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Klaus Strohmaier

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Beschreibung

Die Geschichte vom Königssohn, der - um das Reich seines Vaters zu retten - hinausziehen muss in die Welt. Gewandet im Kleid des "Kleinen Jägerleins" beschreitet er den mühsamen und steilen Weg hin zum Lieben.
Ein Märchen für Erwachsene.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Klaus Strohmaier

Das kleine Jägerlein

Ein Märchen

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Das kleine Jägerlein

 

Das kleine Jägerlein

Es war einmal ein König, der hatte einen einzigen Sohn. Weil aber das Königreich dieses Königs überaus groß war und der Regierungsgeschäfte erdrückend viele, wollte es dem König, so sehr er sich auch darum bemühte, nicht recht gelingen, sich genügend um seinen Sohn, den kleinen Prinzen und dereinstigen Thronerben zu bekümmern.

Die Mutter war ja schon, als der Knabe kaum zwei Jahre zählte, vom Fieber dahingerafft worden. Und zwar hatte der König bald darauf ein zweites Mal sich verehelicht, jedoch war die Stiefmutter eine böse Frau und dem Buben eine richtige Hexe, tat sie ihm doch alles Arge an, indem sie ihn überhaupt nicht zur Kenntnis nahm.

Nicht viel Streicheln und Wärme hatte der kleine Prinz zu gewärtigen gehabt in seinen kindlichen Jahren. Und wäre da nicht der Esel Balduin gewesen, welchen sein Vater ihm auf sein eindringliches Bitten und Betteln hin zugesellt hatte, wer weiß, was aus dem Jungen geworden wäre.

„Höre, Sohn“, sprach der alte König: „Das Regieren und vor allem das würdige Tragen von Krone und Zepter sind keine leichte Angelegenheit. Gründlich muss man es erlernen und es allezeit fleissig einüben.“

In begieriger Bravheit lauschte der Junge, sprach doch sein Vater zu ihm, was selten genug vorkam. Saugsam wie ein ausgetrockneter Schwamm nahm er dessen gewichtige Worte in sich auf. „Man muss fleissig lernen und man muss feste üben würdig zu sein“, wiederholte er für sich. Und das tat er dann auch.

Alles, was man über die Welt und die Menschen denken, sagen und wissen konnte, wollte er nur zu gerne sich aneignen und er wurde nicht müde darin, fleissig und strebsam zu sein.

Darüberhinaus übte er mit ebensolchem Eifer und grosser Gewissenhaftigkeit das zukünftige königliche Auftreten, nämlich das Auf-dem-hohen-Rosse-Sitzen und insbesondere das Auf-alle-anderen-Herabschauen. Man muss darin nun einmal gut sein, will man einen würdigen König und Herrscher darstellen.

Balduin, das treue Eselchen und sein einstig einziger Spielgefährte rückte immer weiter in den Hintergrund. Und nicht viel länger, da musste er gar von einem Stallknechte versorgt und gebürstet werden, wäre er sonst ja völlig abgemagert und verkommen.

Angelegentlich aber, einmal des Abends zwischen der Repetitierstunde und dem Zeremonienunterricht, fiel dem kleinen Prinzen das treue und nun so vernachlässigte Tier wieder ein. Und er rannte dann hin zum Stall, nicht schnell, aber dafür aufrecht und würdig, und er flüsterte dem Eselchen in eins der grossen Ohren: „Ich bin ein Mensch und werde bald ein König sein. Das ist das Grösste, was es auf Gottes weiter Welt gibt. Du aber, mein Lieber, bist leider nur ein dummes Eseltier. Du weißt ja, ich habe dich immer sehr gerne gehabt. Aber wir sind doch arg verschieden und können so nicht länger mehr gleichwertige Freunde sein. Deshalb möchte ich dir heute dasjenige schenken, was nach dem Menschenkönigsein wohl das Zweitbeste ist: Ich will dich freilassen. Du bekommst deine Freiheit. Zieh nun hinaus in die Welt und werde so glücklich, wie ein braver und treuer Esel nur glücklich sein kann.“ – Sprachs, band das Tierlein los und scheuchte es hinaus in die weiten Wälder, so sehr sich Balduin auch dagegen sträuben mochte.