Das Haus Zamis 24 - Uwe Voehl - E-Book

Das Haus Zamis 24 E-Book

Uwe Voehl

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Ich betrachtete das schmale, in braunes Packpapier gewickelte Päckchen. Die krakelige Schrift auf dem Umschlag trug meinen Namen und meine Adresse: Coco Zamis, Ratmannsdorfgasse 241, Wien.
Es war in den Regen gekommen, und ausgerechnet der Absender war nicht mehr zu entziffern. Zufall oder Absicht?
Ich riss das Päckchen auf. Es enthielt eine Videokassette, die nicht beschriftet war. Ich schaltete den Fernseher ein und schob die Kassette in den Recorder. Zunächst tat sich nichts. Nur weißes Flimmern war auf dem Schirm zu sehen. Doch unvermittelt erschien ein gestochen scharfes Bild. Mir stockte das Blut in den Adern, als ich erkannte, wen es darstellte.


Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 103

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Was bisher geschah

STURM AUF DAS KASTELL

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

mystery-press

Vorschau

Impressum

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Zudem kann sie dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Während ihrer Hexenausbildung auf dem Schloss ihres Patenonkels lernt Coco ihre erste große Liebe Rupert Schwinger kennen. Als ihr schließlich zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie nur noch die Hexenweihe fehlt, meldet sich zum Sabbat auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, an und erhebt Anspruch auf die erste Nacht mit Coco. Als sie sich weigert, wird Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das fortan ohne Erinnerung an sein früheres Leben über Coco wachen soll.

Cocos Verfehlung hat Konsequenzen. Die Stellung der Zamis in Wien wird angefochten. Nur Coco ist es zu verdanken, dass sie über ihre Herausforderer aus der Sippe der Winkler-Forcas triumphieren. Auch Asmodi hat die Schmach, die Coco ihm zugefügt hat, nicht vergessen. Jedoch verzichtet er scheinbar großzügig auf weitere Maßnahmen, als es Coco gelingt, einen seiner Herausforderer zu vernichten – durch die Beschwörung des uralten Magiers Merlin, der sich auf Cocos Seite stellt. Merlin aber ist seinerseits gefangen – im centro terrae, dem Mittelpunkt der Erde. Um ihn zu befreien, muss Coco sieben Siegel erbeuten, die sie vor dem Einfluss der Zentrumsdämonen schützen. Als Coco diese Aufgabe meistert, erfüllt sich Merlins Prophezeiung, dass sie sich an diese Ereignisse schon bald nicht mehr erinnern wird.

Zurück auf der Erdoberfläche, wird Coco in die Auseinandersetzung zwischen Asmodi und ihrem Vater Michael Zamis verwickelt. Asmodi schickt seinen Stellvertreter Axinum, der die Zamis empfindlich dezimiert. Der Angriff widerspricht eindeutig den Statuten der Schwarzen Familie, aber der undurchsichtige Schiedsrichter Skarabäus Toth deckt Asmodis Komplott. Allein und bar jeglicher Unterstützung, steht die Zamis-Sippe kurz vor der endgültigen Vernichtung ...

STURM AUF DAS KASTELL

von Logan Dee

Neugierig betrachtete ich das schmale, in braunes Packpapier gewickelte Päckchen. Es war mit der Post zugestellt worden. Die krakelige Schrift auf dem Umschlag trug unzweifelhaft meinen Namen:

Coco Zamis, Ratmannsdorfgasse 241, Wien

Es kam nicht sehr oft vor, dass ich Post bekam, daher war ich umso neugieriger, wer mir das Päckchen geschickt haben könnte. Allerdings war es in den Regen gekommen, und ausgerechnet der Absender war nicht mehr zu entziffern. Zufall oder Absicht?

Ich hatte bereits öfter den Verdacht gehabt, dass meine Eltern und Geschwister mir manches Mal Post vorenthielten, die an mich gerichtet war. Vor allen Dingen, wenn der Absender vermuten ließ, dass mir Personen schrieben, die meiner Familie sowieso ein Dorn im Auge waren. Ich galt als Abtrünnige, als schwarzes Schaf meiner Sippe, doch nach wie vor hatte man die Hoffnung nicht aufgegeben, mich auf den rechten Pfad der Schwarzen Familie zurückzuführen.

1. Kapitel

Insofern betrachtete man auch die Vorsortierung meiner spärlichen Post als reine Erziehungsmaßnahme.

Umso erstaunlicher war es, dass gerade dieses Päckchen mich erreicht hatte. Ich riss es auf und entdeckte zu meiner Verwunderung eine Videocassette. Weder ein Brief noch sonst eine Erklärung lag dabei. Die Cassette war nicht beschriftet.

Ich war enttäuscht. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

Was sollte der Unsinn? Doch gleichzeitig kam mir der Gedanke, dass die Cassette ja vielleicht eine Botschaft enthielt.

Ich horchte nach draußen, ob sich jemand vor meinem Zimmer herumtrieb und mir hinterher spionierte. Doch die Luft war rein. Leise schlich ich nach unten. Der Videorecorder wurde so gut wie nie benutzt, simple Zerstreuung galt als verpönt in meiner Familie. Leise schloss ich die Tür hinter mir und schaltete den Fernseher ein. Dann schob ich die Cassette in den Recorder und wartete ab. Zunächst tat sich nichts. Nur weißes Flimmern war auf dem Schirm zu sehen. Doch unvermittelt erschien ein gestochen scharfes Bild. Mir stockte das Blut in den Adern, als ich erkannte, wen es darstellte.

Auf dem nichtssagenden Plakat direkt vor dem alten Fachwerkhaus, das sie soeben mit der Reisegruppe besichtigt hatte, stand: »GEWALT manifestationen – Entstehen einer Ausstellung«. Doch sie hatte den Namen des Künstlers bereits vergessen, als sie den Eingang betrat und vor der menschenleeren Kasse stehen blieb. Freier Eintritt. Auch gut, sie hatte sowieso keine Lust, lange hier drinnen zu verweilen. Irgendetwas hatte ihr Interesse geweckt. Etwas Fremdes, das zu wenig fassbar war, als dass sie es hätte in Worte fassen können.

Sie steckte das Modemagazin, mit dem sie sich draußen Luft in der flimmernden Sommerhitze zugewedelt hatte, zurück in ihre Tasche. Hier drinnen herrschte eine angenehme Kühle, wie sie sie seit Stunden nicht erfahren hatte. Es war eine blöde Idee gewesen, sich der Reisegruppe anzuschließen, anstatt auf ihren Bruder zu warten, bis der seinen Termin erledigt hatte.

Zögernd machte sie ein paar Schritte vorwärts. Vielleicht war die Ausstellung noch gar nicht eröffnet. Jedenfalls war kein Mensch zu sehen. Aber dann hörte sie von irgendwoher Stimmen. Sie ging ihnen nach, wobei sie das Gefühl hatte, etwas Verbotenes zu tun.

Ein Streit schien entbrannt zu sein. Sie hörte eine sehr laute, männliche Stimme heraus, und eine zweite, die von einer Frau zu stammen schien. Vielleicht der Künstler, der sich mit irgendjemandem stritt. Die Frau schrie auf, doch der Schrei ging augenblicklich in ein fast lustvolles Stöhnen unter. Sie spürte, wie ihre Erregung wuchs.

Die Erregung fiel in sich zusammen, als sie in einen Raum trat und den Ursprung der Stimmen erkannte.

Auf der Betonwand lief ein flimmernder Schwarzweißfilm. Er zeigte eine auf einem Bett gefesselte Frau, die von zwei maskierten Männern in die Mangel genommen wurde. Der Ton dazu kam aus versteckten Lautsprechern.

Doch ebenso wie die verwackelten Bilder, auf denen kaum etwas Konkretes zu erkennen war, waren auch die Stimmen zu verzerrt, um sie zu verstehen. Allein die Schreie waren unmissverständlich.

Kunst oder nicht, derartige Widerwärtigkeiten wollte sie sich nicht anschauen. Sie drehte sich um und suchte den Ausgang, als eine Stimme sie aufhielt: »Sie wollen doch nicht schon wieder gehen?«

»Wenn Sie nichts dagegen haben.« Ihr forscher Ton war einstudiert. In Wahrheit war sie irritiert. Sie konnte den Mann, der sie angesprochen hatte, in dem diffusen Dunkel kaum ausmachen.

Er stand im Schatten, doch im nächsten Moment trat er vor, so dass der Film teilweise auf seinen Körper projiziert wurde. Die schwarzweißen Filmbilder vermischten sich mit seinen Konturen.

»Bedauerlich«, sagte der Mann, »ich hätte sie gern durch meine Ausstellung geführt.«

»Ihre Ausstellung?«

Er machte eine weitausholende Geste. »Alles noch im Aufbau. Sie wird erst in ein paar Tagen eröffnet.«

Na prima, dann hatte sie ja wenigstens einen Grund, gleich wieder zu verschwinden.

»Ich interessiere mich nicht für so etwas«, sagte sie. Das Wort Kunst wollte ihr nicht über die Lippen kommen. Sollte er sie meinetwegen für eine dumme Gans halten, aber sie setzte hinzu: »Mein Kunstverständnis hört bei den Impressionisten oder so auf.«

»Tja, dann kann man wohl nichts machen. Schade.«

Sie konnte es kaum glauben, dass er sie so einfach aus seinen Fängen entließ. Und sie hatte schon befürchtet, sich auf irgendeine langatmige Diskussion mit ihm einlassen zu müssen. Andererseits: So einfach entlassen zu werden, gefiel ihr auch nicht. Ihr fiel etwas an ihm auf, und sie sagte es: »Wie ein Künstler sehen Sie gar nicht aus.«

»Wie sehen denn Künstler – Ihrer geschätzten Meinung nach – aus?«

Nahm er sie auf den Arm? Ihr fiel ihr eigener Widerspruch auf: Wenn sie behauptete, nichts von Kunst zu verstehen, wie sollte sie dann wissen, wie ein Künstler aussah? Jedenfalls nicht wie er: Sein Anzug war mindestens von Boss. Seine Krawatte war eindeutig Hermès und seine wildledernen leichten Schuhe ein italienisches Fabrikat.

Künstler hatte sie sich immer in ölfarbenverschmierten Overalls vorgestellt. Mit langen Haaren oder kahlgeschorenem Schädel, während ihr Gegenüber einen modischen Kurzhaarschnitt bevorzugte. Er erinnerte sie an einen bekannten Filmschauspieler.

Das sagte sie ihm natürlich nicht. Sie fühlte sich nicht wohl. Vielleicht war es die Kälte. Sie spürte, wie sie fast ein wenig taumelte. Nicht auch das noch!

»Geht es Ihnen nicht gut?«, fragte er besorgt.

»Doch, es geht schon. Bloß die Hitze, wissen Sie!« Sie würde doch hier keinen Schwächeanfall kriegen. Das hätte ihr gerade noch gefehlt. »Und hier drinnen ist es so kühl.« Wie in einem Leichenschauhaus, setzte sie in Gedanken hinzu.

Die Schreie der Frau in dem Film waren inzwischen verstummt. Gott sei Dank. Aber dann begann der Film von Neuem. Widerwärtig.

»Ich gehe jetzt«, sagte sie.

»Ich denke, Sie haben recht. Gehen Sie!«, sagte ihr Gegenüber und lächelte freundlich.

Sie drehte sich um und suchte den Ausgang.

Der Ausgang war verschwunden.

Tjalf fluchte. Seit Stunden war er dabei, die magischen Fallen zu überprüfen, die das Castello della Malizia umgaben. Einerseits dienten die Fallen seit jeher als Schutz vor ungewünschten Eindringlingen – andererseits aber hinderte es auch jeden daran, das Kastell ohne Weiteres zu verlassen.

Das Castello lag mitten in den Bergen auf einer steilen Anhöhe. Seine uralten Mauern hatten fast die Farbe der umliegenden Felsen angenommen. Einige der magischen Fallen, die es umgaben, waren genauso uralt wie das Castello, andere waren erst vor Kurzem von Michael Zamis und seinem Bruder Ingvar aufgestellt worden.

Nicht, dass es viel genutzt hätte. Asmodi, der Fürst der Finsternis, hatte sämtliche Fallen als Beweis seiner Macht zerstört. Tjalf wusste nicht genau, was eigentlich vorgefallen war, jedenfalls war in dem Fallensystem der Wurm drin. Mal funktionierten sie, dann fielen wieder einige aus. Es war ein undankbarer Auftrag, den er sich da eingehandelt hatte. Die anderen Familienmitglieder saßen beisammen und beratschlagten, während er hier draußen mit einigen Hilfsdämonen die Drecksarbeit verrichten musste. Ein Blick zum Himmel verriet ihm, dass sich dort oben etwas zusammenbraute. Gewaltige dunkle Wolkentürme schoben sich vor die zerklüfteten Gipfel. Nicht mehr lange, und es würde wie aus Kübeln regnen.

Tjalf kannte diese Unwetter nur zu gut – und er genoss sie. Allerdings nicht hier draußen, sondern behaglich hinter der Fensterscheibe sitzend, während er überlegte, wer sein nächstes Opfer sein könnte.

Vielleicht schaffte er es ja noch, vor dem ersten Schauer zurück zu sein.

Er hatte den Gedanken kaum zu Ende gedacht, als die ersten schweren Regentropfen bereits niedergingen.

»Mist, verdammter!«

Konnte der Regen nicht noch warten? Er war gerade dabei, eine besonders komplizierte magische Falle wiederherzustellen. Er nahm einen Stein an sich und sprach eine Beschwörungsformel: »... verbiete ich dir mein Haus und mein Hof, ich verbiete dir meine Bettstatt, dass du nicht über mich tröstest, tröste in ein ander Haus, bis du alle Berge steigest, und alle Zaunstrecken zählest, und über alle Wasser steigest!«

Der Stein in seiner Hand erwärmte sich und wurde so heiß, dass Tjalf ihn fallen ließ. Die Hitze war ein sicheres Zeichen dafür, dass die Magie gewirkt hatte. Er war zufrieden mit sich. Ein Blick in die weite Runde verriet ihm, dass das halbe Dutzend Hilfsdämonen, die sein Vater ihm bewilligt hatte, mit der Arbeit ebenfalls schon weit vorangekommen waren. Natürlich konnten sie nur die einfachen Fallen überprüfen – für die komplizierteren war er zuständig. Dennoch war er froh über die Hilfe. Er hätte keine Lust gehabt, noch ein paar Stunden länger hier draußen zu bleiben.

Er winkte zwei der am nächsten arbeitenden Lakaien herbei. Es waren Dämonen untergeordneten Ranges, die nicht zur Sippe gehörten. Sie waren zu schwach, um eigene Sippen zu gründen und hatten ihr Wohlergehen mehr oder minder unter den Schutz des Kastells gestellt. Dafür mussten sie oft die niedrigsten Aufgaben übernehmen. So wie jetzt.