Das Kleinstadmotiv als bestimmender Faktor des Handlungsverlaufs in den Komödien - Claudia Gallé - E-Book

Das Kleinstadmotiv als bestimmender Faktor des Handlungsverlaufs in den Komödien E-Book

Claudia Gallé

0,0
15,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Studienarbeit aus dem Jahr 2003 im Fachbereich Germanistik - Komparatistik, Vergleichende Literaturwissenschaft, Note: 1,3, Johannes Gutenberg-Universität Mainz (Institu für allg. und vergl. Literaturwissenschaft), Veranstaltung: Komödien und Filmkomödien des 20. Jahrhunderts, Sprache: Deutsch, Abstract: Die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der geistigen Enge einer Gesellschaft und die Ausbruchsversuche aus den gegebenen Verhältnissen ist eines der häufigsten Grundmotive in Henrik Ibsens gesellschaftskritischen Dramen. Dass Ibsen ein problematisches Verhältnis zu seiner frühen Jugend und Adoleszenz hatte und zu den Orten und Menschen, die er damit in Verbindung setzte, ist keine neue Erkenntnis. Nicht umsonst verbrachte er 27 Jahre seines Lebens im freiwilligen Exil in Italien und Deutschland (1864-1891). In seinen Briefen finden sich viele Stellen, in denen er die geistige Enge der norwegischen Verhältnisse, das Unverständnis seiner Familie und der heimischen Kritiker oder die norwegische Politik geißelt. Auch in seiner Komödie "Ein Volksfeind" fungiert eine fiktive norwegische Kleinstadt als Handlungsort. Die Bedeutung des Handlungsortes für den weiteren Verlauf eines Dramas ist ein Umstand, den ein anderer Dramatiker des 20. Jahrhunderts für seine Werke erkannt und auch festgehalten hat. In seinem Essay "Theaterprobleme" schreibt Friedrich Dürrenmatt 1954: „Wenn ich es unternehme, ein Theaterstück zu schreiben, so ist der erste Schritt, daß ich mir klarmache, wo denn dieses Theaterstück zu spielen habe.“ Eines seiner Dramen spielt ebenfalls in einer Kleinstadt, die tragische Komödie "Der Besuch der alten Dame". In der folgenden Arbeit möchte ich zeigen, dass trotz der großen geistesgeschichtlichen und historischen Distanz zwischen den beiden Komödien viele Parallelen bestehen, die sich aus dem Umstand herleiten, dass sie einen vergleichbaren Handlungsort besitzen, nämlich die fiktive Kleinstadt. Mit der Gattungsbestimmung von Komödie möchte ich mich nicht näher beschäftigen. Ich begnüge mich mit den Aussagen beider Dramatiker zu ihren Werken und ihrem Verständnis von Komödie, sofern sie sich dazu geäußert haben und einer Untersuchung der komischen Elemente in ihren Stücken.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2005

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis
1. Henrik Ibsen: Ein Volksfeind
1.2 Dr. Stockmann als komische Figur
1.3 Dr. Stockmanns Wandlung
1.4 Das Kleinstadtmotiv und antike Bezüge in Ein Volksfeind
2. Das Kleinstadtmotiv in Friedrich Dürrenmatts Der Besuch der alten Dame
2.1 Die Bühne als Weltmodell, die Welt als Groteske: kurzer Abriss der
2.2 Der Besuch der alten Dame
3. Ähnliche Motive in Ein Volksfeind und Der Besuch der alten Dame

Page 2

Johannes Gutenberg-Universität Mainz

Institut für allgemeine und vergleichende LiteraturwissenschaftWintersemester 2002/2003

Hauptseminar: Komödien und Filmkomödien des 20. Jahrhunderts Thema der Hausarbeit: Untersuchung der Auswirkung des Handlungsortes „Kleinstadt“ auf den Handlungsv erlauf zweier Komödien

„Der Besuch der alten Dame“ (Friedrich Dürrenmatt)

eingereicht von:

Claudia Gallé

Fächerkombination: AVL (11), Theaterwissenschaft (11), allg. u. mittl. Geschichte (11)

Page 4

Vorbemerkung

Über sein Verhältnis zu Kleinstädten äußerte sich Henrik Ibsen indirekt in einem Brief an seinen Freund Peter Hansen vom 28. Oktober 1870 :

„‘Catilina‘ wurde in einer spießigen Kleinstadt geschrieben, wo es nicht in meiner Macht stand, all dem Luft zu machen, was in mir gärte, ausgenommen durch tolle Streiche und Anzettelungen, die mir den Unwillen aller achtbaren Bürger zuzogen, welche sich nicht in meine Gedankenwelt hineinversetzen konnten.“1

In der Entstehungszeit seines ersten DramasCatilina(1848/1849) arbeitete der damals Zwanzigjährige als Apothekerlehrling in der norwegischen Kleinstadt Grimstad. In seiner knappen Äußerung deutet er die repressive geistige Atmosphäre einer Stadt an, die Menschen keine Entfaltungsmöglichkeiten bietet, welche außerhalb des gesellschaftlich Vorgegeben liegen. Die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber der geistigen Enge einer Gesellschaft und die Ausbruchsversuche aus den gegebenen Verhältnissen ist eines der häufigsten Grundmotive in Ibsens gesellschaftskritischen Dramen.2Der gemeinsame Handlungsort fast aller3Werke dieser Reihe4, die fiktive norwegische Kleinstadt, erinnert mit ihrer Atmosphäre von geistiger Beengtheit stark an die knappe briefliche Skizze aus Ibsens Vergangenheit. Dass er ein problematisches Verhältnis zu seiner frühen Jugend und Adoleszenz hatte und zu den Orten und Menschen, die er damit in Verbindung setzte, ist keine neue Erkenntnis. Nicht umsonst verbrachte er 27 Jahre seines Lebens im freiwilligen Exil in Italien und Deutschland (1864-1891). In seinen Briefen finden sich viele Stellen, in denen er die geistige Enge der norwegischen Verhältnisse, das Unverständnis seiner Familie und der heimischen Kritiker oder die norwegische Politik geißelt. Auch in seiner KomödieEin Volksfeind5fungiert eine fiktive norwegische Kleinstadt als Handlungsort. Die Bedeutung des Handlungsortes für den weiteren Verlauf eines Dramas ist ein Umstand, den ein anderer Dramatiker des 20. Jahrhunderts für seine Werke erkannt und

1Henrik Ibsen:Briefe. Auswahl, Übersetzung und Nachwort von Anni Carlsson, 1. Aufl., Stuttgart [:Reclam] 1967, S. 61.

2Die Stützen der Gesellschaft(1877),NoraoderEin Puppenheim(1879),Gespenster(1881),Ein Volksfeind(1882)

3außerGespenster

4Brian Johnston setzt in seinem BuchText and Supertext in Ibsen’s Dramadie vier Dramen (s. Fußnote

2) in einen umfassenden Zusammenhang, dem ich mich in meiner Besprechung vonEin Volksfeindweitgehend anschließen werde.

5Henrik Ibsen:Schauspiele in einem Band.übertr. v. Hans Egon Gerlach, 1. Aufl., Stuttgart [:Hoffmann und Campe] 1968, S.395-492.