Das goldene Spiel - Jan Christoph Berg - E-Book

Das goldene Spiel E-Book

Jan Christoph Berg

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Beschreibung

Das wahre Gesicht der Liebe wird in sämtlichen Unterhaltungsmedien, der Musik und der Literatur oft außer Acht gelassen. Liebeskummer ist für viele Menschen eine weit schmerzhaftere Empfindung als jede Krankheit und jede Kränkung, die sie überstehen und verkraften müssen. Aus Illusionen heraus entstehende, zu viel versprechende Erwartungen werden seitens der Menschen an die Liebe gestellt. Erwartungen, die meist nicht erfüllt werden und in weiterer Folge zu Frustrationen führen. Die Wahrheit über die Liebe schmerzt oft, allerdings muss sie dennoch oder gerade deshalb vor allem über dieses älteste und gleichzeitig auch wichtigste Gefühl der Menschheit ans Licht kommen. Mit 16 kurzen Geschichten werden in diesem Buch Situationen zur Schau gestellt, die unangenehmer nicht sein könnten, vor Absurdität nur so strotzen und doch die wahren Begierden von Menschen zeigen, derer man sich oft gar nicht erst bewusst sein möchte. Sie weisen auf zutiefst menschliche Verhaltensmuster hin, erschüttern die Erhabenheit über jegliche Vorkommnisse, in der man sich sicher fühlt und stellen Szenen dar, die mit dem menschlichen Verstand viel weniger zu tun haben als mit Trieben. Ob es nun der bloße Wunsch nach einer Veränderung, die Realität gewordene Affäre oder aber die Liebe zu einer angebeteten Person wie einer bekannten Persönlichkeit ist. Nichts wird in diesem Buch beschönigt. Vermeintliche gesellschaftliche Tabus werden von den Protagonisten teils gebrochen ohne mit der Wimper zu zucken und die Würde der Menschen erbarmungslos auf ein Maß herabgesetzt, das in vielen Fällen auch in der Wirklichkeit ertragen werden muss. Der tragische Ausgang von Liebesgeschichten und solchen, die es noch gar nicht geworden sind, zeigt sich in bitteren Schicksalsschlägen, sinnentleerten letzten Auswegen und gestörten beziehungsweise verstörenden Wahrnehmungen. Nicht nur das klassische Bild von Eheleuten, Einzelkämpfern und Blendern wird aufgegriffen, sondern auch das sensible Gefühlsleben zwischen Teenagern, Verwandten und Unbekannten. Die Liebe, ein Spiel, das man gewinnen kann, meist jedoch verliert

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Seitenzahl: 124

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Inhalt

Treue, wem Treue gebührt

Manierismus als falsches Maß der Dinge

Illusorische Mätopie

Abstrakte Realität

Kritik der wolkenlosen Zukunft

Respekt der höchsten Instanz

Dein goldenes Haar Sulamith

Edle Einfalt und stille Größe

Stille Nacht

Ungeliebte Ehrlichkeit

In bester Gesellschaft

Künstlerische Ironie der Freiheit

Der Auserwählte sein

Des Winters Wärme

Plädoyer gegen die Oberflächlichkeit

Fernab jeglicher Ästhetik

TREUE, WEM TREUE GEBÜHRT

Wie zart sie sich anfühlt. Ihre nackte Haut glüht. Mein Herz tut es ihr gleich. Der Wunsch, das Verlangen nach ihrer Zuneigung, wächst mit jeder Minute. Wie soll ich heute wieder Adieu sagen können? Sie weiß mich zu lieben, ohne dass ihr jemand etwas über mich erzählen musste. Von Freiheit träumt sie und doch sperrt sie mich ein. Unaufrichtig? Nein, sie weiß, was gut für mich ist. Und umgekehrt ist es genauso. Ich erzähle ihr von meinem Tag:

„Meine Rede ist nicht wirklich gut auf einer gewissen Seite angekommen. Aber das ist verständlich. Wie könnten sie es auch gutheißen, wenn man ihnen zeigt, wie sie sich in ihrer Intoleranz verrennen?“

„Jedes einzelne Wort war passend gewählt. Mich hast du auf jeden Fall beeindruckt und tausende andere auch. Das ist das Einzige, was zählt. Sobald du Menschen dazu bringst, etwas zu überdenken, wovon sie überzeugt waren, hast du gewonnen. Ich bin so stolz auf dich, das kannst du dir gar nicht vorstellen. Wie gerne ich neben dir stehen würde, um dich Seite an Seite zu unterstützen.“

„Wir wären ein süßes, aber rebellisches, ein liebendes aber unruhiges, ein beneidenswertes Paar.“

„Irgendwann werden auch wir gemeinsam etwas verändern.“

„Wir sollten, wenn wir ehrlich miteinander sind, eigentlich etwas in unserem eigenen Leben verändern, bevor wir gemeinsam versuchen, das anderer zu verändern.“

„Das müssen wir sogar.“

„Worauf warten wir also noch?“

„Du weißt ganz genau, worauf wir warten.“

„Lass mich leiden, sag es mir bitte noch einmal.“

„Wir warten auf etwas, das nie passieren wird. Wir warten auf einen Zufall, eine Begegnung, eine Hoffnung, die uns darin bestärkt, weiterzumachen. Eine Hoffnung, die uns weitermachen lässt. Die uns einen Schritt weiter gehen lässt, als bisher. Wir warten vergeblich und viel zu lang. Wir warten, während unsere Zeit langsam vorüberstreicht und wir im Stillen nur darüber weinen können. Wir sehen unsere Zukunft wie im Nebel verschwinden und nie mehr wiederkehren. Nebel deshalb, weil auch er einen einfachen Menschen hilflos werden lässt. Verrückt oder? Dabei ist Nebel nur eine Anhäufung kleiner Wassertropfen und trotzdem sind wir ihm genauso hilflos ausgeliefert wie unseren emotionalen Empfindungen. Bekümmert sehen wir unsere gemeinsame Zukunft verschwinden. Und irgendwann einmal werden wir genauso nicht allein dastehen, aber auch nicht gemeinsam. Und wir werden unseren Erinnerungen nachweinen, werden versuchen niemals glücklich zu werden, brauchen uns dafür aber auch nicht anzustrengen. Anstrengen werden wir uns nur müssen, um nicht in Gesellschaft zu weinen. Dass es uns gelingt, bezweifle ich. Dann werden wir sagen, dass unsere Augen schmerzen, weil wir uns einen Zug geholt haben, aber eigentlich haben wir nur zu lange in die Augen unserer einzig wahren Liebe geschaut. Und darin haben wir eine Person gesehen, die uns keineswegs an Weisheit unterlegen ist, nichts Verachtenswertes an sich hat und mehr als nur essentiell für unser Leben war beziehungsweise noch immer ist. Ich möchte dich nie vermissen müssen“, ihre Worte sind herzerweichend. Sie weint und ich trockne ihre Tränen wie jeden Abend mit einem bereits vorbereiteten Taschentuch, bevor ich den Anblick ihrer traurigen Mundwinkel nicht mehr ertrage und selbst in Tränen ausbreche. Unsere Tränen vermischen sich. Sie beugt sich über mich und legt ihre Wange an die meinige. Ihr kunstvoll nach hinten gestecktes Haar, dem nur einige wenige Strähnen entkommen, liegt auf meinem Gesicht und ich genieße es, wie es mich in der Nase juckt. Ich kann ihr Parfum riechen, ein seit dem ersten Tag so vertrauter Geruch. Wir umarmen uns lange. Beide brauchen wir genau jetzt diese Zuversicht, die uns bestätigt, dass wir für immer so zusammen, aufeinander, liegen können. Eine trügerische Zuversicht, die uns aber zumindest den Moment erleichtert. Ich fühle mich verstanden, sie ebenso. Wieso haben wir nicht vor drei Jahren zueinandergefunden? Warum haben wir nicht jede einzelne Nacht für drei Jahre lang miteinander verbracht? Es wäre das Richtige gewesen, das weiß ich genauso gut wie sie. Sie leidet so wie ich. Wir sitzen im selben Boot, dem wir gemeinsam entkommen möchten, es aber nicht schaffen, weil wir uns nicht trauen, ins Wasser zu springen. Die Freiheit – Sie wäre so nah. Hand in Hand würden wir springen und unsere Landung wäre sanft. Sanfter als je erwartet. Aber wir können nicht schwimmen, selbst obwohl wir wissen, dass wir am Grund stehen könnten. Der einfachste Sprung scheint so komplex zu sein. Wie sollen wir zwei Liebenden dem kühlen Wasser entgegentreten? Eine schier nicht zu beantwortende Frage, die wir uns jeden Tag, jede Stunde, jeden Moment unseres Lebens, den wir nicht zusammen verbringen, stellen.

„Ich habe Angst davor, irgendwann einmal zu bereuen, dass wir zueinandergefunden haben. Nicht weil ich dich nicht liebe, diese Angst habe ich bei Gott nicht, sondern weil wir nicht wirklich zueinandergefunden haben. Nicht akzeptiert und nicht offiziell. Was, wenn wir irgendwann den Moment hassen, in dem wir begonnen haben, uns zu lieben?“, denke ich in gesprochener Art und Weise.

„Was, wenn wir lernen müssen, ohne einander zu leben?“

„Das müssen wir nicht. Wir werden so weitermachen müssen wie jetzt, aber niemals, meine Liebste, kann ich auch nur ansatzweise in Betracht ziehen, dich nicht zu begehren, zu verehren, zu lieben. Eher würde ich meinem Leben entfliehen.“

„Blöd nur, dass du deiner Identität nicht entkommen kannst.“

„Sag mir nicht, dass ich machtlos bin.“

„Aber du weißt doch selbst am besten, dass es stimmt. Du bist es, der genauso wie ich weiß, dass die Menschheit dazu verdammt ist, nichts zu wissen, sich darüber im Klaren zu sein und damit zu leben. Und das wiederum ist der gelegte Grundstein für unsere Hilflosigkeit.“

„Der Mensch, der glaubt die größte Macht aller Lebewesen auf der Erde zu haben, hat nicht einmal die Macht über sein eigenes Leben. Traurig.“

„Exactement“, bestätigt sie meine Aussage.

Ich muss gehen. Es ist spät und die Zeit der glücklichen Stunden, des harten Schmerzes und der einzig wahren Zuversicht vorbei. Wären diese vier Wände nur die meines Schlafzimmers. Ich würde es nie verlassen.

„Sie werden es nie sein“, unterbricht sie meine Gedanken, die ich unwissentlich laut ausgesprochen habe. Verwirrt und bedächtig ziehe ich mich wieder an. „Geh nicht! Nicht heute. Bleib nur diese eine Nacht“, fleht sie mich mit glänzenden, tränenverschmierten Augen an. Ich hasse es, wenn, wie so oft, solch eine Situation eintritt. Meine Hilflosigkeit schmerzt. Die Frau, die ich liebe, muss ich jeden Tag enttäuschen, indem ich sie verlasse, und meine richtige Frau hasst nichts mehr als den Moment, in dem ich durch die Türe trete und sie weiß, dass sie meine Anwesenheit wieder für einen Tag länger ertragen muss. Wahrscheinlich sitzt sie schon daheim und betet, dass ich nicht mehr heimkomme. Nein, das tut sie nicht. Deshalb und nur deshalb verlasse ich jetzt wieder einmal die Frau, die ich liebe. Ich habe sie eigentlich gar nicht verdient. Wie oft schon habe ich ihr das gesagt. Wie oft schon hat es nichts geholfen? Sie weiß, dass ich sie liebe. Wie könnte sie es auch nicht wissen?

Flehend, bittend, bettelnd verlasse ich sie. Ich empfinde Hass. Hass der einzig und allein gegen mich gerichtet ist. Dafür, genau dafür, hasse ich mich jeden Tag. Gerade, als ich die Tür hinter mir schließen möchte, stößt sie einen durchdringenden Schrei aus. Einst habe ich mit ihr ausgemacht, es nicht zu einer traurigen Verabschiedung kommen zu lassen. Heute schaffe ich es nicht. Sie kauert in einer Ecke, ihr nackter Körper wirkt so verletzlich. Ich setze mich neben sie. Ihre Brust bebt. Sie schnappt nach Luft. Kein Liebesfilm könnte je trauriger enden. Die Entscheidung, die ich jetzt treffen muss, fällt mir schwerer als je zuvor. Langsam verstehe ich, dass sie abhängig ist von mir. Von niemand anderem als mir. Eine Abhängigkeit, die man nicht therapieren kann. Und ich verstehe, dass ich der einzige Mensch bin, der sie je wieder aus diesem Zustand bringen wird. Aber ich muss gehen. Jetzt. Sofort. Sie weint, sie hört nicht auf zu weinen und nach Luft zu schnappen. Herzerweichend. Ein Zustand aber, auf den ich jetzt keine Rücksicht nehmen kann. Ich bin grausam. Nicht nur zu ihr, sondern allen voran zu mir. Denn in Wirklichkeit bestrafe ich mich selbst, indem ich nicht bei ihr bleibe, sondern weglaufe. Ich laufe nicht, ich gehe. Und zwar jetzt. Vorher aber ziehe ich ihr den roten Bademantel an, der unberührt auf einem Stuhl liegt und führe sie zum Bett.

Auch um diese Uhrzeit noch sind genug Menschen auf der Straße vor ihrer Wohnung unterwegs. Menschen, die mich kennen könnten und gesehen haben könnten, dass ich aus dieser Tür gekommen bin. Menschen, die ich hasste, würde ich sie kennen. Ein verstohlener Blick um den anderen. Die Welt außerhalb dieser Wohnungstüre scheint mir so unbekannt und ungewollt zu sein. Die Straßenlaternen gähnen leer vor Mittelmäßigkeit. Unerträgliche Zustände, die sich in unsere Straßen verirren. Hass, wohin man blickt. Egoismus und die verloren gegangene Fähigkeit, über den Tellerrand blicken zu können. Intoleranz und Streitsucht. Kein lebenswerter Platz mehr – diese Welt außerhalb der Wohnung im fünften Stock.

Unter dem Vordach trifft mich der nun einsetzende Regen nicht. Ich gehe nicht. Nein, ich werde heute nicht mehr gehen und auch morgen nicht.

Als ich mich zur Tür wende, um wieder nach oben zu gehen, höre ich ein dumpfes Geräusch hinter mir. Nein. Bitte nicht. Bitte alles nur nicht das. Ich drehe mich um. Eine Frau, in einen roten Bademantel gehüllt, liegt auf den Pflastersteinen unweit des Hydranten. Ein mir bekannter Bademantel. Der Regen prasselt unbarmherzig auf den leblosen Körper nieder. Die sanften Locken werden teils durch eine dreckige Lacke Wasser aufgelöst und teils läuft ein mit Regenwasser vermischter Film frischen Blutes an ihnen herab auf den Boden. Ich knie neben ihr, den Regen kann ich nicht mehr von meinen Tränen unterscheiden und den Donner nicht von meinen Schreien. Mir schießen tausend Fragen durch den Kopf. Keine einzige davon kann ich mir beantworten. Ich war zu spät. Nicht zu spät aber ist der Mann mit der Kamera, der mir genauso viele Fragen stellt, mich fotografiert und mir versichert, dass ich eine Schlagzeile in der morgigen Zeitung verdient habe. Er fotografiert mich, während ich abwechselnd ihren Kopf und ihre Hand berühre, leicht anhebe und dann vom Blut erschrocken wieder zurückzucke.

Lisa T.: Geboren 1997; gestorben am 27. November 2019 an den Folgen eines Sturzes aus einem Fenster

Jonas F.: Geboren 1998; gestorben am 28. November 2019 an den Folgen einer selbst zugefügten Stichverletzung; ehemaliger Spitzenpolitiker und Philosoph

Valerie F.: Geboren 1997; Frau von Jonas F.; hat ihren guten gesellschaftlichen Ruf durch die Affäre und den Tod ihres Mannes verloren

MANIERISMUS ALS FALSCHES MASS DER DINGE

Die grobmaschige, korsettartig zusammengebundene Bluse schnürt ihren leidenschaftslosen, schroff in schlanken Zügen abfallenden Rücken leicht ein. Zögernd dreht sie ihren Kopf langsam in unsere Richtung, zeigt den harten Anblick ihres Antlitzes und beugt ihren Oberkörper bewusst provokant über die Lehne des Stuhls. Meine besorgten Gedanken über den Verlauf der nächsten Stunden schwinden, mit ihnen meine Fähigkeit, die Auffälligkeit von Blicken einzuschätzen. Ein leichter Stoß in die Seite durch den Ellenbogen eines Klassenkameraden bringt mich in eine bisher ungekannte Situation der Verlegenheit. Ich dürste nach der Anerkennung ihrer Blicke, die jedoch ausbleibt. Auch zahlreiche Versuche, durch ein Lächeln meinerseits aus der Masse herauszustechen bleiben erfolglos, lassen mich erzürnen und letztlich beschämt fühlen. Was glaube ich denn? Was? Bei vielen anderen gelingt es mir, ein Fünkchen Aufmerksamkeit zu ergattern, nur bei ihr nicht. Nicht ihr sollt mich für meine Armseligkeit und Bescheidenheit bedauern, sondern sie, nur sie. Gesenkten Hauptes mit festen Blicken immer noch ihr zugewendet verlasse ich den Raum. Die letzte Hoffnung geht mit einem Schritt aus dem Raum hinaus auf den Gang elendiglich zugrunde. Nicht die richtige Atmosphäre für eine Annäherung dieses Ausmaßes, rede ich mir ein, wissend, dass auch das nur eine müde Ausrede eines aufgeweckten jungen Mannes ist. Eines jungen Mannes, der seinen Abschluss geschafft hat und damit gleichermaßen die glorreichen Vorteile des alltäglichen Schullebens hinter sich lässt. Gestern wurde ich für reif erklärt. Ganz offiziell. Und jetzt, da ich es geschafft habe, diesen alltäglichen Qualen, als die wir sie wohl alle empfunden haben, zu entkommen, wünsche ich mir nichts sehnlicher als noch eine Weile dazubleiben, die Strenge der Anwesenheitspflicht zu genießen und einen Punkt im Leben gesichert zu wissen, der es mir ermöglicht, noch einmal – oder vielleicht sogar öfter – zurückzukehren mit dem Wissen, dass ich sie auch am nächsten Tag wiedersehen werde.

„Absoluter Horror war das da drinnen“, merkt Fabian nebenbei an.

„Wie meinst du?“, gebe ich nach einiger, wahrscheinlich auffällig langer Zeit zurück.

„Die waren ja alle hässlich zum Quadrat.“ Gedankenverloren nicke ich. Ich weiß nicht, ob ich ihm etwas entgegnen oder es lieber dabei belassen soll. Aber er ist mein Freund und merkt anscheinend, dass etwas nicht stimmt, vermutlich da mein übliches Geläster auf sich warten lässt beziehungsweise nach einiger Zeit offensichtlich vollkommen ausbleibt.

„Und jetzt sag, welche es war!“

„Woher w ...“

„Glaubst du wirklich, dass du so unauffällig sein kannst, dass es mir nicht auffallen würde, wenn du jemanden anstarrst? Links oder rechts?“ Er meint den Sitzplatz.

„Links. Sie war links.“

„Elegant, aber keinesfalls eingebildet oder selbstverliebt. Eine gute Wahl, mir wäre sie nur etwas zu frech und eigensinnig. Passt aber zu dir, muss man sagen.“

„Was ich so weiß hat sie auch ungefähr dieselben Interessen und ist eine absolute Perfektionistin in der Schule.“

„Also eine Streberin, so wie du ein Streber bist“, er lacht kurz auf und hält mich dann am Arm fest, schlägt vor, wieder hineinzugehen und ich winke leicht irritiert ab.