Das große GU Praxishandbuch Pflanzenschnitt - Hansjörg Haas - E-Book

Das große GU Praxishandbuch Pflanzenschnitt E-Book

Hansjörg Haas

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Beschreibung

Das Standardwerk zum Pflanzenschnitt: preisgekrönt, aktualisiert und erweitert Das 2013 mit zwei Preisen - Bester Ratgeber, Deutscher Gartenbuchpreis und Gartenbuchpreis der Deutschen Gartenbau-Gesellschaft – ausgezeichnete Standardwerk zum Pflanzenschnitt erscheint jetzt vollständig aktualisiert und erweitert. Der Gehölzschnitt ist ein wichtiges Dauerthema für jeden Hobbygärtner. Jedes Jahr stellt sich die Frage: Wie und wann schneidet man Rosen und Clematis, damit sie üppig blühen? Wie erzieht man einen Apfelbaum, Himbeeren oder Wein, um eine reiche Ernte zu erzielen? Dieses Standardwerk vermittelt in praktischen Anleitungen den Schnitt von über 500 Zier- und Obstgehölzen, Kübelpflanzen, Stauden und jetzt ganz neu: auch Zimmerpflanzen! Illustrationen zeigen genau, worauf es ankommt. Dabei erläutert das Buch den Schnitt für jedes Pflanze und geht auf Besonderheiten ein. Eine fundierte Einleitung in die Grundlagen des Schnitts sorgt für ein besseres Verständnis der einzelnen Schnittmaßnahmen. Diagnosetafeln helfen Ihnen, häufige Schnittfehler zu erkennen und zu vermeiden. Ein Kalender zeigt auf einen Blick den richtigen Zeitpunkt für den Schnitt Ihrer Pflanzen. So einfach kann Schnitt sein! - Das preisgekrönte Standardwerk zum Pflanzenschnitt, jetzt vollständig aktualisiert und erweitert - Die richtigen Schnittmaßnahmen bei über 500 Zier- und Obstgehölzen sowie Kübelpflanzen, Stauden und ganz neu: Zimmerpflanzen - Das ideale Geschenk für alle (neuen) Gartenbesitzer

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Seitenzahl: 636

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Impressum

© eBook: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

© Printausgabe: 2023 GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, Postfach 860366, 81630 München

GU ist eine eingetragene Marke der GRÄFE UND UNZER VERLAG GmbH, www.gu.de

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, sowie Verbreitung durch Bild, Funk, Fernsehen und Internet, durch fotomechanische Wiedergabe, Tonträger und Datenverarbeitungssysteme jeder Art nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.

Projektleitung: Cornelia Nunn, Angelika Holdau

Lektorat: Barbara Kiesewetter

Bildredaktion: Esther Herr, Daniela Laußer; Petra Ender und Natascha Klebl (Cover)

Covergestaltung: ki 36 Editorial Design

eBook-Herstellung: Pia Schwarzmann

ISBN 978-3-8338-9145-8

1. Auflage 2023

Bildnachweis

Coverabbildung: Heidi Janiček

Illustrationen: Heidi Janiček

Fotos: Hansjörg Haas; Adobe Stock Foto; Alamy Stock Foto/agefotostock; /Florapix; /Maritxu22; /Panther Media GmbH; Blickwinkel; Elke Borkowski; Botanikfoto; Das Gartenarchiv; ddp; dpa Picture Alliance; Flashmedia; FloraPress; /GAP; /Visions; GAP Photos; /Jenny Lilly; /Matt Anker/Design Jon Sims/Sponsor Jacksons Fencing; /Mel Watson; /Nova Photo Graphik; Garden World Images; Gartenfoto.eu; getty images; Green Solutions; Interfoto; iStockphoto; Daniela Laußer; MMGI/Andrew Larson; /Marianne Majerus, Design: Marc Schoellen, Design: Lynn Marcus, Design: Jill Billington, Design: Françoise Maas, Design: Tom Stuart Smith, Design: Jacques Wirtz, Design: Peter and Margaret Radford, Design: Kathy Brown; mauritius images; /Garden World Images/Botanic Images Inc.; /Garden World Images/Rita Coates; /imageBROKER/Frank Sommariva; /McPhoto/Hans-Roland Müller; Volker Michael; Okapia; Photolibrary.ae; Photoshot; Premium; Prisma; Royal Horticultural Society; Guido Sachse; Barbara Sester; Shutterstock; Friedrich Strauss; Annette Timmermann; Topic Media; Zoonar

Syndication: www.seasons.agency

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Einführung in die Grundlagen des Pflanzenschnitts

Gehölze, Kübelpflanzen und Stauden sind die Hauptdarsteller im Garten. Manche brauchen Jahre, um ihre Rolle auszufüllen, andere wachsen schnell über sich hinaus. Der richtige Schnitt hilft ihnen, sich von ihrer besten Seite zu zeigen, und bringt sie in Topform.

Die botanischen Grundlagen des Schnitts

Vor allem Bäume und Sträucher, aber auch andere Gartenpflanzen profitieren von einem zielgerichteten Schnitt: Er fördert die Blütenfülle oder die Entwicklung leckerer Früchte, betont ihre natürliche Gestalt oder hält sie kunstvoll in Form.

GARTENPFLANZEN unterliegen, sofern sie nicht einjährig sind, einer stetigen Veränderung. Gehölze nehmen im Lauf der Zeit an Größe zu, bis sie schließlich altern und kaum noch blühen oder Früchte tragen. Dieser Entwicklungs- und Alterungsprozess dauert bei Sträuchern oft nur wenige Jahre, bei manchen Bäumen erstreckt er sich dagegen über viele Jahrzehnte. Kübelpflanzen zählen ebenfalls zu den Gehölzen. Meist handelt es sich um subtropische oder tropische Arten. Sie sind daher in Mitteleuropa nicht winterhart und müssen im Winter an einen frostfreien Standort umziehen. Auch sie entwickeln und verändern sich über Jahre hinweg. Stauden hingegen erlangen oft schon im zweiten Standjahr ihre endgültige Größe. Über Winter verdorren ihre oberirdischen Pflanzenteile meist, aber der Wurzelstock überlebt und treibt im nächsten Frühjahr wieder aus.

Fast alle diese Pflanzen müssen irgendwann geschnitten werden – sei es, um sie zu verjüngen, sie in Form zu bringen, die Bildung von Blüten oder Früchten anzuregen oder um störende Triebe zu entfernen. Manche Bäume und Sträucher benötigen einen jährlichen Schnitt, andere brauchen dagegen nur alle paar Jahre eine Behandlung mit der Schere oder Säge.

Was der Schnitt bewirkt

Der Pflanzenschnitt gehört zu den anspruchsvollsten Arbeiten im Garten. Viele Hobbygärtner sind im Umgang mit der Schere oder Säge deshalb zunächst unsicher. Doch mit etwas botanischem Know-how wird der Schnitt von Bäumen, Sträuchern und Stauden schließlich zur Routine: Wenn Sie verstehen, wie Pflanzen wachsen und wie sie auf einen Schnitt reagieren, wissen Sie, welchen Schnitt Ihre Gehölze brauchen und zu welchem Zeitpunkt Sie sie schneiden sollten.

Mit dem Schnitt die Entwicklung steuern

Jeder Schnitt ist ein aktiver Eingriff in das Wachstum einer Pflanze. Je nachdem, wann und wie er ausgeführt wird, ruft er in einem Baum oder Strauch eine ganz bestimmte Reaktion hervor.

> Ein Schnitt kann ein Gehölz zu starkem Wachstum anregen oder es in seinem Wuchs bremsen.

> Bei Ziergehölzen können Sie mit einem Schnitt die Entwicklung von Blütentrieben anregen. Bei Obstgehölzen sorgt der richtige Schnitt zum einen für eine reiche Ernte, zum anderen für die Bildung von stabilen Trieben, die die oft gewaltige Last der Früchte tragen können.

> Bei manchen Gehölzen – beispielsweise Rosen – fördert der Schnitt nicht nur das Wachstum und eine reiche zweite Blüte, sondern auch die Gesundheit der Pflanzen.

> Ein gekonnter Schnitt regt bei einigen Gehölzen die Bildung junger Triebe an, die – wie beim Hartriegel – eine schön gefärbte Rinde oder – wie beim Perückenstrauch – attraktives buntes Laub tragen.

> Bei Stauden entfernt der Schnitt im Frühjahr vertrocknete Stiele, im Sommer führt er zu einer zweiten Blüte.

Mit dem Schnitt gestalten

Der Schnitt kann auch dazu dienen, eine Pflanze zu einer ganz bestimmten Wuchsform zu erziehen.

> Bei Gehölzen wie Pagoden-Hartriegel oder Ahorn steht die markante Gestalt im Vordergrund. Ein zurückhaltender Schnitt unterstützt ihren Charakter.

> Bei Hecken sorgen mehrere Schnitte im Jahr dafür, dass die Pflanzen dicht und ihre Konturen exakt bleiben.

> Formschnittgehölze – ob Eiben in einfacher Säulenform oder kunstvolle Buchsfiguren – behalten nur durch regelmäßigen Schnitt ihre Gestalt.

> Kletterpflanzen wachsen mithilfe des Schnitts in der gewünschten Form an Rankgittern und Bögen empor.

Strukturgehölze benötigen kaum einen Schnitt und werden trotzdem immer charaktervoller.

Querschnitt durch einen Trieb: 1 Kernholz, 2 Splintholz, 3 Kambium, 4 Bastteil, 5 Rinde. Das Kambium bildet nach innen Splintholz, nach außen Bast sowie Wundgewebe.

Wie Gehölze wachsen: Wurzel, Krone, Kambium

Jede Pflanze besteht aus mehreren Organen mit unterschiedlichen Funktionen, die jedoch alle voneinander abhängig sind. Während die Krone mit ihren Trieben, Blättern, Blüten und Früchten ins Auge fällt, wird die in der Erde liegende Wurzel oft vergessen. Ihr Wohl und Wachstum ist jedoch die Basis für das Gedeihen jeder Pflanze.

Was von diesem Strauch zu sehen ist, ist nur ein Teil der Pflanze. Im Boden bildet er ein Geflecht aus Wurzeln aus, das fast ebenso groß ist wie der oberirdische Teil.

Die Funktion von Wurzel und Krone

Die Wurzel steht in direkter Beziehung zur Krone. Die in den Blättern gebildeten Reservestoffe – Stärke und Zucker –werden im Herbst in den Trieben und in der Wurzel eingelagert. Umgekehrt nimmt die Wurzel Wasser und Nährstoffe aus dem Boden auf und leitet sie nach oben. Im Frühjahr, wenn die Pflanze noch blattlos ist, werden Wasser und Nährstoffe als sogenannter Saftstrom aus der Wurzel nach oben in die Triebe gedrückt. Die Triebe beginnen nun wieder zu wachsen. Wenn Sie ein Gehölz jetzt schneiden, tropfen die Schnittstellen. Man sagt, sie »bluten«.

Sobald sich die ersten Blätter bilden, lässt der Saftstrom nach. Da die Blätter aber Wasser verdunsten, entsteht ein Sog, mit dem Wasser und Nährstoffe in der Pflanze nach oben gezogen werden. Entfernt man jetzt Triebe mit Blättern, versiegt dieser Sog, die Schnittstellen »bluten« deshalb nicht.

Die in der Wurzel eingelagerten Nährstoffe fließen im Frühjahr gleichmäßig in die Triebe und verteilen sich auf alle Knospen. Wenn man jetzt Triebe zurückschneidet, verteilt sich dieselbe Menge von Nährstoffen auf die wenigen verbliebenen Knospen und bewirkt ein starkes Wachstum. Ein Schnitt im Frühjahr regt die Pflanze also zu einem kräftigen Austrieb an.

Bei einem zu starken Rückschnitt gerät das Gleichgewicht von Wurzel und Krone jedoch aus den Fugen. Es dauert oft Jahre, bis es wiederhergestellt ist. Solange bildet die Pflanze viele dünne lange Triebe, sogenannte Schosse.

Schneidet man dagegen im Sommer, verbleiben weniger Blätter am Baum, die Reserven bilden. Die Wurzel und der im nächsten Frühjahr folgende Austrieb sind schwächer. Ob Sie das Wachstum eines Gehölzes anregen oder beruhigen, hängt also unter anderem vom Schnittzeitpunkt ab.

Bei der Kirsche sind spitze Blatt- und runde Blütenknospen gut zu unterscheiden.

Das Blatt als Kraftwerk

In den Blättern findet die Fotosynthese statt. Mithilfe von Sonnenlicht produzieren sie Zucker und Stärke. Diese Reservestoffe ermöglichen die Bildung von Trieben, Wurzeln und Knospen.Manche Pflanzen brauchen für die Fotosynthese viel Sonnenlicht, andere, wie Farn, Efeu oder Eibe, kommen mit wenig Licht aus. Doch alle Pflanzen richten ihre Blätter nach dem Licht aus, um möglichst viel Energie einzufangen. Bedrängt eine Pflanze die andere, wächst diese so lange in die entgegengesetzte Richtung, bis ihre Blättern wieder genügend Licht erhalten. Aus diesem Grund bildet ein dichtes Gehölz im schattigen Innern kaum neue Triebe und Blätter. Es wächst in den äußeren und oberen Bereichen der Krone, wo es am meisten Licht gibt. So nutzen Pflanzen die zur Verfügung stehende Energie optimal aus.

Knospen und Wachstum

Im Frühjahr treiben die Knospen aus, die im Vorjahr gebildet wurden. Bei vielen Gehölzen wird im Sommer zuvor schon festgelegt, welche Knospe zur Blüte und welche zum Trieb wird. Allgemein gilt, dass alle Frühjahrsblüher, die blühen, bevor sie wachsen, ihre Blütenknospen schon im Vorjahr anlegen. Sommerblüher haben im Vorjahr dagegen nur Triebknospen gebildet. Sie entwickeln ihre Blütenanlagen erst, während ihre Triebe wachsen.

Die Triebknospen wachsen zu Trieben heran, an denen sich Blätter und neue Knospen bilden. Dieses Längenwachstum erfolgt nur im ersten Jahr. Ab dem zweiten Jahr wachsen die Triebe in die Dicke und bilden Seitentriebe.

Manche Gehölze, wie Sommerflieder oder Rosen, bilden bis in den Herbst neue Triebe. Andere, wie Apfel oder Flieder, stellen das Längenwachstum bereits im Frühsommer ein und nutzen ihre Energie zur Kräftigung der neuen Knospenanlagen.

Das Kambium als Jungbrunnen

In den verholzten Pflanzenteilen fließen die Saftströme. Die von unten nach oben und umgekehrt fließenden Ströme begegnen sich aber nicht, denn sie fließen in zwei unterschiedlichen Gewebeschichten. Diese werden vom Kambium gebildet, einem dünnen Gewebering zwischen der Rinde und dem Holz. Es ist für das Dickenwachstum und die Bildung von Wundgewebe zuständig.

> Das Kambium gibt nach innen Zellen ab, die das Splintholz bilden. In ihm fließt der Saftstrom von unten nach oben. Durch die Einlagerung von Gerbstoffen wird es zu Kernholz, das ausschließlich Gerüstfunktion hat. Die Gerbstoffe machen das Kernholz widerstandsfähig gegen Pilze und Schädlinge.

> Nach außen gibt das Kambium Zellen ab, die den sogenannten Bast bilden. In diesem Gewebe strömen Reservestoffe von den Blättern in die Wurzel. Die äußeren, alten Bastschichten wandeln sich zur Rinde um, die Triebe und Stamm schützt.

Wird das Gehölz verwundet, bildet das Kambium an den Wundrändern vermehrt Gewebe, das die Wunde nach und nach überwallt. Es entsteht ein kreisförmiger Wulst, der langsam nach innen wächst. Große Wunden brauchen Jahre, um sich zu schließen. Je glatter der Wundrand, umso schneller geht dies vonstatten (→>/>).

1 GUTE WUNDHEILUNG

Das Kambium bildet Wundgewebe, das von den Rändern her die Wunde überwallt. Das Holz selbst kann kein neues Gewebe bilden. Ein sauberer, glatter Wundrand fördert die Heilung.

2 SCHLECHTE WUNDHEILUNG

Große Wunden oder Verletzungen am Stamm heilen schlecht, man sollte sie vermeiden. Oft kann das Gehölz die Wunde nicht mehr verschließen. Pilze dringen ins Holz ein, und es entsteht Fäulnis.

Die Wurzel bestimmt die Größe eines Gehölzes

Die Wurzel bildet das unterirdische Fundament jedes Gehölzes. Von ihr hängt ab, wie stark ein Gehölz wächst.

Wie Wurzeln wachsen

Jede Pflanze besitzt ein für ihre Art typisches Wurzelwachstum. Manche Gehölze, wie Thujen, bleiben mit ihren Wurzeln eher an der Oberfläche. Andere, wie Eiben, wurzeln sehr tief, sofern der Boden gut durchlüftet ist. In schweren, nassen und damit luftarmen Böden bleiben die Wurzeln vieler Gehölze jedoch nahe an der Oberfläche.

Jeder Hauptwurzelstrang versorgt einen bestimmten Teil der Krone mit Wasser und Nährstoffen und wird von diesem mit Reservestoffen beliefert. Wird dieses Wurzelstück verletzt oder gar entfernt, kümmert der entsprechende Kronenteil. Ist der Verlust gering, übernehmen mit der Zeit andere Wurzeln seine Funktion. Ist er groß, kann der Kronenteil absterben.

Eine verletzte Wurzel ist immer eine Angriffsfläche für Pilzkrankheiten. Das verkürzt die Lebensdauer des Baumes und beeinträchtigt langfristig auch seine Standsicherheit.

VEREDELTE BÄUME

Die Veredlungsstelle ist oft noch nach Jahrzehnten am Stamm als Wulst zu sehen. Hier sind beide Partner verwachsen. Die Veredlungsstelle liegt oft nahe am Boden, darf aber nie eingegraben werden.

HOCHSTÄMMCHEN

Manche Edelsorten von Beerenobst und Rosen bilden keinen stabilen Stamm und sind deshalb in Kronenhöhe auf Unterlagen veredelt, die den Stamm liefern. Damit die Krone nicht ausbricht, bindet man sie an.

Von zweien das Beste: Veredlungen

Viele Zier- und Obstgehölze bestehen aus zwei Sorten der gleichen Art, seltener aus zwei verschiedenen Arten. Der oberirdische Teil stammt von der sogenannten Edelsorte, die bestimmte Wuchsformen beziehungsweise Blüheigenschaften besitzt oder – bei Obstgehölzen – besonders hochwertige, aromatische Früchte liefert.

Der Wurzelstock, die sogenannte Unterlage, stammt dagegen von einer Sorte, die zum Beispiel besonders widerstandsfähig gegenüber Krankheiten und sehr standfest ist. Auf sie wird eine Knospe oder ein Triebstück der Edelsorte aufgesetzt und damit »veredelt«. So verhilft der Gärtner Sorten, die zum Beispiel keine starken Wurzeln bilden, zu einem kräftigen Wurzelstock. Dessen Wuchsstärke reguliert das Wachstum der oberirdischen Edelsorte.

Wichtig: nahe Verwandtschaft

Damit eine Veredlung gelingt, müssen beide Partner nahe miteinander verwandt sein. So sind Zierapfel oder -kirsche immer auf Apfel oder Kirsche veredelt, Schneeball auf Schneeball und Flieder auf Flieder. Gleiches gilt für Obstgehölze, doch bei ihnen sind auch Veredlungen verschiedener Arten üblich. Schwachwüchsige Birnen sind zum Beispiel auf Quitten veredelt.

Damit beide Pflanzen zusammenwachsen, müssen ihre Kambien exakt übereinanderliegen. Die Veredlungsstelle bleibt das ganze Gehölzleben lang als Naht oder Wulst sichtbar. Sie ist oft der schwächste Punkt der Pflanze. Bei Rosen- oder Beerenstämmchen bricht sie leicht unter dem Gewicht der Edelkrone ab.

Die Veredlungsstelle muss immer über der Erde liegen. Setzen Sie Gehölze deshalb nur so tief in den Boden, wie sie in der Baumschule oder im Topf standen. Liegt die Veredlungsstelle im Boden, kümmert die Pflanze, oder die Edelsorte bildet Wurzeln und die Qualitäten der Unterlage gehen verloren. Nur bei Rosen wird die Veredlungsstelle 5 cm tief in den Boden eingesenkt. So ist sie vor Austrocknung und Frost geschützt.

Die richtige Unterlage

Ziergehölze sind meist auf eine bestimmte Unterlage veredelt. Bei Baumobstgehölzen können Sie hingegen in guten Fachbetrieben nicht nur zwischen vielen Edelsorten wählen, auch die Unterlagen umfassen ein breites Spektrum. Je nach Unterlage ist der Baum als Hochstamm, Busch oder Spindelbaum (→>) geeignet.

> Schwach wachsende Unterlagen kommen mit 4 m2 Standraum aus. Sie brauchen lebenslang einen Stützpfahl, haben einen kleinen Wurzelstock und vertragen deshalb keine Wurzelkonkurrenz durch andere Pflanzen. Sie erfordern intensive Bodenpflege und Düngung sowie einen jährlichen Schnitt. Ihr Lebensalter beträgt 15–25 Jahre. Nach etwa 2 Jahren liefern sie die ersten Früchte.

> Stark wachsende Unterlagen bedecken als Hochstamm einen Standraum von 25–100 m2. Sie sind langlebig, entwickeln einen großen Wurzelstock und erfordern 5–10 Jahre Erziehung. Nach 4–8 Jahren tragen sie die ersten Früchte. Als erwachsene Bäume brauchen sie keinen jährlichen Schnitt.

Die Wuchskraft der Unterlage entscheidet bei Obstgehölzen auch über den gesetzlich vorgeschriebenen Grenzabstand, verankert in den Nachbarschaftsrechtgesetzen (NRG) der Bundesländer. Bei Ziergehölzen gibt es Tabellen über die Wüchsigkeit der Art oder Sorte. Informieren Sie sich vor dem Gehölz-Kauf bei Ihrer Kommune über den einzuhaltenden Abstand.

Wildtriebe entfernen

Wächst eine Unterlage stärker als die Edelsorte oder ist die Veredlungsstelle ungenügend verwachsen, bildet die Unterlage unterhalb der Veredlungsstelle oder direkt aus der Wurzel Wildtriebe, die die überschüssige Energie aufnehmen. Entfernen Sie diese Wildtriebe frühzeitig, sonst verkümmert die Edelsorte und stirbt schließlich ab.

Wildtriebe, die aus der Erde kommen, reißen Sie im Sommer ihrer Entstehung direkt an der Wurzel aus. Wenn nötig, graben Sie sie dazu bis zur Wurzel frei. Schneiden Sie Wildtriebe niemals nur bodeneben ab, ihr Wachstum wird sonst noch mehr angeregt.

Baumkrone und Wurzel stehen im Gleichgewicht zueinander. Die Wurzel gibt immer die mögliche Wuchsstärke vor. Daher werden viele Gehölze veredelt.

UNTERLAGEN FÜR OBSTGEHÖLZE

Obstart

Erziehung

Unterlage

Endhöhe

Ertrag nach

Lebensalter

Apfel

Spindel

M 9

2,5 m

2 Jahren

15–20 Jahre

Busch

M 26

3,5 m

3–4 Jahren

20–25 Jahre

Hochstamm

Sämling

8 m

6 Jahren

80 Jahre

Birne

Spindel

Quitte

4 m

3 Jahren

25 Jahre

Hochstamm

Sämling

12 m

6 Jahren

100 Jahre

Süßkirsche

Spindel

Gisela 5

3 m

3 Jahren

25 Jahre

Hochstamm

F12/1

8 m

5 Jahren

60 Jahre

Zwetschge

Spindel

Ferely

4 m

3 Jahren

25 Jahre

Hochstamm

Myrobalane

6 m

4 Jahren

50 Jahre

Der Saftdruck steuert das Wachstum

Die Säfte in einem Gehölz streben grundsätzlich nach oben. Dieser sogenannte Saftdruck fördert die Stärke des Austriebs an den Triebspitzen. Außerdem erhält die Pflanze an den oberen und äußeren Trieben mehr Licht und wächst dort stärker als im Innern oder an der Basis.

Ungeschnittene Triebe treiben gleichmäßig aus – die obersten Knospen jedoch stärker als die unteren (A). Je stärker Sie schneiden, umso stärker ist der Neuaustrieb (B, C).

Wie der Saftdruck wirkt

Nicht nur in der ganzen Pflanze, auch in jedem einzelnen Trieb strebt der Saftdruck nach oben.

Steil stehende Triebe

In einem aufrecht wachsenden Trieb (→Abb. 1) werden die Spitzenknospen deshalb stärker gefördert als tiefer liegende Knospen. Dies hat einen wichtigen Vorteil: Die Pflanze kann sich so die beste Lichtausbeute sichern.

Zusätzlich wird in jeder Triebspitze ein Hormon gebildet, das den Austrieb der unteren Knospen hemmt. Dies und der höhere Saftdruck am Triebende bewirken, dass nur die obersten zwei bis drei Knospen stark austreiben. Weiter unten stehende treiben schwächer oder gar nicht aus. Bei vielen Gehölzen bilden solche schwach austreibenden Knospen im Lauf des Sommers Blütenanlagen für das kommende Jahr.

Schräg wachsende Triebe

In einem schräg stehenden Trieb (→Abb. 2) drückt der Saft zwar auch nach oben, die oberste Knospe bekommt aber nicht mehr den gesamten Saftdruck wie bei einem steil stehenden Trieb zu spüren. Weil sich der Druck gleichmäßiger verteilt, treiben alle Knospen der Oberseite fast auf ganzer Trieblänge aus. Jeder einzelne Neuaustrieb bleibt jedoch schwächer als bei einem steil stehenden Trieb. Umgekehrt wird die Triebunterseite benachteiligt. Hier entstehen nur kurze oder gar keine Neutriebe. Je flacher der Trieb, umso stärker ist der Saftdruck auf der Oberseite und umso schwächer auf der Unterseite. Deshalb binden Gärtner die steilen Triebe von Kletterrosen oder Obstbäumen schräg an, um mehr Knospen zum Austrieb anzuregen. Dadurch wird die Blütenfülle erhöht oder der Fruchtertrag gesteigert.

Überhängende Triebe

Nach einigen Jahren verzweigen sich durch den natürlichen Alterungsprozess bei vielen Gehölzen – etwa bei der Spiräe – die Triebspitzen immer mehr, es entstehen sogenannte Besen. Diese werden immer schwerer und hängen schließlich über (→Abb. 3). Dasselbe geschieht bei Obstbäumen durch das Gewicht der Früchte. Durch den nachlassenden Saftdruck vergreisen die nach unten hängenden Triebspitzen. Der Saftdruck kommt in der Folge vor allem den Knospen am Scheitelpunkt zugute. Weil der Druck des Safts aber weiter nach oben strebt, treiben die Knospen auf dem Scheitelpunkt am stärksten aus. Diese Neutriebe sind ideal, um überhängende, vergreiste Triebe zu ersetzen. Je nach Gehölzart wird diese Verjüngung jährlich – etwa bei Spiräe und Johannisbeere – oder alle paar Jahre – bei Zierapfel oder Süßkirsche – durchgeführt. Bei Obstgehölzen wartet man, bis der Trieb Blütenknospen angesetzt hat. Das ist bei Apfel, Birne oder Kirsche ab dem zweiten Jahr der Fall. So ist garantiert, dass das Wachstum der neuen Triebe nicht übermäßig angeregt wird.

Deutlich ist hier zu sehen, dass die oberste Knospe am stärksten austreibt.

Den Austrieb regulieren

Mit einem kräftigen oder schwachen Rückschnitt bestimmen Sie, ob ein Trieb stark oder schwach austreibt. (→Abb.). Denn mit dem Schnitt verändern Sie den Saftdruck an und unterhalb der Schnittstelle.

Ein ungeschnittener Trieb verjüngt sich gleichmäßig zur Spitze hin (A). An jeder Knospe verengt sich der Trieb etwas. Der Saft staut sich vor jeder Verengung ein wenig und versorgt die jeweilige Knospe. Der Hauptstrom fließt nach vorn zur Triebspitze und sorgt dort für einen starken Austrieb. Die Stärke des Austriebs nimmt nach unten zur Basis des Triebs ab.

Wenn Sie einen Trieb einkürzen (B), staut sich der Saftstrom an der Schnittstelle, die nun zur neuen Triebspitze wird. Der Saftdruck ist an dieser Stelle entsprechend größer. Außerdem fehlt die den Austrieb hemmende Wirkung des Pflanzenhormons aus der entfernten Triebspitze. Die Folge: Es kommt zu einem starken Neuaustrieb. Zugleich sind weniger Knospen übrig, die den Saftstrom aufnehmen. Dies fördert zusätzlich die Stärke des Austriebs.

Ein sehr kräftiger Schnitt (C) verstärkt diese Wirkung. Der Durchmesser am Triebende ist nun noch größer, und nur wenige Knospen verbleiben, um den Saftstau zu verarbeiten. Die Folge ist ein sehr starker Austrieb mit wenigen kräftigen und langen Trieben. Wenn Sie ein Gehölz mehrmals stark einkürzen, erzeugen Sie ein Ungleichgewicht zwischen der ungeschnittenen Wurzel und der geschnittenen Krone. Das Wachstum wird stark angeregt, und es entstehen jedes Frühjahr überlange Schosse. Es kann Jahre dauern, bis Sie dieses Gleichgewicht durch einen maßvollen Frühjahrsschnitt oder, noch besser, einen Sommerschnitt wiederherstellen.

Der Schnittzeitpunkt

Auch der Schnittzeitpunkt hat Einfluss auf die Stärke des Austriebs. Je später Sie im Frühjahr schneiden, umso mehr Reservestoffe wurden bereits aus der Wurzel in die Triebe »ausgeschüttet«. Der beim Einkürzen entstehende Saftdruck ist dann geringer, der Neuaustrieb fällt schwächer aus.

Je früher Sie dagegen schneiden – etwa ab Februar –, umso stärker wird das Wachstum angeregt. Gerade wenig vitale Gehölze reagieren auf einen frühen Schnitt deutlich mit einem verstärkten Wachstum.

Allerdings besteht zu einem frühen Schnitttermin bei vielen Gehölzen die Gefahr, dass sie Frostschäden erleiden oder an der Schnittstelle eintrocknen. Je empfindlicher ein Gehölz ist, umso später sollten Sie deshalb schneiden. So kann sich der Schnitt bei Lavendel oder Salbei bis in den April hinziehen.

1 STEIL STEHENDE TRIEBE

An aufrecht stehenden Trieben sind die obersten Knospen begünstigt. Sie treiben am stärksten aus. Nach unten hin wird der Austrieb immer schwächer.

2 SCHRÄGE TRIEBE

In schräg nach oben wachsenden Trieben verteilt sich der Saftdruck auf den ganzen Trieb. Knospen auf der Oberseite treiben stärker aus als unten liegende.

3 ÜBERHÄNGENDE TRIEBE

Hängen Triebe nach unten über, wird die Triebspitze nicht mehr begünstigt. Die obersten Knospen am Scheitelpunkt treiben am stärksten aus.

Die verschiedenen Triebformen

Etliche Gehölze entwickeln ihre Blütenknospen im Jahr vor der Blüte und blühen im zeitigen Frühjahr. Andere bilden sie direkt vor der Blüte im Sommer. Manche blühen an jungen Trieben, andere an älterem Holz, einige an Kurztrieben, andere an Langtrieben. Alle diese Eigenarten haben Einfluss auf den Schnitt eines Gehölzes.

Das Alter und die Art der Triebe bestimmen

Um den Wert eines Triebs für die Blüte oder den Fruchtertrag einschätzen zu können, sollten Sie das Alter der einzelnen Triebe in einem Strauch oder Baum beurteilen können.

> Dies- und einjährige Triebe Solange ein junger Trieb den ersten Sommer in die Länge wächst, spricht man von einem diesjährigen Trieb (→Abb. 1). Ist im Herbst sein Wachstum beendet, gilt er bereits als einjährig (→Abb. 2 und 3). Obwohl er noch kein ganzes Jahr alt ist, ist er doch schon eine Wachstumsperiode alt. Ein solcher Trieb ist unverzweigt und wächst meist im äußeren Bereich des Gehölzes (→Abb.). Die Knospen entlang des Triebs sind vollständig entwickelt und gut sichtbar. Sie treiben im nächsten Frühjahr aus, auch dann gilt der Trieb noch als einjährig.

> Zweijährige Triebe Am Ende des zweiten Sommers ist der Trieb zweijährig und besitzt mehrere einjährige, meist kürzere Seitenverzweigungen (→Abb. 4). Diese verzweigen sich in den folgenden Jahren weiter, der Haupttrieb altert.

> Altes Holz Sagt man, ein Gehölz blüht am alten Holz, meint man Triebe, die 3 Jahre und älter sind (→Abb. 5).

1 DIESJÄHRIGER TRIEB

Bei Sommerblühern wie dem Sommerflieder entwickeln sich die Blüten am diesjährigen Trieb. Nur ein jährlicher Schnitt liefert Triebe, die bis in den Herbst blühen.

2 EINJÄHRIGER LANGTRIEB

Bei Spiräen undeinigen anderen Frühjahrsblühern sind einjährige Langtriebe das ergiebigste Blütenholz. Sie vergreisen schnell und werden jährlich geschnitten.

3 EINJÄHRIGER KURZTRIEB

Viele Schneeball-Arten blühen an einjährigen Kurztrieben, Langtriebe blühen kaum. Die Kurztriebe wachsen an zweijährigen Trieben oder aus altem Holz.

4 ZWEIJÄHRIGER TRIEB

Bei der Kirsche trägt der einjährige Trieb nur Blattknospen. Blütenknospen finden sich an der Basis des einjährigen und vor allem am zweijährigen Trieb.

5 ALTES HOLZ

Die Zaubernuss legt im Vorsommer Blütenknospen an. Sie blüht sehr früh, und ihr Blütenholz ist sehr langlebig. Auch an Kurztrieben und altem Holz erscheinen Blüten.

Kurz- und Langtriebe

Bei Gehölzen bezeichnet man Triebe über 10 cm Länge als Langtriebe und solche unter 10 cm als Kurztriebe.

> Diesjährige Langtriebe Sommerblüher wie Hibiskus oder Sommerflieder blühen vor allem an diesjährigen Langtrieben (→Abb. 1). Nur solange im Sommer neue Triebe gebildet werden, entstehen auch weiterhin Blüten.

> Einjährige Langtriebe Viele Frühjahrsblüher, die kein langlebiges Gerüst bilden, blühen dagegen vor allem an einjährigen Langtrieben (→Abb. 2). Beipiele sind Spiräen und Mandelbäumchen. Bei Obstgehölzen sind einjährige Langtriebe bei Pfirsich, Sauerkirsche, Himbeere und Schwarzer Johannisbeere das vitalste Fruchtholz.

Bei Sträuchern ohne stabiles Gerüst vergreisen die Triebe nach einigen Jahren, hängen zu Boden und bilden dann Kurztriebe mit nur noch wenigen Blüten. Im Innern des Strauchs wachsen jedoch direkt aus der Erde neue Langtriebe. Diese neu gebildeten Langtriebe lässt man stehen und entfernt die älteren bodeneben. Dadurch wird die Pflanze ständig verjüngt und blüht reich.

> Unerwünschte Langtriebe Auch an Ziersträuchern, die ein stabiles Gerüst aufbauen, und bei Obstbäumen entwickeln sich steile oder nach innen wachsende Langtriebe. Diese blühen jedoch kaum und konkurrieren nach einigen Jahren mit den Gerüsttrieben. Sie sind unerwünscht und werden entfernt.

> Kurztriebe Bei etlichen Ziergehölzen und Baumobst sind einjährige Kurztriebe das wertvollste Blüten- oder Fruchtholz (→Abb. 3). Diese Kurztriebe wachsen an einjährigen Langtrieben oder, wenn diese bereits zweijährig sind, an deren Seitenverzweigungen. Mehrjährige Kurztriebe spielen bei der Blütenbildung dagegen eine geringere Rolle.

Blatt- und Blütenknospen

An der Form der Knospen können Sie ablesen, ob sich an einem Trieb Blüten entwickeln. Bei vielen Gehölzen sind die Blütenknospen rundlich, die Blatt- oder Triebknospen dagegen eher spitz und meist kleiner. Bei Arten wie Zwetschgen, Pflaumen oder Johannisbeeren ist diese Unterscheidung jedoch schwieriger. Bei ihnen erkennt man die Blütenknospen erst beim Aufbrechen.

Einjährige Triebe sind noch unverzweigt (1), mit zunehmendem Alter verzweigen sie sich.

Zeit und Ort der Blütenbildung

Das Alter der Triebe verrät Ihnen, an welchen Trieben ein Gehölz blüht. Dies ist entscheidend dafür, zu welchem Termin und wie stark man schneidet.

Frühjahrsblüher

Die meisten Zier- und Obstgehölze blühen im Frühjahr, bevor das Triebwachstum einsetzt. Sie haben ihre Blütenknospen bereits im Sommer zuvor ausgebildet und ruhend überwintert. Diese frühjahrsblühenden Ziergehölze schneidet man nach der Blüte. Dadurch haben Sie den größtmöglichen Blütengenuss. Wenn Sie sie vor der Blüte schneiden, würden Sie die meisten Blütentriebe entfernen.

Nach dem Schnitt bilden die Pflanzen neue Triebe mit Blütenknospen für das folgende Jahr. Schneiden Sie unmittelbar nach der Blüte, damit die Gehölze den Sommer über genügend Zeit zum Wachsen und Ausreifen haben.

Obstgehölze schneidet man meist vor der Blüte, sonst entfernt man beim Schnitt befruchtete Blüten. Ausnahmen sind Pfirsich und Aprikose, für sie ist es verträglicher, wenn man sie während bzw. nach der Blüte schneidet.

> Eine Gruppe von Frühjahrsblühern bildet ihre ergiebigsten Blüten an einjährigen Trieben (→Abb. 2). Dazu gehören Spiräen, Mandelbäumchen, Pfirsich und Sauerkirsche. Ihre Blüten entwickeln sich nur entlang der äußersten, unverzweigten Triebe. Ohne Schnitt bleiben diese Jungtriebe kurz, und das Gehölz blüht oder fruchtet nur wenig. Je länger die einjährigen Triebe werden, umso reicher blühen sie. Dies erreicht man nur durch einen kräftigen, jährlichen Schnitt.

> Bei einer zweiten Gruppe findet sich das ergiebigste Blütenholz an zweijährigen Trieben, die bereits einjährige Seitenverzweigungen haben (→Abb. 3). Dazu gehören Forsythie, Schneeball, Scheinquitte, Blut- und Rote Johannisbeere. Diese Gehölze altern zwar langsamer als Spiräe und Co. Aber für eine reiche Blüte oder einen hochwertigen Ertrag sollte man sie ebenfalls regelmäßig schneiden.

> Gehölze wie Goldregen, Zierapfel, Apfel, Birne und Süßkirsche blühen an zweijährigen und älteren Trieben (→Abb. 4). Im Gegensatz zu den vorher genannten Gehölzen bilden sie ein stabiles Triebgerüst, das dauerhaft besteht. Ihr Blütenholz vergreist erst nach Jahren. Bei der Zaubernuss treiben sogar aus altem Holz kurze Blütentriebe (→Abb. 5). Ziergehölze dieser Gruppe brauchen kaum einen Schnitt. Trotzdem sollte man jedes Frühjahr störende Triebe mit kleinen Schnitten korrigieren.

1 HEILIGENKRAUT

Die mediterrane Pflanze treibt im Frühjahr aus und entwickelt im Frühsommer leuchtend gelbe Blütenknöpfchen. Diese stehen ausschließlich an diesjährigen Trieben.

2 ÖFTERBLÜHENDE ROSEN

Diese Rosen blühen alle zuerst aus Knospen an einjährigen Trieben, im Sommer blühen sie dann zusätzlich aus Knospen an diesjährigen Trieben.

Sommerblüher

Sommerflieder, Hibiskus, sommerblühende Spiräen oder Heiligenkraut (→Abb. 1) bereichern den sommerlichen Garten bis in den Herbst mit ihren Blüten. Gemeinsam ist ihnen, dass sie an diesjährigen Trieben blühen.

Manche Sommerblüher, wie Sommerflieder, wachsen zuerst und bilden ihre Blüten erst im Hochsommer an den Triebspitzen und deren Seitenverzweigungen. Andere, wie Hibiskus oder Indigostrauch, bilden ihre Blüten in den Blattachseln des wachsenden Triebs.

Die Blütenfülle der Sommerblüher steigt mit der Stärke des Neuaustriebs. Im Gegensatz zu Frühjahrsblühern benötigen sie jedes Frühjahr vor der Blüte einen kräftigen Schnitt, um das Wachstum neuer Triebe anzuregen.

Manche Vertreter dieser Gruppe wie Lavendel darf man sogar fast bis zum Boden zurückschneiden. Dies sollte man jedoch schon bei der jungen Pflanze regelmäßig tun (→>).

Etliche Sommerblüher stammen aus wärmeren Regionen. Ihr Holz ist nur eingeschränkt frosthart. Je älter ein Trieb wird, umso größer ist die Gefahr, dass er zurückfriert. Entfernen Sie deshalb regelmäßig ältere Triebe und regen Sie damit die Verjüngung aus dem Boden an. Da die geschnittenen Triebe leicht zum Eintrocknen neigen, schneiden Sie erst kurz vor dem Austrieb im späten Frühjahr (→>).

Zu den Sommerblühern gehören auch die meisten Kübelpflanzen.

Rosen und Clematis

Rosen und Clematis sind in drei Gruppen unterteilt.

> Frühblühende Clematis und einmalblühende Rosen blühen an einjährigen Trieben und werden daher nach der Blüte geschnitten.

> Frühsommerblühende Clematis und öfterblühende Rosen blühen an ein- und diesjährigen Trieben. Man schneidet sie im Frühjahr vor dem Austrieb (→Abb. 2).

> Sommerblühende Clematis blühen nur an diesjährigen Trieben. Auch sie schneidet man im Frühjahr vor dem Austrieb kräftig zurück.

Bei den beiden letzten Gruppen führt dieser Schnitt zu einer langen Blüte oder mehreren Folgeblüten.

Spezialfall Obstgehölze

Bei Obstgehölzen ist das Ziel ein hochwertiger Ertrag. Auch soll der Schnitt die Entwicklung starker Triebe fördern, die das Fruchtgewicht tragen können.

Junges Fruchtholz Je jünger die Triebe sein müssen, um hochwertiges Obst zu liefern, umso schneller vergreist das Fruchtholz und umso wichtiger ist ein regelmäßiger, kräftiger Schnitt.

> Spätsommertragende Himbeeren fruchten an diesjährigen Trieben, die meist im nächsten, sicher aber im übernächsten Jahr absterben. Ein jährlicher Schnitt ist zwingend, um die Bildung neuer Triebe anzuregen. Man entfernt im Frühjahr den ganzen oberirdischen Teil der Pflanze.

> Auch Pfirsich und Sauerkirsche, die an einjährigen Langtrieben fruchten, vergreisen sehr schnell. Sie werden jährlich und sehr kräftig geschnitten. Bei einem vitalen Pfirsichbaum enfernt man jährlich die Hälfte der Fruchttriebe. Die Fruchtqualität zeigt dann, dass der radikale Schnitt richtig war.

Älteres Fruchtholz Tragen die älteren Triebe Früchte, schneidet man weniger und seltener.

> Mehrere Jahre vitales Fruchtholz, das aus Kurztrieben besteht, besitzen zum Beispiel Süßkirsche oder Apfel. Hier schneidet man zurückhaltender und – bei ausgewachsenen Bäumen – nur alle 1–2 Jahre. Voraussetzung ist, dass in den ersten 5 Jahren ein stabiles Gerüst aufgebaut wurde.

> Über Jahrzehnte vital ist das Fruchtholz von Walnuss und Esskastanie, auch wenn sie nur noch sehr kurze Triebe bilden. Sind solche Bäume erst einmal erzogen, ist kaum noch ein Schnitt nötig.

Das Blütenholz der Spiräen sitzt an einjährigen Langtrieben. Blut-Johannisbeeren blühen an zweijährigen Trieben, Apfel und Judasbaum dagegen auch am alten Holz.

Wuchsformen: vom Strauch zum Baum

Neben Zeit und Ort der Blütenbildung ist für die Stärke des Schnitts auch die Wuchsform der Gehölze entscheidend. Manche Sträucher bilden nur kurzlebige Schösslinge, andere entwickeln ein dauerhaftes Gerüst und verzweigen sich. Wiederum andere bilden sehr langlebige Stämme aus und entwickeln mächtige Kronen. Kletterpflanzen können ebenfalls ein Gerüst ausbilden. Sie benötigen jedoch immer eine Rankhilfe, um in die Höhe wachsen zu können.

Schösslingssträucher: kurzlebige Triebe

Zu dieser Gruppe zählen zum Beispiel Ranunkelstrauch (Kerrie), Bauernhortensie, Scheinquitte, Brombeere und Himbeere (→Abb. 1 und 2). Diese Sträucher bauen kaum ein Gerüst auf, bilden aber jedes Jahr aus dem Boden neue Triebe, sogenannte Schösslinge. Diese langen einjährigen Triebe sind unverzweigt und tragen teilweise Blüten. Die meisten Blüten befinden sich jedoch an den einjährigen Seitentrieben der zweijährigen Langtriebe.

Der einzelne Trieb ist bei Schösslingssträuchern kurzlebig und vergreist sehr schnell. Der Wuchsschwerpunkt dieser Sträucher liegt sozusagen direkt am Wurzelstock. Ohne Schnitt bilden sie in kurzer Zeit ein dichtes Gewirr aus lebenden und toten Ruten. Um die Bildung neuer Triebe anzuregen, schneidet man Schösslingssträucher regelmäßig und entfernt dabei konsequent bodennah alle Schösslinge, die älter als 2 oder 3 Jahre sind.

Spiräen & Co.: ein schwaches Gerüst

Diese Gruppe mit Spiräen, Deutzien, Forsythie, Johannisbeere und Stachelbeere entwickelt ebenfalls beständig Neutriebe aus dem Boden, bildet jedoch bereits ein Gerüst aus (→Abb. 3 und 4). Sie blühen vorwiegend an einjährigen Langtrieben oder deren Seitentrieben. Der einzelne Bodentrieb kann bereits einige Jahre alt werden und wird im Lauf der Zeit immer dicker. Im oberen Bereich des Strauchs entstehen besenartige Verzweigungen. Diese blühen kaum und hängen schließlich über. An den entstehenden Scheitelpunkten bilden sich kräftige Jungtriebe. Nur ein regelmäßiger Schnitt erhält diese Gehölz-Gruppe vital. Bei diesem Schnitt entfernt man ältere Triebe am Boden und ersetzt sie durch Jungtriebe. Überhängende Verzweigungen werden auf einen weiter hinten am Trieb stehenden Jungtrieb zurückgeschnitten.

Felsenbirne & Co.: ein stabiles Gerüst

Gehölze wie Felsenbirne, Schneeball, Hibiskus oder Holunder bauen ein stabiles Gerüst auf (→ Abb. 5 und 6). Meist wachsen vier bis sechs kräftige Triebe aus dem Boden. Gerüst und Blütenholz sind langlebiger, und es bilden sich weniger bodenbürtige Neutriebe. Der Wuchsschwerpunkt liegt weiter oben im Gehölz als bei der vorherigen Gruppe. Die einzelnen Triebe verzweigen sich im Lauf der Jahre an den Enden zu besenartigen Köpfen. Die unteren Bereiche des Strauchs werden schattiert und verkahlen. Solche Sträucher schneidet man im Rhythmus von 3–4 Jahren. Dabei lichtet man verzweigte Köpfe aus, damit wieder Licht in das Strauchinnere gelangt. Gleichzeitig geben die schlanken Triebenden dem Strauch ein natürliches Aussehen. Soll das Gehölz klein bleiben, kann man die stärksten Gerüsttriebe nach einigen Jahren durch bodenbürtige Jungtriebe ersetzen. Bei einigen Vertretern dieser Gruppe kann man Gerüsttriebe aber auch so pflegen, dass sie 10 Jahre und älter werden. Um dies zu erreichen, entfernt man regelmäßig im Sommer junge Bodentriebe in noch grünem Zustand.

1 SCHÖSSLINGSSTRÄUCHER

Sie entwickeln jährlich Bodentriebe, die wenig stabil sind und oft überhängen.

2 BEISPIEL KERRIE

Sie bildet nach einigen Jahren ein Gewirr aus Bodentrieben, einige sterben ab dem dritten Jahr ab.

3 SPIRÄEN & CO.

Obwohl diese Sträucher schon stärkere Bodentriebe entwickeln, vergreisen diese meist nach 2–3 Jahren. Die Triebspitzen hängen über und werden nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt. An ihren Scheitelpunkten und aus dem Boden treiben jedoch vitale Jungtriebe aus.

4 BEISPIEL SPIRÄE

Neben älteren Bodentrieben sind auch Jungtriebe zu sehen. Sie besitzen eine hellbraune Rinde. Mit zunehmendem Alter werden sie eher grau und sind stärker mit Algen besetzt. Gleichzeitig hängt der Gesamttrieb immer mehr zum Boden über. Entfernen Sie solche Triebe regelmäßig zugunsten von Jungtrieben.

5 FELSENBIRNE & CO.

Felsenbirne und ähnlich wachsende Gehölze entwickeln stabile Bodentriebe. Bei Flieder oder Zierapfel können diese stammartig ausgebildet sein. Nach einigen Jahren wachsen nur noch wenige neue Bodentriebe nach. Im oberen Bereich entstehen hingegen Verzweigungen, die von Zeit zu Zeit ausgelichtet werden.

6 BEISPIEL FELSENBIRNE

Jungtriebe im Schatten älterer Triebe bleiben unverzweigt, bis sie Licht bekommen. Soll ein Strauch klein bleiben, dienen sie als Ersatz für ältere Triebe. Soll er eine markante Gestalt haben, lässt man ältere Triebe stehen und entfernt nur Jungtriebe.

Zaubernuss & Co.: Übergang zum Baum

Zu dieser Gruppe gehören unter anderem Zierapfel, Flieder, Kornelkirsche und Ahorn-Arten. Ihr aus mehreren starken Trieben bestehendes Gerüst und das Blütenholz sind sehr langlebig (→Abb. 1). Der Wuchsschwerpunkt der Pflanze liegt noch weiter oben im Gehölz. Die Gerüsttriebe verzweigen sich gleichmäßig. Ältere Pflanzen treiben kaum noch Jungtriebe aus dem Boden. Es entsteht der Eindruck eines stammlosen oder eines kleinen mehrstämmigen Baums.

Solche Gehölze entwickeln ihre volle Schönheit erst nach Jahren. Sie benötigen einen maßvollen Erziehungsschnitt (→>/>), der eine gleichmäßige Verteilung der Gerüsttriebe fördert und ihre Anzahl begrenzt. Später ist ein regelmäßiger Schnitt nicht mehr notwendig. Er würde den Charakter dieser Gehölze mehr zerstören als fördern. Man lichtet solche Sträucher lediglich zurückhaltend aus, wenn sie zu dicht werden oder wenn sich Triebe kreuzen oder nach innen wachsen.

Sonderfall Halbsträucher

Bei sogenannten Halbsträuchern handelt es sich meist um bei uns frostempfindliche Pflanzen, die in ihren wärmeren Ursprungsländern kleine Gehölze ausbilden und oft Jahrzehnte alt werden. Hierzu zählen Heiligenkraut, Lavendel, Rosmarin, Salbei und Blauraute. In unserem Klima würden sie zwar auch verholzen, aber dann oft unter Frostschäden leiden. Daher kürzt man sie schon als Jungpflanzen jährlich stark ein, damit sie auch nach Jahren noch junge Bodentriebe bilden. Frieren dann Triebe im Winter zurück, verbleiben trotzdem noch ausreichend bodennahe Knospen, die wieder austreiben. Nur bei Rosmarin, der an einjährigen Trieben blüht, gehen bei einem Frostschaden die Blüten verloren.

Sonderfall Rosen

Rosen besitzen je nach Art und Sorte ganz unterschiedliche Wuchsformen. Viele bauen ein stabiles Gerüst auf, vergreisen aber schon nach kurzer Zeit.

> Grundsätzlich sind einmalblühende Rosen meist starkwüchsiger als öfterblühende. Man schneidet sie nach der Blüte. Sie stecken dann ihre ganze Kraft in das neue Wachstum. Dies gilt im Prinzip auch für einmalblühende Ramblerrosen. Da sie jedoch sehr starke Gerüsttriebe entwickeln, ist ein regelmäßiger Schnitt zu aufwendig. Man schneidet sie deshalb nur, wenn sie vergreisen oder zu groß werden.

> Öfterblühende Rosen – auch öfterblühende Kletterrosen – erschöpfen sich dagegen ohne Schnitt schon in der ersten Blühphase und blühen kaum nach. Man schneidet sie deshalb jährlich vor dem Austrieb kräftig zurück. Dies regt sie zu einem starken Neuaustrieb an und gibt Kraft für eine zweite Sommerblüte.

Bäume

Als Bäume bezeichnet man Gehölze mit einem Stamm und einer Krone aus einem Mitteltrieb und mehreren Seitentrieben (→ Abb. 2 und 3). Bäume können aber auch mehrere Stämme besitzen. Entscheidend ist, dass bei ihnen der Wuchsschwerpunkt weit oben im Gehölz liegt. Der einzelne Stammtrieb strebt in den ersten Jahren dominant nach oben, die Seitentriebe bleiben dem jeweiligen Mitteltrieb untergeordnet. Erst wenn die arten- oder sortentypische Höhe erreicht ist, gibt der Mitteltrieb seine Vorrangstellung auf und verzweigt sich.

Ein- oder mehrstämmige Bäume entwickeln ihre volle Schönheit frühestens nach 10 Jahren, wachsen aber stetig weiter. Machen Sie sich also vor dem Kauf klar, welche Größe der gewählte Baum nach 20–30 Jahren erreicht. Wählen Sie für den gegebenen Standort eine Baumart aus, die sich dort frei entfalten kann. Wenn man Bäume aufgrund von Platzmangel ständig schneiden muss, büßen sie ihre natürliche Form ein. Zudem wird die Krone oft instabil, Äste können abbrechen.

Obstbäume werden intensiver geschnitten, damit sich stabile Gerüsttriebe entwickeln, die das Gewicht der Früchte tragen können, und um die Fruchtqualität zu erhalten.

Noch wichtiger als bei Sträuchern ist bei Bäumen die Einhaltung des gesetzlichen Grenzabstands, denn große Baumkronen können auch das Nachbargrundstück ganz erheblich beeinflussen (→>).

1 BAUMARTIGE STRÄUCHER

Starkwüchsige Sträucher können baumartig werden, so wie diese Zierkirsche. Sie bilden Gerüsttriebe, die Jahrzehnte alt werden. Man pflanzt sie deshalb mit genügend Abstand.

2 BÄUME

Ein typischer Baum besitzt einen Stamm, der in die Krone mit Mitteltrieb und Seitengerüsttrieben übergeht. Der Wuchsschwerpunkt liegt in der Krone, und das Gerüst ist sehr langlebig.

3 ALTE BÄUME

Ausgewachsene Bäume, wie dieses Exemplar, entwickeln mit den Jahrzehnten mächtige Kronen, die 300 m2 überspannen können. Ein Schnitt ist erst nötig, wenn einzelne Triebe absterben.

Gehölze haben verschiedene Methoden zum Klettern: 1 Haftwurzeln (Efeu), 2 Haftscheiben (Wilder Wein), 3 Blattranken (Clematis), 4 Spreizklimmer (Rose), 5 Schlinger (Blauregen) und 6 Triebranken (Weinrebe)

Klettergehölze

Klettergehölze benötigen immer eine Stütze, um in die Höhe wachsen zu können. In der Natur dienen dazu andere Sträucher oder Bäume. Auch im Garten kann man sie an einem anderen Gehölz ziehen, oder man gibt ihnen eine Rankhilfe, die frei steht oder an einer Hauswand befestigt ist.

Kletterpflanzen haben unterschiedliche Methoden entwickelt, um in luftige Höhe zu gelangen.

> Spreizklimmer wie Winterjasmin, Kletterrose oder Brombeere wachsen mit überlangen Trieben nach oben in die Kronen anderer Gehölze. Mit ihren Seitentrieben verzahnen sie sich in den Trieben ihrer »Kletterhilfe«. Sie verankern sich nicht aktiv, sondern halten sich passiv fest.

> Selbsthafter wie Efeu und Kletterhortensie entwickeln Haftwurzeln, mit denen sie sich am Untergrund festhalten. Diese Wurzeln haben nichts mit den Bodenwurzeln gemeinsam. Wilder Wein hingegen entwickelt Haftscheiben am Ende kleiner Seitensprosse. Sowohl Haftwurzeln als auch Haftscheiben leben nur einige Wochen und verholzen dann, ohne jedoch ihre Funktion zu verlieren.

> Schlinger wie Blauregen, Geißblatt Pfeifenwinde, Schlangenwein, Kiwi oder Schlingknöterich winden ihre Triebe um die Unterlage und halten sich so fest. Die Rankhilfe sollte nicht zu dick sein. Regenrohre beispielsweise sind zu mächtig, die Pflanze kann sie nicht umwachsen. Während bei den meisten Schlingern die Stütze das Gewicht der Kletterpflanze auffangen muss, bilden einige wie der Blauregen dicke Gerüsttriebe und tragen so einen Teil ihres Gewichts selbst. Wickeln Sie die Triebe solcher Schlinger regelmäßig von der Halterung ab und binden Sie sie anschließend daran an. Der Aufwand lohnt sich, denn so können Sie die Pflanze jederzeit problemlos lösen, um zum Beispiel an der Hauswand oder der Pergola Reparaturarbeiten zu verrichten.

> Ranker sind beispielsweise Clematis und Weinrebe. Sie entwickeln an den Enden ihrer Triebe oder Blätter feine Ranken, mit denen sie sich an der Kletterhilfe festhalten. Die Rankgerüste sollten möglichst dünn sein. Nur junge Ranken können »greifen«. Später verholzen sie und können sich, wenn sie einmal von der Unterlage losgelöst wurden, nicht mehr an ihr verankern.

Wie Klima und Winterhärte den Schnitt beeinflussen

Jede Pflanze trägt die Grundinformation in sich, welche Temperaturen sie ausgepflanzt ohne Winterschutz schadlos überstehen kann. Allerdings beeinflussen verschiedene Faktoren diesen Temperaturbereich positiv oder negativ. Deshalb sollten Sie diese Faktoren prüfen, bevor Sie eine Pflanze in Ihren Garten setzen.

Wie empfindlich eine Pflanze ist, hat auch Auswirkung auf Art und Zeitpunkt des Schnitts.

Bei Rosen sind vitale Triebe und Pflanzen gegenüber Frost robuster als vergreiste.

Die Winterhärtezonen

Auf der Grundlage einer Einteilung aus den Vereinigten Staaten gibt es auch für Europa eine Gliederung in sogenannte Winterhärtezonen (WHZ). Diese Einteilung basiert auf Schritten von 10° Fahrenheit – dies entspricht 5,5 °C. Daher werden die Werte für Europa immer mit einer Stelle hinter dem Komma angegeben. Die Einteilung dieser Zonen richtet sich nach der durchschnittlich kältesten Temperatur eines Jahres. Diese Werte sind jedoch nur eine Orientierung, in manchen Wintern kann es durchaus kälter werden oder wärmer bleiben.

In Mitteleuropa (→Karte) kommen die Zonen 5 bis 8 vor, bereits Zone 9 entspricht einem mediterranen Klima. Um die in Mitteleuropa sehr unterschiedlichen Klimaregionen genauer zu erfassen, wurden diese Zonen in Halbzonen – a und b – unterteilt.

Geeignete Pflanzen wählen

In vielen Katalogen und Pflanzenbeschreibungen werden diese Winterhärtezonen angegeben. Dies gibt Ihnen einen ersten Anhaltspunkt dafür, ob eine Pflanze in Ihrer Region gedeiht oder ob sie vielleicht zusätzlichen Winterschutz benötigt oder als Kübelpflanze besser im Haus überwintert.

Von vielen Pflanzenarten gibt es verschiedene Gartensorten. Nicht alle sind gleich winterhart. Wählen Sie robuste Sorten aus. Vor allem bei Rosen gibt es Sorten und Wildarten, die empfindlicher sind, bei Kamelien ebenso. Auch bei Halbsträuchern finden Sie unterschiedlich harte Sorten – etwa bei Lavendel, Rosmarin oder Salbei.

Hier ist der empfindliche Rosmarin vor austrocknender Wintersonne geschützt.

Kleinklima

Die Lage eines Grundstücks hat ebenfalls einen Einfluss darauf, wie tief die Temperatur absinkt. In einer Senke etwa, in der Kaltluft nicht abfließen kann, wird es kälter als an einem Hang. Ist ein Grundstück gegen kalte Nord- und Ostwinde geschützt, bleiben die Temperaturen dort ebenfalls höher, als wenn es den Winden frei ausgesetzt ist – ebenso in einer Ebene, in der nachts regelmäßig Nebel auftritt, der eine starke Abkühlung verhindert.

Eine Schneedecke isoliert den Boden sehr gut und verhindert, dass er durchfriert. Über der Schneedecke kann es jedoch sehr kalt werden, sodass empfindliche Pflanzen oft bis zur Schneedecke zurückfrieren.

Die Frosthärte verbessern

Im Garten selbst sind weitere große Klima-Unterschiede möglich. Geschützte Standorte in Hausnähe sowie Gehölze oder Mauern und Steine, die Wärme speichern, tragen ganz wesentlich dazu bei, dass die laut Winterhärtezone üblichen Tiefsttemperaturen nicht erreicht werden. Diese Faktoren können Sie so stark beeinflussen, dass ein Standort der nächstwärmeren Klimazone entspricht.

Ist der Boden für Lavendel zu schwer, vermischen Sie ihn großzügig mit Sand.

Boden und Frosthärte

Je eher der Boden die Ansprüche einer Pflanze erfüllt, umso besser kann sie sich entfalten und umso eher übersteht sie den Winter. Pflanzen, die aus mediterranen Regionen stammen, wie Lavendel, Thymian und Co., lieben meist einen wasserdurchlässigen Boden. Ist er zu schwer, treten bei tiefen Temperaturen Wurzelschäden auf. Dem kann man entgegenwirken, indem man schwere Böden großzügig mit gebrochenem Sand aufbessert. So ist auch in regenreichen Wintern ein guter Wasserabzug garantiert.

Immergrüne Gehölze und Stauden leiden im Winter dagegen immer wieder an Wassermangel. Das kann an einem trockenen Standort liegen, oft aber auch daran, dass die Pflanzen aus dem gefrorenen Boden kein Wasser aufnehmen können. An einem sonnigen Wintertag verdunsten Immergrüne jedoch Wasser. Hier sorgt eine Mulchschicht dafür, dass der Boden weniger stark durchfriert. Wenn nötig, sollte man die Pflanzen sogar gießen.

Wenn Sie nach einer Neupflanzung Ihre Gehölze mit regelmäßigen, aber kleinen Wassergaben verwöhnen, bleiben deren Wurzeln in den obersten, feuchten Bodenschichten – sie müssen nicht in tieferen Schichten nach Wasser suchen. Je tiefer jedoch eine Wurzel wächst, umso eher ist sie vor Frösten geschützt. Gießen Sie deshalb lieber seltener und dafür durchdringend.

Richtig düngen

Stark oder im Hochsommer gedüngte Pflanzen wachsen bis in den Spätherbst. Ihre Triebe reifen nicht aus und erfrieren oft. Nach Ende Juni sollte man Gehölze daher nicht mehr düngen.

Einige Halbsträucher und mehrjährige Kräuter wünschen magere Standorte. Düngen Sie diese sehr zurückhaltend. Nährstoffreiche Böden können Sie mit Sand abmagern.

Ohne Winterschutz erfrieren Feigentriebe, nur einige jüngere sind noch vital.

Temperatur und Schnitt

Vermeiden Sie es, von Oktober bis Januar zu schneiden. Die Schnittstellen können bei tiefen Temperaturen zurückfrieren oder eintrocknen.

Frostempfindliche Pflanzen, ob Halbsträucher, Aprikose oder Pfirsich, schneiden Sie erst im späten Frühjahr. Lavendel und Co. schneiden Sie erst, wenn Sie sehen, dass er beginnt auszutreiben. Die Gefahr des Zurücktrocknens wird damit minimiert. Pfirsich und Aprikose schneiden Sie während der Blüte oder – noch besser – im Sommer. Dieser sogenannte Sommerschnitt ist für schnittempfindliche Gehölze der beste Zeitpunkt (→>). Den Schnitt von Hecken und Formgehölzen sollten Sie spätestens bis Ende Juli abschließen. So können Neuaustriebe bis zum Herbst noch ausreifen.

Die technischen Grundlagen des Schnitts

Das Wissen um die botanischen Grundlagen ist die Basis für einen gelungenen Gehölzschnitt. Doch erst hochwertiges Werkzeug, der passende Schnitttermin, die geeignete Schnittform sowie -technik lassen den Schnitt zum Erfolg werden.

JE BESSER SIE SICH auf den Pflanzenschnitt vorbereiten und mit den verschiedenen Schnitttechniken vertraut machen, umso leichter wird er Ihnen von der Hand gehen und umso erfolgreicher werden Sie Ihre Gehölze in die gewünschte Richtung lenken.

Grundsätzlich ist es vorteilhaft, wenn Sie Ihre Gehölze jedes Jahr kontrollieren und bei Bedarf auch schneiden. Sie müssen dann in der Regel wenig schneiden und verursachen nur kleine Wunden. Die Säge wird nur selten zum Einsatz kommen. Ihre Sträucher oder Bäume bleiben übersichtlich und behalten eine attraktive Form. Zudem bleibt bei Ziergehölzen das Blütenholz vital und bei Obstgehölzen das Fruchtholz. Setzen Sie dagegen einige Jahre mit dem Schnitt aus, lassen Blüte oder Fruchtqualität nach. Es bilden sich starke Triebe, die Gehölze werden sehr dicht. Nun ist ein sehr viel massiverer Schnitt notwendig. Die Pflanzen reagieren darauf mit starkem Wachstum. Der regelmäßige Schnitt sorgt bei allen Gehölzen also für weniger Arbeit.

Mit hochwertigem und scharfem Werkzeug geht der Schnitt kraftsparend vonstatten.

So gelingt der Pflanzenschnitt

Wenn Sie die folgenden Punkte beachten, werden Sie rasch lernen, worauf Sie beim Schneiden achten müssen.

Gutes Werkzeug

Hochwertiges Schnittwerkzeug ist eine Investition, die sich lohnt. Es erleichtert den Schnitt erheblich, ist bei guter Pflege viele Jahre im Einsatz, und Sie erhalten auch noch nach Jahren Ersatzteile im Fachhandel.

Auch bei Leitern sollten Sie nicht sparen – sie sind für den Schnitt größerer Gehölze wichtige Helfer.

Die richtige Schnittzeit

Die Wahl des besten Schnittzeitpunkts hängt in erster Linie davon ab, wie früh oder spät eine Pflanze austreibt.

> Prinzipiell regt ein Schnitt im späten Winter oder Frühjahr das Wachstum der Pflanzen an, während ein Sommerschnitt beruhigend wirkt.

> Beachten Sie beim Schnitt auch die Eigenheiten der einzelnen Arten. Für schnittempfindliche Gehölze etwa ist ein Schnitt ab der Laubentfaltung bis September sehr viel verträglicher als ein Schnitt im Frühjahr.

> Notieren Sie, wann Sie welche Gehölze schneiden wollen, und planen Sie genug Zeit dafür ein. Kontrollieren Sie nach einigen Wochen, wie Ihre Gehölze auf den Schnitt reagieren. So sehen Sie, ob der Schnitt erfolgreich war, und bekommen Anregungen für zukünftige Schnittmaßnahmen.

Schnittformen und -techniken

Mit den verschiedenen Schnittformen können Sie die Stärke des Neuaustriebs steuern. Man unterscheidet zwischen Einkürzen, Umlenken, Verschlanken und Auslichten. Das klassische Einkürzen regt das Wachstum, verbunden mit einem kräftigen Neuaustrieb, am stärksten an. Das Umlenken führt zu einer kompakten oder verjüngten Pflanze, das Wachstum wird schwächer angeregt als beim Einkürzen. Vereinzeln von Triebspitzen, Verschlanken genannt, regt das Wachstum am geringsten an. Das Auslichten ganzer Triebe am Boden fördert Jungtriebe direkt aus der Wurzel und verhindert, dass die Pflanze zu groß wird.

Schließlich sorgt die richtige Schnitttechnik dafür, das die Pflanzen den Schnitt gut vertragen und nur kleine, rasch heilende Wunden entstehen.

Doch bevor Sie mit dem Schneiden beginnen, sollten Sie das Ziel des Schnitts bedenken: Möchten Sie das Wachstum anregen, Blüten und Früchte oder Triebe mit farbiger Rinde fördern? Möchten Sie ein Gehölz als Hecke schneiden oder zu einem Solitär erziehen? Oder möchten Sie einfach kranke Triebe ausschneiden? Erst wenn Sie sich über diese Schnittziele im Klaren sind, können Sie die richtige Schnittart für das gewünschte Ergebnis wählen.

Die wichtigsten Werkzeuge: von der Schere bis zur Leiter

Der Erfolg beim Schnitt steht und fällt mit dem geeigneten Werkzeug. Gleich, ob Sie nur wenige dünne Zweige oder massive Äste zu schneiden haben – für jeden Zweck hält der Fachhandel das richtige Werkzeug bereit.

Sparen Sie beim Kauf von Schnittwerkzeugen oder Leitern auf keinen Fall, sondern achten Sie auf Qualität. Hochwertiges Werkzeug erleichtert die Schnittarbeit im Garten enorm. Gute Scheren sind nicht nur bequem zu handhaben, sondern lassen sich auch einfach auseinandernehmen und reinigen sowie schleifen (→Abb.). Obendrein sind für hochwertige Produkte Ersatzteile erhältlich.

Auch bei Leitern ist gute Qualität unverzichtbar, schließlich müssen sie sicher sein, wenn Sie in über 2 m Höhe arbeiten müssen. Außerdem können Sie sie viele Jahrzehnte verwenden.

Für jeden Schnitt das richtige Werkzeug

Um ohne Mühe schneiden zu können, sollten Sie für jede Triebstärke und Schnittform das passende Werkzeug einsetzen. Statt beispielsweise mit einer Astschere einen dicken Trieb abzuschneiden, wählen Sie besser eine Säge.

Verschiedene Heckenscheren helfen beim Schnitt von Hecken und Formschnittgehölzen. Spezielle Messer erleichtern die Wundpflege, mit einigen lassen sich Gehölze auch veredeln.

Bevor Sie neu gekaufte Werkzeuge an den harten Trieben Ihrer Ziergehölze einsetzen, sollten Sie die Handhabung an weichen Trieben wie Holunder oder Weide üben. So bekommen Sie ein Gefühl für das Gerät und mindern die Gefahr, sich zu verletzen.

Bypassschere (hier für Linkshänder): Die Klinge zeigt zum verbleibenden Triebstück.

Hand- und Astscheren

Die Vielzahl der im Handel angebotenen Scheren mag zunächst verwirren. Lassen Sie sich Zeit bei der Auswahl und fragen Sie, wenn nötig, um Rat.

Handscheren sind Scheren mit kurzen Griffen, solche mit langen Griffen bezeichnet man als Astscheren. Mit Handscheren entfernen Sie Triebe bis 2 cm Dicke, Astscheren sind für Triebe bis 4 cm Dicke geeignet.

Sowohl Hand- als auch Astscheren sind im Handel als Bypass- und Ambossscheren erhältlich.

> Bei Ambossscheren trifft die Klinge auf einen Amboss. Deshalb entstehen am Trieb an beiden Schnittseiten Quetschungen. Diese Scheren eignen sich daher nur für weiche Triebe.

> Für den Schnitt von Gehölzen sind Bypassscheren besser geeignet. Bei ihnen läuft die Klinge am Amboss vorbei, deshalb wird der Trieb auf der Klingenseite nicht gequetscht. Bypassscheren gibt es für Rechts- und Linkshänder (→Abb.). Wenn Sie die Schere in der richtigen Hand halten, ist die Klinge jeweils außen.

> Astscheren erleichtern das Auslichten von bodennahen Trieben und solchen über Kopfhöhe. Die langen Griffe sollen stabil und nicht zu schwer sein. Halten Sie beim Kauf einige Zeit die Astschere mit gestreckten Armen von sich. Sie werden merken, ob Ihnen das Gewicht unangenehm wird oder nicht. Wählen Sie Modelle mit großer Klinge und einem schnabelförmigen, gezähnten Amboss. Wenn Sie solche Scheren am Trieb ansetzen, wird dieser durch leichtes Zudrücken fixiert und kann beim Schnitt nicht abgleiten.

> Manche Astscheren besitzen eine Übersetzung, die Kraft spart. Lassen Sie sich aber nicht dazu verführen, zu dicke Triebe damit zu schneiden. Dafür eignen sich Sägen besser.

Schwert- und Bügelsägen

Für starke Triebe über 4 cm Durchmesser wählen Sie eine Säge.

> Schwertsägen garantieren saubere, glatte Wundränder. Bei diesem Typ wird nur auf Zug geschnitten. Kleinere Modelle lassen sich zusammenklappen und in die Tasche stecken, größere bindet man mit einem Köcher um.

> Bügelsägen eignen sich für größere Schnitte, da das Sägeblatt verstellbar ist und Sie auf Zug und Druck sägen.

> Motorsägen sind nur sinnvoll, wenn Sie jedes Jahr viele starke Triebe zu sägen haben. Wenn Sie Ihre Gehölze regelmäßig schneiden, tritt dieser Fall jedoch kaum ein. Achten Sie beim Kauf einer Motorsäge darauf, dass sie über eine Sicherheitskupplung verfügt. Die Säge stoppt dann, sobald Sie eine Hand vom Griff nehmen.

Bevor Sie eine Motorsäge verwenden, sollten Sie unbedingt an einer Schulung teilnehmen. Arbeiten Sie außerdem nie ohne Sicherheitskleidung!

Handscheren eignen sich für bis zu 2 cm dicke Triebe, Astscheren für 2–4 cm dicke, Schwert- und Bügelsägen für über 4 cm dicke Triebe, Auszugscheren für Arbeiten bis 4 m Höhe.

Auszugscheren und -sägen

Diese Werkzeuge sitzen an einem Stiel, der sich ausziehen lässt. Sie können mit ihnen bis zu 4 m über Kopfhöhe arbeiten, ohne auf eine Leiter steigen zu müssen. Es gibt auch kleine Motorsägen mit ausziehbarer Stange. Diese Werkzeuge sind für das Entfernen einzelner abgebrochener Triebe geeignet oder zum leichten Auslichten vergreister hochstämmiger Obstbäume. Es ist jedoch kraftraubend, mit diesen Geräten länger zu arbeiten. Zudem sind exakte Schnitte mit einem langen Hebel sehr schwierig auszuführen. Wenn Sie viel schneiden müssen, sollten Sie eine Leiter zu Hilfe nehmen. Große Bäume lassen Sie besser durch professionelle Baumkletterer schneiden.

Handheckenscheren eignen sich für kleine Hecken oder Formschnitt. Kleine Modelle sind für feinere Arbeiten geeignet.

Geeignete Heckenscheren

Die Wahl der Heckenschere hängt von der Anzahl und Größe, der Gehölze ab, die Sie zu schneiden haben. Für kleine Hecken reichen Handheckenscheren mit kurzem Griff aus. Mit ihnen lassen sich auch zierliche Formen gut herausarbeiten. Sogenannte Buchsheckenscheren sind sehr leicht und haben ergonomisch geformte Griffe (→Abb.). Klassische Heckenscheren mit Holzgriffen sind dagegen deutlich schwerer.

Achten Sie bei Motorheckenscheren auf sicheren Stand und schneiden Sie nie im Gehen. Die Schere sollte immer eine Sicherung besitzen.

Heckenscheren mit Motor

Für große Hecken empfehlen sich Heckenscheren mit Benzin- oder Elektromotor. Elektroscheren sind leiser und leichter, allerdings müssen Sie darauf achten, das Kabel nicht zu zerschneiden. Je nachdem, wo Sie im Garten schneiden, können lange Kabel die Arbeit behindern. Dann ist eine Schere mit Benzinmotor besser.

Wichtig:Alle Motorheckenscheren müssen eine Sicherung besitzen. Sie stoppt die Schere, sobald eine Hand den Griff loslässt. Arbeiten Sie immer, auch im Sommer, mit fester Kleidung.

Messer und Hippen dienen zum Glätten von Wundrändern.

Messer zum Glätten

Mit einem scharfen Messer lassen sich Wundränder glatt schneiden – sie heilen dann besser.

Messer mit gerader Klinge sind unter dem Namen »Veredlungsmesser« im Handel. Sie eignen sich nicht nur zum Veredeln, sondern auch zum Glätten von Wunden. Achten Sie auf eine stabile Klinge mit hartem Stahl.

Zur Versorgung größerer Wunden oder Stammverletzungen gibt es Messer mit gekrümmter Spitze, sogenannte Hippen. Durch die Krümmung lassen sich Wundränder glatt schneiden, ohne dass Sie Druck nach außen zur Rinde ausüben müssen. Dabei kann sich das Kambium (→>) ablösen, und der Nährstoff- und Wassertransport wird gestört. Wundränder glättet man immer mit einem ziehenden Schnitt im rechten Winkel zum Kambium hin.

Obstbaumleiter, Mehrzweckleiter, Anlegeleiter, Tiroler Steigtanne

Die richtige Leiter

Zum Schnitt von größeren Gehölzen und zur Ernte von Baumobst sind sichere und komfortable Leitern wichtige Helfer. Gut gewählt, begleitet Sie eine Leiter Ihr ganzes Gärtnerleben lang. Die Wahl des Leiter-Typs hängt davon ab, ob Sie auf befestigtem oder unbefestigtem Boden und auf ebenen Flächen oder an einem Hang schneiden müssen. Für einen sicheren Stand auf befestigtem Boden müssen alle Leitern mit Gummikappen ausgerüstet sein, auf unbefestigtem Boden sind Metallspitzen notwendig (→>).

Anlege- und Klappleitern

Sogenannte Anlegeleitern, die nur einen Schenkel besitzen, und Stehleitern mit zwei auseinanderklappbaren Schenkeln sind meist in jedem Haushalt zu finden. Anlegeleitern bestehen oft aus mehreren Teilstücken, man nennt sie dann Schiebeleitern. Sie sind für den Schnitt nur geeignet, wenn sie stabil an einen Ast angelehnt werden können. Zur Sicherheit sollten Sie einen Holm an einem Ast festbinden. Steh- oder Klappleitern stehen dagegen auf ebenen Flächen frei, wenn die Schenkel auseinandergeklappt sind.

In Mehrzweckleitern sind beide Varianten vorteilhaft kombiniert. Einerseits lassen sich zwei Schenkel auseinanderklappen, andererseits kann ein dritter Schenkel als Verlängerung nach oben geschoben werden.

Für Hänge: Obstbaumleitern

Eine Obstbaumleiter besitzt nur einen Schenkel und kann einteilig oder, als Schiebeleiter, mehrteilig sein. Diese Leitern sind besonders leicht und ausschließlich für die Pflege und Ernte an Bäumen auf unbefestigtem Untergrund bestimmt. An den Füßen haben sie Metallspitzen, die die Leiter fest im Boden verankern. Um sicher zu stehen, besitzen viele Obstbaumleitern ein oder zwei Stützen. Solche Leitern können frei stehen. Sind zwei Stützen vorhanden, können diese unabhängig voneinander im Boden fixiert werden. So lassen sich leichte Hanglagen ausgleichen.

Wichtig: Unterlegen Sie in steilerem Gelände eine Seite der Leiter nie mit Holz oder Steinen. Der Stand ist nicht stabil. Für diesen Fall bietet der Handel Leitern mit längenverstellbaren Stützen und Holmen.

Die Einholmleiter oder »Tiroler Steigtanne« besitzt in der Mitte nur einen Holm, an dem rechts und links Sprossen auf gleicher Höhe angebracht sind. Dies erlaubt es, sich mit den Beinen so zu sichern, dass beide Hände frei sind. Der Holm wird an Astgabeln angelehnt, sodass er nicht abrutschen kann. Die Einholmleiter besitzt einen beweglichen Fuß und eignet sich deshalb auch für unebenes Gelände.

Holz oder Aluminium?

Ob man Leitern aus Holz oder Aluminium wählt, ist Geschmackssache. Holzleitern besitzen eine lange Tradition, sind aber schwerer als Aluminiumleitern. Holzleitern dürfen nicht längere Zeit im Freien stehen, sondern sollten immer trocken aufbewahrt werden. Das Festhalten an den Holmen ist angenehmer, da Holz weniger kalt ist als Metall. Leitern aus Aluminium sind dagegen leichter, da ihre Holme hohl sind. Weil ihnen Regen wenig anhaben kann, dürfen sie außerdem im Freien bleiben.

Werkzeugpflege und Sicherheit

Grundsätzlich gilt: Reinigen Sie alle Arbeitsgeräte nach dem Gebrauch. Feuchte Geräte legen Sie in die Sonne oder an einen warmen Ort, damit sie vor dem Einlagern besser trocknen – Klappsägen und Scheren am besten mit geöffneter Klinge, sodass auch die sich überschneidenden Flächen trocknen. Werden Scheren oder Messer länger nicht benötigt, wischen Sie sie mit etwas Öl ab. Das schützt vor Rost.

Zum Schleifen ziehen Sie die Klinge mit Druck kreisförmig über den Schleifstein.

Kleine Scherenpflege