Das Kloster der lüsternen Nonnen - Anonymus - E-Book

Das Kloster der lüsternen Nonnen E-Book

Anonymus

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Beschreibung

Viel Witz und treffende Satire prägen dieses von der Kirche oft angefeindete erotische Werk, das bereits um das Jahr 1742 erstmals erschien und trotz aller Verfolgung und Verdammung bis heute immer wieder nachgedruckt wurde. Es ist ein glühendes Pamphlet gegen den Klerus, das die sittliche Verworfenheit der Mönche anhand der Lebensgeschichte des Saturnin im Detail beschreibt: Ich war der Meinung, die Kutte sei das Gewand, in dem man den freisten Eintritt zum Tempel der Lust habe. Gleichzeitig ist dieses Buch aber auch ein leidenschaftliches Plädoyer für Lust und Liebe! Warte, Liebster, sagte sie und schmiegte sich inniger an mich, lass ihn noch dicker und länger werden! Oh, noch nie hab ich ihn so schön gesehen! Ist er über Nacht gewachsen? Ach, welche Lust erwartet mich, stöhnte sie.

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Das Kloster der lüsternen Nonnen

Das Titelbild steht in keinem Zusammenhang mit dem Inhalt des Buches.

© Copyright Carl Stephenson Verlag, Schäferweg 14, 24941 Flensburg Alle Rechte vorbehalten einschließlich der Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Medien E-Mail: [email protected] Internet: www.stephenson.de

eBook-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck Besuchen Sie uns auf www.stephenson.deEin großes erotisches Verlagsprogramm erwartet Sie dort.

Inhalt

Wie alles begann

Die Geschichte der Schwester Monika

Mein neues Leben

Fortsetzung der Geschichte der Schwester Monika

Wie alles begann

Ah, welche süße Genugtuung ist es für ein Herz, sich freigemacht zu haben von schalen Vergnügungen, von frivolem Amüsement und von gefährlichen Liebschaften, die es an die Welt fesselten! Nach einer langen Reihe von Verirrungen ist es endlich sich selbst wiedergegeben! In der Ruhe, die ihm die Befriedigung seiner früheren Genüsse bereitet, fühlt es noch jene Erschütterung der Seele, die die Erinnerung an entgangene Gefahren im Geiste zurücklässt. Aber es fühlt sie nur, um sich selbst zu beglückwünschen wegen der Sicherheit, in der es sich befindet. Diese Gemütsbewegungen werden ihm teuere Gefühle, weil sie den Reiz der ihm gewährten Ruhe besser auskosten lassen.

Dies ist, lieber Leser, meine Lage. Welchen Dank schulde ich dem Allmächtigen, dessen Mitleid mich aus dem Sumpfe der Liederlichkeit herausgezogen hat, in den ich versunken war und der mir die Kraft gibt heute meine Verirrungen niederzuschreiben, zur Warnung und Erbauung meiner Brüder.

Ich bin die Frucht der Unkeuschheit der heiligen Cölestiner der Stadt R… Ich sage DER heiligen Cölestiner, weil sich alle rühmten an meiner Entstehung mitgewirkt zu haben. Doch, welche Gedanken halten mich da plötzlich auf! Mein Herz ist bewegt; ist das die Furcht vor dem Vorwurfe, ich entschleiere hier die Geheimnisse der Kirche? Ah! Überwinden wir diese Schwäche, diesen Gedanken! Weiß man nicht, dass jeder Mann ein Mann ist, und ein Mönch ganz besonders!? Sie haben also die Fähigkeit an der Verbreitung des Menschengeschlechtes mitzuarbeiten. Warum untersagt man es ihnen dann? Da sie sich ihrer Aufgabe so gut entledigen?

Vielleicht erwartest du, lieber Leser, dass ich dir eine detaillierte Schilderung meiner Geburt gebe. Ich bin selbst ärgerlich darüber, dich mit diesem Bericht so bald nicht befriedigen zu können und mich dir als Pflegesohn eines guten Bauern zeigen zu müssen, den ich lange für meinen Vater gehalten habe.

Ambroise, dies ist der Name des guten Mannes, war der Gärtner eines Landhauses, das die Cölestiner in einem kleinen Dorfe einige Meilen vor der Stadt besaßen. Seine Frau Toinette wurde zu meiner Amme erwählt; ein Sohn, den sie zur Welt gebracht hatte, der aber im Moment meiner Geburt starb, half das Geheimnis meiner Entstehung zu verschleiern. Man scharrte heimlich den Sohn des Gärtners ein, und der der Mönche trat an seine Stelle; Geld macht alles.

Ich wuchs unmerklich heran, immer, auch in meinen eigenen Augen, als der Sohn des Gärtners. Man möge mir diesen kleinen Zug der Eitelkeit verzeihen, aber ich wage nichtsdestoweniger zu sagen: meine Neigungen straften diese Abstammung Lügen. Ich weiß nicht, welcher göttliche Segen über den Werken der Mönche schwebt; es scheint, als ob die Tugend der Kutte an allem hängenbliebe, das sie berührt: Toinette war ein Beispiel dafür. Sie war sicher das munterste Weibchen, das ich jemals gesehen habe – und ich habe ihrer genug gesehen. Sie war dick, doch appetitlich, mit kleinen schwarzen Augen, einem Stupsnäschen, lebhaft, verliebt, sorgfältiger gekleidet, als es Bäuerinnen gewöhnlich sind. Das wäre ein prächtiger Notbehelf für einen ehrbaren Menschen gewesen, geschweige denn für Mönche.

Wenn die Schelmin in ihrer Sonntagsbluse er schien, die einen Busen einzwängte, den der Sonnenbrand immer respektiert hatte und der zwei herrliche Brüste sehen ließ, die ans Tageslicht drängten, da fühlte ich wohl, dass ich nicht ihr Sohn sei, aber dass ich mich gerne dafür halten ließ!

Ich hatte Anlagen, ganz wie ein Mönch. Lediglich durch den Instinkt geführt, konnte ich kein Mädchen sehen ohne es zu küssen, ohne dass ich ihm nicht mit der Hand überall hingefahren wäre, wo sie es nur zuließ, und wenn ich auch nichts Bestimmtes wusste, so sagte mir doch mein Herz, dass ich noch mehr getan hätte, wenn mir nicht Einhalt geboten worden wäre.

Eines Tages, da man mich in der Schule vermutete, war ich in einem kleinen Zimmer geblieben, in dem ich schlief. Eine einfache Wand trennte es von dem Zimmer Ambroisens, dessen Bett an der Wand stand, an der ich schlief. Ich schlief; es war entsetzlich heiß, nämlich Hochsommer. Plötzlich wurde ich durch heftige Stöße geweckt, die ich an die Wand schlagen hörte. Ich konnte mir das Geräusch nicht erklären; es wiederholte sich. Ich legte das Ohr an die Wand und hörte erregte und zitternde Laute, Worte ohne Sinn und halb ausgesprochen.

„Ah! … langsam, meine liebe Toinette, mach nicht so schnell!“ „Ah, du Schelm, du tötest mich vor Lust … Schnell! … Ah, schnell! … Ah, ich sterbe!“

Überrascht, solche Ausrufe zu hören, deren Erregtheit ich fühlte, setzte ich mich auf. Kaum wagte ich zu atmen. Wenn man mich da bemerkt hätte, musste ich alles befürchten; ich wusste nicht, was ich denken sollte; ich war sehr erregt. Meine Unruhe machte bald der Neugierde Platz. Ich hörte von Neuem das nämliche Geräusch und ich glaubte unterscheiden zu können, dass ein Mann und Toinette abwechselnd die Worte ausstießen, die ich schon gehört hatte. Meinerseits die gleiche Aufmerksamkeit. Die Begierde zu erfahren, was in jenem Zimmer vor sich gehe, wurde schließlich so lebhaft, dass sie alle meine Furcht erstickte. Ich entschloss mich in Erfahrung zu bringen, was da vor sich ging; ich glaube, ich wäre deshalb gerne in das Zimmer von Ambroise eingetreten, was auch immer hätte passieren können. Ich wurde dieser Mühe überhoben; sorgsam an der Wand tastend, ob ich nicht irgendein Loch in ihr fände, fühlte ich eins, das klein und durch ein großes Bild verdeckt war. Ich machte es frei und mir Licht. Welches Schauspiel! Toinette, nackt wie ihre Hand, lag ausgestreckt auf dem Bett und der Pater Polycarpe, Vorsteher des Klosters, der erst seit einiger Zeit da war, nackt wie Toinette, machte … Was? Das, was unsere Ureltern taten, als ihnen der liebe Gott befahl die Erde zu bevölkern. Die aber taten das unter weniger schlüpfrigen Umständen.

Dieser Anblick rief bei mir eine Überraschung hervor, die mit Freude vermischt war und mit einem lebhaften und prickelnden Gefühle, das ich nicht beschreiben könnte. Ich fühlte, dass ich mein Leben dafür gegeben hätte, an der Stelle des Mönches zu sein, dass ich ihn beneidete! Dass mir sein Glück ungeheuerlich erschien. Ein ungeahntes Feuer jagte durch meine Adern, mein Gesicht war gerötet, mein Herz klopfte zum Zerspringen; ich hielt meinen Atem an und den Speer der Venus, der von einer Kraft und Steifheit war, dass ich die Wand damit hätte zusammenschlagen können, wenn ich nackt ein wenig fest dawidergestoßen hätte. Der fromme Pater beendigte seinen Ritt, zog sich von Toinette zurück und ließ sie so ganz meinen verzehrenden Blicken ausgesetzt. Sie hatte Augen wie eine Sterbende; ihr Gesicht war vom tiefsten Rot bedeckt; der Atem war ihr ausgegangen; die Arme hingen ihr schlaff herab; ihre Brust hob und senkte sich mit erstaunlicher Schnelligkeit; sie zuckte von Zeit zu Zeit mit dem Hintern, indem sie sich streckte und tiefe Seufzer dabei ausstieß. Mit unbegreiflicher Schnelligkeit überflogen meine Augen alle Teile ihres Körpers; es blieb auch nicht einer übrig, auf den ich im Geiste nicht tausend brennende Küsse geheftet hätte. Ich presste meine Lippen auf ihre Brüste, auf ihren Leib und auf den köstlichen Ort, von dem sich meine Augen nicht mehr losreißen konnten. Plötzlich riss ich die Augen auf … Das war … Ihr versteht mich. Was hatte diese Schelmin für Reize für mich! Ah, diese liebliche Färbung! Obwohl mit einem leichten weißen Schaum bedeckt, verlor es für mich nichts von der Lebhaftigkeit seiner Farben. An dem Vergnügen, das ich bei seinem Anblick empfand, erkannte ich in ihm das Zentrum der Wollust. Es war von einem dichten, schwarzen und gekräuselten Haarbüschel beschattet. Toinette hatte die Beine gespreizt. Es schien, als ob ihre Unsittlichkeit mit meiner Neugierde verbunden wäre, um meinen Blicken keinen Wunsch zu versagen. Der Mönch hatte seine Kraft zurückgewonnen und kam, um sich von Neuem zum Kampfe zu stellen. Er schwang sich mit frischem Eifer auf Toinette, aber seine Kräfte straften seine Courage Lügen. Müde, sein Ross unnützerweise anzutreiben, sah ich, wie er sein Instrument aus der Muschel Toinettes bleich und mit niedergeschlagenen Augen herauszog. Toinette war aufgebracht über seinen Rückzug, fasste den Schwanz an und begann ihn zu schütteln. Der Mönch erschauerte wie verrückt und schien das Vergnügen, das er empfand, nicht länger ertragen zu können. Ich beobachtete alle ihre Bewegungen ohne anderen Führer als die Natur, ohne jede andere Belehrung als das Beispiel. Neugierig darauf zu erfahren, was diese krampfhaften Bewegungen des Paters hervorrief, suchte ich bei mir selbst deren Ursache. Ich war überrascht, ein unbekanntes Vergnügen zu fühlen, das sich unbemerkbar vergrößerte, bis ich erschöpft auf mein Bett fiel. Die Natur machte unglaubliche Anstrengungen und alle Teile meines Körpers schienen zu dem Vergnügen des Gliedes beizutragen, das ich streichelte. Endlich kam jener weiße Saft, von dem ich einen so gründlichen Niederschlag bei Toinette gesehen hatte. Ich kam aus meiner Ekstase heraus und machte mich wieder an das Loch in der Wand; es war zu spät, der letzte Schuss war gefallen, der Kampf war beendigt. Toinette kleidete sich wieder an, der fromme Pater war schon in seinen Kleidern.

Ich blieb einige Zeit liegen, Kopf und Herz voll des Abenteuers, das ich mit angesehen hatte. Ich empfand eine Betäubung, wie sie ein Mensch erleidet, wenn er von einem plötzlichen Lichtstrahl getroffen wird. Eine Überraschung löste die andere ab. Die Kenntnisse, die die Natur in mein Herz gesenkt hatte, fingen an sich zu entwickeln, die Wolken, mit denen sie bedeckt waren, sich zu zerstreuen. Ich begriff die Ursache der verschiedenen Gefühle, die mich alle Tage bei dem Anblicke von Frauen heimsuchten. Dieser unmerkliche Übergang von der Ruhe zur lebhaftesten Erregtheit, von der Gleichgültigkeit zur Begierde waren keine Rätsel mehr für mich.

„Ah!“, rief ich aus. „Wie waren sie glücklich! Die Freude durchbebte sie beide. Das Vergnügen, das sie empfanden, muss groß gewesen sein! Ah … wie waren sie glücklich, wie waren sie glücklich!“ Der Gedanke an dieses Glück nahm mich vollständig gefangen, er nahm mirfür einen Augenblick jede Fähigkeit darüber nachzudenken. Ein tiefes Stillschweigen folgte meinem Ausrufe. Bald aber fing ich wieder an: „Werde ich niemals groß werden, um ebenso mit einer Frau zu sein? Ich würde vor Vergnügen auf ihr sterben, da ich schon jetzt bei dem Zusehen so viel Lust empfand. Das ist sicher nur ein schwaches Bild von dem, was meine Mutter mit dem Pater Polycarpe fühlte. Aber“, setzte ich mein Selbstgespräch fort, „ist es unbedingt nötig, groß zu sein, um dieses Vergnügen zu empfinden? Ich bin doch recht dumm! Wahrhaftig! Ich glaube, das Vergnügen wird nicht nach der Größe gemessen, wenn nur eines auf dem anderen liegt, muss schon alles ganz von selbst gehen.“

Sofort fiel mir ein, ich solle meiner Schwester Suzon von meinen neuen Entdeckungen Mitteilung machen. Sie war einige Jahre älter als ich, eine kleine sehr schöne Blondine mit jener offenen Physiognomie, die man für dumm halten kann, weil sie gleichgültig dreinschaut. Sie hatte schöne, blaue, sanftmütige Augen, die ohne Absicht auf einem zu ruhen scheinen, deren Wirkung aber nicht geringer ist als die der brennenden pikanten braunen, die einem leidenschaftliche Blicke zuwerfen. Warum das? Ich weiß es nicht, denn ich habe mich einfach immer mit dem Gefühle an sich begnügt, ohne zu versuchen seine Ursache zu ergründen. Ist es nicht vielleicht deshalb, weil eine schöne Blondine mit ihren schmachtenden Blicken einen zu bitten scheint ihr sein Herz zu schenken, während dich die Braune mit Gewalt unterwerfen will? Die Blonde verlangt nur ein wenig Mitgefühl für ihre Schwäche und diese Art zu bitten ist sehr verführerisch. Du glaubst nur ein wenig Mitgefühl darzubieten und gibst deine Liebe. Die Braune dagegen will, dass du schwach seiest, ohne dir zu versprechen, dass sie es auch sein wird. Das Herz wappnet sich gegen diese. Ist es nicht so?

Ich gestehe es zu meiner Schande, dass es mir noch nie in den Sinn gekommen war, auf Suzon einen Blick der Begehrlichkeit zu werfen; seltene Sache bei mir, der ich alle Weiber, die ich sah, begehrte. Es ist zwar wahr, dass ich sie nicht oft sah, weil sie das Patenkind der Herrin des Dorfes war, die sie gerne hatte und bei sich aufziehen ließ. Sie war sogar seit einem Jahr im Kloster und erst vor acht Tagen dort weggegangen, da ihre Patin einige Zeit auf dem Lande verbringen wollte und ihr erlaubt hatte Ambroise zu besuchen. Ich fühlte mich sofort von dem Gedanken begeistert meine liebe Schwester zu belehren und mit ihr die Wonnen durchzukosten, die ich soeben Polycarpe mit Toinette hatte schlürfen sehen. Ich war nicht mehr der Gleiche wie früher ihr gegenüber. Meine Augen sahen tausend Reize, die ich sonst nicht an ihr bemerkt hatte. Ich fand bei ihr eine zarte, sich entwickelnde Brust, weißer als die Lilie, fest, voll. Im Geiste saugte ich mit einem unbeschreiblichen Entzücken an diesen beiden kleinen Erdbeeren, die ich auf dem Gipfel ihrer Brüste sah. Aber vor allem vergaß ich bei dem Ausmalen ihrer Reize nicht dieses Zentrum, dieses Hochgebirge des Vergnügens, von dem ich mir ein berauschendes Bild entwarf.

Belebt durch das lebhafte, brennende Feuer, das diese Ideen durch meinen ganzen Körper jagte, verließ ich das Haus und lief umher, um Suzon zu suchen. Die Sonne war schon schlafen gegangen, der Nebel stieg. Ich redete mir ein, dass ich unter dem Mantel der nächtlichen Finsternis bald auf dem Gipfel meiner Wünsche sein müsste, wenn ich sie fände. Von Weitem sah ich jemand Blumen pflücken. Suzon! Sie dachte in diesem Augenblick nicht daran, dass ich darüber nachsann, wie ich die kostbarste Blume ihres Buketts pflücken könnte. Ich flog auf sie zu, als ich sie bei dieser unschuldigen Beschäftigung sah. Ich schwelgte in Gedanken an den Moment, da ich ihr meinen Plan enthüllt haben würde. Doch mit jedem Schritte, der mich ihr näher brachte, verlangsamte ich meinen Lauf. Ein plötzliches Zittern schien mir meine Absicht vorzuwerfen. Ich glaubte ihre Unschuld respektieren zu müssen; ich wurde durch die Ungewissheit des Erfolges zurückgehalten. Ich war bei ihr angekommen, redete sie an, aber mit einem Stottern, das mich keine zwei Worte vorbringen ließ, ohne von Neuem Atem schöpfen zu müssen.

„Was machst du denn da, Suzon?“, sagte ich zu ihr, indem ich mich ihr näherte und sie küssen wollte.

Sie entwich mir lachend und antwortete: „Siehst du denn nicht, dass ich Blumen pflücke?“

„Ah, ah!“, erwiderte ich. „Du sammelst Blumen?“

„He, ja, wirklich“, antwortete sie mir, „weißt du denn nicht, dass morgen der Namenstag meiner Pflegemutter ist?“

Dieser Name ließ mich erzittern, als müsste ich fürchten, dass mir Suzon entwiche. Mein Herz hatte schon gesprochen (wenn ich mich dieses Ausdruckes bedienen darf), und ich betrachtete sie schon meiner Gewohnheit gemäß als sichere Beute. Der Gedanke an ihre Entfernung schien mich mit dem Verlust eines Vergnügens zu bedrohen, das ich schon als sicher betrachtete, obwohl ich es noch nicht gekostet hatte.

„Ich sehe dich also dann nicht mehr, Suzon?“, sagte ich ihr mit trauriger Miene.

„Aber weshalb denn nicht?“, antwortete sie. „Komme ich denn nicht immer hierher? Doch los!“, setzte sie mit einer entzückenden Miene fort. „Hilf mir mein Bukett machen!“

Ich antwortete ihr, indem ich ihr einige Blumen ins Gesicht warf. Sie warf wieder.

„Gib acht, Suzon“, sagte ich ihr, „wenn du mich noch einmal wirfst, so werde ich dich … du wirst es mir bezahlen.“ Um mir zu zeigen, wie meine Drohungen auf sie wirkten, zeigte sie mir die Faust.

In diesem Augenblicke verließ mich meine Furchtsamkeit; ich fühlte keine Angst mehr gesehen zu werden; der Nebel, der verhinderte, dass man über eine gewisse Entfernung überhaupt etwas sah, begünstigte meine Kühnheit. Ich warf mich auf Suzon; sie stieß mich zurück, ich küsste sie, sie gab mir eine Ohrfeige. Ich werfe sie auf den Rasen, sie versucht aufzuspringen, ich hindere sie daran. Fest presse ich sie in meine Arme, küsse sie auf den Hals, sie verteidigt sich, ich versuche ihr die Hand unter den Rock zu schieben, sie schreit wie ein kleiner Teufel. Sie setzt sich so stark zur Wehr, dass ich fürchte, nicht zum Ziele zu kommen und dass sich überhaupt nichts ereignet. Ich erhob mich lachend und glaubte, dass sie mir mein Vorhaben, mit dem sie offenbar nicht einverstanden war, nicht nachtrüge. Wie täuschte ich mich!

„Na, komm, Suzon“, sagte ich, „damit du siehst, dass ich dir nicht wehtun wollte, will ich dir helfen.“

„Ja, ja“, antwortete sie, mindestens so erregt wie ich, „da kommt meine Mutter, und ich …“

„Ah! Suzon“, erwiderte ich lebhaft, indem ich sie hinderte mehr zu sagen, „liebe Suzon, sage nichts, ich gebe dir … siehe, alles, was du willst.“ Ein neuer Kuss war das Pfand meiner Worte. Sie lachte darüber, Toinette kam an; ich fürchtete, Suzon würde plaudern, aber sie sagte kein Wort; so gingen wir alle zusammen zurück zum Abendessen.

Seit seiner Ankunft hatte Pater Polycarpe neue Beweise der Zuneigung des Klosters für den angeblichen Sohn Ambroisens gegeben; ich war von ihm komplett neu gekleidet worden. In Wahrheit hatte Se. Reverenz weniger die klösterliche Wohltätigkeitskasse gefragt, die ziemlich begrenzt war, als die väterliche Zärtlichkeit, die es meistens nicht ist. Der gute Pater setzte durch eine neue derartige Freigebigkeit die Legitimität meiner Geburt argen Verdächtigungen aus. Aber meine Bauern waren gute Leute, die davon nichts merkten. Wer hätte es übrigens auch wagen sollen, die Großmut der frommen Patres mit kritischem und scheelem Auge zu betrachten. Das waren so ehrenhafte, so brave Leute; man betete sie in dem Dorfe an; sie taten den Männern nur Gutes und achteten die Ehre der Frauen; jeder war zufrieden. Aber kommen wir zu mir zurück. Mein Gesicht: Ich hatte ein schelmisches Aus sehen, das nicht gegen mich einnahm. Ich hatte regelmäßige Gesichtszüge und schlaue Augen, lange schwarze Locken fielen mir auf die Schultern und hoben die lebhaften Farben meines Gesichtes prächtig hervor, das zwar ein wenig braun war, aber etwas darstellte. Das ist ein authentisches Zeugnis, das ich dem Urteile sehr ehrenwerter und sehr tugendhafter Leute verdanke, denen ich meine Ehrfurcht bewies.

Suzon hatte, wie schon gesagt, ein Bukett für Madame Dinville gemacht. Das war der Name ihrer Pflegemutter, der Frau eines Rates der benachbarten Stadt, der auf das Land kam, um Milch zu trinken und so seine Lunge wiederherzustellen, die durch den Champagner und andere Ursachen gelitten hatte.

Suzon war in ihren besten Staat gesteckt worden, der sie in meinen Augen noch liebenswerter machte; ich sollte sie begleiten. Wir gingen zu einem Landhause. Wir trafen die Dame in einem Sommergemach, in dem sie frische Luft schöpfte. Denkt euch eine Frau von mittlerer Größe, mit braunem Haar und weißer Haut, umrahmt von einem bäuerlichen Rot, aber mit munteren verliebten Augen und mit einem feinen Busen wie eine Frau der feinen Gesellschaft. Das war damals die erste gute Eigenschaft, die ich an ihr bemerkte. Diese beiden Hügel waren immer meine Schwäche. Es ist auch etwas Erhabenes, wenn ihr das in der Hand haltet, wenn ihr … aber, bleibe jeder bei den seinen, und mir erlaube man hier über diese hinwegzugehen.

Sobald uns die Dame bemerkte, warf sie uns einen gutmütigen Blick zu ohne aufzustehen. Sie lag auf einem Kanapee, ein Bein heraufgezogen, das andere auf dem Fußboden. Sie hatte nur einen einfachen weißen Rock an, kurz genug, um ein Knie sehen zu lassen, das seinerseits wieder nicht genug bedeckt war, um es allzu schwierig zu machen, den Rest zu sehen. Ein kleines Korsett von der gleichen Farbe, eine rosarote Morgenjacke von Taffet mit leichter Einfassung und die Hand – unter dem Rock. Ratet, wozu! Meine Fantasie war in diesem Moment schon fertig mit ihrer Tätigkeit; mein Herz folgte ihr ganz in die Nähe. Von jetzt ab war es mein Schicksal, mich in alle Frauen zu verlieben, die mir vor die Augen kamen. Die Enthüllungen des vorhergehenden Tages hatten diese löblichen Eigenschaften zur Entwicklung gebracht.

„Ah, guten Tag, mein liebes Kind“, sagte Madame Dinville zu Suzon, „sieh da, du kommst also zurück zu mir? Ah … du bringst mir ein Bukett, wirklich, ich bin dir sehr dankbar dafür, mein gutes Töchterchen, gib mir einen Kuss.“ Küsserei von Seiten Suzons. Dann warf sie einen Blick auf mich und fuhr fort: „Aber wer ist denn dieser dicke schöne Junge da? Wie, mein kleines Fräulein, du lässt dich von einem jungen Mann begleiten? Das ist ja niedlich.“ Ich senkte den Blick. Suzon sagte, ich sei ihr Bruder. Verbeugung von meiner Seite. „Dein Bruder“, ergriff Madame Dinville wieder das Wort und redete mich dann an: „Küsse mich, mein Sohn, wir wollen Bekanntschaft miteinander schließen.“ Sie gab mir einen Kuss auf den Mund; ich fühlte, wie sich eine schmale Zunge zwischen meine Lippen schob und eine Hand mit meinen Locken spielte. Ich kannte diese Art des Küssens noch nicht; sie versetzte mich in eine seltsame Erregung. Ich warf der Dame einen furchtsamen Blick zu, der ihren leuchtenden, feurigen Blicken begegnete, die mit ihren Gluten meine befeuerten und mich zwangen meine niederzuschlagen. Ein neuer Kuss der gleichen Sorte, nach dem es mir freistand, mich zurückzuziehen. Ich war wohl kaum in der Verfassung, dass sie mich weiter hätte küssen wollen. Aber ich war ihr nicht böse darüber; ich glaubte, das gehöre zur Zeremonie der Bekanntschaft, die sie mit mir schließen wollte. Ich war ihr für die mir gewährte Freiheit nur dankbar, wenn ich auch den schlechten Eindruck derartig lebhafter, ungemäßigter Zärtlichkeiten beim ersten Besuch nicht verwinden konnte. Doch diese Gedanken waren nicht von langer Dauer; sie begann wieder ein Gespräch mit Suzon und das Ende jedes Satzes war: „Suzon, küsse mich.“ Zuerst hielt mich der Respekt zurück. „Na, du“, wandte sie sich von Neuem an mich, „du Dickerchen, willst du mich nicht auch küssen?“ Ich machte einige Schritte vor und küsste sie auf die Wange; ich wagte mich noch nicht an den Mund heran. Der Kuss war etwas feuriger als der erste. Übrigens war ich ihr gegenüber nicht leidenschaftlicher als sie gegen mich. So teilte sie ihre Zärtlichkeiten zwischen mir und meiner Schwester, um mich über den Grund ihrer Liebenswürdigkeit auf eine falsche Spur zu lenken. Ihre Politik gab mir Selbstbewusstsein, ich war geschickter, als mein Gesicht hätte vermuten lassen. Unmerklich passte ich mich dieser kleinen Hausarbeit so gut an, dass ich den Refrain gar nicht erst abwartete, um meinen Teil hinwegzunehmen. Nach und nach fand sich meine Schwester des ihrigen beraubt. Ich machte mich in dem ausschließlichen Privileg breit, die Gunstbezeichnungen der Dame allein zu genießen, Suzon hatte nur noch das Wort.

Wir saßen auf dem Kanapee und plauderten, denn Madame Dinville war eine große Schwatzbase. Suzon befand sich an ihrer rechten, ich war an ihrer linken Seite. Suzon sah in den Garten. Madame Dinville hatte ihre Blicke auf mich geheftet. Sie amüsierte sich damit, meine Frisur in Ordnung zu bringen, mich in die Wange zu kneifen, mir zarte Ohrfeigen zu geben, und ich vergnügte mich damit, ihr meine Hand um den Hals zu legen, zuerst mit Zittern. Ihre behäbigen Manieren gaben mir leichtes Spiel; ich war erstaunt, sie sagte kein Wort, betrachtete mich, lachte und ließ mich gewähren. Meine Hand war im Anfange furchtsam, wurde aber kühner durch die Möglichkeit, die sich fand, mich zu befriedigen. Sie stieg langsam vom Hals zum Busen und ließ sich mit Entzücken auf ihm nieder, wo ihn seine Elastizität in Schwingungen versetzte. Mein Herz schwamm vor Freude; schon hielt ich eine jener entzückenden Knospen in der Hand, die ich nach Herzenslust koste. Ich war gerade im Begriff meinen Mund daraufzudrücken – durch Vorrücken kommt man zum Ziel. Ich hätte, glaube ich, mein Glück bis zum Ende ausgekostet, als sich ein verwünschter Störenfried im Vorzimmer hören ließ, der Amtmann des Dorfes, ein alter Affe, den mir der Teufel, eifersüchtig über mein Glück, daherschickte. Madame Dinville kam durch das Geräusch, das dieses Original bei seiner Ankunft machte, zu sich und sagte mir: „Was machen Sie da, kleiner Strolch!“ Bestürzt zog ich meine Hand zurück, einem derartigen Vorwurfe konnte ich die Stirne nicht bieten. Ich wurde rot, ich hielt mich für verloren. Madame Dinville sah meine Verlegenheit und ließ mich durch einen leisen Seufzer und ein entzückendes Lächeln merken, dass ihr Zorn nur ein scheinbarer war, und ihre Blicke sagten mir, dass ihr meine Kühnheit weniger missfiel als die Ankunft dieses blöden Amtmanns.

Er trat ein, der langweilige Kerl. Nachdem er gehustet, gespuckt, geniest und sich geschneuzt hatte, begann er seine Ansprache, die noch langweiliger war als sein Gesicht. Wenn wir davon befreit gewesen wären, so wäre das Unglück nur halb so groß gewesen, aber es schien, als hätte das Unheil allen Unglücksraben des Dorfes das Wort erteilt, die nach und nach an die Reihe kamen ihren Bückling zu machen. Ich geriet in Wut. Nachdem Madame Dinville alle die dummen Glück wünsche beantwortet hatte, drehte sie sich zu uns herum und sagte: „Oh, dies Leid, meine lieben Kinder! Ihr kommt morgen zum Essen zu mir, da werden wir allein sein.“ Es schien mir, als würfe sie bei diesen Worten einen liebevollen Blick auf mich. Mein Herz fand seine Rechnung in dieser Versicherung, und ohne mir nahetreten zu wollen fand sich meine kleine Eigenliebe geschmeichelt. „Ihr kommt also, hörst du, Suzon?“, fuhr Madame Dinville fort. „Und du bringst Saturnin mit dir, Adieu, Saturnin“, sagte sie und gab mir einen Kuss. Damit waren wir einander nichts mehr schuldig. Suzon und ich gingen.

Ich fühlte mich in der Verfassung, in der ich sicher Ehre bei Madame Dinville eingelegt hätte, wenn nicht die langweiligen Gratulanten dazwischengekommen wären. Aber was ich für sie fühlte, war kein Liebe, es war nur ein heftiges Verlangen mit einer Frau das Gleiche zu machen, was Pater Polycarpe mit Toinette getan hatte. Die Frist von einem Tage, die mir Madame Dinville gesetzt hatte, schien mir eine Ewigkeit. Ich versuchte unterwegs Suzon auf die Sache zu bringen, indem ich sie an das Abenteuer vom Abend vorher erinnerte. „Wie einfältig du bist, Suzon“, sagte ich ihr. „Glaubst du denn, dass ich dir gestern wehtun wollte?“

„Was wolltest du mir denn machen? Vielleicht ein Vergnügen, was?“, antwortete sie überrascht. „Wie du mir mit der Hand unter den Rock fuhrst, hast du mir etwa was Angenehmes tun wollen?“

„Wenn du willst, dass ich dir das beweise“, sagte ich, „so komme mit mir, irgendwohin, wo wir ungestört

sind.“ Ich betrachtete sie unruhig, ich suchte in ihrem Gesichte zu lesen, welche Wirkung meine Worte hervorbrachten; ich sah keine größere Lebhaftigkeit darin als sonst. „Willst du, meine liebe Suzon?“, fuhr ich unter Liebkosungen fort.

„Aber, noch einmal“, erwiderte sie, sich mit meinem Vorschlage einverstanden zu erklären, „was ist das für ein Vergnügen, von dem du so viel Aufhebens machst?“

Ich antwortete ihr: „Das ist die Vereinigung eines Mannes mit einem Weibe, die einander küssen, die sich aneinanderdrücken und die in diesem engen Verschlungensein ineinander ergießen.“ Die Augen fortwährend fest auf das Gesicht meiner Schwester gerichtet, ließ ich keine ihrer Gemütsbewegungen meinen Blicken entgehen; ich sah das fast unmerkliche Anwachsen ihrer Begierde; ihre Brust hob sich.

„Aber“, sagte sie mit einer sonderbaren Naivität, die mir von guter Vorbedeutung schien, „mein Vater hat mich einige Male so gehalten, wie du sagst, und ich habe keinerlei Vergnügen dabei gespürt.“

„Das kommt daher“, erwiderte ich, „dass er mit dir nicht das machte, was ich dir wohl machen möchte.“

Mit zitternder Stimme fragte sie: „Oh, was möchtest du denn machen?“

„Ich würde dir“, antwortete ich keck, „etwas zwischen die Schenkel stecken, was er nicht wagte.“ Sie wurde rot und ließ mich in ihrer Verwirrung fortfahren: „Siehst du, Suzon, du hast da ein kleines Loch“ – damit zeigte ich an die Stelle, wo ich bei Toinette die Spalte gesehen hatte.

„Na, wer hat dir das gesagt?“, frug sie mich ohne mich dabei anzusehen.

„Wer es mir gesagt hat?“, erwiderte ich. „Das ist, weil … weil alle Frauen eines da haben.“

„Und die Männer?“, fuhr sie fort.

„Die Männer“, erwiderte ich, „haben einen Stecken da, wo ihr eine Spalte habt. Diesen Stecken schiebt man in die Spalte, und das macht das Vergnügen, das ein Weib am Manne hat. Willst du meinen sehen? Aber nur unter der Bedingung, dass ich dein Löchelchen berühren darf. Wir werden einander kitzeln und uns sehr wohlfühlen.“ Suzon war wie mit Purpur übergossen; meine Reden schienen sie zu überraschen. Es schien, als ob sie Mühe hätte meinen Worten Glauben zu schenken. Sie wollte nicht, dass ich meine Hand unter ihren Rock stecke, weil sie, wie sie sagte, fürchtete, dass ich sie täuschen wolle und nicht alles gesagt hätte. Ich versicherte ihr, dass mir nichts auf der Welt jemals ein Geständnis entreißen könnte. Um sie von dem Unterschiede zwischen uns zu überzeugen, von dem ich ihr gesprochen hatte, versuchte ich ihre Hand zu ergreifen. Sie zog sie weg und wir setzten unsere Unterhaltung bis zum Hause fort.

Ich sah wohl, dass der kleine Schelm Gefallen an meinem Unterricht fand, und es kam mir nicht schwierig vor, sie am Schreien zu hindern, wenn ich sie noch einmal beim Blumenpflücken finden sollte. Ich brannte vor Begierde, die letzte Hand an meinen Unterricht zu legen und die Praxis damit zu verbinden.

Kaum waren wir in das Haus getreten, als wir Pater Polycarpe ankommen sahen. Ich erriet den Grund seines Besuches und zweifelte schon gar nicht mehr daran, als Se. Reverenz behäbig erklärte, er wolle zusammen mit der Familie essen. Man hielt Ambroise für weit entfernt. Man muss zwar eingestehen, dass er sich kaum genierte, aber man fühlt sich doch stets behaglicher von der Gegenwart eines Ehemannes befreit zu sein, so bequem er auch sein mag.

Ich zweifelte nicht daran, dass ich diesen Nach mittag das gleiche Schauspiel haben würde wie am Tage vorher, und fasste sofort den Entschluss dies Suzon mitzuteilen. Ich dachte mit Recht, dass ein derartiger Anblick ein vortreffliches Mittel sei, meine Absichten der Verwirklichung näherzubringen. Ich sprach nicht mit ihr darüber und verschob dieses Kampfmittel auf den Nach mittag, fest entschlossen, es nur im Notfalle anzuwenden.

Der Mönch und Toinette genierten sich sehr wenig in unserer Gegenwart; sie hielten uns für wenig gefährliche Zeugen. Ich sah die linke Hand des Paters geheimnisvoll unter dem Tische verschwinden und an den Röcken Toinettes herumarbeiten, die ihm zulächelte und, wie mir schien, ihre Beine spreizte, um dem wollüstigen Finger des Mönches den Weg freizumachen.

Toinette ihrerseits hatte eine Hand auf dem Tische, eine darunter und machte offenbar dem frommen Pater das, was er ihr machte; ich war auf dem Laufenden. Die kleinsten Begebenheiten bemerkt ein aufgeklärter Geist. Der ehrenwerte Pater zechte in starken Zügen; Toinette sprach ihm ebenso zu. Seine Wünsche gelangten bald so weit, dass er sich durch unsere Gegenwart geniert fühlte, was er uns zu verstehen gab, indem er meiner Schwester und mir riet einen Spaziergang durch den Garten zu machen. Ich verstand, was das heißen sollte. Wir standen so fort auf und gaben ihnen durch unser Verschwinden die Möglichkeit etwas anderes zu tun, als die Hände unter den Tisch zu stecken. Neidisch auf das Glück, das sie in folge unseres Weggangs auskosten konnten, versuchte ich nochmals bei Suzon zum Ziele zu kommen, ohne die Hilfe des Bildes, das ich ihren Blicken darbieten wollte. Ich führte sie zu einer Baumallee, deren dichtes Blätter werk eine solche Dunkelheit verbreitete, dass sie meinem Vor haben durchaus günstig schien. Sie durchschaute meinen Plan und wollte mir nicht folgen. „Schau, Saturnin“, sagte sie unschuldig, „ich merke, dass du mich wieder da von unterhalten willst. Meinetwegen, sprechen wir da rüber.“

„Es macht dir also Spaß“, erwiderte ich ihr, „wenn ich davon plaudere?“ Sie gestand mir das ein. Ich sagte zu ihr: „Urteile nach dem Vergnügen, das dir meine Worte gewähren, über das, was du haben würdest, wenn …“ Ich sagte nichts weiter, sondern sah sie nur an und presste ihre Hand gegen mein Herz.

„Aber Saturnin“, meinte sie, „wenn … wenn das nun wehtut?“

„Welchen Schmerz kann es bereiten?“, erwiderte ich, entzückt zu sehen, dass nur noch ein schwacher Widerstand zu überwinden war.

„Gar keinen?“, antwortete sie rot werdend und die Augen senkend. „Und wenn ich dick würde?“

Dieser Einwurf überraschte mich ganz sonderbar. Ich hatte Suzon nicht für so wissend gehalten und muss gestehen, dass ich ihr keine befriedigende Antwort zu geben wusste.

„Wieso denn dick?“, sagte ich ihr. „Werden die Frauen auf diese Weise schwanger?“

„Zweifellos“, antwortete sie mit einem Tone der Sicherheit, die mich erschreckte.

„Und woher weißt du das?“, fragte ich sie, denn ich fühlte wohl, dass sie jetzt an der Reihe war mir Unterricht zu geben. Sie entgegnete mir, dass sie es mir wohl sagen wolle, dass ich aber nie in meinem Leben davon sprechen dürfte.

„Ich halte dich für verschwiegen, Saturnin“, fügte sie hinzu, „und wenn du jemals den Mund öffnen solltest, um über das zu reden, was ich dir jetzt anvertraue, würde ich dich bis in den Tode hassen.“

Ich schwor ihr, dass ich nie darüber reden würde.

„Setzen wir uns hierher“, fuhr sie fort, indem sie auf einen Rasenfleck zeigte, auf dem man am besten plaudern konnte ohne gehört zu werden. Ich hätte lieber die Allee gehabt, wo wir den Ohren und den Augen anderer verborgen gewesen wären; ich schlug diese von Neuem vor, aber Suzon wollte nicht.

Wir ließen uns auf dem Rasen nieder; zu meinem großen Leid. Um das Unglück vollständig zu machen, sah ich von ferne Ambroise herankommen.

Da ich für diesmal keine Hoffnung mehr hatte, fügte ich mich. Die Neugierde zu erfahren, was mir Suzon mitzuteilen hatte, zerstreute meinen Kummer.

Bevor sie zu sprechen anfing, verlangte Suzon neue Gelübde des Schweigens von mir; ich schwor. Sie zögerte doch noch und wagte immer noch nicht zu sprechen. Ich drängte sie so stark, dass sie endlich nachgab.

„Also, was geschehen ist“, sagte sie mir, „ich will dir glauben, Saturnin. Höre! Du wirst erstaunt sein über das, was ich alles weiß, das sage ich dir im Voraus. Du glaubtest mich so viel lehren zu können; ich weiß davon mehr als du. Du wirst es gleich sehen. Aber glaube deshalb nicht, dass ich aus diesem Grunde weniger Vergnügen an dem gehabt hätte, was du mir erzählt hast. Man spricht immer gerne von dem, was gefällt.“

„Wie das? Du sprichst wie ein Orakel. Man merkt wohl, dass du im Kloster warst! Wie das ein junges Mädchen bildet!“

„Ja, wirklich“, antwortete sie mir, „wenn ich nicht da gewesen wäre, wüsste ich manches nicht, was ich weiß.“

„So sage es mir doch“, entgegnete ich lebhaft, „ich sterbe vor Ungeduld, es zu hören.“

„Es ist noch nicht lange her“, fuhr Suzon fort, „dass ich während einer sehr dunklen Nacht fest schlief. Ich wurde wach, da ich fühlte, dass sich ein ganz nackterKörper in mein Bett zwängte. Ich wollte schreien, aber man legte mir die Hand auf den Mund und sagte mir: ‘Sei still, ich will dir nichts Übles tun; kennst du denn die Schwester Monika nicht?’ Diese Schwester sollte in Kurzem den Novizenschleier nehmen. Es war meine beste Freundin. ‘Oh Gott’, sagte ich ihr, ‘meine Liebe, warum kommst du zu mir ins Bett?’ ‘Weil ich dich liebe’, antworte