Das kleine ABS der Scherzdichtung - Heinrich Heini - E-Book

Das kleine ABS der Scherzdichtung E-Book

Heinrich Heini

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Beschreibung

Der vorliegende Band ist allen fröhlichen Menschen gewidmet; er deckt mehrere Aspekte der leichten Muse ab, amüsiert die hocherfreute Leserschar mit Aphorismen, Gedankensplitter, Epigrammen, Übersetzungen, Parodien, Glossen, Grotesken, Unsinns-Reimen und Ultrakurzgeschichten. Letztendlich: Satire ist kein Zuckerwatteschlecken im Streichelzoo unserer Gesellschaft!

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Gerne wär‘ ich

Gerne wär‘ ich

der Kästner Erich.

Auch wär‘ ich gern

der Morgenstern.

Nur einen Satz

von Ringelnatz.

Doch nichts davon in aller Not

hab‘ ich von Busch, hab‘ ich von Roth.

Drum bleib ich weiter, der ich bin,

mehr als Heini ist nicht drin!

(Frei nach Heinz Ehrhardt)

Inhalt

Präludium

Gastronomisches und Medizynisches

Gesellschaftliches

Satierisches

Philosophisches und Psychologisches

Unsinniges und Wörtliches

Kraut und Rüben – Hüben wie Drüben

Extra Caput: Herr Siegerius III

Postludium

PRÄLUDIUM
Ein ernstes Wort zum heiteren Spiel

„Das kleine ABS, Anekdoten - Bonmots - Satiren“ hätte genauso gut „Das große GPS, Grotesken - Parodien - Satiren“ heißen können. Es umfasst 40 Jahre Fröhlichkeit, scherzhaftsatirische Gedanken, eine Sammlung, die unterhalten will. Die einzelnen Betrachtungen durchleuchten den Alltag, fördern Begebenheiten, Visionen und Träume an die Oberfläche; es sind Texte, die zur Erheiterung des Lesers beitragen sollen.

Freuen sie sich auf mehrere Kapitel sprühenden Wortwitzes, in denen mit Ironie, leichtem Spott, aber auch mit beißender Satire, die allzu beflissene Bürgerlichkeit gegeißelt wird. Wissens- und Bildungshäppchen, über- bzw. untertrieben dargestellt, ergänzen die unterschiedlichen Themen.

Humor ist wichtig für den Fortbestand der Menschheit, nach Wilhelm Raabe ist er das Rettende: „Humor ist der Rettungsring auf dem Ozean des Lebens.“ Lachen fördert die Durchblutung des ganzen Körpers, Glückshormone wie Dopamin und Serotonin werden ausgeschüttet. Im Gegenzug werden Stresshormone und Entzündungsenzyme abgebaut, die Immunabwehr wird gesteigert, was in Zeiten wie diesen überlebenswichtig ist.

Der Scherz, der Humor, das Lachen werden seit dem Altertum als Phänomene untersucht und propagiert. Keine Geringeren als Cicero und Aristoteles haben sich mit deren Wirkung auf die Psyche und das Wohlbefinden des Menschen auseinandergesetzt und empfehlen eine intensive Nutzung derselben. Sigmund Freud hat gar eine Theorie aufgestellt, die „Entladungstheorie“, die besagt, Humor diene dazu, psychische Spannungen abzubauen, Hemmungen aufzulösen.

Wenn jemand andere zum Lachen bringt, gilt er als komisch, wird nicht ernst genommen. Sein Humor lässt ihn dümmer erscheinen als er ist, steht aber am Ende klüger da.

Humor ist eine der schwersten Fakultäten, dennoch versuche ich sie zum Schmunzeln, ja zum Lachen zu bringen. Die literarischen Mittel dafür decken eine breite Palette ab, sie umfassen Sinnsprüche, Epigramme, Wortspiele, Wort- und Sinnumkehrungen, Dialoge, Grotesken, Parodien, Glossen zu aktuellen Aufregern sowie Episoden aus dem Partnerleben, dem ewigen Missverständnis zwischen Venus und Mars.

Im Kapitel „Gastronomisches und Medizynisches“ habe ich meine Erfahrungen festgehalten, Beobachtungen als Dienender, wie auch als Dienstleistungsempfänger:

„Du kriegst, wenn du sie nicht schon hast, Gastritis leicht, als Wirtshausgast.“ (Eugen Roth) Feststellungen, die nicht allen schmecken dürften, so manchem gar im Halse stecken bleiben werden, lassen den Schluss zu:

„Zu viel Gastro führt zwangsläufig zu Medizynischem.“

Hilfe bei der Themenauswahl erhielt ich von unserer Gesellschaft, von all den Toten und den Lebenden, die durch ihr Handeln und mit ihrem Sein und Schein mitgeschrieben haben. Klassische Zitate im Original oder verschwurbelt, ins Paradoxe verdreht, sind auch dabei.

Unsinniges, Sinnfreies - der Nonsens - runden den Band ab; auch sie haben das Ziel zu unterhalten, wie jener unbekannte Autor schon um 1860 erkannt hat:

„Stunden, wo der Unsinn waltet, sind so selten, stört sie nie! Schöner Unsinn, glaubt mir, Kinder: Er gehört zur Poesie.“

Manch geistige Fußangel entpuppt sich recht spät als solche. Reime, die nur des Reimes willen aufs Blatt gezaubert werden, das ist die hohe Kunst der Unsinnsdichtung.

Das Kapitel „Kraut und Rüben - Hüben wie Drüben“ bietet von allem ein bisschen was. Es ist „der Lumpensammler“. Es vereinigt all die feinen Stücke, die sich nicht einordnen lassen und zu schade sind, um in die Tonne geklopft zu werden.

Für die Freund*innen der harten, zeitgerechten Satire habe ich Appetithäppchen ausgelegt; der Band „Siegerius III kommt im Juli frei“.

Kollegialen Dank an all meine geistigen Vorbilder, Ideengeber und Inspiranten.

Dank an die Realsatiriker aus Politik, Wirtschaft, Gesellschaft und Müßiggängertum, an all die, die täglich meine Bahnen kreuzen und mir die Schnappschüsse ihrer Genialität liefern.

Fein säuberlich habe ich die Quellen notiert. Nicht auszudenken, wenn ausgerechnet Heinrich Heine, mein großer Bruder, auf die Idee käme, mich, als seinen kleinen Bruder, auf Plagiat zu verklagen.

Ach so …

Entschuldigen möchte ich mich bei denjenigen, die Wirt*innenwitze, Kalendersprüche oder Bauernregeln erwartet haben. Sie brillieren, indem sie nicht vorkommen.

Heinrich Heini (Höchsmann), Konstanz, 18. Juli 2021

I

Gastronomisches und Medizynisches

Was lange gärt, wirt entlich gans und gar nicht gar!

Wenig laufen, vieles essen,

kannst du mit der Waage messen.

Nach dem Gutzi,

Zähne putzi!

Vor dem Essen Handy waschen!

Ein Fresssack fraß Presssack

und das immerzu.

Er wurde zum Presssack

und das im Nu.

Die Grätenfrage:

„Herr Ober, hat dieser Fisch auch welche?“

Trinkst du täglich flüssig Brot,

macht dir deine Leber tot!

Was kauft ein Beinamputierter am Krankenhaus-Kiosk?

Richtig!

Eine Stange „GANGRENA“.

Wermut gegen Wehmut!

(Wermut besitzt, kann jede Wehmut killen.)

Weise einen Kellner zurecht,

zu Recht oder zu Unrecht,

und er wird dir in die Suppe spucken.

Silberhochzeit bei Schlemmers

Karl: „Oberrr!“ (Kellner eilt beflissen heran)

Kellner: „Grüß Gott, die Herrschaften, was darf es sein?“

Karl: „Karte!“

Kellner: „Moment, bitte.“ (holt die Speisen- und Getränkekarte)

„Bitte sehr (überreicht die Karte), darf ich schon was zu trinken bringen?“

Karl: “Ich weiß doch jetzt noch nicht, was ich trinken werde.“

Kellner: „Sehr wohl, der Herr.“ (entfernt sich)

Karl: „Oberrr!“ (Kellner kommt im Eiltempo)

Kellner: „Sie haben gewählt, was …“

Karl: „Bringen sie uns Nierchen in Burgundersauce, dann Roquefort nicht zu schimmlig, heiße Himbeeren und vorweg Schneckensüppchen. Das ganze doppelt, versteht sich!“

Kellner: „Der Herr wünschen doppelte Portionen?“

Karl: „Aber nein, wie kommen sie denn darauf? Sie ... sie …“

(schüttelt den Kopf und zu Käthe gewandt): „So ein Dummkopf!“

(Richtung Kellner): „Sind sie frisch?“

Kellner: (entsetzt): „Natürlich bin ich ...“

Karl: „Nicht sie, sie Frechdachs, die Schnecken.“

Kellner: „Alles frisch auf den Tisch, das heißt tot, frisch waren sie im Weinberg, jetzt leben sie nicht mehr.“

Käthe: „Aufhören“ (flehte Käthe), „sie brutaler Kerl, Karlchen, hast du das gehört, der verdirbt uns noch den Abend!“

Karl: „So, und nun sputen sie sich, bringen sie uns einen trockenen Weißen.“

Kellner: „Viertel oder Achtel, Chardonnay oder Riesling?“

Karl: „Jetzt fragen sie nicht dauernd, bringen sie jeweils ein Achtel.“

Käthe: „Ich hab‘s geahnt, Karli-Schatzi, so ein Umstandskrämer!“

Kellner: „Bitte schön, zum Wohle!“ (stellt den Wein hin)

Karl zu Käthe, Käthe zu Karl: „Zum Wohle Schätzle, auf die nächsten 25!“ (beide nippen)

Karl: „Bähhh, schlimm, furchtbar, ich glaube der korkt, Käthchen, deiner auch?“

Käthe: „Fürchterlich, es würgt mich!“

Karl: „Garcon (der springt heran), der Wein hat Kork, nehmen sie ihn sofort wieder mit!“

Kellner: „Das tut mir leid, ist es der Riesling oder der Chardonnay?“

Karl: „Weiß ich doch nicht, weg damit, nehmen sie beide.“

Kellner: „Sehr wohl, der Herr.“

Käthe: „Wären wir nur zu Hause geblieben, so ein schöner Tag und nun so etwas …“

Kellner: „Der Chef lässt sich tausendmal entschuldigen, er hat zwei neue Flaschen geöffnet, diese müssten in Ordnung sein.“

Karl: „Quatschen sie nicht so viel, wir haben Hunger!“

Kellner: „Ich eile ...“

Karl: „Käthchen, du wirst sehen, es wird ein zauberhafter Abend!“

Kellner: (bringt die Schneckensuppen) „Guten Appetit!“

(Käthchen und Karlchen lächeln sich an, wie damals am Standesamt, probieren den ersten Löffel, nehmen den zweiten, sehen sich an, schütteln zuerst den Kopf, dann den ganzen Körper, spucken die Schnecken auf den Tisch und rufen gleichzeitig nach dem Kellner)

Käthe, Karl: „Oberrr, Garcon, so kommen sie schon!“

Kellner: „Sie haben einen Wunsch?“

Karl: „Allerdings, und zwar sofort, befreien sie uns von diesem Fraß, es schmeckt schnecklich, was haben sie uns gebracht?“

Kellner: „Elsässer Schneckensuppe, wie bestellt.“

Karl: „Ja, aber warum so schleimig, die Dinger bewegen sich ja noch …“

Kellner: „Al dente, la nouvelle cuisine, verstehen sie misch …?“

Käthe: „Pfui, hören sie auf, ich übergebe mich!“

Kellner: „Wonach sollten Schnecken schmecken, wenn sie nicht nach Schnecken schmeckten?“

Karl: „Ab damit, hoffentlich sind die Nierchen was!“ (und zu Käthe) „Alles wird gut, du wirst sehen, vor allem schmecken!“

(Karl und Käthe lächeln sich zu, freuen sich auf den nächsten Gang)

„Na endlich“, seufzen beide gleichzeitig, als der Kellner zwei Rechauds auf den Tisch stellt.

Kellner: „So, hier sind sie, ihre Nierchen, guten Ap …“!

Karl: „Meine Nierchen, sie Frechling, hörst du Liebling, und was ist das für eine braune Tunke?“

Kellner: „Die Burgunder Sauce, mein Herr.“

Karl: „So So, ich wusste gar nicht, dass der edle Burgunder so komisch riecht.“

Kellner: „… es sind die Nieren!“

Karl: „Und wieso, bitteschön, riechen Nieren nach … Käthchen, hör weg … wieso riechen Nieren nach Urin?“

Käthe: „Beim heiligen Schuhbeck, mir geht ein Lichter auf!“

Karl: „Marsch, Marsch, alles mitnehmen, Roquefort kommt jetzt …!“

Kellner: „Käse, selbstverständlich, wollen sie Butter dazu?“

Karl: „Jetzt wollen sie uns auch noch die Butter vom Brot nehmen, natürlich mit Butter!“

Kellner: „Kommt sofort.“

Käthe: „Karlchen, ich hab‘ Hunger, wären wir doch lieber zum Bürger König gegangen!?“

Karl: „Nicht aufregen, Schatzi, unser Hochzeitstag, er wird noch schön.“

Kellner: „Zweimal Käse, wohl bekomm’s!“

Karl: „Zurückhaltung, junger Mann, bis jetzt war alles nix und sie spielen immer noch Scheißfreundlichkeit vor.“

Kellner: „Sorry, die Höflichkeit, unser Stil, das Renommee.“

Karl: „Dass ich nicht lache, was ist das hier?“ (deutet auf die Schimmelaugen im Käse)

Kellner: „Das ist der Schimmel im Schimmelkäse.“

Karl: „Überhaupt nicht witzig, Mann! Aus, Ende, vorbei, zahlen, das heißt, was will ich zahlen nach all dem ungenießbaren Zeugs, vom ideellen Schaden ganz zu schweigen, gell, Käthchen, wir zahlen nix!“

Kellner: „Abbberrr, meine Herrschaften, das geht doch nicht, wir haben unser Bestes gegeben!“

Karl: „Wir haben es gerochen, wir haben es geschmeckt, wer ist ihr Chef, wo ist er?“

Kellner: „Paul B., leider gerade beschäftigt.“

Karl: „Aha, dieser Paul Bocuse, der Sänger, seinen Stellvertreter dann, aber Dalli!“

Kellner: „Michel P.“

Karl: „So so, Michel Platini, der Koch, komm Käthe, wir sehen uns vor Gericht, sie, sie mit ihren Gerichten!“

„Herr Ober, die Karte!“

„Blutig oder durch?“

Willst du deinen Magen reizen,

darfst du nicht mit Reizen geizen.

Stress, Kaffee und Schnaps und Bier,