Das Innenleben des Martin Frost - Paul Auster - E-Book

Das Innenleben des Martin Frost E-Book

Paul Auster

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Beschreibung

Wenn Illusionen Gestalt annehmen … Im «Buch der Illusionen» wird der fiktive Film «Das Innenleben des Martin Frost» beschrieben. Paul Auster hat diesen nun Realität werden lassen, ein Drehbuch geschrieben und bei der Verfilmung selbst Regie geführt. Nach der Veröffentlichung seines neuesten Romans benötigt der innerlich ausgebrannte Erfolgsautor Martin Frost dringend Ruhe. Das fernab von New York gelegene, leer stehende Landhaus seiner Freunde Diane und Jack scheint der ideale Ort. Doch eines Morgens erwacht Martin neben einer jungen nackten Frau. Claire hat ebenfalls einen Schlüssel für das Haus und behauptet, die Nichte der Besitzer zu sein. Martins anfängliche Verärgerung über den ungebetenen Gast verfliegt schnell: Denn die schöne, intelligente junge Frau inspiriert ihn – und Martin verliebt sich unsterblich in sie. Doch wer ist Claire wirklich? Mit einem ausführlichen Autoreninterview zum Film. «Paul Auster ist vielleicht der bedeutendste amerikanische Schriftsteller der letzten Jahre, seine literarischen Qualitäten suchen hierzulande ihresgleichen.» (Deutschlandfunk)

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Seitenzahl: 119

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Paul Auster

Das Innenleben des Martin Frost

Ein Film

Deutsch von Werner Schmitz

Drehbuch und Regie

PAUL AUSTER

Produktion

PAULO BRANCO, PAUL AUSTER, YAEL MELALEDE

Kamera

CHRISTOPHE BEAUCARNE

Schnitt

TIM SQUYRES

Ausstattung

ZÉ BRANCO

Kostüme

ADELLE LUTZ

Musik

LAURENT PETITGAND

Executive Producers

PETER NEWMAN, GREG JOHNSON, EVA KOLODNER

BESETZUNG

Martin Frost

DAVID THEWLIS

Claire Martin

IRÈNE JACOB

James Fortunato

MICHAEL IMPERIOLI

Anna James

SOPHIE AUSTER

1

Innen. Haus auf dem Lande. Tag.

Langsame Kamerafahrt durchs Erdgeschoss eines Landhauses. Die Kamera tastet die Wände ab, schwebt über die Möbel im Wohnzimmer und bleibt schließlich drei Meter vor der Eingangstür stehen.

ERZÄHLER (im Off): Das Haus stand leer.

Die Tür geht auf, und MARTIN FROST, ein Mann Anfang vierzig, betritt das Haus. Er trägt in einer Hand einen Koffer und in der anderen eine Tüte mit Lebensmitteln. Als er die Tür hinter sich zutritt, fährt der Erzähler fort:

ERZÄHLER (im Off): Seine Freunde Jack und Diane Restau waren bis Ende des Jahres auf Reisen. Wenn Martin Lust habe, für eine Weile aus New York herauszukommen, hatte Jack gesagt, könne er jederzeit ihr leerstehendes Haus beziehen.

Martin stellt den Koffer ab und verlässt mit der Einkaufstüte das Bild.

ERZÄHLER (im Off): Martin hatte drei Jahre lang an einem Roman geschrieben, und jetzt war sein Gehirn ausgelaugt und brauchte Ruhe. Er hatte keine Pläne. Er wollte lediglich ein paar Wochen auf dem Land verbringen und gar nichts tun, das Leben eines Steins leben.

Während wir dem Erzähler zuhören, sehen wir Martin durch verschiedene Teile des Hauses gehen. Er trägt die Lebensmittel in die Küche, aber sobald die Tüte auf der Anrichte steht, erfolgt ein Schnitt ins Wohnzimmer, wo wir ihn beim Betrachten der Bücher in den Regalen antreffen. Als er nach einem der Bücher greift, springen wir ins Schlafzimmer, wo Martin seine Sachen in die Schubladen einer Kommode legt. Eine Schublade knallt zu, und gleich darauf sehen wir ihn auf dem Bett sitzen und die Sprungfedern der Matratze testen.

Die unruhige Montage kombiniert Nah- und Halbnahaufnahmen aus nicht ganz akkuraten Blickwinkeln und Schnitten in wechselndem, nicht vorhersehbarem Rhythmus.

Die Kamera verharrt auf dem Foto eines jungen Mädchens. Während wir die letzten Worte des Eröffnungsmonologs hören («das Leben eines Steins leben»), wird das Bild unscharf. Stille.

Einige Augenblicke lang scheint alles stillzustehen – die Stimme, die Geräusche, die Bilder–, dann ein sehr abrupter Szenenwechsel.

SCHNITT

2

Außen. Gelände um das Haus. Tag.

Martin geht in den Garten. Einer Totalen folgt eine Nahaufnahme; Martins Gesicht, dann ein träges Sichten der Dinge um ihn herum: Bäume und Sträucher, der Himmel. Als die Kamera ihn wiederfindet, kauert Martin sich hin und beobachtet das Gewimmel einer Ameisenstraße. Wir hören den Wind in den Bäumen – ein gedehntes Zischen, das an Brandungsrauschen erinnert. Martin blickt auf, schützt die Augen vor der Sonne, und wieder erfolgt ein Schnitt auf einen anderen Teil der Landschaft: Martin geht langsam vor sich hin, tief in Gedanken. Er nähert sich der Kamera und verlässt das Bild. Unterdessen:

ERZÄHLER (im Off): Aber was wusste er schon? Ein paar Stunden Stille, ein paar Atemzüge frischer Luft, und plötzlich taucht in seinem Kopf die Idee zu einer Geschichte auf. So scheint es mit Geschichten immer zu gehen. Eben noch ist da nichts. Und dann auf einmal ist sie da und wartet darauf, erzählt zu werden.

Eine Totale zeigt die Bäume. Der Wind stürmt wieder los, und während Blätter und Zweige unter der Attacke zittern, schwillt das Rauschen zu einem pulsierenden, in Stößen kommenden Atemgeräusch an, das einem lärmenden Stöhnen gleicht. Dann wieder ein abrupter Szenenwechsel.

SCHNITT

3

Innen. Hausflur. Tag.

Martin geht den Flur hinunter und öffnet eine Schranktür. Er wirft einen Blick hinein und macht die Tür sofort wieder zu, dann öffnet er die nächste Tür. Er greift hinein und nimmt eine fünfzig Jahre alte Olympia-Schreibmaschine heraus. Er schließt die Tür und trägt die Schreibmaschine in ein kleines Arbeitszimmer auf der anderen Seite des Flurs.

4

Innen. Arbeitszimmer. Tag.

Martin sitzt am Schreibtisch, vor ihm steht die Schreibmaschine. Nach einem Augenblick beginnt er die Schubladen zu durchsuchen. Die erste ist leer; er knallt sie zu. In der zweiten Schublade findet er ein paar Kugelschreiber, einige Bleistifte und einen Notizblock. Einen nach dem anderen legt er diese Gegenstände auf den Tisch, dann knallt er die Schublade zu. In der dritten entdeckt er einen Stapel weißen Papiers – etwa 200Blatt. Er nimmt den ganzen Packen heraus und legt ihn neben die Schreibmaschine, dann knallt er die Schublade zu. Kurze Pause, während er die Gegenstände auf dem Tisch betrachtet. Dann beginnt er sie zu ordnen: Die Schreibmaschine kommt genau in die Mitte des Tischs, das Papier wird ausgerichtet, die Kulis und Bleistifte werden ordentlich aufgereiht. Schließlich nimmt er das oberste Blatt Papier und spannt es in die Schreibmaschine. Er beginnt zu tippen.

ERZÄHLER (im Off): Es mag nicht die modernste Ausrüstung der Welt gewesen sein. Aber es ging.

Nahaufnahme des Papiers in der Schreibmaschine. Wir lesen: «Es mag nicht die modernste Ausrüstung der Welt sein. Aber es geht.»

SCHNITT

5

Innen. Schlafzimmer. Nacht.

Martin liegt mit offenen Augen im Bett. Die Nachttischlampe brennt.

ERZÄHLER (im Off): Es sollte keine lange Erzählung werden. Fünfundzwanzig oder dreißig Seiten, höchstens vierzig. Martin wusste nicht, wie lange er dafür brauchen würde, aber er beschloss, so lange in dem Haus zu bleiben, bis er damit fertig war.

Martin beugt sich zur Seite und macht das Licht aus. Dunkelheit.

ERZÄHLER (im Off): Das war der neue Plan. Er würde die Geschichte schreiben, und er würde erst abreisen, wenn er damit fertig war.

6

Außen. Gelände um das Haus. Tag.

Nahaufnahme von einem Blatt, das im Licht zittert, dann Nahaufnahme von Wildpflanzen, die aus dem Gras im Garten wachsen. Frühmorgens.

7

Innen. Schlafzimmer. Tag.

Nahaufnahme von Martins Gesicht, sein Kopf liegt auf einem Kissen, er schläft. Sonnenlicht fällt durch die Fensterläden, und während er die Augen aufschlägt und den Schlaf abzuschütteln versucht, zieht die Kamera auf und zeigt etwas, das gar nicht wahr sein kann, das gegen den gesunden Menschenverstand verstößt. Martin hat die Nacht nicht allein verbracht. Neben ihm im Bett liegt eine junge Frau, CLAIRE MARTIN.

Als die Kamera sich weiter ins Zimmer zurückzieht, sehen wir: Die Frau liegt Martin zugewandt auf der Seite, ihr linker Arm ruht lässig auf seiner Brust. Martin, nun endlich aus seiner Betäubung erwacht, bemerkt den nackten Arm auf seiner Brust, erkennt, dass der Arm Teil eines ganzen Körpers ist – er richtet sich auf und macht das Gesicht eines Mannes, dem man einen elektrischen Schlag versetzt hat.

Von seiner plötzlichen Bewegung angestoßen, wühlt Claire ihren Kopf stöhnend ins Kissen und schlägt dann die Augen auf. Zunächst bemerkt sie nicht, dass Martin neben ihr ist. Noch benommen, noch nicht ganz wach, wälzt sie sich auf den Rücken und gähnt. Als sie die Arme reckt, streift ihre rechte Hand Martins Körper. Ein, zwei Sekunden lang tut sich nichts, dann setzt sie sich sehr langsam auf, starrt in Martins verwirrtes, verschrecktes Gesicht und stößt einen Schrei aus. Sie wirft die Decke zurück, springt aus dem Bett und rennt panisch im Zimmer umher. Sie trägt so gut wie nichts – höchstens ein knappes ärmelloses T-Shirt. Sie zerrt ihren Morgenmantel von einer Stuhllehne und fährt hastig hinein.

MARTIN (außer sich): Wer sind Sie? Was machen Sie hier?

CLAIRE (ebenfalls außer sich): Nein – wer sind Sie? Und was machen Sie hier?

MARTIN (ungläubig): Ich?

Er steigt aus dem Bett, nimmt seine Hose vom Fußboden, zieht sie über seine Boxershorts und geht auf Claire zu. Sie hat große Angst, hält sich aber tapfer.

CLAIRE (hebt eine Hand): Nein, nein. Keinen Schritt näher.

MARTIN (wütend): Ich bin Martin Frost – nicht dass Sie das etwas anginge–, und wenn Sie mir nicht auf der Stelle sagen, wer Sie sind, rufe ich die Polizei.

CLAIRE (verblüfft): Sie sind Martin Frost? Der echte Martin Frost?

MARTIN (noch wütender): Das sagte ich bereits. Muss ich es noch einmal wiederholen?

CLAIRE (nervös, hektisch): Es ist nur so, dass ich Sie kenne. Nicht dass ich Sie wirklich kenne, aber ich weiß, wer Sie sind. Sie sind Martin Frost, der Schriftsteller. Ein Freund von Jack und Diane.

MARTIN: Sie kennen Jack und Diane?

CLAIRE: Ich bin Dianes Nichte.

MARTIN (schweigt kurz, verarbeitet diese Information): Wie heißen Sie?

CLAIRE: Claire.

MARTIN: Claire, und weiter?

CLAIRE: Claire… (zögert) … Martin.

MARTIN (schnaubt empört): Was soll das, soll das ein Witz sein?

CLAIRE: Ich kann nichts dafür. So heiße ich.

MARTIN: Und was haben Sie hier zu suchen, Claire Martin?

CLAIRE: Diane hat mich eingeladen. (Sie greift nach ihrer Handtasche, die auf dem Stuhl liegt.) Also bitte, wenn Sie mir nicht glauben… (Sie macht die Handtasche auf und wühlt darin herum. Schließlich zieht sie einen Schlüssel heraus und hält ihn Martin hin.) Sehen Sie? Den hat Diane mir gegeben. Das ist der Haustürschlüssel.

MARTIN (wühlt in seiner Tasche, zieht einen identischen Schlüssel hervor und hält ihn ihr unter die Nase): Und warum hat mir Jack dann diesen hier gegeben?

CLAIRE: Weil… (Weicht vor ihm zurück.) … weil er eben Jack ist, darum. Ich meine, Sie kennen die beiden. Er und Diane machen ständig solche Sachen.

Martin gibt sich geschlagen. Er begreift, dass Claire genauso gut das Recht hat wie er selbst, in diesem Haus zu sein. Er wendet sich von ihr ab und beginnt im Zimmer auf und ab zu gehen.

MARTIN: Mir gefällt das nicht. Ich bin hierhergekommen, um allein zu sein. Ich muss arbeiten, und wenn Sie da sind… nun, das ist nicht gerade so, als wäre ich allein, oder?

CLAIRE: Keine Sorge. Ich werde Sie nicht stören. Ich bin hier, um an meiner Dissertation zu arbeiten.

Martin lässt sich auf die Bettkante sinken und stößt einen Seufzer aus.

CLAIRE: Ich habe eine Menge zu lesen.

MARTIN (starrt den Fußboden an): Lesen schadet der Gesundheit.

CLAIRE: Nur Bücher mit hohem Cholesteringehalt. Ich lese fettarmes, vegetarisches Zeug.

MARTIN: Auf welchem Gebiet arbeiten Sie? Geschichte der weichen Birne?

CLAIRE: Philosophie.

MARTIN (murmelt leise): Philosophie. (Kurze Pause) Lecker, aber nicht mein Geschmack.

CLAIRE: Diese Woche lese ich Bishop Berkeley. (Sie spricht den Namen wie Barklie aus.)

MARTIN: Wenn im Wald ein Baum umfällt und niemand es hört – macht der Baum dann ein Geräusch oder nicht?

CLAIRE: Eher so: Existiert der Baum überhaupt? Berkeley ist der, der gesagt hat, Materie existiere gar nicht. Alles sei nur in unserem Kopf.

MARTIN: Aber Sie sind nicht in meinem Kopf, oder? Sie existieren, und ich muss dieses Haus mit Ihnen teilen.

CLAIRE: Ich werde ganz leise sein. Versprochen. Ich bringe meine Sachen in ein anderes Zimmer. Sie werden gar nicht merken, dass ich da bin.

MARTIN (kapituliert; schlägt sich auf die Knie und steht auf): Okay. Sie gehen mir aus dem Weg, und ich komme Ihnen nicht in die Quere. Abgemacht?

CLAIRE: Wenn Sie es so haben wollen, soll es so sein.

MARTIN: Gut. (Will gehen.) Ich gehe jetzt arbeiten. Wir sehen uns später.

CLAIRE (amüsiert): Aber Sie sagten doch gerade, Sie wollten mich nicht sehen.

MARTIN (bleibt stehen): Eine Redensart. Ein Abschiedsgruß. (Pause.) Ich verabschiede mich. (Er geht weiter.)

Als Martin das Bild verlässt, schwenkt die Kamera herum und nähert sich langsam Claires Gesicht. Es ist unser erster ernsthafter Blick auf sie und sollte die Wirkung einer visuellen Liebkosung haben. Sie folgt Martin mit den Augen, sieht ihm nach, als er aus dem Zimmer geht, und gleich nachdem die Kamera vor ihr zum Halt gekommen ist, hören wir die Tür ins Schloss fallen. Der Ausdruck auf Claires Gesicht ändert sich nicht.

CLAIRE (flüstert kaum hörbar): Ich verabschiede mich, Martin.

8

Innen. Arbeitszimmer. Tag.

Später am Vormittag. Martin sitzt am Schreibtisch und tippt.

9

Außen. Gelände um das Haus. Tag.

Claire sitzt unter einem Baum im Gras und liest The Principles of Human Knowledge von George Berkeley. In der Ferne ist leise das Klappern von Martins Schreibmaschine zu hören. Claire trägt Bluejeans und ein T-Shirt mit der Aufschrift: BERKELEY. Sie liest sich den Text mit gedämpfter Stimme vor.

CLAIRE: «Es scheint aber nicht weniger evident zu sein, dass die verschiedenen Sinnesempfindungen oder den Sinnen eingeprägten Ideen, wie auch immer dieselben mit einander vermischt oder verbunden sein mögen, nicht anders existiren können, als in einem Geiste, der sie percipirt.»

10

Innen. Arbeitszimmer. Tag.

Wie zuvor: Martin sitzt am Schreibtisch und tippt. Er gelangt ans Ende einer Seite, zieht das Blatt aus der Maschine und spannt den nächsten Bogen ein.

11

Außen. Gelände um das Haus. Tag.

Wie zuvor: Claire liest Berkeley.

CLAIRE: «Zweitens wird eingewandt werden, es sei ein großer Unterschied zwischen wirklichem Feuer z.B. und der Idee eines Feuers, zwischen dem Traum oder der Einbildung, man habe sich verbrannt und dem wirklichen Verletztsein durch Feuer.»

12

Innen. Arbeitszimmer. Tag.

Wie zuvor: Martin sitzt am Schreibtisch. Diesmal korrigiert er die von ihm getippten Seiten mit einem Bleistift. Schließlich legt er die fertigen Seiten in eine Schublade und dreht sich auf dem Stuhl herum, um aus dem Fenster zu sehen.

13

Außen. Gelände um das Haus. Tag.

Wie zuvor: Claire liest Berkeley, diesmal schweigend. Martin kommt mit dem Rücken zur Kamera ins Bild. Claire blickt auf.

CLAIRE: Hallo.

MARTIN (steif; verlegen): Entschuldigung. Ich war heute früh nicht sehr nett zu Ihnen. Ich hätte mich nicht so benehmen dürfen.

Claire akzeptiert Martins verlegene Entschuldigung mit einem Lächeln. Kurze Pause.

CLAIRE: Wie viel Uhr ist es?

MARTIN: Kurz nach sechs.

CLAIRE (hält ihr Buch hoch): Ich habe noch einen Abschnitt zu lesen. Wie wär’s, treffen wir uns in einer halben Stunde auf einen Drink im Wohnzimmer?

MARTIN: Gute Idee. Solange wir uns gegenseitig am Hals haben, können wir uns auch wie zivilisierte Menschen benehmen.

14

Innen. Wohnzimmer. Abend.

Martin und Claire sitzen nebeneinander auf einem großen Sofa und trinken Rotwein. Die Flasche auf dem Couchtisch vor ihnen ist halb leer.

MARTIN (greift nach der Flasche): Noch ein Schluck?

CLAIRE: Ja, bitte.

Er schenkt ihr ein und füllt dann auch sein Glas wieder nach.

MARTIN (stellt die Flasche auf den Tisch zurück): Tragen Sie dieses Hemd, weil Sie in dieser Woche Berkeley lesen? (Er spricht den Namen wie Barklie aus.) Haben Sie