Das globale Netzt als lokale Fundgrube - Ulrike Langer - E-Book

Das globale Netzt als lokale Fundgrube E-Book

Ulrike Langer

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Beschreibung

Kapitel aus dem Band 'Recherche im Netz' Recherche ist eines der wichtigsten Handwerkszeuge der journalistischen Praxis. Doch wie recherchiert man richtig? Welche Techniken muss man beherrschen – speziell bei der Recherche im Netz? Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gilt es zu beachten? Wie fundiert sind die Suchergebnisse von Google und anderen Suchmaschinen? Wie geht man mit Leaking und Fakes um? Welches Recherchepotential birgt das Soziale Netz? Wie funktionieren Crowdfounding, Crowdsourcing und Crossborder-Reporting, welche Rolle können diese Herangehensweisen in Zukunft spielen? Und: Worin besteht die Herausforderung für die demokratische Öffentlichkeit in der modernen Mediengesellschaft? Diese und weitere fragen werden in diesem Band von Medienexperten, Juristen und Journalismusforschern erörtert und beantwortet.

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Seitenzahl: 36

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Ulrike Langer

Das globale Netz als lokale Fundgrube

Europa Verlag AG Zürich

Inhaltsübersicht

DAS GLOBALE NETZ ALS LOKALE FUNDGRUBE1. EINLEITUNG2. BEISPIEL: WEST SEATTLE BLOG3. PRINZIPIEN UND STRATEGIEN LOKALER NETZRECHERCHE3.1 In lokalen Netzwerken mit Partnern kooperieren3.2 Communitys aufbauen und pflegen3.3 Crowdsourcing: Die Nutzer an der Recherche beteiligen3.4 Mit Daten und Karten arbeiten3.5 Mit dem Smartphone lokal recherchieren4. FAZIT UND AUSBLICKAUTOREN UND HERAUSGEBERHERAUSGEBER UND KONTAKTKontakte

ULRIKELANGER

DAS GLOBALE NETZ ALS LOKALE FUNDGRUBE

KURZZUSAMMENFASSUNG

In diesem Kapitel geht es um die neuen digitalen Möglichkeiten der Recherche im Lokaljournalismus. Sie werden anhand praktischer Beispiele gezeigt. Dabei wird sich herausstellen, dass im Journalismus, sofern er sich auf digitalen Plattformen gegenüber den Nutzern öffnet und sie in den journalistischen Prozess einbezieht, nicht mehr trennscharf zwischen Recherche, Darstellung und Marketing für das eigene Medium unterschieden werden kann. Schlüsselkonzept ist der sogenannte Prozessjournalismus. Er beschreibt ein journalistisches Konzept, das bewusst das Publikum einbezieht und journalistische Werkstücke nicht als fertig, sondern als eine Art »Work in Progress« begreift. Das Kapitel umfasst zahlreiche Prinzipien und Strategien lokaler Netzrecherche, von der einfachen Kooperation über den Aufbau und die Pflege von Communitys über die Beteiligung des Nutzers an Recherchen und die Arbeit mit Daten und Karten bis hin zur lokalen Recherche mit dem Smartphone – jeweils verbunden mit konkreten Tipps.

LERNZIELE

Unterschiede beim Recherchieren in hyperlokalen und überregionalen Webmedien kennen.

Wissen, wie man in sozialen Netzwerken auf Nutzer zugeht, um Informationen zu erhalten.

Das Konzept des Prozessjournalismus kennen und anwenden können.

Wissen, wie sich Datenjournalismus für Recherche und Präsentation lokaler Daten einsetzen lässt.

Verschiedene Möglichkeiten der Nutzerbeteiligung im Web kennen.

Wissen, wie man den allgemeinen Trend zur mobilen Informationsnutzung für die Recherche nutzt.

1.EINLEITUNG

Die Grundsätze der Recherche (5 W-Fragen, mehrere voneinander unabhängige Quellen konsultieren etc.) gelten im lokalen wie überregionalen Journalismus, in der Zeitung und im Lokalradio ebenso wie online. Doch darüber hinaus gibt es Chancen und Trends bei der Recherche, die Lokaljournalisten nur im Internet nutzen können. Lokale Webcommunitys können das eigene Angebot ergänzen. Über Social-Media-Plattformen wie Facebook und Twitter unterhalten sich Nutzer über Themen, die für das eigene lokale Angebot interessant sein können. Wer es schafft, eine Beziehung zu Social-Media-Nutzern aufzubauen, Facebook-Fans und Twitter-Follower zu finden, hat es leichter, an relevante Tipps von Nutzern zu kommen. Ein Kommentar auf einer Facebook-Seite, eine Kurznachricht bei Twitter oder ein Foto bei Instagram zu posten, geht den meisten Menschen im Netz schneller von der Hand, als eine E-Mail an die Redaktion zu schreiben. Datenjournalismus bietet lokalen Medien Chancen, lokale Themen nachhaltig und nutzwertig aufzubereiten. Zudem können offene Datenbanken aufgebaut werden, sodass sie von Nutzern ergänzt werden. Nicht zuletzt bieten mobile Anwendungen neue Wege für Journalisten, lokale Informationen unterwegs zu recherchieren.

2.BEISPIEL: WEST SEATTLE BLOG

Am 11. Juni 2013 wurde auf einer belebten Straßenkreuzung in West Seattle ein Schuhkarton mit bis zu 100 Jahre alten Briefen gefunden. Sie waren wahrscheinlich nach einem Einbruch achtlos weggeworfen worden. Das hyperlokale West Seattle Blog (WSB) veröffentlichte einen Beitrag mit den Fotos von einigen der Briefe und einer Bitte an die Leser, wer Informationen über die Nachfahren des Adressaten Gordon Yancey habe, möge sich bitte an die örtliche Polizei wenden (WSB2013, http://bit.ly/O8eR9f). Daraufhin entwickelte sich rasch eine angeregte Debatte auf dem Blog. Leser gaben Hinweise auf Leute mit gleichen Namen. Sie teilten die Ergebnisse ihrer Recherchen in Familienstammbaumforen mit. Einer riet dazu, die Reederei der MS Starward zu kontaktieren, weil die Illustrationen auch eine Postkarte von einer Kreuzfahrt in die Karibik zeigten. Oder sie lobten einfach die schöne verschnörkelte Handschrift in den Briefen. Unter den 35 Kommentaren war kein einziger abwegiger oder unfreundlicher Eintrag. Nach sechs Tagen meldete sich die Tochter des schon lange verstorbenen Briefeschreibers in der Kommentarspalte zu Wort und bedankte sich für die gemeinschaftliche Detektivarbeit. Sie hatte die alten Briefe noch nie gesehen.

 

Beiträge wie dieser sind beispielhaft für das West Seattle Blog. Es existiert in seiner jetzigen Form seit Ende 2006. Damals erzielte die Bloggerin Tracy Record mit ihrer Berichterstattung über einen Schneesturm Rekordzugriffe über die Google-Suche. Ihre zuverlässigen, aktuellen und detaillierten Informationen speziell für die 70000