr Risiko, an Brustkrebs zu erkranken. Dennoch ist Brustkrebs eindeutig (und richtigerweise) als ein Gesundheitsrisiko für Frauen anerkannt, während nichts von dem, was das Gehirn betrifft, als solches Risiko anerkannt wird. Und da Brustkrebs in den Bereich der »Bikinimedizin« passt, wurden seiner Heilung in angemessener Form Forschung und Ressourcen gewidmet, während so gut wie keine Anstrengungen bezüglich der medizinischen Versorgung im Zusammenhang mit der Gesundheit des Gehirns in der Menopause unternommen worden sind.

Aber um es nochmal ganz deutlich zu sagen: Die Menopause ist keine Krankheit und sie verursacht keine der erwähnten Erkrankungen. Die dabei ablaufenden hormonellen Veränderungen können jedoch manche Organe – unter anderem das Gehirn – verstärkt belasten, besonders, wenn sie ignoriert oder nicht behandelt werden. Bei den meisten Frauen kann das zu verschiedenen bekannten Symptomen wie Hitzewallungen und Schlaflosigkeit führen. Bei anderen kann die Menopause eine schwere Depression, eine Angststörung oder Migräne auslösen. Bei wieder anderen kann sie das Risiko erhöhen, später eine Demenz zu entwickeln. Zwar waren die Vorstellungen von Hysterie und vom Ersticken des Unterleibs aus der Luft gegriffen, doch die gesundheitlichen Gefahren sind real. Sie erfordern eine eindeutige, schnelle Reaktion: umfassende Forschung und effektive Strategien, um den Folgen der Menopause für das Gehirn zu begegnen. Nicht nur brauchen wir Hilfe, um diese ersten Symptome zu lindern, sondern es ist auch an der Zeit, schleunigst unser Wissen zu erweitern, um die Entwicklung schwerwiegender Probleme in der Zukunft aufzuhalten. Die Frauengesundheit muss den Blick heben – nicht nur über die Bikinizonen hinweg, sondern auch über die Fortpflanzung als einzigem Sinn und Zweck des Lebens einer Frau hinaus. Es ist an der Zeit, dass wir uns schonungslos und gründlich anschauen, was im Körper und im Gehirn von Frauen als Ganzes geschieht, und die systemischen Auswirkungen der Menopause anerkennen.

UNSERE KÖRPER, UNSERE GEHIRNE

Bisher haben wir uns angeschaut, was die wissenschaftlichen Erkenntnisse (und Unkenntnis) auf der systemischen und kulturellen Ebene bewirken. Historisch wurden Frauen wegen der Menopause praktisch gefoltert, physisch und psychisch. Uns wurde eingeredet, sie könne uns geisteskrank werden lassen; gleichzeitig wurden Frauen im klimakterischen Alter und darüber hinaus in der Gesellschaft unsichtbar gemacht. Das ist gefährlich, weil die Kultur stark beeinflusst, wie wir die Menopause selbst verstehen und erleben – und die westliche Kultur hat uns darauf konditioniert, die mit dieser Übergangsphase einhergehenden Beschwerden als ihre einzig relevanten Aspekte zu betrachten. Sicherlich hat sich die Situation im Laufe der Zeit verbessert, dennoch hat sich dieses Trauma tief in unser kollektives Unbewusstes eingegraben und wirkt sich nicht nur darauf aus, wie Frauen wahrgenommen werden, sondern auch darauf, wie wir uns selbst und unseren Selbstwert sehen.

Viele Frauen haben unmittelbare persönliche Erfahrungen mit den Folgen dieser Vorstellungen gemacht, und zwar nicht nur in den Wechseljahren. Dank der oben beschriebenen absurden Überzeugungen und veralteten Konventionen werden unsere gesundheitlichen Sorgen regelmäßig kleingeredet oder ausgeklammert. In der Kardiologie und in der Schmerzmedizin ist es beispielsweise ein gut dokumentiertes Phänomen, dass Frauen eher als männliche Patienten nach Hause geschickt und überhaupt nicht behandelt werden, was zu einem ungünstigeren Ausgang ihrer Krankheiten führt.[19] Was genau passiert da? Frauen mit Schmerzen wird gesagt, ihre Schmerzen seien psychosomatisch, hypochondrisch oder stressbedingt.[20] Das klingt nach neunzehntem Jahrhundert, aber es geschieht hier und heute und gipfelt häufig in der Verschreibung von Antidepressiva oder Psychotherapie statt einer gezielten medizinischen Versorgung.

In Anbetracht dessen können Sie sich sicher vorstellen (oder daran erinnern), dass jegliche Probleme im Zusammenhang mit der Menopause oft als herbeifantasiert oder irrelevant abgetan wurden. Auch abgesehen von der Menopause hat die Medizin häufig eine entmutigende Form des Gaslightings betrieben und historisch gesundheitliche Probleme von Frauen insgesamt heruntergespielt sowie insbesondere Sorgen um die psychische Gesundheit außer Acht gelassen. So etwas kann leider dazu führen, dass wir uns als Patientinnen angewöhnen, unsere eigenen Symptome nicht ernst zu nehmen, aus Angst, als albern oder übersensibel wahrgenommen zu werden, oder auch um Bevormundung zu vermeiden. Leider kann das Ignorieren der Symptome bei einer Frau Diagnosen und Behandlungen verzögern und sie potenziell ihre Lebensqualität oder, wenn sie Pech hat, sogar mehr kosten.

Als Frauen wurde uns beigebracht, unsere Hormone zu fürchten und unsere Gehirne anzuzweifeln. Die Gesundheit des weiblichen Gehirns gehört nach wie vor zu den am wenigsten erforschten, diagnostizierten und behandelten Gebieten in der Medizin. Ganz zu schweigen von der mangelhaften Forschungsförderung. Frauen in der Menopause sind besonders unterrepräsentiert und unterversorgt – nicht nur in der Medizin, sondern auch in der Kultur und den Medien. Hier braucht es dringend einen Wandel, einen Wandel, den, wie ich hoffe, die Wissenschaft vorantreiben wird – diesmal, um Frauen zu unterstützen, statt ihnen Schaden zuzufügen.

In diesem Kapitel beschäftigen wir uns mit dem Dauerbrenner Genderbias in der Medizin, besonders mit dem Ausschluss von



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