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Diese Gedichte sind anders. Eher aufs Höchste verdichtete Prosa. Ein Buch für alle, die in der heutigen Lyrik dennoch eine poetische, gehobene Sprache schätzen, die bewußt rückbindet an die Literarische Moderne. Aber gleichzeitig werden die zeitlosen, ja überzeitlichen Fragen unserer Existenz kritisch beleuchtet. Jene, die in der Natur als auch in der eigenen Psyche nach Antworten suchen, finden hier reiches Material. Unsagbares wird erfahrbar! Reimlose Verse, mit gestuften Bedeutungsebenen, holen die LeserInnen da ab, wo sie in ihrer persönlichen Entwicklung gerade stehen. Lakonische Protokolle des bestürzend realen Grauens unserer Tage kontrastieren mit sensiblen Liebesgedichten, poetischen Miniaturen und Sprachexperimenten. "Das Leben selbst" diktiert hier die Themen und läßt Raum, auch den eigenen Standpunkt deutlicher wahrzunehmen. Die Texte lassen zu Schichtungen von Wirklichkeit vordringen, wo unsere Verortung als Mensch, in Gesellschaft, Natur und Kosmos, aber auch innerhalb unserer eigenen Psyche, neu erlebt werden kann. Der Autor erweist sich als profunder Kenner dieser Beziehungen. Ganzheitliches Denken schlägt hier die Brücke zwischen Mensch und Natur, zwischen Materie und Geist.
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Seitenzahl: 38
Veröffentlichungsjahr: 2019
Zum Autor:
Heinz Breidenbach ist promovierter Arzt und ausgebildeter Psychotherapeut.
Er lebt und arbeitet in München und Ingolstadt.
Zusammen mit seiner Frau führte er viele Jahre eine bekannte Spezialpraxis für Biologische Ganzheitsmedizin und Psychosomatik in München.
Wie andere Künstlerärzte auch lebte er stets ein Doppelleben als Arzt und Schriftsteller. Seit mehr als zehn Jahren arbeitet er jetzt überwiegend künstlerisch.
Ab der frühen Jugend entstanden bereits erste haikuähnliche Gedichte, Essays und Kurzgeschichten.
Das Geheimnis des Lebendigen, menschliches und tierisches Verhalten sowie die kulturelle Evolution faszinierten Breidenbach so sehr, daß er auch einige Semester Biologie studierte. Daraus entstanden später auch Beiträge für Zeitschriften, Bücher und wissenschaftliche Studien.
Sein Hauptinteresse beim Schreiben von Lyrik ist es, mit dem verdichteten, poetischen Stil, Beobachtetes möglichst präzise zu reflektieren und zeitlose Fragen neu zu beleuchten. Dabei entsteht reimlose, freie Lyrik. Diese bewegt sich bewußt im Spannungsfeld von Wissenschaft und Intuition, um den Graben dazwischen überbrücken zu helfen:
„Die Entfremdung des modernen Menschen von der Natur und damit auch von sich selbst ist längst als großes Problem identifiziert.“ (s. Anmerkung 3)
HEINZ BREIDENBACH
DAS LEBEN SELBST
NEUERE LYRIK UND EIN LANGGEDICHT
© 2019 Heinz Breidenbach
Lektorat, Layout: M. Mauss, M. A.
Verlag & Druck: tredition GmbH,
Halenreie 40 - 44, 22359 Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7482-3211-7
Hardcover
978-3-7482-3212-4
e-Book
978-3-7482-3213-1
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
DAS LEBEN SELBST
für Hanna Mara
Abgewandt
Abgewandt ging ich
Ich ging lange und suchte
Ich sah aber schaute nicht
Nichts trat mehr in meinen Fokus
Keine stoffliche Kontur
Rührte mich an
Bar aller Hoffnung war ich
Und blieb abgewandt
Dem Treiben um mich her
Unwillig geworden zum Sein
Wandt ich mich
Mehr und immer mehr
Dem Nichtsein zu
Als dem neuen Sein
Da sah ich
Ohne zu schauen
Einen Schatten
Sich von der Seite
Und ebenso abgewandt
Nähern und mir nah kommen
Und ohne Frage
Ohne Zweifel oder Zögern
Wandt ich meinen müden Blick
Sah ich nach Dir
Sah Dich unumwunden
Und dann
Verwundert an
Erkannte Dich sofort
Durch die Jahrhunderte
Die ich
Abgewandt
Durchschritten hatte
Und schaute auf Dich
Sah das Leuchten und Strahlen
Aus Deinem Innersten
Da wo nichts und niemand
Sein kann
Außer Dir
Und
Brannte bereits
Im Auflodern der Glut
Angehaucht von wem
In diesem einen Augenblick
Da wir nicht abgewandt
Nein
Ganz zugeneigt waren
Und uns entschieden
Zusammen weiterzuwandern
Durch die Zeit
für H. M.
Absichtslos
Absichtslos
Suche ich mich
Absichtslos
Finde ich Dich
Absichtslos
Suche ich Dich
Absichtslos
Finde ich mich
Ich warte absichtslos
Auf was warte ich
Absichtslos
Erkenne ich es
Ist die Absicht
Schon da
Bevor ich erkenne
Was sie
Absichtslos beabsichtigt
Oder
Beabsichtige ich immer
Obwohl ich
Nichts beabsichtige
Gebe
Ich vor
Absichtslos zu sein
Obwohl
Ich immer
Beabsichtige
Da ich
Nicht sein kann
Ohne
Zu beabsichtigen
Absichtlich
Ohne Absicht sein
Geht
Das zusammen
Ich beabsichtige nicht
Diese Frage
Zu beantworten
Am Ufer
Darum
Möchte ich wohnen
Am Ufer eines Meeres
Um eines hellen Morgens
Nach dem Sturm am Strand
Das Unvorstellbare und Unglaubliche
Das wunderbar Glänzende
Schillernde
Geheimnisvoll Leuchtende
Das Niegesehene
Aufgetaucht und angeschwemmt
Aus unbekannten Tiefen ferner Kontinente
Vor aller Zerstörung
Sehen
Bewundern
Und womöglich
In Besitz nehmen zu können
An Samstagen
An Samstagen
Kommen sie aus den Vorstädten
Mit zu schweren Wagen
Im Parkstau allein
Mit der Langeweile ihrer Kinder
Andere
Breitbeinig schon auf den Straßen
Verstecken gut gefüllte Bäuche
Und präsentieren junge Frauen wie Trophäen
Gefährlich stöckelnd in zu engem Kleid
Auch Eidechsenhälsige
Mit blinkendem Schmuck
Ganz ohne Hoffnung verblüht
Saugen Düfte aus papiernen Streifen
Und tasten sanft
In fließend bunten Stoffen
Nach Weichheit
Und nach Zärtlichkeit
An was kannst Du Dich halten
An was
Kannst Du Dich halten
In dieser Welt
Der zerstörten
Und fortwährend zerrinnenden Bedeutungen
Was kann Dich leiten
In diesem sich ausdehnenden Chaos
Von Unbestimmtheit und Beliebigkeit
Vielleicht ist es das:
Die Symbole zerbrechen
Nicht aber die Zeichen
Denn sie waren vorher
Und werden nachher noch sein
Auch die Dichter?
Daß alle Menschen sterben müssen
Weiß ich
Aber warum
Müssen auch die Dichter sterben?
Aufgepaßt!
Aufgepaßt!
Wer wirklich sieht
Kommt ins Blindenheim
Wer wirklich hört
Wird taub und stumm
Wer wirklich fühlt
Stirbt den Heldentod
Aus Fleisch und aus Blut
Man möchte es den Getöteten
Die sie uns jetzt*
Überall in den Medien zeigen
Zuweilen verübeln
Daß sie sich
So grotesk verrenken
Grimassieren
Ohne Anmut
Ganz und gar unordentlich daliegen
Und mit schiefem Gesicht
Aber können sie etwas dafür
Daß sie aus Fleisch sind