Das Haus des Wissens - Sabine Fruth - E-Book

Das Haus des Wissens E-Book

Sabine Fruth

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Beschreibung

"Haus des Wissens" nennt Sabine Fruth eine Lernstrategie, die auf der Grundlage von hypnotherapeutischen Konzepten entstanden und verblüffend einfach umzusetzen ist. Lernende entwickeln hier individuelle Bilder von dem Geschehen in ihrem Gehirn und finden so einen Zugang zum eigenen Lernverhalten. Lernblockaden und Prüfungsängste werden symbolisiert und greifbar. So gelingt es fast spielerisch, das Lernen zu lernen und jeweils individuell geeignete Lernstrategien zu entwickeln. Das "Haus des Wissens" gibt Lerntherapeuten, Lehrern und anderen Lernbegleitern eine leicht zu vermittelnde Methode an die Hand, die rasch zu Erfolgen führt. Sabine Fruth behält dabei immer das Ziel im Auge, dass die Lernenden selbst Experten ihres Lernens werden und selbstständig weiterarbeiten können. In den ergänzenden Selbsterfahrungsberichten führt Daniela Fruth die Leser:innen immer wieder durch ihr eigenes Haus des Wissens. Ihre mitreißenden Bilder auf dem Weg zum Abitur erwecken schnell den Wunsch, selbst auf die Reise zu gehen und eigene Wissensräume zu erkunden.

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Stimmen zum Buch

»Dieses Buch ist so eingängig wie genial. Es wendet sich an Schüler wie an Lernende mit und ohne fachliche Unterstützung, die eine eigene Struktur für die Speicherung und den gezielten Abruf von Lerninhalten unter leichteren wie schwereren Umgebungsbedingungen erhalten. Damit ist diese Technik eine Handreichung, die einen wesentlichen Mangel unseres Bildungssystems schließen hilft. Sie lehrt das Lernen, indem jeder Lernende seine eigene für ihn wirksame Struktur entwickelt. Diese erhöht zugleich die Effizienz, macht unabhängig und führt damit zum eigenverantwortlichen, erfolgreichen Lernen. Dieses Buch gehört in die Hände von jedem, der Lernen verbessern möchte.«

Inge Frank, systemisch-lösungsorientierte Familien- und Lerntherapeutin

»Wer lernen will, wie man das Lernen lernen kann, liegt mit diesem Buch goldrichtig. Wenn man sich schon den Lehrstoff nicht aussuchen kann, lässt er sich hiermit klar strukturieren. Lernen ist ein persönliches Abenteuer. Gut angelegtes Taschengeld – oder etwas zum Verschenken.«

Siegfried Joel, Arzt für Kinder und Jugendliche

»Das ›Haus des Wissens‹ gibt anschauliche, gut beschriebene, praktische Anleitungen für diese leicht erlernbare Imaginationstechnik, die mit Danielas ausführlichen Erfahrungen mitreißend und berührend verdeutlicht werden. Lassen Sie sich von den faszinierenden Erkenntnissen der Lernenden überraschen.«

Dipl.-Psych. Claudia A. Reinicke, Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeutin, Begründerin des KIKOS-Instituts

»Sabine und Daniela Fruth beschreiben eine leicht zu vermittelnde hypnotherapeutische Lerntechnik, mit der man Wissen strukturiert abspeichern und wieder abrufen sowie sein eigenes Lernverhalten kennenlernen und effizienter machen kann. Ein unverzichtbares Buch für alle, die mit Lernenden arbeiten.«

Melchior Fischer, M.E.G.A.Phon

Zu diesem Buch gibt es ergänzendes Material online: carl-auer.de/HDW

Sabine Fruth/Daniela Fruth

Das Haus des Wissens

Durch Imaginationzum individuellen Lernerfolg

Mit Illustrationen von Lutz Frentzel

Dritte Auflage, 2023

Mitglieder des wissenschaftlichen Beirats des Carl-Auer Verlags:

Prof. Dr. Rolf Arnold (Kaiserslautern)

Prof. Dr. Dirk Baecker (Witten/Herdecke)

Prof. Dr. Ulrich Clement (Heidelberg)

Prof. Dr. Jörg Fengler (Köln)

Dr. Barbara Heitger (Wien)

Prof. Dr. Johannes Herwig-Lempp (Merseburg)

Prof. Dr. Bruno Hildenbrand (Jena)

Prof. Dr. Karl L. Holtz (Heidelberg)

Prof. Dr. Heiko Kleve (Witten/Herdecke)

Dr. Roswita Königswieser (Wien)

Prof. Dr. Jürgen Kriz (Osnabrück)

Prof. Dr. Friedebert Kröger (Heidelberg)

Tom Levold (Köln)

Dr. Kurt Ludewig (Münster)

Dr. Burkhard Peter (München)

Prof. Dr. Bernhard Pörksen (Tübingen)

Prof. Dr. Kersten Reich (Köln)

Dr. Rüdiger Retzlaff (Heidelberg)

Prof. Dr. Wolf Ritscher (Esslingen)

Dr. Wilhelm Rotthaus (Bergheim bei Köln)

Prof. Dr. Arist von Schlippe (Witten/Herdecke)

Dr. Gunther Schmidt (Heidelberg)

Prof. Dr. Siegfried J. Schmidt (Münster)

Jakob R. Schneider (München)

Prof. Dr. Jochen Schweitzer † (Heidelberg)

Prof. Dr. Fritz B. Simon (Berlin)

Dr. Therese Steiner (Embrach)

Prof. Dr. Dr. Helm Stierlin † (Heidelberg)

Karsten Trebesch (Berlin)

Bernhard Trenkle (Rottweil)

Prof. Dr. Sigrid Tschöpe-Scheffler (Köln)

Prof. Dr. Reinhard Voß (Koblenz)

Dr. Gunthard Weber (Wiesloch)

Prof. Dr. Rudolf Wimmer (Wien)

Prof. Dr. Michael Wirsching (Freiburg)

Prof. Dr. Jan V. Wirth (Meerbusch)

Themenreihe »Systemische Pädagogik«

hrsg. von Rolf Arnold

Reihengestaltung: Uwe Göbel

Umschlagfoto: pixabay

Satz: Drißner-Design u. DTP, Meßstetten

Illustrationen: © Lutz Frentzel, www.lufre.de

Printed in Germany

Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck

Dritte Auflage, 2023

ISBN 978-3-8497-0169-7 (Printausgabe)

ISBN 978-3-8497-8069-2 (ePUB)

© 2017, 2023 Carl-Auer-Systeme Verlag

und Verlagsbuchhandlung GmbH, Heidelberg

Alle Rechte vorbehalten

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Carl-Auer Verlag GmbH

Vangerowstraße 14 . 69115 Heidelberg

Tel. + 49 6221 6438-0 . Fax + 49 6221 6438-22

[email protected]

Inhalt

1Einführung

Das Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik

Das Haus des Wissens in der therapeutischen Arbeit

Das Haus des Wissens in der Arbeit mit Gruppen

Für wen eignet sich die Arbeit mit dem Haus des Wissens?

Danielas Erfahrung: Chaos im Kopf

2Das Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik

2.1Allgemeine Vorbereitungen

2.1.1 Das Vorgespräch

2.1.2 Vorbereitung auf die Arbeit mit inneren Bildern

2.2Den Weg zum Haus des Wissens finden

2.2.1 Das innere Krafttier

Danielas Erfahrung: Ein kleiner Spaziergang

2.3Das Haus des Wissens kennenlernen

2.3.1 Jüngere Kinder

2.3.2 Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Danielas Erfahrung: Mein Haus

2.4Die Lernräume gestalten

2.4.1 Jüngere Kinder

2.4.2 Farbgebung

2.4.3 Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene

Danielas Erfahrung: Die Bibliothek

2.5Helferwesen im Haus des Wissens

Danielas Erfahrung: Helfende Hände

2.6Das Lernen mit dem Haus des Wissens

Danielas Erfahrung: Magische Verwandlung

2.6.1 Typische Anker im Schulalltag

2.6.2 Wissen speichern – individuell und typgerecht

2.6.3 Beispiel aus der Schule

2.6.4 Schnelle Erkenntnisse

Danielas Erfahrung: Von der Idee zum Selbstläufer

2.7Die Pausen

2.7.1 Der Pausenmanager

2.7.2 Die Pausensignale

2.7.3 Der Pausen- oder Wohlfühlraum

Danielas Erfahrung: Pausen mit Zukunftsvision

2.8Die Planungstafel

2.8.1 Jüngere Kinder

2.8.2 Ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene

2.8.3 Der Planungshelfer

Danielas Erfahrung: Mit Bleistift und Zirkel

2.9Das Netzwerk

2.9.1 Das Netzwerk einrichten

2.9.2 Ein zentraler Arbeitsplatz: Der »Allesraum«

2.9.3 Schulunabhängige Bereiche einbeziehen

2.9.4 Der Ressourcenraum

Danielas Erfahrung: Ausflug in eine andere Welt

2.10 Was sich sonst noch findet

2.10.1 Verborgene Türen

2.10.2 Der Garten

Danielas Erfahrung: Fundamentale Entdeckungen

2.11 Prüfungsvorbereitung und Prüfungen

2.11.1 Jüngere Schüler

2.11.2 Anker setzen

2.11.3 Ältere Schüler, Jugendliche und Erwachsene

2.11.3.1Welches Ziel hat der Prüfling?

2.11.3.2Die Prüfung vorbereiten

Danielas Erfahrung: Letzte Renovierungsarbeiten

2.11.3.3Blackout in einer Prüfung

2.11.3.4Eine Prüfung visualisieren

Danielas Erfahrung: Das Abitur

3Das Haus des Wissens in der therapeutischen Arbeit

3.1Prüfungsangst

3.1.1 Psychotherapeutische Arbeit

3.1.2 Ressourcenarbeit

3.1.3 CD-Aufnahmen vor Prüfungen

3.2Widerstände und Lernblockaden

3.2.1 Widerstände im Außen

3.2.2 Widerstände im Innern

3.2.2.1Widerstände gegen die Arbeit mit dem Haus des Wissens

3.2.2.2Widerstände gegen das Lernen/Lernblockaden

3.2.2.3Sonstige Widerstände und Introjekte

4Das Haus des Wissens in der Arbeit mit Gruppen

4.1Die Einführung

4.2Die Anrede

4.3Das Tempo

4.4Der Schnelleinstieg

5Schlusswort: Alles ist möglich

Anhang

Danielas Haus des Wissens – Verzeichnis der Erfahrungsberichte

Danksagung

Literatur

Über die Autorinnen

1Einführung

Das Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik

Im ersten und längsten Teil des Buches wird das Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik beschrieben. Sie erfahren, wie das Haus des Wissens als Methode funktioniert, mit der man Wissen strukturiert abspeichern und wieder abrufen kann. Sie lernen die Arbeit mit Imaginationen und individuellen, inneren Bildern kennen – und wie Sie diese Erkenntnisse nutzen und umsetzen können.

Das Konzept vom Haus des Wissens umfasst jedoch weitaus mehr als die reine Lernstrategie. Sie erfahren zusätzlich, wie Sie den Lernenden1 beispielsweise dabei unterstützen können, sein Selbstbewusstsein zu steigern und seine Persönlichkeit zu stärken. Solche Aspekte finden Sie an unterschiedlichen Stellen des Buches. Sie tragen dazu bei, dass man positive Entwicklungen auch außerhalb der Thematik »Lernen« erleben kann.

Die Vermittlung der allgemeinen Lerntechnik (s. Kap. 2) und die Anwendung im therapeutischen Bereich (s. Kap. 3) lassen sich nicht eindeutig voneinander abgrenzen. Die Aufteilung auf verschiedene Kapitel dient der besseren Übersicht. Es gibt Überschneidungen – so bewege ich mich im 2. Kapitel auch immer mal wieder im therapeutischen Setting, außerdem ist dieser Abschnitt natürlich die Grundlage für das Verständnis des 3. Kapitels. Die Arbeit mit dem Haus des Wissens lässt sich in ganz unterschiedlichen Kontexten einsetzen: einzeln oder in Gruppen, im Förderbereich sowie in einem therapeutischen Setting. Sie wird von verschiedenen Fachpersonen angeboten. So richtet sich dieses Buch an Lerntherapeuten, Lehrer, Psychotherapeuten, Erzieher und Coachs. Ich selbst wende die Methode im Rahmen meiner psychotherapeutischen Praxis mit einzelnen Lernenden und auch mit Gruppen an.

Die ersten Ansätze dieser Lerntechnik ergaben sich zunächst aus den praktischen Bedürfnissen einiger Schüler, die wegen psychosomatischer Beschwerden bei mir in Therapie waren. Während der imaginären Körperarbeit entwickelte ich mit ihnen die ersten Wissensbereiche, in denen wir aktuelle Lernprobleme betrachteten. Schnell entstand der »Bereich des Wissens«, in welchem ich die Schüler bereits ähnlich arbeiten ließ wie später im Haus des Wissens. Als nun Schüler zu mir kamen, die ausschließlich an ihren Lernblockaden arbeiten wollten, entwickelte ich das Haus des Wissens als separate Lernstrategie. Diese inzwischen standardisierte Methode soll in diesem Buch beschrieben werden.

Die einzelnen Schritte bei der Arbeit mit dem Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik sind anschaulich und verständlich beschrieben. Dies erfolgt insbesondere durch eine klare Unterteilung in einen eher theoretischen Abschnitt, der die Hintergründe und Ziele des einzelnen Kapitels beschreibt, und einen praxisorientierten Teil. In diesem finden Sie ausführliche Empfehlungen, wie Sie die einzelnen Schritte konkret in die Praxis übertragen können.

Dieser erste Teil des Buches kann auf zwei unterschiedliche Weisen gelesen und genutzt werden: Zum einen erfahren Sie, wie Sie einen Lernenden durch die Arbeit mit dem Haus des Wissens anleiten und begleiten können. Zum anderen bietet es Ihnen aber auch die Möglichkeit, Ihre eigenen Bilder zu entwickeln und die Methode weitgehend autodidaktisch selbst zu nutzen. Sie können jederzeit selbst entscheiden, welche Aspekte für Sie am spannendsten sind und wie Sie die neuen Erkenntnisse in der Praxis umsetzen möchten.

Am Ende einiger Kapitel beschreibt Daniela Fruth fortlaufend ihre eigenen Erfahrungen mit dem Haus des Wissens. Sie hat die Methode in der Vorbereitung auf das Abitur genutzt und erzählt in einzelnen Episoden, wie sie in ihrem Haus die zuvor erläuterten Schritte umgesetzt hat. Sie erleben, welche Bilder durch die Methode entstehen können. Dies führt von der allgemeinen Theorie und Praxis direkt zu einem individuellen Beispiel, das einige Aspekte noch besser veranschaulicht. Diese Abschnitte sind grau unterlegt und somit als fortlaufende Berichte schnell erkennbar.

Das Haus des Wissens in der therapeutischen Arbeit

Eine vertiefende Möglichkeit, mit dem Haus des Wissens zu arbeiten, liegt im (psycho)therapeutischen Bereich. In diesem zweiten Teil des Buches erfahren Sie, wie im Haus des Wissens unter anderem Lernblockaden gelöst oder schwerwiegendere Lernschwierigkeiten behandelt werden können. Dabei werden allgemeine, aber auch spezifischere therapeutische Methoden beschrieben.

Erfahrene Psycho- oder Lerntherapeuten können darüber hinaus die ihnen bekannten Therapiemethoden mit dem Beschriebenen kombinieren.

Auch diese Lösungsstrategien sind möglichst anschaulich und eingängig beschrieben. Allerdings sollten Sie berücksichtigen, dass zur therapeutischen Arbeit mit dem Haus des Wissens eine entsprechende Vorerfahrung notwendig ist. Es ist ein großer Vorteil dieser Vorgehensweise, dass auf fast spielerische Art psychotherapeutische Themen und Probleme behandelt werden können. Allerdings können auch hierbei Blockaden sichtbar werden, die vorsichtig und für den Lernenden bestmöglich aufgelöst werden sollten. Dies erfordert eine gewisse Ausbildung und Erfahrung, die Sie nicht allein durch das Lesen dieses Buches erlangen können. Sie können jedoch gespannt sein, wie vielfältig die Arbeit mit dem Haus des Wissens sein kann und welche Veränderungen sich damit bewirken lassen.

Das Haus des Wissens in der Arbeit mit Gruppen

Im letzten Kapitel wird die Anwendung dieser Lernstrategie in der Arbeit mit Gruppen thematisiert. Habe ich vorher vor allem direkte Gespräche zwischen einem Anleitenden und einem Lernenden beschrieben, so gehe ich hier auf die Besonderheiten ein, die es in diesem Kontext zu bedenken gilt. Gerade für Lehrer oder Lerntherapeuten, die mehrere Schüler gleichzeitig betreuen, gibt es hier nützliche Hinweise.

Für wen eignet sich die Arbeit mit dem Haus des Wissens?

Erfahrungsgemäß suchen Kinder nach einer Unterstützung im lerntherapeutischen Bereich, wenn sie ihre schulischen Leistungen verbessern möchten oder unter Prüfungsängsten leiden. Bei Jugendlichen und Erwachsenen ist dies ähnlich. Hier stehen meist Lernblockaden, Konzentrationsprobleme und schlechte Erfahrungen im Zusammenhang mit Prüfungen im Vordergrund. Das Ziel ist zum einen, das Lernen zu optimieren, und zum anderen, das Erlernte dann auch bestmöglich wiedergeben zu können.

Häufig vorkommende Indikationen für eine therapeutische Arbeit mit dem Haus des Wissens sind:

•Lernblockaden

•Schreibblockaden

•Konzentrationsprobleme

•Prüfungsängste

•Blackouts bei Prüfungen

•Schulängste

Allen Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen sollte zunächst die allgemeine Lerntechnik vom Haus des Wissens vermittelt werden (s. Kap. 2). Im weiteren Verlauf lassen sich die verschiedenen Probleme dann therapeutisch auflösen (s. Kap. 3).

Darüber hinaus kann man Lernenden jeder Altersstufe das Haus des Wissens als eine Form des Mentaltrainings vermitteln, ohne dass schwere Probleme vorliegen. Gerade in solchen Fällen gelingt das Arbeiten mit der Methode meist ganz spielerisch.

Danielas Erfahrung: Chaos im Kopf

Blickt man mit einigen Jahren Abstand auf wichtige Momente oder entscheidende Erlebnisse zurück, so entstehen vor dem inneren Auge sehr vielfältige, bunte Bilder. Mein Abitur liegt einige Jahre zurück. Es fällt mir trotzdem sehr leicht, mich an diese Zeit zu erinnern. Alle Emotionen, die dabei eine Rolle spielten, die aufregenden Tage der Prüfungen und die Erlebnisse aus dieser Zeit lassen sich auch heute noch problemlos abrufen, sodass die Bilder von damals wieder lebendig werden.

Ich möchte Sie als Leser oder Leserin ganz bewusst an meinen inneren Bildern teilhaben lassen, die für mich mit dem Haus des Wissens verknüpft sind. Sie haben mich auf dem Weg durch mein Abitur begleitet und eine entscheidende Rolle gespielt. Meine Bilder sollen verdeutlichen, wie die Arbeit mit dem Haus des Wissens aussehen kann und welche Hilfestellungen man dadurch erfahren kann.

Zunächst möchte ich darstellen, wie ich dazu kam, mit dieser Lernmethode zu arbeiten. Anschließend werde ich Sie aus der damaligen Sicht direkt mitnehmen in mein Haus des Wissens und in die Bilder, die mich während meiner Abiturprüfungen begleitet haben.

Ich war immer eine gute Schülerin, ging verhältnismäßig gern in die Schule, hatte dort meine wichtigsten Freunde und an sich immer Spaß am Lernen. In der Oberstufe wuchs dann allmählich der Aufwand, den ich betreiben musste, um gute Leistungen zu erbringen. Trotzdem konnte ich auch in dieser Zeit meine Lernphasen so einteilen, dass noch genügend Freizeit blieb. Mit der Vorbereitung auf das Abitur änderte sich dies jedoch rasch. Plötzlich wurden keine kleineren Klausuren in einem absehbaren Zeitraum geschrieben, sondern man begann Wochen vor der eigentlichen Prüfung mit dem Lernen und hatte ein viel größeres Pensum zu bewältigen.

Zuvor war es mir nie schwergefallen, eine Aufgabe nach der anderen zu erledigen. Plötzlich lagen jedoch mehrere Stapel auf meinem Schreibtisch, die kein Ende zu nehmen schienen und allesamt bearbeitet werden wollten. Zusätzlich hatte ich das Gefühl, so früh mit dem Lernen anfangen zu müssen, dass ich bis zum entscheidenden Tag die Hälfte des Lernstoffs wieder vergessen würde. So gingen die Tage ins Land, an denen ich am Schreibtisch saß und mich kaum noch traute, Pausen einzulegen und meinen Freizeitbeschäftigungen nachzugehen. Stattdessen bekam ich immer häufiger ein schlechtes Gewissen, wenn ich für eine Aufgabe länger brauchte. Noch schlimmer wurde es, wenn ich an manchen Tagen vermeintlich wichtige Themen vernachlässigen musste oder ein Hauptfach gar nicht bearbeiten konnte.

Zusätzlich fiel es mir immer schwerer, die Fächer bewusst voneinander zu trennen. Meine schriftlichen Abiturprüfungen sollte ich in Deutsch, Mathematik und Englisch absolvieren. Mit der Zeit ertappte ich mich aber immer häufiger dabei, zum Beispiel an eine problematische Mathematikaufgabe zu denken, während ich gerade einen Deutschtext lesen wollte, oder umgekehrt. Der Druck und Frust wurden immer größer, sodass ich am Ende an meinem Schreibtisch saß und das Gefühl hatte, gar nicht erst anfangen zu können, da es ja sowieso keinen Sinn hätte.

So überlegte ich, ob ich meine Eltern um Rat fragen sollte. Mir war bewusst, dass meine Mutter in ihrer Praxis mit Kindern eine bestimmte Lernmethode einübte, um ihnen bei Lernschwierigkeiten oder Prüfungsangst zu helfen. Doch die Überwindung, mein eigenes »Scheitern« zuzugeben, war riesig. Nachdem ich immer gute Leistungen erzielt hatte, schienen diese Mechanismen nun ausgerechnet vorm Abitur zu versagen. Ich war mit meinen eigenen Leistungen unzufrieden, und es fiel mir schwer, dies zuzugeben. Doch der Gedanke, noch länger frustriert vor dem Schreibtisch zu sitzen, erschien mir noch unerträglicher. So fragte ich meine Mutter, wie diese Lernstrategie aussehen würde und ob sie mir, die ich eigentlich immer gut zurechtgekommen war, überhaupt helfen könne. Der bittere Beigeschmack, nun von einer guten Schülerin zu einer Patientin zu werden, die psychotherapeutische Hilfe in Anspruch nehmen musste, ließ sich nicht ignorieren.

Die Ausführungen meiner Mutter über ihre Arbeit mit den Kindern in der Praxis verbesserten die Situation nicht wirklich. Sie sprach von Lernblockaden und generellen Lernschwächen, und ich fühlte mich zunehmend wie eine Versagerin. Als sie jedoch die Lernstrategie an sich detaillierter erläuterte, begann ich, eine Chance zu sehen. Die Methode erinnerte mich an Gedächtniskünstler, die sich einen bestimmten Weg oder eben auch ein Haus vorstellen, um sich Begriffe in kurzer Zeit zu merken. Außerdem erschien mir der Gedanke, das vorhandene Wissen sortieren zu können, als äußerst hilfreich. Ich konnte mir zwar überhaupt nicht vorstellen, wie dies genau funktionieren sollte, aber immerhin war meine Neugier geweckt. Der bittere Beigeschmack des Versagens verflüchtigte sich nicht ganz, aber ich wollte es wenigstens versuchen.

Treten Sie also mit uns ein ins Haus des Wissens!

1Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verzichten wir hier und im Folgenden auf die explizite Nennung beider Geschlechter.

2Das Haus des Wissens als allgemeine Lerntechnik

Im Folgenden wird das Haus des Wissens als Lerntechnik detailliert beschrieben – sei es zum Erlernen einer Lernstrategie ganz allgemein oder zur Vermittlung derselben in einem therapeutischen Setting. Sie erfahren, wie Sie den Lernenden dabei unterstützen, den Weg zu seinem Haus des Wissens zu finden, sein individuelles Haus kennenzulernen, Lernräume zu gestalten und Helferwesen zu finden. Sie lesen etwas über das Lernen und Arbeiten mit dem Haus des Wissens, ebenso über das Einrichten von Pausenregelungen, zielführender Planung und einem Netzwerk, das die einzelnen Bereiche des Hauses miteinander verknüpft. Abschließend beschreibe ich weiterhin, wie sich das Haus des Wissens in Prüfungssituationen zur Vorbereitung und während einer Prüfung nutzen lässt.

In den Praxisabschnitten finden Sie konkrete Formulierungen für die Arbeit mit den Lernenden. Sie sollen als Beispiel dienen und können Ihren eigenen Vorstellungen angepasst werden. Sollte es ratsam sein, einzelne Abschnitte wörtlich zu übernehmen, weise ich entsprechend darauf hin. Ebenso beschreibe ich in manchen Bereichen die Arbeit mit jüngeren Kindern und die Arbeit mit Jugendlichen oder Erwachsenen gesondert, wenn es dabei unterschiedliche Herangehensweisen gibt.

Bevor Sie den Lernenden zu seinem Haus des Wissens lotsen können, sind ein paar allgemeine Vorbereitungen nötig. Im Folgenden wird nun ausgeführt, wie sich der Erstkontakt günstig gestalten lässt. Sie erfahren auch, wie Sie den Lernenden auf die Arbeit mit inneren Bildern vorbereiten und wie Sie ihm bei der einen oder anderen anfänglichen Hürde behilflich sein können.

2.1Allgemeine Vorbereitungen

2.1.1Das Vorgespräch

Vor den eigentlichen Sitzungen mit Lernenden ist ein orientierendes Vorgespräch sehr wichtig. Darin sollte der Grundstein für eine gemeinsame Arbeit gelegt werden. Bei Minderjährigen muss mindestens ein Erziehungsberechtigter anwesend sein. Meist ist es ratsam, dass man beide Elternteile zu diesem informativen Termin einlädt, um die Kooperation mit allen Beteiligten zu optimieren.

Als Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit sind beim Erstkontakt verschiedene Aspekte sehr wichtig:

•Ehrlichkeit

•Vertrauen aufbauen

•Transparenz der Arbeit

•Informationen über die Arbeit mit Imaginationen

•Beispiele für Imaginationen aus dem Alltag

•Eltern einbeziehen

•die Rolle des Anleitenden als Lotse darstellen

•Raum für Fragen aller Beteiligten

•Bedenkzeit bis zum Beginn der gemeinsamen Arbeit

Entscheidend ist insbesondere in einem therapeutischen Setting auch der Hinweis auf die Schweigepflicht. Es sollte deutlich werden, dass Sie als Anleitender weder mit den Eltern noch mit anderen Personen über die inneren Bilder der Kinder reden werden. Sie können die Eltern ganz allgemein über den Therapieverlauf unterrichten, inhaltliche Bilder müssen jedoch immer der Schweigepflicht unterliegen. Gerade die Kinder entwickeln dadurch ein großes Vertrauen in Sie und werden in ihrer Autonomie und Selbstverantwortung bestärkt. Nur wenige Kinder berichten erfahrungsgemäß den Eltern von ihren Bildern.

Eine Vorhersage darüber, wie lange die gemeinsame Arbeit mit dem Haus des Wissens dauern wird, ist schwer zu treffen. Der Verlauf ist meist sehr individuell und im Vorfeld schlecht vorherzusehen, da er von vielen verschiedenen Faktoren abhängt.

Sie sollten im Vorgespräch klären, ob die Kinder alleine mit Ihnen arbeiten möchten oder ob ein Elternteil während der Gespräche anwesend sein soll. Dabei sollte vor allem das Kind entscheiden dürfen. Meistens fällt die Entscheidung gegen eine Anwesenheit der Eltern. Allerdings kann vor allem bei Kindern mit einer Angstsymptomatik eine Unterstützung sinnvoll sein. Hier sollte man immer eine individuelle Entscheidung treffen.

Der Begriff »Imaginationen« hat sehr unterschiedliche Wirkungen auf verschiedene Menschen. Kinder bis zu einem gewissen Alter können mit diesem Wort gar nichts anfangen. Daher sind sie auch unvoreingenommen. Jugendliche und Erwachsene sind dagegen mitunter sehr skeptisch. Sie sollten so ausführlich wie nötig aufgeklärt werden, damit man eventuellen Ängsten entgegenwirken kann.

Es ist sehr vorteilhaft, wenn Sie im Vorgespräch Neugierde und Vorfreude wecken. Hierzu folgen einige Hinweise für die Praxis.

Praxis

»Wenn du dich dafür entscheiden solltest, mit mir zu arbeiten, dann werde ich dir das Haus des Wissens vorstellen. Dieses Haus stellt unter anderem ein Symbol für die Wissensbereiche in deinem Gehirn dar. Es entstehen ganz eigene Bilder, die dein Gehirn für passend hält. So bekommst du eine bildliche Vorstellung davon, wie du bisher dein Erlerntes abgespeichert hast und was du noch verbessern kannst.

Diese Arbeit auf der unbewussten Ebene entspricht einer Art Mentaltraining. Das Ziel sollte dabei sein, dass du diese Techniken erlernst und dann alleine damit weiterarbeiten kannst.«

Unter Umständen sind Beispiele aus dem Leistungssport hilfreich.

»Heute arbeiten bereits sehr viele Leistungssportler mit Mentaltraining. Nehmen wir einmal als Beispiel Rennrodler im Eiskanal. Vielleicht hast du im Fernsehen schon einmal beobachtet, wie diese vor dem Start eine mentale Übung durchführen. Dabei stehen sie mit geschlossenen Augen irgendwo herum und bewegen sich wie auf einem Schlitten.«

Ich zeige dann das Verhalten der Rennrodler und simuliere eine solche Übung.

»Sie fahren in Gedanken den Eiskanal hinunter und spüren dabei genau, wie sie sich in jede Kurve legen. Wenn sie das oft genug machen, sind sie dadurch tatsächlich hinterher besser unterwegs.«

Bei solchen praktischen Beschreibungen beobachte ich immer sehr genau, ob mir die Kinder auch folgen können. Meine Sprache und die entsprechenden Formulierungen müssen stets dem Alter und Intellekt meines Gegenübers angepasst sein. Daher können die hier angeführten Gesprächsbeispiele immer nur eine von vielen möglichen Varianten darstellen.

Kindern versuche ich ebenso wie Erwachsenen die Sinnhaftigkeit unserer gemeinsamen Arbeit zu erläutern. Sie sollen verstehen lernen, wie ihre Imaginationen Veränderungen herbeiführen und warum sie die erlernten Techniken üben sollten.

»So ähnlich ist es mit dem Haus des Wissens auch: Du findest Bilder, die zeigen, welche Fähigkeiten du bereits besitzt und wie du am besten lernen kannst. Im nächsten Schritt erfährst du dann, wie du deine Klassenarbeiten am besten schreiben kannst. Du solltest diese Techniken aber genauso regelmäßig trainieren, wie es die Sportler tun. Dabei können dir deine Eltern bestimmt helfen.«

Bei jüngeren Kindern bis circa zehn Jahre ist eine Unterstützung durch die Eltern sinnvoll. Bei älteren Kindern muss man die Eltern häufig eher bremsen. Das Vorgespräch dient somit auch dazu, einen Eindruck von der Interaktion zwischen Eltern und Kind zu bekommen.

Während der gemeinsamen Arbeit ist es sehr wichtig, mit den Eltern in Kontakt zu bleiben. Ihre Rückmeldungen, was sie zu Hause von unserer Arbeit wahrnehmen, können sehr aufschlussreich sein. Ich kündige an dieser Stelle auch gerne an, dass ich manchmal sehr unkonventionell arbeite und möglicherweise seltsame Vorschläge unterbreite.

»Wenn Sie mit mir arbeiten wollen, so müssen Sie aber mit allem Möglichen rechnen! Ich mache manchmal sehr seltsame Vorschläge. Noch habe ich keine Ahnung, was die Arbeit mit Ihrem Sohn ergeben wird. Ich kann Ihnen aber jetzt schon mitteilen, dass ich mir bei meinen Vorschlägen immer etwas denke und in der Regel damit auch sehr erfolgreich bin.«

Diese Äußerungen führen zunächst zu völliger Verwirrung – vor allem bei den Eltern. Die Kinder sind an dieser Stelle meist voller Erwartung und aufmerksam (Musterunterbrechung). Ich signalisiere hier schon, dass meine eventuellen Aktionen von der individuellen Geschichte dieser Familie unabhängig sind. Somit bekommen sie die Information, dass es anderen Eltern ähnlich geht. Weiter suggeriere ich, »in der Regel« damit erfolgreich zu sein. Nach einer kurzen Pause deute ich meine Aktionen mitunter sehr provokativ an.

Manchmal bitte ich die Eltern, sich für eine Weile – sagen wir für vier Wochen – überhaupt nicht mehr um die Hausaufgaben ihres Kindes zu kümmern.

»Es könnte sogar sein, dass ich Sie bitte, das Thema Schule für einige Zeit ganz aus Ihrem Gesprächsstoff zu streichen.

In einzelnen Fällen kam es sogar schon vor, dass ich ein Kind darum gebeten habe, ganz bewusst eine Fünf oder sogar eine Sechs zu schreiben.

Sie können aber ganz sicher sein, dass ich solche Ratschläge nur gebe, wenn ich sie für die bestmögliche Therapie halte. Ich verspreche Ihnen im Gegenzug, dass ich dies mit Ihnen bespreche und Ihnen dann auch helfe, das durchzustehen.«

Diese »Offenbarungen« teile ich im Erstgespräch nur dann mit, wenn ich das Gefühl habe, dass Eltern zu sehr in das Schulleben ihrer Kinder involviert sind. Vor allem zu Jugendlichen, die gegen ihren Willen in meine Praxis gezerrt wurden, entsteht hierdurch sofort eine brauchbare Beziehung.

In den meisten Fällen sind solche Provokationen jedoch nicht notwendig. Es ist auch ein großer Unterschied, ob ich dies humorvoll oder mit ernster Miene äußere. Die Stimmung zum Ende eines Vorgesprächs sollte stets positiv sein.

Die Begleitung dieser familiären Interaktionen hat natürlich nichts mit dem Haus des Wissens zu tun. Es geht aber vor allem bei großen Widerständen und Blockaden bis hin zur Schulverweigerung darum, ganzheitlich und systemisch zu therapieren. Wenn der erste Eindruck einer Familie solche Probleme offenbart, nutze ich die Gelegenheit, auch über systemische Interventionen frühzeitig aufzuklären.

2.1.2Vorbereitung auf die Arbeit mit inneren Bildern

Im Folgenden sollen die ersten Schritte vor der eigentlichen Arbeit mit dem Haus des Wissens erläutert werden. Das sind zum einen vorbereitende Erklärungen zur Arbeit mit Imaginationen. Zum anderen wird auch erläutert, wie man mit möglichen Schwierigkeiten zu Beginn der Imaginationen umgehen kann.

Es gibt ganz unterschiedliche Wege zu den eigenen inneren Bildern. Manche Kinder wünschen sich in der ersten Sitzung keine vorbereitenden Erklärungen mehr, sondern wollen gleich loslegen. In solchen Fällen können Sie direkt mit dem allgemeinen Weg zum Haus des Wissens beginnen (s. Kap. 2.2 »Den Weg zum Haus des Wissens finden«).

Für viele ist jedoch ein langsameres Vorgehen sinnvoll. Bei jüngeren Kindern ist es beispielsweise ratsam, zunächst die Begrifflichkeiten, die in der folgenden Arbeit verwendet werden, näher zu erläutern:

Praxis

Imaginationen lassen sich leicht über den Begriff des »Kopfkinos« erklären. Beispiele aus dem Alltag können dabei sehr hilfreich sein.

»Wenn du z. B. ein Märchen vorgelesen bekommst, dann läuft in deinem Kopf wahrscheinlich eine Art Film ab. Du stellst dir in Bildern vor, wie Schneewittchen und die sieben Zwerge aussehen und miteinander reden.

Manche Kinder sehen ihren Film mit offenen Augen, andere möchten sie lieber schließen. Es gibt auch einen Trick, dass man sich mit geschlossenen Augen vorstellt, der Film laufe von innen direkt hinter der Stirn. Wenn du am Anfang einen Finger auf die Mitte deiner Stirn legst und mit den geschlossenen Augen nach oben schaust, so findest du diesen Punkt besser.«

Ich zeige den Kindern diesen Punkt an mir selbst und schließe die Augen. Je nach Alter wiederhole ich solche Erklärungen, bis ich den Eindruck habe, dass die Kinder mich wirklich verstanden haben.

»Für einige ist auch hilfreich, wenn sie ihren Kopf auf den Arm legen. Probier einfach aus, wie du dein Kopfkino am besten starten kannst.«

Die Rückmeldung ist sehr wichtig, damit das Kind die Möglichkeit hat, etwas zu verändern. In den meisten Fällen gelingt der Start ohne Probleme und der Lernende macht sich imaginär auf seinen Weg zum Haus des Wissens (s. Kap. 2.2 »Den Weg zum Haus des Wissens finden«).

Ausführliche Erklärungen, was der Begriff »Imagination« neben dem klaren Sehen von Bildern alles beinhalten kann, sind mir sehr wichtig. An einfachen Beispielen von eigenen Vorstellungsbildern versuche ich, die Vielfältigkeit der Imaginationen zu erläutern. So lasse ich mir beschreiben, wie es im Alltag zu Hause aussieht, wie das Wohnzimmer eingerichtet ist oder um was für ein Haustier es sich genau handelt. Diese Art der Vorstellungskraft ist eigentlich jedem gegeben (Reddemann 2011).

Manchmal kann es zu Anlaufschwierigkeiten kommen. So gibt es Beschreibungen wie:

•»Wenn ich die Augen schließe, ist alles weg.«

•»Wenn ich die Augen offen lasse, verschwimmen meine Bilder.«

•»Ich weiß nicht, wo ich hingucken soll.«

Vor allem zu Beginn ist es sehr wichtig, dem Gegenüber genug Zeit zu lassen. Gerade bei unsicheren Kindern ist eine positive Motivation hilfreich. Sie sollten niemals Druck ausüben. Manche Kinder müssen erst einmal ausprobieren, wie sie in Anwesenheit eines anderen auf Kommando etwas am besten visualisieren können.

Wenn Sie sich rücksichtsvoll verhalten, können Sie Unsicherheiten und harmlose Anlaufschwierigkeiten schnell abbauen.

Bei der Anleitung vermeide ich negative Formulierungen wie:

•»Das ist doch gar nicht schlimm.«

•»Das ist kein Problem.«

•»Das macht nichts.«

•»Mach dir nichts daraus.«

Es ist inzwischen nachgewiesen, dass negative Formulierungen meist auch einen negativen Effekt haben (Frisaldi, Piedimonte a. Benedetti 2015; Zech, Seemann u. Hansen 2014).

Daher versuche ich, stets mit positiven Formulierungen zu reagieren:

•»Lass dir ruhig Zeit.«

•»Jeder hat sein eigenes Tempo.«

•»Die Bilder dürfen durchaus undeutlich sein.«

•»Es ist sehr gut, wenn du einen Schritt nach dem anderen machst.«

•»Ich weiß, dass oftmals mehrere Versuche notwendig sind, bis man genug Übung hat.«

•»Das ist völlig normal.«

Es dauert bei manchen Menschen tatsächlich einige Zeit, bis sie so imaginieren, dass sie mit ihren Bildern zufrieden sind.

Natürlich können bereits Probleme auftauchen, bevor die eigentliche Arbeit begonnen hat. Hier ist es manchmal schwierig herauszufinden, ob es sich um einen vorübergehenden Widerstand handelt (s. Kap. 3.2 »Widerstände und Lernblockaden«) oder um ein individuelles, generelles Phänomen.

Immer wieder höre ich den Satz »Ich sehe grundsätzlich keine Bilder«. Dann haben die Menschen manchmal zu hohe Ansprüche an sich selbst. Ich versuche dann herauszufinden, wie dieser Mensch im Alltag seine Umgebung wahrnimmt.

•»Wenn Sie ein Buch lesen, haben Sie dann irgendeine Vorstellung von dem Geschriebenen?«

•»Was machen Sie denn so im Alltag? Beschreiben Sie mir doch bitte einmal Ihren Arbeitsplatz … Ihr Zuhause.«

Die wahrgenommenen Bilder müssen nicht gestochen scharf sein. Manchmal ist es nur ein Gedanke, ein Gefühl oder eine Stimmung. Die Beschreibungen vom Arbeitsplatz oder dem Zuhause verdeutlichen, welche individuellen Imaginationen dieser Mensch aufbauen kann.

Ich versuche also, Druck herauszunehmen, und rege dazu an, sich lediglich etwas vorzustellen. Ob dies ein klares Bild oder nur ein Gedanke ist, spielt keine Rolle. Interessanterweise funktionieren die Imaginationen immer besser, wenn man einfach mit der therapeutischen Arbeit beginnt. Wichtig ist es, dem Gegenüber klarzumachen, dass die eigenen Wahrnehmungen stets richtig sind. Mit der Zeit und etwas Übung wird das Imaginieren immer leichter fallen.

Dennoch gibt es auch Menschen, die nicht mit Imaginationen arbeiten können oder wollen. Das muss man selbstverständlich akzeptieren und respektieren.

2.2Den Weg zum Haus des Wissens finden

Nach der Einführung in die Arbeit mit inneren Bildern geht es nun an die eigentliche Arbeit mit dem Haus des Wissens. Über die zunächst einfache Aufforderung, sich eine Wiese vorzustellen, lade ich den Lernenden dann ein, sein Haus des Wissens