Das grenzenlose Und - Sandra Weihs - E-Book

Das grenzenlose Und E-Book

Sandra Weihs

4,4

Beschreibung

Marie, achtzehn Jahre alt, von der Welt enttäuscht und Borderline-gestört, gehört nicht in dieses Leben. Sie hasst die Abende in der Wohngemeinschaft, an denen die Betreuerin die Mädchen an den Tisch der Gleichberechtigung lockt und mit ihnen über ihre Ängste sprechen möchte. Wann kapieren die bloß endlich, dass das Leben für WG-Mädchen kein Happy End bereit hält? Das nämlich, glaubt Marie, ist die bittere Wahrheit. Schlimmer noch als die WG-Sitzungen ist die Psychiatrie, dahin will sie auf keinen Fall zurück. Und so stimmt sie dem Kuhhandel zu, den ihr Therapeut Willi vorschlägt: Er sorgt dafür, dass sie nicht wieder in die Geschlossene kommt, sie dagegen verspricht, ihren Plan, sich das Leben zu nehmen, auf Eis zu legen - mindestens für ein Jahr. Und sie muss zustimmen, regelmäßig zu den Therapiesitzungen zu kommen. Dort trifft sie auf Emanuel, und obwohl sie Gleichaltrige aus Prinzip für notgeile Idioten hält, machen sie sein kreatives Fluchen und die karamelläugigen Blicken neugierig. Auf die Gefahr hin, dass sie es mit einem Psychopathen, Narzisst oder - noch schlimmer - Burn-out-Kandidaten zu tun hat, lässt sie sich auf einen Kaffee einladen. Und weil sie unter dem Zauber - oder Fluch - von Willi stehen, legen sie die Karten auf den Tisch, erzählen sich von ihrer Vergangenheit, ihren Gestörtheiten, sogar den geplanten Selbstmord erwähnt Marie. Emanuel wird hellhörig und sie treffen eine makabre Verabredung, die für beide anders ausgeht, als erwartet. Sandra Weihs' Romandebüt ist einfühlsam, tiefdüster und hochkomisch, eine Mischung, die nur selten gelingt, dann aber einen Zauber entfaltet, dem man sich schwerlich entziehen kann. In »Das grenzenlose Und« begegnet der Leser hoffnungslos charmanten Charakteren und einer ungewöhnlichen Geschichte um Leben und Tod, die traurig, glücklich und nachdenklich zugleich macht.

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Seitenzahl: 208

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Marie ist Borderline-Patientin und überzeugt: Sie hat keinen Platz auf dieser Welt. Von ihrem Plan, sich das Leben zu nehmen, hält sie vorerst nur eines ab. Ihrem Therapeuten Willi hat sie versprochen, ein Jahr durchzuhalten, dafür verhindert er, dass sie wieder in die Psychiatrie muss. Marie lernt Emanuel kennen, und obwohl sie Gleichaltrige aus Prinzip für notgeile Idioten hält, lässt sie sich auf ihn ein. Marie spürt, dass sie etwas verbindet, und sie erfährt, dass auch Emanuel an den Tod denkt. Und so bedeutet der Beginn ihrer Geschichte zugleich das Ende – doch wie in jeder guten Geschichte kommt auch in dieser etwas dazwischen.

Sandra Weihs

DAS GRENZENLOSEUND

Roman

»Wir sind am Grund einer Hölle,von der jeder Augenblick ein Wunder ist.«

Emil M. Cioran

Inhaltsverzeichnis

Motto

Roman

Impressum

Über die Autorin

»Guten Appetit!«, wünscht Sarah mit ihrer dünnen Stimme, die so gar nicht zu ihrer massigen Erscheinung passt. Sie tischt gebratene Knödel mit Ei auf und blickt zufrieden in die Runde der Mädchen. Jede von ihnen strahlt auf ihre Art eine gewisse Kaputtheit aus, gut kaschiert unter Make-up und auffälliger Kleidung. Sarah rafft ihre blonden Strohlocken zu einem Zopf, setzt sich dazu und tupft sich, erschöpft vom Kochen, die erhitzte Stirn mit dem bunten Seidenschal trocken. Diesen Seidenschal trägt sie immer, auch dann, wenn sie mit uns im Sommer baden geht, Berichte für das Jugendamt über uns schreibt, der Polizei oder der Rettung Meldung über unsere Schandtaten gibt.

An mindestens einem Abend in der Woche müssen wir am gemeinsamen Essen teilnehmen und uns die Hoffnungen und Ängste unserer Wohnkolleginnen anhören. Wir sitzen um den runden Esstisch, der uns zeigen soll, dass wir alle den gleichen Wert, die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten haben. Sarah ist Betreuerin in der sozialpädagogischen Einrichtung und legt Wert auf Gemeinschaftsgefühl und Zusammenhalt. Deshalb gibt es in der Einrichtung nur runde Tische, teilen wir uns zu zweit ein Zimmer, müssen wir frühmorgens ausfechten, wann von wem das Gemeinschaftsbad benutzt wird und essen in der mit billigen Möbeln eingerichteten Gemeinschaftsküche für Angestellte und Insassen. Um am Tisch der Gleichberechtigung miteinander zu reden. Um das soziale Miteinander zu lernen. Um Konflikte konstruktiv zu lösen. Weil wir das alle von unseren missratenen Eltern mit ihren brutalen Erziehungsmethoden eben nicht gelernt haben. Als ob wir Mädchen Krieger wären. Und kämpfen würden. Gegen die Umstände, die uns in dieser WG zusammengeführt haben. Gegen die Herrschaft der Rücksichtslosen, gegen die Armut, gegen das System, gegen psychische Krankheiten. Die Betreuerinnen halten an einer pseudoromantischen Vorstellung vom Mittelalter fest, anstatt der Konkurrenz des globalisierten Kapitalismus endlich ins Auge zu sehen. Freude in einem freudlosen Leben wollen sie uns ermöglichen. Gehalten durch Werte wie Respekt, Toleranz und Füreinandereinstehen. Eine für alle, alle für eine. Lächerlich.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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