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Überleben zwischen Klubhaus und Green: Ein vergnüglicher Wegweiser durch die Fettnäpfchen im Golfsport Auf dem Golfplatz ist man selten allein. Ein betriebsames Wochenende im Club oder das Golfturnier mit zufällig zusammengewürfelten Golfpartnern und -partnerinnen bieten beste Gelegenheiten für amüsante Beobachtungen. Kurt W. Zimmermann hat sie genutzt und seine Erkenntnisse im »Golf-Evangelium« zum ersten wahren Golf-Knigge zusammengefasst. In lockeren Anekdoten mit viel Humor und einem guten Schlag Ironie schildert der Alltagsgolfer seine Beobachtungen aus Klubhaus, Fairway und Green. Seine spannende Verhaltensforschung taucht tief in das Seelenleben der golfenden Spezies ein und deckt die ungeschriebenen Regeln der Golf-Etikette auf. - Der erste vergnügliche Knigge für den Golfplatz: Dos und Don'ts von Loch 1 bis 19 - Die besten Geschichten von Golf-Kolumnist Kurt W. Zimmermann in einem Band - Alle Highlights aus »100 Dinge, die ein Golfer wissen muss« und der »Echte Golfer«-Reihe - Mit neuen Anekdoten, Beobachtungen und Golf-Weisheiten voller Witz und Selbstironie - Hochwertig gestaltet und amüsant illustriert von Helme Heine - Das perfekte Geschenk für Golfer und Golferinnen, die über sich lachen können! Best-of Zimmermann: Die beliebtesten Texte aus vier Bänden und neue Golf-Weisheiten Als bekennender »Allerweltsgolfer« steht Kurt W. Zimmermann am liebsten zum Spaß auf dem Grün. In seinen Texten nimmt der bekannte Golf-Kolumnist die Eigenheiten und Marotten seiner Mitgolfer:innen aufs Korn und analysiert so amüsant wie selbstironisch das Spiel- und Sozialverhalten dieses besonderen Menschenschlags. »Das Golf-Evangelium« versammelt die besten Texte aus seinen bisherigen Werken und liefert Fans darüber hinaus neue Golfgeschichten zum Nicken, Schmunzeln und Lachen. Das ideale Golfbuch für alle, die lieber ihre Laune statt ihres Handicaps verbessern wollen!
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Seitenzahl: 274
Veröffentlichungsjahr: 2023
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Vollständige E-Book-Ausgabe der im Copress Verlag erschienenen Printausgabe (ISBN 978-3-7679-1281-6).
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet unter http://dnb.dnb.de abrufbar.
© 2022 Copress Verlag in der Stiebner Verlag GmbH, Grünwald
Alle Rechte vorbehalten. Wiedergabe, auch auszugsweise, nur mit ausdrücklicher Genehmigung des Verlages.
Illustrationen: Helme Heine
Satz und Redaktion der Printausgabe:
Verlags- und Redaktionsbüro München,
www.vrb-muenchen.de
ISBN 978-3-7679-2102-3
www.copress.de
Vorwort oder Die frohe Botschaft eines frohen Spiels
Erstes Buch: Der Mann und die Frau auf dem Platz der Wahrheit
Mann gegen Mann, Mann gegen Frau
Klaus Meier starb.Golfschläger zu verkaufen
»Warum brüllst du mich an?«
Was hat Golf mit Sex zu tun?
Das Leben ist ein Probeschwung
Paare hauen gemeinsam daneben
Antiquierte Anzüglichkeiten
Die Heiterkeit des Seins
Die Chance auf den perfekten Schuss
Ein Trainingslager der Beziehung
Jodeln für die Sache der Frau
Die grüne Zone der Unschuld
Gentlemen only, Ladies forbidden
Zweites Buch: Die Tricks und Kniffe zum Überleben
»Hurra, ich habe ihn gefunden«
»Verdammte Erdkrümmung«
Eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs
Schützen Sie Ihre Ohren
Lisi kann nur mit gelben Tees
Die Lehren von C. G. Jung
Ein Geschenk des Himmels
Verlieren mit Vorsatz
Die Power der Promille
Eine griechische Tragödie
Wie finde ich meinen Ball?
Das Konzept der Konzentration
Drittes Buch: Das ewige Geheimnis des richtigen Schwungs
Das Mysterium von Golf
Für Sekunden Weltklasse
Handgelenkeund Hüften im Hirn
Otto Normalgolfer
Die größte Plage der Menschheit
Ein Muskel erinnert sich
Spiegeleier mit Speck
Mit voller Kraft ins Kraut
Hamburger mit Pommes und Weizenbier
Die Probebühne und die Premiere
Der Pro
Zwei Birdies am selben Loch
Die Unsicherheit der Sicherheit
Viertes Buch: Die Problemzonen in Hand und Herz
Der Wiederholungszwang nach Sigmund Freud
Der Polarbärin uns
Sympathisch oder parasympathisch
Paralyse durch Analyse
Kein Ruhm ohne Risiko
Ich bin keine Micky Maus
Die Klinik kann warten
Die Zerstörung einer Beziehung
Die flatternde Versuchung
Das Jahr wird schrecklich
Wagemut tut immer gut
Fünftes Buch: Das Leben rund um Klubhaus und Green
Der Platz ist das Spektakel, nicht der Sport
Was hältst du vonKnossos, mein Schatz?
Der Gemeinsinn der Gemeinschaft
Kein Swimmingpool, kein Federball
Schwitzen kann manin der Sauna
Der Raum in unserer Seele
Der König und der Pferdeschmied
Einer zahlt immer
Kein Alligator bei Aldi
Das ideale Restaurant
Sechstes Buch: Die hohe Kunst des Versagens
Signor Franco und die Lust am Leben
Versagen, aber mit Genuss
Gespräch mit einem Toten
Die Kunst desMöglichen
Die geografische Neurose
Picknick im Stehen
Marienglaube und Heiligenstatuen
Nachbehandlung des Patienten
Die Prognose, die sich selbst erfüllt
Gute Laune, schlechte Laune
Maß gegen Maß
Siebtes Buch: Der Golfer als Zierde der Menschheit
»Sag, wie ist dein Handicap?«
Saison für den Golferis vulgaris
Die Grammatik des Möglichen
Ententanz gegen die Angst
Abschlag unter Seinesgleichen
Käse aus Mesopotamien
Small Talk als große Kunst
Der Schutzpatron der Golfgemeinde
Die Hände zum Himmel
Toleranz mit Verzögerung
Die Lady mit dem Swing
Achtes Buch: Das Seelenleben der golfenden Spezies
Die Versöhnung kommt erst spät
Selbstironisch ist der Mann
Verstehen heiß nicht bestehen
Die Jäger des Glücks
Leoparden und Schäferhunde
Ein Philosoph im Klubhaus
Zehn Weisheiten für alle Tage
Das Publikum der Experten
Es fehlen die Tattoos
Neuntes Buch: Die richtigen Manieren am richtigen Ort
James Bond ist kein Gentleman
Der Reiz zitronengrüner Männerhosen
Eiserne Ladies
Emanzipation ist im Spiel
Golf ist Gesetz
Die Wahrheit und die Weisheit
Die Farbenlehre der Fröhlichkeit
Kurze Hosen haben kurze Beine
»He du, ich bin der Hansi«
Bauarbeiter und Models
Klubhaus und Opernhaus
Es geht drunter wie drüber
Zehntes Buch: Der Spagat zwischen Sport und Spiel
Die Garantie zum Sieg
Big Business auf dem Golfplatz
Spiel oder Sport?
Golf ist, wenn man trotzdem lacht
Leistungsgolfer und Spaßgolfer
Das Album der Peinlichkeiten
Golf als Wirtschaftsmaschine
Zwischen Erfolg und Spiel
Der beste Golfer aller Zeiten
Zugegeben, der Titel des Buchs klingt etwas hochtrabend: »Das Golf-Evangelium«. Das tönt danach, als ob hier biblische Wahrheiten verkündet würden.
Keine Sorge. Jeder Golfer und jede Golferin wissen, wie es in diesem unberechenbaren Spiel täglich zugeht. Triumph und Tragödie sowie Glück und Pech liegen hier so nahe beieinander, dass es keine ewigen Wahrheiten geben kann.
Das Wort Evangelium stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet »frohe Botschaft« oder »gute Nachricht«. Genau darum geht es in diesem Band. Es soll ein Golfbuch der frohen Botschaften und der guten Nachrichten sein. Das Ziel ist nicht, wie sonst üblich in der Literatur zu diesem Sport, den Schwung oder das Handicap der Leserinnen und Leser zu verbessern. Nein, einziges Ziel ist es, deren Laune und Lebensfreude zu verbessern.
Vielleicht, so hoffe ich, schlägt das dann doch auf den Schwung und das Handicap durch. Gutgelaute und heitere Golfer, wie wir alle wissen, spielen auch besser.
Dieses Buch ist, wie die echten historischen Evangelien auch, eine lockere Sammlung von Anekdoten, Beobachtungen und Apercus, in unserem Fall rund um Fairway, Klubhaus und Green. Es ist ein sogenanntes Best-of. Neben diversen neuen Kapiteln ist es vor allem eine Zusammenstellung der besten und beliebtesten Texte, die von Kurt W. Zimmermann in seinen bisherigen vier Golfbüchern erschienen sind.
Diese vier bisherigen Titel waren »Echte Golfer weinen nicht«, »Echte Golfer fahren links«, »Echte Golfer bleiben treu« und »100 Dinge, die jeder Golfer wissen muss«. Sie sind, auch zur Verwunderung des Autors, zu den bestverkauften Golfbüchern im deutschsprachigen Raum geworden. »Echte Golfer weinen nicht« beispielsweise hat bereits die 12. Auflage erreicht.
Das »Golf-Evangelium« ist damit so etwas wie das Konzentrat einer lange gewachsenen Golf-Philosophie. Fazit ist, dass ich denke, Golf ist die schönste, beschwingteste und fröhlichste Lebensform, die es auf diesem Planeten gibt.
Wenn dieses Buch schon im Titel eine etwas gewagte Anleihe macht, dann liegt die Frage nahe, ob sich auch im Alten und Neuen Testament Parallelen zum Golfsport finden. Sie finden sich zuhauf und haben sich in den zehn Zitaten niedergeschlagen, die den zehn Kapiteln zugeordnet wurden.
»Er siegt mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm«, steht zum Beispiel in den Psalmen. Das erinnert uns doch sehr an unser letztes Golfturnier.
»Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach«, steht beim Evangelisten Matthäus. Das erinnert uns doch sehr an unsere letzte Runde auf dem Platz.
Meine Lieblingspassage findet sich im Buch Mose. Sie lautet: »Strecke deinen Stab aus und schlag in den Staub der Erde …«
Besser kann man Golf nicht beschreiben.
(Sprüche 31,10)
Nur im Golf treten Männer im Wettkampf gegen Frauen an.
Für manche Männer ist das ein Härtetest.
Gestern habe ich mit meiner Frau gespielt. Wir spielten gemeinsam ein Turnier in unserem Klub. Sie klassierte sich deutlich besser als ich.
Das ist schon sehr ungewöhnlich.
Ungewöhnlich ist nicht, dass meine Frau besser spielte als ich, das tut sie leider oft. Ungewöhnlich ist, dass dieser Vergleich überhaupt möglich war.
Golf ist die einzige Sportart, in der Männer und Frauen gemeinsam, gleichzeitig und in derselben Arena unterwegs sind. Das gibt es sonst nirgendwo. Männer boxen nicht mit Frauen. Frauen rudern nicht gegen Männer. Männer spielen nicht Eishockey mit Frauen.
Golf, können wir sagen, ist dadurch die emanzipierteste Sportart auf diesem Planeten. Hier triumphiert echte Gleichberechtigung. Männer und Frauen machen auf dem Spielfeld keine Unterschiede.
Golf, können wir umgekehrt sagen, ist dadurch auch die einzigartige Kampfzone der Geschlechter. Gleichberechtigte Männer und Frauen stehen für einmal in direkter Konkurrenz.
Für mich ist dadurch das Verhältnis von Mann zu Frau und Frau zu Mann eine der reizvollsten Facetten dieses Spiels. Klar, auch sonst ist eine Partnerschaft nicht frei von Wettbewerb. Wem gelingt die bessere Sauce für die Spaghetti Bolognese?
Bei Golf aber ist es etwas intensiver als am Herd. Damit wären wir beim »Klub der armen Schweine«. So nennt man die spezielle Spezies der Männer, die ein höheres Handicap haben als ihre Frauen. Im Klubhaus haben diese Underdogs kein leichtes Leben. »Und, wieviel Geld hat dir deine Frau heute wieder abgenommen?« gehört noch zu den harmloseren Fragen nach einem Wettspiel mit der Gattin aus der höheren Leistungsklasse.
Ich habe auch einige Golffreunde, deren Frauen die Kühnheit haben, das bessere Handicap als ihr Göttergatte vorzuweisen. Die meisten Göttergatten können damit nicht sehr gut umgehen.
Kollege Mark zum Beispiel golfte schon ein paar Jahre, bevor seine Frau damit begann. Er ist nicht sehr begabt, schaffte es aber mit viel Fleiß auf Handicap 20. Seine Frau, Judith, war das Gegenteil davon, trainingsfaul, aber ein Naturtalent. Nach kurzer Zeit schon überholte sie ihn deutlich und war auf Handicap 12. Mark litt sehr und spielte zunehmend verbissen. Wir haben dann ein kleines Jux-Turnier ausgetragen, bei dem Mark und Judith auch dabei waren. Es galt eine besondere Regel. Die Frauen spielten von den Männerabschlägen, die Männer spielten von den Frauenabschlägen.
Mark gewann. Er war danach entspannt wie lange nicht mehr. »Ich hätte heute mein Golfhandicap heruntergespielt«, sagte er gutgelaunt zu mir, »wenn ich eine Frau wäre.«
»Bis dahin ist noch ein weiter Weg«, sagte ich.
Damit sich unsere Leserinnen nun nicht bedroht fühlen, erzählen wir noch kurz die Geschichte eines Ehepaar-Turniers. Es ist die Spielvariante, bei der Mann und Frau abwechselnd an der Reihe sind.
Sie beginnt. Sie schlägt einen brillanten Drive mitten auf die Bahn. Nun ist er dran und haut den Ball kläglich in den Wald. Doch ihr gelingt ein brillanter Rettungsschlag aus dem Wald, und der Ball rollt knapp an die Fahne. Nun ist er wieder dran und schiebt den Ball kläglich drei Meter neben das Loch. Doch sie schafft einen brillanten Putt, und der Ball fällt.
»Du musst dich schon etwas mehr anstrengen«, sagt er nun, »ich habe nur zwei Schläge gebraucht, du aber drei.«
Mein Freund hat eine Frau. Sie spielt nicht Golf. Darum spielen wir nicht mehr mit ihm.
Mein Freund Carlo hat eine Leidenschaft. Er spielt fürs Leben gern Golf. Außerdem hat er eine Frau.
Carlos Frau spielt nicht Golf. Auf den ersten Blick ist das ein Glücksfall. Es gibt für den golfenden Mann nichts Besseres, denkt man, als ungestört mit den Kumpels auf dem Platz und im Klubhaus herumzuhängen. Und wenn er dann abends zur Teuersten zurücktrudelt, stehen zu Hause schon der Käse und der Portwein auf dem Tisch.
Leider ist die Wirklichkeit nicht so idyllisch. Eine Runde Golf unter gestandenen Männern dauert, inklusive An- und Abreise, Drinks, Nachtessen und Zigarren, etwa sieben bis acht Stunden. Es kann also zehn Uhr abends werden. Nicht jede Teuerste wartet dann lächelnd in der Küche.
Im Fall von Carlo ist es leider definitiv kein Glücksfall. Kaum haben wir jeweils das 18. Loch hinter uns, wird er nervös. Er greift zum Handy und ruft an. Manchmal reicht es dann noch für ein kleines Glas im Stehen, manchmal verabschiedet er sich sofort. Er muss heim.
Das geht uns auf die Nerven. Wir haben nun beschlossen, nicht mehr mit ihm zu spielen.
Würde seine Teuerste selber spielen, dann würde er bleiben. Er würde bleiben, auch wenn sie zu Hause wäre. Denn Frauen, die selber golfen, kommen der Sache genau so schnell wie wir auf den Grund. Traditionellerweise ist der Mittwoch der Ladies day, an dem unsere Frauen ihre Parties abziehen. Dann kommen auch sie ziemlich spät heim. Das trifft sich gut, weil am Mittwoch ohnehin Fußball am TV läuft.
Der einzige Unterschied zu uns Männern ist, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, dass die Ladies nicht zwingend schon um zehn Uhr abends zuhause eintreffen. Denn bei ihnen kommt neben An- und Abreise, Drinks, Nachtessen und Zigarren als weiteres zeitintensives Element der weibliche Informationsaustausch dazu. Das dauert.
Bei vielen golfenden Ehepaaren hat sich eine Art Grundprinzip eingebürgert. Unter der Woche spielt man mit den Kumpels und Kumpelinnen, am Wochenende und in den Ferien spielt man mit dem Partner. Wenn einer der beiden kein Golf spielt, ist das fast eine Anleitung zum Unglücklichsein. Beide leiden, wenn nur einer Golf spielt.
Sie leidet, wenn er im Urlaub dauernd weg ist. Er leidet genauso, wenn er die neuen Golfplätze am Feriendomizil meiden muss und stattdessen zu Kirchenbesichtigungen und Flohmärkten mitgeschleppt wird.
Interessanterweise kenne ich fast nur golfende Männer mit nichtgolfenden Frauen. Ich kenne kaum golfende Frauen mit nichtgolfenden Männern. Das hat historische Gründe, die aber zum Glück allmählich wegfallen. Gegen 40 Prozent des deutschsprachigen Golfervolks sind heute weiblich. Vor 25 Jahren waren es noch halb so viele. Die Frauen holen also auf, und darum wird auch die natürliche Lösung des Problems immer seltener, wie ein bewährter Golferwitz es beschreibt.
Der Mann ist gestorben, und die Frau will eine Todesanzeige aufgeben. Auf der Zeitung sagt man ihr, dass jedes Wort zwei Euro koste. Sie textet: »Klaus Meier starb.«
Das gehe nicht, sagt man ihr, eine Todesanzeige müsse mindestens aus sechs Wörtern bestehen. Sie textet: »Klaus Meier starb. Golfschläger zu verkaufen.«
Ist es ratsam mit dem Partner oder der Partnerin zu spielen?
Wir leben in Zeiten der politischen Korrektheit und der Genderdebatte, darum muss ich mit der Antwort etwas vorsichtig sein. Aber so viel schicke ich voraus: Es ist nicht sehr empfehlenswert, mit dem Ehepartner oder sonstigen Lebenspartner allzu viel Golf zu spielen.
Wie spielt ein Mann, wie spielt eine Frau?
Ein Mann spielt in der Regel Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihm vollkommen misslingen. Eine Frau hingegen spielt in der Regel kein Golf auf höchstem Niveau. Ausnahme von der Regel sind nur die Schläge, die ihr vollkommen gelingen.
Dumm daran ist nur, dass die männlichen Ausnahmen von der Regel häufiger sind als die weiblichen Ausnahmen von der Regel. Frauen spielen oft viel konstanter als Männer, weil sie nicht bei jedem Schlag den Schlag des Jahrhunderts versuchen. Männer und Frauen haben zu Golf eine unterschiedliche Attitüde. Für Männer ist es die Fortsetzung ihres Lebens von außerhalb des Platzes. Man sollte gut sein, man sollte Leistung zeigen, man sollte gewinnen. Wenn Männer untereinander spielen, dann geht es immer um einen Einsatz. Männer spielen um Geld oder um Drinks.
Für Frauen ist Golf eine Abwechslung vom Leben von außerhalb des Platzes. Sie müssen sich für einmal um nichts kümmern, sie können entspannen. Wenn Frauen untereinander spielen, dann spielen sie nicht um die Wette, es geht es um nichts außer um das Amüsement.
Es sind zwei sehr unterschiedliche Attitüden, die hier aufeinandertreffen. Das hat Konfliktpotential.
Der Mann, der Golf als Fortsetzung des Lebens betrachtet, unterstützt darum auch seine Lebenspartnerin mit exzellenten Ratschlägen, damit sie ebenfalls sein Leistungsniveau erreicht.
Nach ihrem Schlag sagt darum der Mann: »Höre, Darling, ich gebe dir einen Tipp: Deine Schwungebene ist zu steil. Ich rate dir dringend, flacher an den Ball zu kommen.«
Nach dieser selbstlosen Erklärung haut er mit steiler Schwungebene in den Boden und der Ball hoppelt jammervoll in den Teich.
Die Frau sagt dann milde: »Da hast du aber Pech gehabt.« Nach ihrem nächsten Schlag sagt der Mann: »Höre, Darling, du solltest den Schläger lockerer halten. Das bringt dir mehr Länge.« Nach diesem generösen Hinweis umklammert er sein Holz bis die Knöchel weiß werden und hämmert den Ball krachend in den Wald. Die Frau sagt nun: »Da hast du schon wieder Pech gehabt.« »Musst du eigentlich jeden Schlag von mir kommentieren!« brüllt er nun.
»Warum brüllst du mich an?« fragt sie.
»Ich brülle, wenn ich brüllen will!«, brüllt er nun.
Wir können es kurz machen. Es endet oft nicht gut, wenn gegensätzliche Mentalitäten aufeinandertreffen. In diesem Fall ist es das männlich-weibliche Gegensatzpaar von Leistungswillen und Vergnügen.
Die Engländer und die Schotten, die Altmeister im Golf, wissen das schon lange. Dort spielen Männer nur mit Männern und Frauen mit Frauen, Gentlemen unter sich, Ladies unter sich.
Wir sollten von ihnen lernen. Wer unbedingt etwas gemeinsam unternehmen will, kann ja immer noch ins Kino. Oder ins Bett.
Zwei Dinge auf dieser Welt führen zu Übermut und hohem Adrenalinspiegel
Es gibt eine Menge Witze über Blondinen. Meistens geht es darum, wie blöd Blondinen sind. Es gibt eine Menge von Witzen über Anwälte. Meistens geht es darum, wie schamlos Anwälte ihre Kunden ausnehmen. Es gibt auch eine Menge Witze über Golf. Meistens geht es um Sex.
Es ist schon bemerkenswert, wie oft es in Witzen und Anekdoten rund um Golf um das eine geht. Wir kennen sie ja alle, diese Pointen. Da ist jener, der sich mit einer tollen Golf-Lady auf und neben dem Green vergnügt, bis sich die Lady als Transvestit herausstellt. Da ist jener über die Dame mit dem Schläger im Mund. Und so fort.
Als Hobby-Golfsoziologen fragen wir uns natürlich, warum das so ist. Man könnte darauf verweisen, dass viele Golfer schon etwas in die Jahre gekommen sind und man im Alter gerne von früheren Tätigkeiten erzählt. Man könnte, was eher zutrifft, darauf verweisen, dass Golf-Anlagen und Klubhäuser noch nicht mit dem Virus der pathologischen Political Correctness angesteckt sind und dort noch Toleranz für Gender-Schabernack besteht.
Ich denke, es hat noch stärker mit etwas anderem zu tun. Es hat zu tun mit diesem seltsamen Stimulans, den eine gute Golfrunde bietet. Es ist ja immer wieder auffällig, wie locker sich plötzlich der graue Bürohengst benimmt, kaum steht er auf dem Grün. Es ist immer wieder auffällig, wie beschwingt sich plötzlich die blaustrümpfige Gesellschaftsdame verhält, kaum hat sie den Fairway betreten. Er lacht laut, sie lacht laut. Er tänzelt herum, sie tänzelt herum. Golf verleitet zu Heitersinn, oft auch zu Übermut.
Das Stimulans Golf verändert, zumindest vorübergehend, die Seelenlage der Individuen. Ich habe auf dem Golfplatz oder im Klubhaus schon wilde und vergnügliche Geschichten über berufliche Pleiten und Pannen zu hören bekommen. Ich habe wilde und vergnügliche Geschichten über Scheidungen und Affären zu hören bekommen.
Die Geschichten haben mir häufig Leute erzählt, die ich ein paar Stunden vorher erst kennengelernt hatte. Sie erzählten seltsam beschwingt. Golf verführt dazu, die Hemmungen des Alltags zu verlieren. Man wird anders. Man wird übermütig, fast schon benebelt.
Golf kann euphorisierend sein. Und damit wären wir zurück beim Thema Sex. Eine Runde Golf kann sein wie ein flotter Flirt. Man ist in einem leichten Erregungszustand, der Puls ist höher als gewohnt, der Adrenalinspiegel ebenso. Man neigt zu Dummheiten, zu Verlust der Selbstkontrolle, zu Frohsinn und unbegründeter Heiterkeit. Die Frage, was Golf mit Sex zu tun hat, können wir damit leicht beantworten. Es ist das Gleiche. Nicht-Golfer, die über solche Subtilitäten nicht im Bilde sind, treten ja gerne vor uns Golfer hin und intonieren feixend das einzige Bonmot, das sie von unserem Sport kennen. »Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf?«
Machen Sie vor der Heirat besser ein paar Probeschwünge. Das spart Ihnen spätere Scheidungskosten.
Kürzlich habe ich wieder einmal mit Erwin gespielt. Es ist stets vergnüglich mit ihm. Denn Erwin ist der Meister des Probeschwungs. Für Nichtgolfer muss ich zuerst kurz erklären, was ein Probeschwung ist. Beim Probeschwung holt der Golfer aus, schwingt durch und schlägt bewusst knapp am Ball vorbei. Manche Golfer machen auch vier oder fünf Probeschwünge am Ball vorbei. Dann erst hauen sie wirklich zu.
Diese Übungsanlage ist einzigartig im Sportumfeld. Es gibt keinen Fußballer, der vier- oder fünfmal mit dem Bein durch die Luft schwingt, bevor er den Freistoß tritt.
Damit wären wir wieder bei Erwin. Sein Probeschwung ist toll. Wir haben ihn mit dem Handy auf dem Platz aufgenommen. Das Video ist eine Augenweide. Erwins eleganter und schwereloser Probeschwung wäre eine Zierde für jedes Lehrvideo.
Nun ahnen Sie, was kommt: Wenn Erwin dann wirklich zuschlägt, löst sich sein eleganter und schwereloser Probeschwung in Luft auf. Im Ernstfall drischt er dann mit barbarischer Gewalt auf den armen Ball. Der fliegt natürlich sofort in die Prärie.
Fast alle Golfer haben einen tollen Probeschwung und einen mäßigen Ernstschwung. Eigentlich könnten sie die Golfbewegung perfekt. Sie können sie nur nicht mehr, wenn plötzlich eine kleine, weiße Kugel sie von unten her anblickt. Der ideale Schwung wird durch die Realität gebremst.
Damit wären wir im wirklichen Leben. Das Leben ist ein Probeschwung.
Nach der fantastischen Liebesnacht folgen zwanzig Jahre alltägliches Ehedasein. Nach dem fantastischen Anstellungsgespräch folgen zwanzig Jahre alltägliches Berufsleben. Nach dem phantastischen Hauskauf folgen zwanzig Jahre alltägliche Reparaturen.
Zumindest im Golf weiß die Wissenschaft, warum das so ist. Wir haben alle eine limitierte Menge an sogenannten Aufmerksamkeits-Ressourcen. Im Probeschwung werden diese Ressourcen nicht ausgeschöpft. Es droht von nirgendwo Gefahr, genauso wenig wie bei der ersten Liebesnacht.
Im dauerhaften Ernstfall aber kommen störende sensorische und psychologische Hindernisse hinzu. Das können auf dem Golfplatz der Wind sein, der eigene Ehrgeiz, die Temperatur, die Mitspieler, die Umgebung. Es droht von überall Gefahr. Die Aufmerksamkeits-Ressourcen werden dadurch überlastet.
Der Unterschied zwischen einer Liebesnacht und dem Ehedasein ist der Gleiche.
Im Fall von Erwin können wir sehen, dass der Probeschwung aber doch seine Berechtigung hat. Erwin hat zwei Kinder von zwei verschiedenen Frauen. Aber er war mit keiner der beiden je verheiratet. Nach dem Probeschwung hat er die Partie abgebrochen.
Golfer wissen sehr genau, warum sie den Ball nicht treffen. Danach treffen sie den Ball nicht.
Auf unserer Golfrunde schlug meine Frau zweimal hintereinander in den Boden. »Du schlägst in den Boden«, sagte ich, »weil du während des Schwungs in die Knie gehst.«
»Ich weiß selbst, warum ich in den Boden schlage«, fauchte meine Frau zurück.
»Wenn du weißt, warum du in den Boden schlägst«, sagte ich, »warum schlägst du dann in den Boden?«
Das war eine äußerst sachliche, aber offenbar keine passende Frage. Der Blick, den sie mir zuwarf, wird in der Literatur gerne als »eiskalt« bezeichnet. Ich erwarb mir ihre Gunst erst später wieder, als ich ihr nach der Runde ein paar Gläser Champagner spendierte. »Den Champagner bitte eiskalt«, sagte sie.
Es gibt ein paar wirklich delikate Dinge auf dieser Welt. Delikat zum Beispiel ist die Frage, wie man am besten aus der Atomenergie aussteigt. Delikat sind auch die Pläne für neue Siedlungen im Westjordanland.
Noch delikater ist nur, einer Golferin oder einem Golfer zu sagen, dass er beim Golfen etwas falsch macht. »Ich weiß selbst, warum ich in den Boden schlage«, fauchen dann die Golferin und der Golfer zurück.
Damit sind wir bei der Frage, was Golf von Microsoft Excel oder von Autofahren im Winter unterscheidet.
Niemand hat ein Problem, wenn man ihm erklärt, dass man beim Tabellenkalkulationsprogramm Microsoft Excel mit der Tastenkombination STRG+X den Zellinhalt ausschneiden kann. Es ist nützlich, dies zu wissen. Niemand hat beim Autofahren ein Problem, wenn man ihm erklärt, dass man auf Schnee besser im zweiten Gang anfährt. Es ist nützlich, dies zu wissen. Jeder ist froh über den Tipp.
Wenn man aber dem Golfer etwas erklärt, dann findet er das nicht nützlich und ist er nicht froh über den Tipp. Er faucht.
Die Erklärung dafür ist einfach: Am Computer und beim Autofahren weiß man selbst genau, dass man nicht alles kann. Man ist dankbar für externe Hilfe.
Bei Golf hingegen weiß jeder sehr genau, wie es geht. Oder etwas präziser formuliert: Man weiß in der Theorie sehr genau, wie es geht. Man kann es nur in der Praxis nicht. »Ich weiß sehr genau, warum ich in den Boden schlage«, sagen wir dann.
Die Diskrepanz zwischen Theorie und Praxis ist einer der Hauptgründe, warum Golf so faszinierend ist und warum wir so gern auf den Golfplatz gehen. Die Spannung zwischen Ist und Soll ist immer da. Manchmal wissen wir im Kopf genau, wie es geht, aber auf dem Platz geht es trotzdem nicht. Dann wieder wissen wir im Kopf nicht genau, wie es geht, aber auf dem Platz geht es wunderbar.
Als ich vor Kurzem wieder mit meiner Frau spielte, landete ihr Ball im Sand, eingegraben in der Bunkerkante. Ich hatte keine Ahnung, wie man so ein Ding herausspielt.
Sie machte nicht lange herum, holte aus, schlug drauf, der Ball stieg in die Luft und blieb einen halben Meter neben der Fahne liegen.
»Was sagst du jetzt?«, fragte sie. Der Blick, den sie mir zuwarf, wird in der Literatur gerne als »triumphierend« bezeichnet.
Die erbitterten Gender-Konflikte haben den abgeschirmten Golfplatz noch nicht erreicht.
Bevor wir uns in die theoretische Diskussion begeben, müssen wir wohl zwei Beispiele liefern.
Kennen Sie den? Die Ehegattin vergnügt sich mit ihrem Geliebten. Da klingelt ihr Handy. Sie nimmt ab, hört kurz zu, und legt wieder auf. »Wer war das?«, fragt ihr Geliebter. »Das war mein Mann«, sagt sie, »er sagt, es wird etwas später werden, er ist mit dir auf dem Golfplatz.«
Das war nun ein nicht sehr männerfreundlicher Witz.
Oder kennen Sie den? Ein Golfer wird vom Marshall erwischt, wie er eine Mitspielerin im Bunker beglückt. »Ein Strafschlag«, sagt der Marshall. »Aber warum denn?«, fragt der Golfer. »Sie hat den Boden berührt.«
Das war nun ein nicht sehr frauenfreundlicher Witz.
Golf, kein Zweifel, ist das humorigste Spiel auf diesem Planeten. Über keine andere Sportart gibt es dermaßen viele Witze. Wer auf Google das Stichwort »Golfwitze« oder »golf jokes« eingibt, findet Hunderte von Beispielen. Auch die populärsten Sportarten dieser Welt können da bei weitem nicht mithalten. Selbst beim Stichwort »Fußballwitze« ist die Ernte deutlich bescheidener.
Ähnlich viele Witze wie über Golf gibt es nur über Sex.
Und damit wären wir mitten im Thema. Die Golfwitze werden, etwa im Internet, meist in zwei Kategorien unterteilt: Es gibt saubere Golfwitze und es gibt schmutzige Golfwitze. Die zweite Kategorie ist bemerkenswert stark vertreten. Auch die beiden Exemplare, die ich eingangs zitiert habe, gehören wohl dorthin. Warum sind Golfwitze oft so anzüglich? Nun, es hat mit einem weitverbreiteten Charakterzug der Golfer zu tun. Die meisten Golfer sind von einer artentypischen Ausgelassenheit. Sie haben eine Form von Beschwingtheit, die auch daher rührt, dass sie den freiheitlichsten Sport dieser Welt betreiben. Sie sind weder von Stadionmauern noch von Pisten eingekerkert. Die führt dazu, dass sie sich oft nicht an die immer gestrengeren Vorgaben der politischen Korrektheit halten. Auf dem Golfplatz machen sie zum Beispiel dumme Witze über das andere Geschlecht. Es sind Witze, die sie im Büro und selbst auf dem Betriebsausflug nicht mehr wagen würden.
Golfplätze und Klubhäuser haben oft etwas Sympathisch-Antiquiertes. Sie sind Überbleibsel aus vergangenen Zeiten, als die Moralkeulen noch nicht permanent niedersausten. Es sind die letzten Schonzonen, wo Frauen noch Witze über nackte Männer und Männer noch Witze über nackte Frauen machen dürfen. Gutmenschen aller Art und Feministinnen aller Art werden das verdammungswürdig finden. Ich finde es erfrischend. Golfplätze sind die letzten Widerstandsnester gegen den Zeitgeist.
Warum Golfer zu Witz und Ironie neigen, weiß jeder Golfer sehr genau. Er betreibt schließlich einen Sport, bei dem er dauernd riskiert, sich der Lächerlichkeit preiszugeben.
Wir kennen es ja alle. Wir stehen also zwanzig Meter vor einem Ententeich. Und was tun wir? Wir versenken den Ball zwischen den Enten. Wir droppen einen neuen Ball.
Und was tun wir? Wir landen wieder im Teich. Die Enten schauen schon gar nicht mehr hin. In einer solchen Situation gibt es nur eines. Wir müssen über uns selber lachen. Wer dauernd über sich selber lachen muss, der kann auch den Rest der Welt nicht allzu ernst nehmen.
Der Mann ist auf dem Golfplatz von abgeklärter Gelassenheit. Sie hingegen faucht.
Ich bin ein großer Bewunderer von Ephraim Kishon. Er war für mich der beste Satiriker der Literaturgeschichte. In seinen Texten taucht oft seine Gattin Sara auf. Er nennt sie »die beste Ehefrau von allen«.
Auch wir wollen uns heute mit unseren »besten Ehefrauen von allen« beschäftigen. Wir betrachten ihr Verhalten auf dem Golfplatz.
Wenn wir Männer einen Ball ins Gebüsch hauen, dann lächeln wir versonnen vor uns hin. Dann spielen wir vergnügt einen zweiten Ball. Wenn der zweite Ball dann im Wasser landet, reagieren wir mit gelassener Heiterkeit. Wenn unsere Frauen einen Ball ins Gebüsch hauen, dann fauchen sie. Dann spielen sie knurrend einen zweiten Ball. Wenn der zweite Ball dann im Wasser landet, stampfen sie mit den Füßen, dass das Klubhaus erzittert.
Frauen nehmen Golf viel ernster als Männer. Sie fauchen, sie knurren, sie regen sich auf. Wir hingegen bleiben stets heiter und gelassen. Ich habe eine Theorie, die den Unterschied erklärt. Frauen sind während ihres normalen Tagwerks zwischen Health-Club, Hair-Styling und Prada-Shop nie richtig gefordert. Ihr Leben besteht aus reinem Vergnügen. Der Golfplatz ist das einzige Terrain, wo sie etwas unter Leistungsdruck stehen. Darum stampfen sie bei Mißerfolg mit den Füßen und fauchen dazu.
Wir Männer hingegen stecken täglich im brutalen Dschungel von Profitmaximierung und Shareholder Value.
Wir sind brutal unter Druck, es ist im Job tagtäglich die reine Tortur. Der Golfplatz ist das einzige Terrain, wo wir etwas entspannen können. Darum lächeln wir bei Mißerfolg vergnügt vor uns hin.
Ephraim Kishon hätte an dieser Theorie sicher seine Freude gehabt. Nun ist das hier aber keine Satire, sondern eine seriöse Golfkolumne. Wir müssen also eine andere Erklärung suchen.
Ich glaube, es hat damit zu tun, dass Frauen Perfektionistinnen sind. Wir Männer haben ja kein Problem, wenn unsere gebrauchten Golf-Socken tagelang neben dem Nachttisch liegen und wenn in der Speisekammer eine alte Torte vermodert. Die Socken und die Torte stören ja nicht.
Frauen aber sind Perfektionistinnen. Diese Tugend übertragen sie auf Golf. Keine andere Sportart verlangt so viel Sorgfalt und Liebe zum Detail. Kraft und Kampf haben hier nichts verloren. Es zählen Präzision, Ordnungsliebe und Akribie. Das, wir geben es zu, können Frauen besser als wir. Darum knurren sie und stampfen sie mit den Füßen, wenn es misslingt.
Meine »beste Ehefrau von allen« hat dann irgendwann meine Golf-Socken vom Nachttisch weggeräumt. Ich habe mich gewundert. Die Golf-Socken störten ja nicht.
Erneut das immerwährende Thema: Warum Golf doch eine Spur anders als Sex ist.
Die menschliche Natur funktioniert nach dem Prinzip von Aufwand und Ertrag. Wenn der Aufwand für eine Tätigkeit riesig und der Ertrag minimal ist, dann hört die menschliche Natur mit dieser Tätigkeit auf. Wer kaum je ein Kreuzworträtsel lösen kann, hört irgendwann damit auf. Wer beim Pilzsammeln kaum je einen Pilz findet, hört irgendwann damit auf. Wer kaum je ein Omelette Soufflé hinbekommt, hört irgendwann damit auf.
Golfer hören nie auf, auch wenn sie kaum je eine gute Runde zustande bringen. Golf ist darum wie Sex. Es sind die zwei einzigen Sportarten, so sagt das bewährte Bonmot, die alle auch dann mit Spaß betreiben, wenn sie es nicht können.
Warum hören Golfer trotz Misserfolgen nie auf?
Zur Erklärung müssen wir kurz zurück zum Vergleich von Golf und Sex. Es gibt einen entscheidenden Unterschied. Wer es im Bett nicht richtig kann, der kann es für alle Zeiten nicht. Wer es im Golf nicht richtig kann, der kann es doch immer mal wieder von Zeit zu Zeit.
Das ist ja das Erstaunliche an Golf. Selbst dem lausigsten Golfer gelingt von Zeit zu Zeit ein Weltklasseschlag. Da stehen der Paul und die Ilse und der Peter hundertzwanzig Meter vor dem Green, holen ein Eisen aus der Tasche – und schwupp, irgendwann hauen sie die Kugel mit ballistischer Perfektion einen halben Meter neben die Fahne. Weltklasse.
Das ist der Unterschied zur anderen Disziplin. Dort kannst du dich nicht plötzlich in Casanova oder Don Juan verwandeln. Im Golf hingegen kannst du dich plötzlich in Jack Nicklaus und Bernhard Langer verwandeln. Du kannst als Golfer jederzeit einen Traumschlag spielen, wie er auch dem besten Profi nicht besser gelingt.
Damit ist erklärt, warum wir Golfer trotz all unserer irdischen Mühseligkeit nie mit diesem Spiel aufhören werden. Am Ende des Tunnels lockt immer das gleißende Licht des perfekten Schlags. Der perfekte Schlag ist er darum, weil er exakt so ausfällt wie wir uns das vorgenommen haben. Der Ball fliegt genau nach unseren Regieanweisungen.
Dieser makellose Schlag brennt sich dann wie ein Brandmal in unser Langzeitgedächtnis ein. Im Grunde ist es bizarr, aber viele Golfpartner können mir heute noch detailgenau erzählen, wie ihnen vor fünf oder zehn Jahren einer dieser Traumschläge gelang, etwa damals in Bayern mit den Fünfer-Holz 180 Meter übers Wasser zum Birdie-Putt, oder damals in Teneriffa, dieser Schlag aus dem Schilf, der tot am Stock endete.
Ich habe auch einen, an den ich mich bis heute erinnern kann. An einem Par 3 in Italien traf ich die Fahnenstange, der Ball sprang leicht zurück und blieb fünfzehn Zentimeter vor dem Lochrand liegen. So nahe war ich noch nie an einem Hole-in-one dran.
Der Traumschlag beweist uns, dass wir den Traumschlag können, nicht jedes Mal, aber immer mal wieder. Wir müssen nur etwas Geduld haben. Irgendwann kommt er. Es wäre absurd, in dieser hoffnungsvollen Situation mit Golfen aufzuhören.
Fassen wir den Unterschied zwischen Golf und Sex zusammen. Auch wenn du in den beiden Sportarten nicht allzu talentiert bist, gelingt dir in einer der zwei Sportarten manchmal doch der perfekte Schuss.
Bei Golfer-Ehepaaren sind Scheidungen selten. Sie sind bereits genügend abgehärtet.s
Bei einem fröhlichen Abendessen diskutierten wir über die Trennungsrate in unserem Freundes- und Bekanntenkreis.