Das Haus Zamis 3 - Ernst Vlcek - E-Book

Das Haus Zamis 3 E-Book

Ernst Vlcek

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Beschreibung

Die Wolkendecke brach auf und gab den Vollmond frei. Auf den kahlen Bäumen rund um unsere Villa hockten Schwärme riesiger Krähen und begrüßen jeden der Besucher flügelschlagend.

Ich selbst sah dem Beginn des Sabbats mit Furcht entgegen.

Nach der wenige Tage zurückliegenden Vernichtung der Winkler-Forcas galt es, die Besitzverhältnisse neu zu klären. Ebenso musste das Ergebnis unserer Auseinandersetzung offiziell anerkannt werden. Zu diesem Zweck hatten wir Skarabäus Toth sowie die wichtigsten Mitglieder der Wiener Dämonensippen zu einer Zusammenkunft in unsere Villa gebeten.

»Die Omen sind günstig«, sagte meine Mutter und hob ihr blasses Gesicht zum wolkenverhangenen Himmel empor.

Sie konnte ja nicht ahnen, welcher Plan gegen uns geschmiedet wurde. Ein Plan, in dem auch der Teufelsschüler eine Rolle spielte ...


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Inhalt

Cover

Impressum

Was bisher geschah

DER TEUFELSSCHÜLER

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

mystery-press

Vorschau

BASTEI LÜBBE AG

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: Mark Freier

eBook-Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7517-0527-1

www.bastei.de

www.luebbe.de

www.lesejury.de

Coco Zamis ist das jüngste von insgesamt sieben Kindern der Eltern Michael und Thekla Zamis, die in einer Villa im mondänen Wiener Stadtteil Hietzing leben. Schon früh spürt Coco, dass dem Einfluss und der hohen gesellschaftlichen Stellung ihrer Familie ein dunkles Geheimnis zugrunde liegt. Die Zamis sind Teil der sogenannten Schwarzen Familie, eines Zusammenschlusses von Vampiren, Werwölfen, Ghoulen und anderen unheimlichen Geschöpfen, die zumeist in Tarngestalt unter den Menschen leben und nur im Schutz der Dunkelheit und ausschließlich, wenn sie unter sich sind, ihren finsteren Gelüsten frönen.

Der Hexer Michael Zamis wanderte einst aus Russland nach Wien ein. Die Ehe mit Thekla Zamis, einer Tochter des Teufels, ist standesgemäß, auch wenn es um Theklas magische Fähigkeiten eher schlecht bestellt ist. Umso talentierter gerieten die Kinder, allen voran der älteste Bruder Georg und – Coco, die außerhalb der Sippe allerdings eher als unscheinbares Nesthäkchen wahrgenommen wird. Ein Umstand, der sich im Kampf gegen die konkurrierende Sippe der Winkler-Forcas zuletzt als unschätzbarer Vorteil entpuppte.

Coco selbst hat ganz andere Probleme als ihr offensichtliches Talent. Sie kann dem Treiben und den »Werten«, für die ihre Sippe steht, wenig abgewinnen und fühlt sich stattdessen zu den Menschen hingezogen.

Ihre erste große Liebe, Rupert Schwinger, musste die Freundschaft zu Coco jedoch nach kurzer Zeit mit dem Leben bezahlen.

Coco lernte Rupert außerhalb Wiens kennen, während eines Aufenthalts auf dem Schloss ihres Patenonkels Cyrano von Behemoth, wo sie während ihrer Jugendjahre zur Hexe ausgebildet wurde.

Zu einem vollwertigen Mitglied der Schwarzen Familie fehlte Coco anschließend nur noch die Hexenweihe, auf der sich auch Asmodi, das Oberhaupt der Schwarzen Familie, anmeldete – und Anspruch auf die erste Nacht mit Coco erhob. Coco weigerte sich, und zur Strafe für diese Schande wurde Rupert Schwinger in den »Hüter des Hauses« verwandelt, ein untotes Geschöpf mit einem von Würmern zerfressenen Gesicht, das ohne Erinnerung an sein früheres Leben fortan an Cocos Seite über sie wachen soll.

Cocos Verfehlung hat für die Zamis weitreichende Konsequenzen. Ihre Stellung in Wien wird zunehmend angefochten. Die Herausforderung durch die Winkler-Forcas endet in einer blutigen Auseinandersetzung, in die sogar der italienische Zweig der Zamis um Michaels Bruder Ingvar hineingezogen wird. Nur Cocos Geschick ist es am Ende zu verdanken, dass die Zamis obsiegen. Die Winkler-Forcas werden fast vollständig ausgelöscht.

Aber damit ist wenig gewonnen, denn schon bald zweifelt ein weiterer Gegner die Herrschaft der Zamis an ...

DER TEUFELSSCHÜLER

von Ernst Vlcek

Ich sah dem Beginn des Sabbats mit Furcht entgegen. Nach der wenige Tage zurückliegenden Vernichtung der Winkler-Forcas galt es, die Besitzverhältnisse neu zu klären. Ebenso musste das Ergebnis unserer Auseinandersetzung offiziell anerkannt werden. Zu diesem Zweck hatten wir Skarabäus Toth sowie die wichtigsten Mitglieder der Wiener Dämonensippen zu einer Zusammenkunft in unsere Villa gebeten.

»Die Omen sind günstig«, sagte meine Mutter und hob ihr blasses Gesicht zum wolkenverhangenen Himmel empor.

Die Wolkendecke brach auf und gab den Vollmond frei. Auf den kahlen Bäumen rund um unsere Villa hockten Schwärme riesiger Krähen. Sie verhielten sich ruhig, aber jedes Mal, wenn ein neuer Gast eintraf, begannen sie lauthals zu krächzen und schlugen wie verrückt mit den Flügeln. Das war ihr Willkommensgruß.

Es waren jedoch nicht nur Dämonen geladen, sondern auch Sterbliche, die sich ahnungslos in den Teufelsreigen eingliederten. Sie wurden von den Krähen nicht begrüßt.

1. Kapitel

Ich wandte mich dem unbeleuchteten Haus zu. Als ich die finstere Halle betrat, verstellte mir der Hüter des Hauses den Weg. »Dein Platz ist unter den Gästen, Coco«, sagte er mit seiner heiseren, krächzenden Stimme.

»Das eine Mal, das ich bisher einem Sabbat beigewohnt habe, reicht mir. Ich möchte solche Gräuel kein zweites Mal erleben«, sagte ich und versuchte an der gnomenhaften Gestalt vorbeizukommen.

Aber der Hüter ließ sich nicht abwimmeln, und unter seiner Holzmaske glomm es böse auf. »Die Schande, die du damals über deine Familie gebracht hast, soll sich nicht wiederholen!«

Ich blickte ihn verzweifelt an und versuchte, durch die Schlitze der Maske in seine Augen zu blicken, doch alles, was ich sah, war dieses nebulöse Glühen.

»Kehre zu den Gästen zurück!«, verlangte er.

Ich gab es auf und ging wieder ins Freie.

»Was machst du für ein Gesicht, Coco?«, hörte ich Lydia neben mir sagen. Sie ging an der Seite eines stattlichen, in einen eleganten Smoking gekleideten Mannes. »Darf ich dir Mario Meger vorstellen? Er ist Aktmodell an der Akademie. Ein toller Körper, findest du nicht? Ich habe jeden seiner Körperteile x-mal und überlebensgroß gezeichnet. Findest du, dass ich Talent habe, Mario?«

Das Lächeln ihres Begleiters erinnerte mich an eine Zahnpastareklame. Er war nur ein Mensch und ahnte noch nicht, aus welchem Grund Lydia ihn wirklich zu dieser Feier geladen hatte.

»Sie übertreibt maßlos«, sagte er und fuhr sich geziert über das pomadisierte Haar. »Aber sie hat unzweifelhaft ihre besonderen Talente – die jedoch nicht weit übers Bett hinausreichen.« Er hatte kaum ausgesprochen, als ihm plötzlich alle Farbe aus dem Gesicht wich. Lydia hatte ihm mit der geballten Faust in den Unterleib geschlagen. Er klappte zusammen wie ein Taschenmesser.

»So muss man dahergelaufene Männer behandeln«, sagte Lydia belehrend, hob ihrem Galan das Kinn an, sodass er ihr in die Augen blickte, und sagte: »Zwischen uns ist rein gar nichts vorgefallen. Wir sind ein Herz und eine Seele, Mario.«

»Ein Herz und eine Seele«, wiederholte ihr Begleiter röchelnd und richtete sich mühsam auf. Dann gingen sie davon.

Ich blickte ihnen eine Zeitlang nach, doch schließlich wurde ich durch das Eintreffen weiterer Gäste abgelenkt. Die Krähen stimmten ein schauriges Gekrächze an, sodass sich die Normalsterblichen unter den Gästen ängstlich duckten. Das Tor in der Steinmauer, die unser Grundstück umgab, öffnete sich, und zwei Männer und eine Frau kamen zum Vorschein. Es handelte sich um Perez Lexas, das Oberhaupt seiner Sippe, seine Frau Marcha und deren ältesten Sohn Eustache. Die Lexas trugen uns die Auseinandersetzung nicht nach. Dennoch hatte mein Vater behauptet, dass Perez Lexas es lieber gesehen hätte, wenn die Forcas die Oberhand behalten hätten.

»Perez, sei mein Ehrengast«, sagte er zur Begrüßung. »Du hast das Recht auf das erste Opfer. Es stehen genügend knusprige Leiber zur Auswahl.«

»Willst du mich etwa dem Fürsten der Finsternis vorziehen, Michael?«, tat der Sippenführer erstaunt. »Das wäre ein Affront gegen ihn.«

»Asmodi wird nicht kommen«, sagte mein Vater zähneknirschend; er hatte die Anspielung sehr wohl verstanden. Schnell fügte er hinzu: »Aber das hat nichts zu sagen. Unser Sieg über die hinterhältigen Forcas wurde von oberster Stelle anerkannt.«

»Daran zweifle ich nicht.«

Mein Vater ging zusammen mit Perez Lexas und seiner Frau zum Haus. Ich hörte ihn noch sagen: »Skarabäus Toth muss jeden Augenblick mit dem überlebenden Forcas eintreffen. Dann wird Rechenschaft abgelegt ...«

»Du hast dich ganz schön gemausert, Coco!«

Ich fuhr erschrocken herum, als ich die Stimme vernahm. Eustache Lexas grinste mich fröhlich an. Er war klein, fett und stank ekelerregend nach Schweiß. Auf seinen wulstigen Lippen blähten sich ständig Speichelblasen, wenn er sprach. Ein widerlicher Kerl.

»Wirst du mit mir den Reigen eröffnen, Coco?«

Sofort entsann ich mich der Worte meines Vaters, dass die Lexas versuchen würden, uns auszuhorchen. Eustache war ein schlechter Heuchler, und ich sah bereits die Neugier in seinen Augen blitzen.

»Lieber würde ich mit einer Ratte die Sardana tanzen«, erwiderte ich giftig. »Die könnte nicht ekliger sein als du, Eustache.«

Er lachte laut, und das machte ihn nur noch abstoßender. »Das ließe sich vielleicht arrangieren. Lydia hat dir sicherlich von meinen Tierversuchen erzählt – und sie hat das Vergnügen, sich meinen Monstergestalten widmen zu dürfen, bestimmt genossen. Frag sie nur, Coco!«

Ich wandte mich ab, doch er blieb mir auf den Fersen. »Dafür, dass du als Hexe eine Totalversagerin bist, riskierst du eine ziemlich große Lippe«, zischte er mir ins Ohr. »Es gehen Gerüchte um, dass du ein hilfloses Medium der Forcas warst. Ich könnte mir vorstellen, dass etwas Wahres dran ist.«

Ich spürte die Wut in mir hochsteigen. Aber dann erkannte ich, dass er mich nur provozieren wollte, und mir wurde ganz heiß bei dem Gedanken, dass ich unser Geheimnis beinahe verraten hätte. »Ich mag die Schwächste meiner Familie sein. Aber ich nehme es noch immer mit jedem Lexas auf. Nenne mir einen großen Dämon, den eure Sippe in den letzten dreißig Jahren hervorgebracht hat. Und was dich betrifft, Eustache, so frage ich mich, ob es stimmt, was man sich über dich erzählt. Suchst du dir deine Opfer wirklich unter den Todeskandidaten von Krankenhäusern und Altersheimen?« Damit setzte ich ihn beinahe auf eine Stufe mit den Leichenfressern. Das sollte er erst mal verdauen.

Mein Bruder Georg näherte sich, und Eustache machte sich schnell aus dem Staub.

»Hattest du Streit mit Eustache?«, erkundigte sich Georg.

»Der Bastard wollte mich aushorchen«, antwortete ich zornig. »Wenn er mir noch einmal in die Nähe kommt, werde ich ihm einen Denkzettel verpassen, den er so schnell nicht wieder vergisst.«

»Sei vorsichtig, Coco. Du weißt, dass du dich um deiner eigenen Sicherheit willen verstellen musst.«

Ich nickte. Wieder schrien die Krähen, als vier Mitglieder der Thimig-Sippe eintrafen. Die Thimigs waren unbedeutende Dämonen, Werwölfe, deren Jagdgebiet sich über den Wienerwald und die Außenbezirke erstreckte. Nicht einmal wenn sie menschliche Gestalt angenommen hatten, konnten sie ihre Verwandtschaft zu den Wölfen verleugnen. Mein Vater übersah ihre Ankunft geflissentlich und überließ die Begrüßung Volkart. Nacheinander trafen dann noch einige Dämonen von anderen Wiener Familien ein, unter ihnen einige Angehörige der Algers und Bronskis. Diese Namen sagten mir nicht viel. Wahrscheinlich handelte es sich größtenteils um Einzelgänger ohne Format, die es nie verstanden hatten, sich innerhalb der Schwarzen Familie zu profilieren. Dabei machte ich ihnen nicht einmal zum Vorwurf, dass sie keine klingenden Namen besaßen. Ich wusste aus Erfahrung, dass solche Einzelgänger oft viel grausamer und schrecklicher wüteten als bekannte Dämonen. Das machte sie für mich abstoßend.

Endlich waren die Gäste vollzählig – und als hätte er nur darauf gewartet, traf nun auch Skarabäus Toth ein. Seit ich ihm das letzte Mal gegenübergestanden hatte, schien seine Gestalt noch länger und dürrer, seine Haut noch runzliger und verwelkter geworden zu sein. An seiner Seite befand sich Peter Winkler-Forcas; er war blass und schien um Jahre gealtert. Es würde lange dauern, bis er den Niedergang seiner Sippe verwunden hatte.

Toth nickte den anderen Dämonen zu und begrüßte auch meinen Vater – zwar höflich, aber sehr distanziert; er gab sich stets Mühe, nicht offensichtlich für jemanden Partei zu ergreifen. Mein Vater geleitete ihn und den überlebenden Forcas ins Haus. Georg forderte die anderen Dämonen auf, ihnen zu folgen. Einige erkundigten sich ungeduldig, wann der Sabbat beginnen würde, und Georg machte sie darauf aufmerksam, dass zuerst die Formalitäten zu erledigen waren.

»Was soll diese Geheimniskrämerei?«, hörte ich Lydias Begleiter aufbegehren, als sie ihm klarmachte, dass er sie nicht ins Haus begleiten durfte. Meine Schwester versuchte gar nicht erst, ihm klarzumachen, dass nur Schwarzblütige bei dieser Besprechung anwesend sein durften. Sie gab ihm einen leidenschaftlichen Kuss. Als sich ihre Lippen von den seinen lösten, war Mario leichenblass, und seine Mundpartie schimmerte bläulich, als sei sie urplötzlich vereist.

Volkart und ich achteten darauf, dass auch die anderen Opfer dem Haus fernblieben. Volkart hypnotisierte drei Filmsternchen und befahl ihnen, sich die Kleider vom Leib zu reißen und nackt ins Schwimmbecken zu springen – und das mitten im Winter. Allerdings kam es mir vor, als würden in dieser Nacht in unserem Garten Treibhaustemperaturen herrschen.

Als ich mich unbeobachtet fühlte, versuchte ich zwei blutjunge Mädchen, die Volkart aufgegabelt hatte, zu warnen. Als mein gutgemeintes Zureden nichts fruchtete, rief ich den Hüter des Hauses herbei. Ungerührt nahm ich ihm die Holzmaske vom Kopf, so dass sie sein zerfressenes Gesicht sehen konnten.

»Wenn ihr mit diesem Scheusal schmusen wollt, könnt ihr bleiben!«, herrschte ich sie an. Das wirkte. Sie rannten davon, als sei Asmodi selbst hinter ihnen her. Doch noch bevor sie das Gartentor erreicht hatten, stürzten sich die Krähen auf sie und hieben mit ihren Schnäbeln auf sie ein, bis sie kehrtmachten und sich in einem Winkel des Gartens verkrochen.

»Was zur Hölle soll dieser Unsinn, Coco?«, fragte Volkart. »Du weißt doch, dass solche Extratouren nichts bringen. Ich will den Vorfall vergessen, aber du musst mir versprechen, diesen Sabbat nicht mehr zu stören.«

Ich nickte stumm und folgte ihm in die Villa. Die Dämonen hatten sich im Wintergarten versammelt. Skarabäus Toth hatte gleich neben dem Eingang Platz genommen. Um ihn herum hatte sich unsere Familie versammelt, und Volkart und ich gesellten uns zu ihnen. Zwei Schritte entfernt stand einsam Peter Winkler-Forcas. Er befand sich in Trance. Vor ihm hatten sich die anderen Dämonen aufgestellt, allen voran die drei Vertreter der Lexas. Zu ihren Füßen kauerten die kriecherischen Werwölfe der Thimig-Sippe.

Skarabäus Toth hatte über seinem Haupt drei Irrlichter entzündet, deren grünliche Flammen die Gesichter der Umstehenden in ein gespenstisches Licht hüllten. Der Schiedsrichter sprach die zeremoniellen Worte, die jeden Wahrspruch einleiteten, dann erklärte er, dass er Asmodi bereits Bericht erstattet hatte und dass der Fürst der Finsternis keinen Einspruch gegen die Abwicklung des Verfahrens erhoben hätte.

»Ist jemand unter uns, in dessen Adern schwarzes Blut fließt und der Einwände gegen meine Person als Schiedsrichter hat? So soll er jetzt die Lichter über meinem Haupt löschen und sich zu erkennen geben – oder fortan schweigen!«

Es herrschte Totenstille.

»So will ich den Zeugen sprechen lassen«, verkündete Skarabäus Toth. Er schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Forcas. Es dauerte nicht lange, da begann der Überlebende zu reden. Gehorsam berichtete er von den Kämpfen und ließ keine Details aus – bis auf die Rolle, die ich während der Auseinandersetzungen gespielt hatte. So blieben eine Menge offener Fragen, und unter den Gästen erhob sich prompt ein wildes Geschrei.

»Es ist doch klar, dass der Zeuge beeinflusst wurde«, schimpfte Perez Lexas. »Dadurch wird der Schiedsrichterspruch zur Farce!«

»Sie zweifeln also an meiner Integrität, Perez?«, erkundigte sich Skarabäus Toth mit steinerner Miene.

Der Angesprochene wand sich verlegen. »Das habe ich nicht gesagt! Aber warum akzeptieren Sie, dass die Zamis den Zeugen beeinflusst haben?«

»Das geschah unter meiner Aufsicht«, erklärte der Schiedsrichter. »Ich kann bezeugen, dass Peter Winkler-Forcas mit jedem seiner Worte die Wahrheit spricht.«

»Aber warum erfahren wir keine Einzelheiten?«, wagte der wölfische Walter Thimig einzuwerfen. Die Nähe der Lexas machte ihm Mut. »Wie kam es dazu, dass sich die Forcas gegenseitig zerfleischten?«

Skarabäus Toth lächelte wissend. »Genau diese Neugierde der anderen Sippen ist es, die die Zamis bewog, nicht alle Details des Kampfes preiszugeben. Selbst der Fürst der Finsternis hat ihre Beweggründe akzeptiert!«

Thimig begann entsetzt zu winseln. »Ich möchte nicht in den Verdacht geraten, ein Feind der Zamis-Sippe zu sein. Wenn meine Frage so ausgelegt wird, ziehe ich sie augenblicklich zurück!«

Der Schiedsrichter nickte zufrieden. »Wenn keine weiteren Einwände vorliegen, verkünde ich jetzt Asmodis Urteilsspruch.«

Der gesamte Besitz der Winkler-Forcas wurde uns zugesprochen, namentlich deren Villa in Perchtoldsdorf und das dort gesammelte magische Kapital. Weiterhin verbannte man den überlebenden Forcas aus Wien und unterstrich unsere Vorherrschaft in der Stadt. Die anderen Dämonen hatten keine andere Möglichkeit, als den Urteilsspruch schweigend zu akzeptieren.

Schließlich verkündete Toth mit feierlichen Worten: »Damit kann der Sabbat beginnen!«

Die Dämonen stoben mit wildem Geheul davon und stürzten einer wilden Horde gleich ins Freie, um ihre Opfer in den Todesreigen aufzunehmen, der mit Blut und Tränen, Grauen und Qual – und mit dem Tod enden würde.

Vor diesem Augenblick hatte ich mich die ganze Zeit gefürchtet.