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Klaus Strohmaier

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Beschreibung

Von einem, der auszog, das Leben zu lernen. Konfrontiert mit dem immer wiederkehrenden, existentiellen Gefühl des Alleinseins begibt sich der junge Königssohn auf seine ganz persönliche Reise durch die Natur und die Gesellschaft.

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Veröffentlichungsjahr: 2015

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Klaus Strohmaier

Wolken und Sterne

Das unabgeschlossene Märchen vom Alleinsein

BookRix GmbH & Co. KG81371 München

Wolken und Sterne

Es war einmal ein Königssohn, den alle nur den Träumer nannten. Lag er doch am liebsten hinter seines Vaters Schloss im Garten, hing seinen eigenen Gedanken nach, schaute des Tags den vorbeifliegenden Wolken zu und des Nachts zählte er die Sterne.

Oft war der König sehr betrübt über seinen missratenen Sohn; nicht nur, weil dieser sich standhaft weigerte, das Kriegshandwerk zu erlernen, sondern vor allem, weil der gesamte Hofstaat hinter vorgehaltener Hand über dieses weltfremde und seltsame Kind kicherte.

"Hör, Vater", sprach der Jüngling, als er seinen achtzehnten Lenz erreicht hatte: "Höre, ich will nun weggehen von hier, weg aus deinem Schloss, weg aus deinem Reich und nimmermehr will ich zurückkehren oder gar deine herrschaftliche Nachfolge antreten. Niemals nämlich will ich mit Hilfe deines mächtigen und kriegerischen Gottes verfügen und bestimmen müssen über die Menschen, die Tiere und das Land. Niemals werde ich denen, die wie ich geboren wurden mit einem Kopf, einem Herzen, zwei Armen und zwei Beinen, ein Leid antun indem ich auf ihre Kosten und zu ihren Ungunsten lebe. Und niemals und überhaupt nicht werde ich meinesgleichen bekämpfen, bekriegen und mit dem Schwerte abschlachten lassen, um als etwas zu gelten in der Welt oder gar selbst dadurch ein Wohlleben zu haben."

"Du Narr", entgegnete ihm sein Vater, der König, voller Zorn. "Du törichter Narr und Träumer! Wovon glaubst du denn dein Dasein fristen zu können, wenn du in solch anmaßender Art und Weise deinen Posten verlässt, den dir unser allmächtiger Herr und Gott zugedacht?! Wie - glaubst du - dir selbst gerecht werden zu können, wenn du alle verfügte Ordnung und Gerechtigkeit mit Füßen trittst?! Vor die Hunde gehen und jämmerlich verrecken wirst du da draussen in der Welt, denn nichts hast du und nichts kannst du und ein erbärmlicher Niemand bist du, sobald du auch nur einen einzigen Schritt über meine Grenzen hinaus gesetzt hast!"

Mit Tränen in den Augen wandte sich der junge Mann ab und verliess wortlos das väterliche Schloss. Wie gerne hätte er seinem Vater davon gesprochen, wie es um die wahre, um die tief empfundene Gerechtigkeit wirklich bestellt sei. Denn darüber hatte er lange sich besonnen: Dass man in der Gerechtigkeit sein müsse wie die Wolken am Himmel, auf dass man sich nicht verhärte und versteinere, sondern jederzeit jedem Begegnenden alles sein und alles werden könne und dabei immer frei und leicht und beweglich bleibe und nicht wehe tue den anderen mit einer falschen und harten und bösen Gerechtigkeit. Und dass die wahre Gerechtigkeit in einem drinnen funkeln und strahlen müsse wie ein heller Stern, ganz egal wie finster und ungerecht einem die Welt auch mitspiele und begegne. - Doch er wusste, sein königlicher Vater hätte nimmermehr verstanden, was er damit meinte, und dies trieb ihm - nebst dem Schmerz des unwiderruflichen Abschieds - die Tränen in die Augen.

Bis zu diesem Tage hatte der Jüngling noch niemals seines Vaters Königreich verlassen und nur vom Hörensagen wusste er ein Weniges über die gewaltige Wüste, welche selbiges umschloss wie ein unendlicher Gürtel der Leere und der Ödnis.

"Wohlan", sprach er bei sich. "Ich habe nicht erwartet, nur Leichtes und Unbeschwertes vorzufinden auf diesem Weg hinein in mein eigenes Leben."

Und so ging er seines Weges, schnurgeradeaus, mitten hindurch durch die Weglosigkeit schritt er kraftvollen Schrittes des Tags und bettete sich des Nachts auf weichem Sand oder auch auf hartem Geröll, wie´s eben kam.