Das Gesetz der Zeit - Genevieve A. Königsberg - E-Book

Das Gesetz der Zeit E-Book

Genevieve A. Königsberg

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Beschreibung

Sophia ist 18 Jahre alt, verträumt und auf dem Weg zu ihrem ersten Date mit Mark. Doch plötzlich verschwindet sie und findet sich in einer fremden Stadt wieder, die ihr merkwürdig bekannt vorkommt. Verblasste Vermisstenbilder, die ihr Gesicht zeigen, hängen in den Straßen und grau gekleidete Männer verfolgen sie. Verwirrt und verängstigt entkommt sie und trifft ausgerechnet auf Mark. Der jedoch 30 Jahre älter und Anführer der Rebellengruppierung »Irrlichter« ist, dem letzten Widerstand gegen die diktatorische Regierung. Nur eine Zeitreise kann diese schreckliche Zukunft verhindern, doch werden Mark und Sophia das schaffen?

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Seitenzahl: 1020

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Das Gesetz er Zeit
Über die Autorin
Impressum
An wen auch immer, der das liest,
Kapitel I
Kapitel II
Kapitel III
Kapitel IV
Kapitel V
Kapitel VI
Kapitel VII
Kapitel VIII
Kapitel IX
Kapitel X
Kapitel XI
Kapitel XII
Kapitel XIII
Kapitel XIV
Kapitel XV
Kapitel XVI
Kapitel XVII

Genevieve A. Königsberg

Das Gesetz er Zeit

I

Der Funke

XOXO Verlag

Über die Autorin

Genevieve A. Königsberg hat ihren Master in Europastudien abgeschlossen und nutzt dieses Wissen für ihre dystopischen als auch märchenhafte Welten. Dabei steht im Mittelpunkt, wie in ihrem Leben, die Grenzregion mit dem Dreiländereck um Aachen. Wenn sie nicht dabei ist zu schreiben oder zu lernen, nutzt sie ihre freie Zeit, um zu reisen.

Impressum

Bibliografische Information durch die Deutsche Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://www.d-nb.deabrufbar.

Print-ISBN: 978-3-96752-221-1

E-Book-ISBN: 978-3-96752-719-3

Copyright (2023) XOXO Verlag

Umschlaggestaltung: Grit Richter, XOXO Verlag

unter Verwendung der Bilder:

Stockfoto-Nummer: 1042124215, 2204959245

von www.shutterstock.com

Buchsatz: Grit Richter, XOXO Verlag

Hergestellt in Bremen, Germany (EU)

XOXO Verlag

ein IMPRINT der EISERMANN MEDIA GMBH

Alte Heerstraße 29 | 27330 Asendorf

Alle Personen und Namen innerhalb dieses Buches sind frei erfunden.

Ähnlichkeiten mit lebenden Personen sind zufällig und nicht beabsichtigt.

Für meinen

Mark Sparks

An wen auch immer, der das liest,

Ich brauche deine Hilfe.

Keine Sorge, es ist nicht unser Land zu retten, ein böses Imperium von der Übernahme der Welt aufzuhalten oder ein 2 Wochen altes Baby zum Durchschlafen zu bekommen, wobei bei den Sachen auch immer etwas Hilfe gern gesehen wäre.

Es ist viel simpler und doch zugleich etwas, was die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens verlernen.

Ich bitte dich mir zuzuhören. Nein, nicht bitten, ich flehe dich an mir zuzuhören, lieber Leser.

Sicherlich fragst du dich, warum du dir Mühe geben solltest, gerade mir zuzuhören. Es gibt Tausende, die geradezu in die Welt hinausschreien, um gehört zu werden und ich sehe mich als verzweifelt genug, um ebenso hinauszuschreien. Damit man mich hört. Damit irgendjemand mich hört.

Du hast mich gehört.

Ich kann mir denken, dass du wahrlich genug zu tun hast. Du bist nur unterwegs die wichtigsten Besorgungen machen: Einkäufe für ein leckeres Essen nach einem anstrengenden Tag, hektisches Shopping für ein Geschenk oder nur Zeitvertrödeln, bis die Bahn oder der Bus endlich kommt. Vielleicht wartet deine Familie schon, dein Partner, dein Haustier oder vielleicht auch nur die neusten Folgen einer Serie.

Und dennoch… trotz all deiner Hetze hast du gestoppt. Etwas hat deinen Blick gefangen und du hast die Hand hinuntergestreckt und hast das hier aufgehoben.

Du hast mir eine Chance gegeben und dafür bin ich unendlich dankbar.

Ich wünschte ich könnte dir persönlich danken, doch ich weiß nicht einmal, wo du bist oder wo das hier angekommen ist. Bist du noch in meinem Heimatland? Ist es in ein anderes Land gekommen? Vielleicht sogar in eine andere Zeit? In meinen Alpträumen werden diese Zeilen von niemandem gelesen und verschwinden in einem völligen Nichts.

Na ja. Unsere Welt kommt zugegebenen Maßen oft einem völligen Nichts gleich, aber ich hoffe wirklich, dass du diese Zeilen von mir lesen kannst.

Wahrscheinlich fragst du dich schon wie verrückt ich sein muss oder wer ich bin, der so seltsam seine Bitte vorträgt und das auch noch so kurz und knapp, nicht wahr?

Wer ich bin ist nicht von Bedeutung und vielleicht bin ich verrückt.

Nur eines weiß ich ganz sicher. Ich bin verzweifelt. Sicher ein Gefühl, was du auch zur Genüge kennst. Vielleicht hast du deshalb die Güte mir noch immer zuzuhören.

Ich bin… nein… Ich war verliebt.

Es war die große Liebe zu einer völlig falschen Zeit. Eine Liebe, die nie eine Chance hatte. Das wussten wir beide irgendwo tief drinnen und keiner von uns wollte darauf hören.

Genau so weiß ich auch jetzt irgendwo tief drinnen, dass wir uns nicht wiedersehen können, und dennoch will ich nicht auf diese klare Gewissheit in mir hören.

Ich kann es einfach nicht.

Darum brauche ich deine Hilfe.

Denn ich habe eine ganz dringende Bitte an dich, aber um das zu verstehen, musst du meine Geschichte hören…

Kapitel I

Der Mann mit den blau-violetten Augen

Die warme Frühlingssonne spiegelte sich sanft in dem Fenster vor mir, während mein Blick durch das Glas hindurch und auf die Landschaft vor mir blickte. Einzelne Bäume glitten scheinbar an mir vorbei genau wie der lange Fußgängerweg. Einzelne Fußgänger, andere Schulkinder oder Hundebesitzer verschwanden so schnell aus meinem Blickfeld wie sie hereingekommen waren. Einige Autos fuhren an der Straße direkt vor mir vorbei, doch mein Blick schweifte weiter weg als all das. Mein Blick ging in die Ferne und mit ihm meine Gedanken. Sanft ließ ich meine Gedanken weiter schweifen, während sich vor meinem inneren Auge immer mehr ein anderes Bild formte.

Statt der Stadt im Hintergrund und den einzelnen Bäumen stellte ich mir langsam königliche Fahnen vor, die im Wind mitschwangen und ein entferntes kolossales Schloss. Statt der vorbeifahrenden Autos dachte ich immer mehr an Kutschen mit einer Schar von Pferden davor, welche die Kutschen in Richtung einer kleinen Stadt vor dem Schloss zogen. Kutscher trieben die Pferde schneller, während die Insassen in der Kutsche durch Vorhänge verborgen blieben. Langsam kam ich dem entfernten prachtvollen Schloss näher und die warmen Sonnenstrahlen schimmerten auf den Dächern des Schlosses.

»Sophia?«

Mehr Fußgänger, nein, mehr des Fußvolks machte sich vor den Toren des Schlosses bemerkbar, während der Wind immer stärker in den Ästen- Fahnen wehte. Ein Soldat in einer dunklen Uniform und einer Muskete auf dem Rücken ritt an meiner eigenen königlichen Kutsche vorbei, worauf ich ihm gnädig zunickte, ehe er weiterritt, um meine Ankunft dem Volk zu verkünden.

»Sophia?«

Königin Sophia.

Und sie war zurück, um-…

»Hey!«

Wach gerissen sah ich vom Fenster neben mir auf und drehte mich um.

Der Bus hatte sich in meiner gedanklichen Abwesenheit sehr gefüllt. Der leere Gang neben unseren Sitzplätzen war inzwischen vollgestopft, sodass ich nicht einmal mehr die andere Seite des Busses mit den großen Fenstern erkennen konnte. Von dem Bus selbst drehte ich meinen Kopf langsam zu dem jungen Mann, der neben mir saß.

Mark.

Mit einem dicken Buch in der einen Hand und einem leeren Blatt auf seinem Schoss sah er erwartungsvoll zu mir. Seine großen grünen Augen musterten mich neugierig, als er seine Hand mit einem Stift darin hob und vor meinen Augen damit wedelte.

»Erde an Sophia! Bist du wieder da?«

»Ich war nie weg.«, log ich sofort und deutete auf mein dickes Buch auf dem Schoss mit einem weiteren leeren Zettel daneben, »Ich war nur … nachdenklich.«

»Dann hast du ja bestimmt die Gründe gefunden für das Ende des Absolutismus in Frankreich?«, drängte Mark mich mit einem Grinsen, »Oder hast du eher die Gründe gefunden für den Sophianischen Absolutismus?«

Ertappt grinste ich ihn an und deutete auf sein leeres Blatt.

»Immerhin habe ich meine Zeit sinnvoller genutzt als du.«, lachte ich und hob mein Blatt an, um etwas darauf zu notieren, »Jetzt kann ich nämlich notieren, dass du während meiner Herrschaft keinen hohen Posten bekommst. Ich meine du hast überhaupt nichts aufschreiben können. Tzh. Tzh. Nicht sehr hilfreich für die Krone.«

»Ich sehe es als durchaus hilfreich Ihre Hoheit beschützt zu haben, während Sie Ihren Tagträumen nachhing.«

»Während Ihrer Entscheidungsfindung!«, korrigierte ich sofort, worauf Mark nur anfing zu schmunzeln.

»Und wie hat Ihre königliche Hoheit entschieden?«

Plötzlich horchten wir beide bei den Busansagen auf. Sofort folgte ein tiefes Seufzen von Mark und ein Klacken, als er das Buch in einem zusammenklappte.

»Mist. Nur noch 2 Haltestellen. So viel zu ‚Wir machen die Geschichtshausaufgaben schnell im Bus‘. Und wie verhindern wir jetzt, dass Herr Leisgen uns eine mit dem Buch überzieht, weil wir die Hausaufgaben nicht haben, Eure Hoheit?«, fragte Mark und steckte das Buch mitsamt seinem leeren Blatt in den Rucksack.

Nachdenklich hob ich auch meinen Rucksack vom Boden vor mir auf und stopfte meine Unterlagen achtlos hinein, sodass man das eingequetschte Blatt knirschen hören konnte.

»Nun. Ich biete ihm einfach einen Platz in meinem Reich an.«, erklärte ich entspannt und stellte meinen blauen Rucksack auf meinem Schoss ab.

»Na klasse.«, lachte Mark und verdrehte die Augen, »Wenn da nicht eine Revolution auf uns zurollt.«

Sein kurzes hellblondes Haar fiel ihm etwas in sein rundes freundliches Gesicht. Genau wie die Sonnenstrahlen, die auf sein Gesicht und Haar fielen und sich etwas in seinen grünen Augen reflektierten, die mich schon von klein auf immer mit dem gleichen Blick gemustert hatten. Sein Lächeln hing auch noch an seinen Lippen, als unsere Station angesagt wurde.

»Na dann auf in den Kampf, Eure Hoheit!«, meinte Mark aufmunternd zu mir und stand auf. Seine grüne Jacke schwang mit, als er sich seinen Rucksack über die Schulter hievte, was ihn direkt etwas nach hinten zog. Erwartungsvoll richtete er seinen Blick wieder auf mich, als ich auch schon aufstand. Schnell zog ich meinen hellblauen abgewetzten Rucksack über meine Schulter und folgte Mark aus dem Bus hinaus.

Eine Menge an anderen Schülern folgte uns aus dem Bus, als ich bereits zu dem Schulgebäude vor mir aufsah. Von großen Apfelbäumen umgeben, die sich sanft im Wind mitbewegten, befand sich ein grauer heruntergekommener Schulkomplex, der wohl schon beim Bau alles andere als schön ausgesehen hatte. Durch die umstehenden Bäume fiel ein dunkler Schatten auf das graue Betongebäude, was das Ganze umso einladender wirken ließ. Schnell näherten wir uns den großen rostigen Schultoren, als der Lärm des Schulhofes auch schon lauter wurde. Der Platz vor der Schule war voller Schüler im unterschiedlichsten Alter. Die älteren Schüler standen abseits und unterhielten sich, während die Jüngeren noch mit Spielen über den Platz rasten. Doch mein Blick war noch immer auf den Betonklotz vor mir gerichtet. Nur sehr kleine Fenster zeichneten die Fassade aus und dunkle Streifen zeichneten noch die Masse an Regen und Dreck aus, die das Gebäude über die Jahrzehnte erduldet hatte. Gerüchten zufolge hatte das Gebäude beim Bau ein Gefängnis werden sollen, was man dann aber aus Sorge vor einer zu bedrückenden Stimmung lieber in eine Schule geändert hatte…sprach eindeutig für die Schule.

Die Schulglocke übertonte kurz den Lärm des Schulhofes, als sich die Menge auch schon zur Schule wandte, doch ich bewegte mich nicht vom Platz weg und sah zu dem dunklen Gebäude vor mir.

Ich merkte wie Mark neben mir nach der Klingel auch zum Gebäude gehen wollte, als er mich weiterhin dastehen sah. Er folgte meinem Blick zu dem Gebäude, als er sich plötzlich ganz nah zu mir stellte.

»Der Moment der Wahrheit war gekommen für die junge Königin.«, begann Mark mit einer dramatischen und tiefen Erzählerstimme, worauf ich sofort grinste, »Der Moment der Schlacht war da. Nun würde sie ihrem Feind im Kampf gegenüberstehen. Es war nicht ihr erster Kampf, doch eine bedeutende Schlacht gleichermaßen.«

»Wenn Geschichte schon eine Schlacht ist, was wird denn dann erst Physik?«, fragte ich grinsend und drehte mich zu Mark. Mein Blick glitt etwas zu Mark hinunter, da ich ihn ein paar Zentimeter überragte und ihn schon immer überragt hatte. Schon im Kindergarten hatte ich mich gestreckt, um zu demonstrieren wie viel größer ich war als er. Auch jetzt knapp vor unserem Schulabschluss tat ich es immer noch, wenn ich Lust bekam ihn damit aufzuziehen. Doch jetzt lächelte ich nur und begrüßte Marks ausgelassene Erzählung.

»Ich bin der Erzähler. Das entscheide ich hier.«, erwiderte Mark schnell, ehe er wieder in seine tiefe Erzählerstimme wechselte, »Die Königin musste sich nun entscheiden, wie sie handeln sollte. Wie sollte die Schlacht verlaufen? Wie würde sie enden? Denn die Schlacht würde alles ändern.«

»Eine Schlacht, die vor 5 Minuten angefangen hat.«, unterbrach uns plötzlich eine fremde Stimme, worauf wir sofort aufsahen.

Herr Leisgen.

Mit seiner strengen braunen Brille sah er zu uns runter, wobei seine tiefblauen Augen geradezu herausstachen. Trotz des sanften Frühlingswetters trug Herr Leisgen einen blauen Schal um seinen Hals, der seine schwarze Jacke zum Teil verdeckte. Sein strenger Blick blieb an uns haften, bis er anfing zu lächeln und uns mit einer Handbewegung Richtung Schule huschte.

»In die Gänge mit euch beiden. Sonst ist eure ‚Schlacht‘ vorbei, ehe sie angefangen hat!«

Mit einem Lachen eilten Mark und ich in die Schule hinein und hetzten die Stufen des alten Gebäudes hinauf und zu unserer Klasse. Der Raum hatte sich bereits mit unseren Mitschülern gefüllt, die sich schon über das Wochenende unterhielten. Ungehindert davon schritten Mark und ich zu dem Fensterplatz ganz hinten im Klassenraum. Als einziger Tisch so weit hinten wirkten wir fast etwas abgeschnitten zu dem Rest der Klasse, doch ich hielt die Realität nun mal am liebsten mit einem guten Stück Abstand von mir.

Hastig stellte ich den Rucksack auf meinen Tisch und lehnte mich entspannt auf meinem Sitz zurück, nur um wieder zu dem Fenster zu meiner Linken zu sehen. Der hellblaue Himmel erstreckte sich über den Horizont mit dem Schulhof darunter. Selbst mit all dem Krach meiner Klassenkameraden konnte ich den Wind sanft durch die Blätter der Bäume rascheln hören genau wie die ersten Vögel, deren Zwitschern überraschend klar zu hören war. Zwischen all dem erblickte ich in dem Fenster auch noch eine Spiegelung.

Meine Eigene.

Mein Spiegelbild sah mich mit dem genau gleichen nachdenklichen Blick wie ich an. Sofort erkannte ich meine hellen blauen Augen, die meinen Blick genau erwiderten. Mit einer Mischung aus Müdigkeit aufgrund des ewig langen Chats mit Mark letzte Nacht und einer gewissen Abneigung dem Unterricht folgen zu müssen, suchten meine Augen schon wieder etwas Interessanteres, was da draußen auf mich warten könnte. Mein Gesicht wirkte streng sogar zu ernst laut meiner Mutter, doch Mark meinte, dass sich das mit meinem Lächeln sofort ändern würde. Mein helles braunes Haar wellte sich sanft über meine Schultern hinunter, wobei die Sonnenstrahlen dafür sorgten, dass der leichte goldene Stich in meinen Haaren noch mehr zu Tage kam. Meine beige Frühjahrsjacke reichte mir bis zu den Knien, wobei man meinen grünen Pullover darunter noch ausmachen konnte. Von meinem Spiegelbild wollte ich schon wieder in die Ferne sehen, als ich in der Spiegelung Mark bemerkte.

Sein angespannter Gesichtsausdruck ließ mich schnell wieder zu ihm umdrehen.

Das Geschichtsbuch lag aufgeschlagen vor Mark, der hektisch angefangen hatte sich Notizen zu machen. Seine Schrift war dabei so schnell, dass ich es kaum schaffte eines seiner Worte zu entziffern.

»Was machst du denn da? Versuchst du gerade echt noch den Aufsatz zu vollenden?«, fragte ich überrascht und hatte mich zu ihm gebeugt. Mark schrieb jedoch einfach weiter. Zwischen jedem gekritzelten Satz sah er immer wieder angespannt zur Tür hoch, nur um sofort weiterzuschreiben.

»Ich muss. Du kennst meinen Vater. Wenn ich nochmal Ärger bekomme, dann-…«

»Ich brauche kein weiteres Wort.«, unterbrach ich ihn sofort und zog schnell mein Buch heraus mitsamt dem Zettel und Stift da drinnen, »Ich helfe dir. Zusammen bekommen wir vielleicht noch einen ganzen Aufsatz hin.«

Erleichtert konnte ich das Durchatmen von Mark hören.

»Danke, Sophia.«

»Sag das, das nächstes Mal doch früher. Dann hätten wir das im Bus schon geschafft.«, grummelte ich und fing schnell an Begriffe aus dem Buch abzuschreiben.

»Dann hätte ich doch Ihre Hoheit gestört.«, schmunzelte Mark und sah zu mir, worauf ich auch kurz hochsah und lächelte, »Was ist dagegen ein Anschiss?«

Lächelnd schüttelte ich schnell den Kopf und deutete auf das Papier vor mir.

»Schreib lieber schneller.«

Doch so weit kamen wir gar nicht mehr.

»Guten Morgen, Klasse.«, begrüßte uns Herr Leisgen, als er die Klasse betrat und sich einmal im Raum umsah. Ruhig schloss er die Tür hinter sich, während ich schnell Mark mit der Schulter antippte, um zu stoppen.

»Sicher seid ihr alle schon so sehr gespannt, dass ihr bestimmt kein Auge zugetan habt, hm?«, bemerkte Herr Leisgen und schritt zu seinem Pult am Fenster. Schnell stellte er seine Tasche auf dem Schreibtisch ab und zog mit einer Bewegung seinen dicken Schal aus, als er sich auch schon wieder an die Klasse wandte.

»Deswegen möchte ich euch gar nicht weiter auf die Folter spannen, sondern würde gerne von euch etwas über das Ende des Absolutismus in Frankreich hören, nun? Wer möchte seine Hausaufgaben vorstellen?«

Aus dem Gemurmel der Klasse war nun schlagartig ein eindringliches Schweigen geworden.

»Bitte nicht alle auf einmal. Nun gut, wie wäre es mit…«

Bitte nicht Mark. Bitte nicht Mark.

»Mark Sparks?«

Sofort hatte sich die Klasse zu Mark gedreht und auch der Blick von Herr Leisgen hatte sich ruhig auf Mark fixiert. Mark hingegen war noch ein Stück kleiner auf seinem Sitzplatz geworden und gleichermaßen kreidebleich. Seine grünen Augen waren erschrocken aufgerissen und erinnerten mich mehr an ein erschrockenes Rehkitz im Scheinwerferlicht als an meinen besten Freund. Sofort alarmiert schob ich möglichst unauffällig meinen Aufsatzzettel näher zu ihm und deutete dezent darauf, doch Mark sah nicht einmal hin. Was hatte ich auch erwartet? Er schummelte nicht einmal im Test, wenn Herr Leisgen den Raum verließ!

»Nun, Herr Sparks?«, fragte der Lehrer erwartungsvoll und rückte seine Brille zurecht.

Ich musste das Problem also anders lösen.

»Also, ich hatte eigentlich einige Überlegungen, die ich gerne mit der Klasse teilen würde.«, begann ich selbstbewusst und war aufgestanden. Sofort hatte sich die Aufmerksamkeit der Klasse auf mich gerichtet.

»Und was wäre das, Frau Morrien?«

Erleichtert atmete ich aus und schielte kurz zu Mark, der seine Gesichtsfarbe immerhin wieder etwas zurückgewonnen hatte. So weit hatte das also schon mal geklappt. Zeit sich aus der Sache rauszureden.

»Ich dachte eher daran, dass wir das in einer Diskussionsrunde ausdiskutieren könnten.«, bemerkte ich schnell, »Sowas hatten wir schon lange nicht mehr und Abwechslung im Lehrplan ist doch wichtig.«

»Danke für den kritischen Einwurf zu meinen Lehrmethoden, Frau Morrien, aber ich bleibe dann doch lieber bei den Gründen des Untergangs der französischen Monarchie.«

Plötzlich bemerkte ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung und sah, dass Mark mir seinen Zettel näher geschoben hatte. Vorsichtig schielte ich auf den Zettel und schmunzelte.

»Nun die Wirtschaft war schlecht. Die Staatsgelder wurden verschwendet, während die Bevölkerung hungerte.«, bemerkte ich ruhig, worauf Herr Leisgen wohlwollend nickte.

»Ja, richtig. Rezessionen waren schon immer eine der Ursachen für Revolutionen. Was noch?«

Wieder schielte ich runter, doch auf dem Blatt von Mark war dank seiner Schrift nichts mehr zu lesen. Na super. Stattdessen schob Mark mir das Geschichtsbuch aufgeschlagen demonstrativ näher. Da stand in klein ein richtig langer Text, denn ich wohl kaum jetzt mal eben lesen konnte. Daher sah ich hoch zur Überschrift und musste wieder über Marks Einfallsreichtum schmunzeln.

»Es war die Zeit der Aufklärung.«, las ich den Titel des Textes vor, um schnell wieder hoch zum Lehrer zu sehen, »Man glaubte an neue Ideale und der König…machte das Ganze nicht besser.«

»Ja, neue Ideologien wirken sich auch auf Revolutionen aus genau so, dass sich die öffentliche Meinung ändert. Auch die Schwäche der amtierenden Regierung spielt da mit ein. Sehr gut, Frau Morrien.«, begann Herr Leisgen noch immer ruhig, worauf ich erleichtert ausatmete, »Da Sie sich ja so gut auskennen, kann ihr Mitschüler Herr Sparks doch mal eben das Geschichtsbuch schließen und Sie erzählen mir etwas über den Verlauf der französischen Revolution?«

Ertappt sahen sowohl Mark und ich zu Herr Leisgen, der immer noch ruhig zu mir sah. Angespannt schloss Mark das Buch und sah besorgt zu mir hoch. Schnell atmete ich tief durch und sah so ruhig es ging zu meinem Lehrer. Mehr als es versuchen konnte ich auch nicht.

»Die Leute rebellierten, eine neue Gruppe kam mit aller Gewalt an die Macht und versuchte sich zu etablieren. Sind … Revolutionen nicht immer so?«

Perplex über meine kurze Antwort sah mich der Lehrer an und ich wusste, dass es nun Ärger regnen würde.

Dann lachte Herr Leisgen plötzlich und nickte.

»Im Prinzip ja.«, stimmte er mir kopfschüttelnd zu, ehe sein Gesicht wieder ernst wurde, »Ich werde jetzt die Aufsätze einsammeln und mit euch beiden, Sparks und Morrien, würde ich gerne nach der Stunde über euren fehlenden Aufsatz reden.«

Seufzend setzte ich mich und sah zu Mark, der mir nur aufmunternd die Hand auf die Schulter legte.

»Ach, das wird schon.«, meinte er lächelnd.

»Leisgen ist okay.«, winkte ich nur ab und sah besorgt zu ihm, »Ich mache mir eher Sorge, wenn dein Vater davon Wind bekommt.«

Die Doppelstunde war schneller als gewohnt um. Wahrscheinlich, weil mich das kommende Gespräch besorgte. Nicht wegen mir, sondern wegen Mark.

Das Schellen hallte noch im Raum nach, als ich meine Sachen zögernd zusammenpackte. Mark neben mir schien genauso begeistert zu sein, während sich langsam die Klasse leerte. Mit großem Widerwillen folgte Mark mir nach vorne zum Pult, wo Herr Leisgen bereits auf uns wartete. An den Schreibtisch gelehnt und mit verschränkten Armen sah er abwechselnd zwischen uns hin und her.

»Wer will zuerst?«

»Ich.«, meinte ich sofort, worauf Herr Leisgen zu mir sah.

»Nun gut. Wartest du kurz draußen, Mark?«

Mark nickte, sah aber mit einer gewissen Restsorge zu mir, bis er schließlich aus der Tür draußen war. Sobald die Tür geschlossen war, starrte ich entschlossen zu Herr Leisgen.

»Mark hat damit gar nichts zu tun.«, versicherte ich ihm sofort, »Er hat nur seinen Aufsatz im Bus verloren-…«

»Ja ja, ich weiß.«, wehrte mein Lehrer ab und seufzte etwas gefrustet, »Darüber will ich mit dir gar nicht reden.«

»Sondern?«

Sofort seufzte mein Lehrer und schien kurz nachzudenken, ehe er sich wieder an mich wandte.

»Es ist etwas Verschwendung hierher zu kommen, um aus dem Fenster zu sehen. Ich weiß, nicht für jeden ist Geschichte etwas, aber wenn du deine Ziele im Leben erreichen willst, solltest du dich mehr anstrengen, sonst wird es sehr schwer diese Ziele zu erreichen.«

»Vielleicht habe ich ja keine Ziele.«, entgegnete ich etwas patzig und verschränkte die Arme.

»Das kommt mit der Zeit. Es wäre trotzdem verantwortungslos sich jeden Weg zu verbauen, gerade wenn man noch nicht weiß, was man tun will.«

»Dann lerne ich wohl nur auf die harte Tour.«, bemerkte ich nur und ging hinaus, als ich innehielt, »Müssen Sie wirklich mit Mark reden?«

»Ja.«, seufzte Herr Leisgen nur, sodass ich bedrückt die Tür öffnete. Mit einer aschfahlen Miene sah Mark zu mir hoch, als ich die Tür öffnete und Mark hinter mir hinein ging.

Dann schloss sich auch schon wieder die Tür.

Ungeduldig wartete ich an der Tür und merkte, wie mein Körper anfing hippelig zu werden. Bekam er großen Ärger? Ich hatte doch den Mist erzählt nicht er. Was dauerte das auch so lange?

Seufzend sah ich zu der dicken grauen Tür vor mir und schritt näher. Vielleicht konnte ich ja irgendetwas hören? Ich lehnte mich näher ran, doch es war nichts zu vernehmen. Was sprach Mark auch immer so leise? Frustriert schritt ich wieder zurück und griff mir angespannt durchs Haar. Vielleicht sollte ich einfach rein. Ja, am besten ich ging rein und betonte noch einmal, dass ich doch den Unterricht gestört hatte und nicht Mark. Nein noch besser. Marks fehlende Arbeit war auch meine Schuld, weil ich ihn abgelenkt hatte.

Noch während ich überlegte, ging die Tür auf und Mark stand vor mir.

»Und?«, fragte ich sofort alarmiert und schritt auf ihn zu, doch Mark sagte nichts.

»Lass mich raten.«, meinte ich zu Mark, als er zu mir hinausschritt, »Herr Leisgen hat betont, welch schlechter Einfluss ich bin und dass du das alles nie tun würdest, weil du brav und regeltreu wärst und nicht wie ich verantwortungslos.«

»Nein.«, schmunzelte Mark und grinste mich an, als er auch schon an mir vorbeiging.

»Was hat er dann gesagt?«, fragte ich neugierig und schritt ihm eilig hinterher, um vor ihm stehen zu bleiben, »Also?«

»Dass ich froh sein kann dich zu haben.«

»Das hat er nicht gesagt.«, lachte ich und sah Mark skeptisch an, »Du lügst mich doch an.«

»Tja.«, grinste Mark und schritt weiter zum nächsten Unterricht. Mit einem Lächeln sah ich ihm hinterher und atmete erleichtert durch. Mark hatte mich noch nie angelogen. Herr Leisgen war wohl doch ganz in Ordnung.

Der Tag verging recht unspektakulär, sodass ich Mark von dem Fiasko am Morgen schnell wieder aufmuntern konnte. Ich war froh, als endlich die letzte Stunde für den Tag begann. Mit dem Englischunterricht im Hintergrund hatte sich meine Aufmerksamkeit schnell wieder umgepolt. Selbst Mark neben mir sah desinteressiert in die Luft, sodass ich das als Bestätigung sah auch zu träumen. Schnell hatte ich die Worte der Lehrerin ausgeblendet und merkte, wie mein Blick wieder nach draußen wanderte. Die Sonne hing inzwischen was tiefer und die ersten einzelnen Wolken verhängten den schönen blauen Himmel immer mehr. Seufzend sah ich zu dem leeren Schulhof unter mir und all dem gleichfarbenden grauen Beton, als meine Fantasie langsam wieder überhandnahm. Der graue Beton wurde schnell zu den Mauern des Palastes und der Schulpatz zu dem Schlossgarten davor. Mein Blick fiel weiter hinaus zu der Straße, wo Kutschen vorbeifuhren und ab und zu Männer und Frauen in aufwändigen Gewändern vorbeischritten. Der Himmel war inzwischen dunkler geworden und inspiriert durch den Geschichtsunterricht fand ich, dass es Zeit wurde etwas Spannung in meinen Tagtraum einzubringen. Es wurde lauter und eine Masse an Schritten war zu hören, als sich plötzlich eine Menge vor den Schlosstoren aufbaute. Mit allem bewaffnet, was sie gefunden hatten, stürmte die Revolution den Schul- Schlosshof. Aufgebracht rannte die Menge auf die Schule zu, bis auf einen Mann.

Ein Mann mit grauem Anzug stand einfach inmitten der wütenden Menge scheinbar desinteressiert an der gesamten Revolution, sodass ich plötzlich stockte.

Ehm. Moment mal.

Zurück in der Realität realisierte ich, dass der Mann wirklich auf dem Schulhof stand. In seinem grauen Anzug und seinen fein frisierten schwarzen Haaren wirkte er zu alt und zu formell, um zur Schule zu gehören. Auch sah er sich geradezu verwundernd auf der Schule um, als er plötzlich einen Zettel aus seiner Sakkoinnentasche gezogen hatte und sich anfing Notizen zu machen.

Skeptisch beugte ich mich zurück zu Mark ohne dabei meinen Blick von dem fremden Mann zu lassen.

»Psst. Mark.«, bemerkte ich und stupste ihn sanft an.

»Was?«, flüsterte Mark schnell zurück, »Träumst du noch immer von deinem Königreich?«

»Nein. Die Revolution hat uns erreicht.«, konterte ich nur und ließ den Mann unten auf dem Schulhof nicht aus den Augen.

»Gerade noch ein Königreich und schon in der Revolution. Wir rasen ja durch die Zeit.«

»Ach, Zeit spielt für uns keine Rolle.«, verwarf ich schnell und zog ihn näher, »Sieh mal. Wer ist das?«

Ich spürte, wie sich Mark neben mir sich näher zu mir beugte und aus dem Fenster sah, ehe seine Mimik sich zu einem fragenden Blick veränderte.

»Mhm. Gute Frage.«, überlegte Mark und lehnte sich noch mehr zu mir, »Er scheint was verloren zu wirken.«

»Allerdings.«, stimmte ich ihm zu.

»Wollen Sie vielleicht mit uns teilen, was Sie für wichtiger halten als den Unterricht?«, riss unsere Lehrerin uns plötzlich aus den Gedanken.

»Also…«, begann ich sofort und deutete zum Fenster, »Da ist dieser Mann.«

Ich folgte meinem Fingerzeig hinunter zum Schulplatz, nur um zu einem völlig leeren Platz zu deuten. Der Mann im Anzug war einfach verschwunden, obwohl er gerade noch mitten auf dem Platz gestanden hatte. Irritiert sah ich wieder auf, während der Blick meiner Lehrerin noch finsterer geworden war.

»Er war wirklich da.«, versicherte Mark neben mir die Lage, worauf sich die Augen der Lehrerin zu engen Schlitzen formten.

»Mark, nur weil Sie es fließend sprechen, heißt noch nicht, dass Sie hier nicht zuhören müssen für eine gute Note. Ich erwarte bis Montag einen Aufsatz zum heutigen Thema. Hoffentlich haben Sie um Ihretwillen aufgepasst. Die Stunde ist damit um. Bis Montag und schönes Wochenende.«

Perplex sah Mark noch nach vorne, während ich schon bestätigend meine Hand auf seine Schulter legte.

»Keine Sorge. Ich helfe dir damit.«, versicherte ich ihm schnell und fing an meine Sachen einzupacken, »Jetzt lass uns erstmal den Bus erwischen.«

Mark seufzte, nickte dann aber und räumte seine restlichen Unterlagen ein, sodass wir möglichst schnell den Klassenraum verlassen konnten, ohne länger dem Blick der Lehrerin ausgesetzt zu sein. Mit unseren Jacken wieder angezogen verließen wir das Schulgebäude, worauf ich direkt glücklich einatmete.

»Freiheit! Wochenende!«

Lächelnd streckte ich kurz meine Arme aus und genoss den frischen Wind auf meinem Gesicht. Tief atmete ich die frische Luft ein, als ich die fehlende Antwort von Mark auf meinen Freiheitsruf bemerkte. Sofort drehte ich mich zu ihm und bemerkte seinen Blick zu Boden. Angespannt hielt er beide Träger seines Rucksackes in den Händen und klammerte sich scheinbar richtig dran.

»Hey, jetzt ärger dich nicht. Du hättest die Frau einfach nicht in Englisch korrigieren dürfen. Das nimmt sie dir noch übel.«

»Ich habe sie nicht korrigiert. DU hast ihr gesagt, dass ich es besser wüsste.«, konterte Mark sofort und hatte mit einem Lächeln zu mir aufgesehen. Dabei hätte ich es belassen können, doch da war noch mehr. Auch wenn Mark mich anlächelte, wirkte alles andere noch immer angespannt. Seine Hände umklammerten seine Rucksackträger noch immer zitternd, als ich ihn dabei erwischte sich nervös auf die Lippe zu beißen. Auch seine Schritte über den Schulhof waren zaghafter als sonst. Etwas stimmte noch ganz und gar nicht. Hatte Mark doch Sorge nach Hause zu gehen? Aber die Lehrerin hatte seine Eltern gar nicht zu sich beordert. Etwas, was leider wegen mir schon zu oft geschehen war. Wenn ich ihn nicht aufheitern konnte, vielleicht konnte ich ihn ablenken…

»Ist dir das aufgefallen?«, fragte ich ihn mysteriös und deutete auf den Schulhof um uns herum.

»Was?«

»Der Mann von vorhin ist noch immer verschollen.«

»Vielleicht hat er sein Ziel gefunden.«

»Mhm…«, überlegte ich nachdenklich und sah mich noch einmal in dem Schulhof um, ehe wir ihn verließen, »Er wirkte aber ziemlich verloren…«

Gemeinsam schritten wir zur vollen Bushaltestelle. Eine gute Menge hatte sich an der Bushaltestelle versammelt, die sich unter lautem Getuschel nach und nach in verschiedene Busse aufteilte. Nur auf unsere 22 mussten wir mal wieder ewig warten. Die ganze Zeit über hatte Mark kein Wort an mich gewandt. Besorgt hatte ich immer wieder versucht ein Gespräch anzufangen, doch Mark schien über etwas nachzudenken oder starrte nur auf sein Handy in seiner Hand. Langsam war ich mir unsicher, ob es wirklich nur an dem möglichen Ärger Zuhause lag. Nicht, dass sein Vater nicht super unheimlich wäre mit seiner zwei Meter Größe und ein Meter Breite, aber Mark ließ sich sonst immer leichter aufheitern. Ich war es nicht gewohnt, dass so eine Stille zwischen uns hing. Dementsprechend war ich erleichtert als endlich die 22 einfuhr und wir in den Bus konnten. Schnell setzten wir uns in einen 4-Sitzer. Zum Glück war es heute nicht so voll, sodass der Bus auch ruhiger war. Erfreut über Sitzplätze lehnte ich mich direkt entspannt zurück, als Mark plötzlich doch seine Stimme wiederfand.

»Sag mal… wolltest du nicht in den neuen Film? Time Travel?«, erinnerte mich Mark plötzlich und lächelte mich an. Zwar wirkte sein Gesichtsausdruck mit seinem leicht zitternden Lächeln alles andere als erfreut, aber immerhin redete er wieder mit mir.

»Ja. Wieso?«

»Ich dachte wir könnten heute reingehen. Ich habe vorhin an der Bushaltestelle nachgesehen. Er würde um 19 Uhr anfangen. Hättest du … Lust?«

Eigentlich haspelte Mark nur mit Sätzen im Französischen. Selbst wenn er vor der Klasse sprechen musste, sprach er lieber gar nicht als so abgehackt seine Sätze rüberzubringen. Was war denn nur bitte los?

»Klar.«, meinte ich gut gelaunt und sah zu ihm, nur um zu merken, dass er nicht einmal zu mir hochsah, »Wir waren lange nicht mehr im Kino. Das wird richtig lustig wie früher!«

Euphorisch grinste ich ihn an, während Mark sichtbar tief durchatmete.

»Nein.«, sprach Mark jedes Wort sehr deutlich aus, als sein Blick auch schon zu mir hochfuhr und mich mit seinen tiefgrünen Augen musterte, »Ich meine nicht als … Freunde.«

Schlagartig war ich sprachlos.

Mit großen Augen starrte ich Mark an und jetzt wurde mir erst die Stille im Bus richtig bewusst. Stattdessen konnte ich nur meinen Herzschlag hören, der bis zu meinen Ohren pochte. Nun war ich diejenige, die schwer durchatmete und ihren Rucksack plötzlich festumgriff. Hatte darüber Mark die ganze Zeit nachgedacht? Oder tat er das schon länger? War das überhaupt wichtig?!

Mark und ich.

Völlig erstarrt erwiderte ich noch immer Marks hoffenden Blick, der mich voller Erwartung anstarrte. Diese grünen Augen, die ich besser kannte als alle anderen. Ich konnte alles in diesen Augen lesen…nur das war mir bisher nie aufgefallen. So erkannte ich gleichermaßen, wie Mark das Warten kaum ertrug und bereits anfing panisch die Antwort in meinen Augen zu suchen.

»Sehr gerne.«, brachte ich schließlich hervor. Etwas, was ich kaum geschafft hatte, über meine eigenen Lippen zu bringen.

Schlagartig leuchteten Marks Augen richtig auf. Die angespannte Haltung von vorhin war wie weggeblasen, was besonders auf seinem Gesicht ersichtlich wurde. Immer breiter wurde das Strahlen auf seinem Gesicht, während er nun ganz schnell und aufgeregt fortfuhr zu reden.

»Echt? Bist du sicher?«, fragte Mark voller Erleichterung, worauf ich nur schnell nickte, »Ich dachte daran, dass wir danach noch zu unserem Italiener könnten. Ich weiß, er ist Freitagabend immer sehr voll, aber ich könnte gleich anrufen und reservieren. Was meinst du?«

»Klingt toll.«, meinte ich nun angespannt und versuchte ruhiger durchzuatmen, aber mir fiel erst jetzt auf wie nah man sich ja beim Busfahren saß. Das war doch gerade noch okay gewesen?!

Eine Ansage durchbrach die Stille plötzlich.

»Ich muss jetzt raus. Wir sehen uns dann gleich.«, versicherte Mark mir mit einer plötzlichen Euphorie und stützte sich kurz an meiner Schulter ab, als er von seinem Sitz aufstand.

Allein die kurze Berührung von ihm an meiner Schulter brachte mein Herz dazu erneut laut pochen, sodass ich nur langsam zu Mark aufsah. Mit dem Rucksack wieder auf dem Rücken und einem Strahlen jenseits von allem, was ich je bei ihm gesehen hatte, sah Mark an der Bustür noch einmal zu mir.

»Okay. Dann bis gleich am Kino!«

»Bis gleich! Grüß deine kleine Schwester!«, rief ich noch unsicher hinterher, als sich die Bustüren hinter Mark auch schon wieder schlossen. Mein Herz pochte noch immer, während ich versuchte aus dem gegenüberliegenden Fenster zu sehen, wo Mark mir noch lächelnd zuwinkte. Schnell hob ich auch die Hand und winkte zurück, doch der Bus war schon wieder losgefahren, sodass ich unsicher war, ob er mich noch gesehen hatte. Angespannt strich ich mir das Haar zurück und legte meinen Schulrucksack auf den Sitz mir gegenüber ab. Tief atmete ich durch und versuchte dieses aufgeregte Gefühl in meinem Bauch wieder loszuwerden.

Das war nur ein Treffen. Wie immer. Wir gingen nur ins Kino. Wie immer.

Außer, dass es alles andere als das war.

Sofort zog sich mein gesamter Körper angespannt zusammen, sodass ich genervt meine Kopfhörer aus meiner Jackeninnentasche zog und beschloss Musik zu hören. Sicherlich konnte mich etwas Musik von dem Date-Treffen, einfach Treffen, ablenken. Das Liebeslied, dass mir entgegen trällerte, änderte ich sofort und sah lieber mit einem Blick hinaus auf die Straße neben mir. Endlich hatte ich das Gefühl, dass das unangenehme Kribbeln aus meinem Körper entfleuchte, sodass ich endlich richtig durchatmen konnte. Die befahrene Straße vor mir war voll an diesem Nachmittag und dabei fuhren wir erst noch an der Innenstadt vorbei. Dabei würde ich schon gleich wieder zurückfahren, um mit Mark zu unserem allerersten gemeinsamen Date-…

Augenblicklich schaltete ich das Lied lauter und sah lieber zu, wie sich statt der einzelnen Häuser, die Häuser immer dichter aneinanderreihten, bis ich eine Vielzahl von Geschäften erkennen konnte. Die Innenstadt zeichnete sich durch einen alten Platz an einer Allee voller junger Bäume aus. Eine historische Uhr befand sich darauf sowie lauter heruntergekommener Bushaltestellen. Selbst von hier vom Bus aus konnte ich die abgeblätterte Farbe erkennen und den Müll, den jemand einfach daneben gepackt hatte. Erst jetzt fiel mir auf dem Platz hinter den Bushaltestellen eine riesige Menge auf. Der ganze alte Platz war gefüllt von Menschen aller Altersklassen, die Schilder in der Hand hochhielten und laut etwas riefen. Selbst unter der Lautstärke meiner Musik konnte ich von draußen die protestierenden Stimmen hören, auch wenn ich nicht wusste, was sie riefen. Neugierig lehnte ich mich näher ans Fenster, um eines der Schilder lesen zu können, doch die tiefhängenden Äste der Bäume hingen mir im Weg. Ich änderte meine Position, um irgendwie vorbeizusehen, doch der Bus fuhr schon wieder weiter. Na toll.

Der Platz verschwand aus meiner Sichtweite, sodass ich mich langsam entspannte und mich zurücklehnte, um weiter der Musik zu lauschen. Ich war froh, dass ich es endlich schaffte an etwas anderes zu denken.

»Dürfte ich mich setzen?«

Überrascht sah ich aus meinen Gedanken gerissen hoch.

Vor mir stand ein Mann in seinen wohl Anfang 30ern. Sein dunkles schwarzes Haar war ordentlich zurückfrisiert, wobei ein edler Hut auf seinem Kopf ruhte. In einem dunklen grauen Anzug mit einer hellen weißen Krawatte sah der Mann mit einem Lächeln zu mir. Mein Blick fiel in sein Gesicht und schließlich in seine Augen, worauf ich sofort einatmete. Seine Augen waren tiefblau fast mit einem ungewöhnlichen violetten Schimmer, den ich noch nie gesehen hatte. Fasziniert starrte ich weiter hinein. Die Pupillen schienen fast von sich herauszuschimmern. Waren das Kontaktlinsen? Aber wie konnten sie so schimmern?

»Entschuldigung?«

Die ruhige Stimme des Mannes holte mich sofort wieder aus meinen Gedanken und ich nickte schnell.

»Entschuldigung. Natürlich.«

Mit den Worten hatte ich die Kopfhörer runtergezogen und zog meine Schultasche von dem Platz auf meinen Schoss, um mit einer Geste auf die nun leeren Plätze zu deuten.

»Danke.«, erwiderte der Mann freundlich und setzte sich mir gegenüber. Mit einer Bewegung setzte er seinen Hut ab und legte ihn auf seinen Schoss, als er seinen Blick auch schon aus dem Fenster richtete. Der Bus holperte durch die Straße und die sanfte Frühlingssonne schien in den halbleeren Bus hinein, was der Mann vor mir richtig zu genießen schien. Er schloss entspannt die Augen bei dem Sonnenschein nur um mit einem Lächeln wieder hinaus aus dem Fenster zu sehen. Doch so schön das Sonnenlicht auch sein konnte, mein Blick war noch immer auf diese Augen gerichtet. Die kräftige Farbe stach aus seinem bleichen Gesicht richtig hervor, sodass es meinen Blick fast schon anzog. Es war so stark, dass nicht einmal die einfallende Sonne darauf einen Einfluss zu nehmen schien. Doch da war mehr an diesen Augen. Wenn ich genauer hinsah, kam es mir fast so vor, als ob sich das Schimmern in seinen Augen bewegen würde. Nein. Unsinn. Das musste das Sonnenlicht sein. Doch die Bewegungen wirkten fast kreisförmig und-…

Plötzlich sah mich der fremde Mann direkt an. Ertappt war ich sofort zusammengezuckt und sah ihn schuldbewusst an.

»Starren ist ganz normal.«, versicherte der Mann mir direkt freundlich und lachte, »Und glaube mir, ich weiß, wie seltsam meine Augen sind. Aber ich kann versichern, dass es sich um eine simple ungefährliche Augenkrankheit handelt.«

»Sie ist wirklich außergewöhnlich schön.«, fügte ich etwas erleichtert hinzu, worauf der Mann lachte.

»Danke. Das freut mich wirklich zu hören.«, meinte er mit einem glücklichen Lächeln, als sein Gesicht plötzlich ernst wurde und seine Stimme leiser wurde, »Auch wenn es einen Preis mit sich bringt wie alles im Leben.«

Verwundert sah ich ihn an.

»Augenarztbesuche. Ständig! Eine Last.«, erklärte er gut gelaunt und sah wieder aus dem Fenster hinaus.

Der Blick des Mannes wurde ganz traurig, als er mit einer gewissen Sehnsucht hinaus auf die Strecke blickte, die an uns vorbeizog. Seine Hände, die vorher ruhig auf seinem Schoss gelegen hatten, griffen nun ineinander und spielten mit einem goldenen Ring an seinem Ringfinger.

Nachdenklich umgriff ich meine Kopfhörer, um weiter Musik zu hören, als der Mann sich erneut an mich wandte.

»Die Strecke hat sich so verändert. Verzeih, dass ich so viel quatsche, aber es fühlt sich nach einer Ewigkeit an, seitdem ich das letzte Mal hier langgefahren bin.«

»Na ja.«, schmunzelte ich aufmunternd und folgte seinem Blick hinaus, »Wirklich viel wird sich wohl nicht verändert haben. Ich fahre diesen Weg seit 10 Jahren, aber ordentliche Laternen konnte man bisher trotzdem nicht anbringen.«

»Manche Sachen ändern sich scheinbar doch nicht.«, bemerkte der Mann gutgelaunt, »Zumindest hofft man das. Dabei kann sich alles so schnell ändern. Von einem Moment auf den anderen kann alles… völlig anders sein.«

Die Stimme des Mannes wirkte nun wieder bedrückter, als er mich plötzlich wieder lächelnd ansah.

»Zeit ist schon ein merkwürdiges Konstrukt, nicht wahr? Wir nehmen sie alle subjektiv wahr und dennoch bewegt sie sich objektiv fort. Subjektivität ist ein reiner Schein. Wir haben keinen Einfluss auf die Zeit. Wie könnten wir auch auf sowas Mächtiges? Und dennoch hat es eine absolute Macht über uns.«

Etwas irritiert über den plötzlichen Gesprächswechsel sah ich ihn an.

»Sie sind wohl lang nicht mehr Bus gefahren…«, antwortete ich etwas schmunzelnd, worauf der Mann nur lachte.

»Aber es stimmt doch. Wir denken eine Macht über Zeit zu haben. Über die Gegenwart und Zukunft. Wir versuchen sie verzweifelt zu messen, während wir gar nicht verstehen, was es eigentlich ist.«

»Ich habe mir ehrlich gesagt noch nicht so viele Gedanken über Zeit gemacht.«

»Du bist auch noch jung. Meins ist auch nur das Gerede eines dummen alten Mannes.«, lächelte mich der Mann an und stand auf, um seinen Hut wieder aufzusetzen, »Da ist es schwerer die unabänderliche Vergangenheit zu akzeptieren. Aber die Zukunft kann man zum Glück ändern. Vergiss das nie. Nun es war nett deine Bekanntschaft zu machen, Sophia Morrien, vielleicht sieht man sich in der Zukunft wieder.«

Ich griff bereits wieder zu meinen Kopfhörern, als ich bei meinem Namen überrascht aufhorchte. Sofort sah ich zu dem Mann wieder hoch, der aber scheinbar schon wieder aus dem stehenden Bus ausgestiegen war. Nur langsam setzte sich der Bus wieder in Bewegung und ich sah gespannt aus dem gegenüberliegenden Fenster, um den Mann noch einmal genau sehen zu können, als eine andere Person einstieg und mir die Sicht versperrte. Der Bus fuhr los, doch nichts war draußen von dem Mann mehr zu sehen.

Mhm. War das nicht der Mann vom Schulhof gewesen?

Es dauerte nicht lang, bis ich auch endlich den Bus verließ und bei der mir altbekannten Bushaltestelle stand. Ein kaputter Rahmen hing in der Bushaltestelle, wo verblichen und dreckig noch der Busfahrplan stand. Der Müll daneben war wie immer völlig überfüllt, doch ich hatte mich schon aufgemacht nach Hause zu kommen. Ich schlenderte den Gehweg zu unserem Haus entlang mit den Kopfhörern noch in meinen Ohren. Die Sonne schien angenehm auf mich herunter, als ich merkte, wie mein Handy vibrierte.

Schnell zog ich mein Handy hervor und sah eine Nachricht von Mark.

-Schon daheim?

Ich konnte nicht anders als zu lächeln. War Mark wohl einfach nervös, dass er mir schon schrieb oder dachte er einfach an mich?

Sofort wurde mein Lächeln breiter und ich schüttelte schnell den Kopf. Vor meinem Haus angekommen, sah ich zu den kleinen Büschen und dem kleinen Apfelbaum in unserem Vorgarten. Ich schritt zur Tür und zog dabei meinen Haustürschlüssel aus meiner Jackentasche, als mein Blick kurz zu unserer Klingel glitt.

Familie Morrien.

Noch immer mit einem Schmunzeln auf den Lippen öffnete ich die Haustür und trat ein.

»Ich bin wieder Zuhause!«, rief ich laut und ließ die Tür hinter mir ins Schloss fallen. Schnell hatte ich die Schuhe in die Ecke gekickt und hing meine Jacke über das Treppengeländer, was in die erste Etage führte. Unser Flur war klein mit einer direkten Treppe rechts nach oben zu den Schlafzimmern, ein paar hellen Möbeln neben der Garderobe und einem großen Spiegel zur anderen Seite. Plötzlich ging eine Tür mir gegenüber auf. Gut gelaunt kam meine Mutter herein. Mit den langen braunen Locken ähnelte sie meiner kleinsten Schwester am meisten von uns drei Schwestern. Ihre sanften Gesichtszüge waren rundlich, wodurch sie mit ihrem Lächeln sofort auf jeden einen freundlichen Eindruck machte. Ihr warmes Lächeln spiegelte sich auch in ihren tiefblauen Augen wider, die ich mit ihr teilte. In weiten losen Hosen und einem blumigen Oberteil sah meine Mutter fröhlich zu mir.

»Du kommst gerade recht. Wir wollten gerade Pizza bestellen. Na ja, oder besser dann, wenn dein Vater auch mal nach Hause kommt.«

»Oh ehmm…«, antwortete ich sofort zögernd, »Ich wollte eigentlich mit Mark ins Kino und bei unserem Italiener Don Bacione essen. Mark hat mich spontan gefragt.«

…Nach einem Date.

Einem Date. Sofort geisterte mir das Wort wieder im Kopf herum und ich merkte wie heiß mir wurde. Schnell warf ich meine Schultasche an die Treppe und ging an der Treppe vorbei zu meinem Zimmer, dass sich als einziges unten befand.

»Ich ziehe mich nur schnell um und breche dann auf!«

»Warum musst du dich umziehen?«, rief meine Mutter verwirrt hinterher, als ich auch schon an ihr vorbei und in meinem Raum verschwunden war. Ich schloss flott die Tür hinter mir und atmete tief durch. Das Letzte, was ich jetzt brauchen konnte, waren unangenehme Fragen! Besser ich zog mich einfach schnell um und-…

Überrascht sah ich auf und sah meine mittlere Schwester Selina plötzlich vor mir.

Direkt an dem Schreibtisch schräg zum Fenster saß sie auf dem großen Schreibtischstuhl. In der Hand hielt sie die Maus, während sie auf dem Kopf ihre rosa Kopfhörer trug. Die kleine 12-Jährige sah sofort wie ertappt von dem PC auf dem Schreibtisch zu mir auf.

»Selina?«, fragte ich verwundert und schritt näher zu ihr. Mit eisernem Blick schritt ich zu ihr und beäugte, was Selina an meinem PC trieb. Sofort erkannte ich das Pause-Menü eines Spiels. Eines ab 18-Spiels.

»Selina. Du weißt, dass Mama es nicht mag, wenn du das spielst.«, ermahnte ich sie halbherzig und schritt zu meinem Kleiderschrank.

»Verpetzt du mich?«, fragte sie sofort und hatte sich mit dem Stuhl zu mir gedreht.

Selinas Augen waren blau genau wie meine, doch ihr Haar hatte einen rötlichen Ton in ihrem braunen Haar, wodurch es mehr Rot als Braun wirkte. Ihr langes Haar ging ihr bereits jetzt bis zum Po, wobei nur ihr langer grüner Rock noch länger zu ihren Füßen reichte.

»Nein!«, verwarf ich schnell und öffnete die Türen zu meinem Kleiderschrank, »Aber mach später weiter. Ich muss mich umziehen.«

»Wofür denn?«

Als hätte man einen Schalter betätigt, pochte mein Herz sofort auf.

»Ich gehe mit Mark ins Kino.«, erwähnte ich so beiläufig wie möglich.

»Hä? Wofür musst du dich denn da umziehen?«, fragte Selina verwundert und war vom Schreibtischstuhl aufgestanden. Ihr neugieriger Blick schien mich dabei insbesondere niederzustechen.

»Jetzt mach schon, dass du rauskommst.«, konterte ich wenig schlagfertig, worauf Selina verwundert rausging.

Schnell suchte ich alle meine Kleiderbügel nach meiner weiß-blauen Bluse ab. Mark hatte mal erwähnt, dass er sie mochte…oder war das bei was anderem gewesen? Egal. Ich mochte die Bluse. Das würde schon reichen. Meine Bluse war schnell angezogen, als es erneut an meine Zimmertür klopfte.

»Ja?«, fragte ich nur in Eile und fing an mein Haar zu kämmen.

Mit tapsenden Schritten sah ich kurze braune Locken in meiner Sicht auftauchen. Gerade nur so zum Bauch reichte mir meine jüngste Schwester, die mit einer Puppe in der Hand zu mir schritt. Ihr ganzes Outfit war Rot gehalten. Von dem Pullover mit Hunden drauf sowie ihre rote Jeans. Mit den braunen Augen meines Vaters sah mich Sarah verlegen an und lächelte.

»Hast du Lust zu spielen?«, fragte sie und deutete auf ihre Puppe.

»Heute leider nicht.«, erwiderte ich und überlegte kurz, ob ich kurz mein Haar anders frisieren sollte. Aber das tat ich sonst auch nie.

»Ah so. Ja, Selina meinte schon, dass du ein Date hast.«

»Was?«, fragte ich sofort alarmiert und drehte mich zu ihr um, »Das stimmt nicht! Ich gehe nur mit Mark ins Kino.«

»Aber wieso ziehst du dich dann um?«, lachte selbst meine kleinste Schwester Sarah über mich, worüber ich nur die Augen verdrehte.

»Ich muss jetzt los.«, erklärte ich ihr sanft und tätschelte ihre Haare. Beim Vorbeigehen an meinem Schreibtisch nahm ich meine Tasche mit und schritt wieder hinaus in den Flur.

»Ich breche jetzt auf!«, rief ich laut und griff meinen Mantel vom Geländer wieder. Hinter mir trottete etwas enttäuscht Sarah aus meinem Zimmer hinterher, als sich plötzlich auch die Tür zum Wohnzimmer öffnete.

»Passt auf euch auf. Es findet mal wieder einer dieser Proteste in der Stadt ab.«, seufzte meine Mutter besorgt, wobei ich ein plötzliches Ziehen in meinem Kopf spürte, »Aber man hört ja immer mehr Schlechtes von überall. Ist alles okay, Sophia?«

Besorgt hatte sich meine Mutter zu mir gebeugt, doch ich nickte nur schnell und merkte, wie das Ziehen in meinem Kopf noch nachhallte.

»Ja, alles gut.«, nickte ich nur schnell und schüttelte schnell den Kopf.

»Und ihr trefft euch jetzt? Einfach so?«

Der Tonfall meiner Mutter in ihrer Stimme sagte dabei alles. Selina erzählte mal wieder direkt alles rum!

»Ja. Es ist nur ein Kinobesuch, Mama!«

»Seit dem ersten Mal, als ihr euch beide im Kindergarten gesehen habe, wusste ich, dass ihr zueinander gehört.«

»Mama…nicht jetzt. Ich muss los!«

»Mark konnte noch kein Wort Deutsch, aber du hast ihn trotzdem immer verstanden. Du weißt gar nicht wie süß es war, wenn du für ihn nach Dingen gefragt hast.«

»Ich kenne die Geschichte! Nein, jeder kennt diese Geschichte schon!«, konterte ich nur und griff meinen Frühjahrsmantel. Ich merkte, wie sich mein Magen erneut zusammenzog, schob das Gefühl aber schnell beiseite.

»Ich sollte nicht so spät zurück sein.«, versicherte ich und suchte mein Portemonnaie aus meiner Schultasche, die ich achtlos in die Nähe der Treppe geworfen hatte.

»Dann spielen wir heute doch noch?«, fragte Sarah hoffnungsvoll und sah mich mit großen braunen Augen an, als sie ihre kurzen braunen Locken hinter ihr Haar strich.

»Nein. Das wird leider zu spät. Aber morgen auf jeden Fall.«, versicherte ich ihr, packte mein Portemonnaie in meine Tasche und atmete tief durch. Das leichte Pochen in meinem Kopf wurde stärker. Hoffentlich hörte das schnell wieder auf.

»Du nimmst besser den Regenschirm mit. Was wenn es regnet?«, warf meine Mutter ein, während ich schon zur Tür ging.

»Ach, Unsinn.«, bemerkte ich und öffnete die Haustür, nur um zum schönen blauen Himmel zu deuten, »Der Himmel ist doch völlig frei.«

»SOPHIA?«, hörte ich meine mittlere Schwester Selina plötzlich von oben rufen.

»Ja?«

»Darf ich an deinem PC zocken?«

»Du kennst das Passwort!«, rief ich grinsend zurück und schaute nochmal nach, ob ich alles in meiner Tasche hatte.

»Ja… ‚Meine große Schwester hat immer Recht‘.«

»Ganz genau.«, erwiderte ich und sah hoch nur um kurz alles verschwommen zu sehen, doch das hatte ich schnell abgeschüttelt. Zum Abschied drehte ich mich nochmal nach drinnen, um zu meiner Mutter und Sarah zu sehen.

»Bis später!«

»Habt viel Spaß!«, hörte ich noch hinter mir rufen, während ich bereits aus der Haustür schritt, »Und komm nicht zu spät heim.«

»Ja…«, antwortete ich nur schwer und umklammerte meinen Frühjahrsmantel fester. Aus dem anfänglichen flauen Gefühl meines Magens war inzwischen ein starkes Ziehen geworden. Das war nicht mehr einfache Nervosität, oder? Ich hatte noch nie ein Date gehabt vielleicht war es ja doch normal sich so elend davor zu fühlen…

Der Weg zum Bus war nicht lang und ich konnte die Haltestelle am Ende der Straße bereits erkennen, dennoch wirkte die Straße auf einmal viel länger. Schwer atmete ich ein und beschloss ruhig einen Schritt vor den anderen zu setzen. Mein Fuß trat zittrig auf und ich spürte, wie das Ziehen meines Magens sich langsam ausbreitete. Etwas benommen schritt ich weiter zur Bushaltestelle, um zu spüren, wie sich mein Körper immer schwerer anfühlte, sodass jeder Schritt langsamer und zögernder fiel. Die Abendsonne stand über dem Horizont, während die warmen Sonnenstrahlen sich ihren Weg bis zu mir bahnten. Normalerweise liebte ich es den Sonnenuntergang zu beobachten, doch mein Blick blieb fokussiert auf jeden Schritt vor mir. Schwankend blieb ich endlich an der Bushaltestellte stehen. Ich versuchte ruhig zu bleiben und zu warten, doch ich hatte immer mehr das Gefühl, dass sich alles anfing um mich herum zu drehen. Hilfesuchend lehnte ich mich an das Hinweisschild der Bushaltestellte und versuchte einen Punkt in dem Chaos zu fixieren.

Ich sah nicht auf, als der Bus vor mir hielt.

Das Quietschen des Busses erschien mir entfernt und auch die Stimme des Busfahrers erklang verzerrt. Zitternd hob ich meine Busfahrkarte und zeigte sie ihm, ehe ich mich auf den erstbesten Platz fallen ließ.

Etwas stimmte nicht. Etwas stimmte ganz und gar nicht.

Kurz sah ich auf und überlegte, ob ich nicht schnell wieder den Bus verlassen und heimgehen sollte. Die Haltestangen im Bus drehten sich um mich im Kreis und auch das Fenster zu meiner Seite verschwamm mit dem Rest des Busses. Wie sollte ich so einen Film sehen?

Dann dachte ich an den wartenden Mark vor dem Kino.

Von dem schnellen Aufblicken verschwamm der Bus vor mir noch mehr und ich ließ meinen Blick starr wieder auf den Boden vor mir fallen. Mit meinen Händen versuchte ich meine Kopfhörer aus meiner Jackentasche zu finden und sie aufzusetzen. Nur mit zitternden Händen schaffte ich es, die Musik anzuschalten, doch selbst die Musik direkt an meinem Ohr wirkte verzerrt, wie ein entferntes Hallen, dass durch meinen Kopf nachhallte. Inzwischen wurde mir richtig schlecht und mein Körper verkrampfte sich unter der Anspannung immer mehr. Angespannt beugte ich mich nach vorne und versuchte etwas außerhalb des Fensters zu erkennen.

Wann war ich denn endlich da?

Vorsichtig sah ich vor mir hoch und zu den gegenüberliegenden leeren Sitzen von mir.

‚Zeit ist schon ein merkwürdiges Konstrukt, nicht wahr?‘

Verzerrt und verschwommen nahm ich etwas wahr. Eine Silhouette, die vor mir saß und dessen unerkennbarer Blick auf mir lastete. Weit entfernt und schemenhaft. Kurz hätte ich schwören können etwas gehört zu haben… jemanden gesehen zu haben, als mich das Licht blendete. Die Abendsonne hing inzwischen sehr tief. Die tiefroten Strahlen blendeten mich kurz, ehe sie hinter ein paar Häusern verschwanden und mich fast völlig blind auf meinem Sitz zurückließen. Ich versuchte mich wieder auf den Platz mir gegenüber zu konzentrieren.

Doch niemand saß dort.

Eine Ansage vom Bus hallte durch meinen Kopf, wovon ich nur ein paar Silben erhaschen konnte.

Moment. Wir waren ja schon in der Innenstadt. So schnell…?

Schnell hastete ich mit meinen zittrigen Händen zum Knopf, um mich an dem Haltegriff gleichermaßen auch zum Stehen zu bewegen. Mühsam raffte ich meinen Körper auf, obwohl meine Beine kaum noch einen Halt boten. Mit einem Ruck kam der Bus zum Halten, sodass ich es gerade so schaffte stehen zu bleiben und mich zitternd an der Stange festhielt. Inzwischen drehte sich der komplette Boden unter mir genau wie die Stufe aus dem Bus heraus. Orientierungslos wagte ich mich hinaus und sah zu dem Fußgängerweg unter mir. Es war nicht weit von hier zum Kino. Unsicher wankte ich Schritt für Schritt nach vorne, während das Dröhnen in meinem Kopf immer lauter und lauter wurde. Ich musste mich setzen… Es ging nicht mehr.

Hilflos sah ich hoch und versuchte eine Bank oder dergleichen zu sehen, doch das verschwommene drehende Bild vor mir hatte jede Kontur verloren. Verwirrt setzte ich automatisch einen Schritt nach vorne und hatte das Gefühl zu fallen.

Es wurde Blau vor meinen Augen.

Ein tiefes blau, das sanft in ein leichtes Lila überging und meine komplette Sicht einnahm, sodass ich dem Drang zu fallen einfach nachgab.

Regentropfen.

Ein einzelner Wassertropfen landete auf meiner Wange. Ich zuckte zusammen, nur um einen weiteren Tropfen auf meiner Stirn zu spüren. Entfernt konnte ich etwas vernehmen. Es war ein gemischtes Gemurmel an Stimmen, die durcheinander etwas zu tuscheln schien. Sanft spürte ich, wie ein weiterer Regentropfen auf meine Wange fiel, als ich entfernt Sirenen ausmachen konnte. Die Regentropfen wurden nun mehr und fingen langsam an mein Haar zu durchnässen. Ich öffnete meine Augen, doch sie waren bereits offen. Vor meinen Augen tanzte nur das violette Blau, das meine ganze Sicht eingenommen hatte. Langsam wurden die Stimmen um mich herum deutlicher. Wie ein Knistern wurden die Stimmen klarer, bis ich etwas ausmachen konnte.

»Wo kommt sie her?«

»Ist sie okay?«

»Hat jemand den Krankenwagen gerufen?«

»Total unheimlich.«

Aus dem Blau vor meinen Augen wurde langsam ein Schwarz und ich starrte irritiert zu einer Pfütze direkt vor mir und stehenden Beinen. Kurz blinzelte ich irritiert, als ich realisierte, dass ich auf dem Bauch auf dem Boden lag. Nun spürte ich den nassen Boden unter mir, die Regentropfen auf meinem ganzen Körper sowie wie die aufsteigende Kälte. Ächzend richtete ich mich auf und blinzelte verwirrt.

Vor mir stand eine Gruppe von vier Leuten, die besorgt nach mir gesehen hatten. Schnell winkte ich dankend ab, dass es mir schon gut ging, als die Umgebung um mich herum immer klarer wurde.

Es war mitten in der Nacht, sodass ich den Mond bereits sehen konnte.

Wie lange hatte ich hier gelegen? Ich berührte mein Haar, was nur leicht feucht war und sah zu den tiefen Pfützen, um mich herum. So lange konnte ich hier nicht gelegen haben… Moment.

Der Asphalt unter mir spiegelte in den Pfützen die leuchtenden Schilder der Geschäfte wider als auch die hellen Lichter der Straßenlaternen. Alles war so erhellt und neu.

Wo war ich hier überhaupt?

Kapitel II

22. April 2021 18:27

Die hellen Lichter der Straßenlaternen und Geschäfte waren grell und schienen darüber hinweg täuschen zu wollen, dass die Sonne bereits untergegangen war. Der Regen tropfte unnachgiebig auf meinen Kopf, während ich mich noch versuchte an die ungewohnte Helligkeit zu gewöhnen.

Wo war ich hier?

Getuschel war von den Leuten um mich herum zu hören, die neugierig zu mir sahen, während ich mitten unter ihnen stand. Eine Reihe von Leuten schritt an mir vorbei, vorgebend mich nicht zu sehen, dennoch blickte jeder von ihnen kurz heimlich zu mir. Schnell zog ich meinen Frühjahrsmantel enger um mich und verfluchte mich dafür keinen Regenschirm mitgenommen zu haben, wie meine Mutter es mir geraten hatte. Dieses unangenehme Gefühl beobachtet zu werden wurde allerdings durch eine Kleinigkeit überschattet.

Wo war ich hier?

Langsam hatten sich meine Augen an die Helligkeit mitten in dieser Nacht gewöhnt, sodass ich neben den Laternen und Geschäftsschildern anfing die Gebäude besser zu erkennen. Ich war klar in einer Stadt. Hochhäuser waren nicht allzu weit entfernt zu erkennen und eine beschäftige Straße war in der Entfernung zu hören. Vor mir konnte ich eine lange Einkaufspassage erkennen mit den leuchtenden Geschäftsschildern, die mich vorhin noch so geblendet hatten. Diese Einkaufsstraße erinnerte mich fast an jene Zuhause, obwohl sie leerer wirkte, da nur noch eine Gruppe von Leuten mit Schirmen die Straße hinunterschritt.

Wie spät war es denn?

Verwundert griff ich zu meinem Handy und zog es heraus.

22. April 2021.

18:27.

Von meinem Handy sah ich zu der regnerischen Nacht um mich herum.

Das ergab…. doch überhaupt keinen Sinn? War mein Handy kaputt? War es beim Aufprall beschädigt worden? Aber… ich konnte gar keine Beschädigung ausmachen…

Ein Regentropfen fiel auf mein Handy und verwischte die Anzeige, sodass ich aufsah. Der Regen durchnässte mich langsam und ich spürte, wie der Regen so mein Haar hinuntertropfte. Ein kühler Wind ließ mich meine Jacke fester umgreifen, als ich schnell mein Handy an mein Ohr hob und Mark anrief.

Ich wusste nicht genau, wo ich war, aber ich war eindeutig zu lange bewusstlos gewesen. Bestimmt machte man sich bereits Sorgen. Ein wiederholendes Piepen erklang, sodass ich irritiert auf mein Handy sah.

Keine Verbindung.

Oh, na klar. Natürlich jetzt!

Schnell versuchte ich mein Handy manuell zu verbinden und spürte, wie ein Wassertropfen meine Nase runter tropfte. Wenn ich davon nicht auch noch krank werden würde.

Genervt sah ich mich um, als ich auf dem Platz neben mir eine große historische Uhr erkannte. Mein Handy war wohl wirklich kaputt.

22:15.

Moment… Diese Uhr sah auch so aus… wie Zuhause.

Mein Blick fiel von der Uhr runter zu dem großen weißen Platz neben mir. Ein Springbrunnen plätscherte in seiner Mitte mit einem schönen mir nur allzu bekannten Park rechts daneben. Irritiert senkte ich mein Handy etwas und starrte vom Park wieder zurück zum Platz und zur Straße daneben. Zuhause war neben dem Platz und dem Park eine alte Bushaltestelle mit Graffiti und kaputten Bänken gewesen, doch nicht hier. Moderne und gut beleuchteten Bushaltestellen säumten die Allee. Eine Allee, die ich noch nie so sauber erlebt hatte. Kleine Automaten konnte ich neben den Bushaltestellen ausmachen. Mit einer aufkommenden Skepsis sah ich von den modernisierten Bushaltestellen zurück zu dem Park, den ich genau kannte. Nun beunruhigt machte ich einen Schritt nach vorne, nur um mit meinem Fuß direkt in eine Pfütze zu latschen. Ein Kälteschauer jagte durch meinen Körper, sodass ich sofort zu meinen Füßen runter sah. Meine weißen Socken klebten klatschnass an meinen Füßen, die ich direkt in eine Pfütze versenkt hatte…ohne Schuhe.

Was?