Das letzte Kind trägt Fell - Sylvia Brécko - E-Book

Das letzte Kind trägt Fell E-Book

Sylvia Brécko

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Beschreibung

Da ist man bisher in seinem Leben von Helikopter-Müttern verschont geblieben und muss sich plötzlich mit lauerndem Unterton fragen lassen: "Ist Ihr Hund jagdlich geführt?". Oh ja, die Koexistenz von Mensch und Tier hat ihre ganz besondere Dynamik: Wer ist es, den wir füttern und verhätscheln, streicheln und bespielen? Mit wem reden wir, verbringen wir den Tag und teilen wir das Sofa? Es ist kein Baby, Kind, Partner oder Elternteil – sondern unser 'Räuber', 'Mucki', 'Purzelchen'. Stimmt es nicht? Von wem haben wir denn die meisten Fotos auf dem Handy? Aha! Sylvia Brécko geht diesem und anderen Phänomenen der Mensch-Hund-Hundemensch-Beziehung mit treffender Beobachtungsgabe, verblüffender Komik und einer guten Portion Selbstironie auf den Grund, denn auch ihr Leben wurde von einem Weimaraner Mädchen gründlich auf den Kopf gestellt. Das Buch zur gleichnamigen, 2020 uraufgeführten und von Presse und Publikum gefeierten Bühnenshow aus Kabarett und Musik. "Jetzt will ich auch ´nen Huuund!" Ingolf Lück, Katzenfan "Tolles Buch, unterhaltsam und informativ – absolut lesenswert!" Liz Baffoe, Schauspielerin "Liebevoll beobachtet, erfrischend auf den Punkt gebracht: Ein köstliches Lesevergnügen!" Susanne Holst, ARD Fernsehmoderatorin

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Sylvia Brécko

Das Letzte Kind Trägt Fell

Das Buch zur Bühnenshow

© 2021 KYNOS VERLAG Dr. Dieter Fleig GmbH

Konrad-Zuse-Straße 3 • D-54552 Nerdlen/Daun

Telefon: +49 (0) 6592 957389-0

www.kynos-verlag.de

Titelbild: Mary Addari (Foto), Yvonne Voermans-Eiserfey (Grafik/Design)

Alle Grafiken: Leo Flemisch

Gedruckt in Lettland

eBook (epub) Ausgabe der Printversion 2021

ISBN der gedruckten Ausgabe: ISBN 978-3-95464-260-1

eBook (epub)-ISBN 978-3-95464-263-2

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www.kynos-stiftung.de

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Meinem Liebling

Inhalt

Einleitung: Die Welpen kommen!

Lola

„Ist Ihr Hund klug?“

Lola (fr) isst

Lola kommuniziert

Was das alles kostet!

Versteuert?

Figuriges

Lola tröstet

Lola kackt!

Down Under

Lola ist läufig

Zehn kleine Streifenhörnchen

Dogsharing

Das Ende der Freiheit?

Audrey

Hectique & Co.

Die Wohngemeinschaft

Ist Ihr Hund jagdlich geführt?

Wie der Herr …

Raus in die Natur

Dreckig oder Footprint?

Furry

Audrey frisst nicht

Die Sache mit dem Blut

Aus dem Tierschutz

Sie glänzt nicht

Hund zu Besuch

On Tour

Dogdance-Girl

Die Hundetasche

Gewohnheitstiere

Beruf: Zudeckerin

Was tut man nicht alles …

Yoga-Girl

Otto – eine unerwiderte Liebe

Audrey ist läufig

Verkehrsberuhigte Zone

Supergirl

Sie liebt mich, sie liebt mich nicht …

Vermenschlichung oder Respekt?

Kind – Mama – Hund

Unglück im Glück

Ende

Die Idee zu diesem Buch

Danke

Literaturverzeichnis

Einleitung: Die Welpen kommen!

24. Oktober 2019, 1:45 Uhr

„Nummer 6 ist da: Es ist ein Mädchen.“

„Sowas Ähnliches haben die Zeitungen auch geschrieben, als Angela Merkel Kanzlerin wurde“, denke ich kurz.

Gleichzeitig spüre ich, wie das Blut durch meinen ganzen Körper flitzt, mein Herz tausend klitzekleine Sprünge macht und gefühlt meine Mundwinkel den Augen einen Besuch abstatten wollen.

Natürlich habe ich in dieser so wichtigen Nacht noch keine einzige Sekunde geschlafen. Und jetzt, wo ich die WhatsApp lese, bin ich sicher: DAS ist bestimmt die kleine Komikerin, die sich beim Tierarzt versteckt hat!

Denn eigentlich waren drei Wochen vorher beim Ultraschall-Shooting nur fünf gezählt worden – also vom Tierarzt – ICH hatte nicht wirklich durchzählen können in diesem flimmernden, schwarz-weiß-grauen Wirrwarr. Aber mit Hilfe des Docs konnte ich das ein oder andere Herzchen bubbern sehen – was für ein Moment! So fühlt sich wohl jede werdende Mutter beim ersten Ultraschall.

Jedenfalls hatte uns der Doktor schon darauf hingewiesen, dass sich immer mal eine(r) nicht blicken lässt beim ersten Fototermin.

Nun waren es also vier Mädels und zwei Jungs, die „Weimaranerin Lola“ in diese Welt, deren Licht die Kleinen erst in etwa 14 Tagen erblicken würden, hatte purzeln lassen.

Ich schreibe kurz zurück: „ Na, dann hast Du ja jetzt einen ganz schönen Frauenhaushalt .“

In dieser Minute trifft die nächste WhatsApp ein: „Ich haue ab… Nr. 7 ist da. Ein blauer Junge.“

Ich antworte mit „Wow“ und denke: „Arme Lola, wenn Du gewusst hättest, was Dich da erwartet, hättest Du Dir den Spaß mit dem Rüden gespart …“

Die beiden hatten sich, wie so viele Paare, im Netz gefunden. Na gut, ein wenig Hilfe und Unterstützung von Menschenhand war dabei nötig, schließlich galt es, einen ebenbürtigen Partner für Lola zu finden, denn der zukünftige Schwiegersohn sollte schon einige standesgemäße Qualitäten mitbringen: Aus gutem Hause musste er sein, von aristokratischer Höflichkeit. Wohlerzogen, nicht zuletzt durch den Besuch einer weiterführenden Hundeschule. Dazu markantes Gesicht, halt ein junger Intellektueller.

Fündig geworden sind wir dann in Limburg. Dort residiert nämlich ein stattlicher, blauer Weimaraner-Rüde edelsten Geblüts mit dem staatstragenden Namen Balou.

Schnell wurde man sich über den Preis einig – ja, bei den Hunden ist es anders als bei den Menschen: Hier müssen die Mädels für Sex bezahlen.

Für Balou sprach auf jeden Fall, dass er schon vorher zwei Hundedamen glücklich gemacht hatte und so bereits 13 Mal Papa geworden war.

In der, wie wir glaubten, heißesten Zeit ihrer heißen Phase kutschierten wir Madame also nach Limburg und waren sehr gespannt, ob der Verkupplungsversuch wohl gelingen würde.

Balou war – wie wir es bei einem so schönen Weib natürlich nicht anders erwartet hatten – von der ersten Sekunde an Feuer und Flamme. Und auch Lola schien mit unserer Wahl zufrieden. Die Lady hatte offensichtlichen Spaß daran, ihren neun Monate jüngeren Lover zu verführen. (Wenn man das in Menschenjahre umrechnet, kann man Lola guten Gewissens als „Cougar“ 1 bezeichnen.)

Es kam, wie es kommen musste: zum Äußersten.

Aber, wie wir einen Monat später beim Tierarzt erfuhren: Es war nichts draus geworden.

Lola hatte allerdings inzwischen das spezielle Futter für werdende Mütter sehr genossen.

Acht Monate später durfte sie ihren Lover wiedersehen – kostenlos, dank Flatrate.

Und in diesem zweiten Anlauf hatte es geklappt: Lola bekommt Lolos und Lolitas!

Wie gerne wäre ich bei der Geburt dabei gewesen. Aber leider hat sich Lola dafür gerade eine Nacht ausgesucht, in der ich auf Tour bin und nun schlaflos im Hotelbett liege.

Nach vier Minuten kontrolliere ich, ob ich mein Handy nicht versehentlich auf stumm gestellt habe. Nein, alles funktioniert. Na, das war es dann wohl wirklich, noch mehr können ja unmöglich in Lolas Bauch „Verstecken“ gespielt haben.

Was für ein Geschenk, von solch einem wunderbaren Wesen einen ganzen Stall voller süßer, kleiner Hundebabys erleben zu dürfen! Ich kann es gar nicht erwarten, morgen sollte ich sie alle sehen.

Noch lange liege ich wach, 4:16 Uhr ist die letzte Uhrzeit, an die ich mich erinnere. Irgendwann muss ich dann doch weggenickt sein. Bis mich der Piepton der eingehenden WhatsApp aufschrecken lässt, inzwischen ist es acht Uhr morgens. Ich traue meinen Augen nicht, als ich lese:

„Es sind 10 geworden.“

1Eine Frau, die eine Vorliebe für jüngere Männer hat.

Lola

Zwei Jahre zuvor …

„Ist Ihr Hund klug?“

Die Frage stellt mir das Frauchen eines gescheckten Cocker Spaniels mitten auf der Hundewiese.

Einen Moment lang bin ich versucht, mit einem Gag zu antworten: „Na klar! Der ist hochbegabt, hat 'nen Doktortitel und liest morgens die Zeitung!“ Aber die Gefahr ist einfach zu groß, dass die Dame kontert: „Ich weiß, hat mir meiner erzählt!“

Ich lasse mir also mit meiner Antwort Zeit und blicke liebevoll auf Lola. Sie untersucht gerade, was die Häschen hier für Riesenlöcher hinterlassen haben.

Besonnen und, wie ich finde, voller Bescheidenheit antworte ich schließlich: „Ja, ich denke schon. Nur im Straßenverkehr ist sie meist nicht die hellste Kerze auf der Torte.“

ABER WIE AUCH? Ist dem Verkehrsministerium denn nicht bekannt, dass Hunde die Farben rot und grün nur als gräulich erkennen? Wie sollen sie da bitteschön die Ampeln lesen?!

Oder Rot-Grün wählen?!

Im Ernst: Wenn ich mit Lola Straßen überquere, bin ich immer wieder aufs Neue verzweifelt. Es will mir einfach nicht in den Kopf, dass dieses sonst so clevere Wesen die Gefahr eines herannahenden oder vorbeifahrenden Autos nicht erkennt! Okay, sie ist erst 15 Monate alt, vielleicht geht da ja noch was …

Die Frage, ob und, wenn ja, wie klug Hunde sind, beschäftigt die Wissenschaft schon eine ganze Weile: Man fand zum Beispiel heraus, dass Hunde bis zu 250 Wörter verstehen und deuten können. Rechnen können sie auch, zumindest bis drei. Ob das der Grund ist, warum Lola, sobald die dritte Pfote nach dem Spaziergang sauber gewischt ist, bereits ins Haus durchstartet?

Hunde sollen in etwa so schlau sein wie ein zweieinhalbjähriges Kind … Jetzt frag ich Euch: Kennt Ihr ein zweieinhalbjähriges Kind, das ein Haus bewacht? Oder Geldscheine erschnüffelt, Brände ermittelt und Krebs entdeckt? Oder gar Römergräber findet? 2 Neuerdings gibt es sogar Hunde, die als „Corona-Detektive“ 3 arbeiten!

Wer legt eigentlich fest, ob ein Wesen intelligent ist? Genau, wir Menschen maßen uns das an. Da werden IQ- und andere Tests gemacht, um Intelligenz zu messen. Ganz schön vermessen …

Allein, was Hunde durch ihr Schnüffeln für Erkenntnisse gewinnen können. Was sie mit Hilfe ihrer ausgezeichneten Nasen sehen, finden und verstehen. Ob sich wohl Hunde untereinander auch darüber auslassen, was der Mensch so alles nicht checkt, einfach, weil er es nicht riecht?

Ob Hunde ihren Artgenossen Chaser aus South Carolina auch zum „schlauesten Hund der Welt“ gekürt hätten? Wohl eher nicht. Für uns Menschen jedenfalls war die Border Collie Hündin – yeah, immerhin ein Weibchen! – die Klügste.

Denn Chaser war in der Lage, Sätze mit präpositionalem Objekt, Verb und direktem Objekt zu verstehen – also mehr als zwei Drittel der Jugendlichen heutzutage. Die sprechen nicht selten eine ganz andere Sprache: „Wallah, Brudi, was geht? Deine Chaya is voll lit! Braah!“ 4

Ich meine: Sätze mit präpositionalem Objekt, Verb und direktem Objekt versteht Lola auch. Sowas wie „Lass die Nase vom Tisch.“ Sie befolgt sie nur meist nicht …

Chaser jedenfalls wurde von ihrem Herrchen, Professor Pilley, drei Jahre lang vier bis fünf Stunden täglich trainiert und konnte hinterher sage und schreibe 1022 verschiedene Begriffe unterscheiden!

Das Trainingsprinzip war einfach: Pilley zeigte Chaser ein Objekt, sagte den Namen des Objekts bis zu vierzig Mal, versteckte es dann und der Hund musste es finden. Zur Belohnung gab es Leckerchen.

Vierzig Mal! Das ist doch kein Lernen, das ist Gehirnwäsche!

So was macht man doch nicht mit einem Hund!

Aber bevor ich mich hier zu weit aus dem Fenster lehne – weiß jemand eventuell, wie oft Lehrer ihren Stoff wiederholen, bevor ein Schüler ihn versteht?

2… wie Archäo-Dog Flintstone aus Oberbayern.

3Hunde, die die Covid 19-Erkrankung erschnüffeln. Finnland ist Vorreiter im Einsatz dieser Hunde.

4… was übersetzt so viel heißt wie: „Ey Alder, was geht? Ey, voll geile Bitch, Deine Alde! Ey Respekt, Alder!“

Lola (fr) isst

„Der Alltag mit Hund besteht zu 99 Prozent darin, sich gegenseitig hinterherzulaufen und zu fragen, was der andere da wohl gerade so frisst.“

Diesen Spruch habe ich irgendwo mal gelesen und finde, da ist sehr viel Wahres dran. Lola und ich haben uns tatsächlich ständig im Blick, wenn es irgendwie nach Nahrungsaufnahme aussieht.

Abgesehen davon, dass sie zuweilen die Scheiße von anderen Tieren frisst, ISST Lola eigentlich eher – irgendwie kultiviert.

Sie leckt sogar ihren Napf total blank!

Seitdem lecke ich meinen Teller auch blank.

An Lolas Essgeschwindigkeit müssen wir allerdings noch arbeiten. Sie vergisst nämlich manchmal zu kauen. Dabei haben Hunde zehn Zähne mehr als wir Menschen, die müssen doch in Aktion gehalten werden!

Damit sie also langsamer isst, habe ich ihr von meiner letzten Australientour eine sogenannte „slow feed dog bowl“ 5 mitgebracht: Einen Silikon-Napf mit kreisförmigen Rillen, in die man das Trockenfutter steckt. Das ist quasi wie Sushi mit Stäbchen, man wird zum langsamen Essen verdonnert.

Und was macht Lola? Schmeißt das Teil um und putzt alles vom Boden auf.

Da soll nochmal einer sagen, der Hund sei nicht klug!

Hunde sind einfach die cleveren unter den ehemaligen Wölfen. Nämlich die, die sich dachten: „Ich pass mich einfach dem Menschen an und lass mich bedienen, das ist bequemer, als mir das Futter selbst besorgen zu müssen!“

Und so haben wir jetzt den Sofawolf im Wohnzimmer sitzen.

Der sich bekochen lässt!

Ja, Lola bekommt ihr Essen frisch zubereitet. Gestern stand zum Beispiel „Filet Mignon an Mangold“ auf dem Menüplan.

Ne, war nur Spaß.

Aber Lola bekommt wirklich teilweise gekocht, zwischendurch allerdings auch Trockenfutter.

Premium natürlich.

Komisch, für MICH gehe ich auch schon mal zum Discounter einkaufen. Lolas Futter würde ich da niemals kaufen!

Irgendwas läuft hier falsch … verwöhne ich meinen Hund zu sehr?

Ich kann ihm einfach nichts abschlagen.

Auch am Tisch …

Mal ehrlich, lasst Ihr da auch schon mal von Eurer Beute ab?

Oh, dieser Blick, der Bände spricht …

„Ich weiß, dass ich nicht betteln darf, aber ist DAS schon Betteln? Ich guck Dich doch nur an. Weil ich schon wieder soooo ein großes Loch im Bauch habe. Und weil ich Dich so lieb hab! Siehst Du das denn nicht? Guck mich doch mal an! Schau mir in die Augen!“

Boah Leute, manchmal denk' ich, da sitzt kein Hund vor mir, sondern Kaa, die Schlange aus dem Dschungelbuch!

Jedenfalls liebt Lola ihren Fressnapf, den Wassernapf weniger … Trinken gehört wirklich nicht zu ihren Kernkompetenzen. Da musste ich mir richtig was einfallen lassen: Ich habe ein kleines Porzellanschälchen, das ich mit Leitungswasser befülle und ihr dann mit den Worten: „Evian für Luxushunde“ offeriere, begleitet von Küssen aufs Haupt, während sie trinkt … Das erscheint ihr offenbar eine standesgemäße Art diese neutral schmeckende Flüssigkeit zu sich zu nehmen.

JA, GEHT'S NOCH???

Habt Ihr Euch auch schon mal gefragt, wie Hunde – also alle außer Lola – das überhaupt schaffen, ihre Näpfe so schnell leer zu trinken?

Ich habe es nachgelesen: Das Trinken bei Hunden ist ein physikalisches Phänomen, sozusagen höhere Physik. Das Zauberwort lautet Hydrodynamik: Zwischen Napf und Zunge entsteht eine Wassersäule, die der Hund aufschnappt.

Natürlich wollte ich wissen, ob ich das auch kann. Die Folge: Wir mussten eine Trocknungsfirma beauftragen, weil das ganze Haus unter Wasser stand.

Und dann wären da noch die Leckerlis! Ich hab immer welche in meinen Mantel-, Jacken- und/oder Hosentaschen. Die landen auch öfters mal in der Waschmaschine. Und dann kommt dieser Moment, in dem Du in die Tasche Deiner frisch gewaschenen Jeans fassen willst – und nicht reinkommst. Das Futter ist nämlich inzwischen wieder hart geworden. Der Vorteil: Die Hosentaschen können von nun an nicht mehr ausbeulen.

Generell bin ich allerdings recht sparsam mit Leckerlis. Weil ich einfach nicht von meinem Hund zum „Futterautomaten“ degradiert werden möchte.

Übrigens: Habt Ihr schon mal auf einer vollbesetzten Hundewiese „Leckerchen!“ gerufen?

Leute, ich sag Euch: Da habt Ihr sofort ganz viele neue Freunde! Allerdings nur Hunde.

Auf einer Hundewiese „Leckerchen“ zu rufen ist, als würde einer im Fußballstadion durchs Megafon schmettern: „Ich geb in der Pause `ne Runde!“

Wobei das in Corona-Zeiten wohl nicht sonderlich teuer würde …

5… hierzulande auch schnöde „Anti-Schling-Napf“ genannt …

Lola kommuniziert

Wieso sprechen eigentlich sowohl Frauchen – mich eingeschlossen – als auch verdammt viele Herrchen mit ihren Hunden anstatt in ihrer normalen Stimmlage oft mindestens eine Oktave höher?

Vielleicht, weil wir die Erfahrung gemacht haben, dass Hunde das mögen. Sie scheinen hohe Stimmen als angenehm und motivierend zu empfinden. Wenn allerdings eine Situation gefährlich wird und Lola dringend gehorchen muss, wird die Einlull-Frequenz nutzlos, da gehe ich meist eine Oktave tiefer als üblich.

Ich habe mal gelesen, dass Männer viel weniger mit ihren Hunden reden als Frauen. Mein Liebling, also mein Mensch-Liebling, scheint sehr erleichtert zu sein über meine Redseligkeit dem Vierbeiner gegenüber: „Was bin ich froh, dass Du Lola hast! Die kannst du die ganze Zeit vollquatschen und ich hab meine Ruhe!“ Darauf ich: „Sei froh, dass Lola nicht unsere Sprache spricht. Was meinst Du, was die Dich erst zutexten würde!“

Der Herr Rütter ist allerdings der Meinung, wir Frauen reden ZU viel mit unseren Hunden, nämlich im Schnitt 400 Wörter am Tag. Mit dem Ergebnis, dass sie vor lauter Vollgelabere irgendwann nicht mehr zuhören und damit nicht mehr auf uns hören.

400 Wörter! Die hab' ich schon bis zum Frühstück zu Lola gesagt!

Dabei habe ich stets das Gefühl, dass Lola wirklich auch jedes Wort versteht!

Das ist vermutlich einer der meistgebrauchten Sätze eines jeden Hundebesitzers. Also gleich nach „Der tut nichts.“, „Der will nur spielen.“ und „Das hat er noch nie getan.“ Aber danach kommt sofort „Der versteht jeeeeeeeeedes Wort.“

Es ist aber auch ein schönes Gefühl zu wissen: „Mein Hund versteht mich.“

Wo ich mich doch selbst oft nicht verstehe …

Aber verstehe ich meinen Hund auch richtig?

Zum Beispiel denke ich oft: „Lola lächelt mich an.“ Jetzt habe ich aber gelesen, dass Hunde uns, wenn sie „lächeln“, in Wirklichkeit imitieren. Wir lächeln daraufhin noch mehr, schaukeln uns quasi gegenseitig hoch frei nach dem Motto: „Da laaaaachste Dich kapott!“ 6

Dabei ist dem Hund vielleicht gar nicht zum Lachen zumute. Weil er beispielsweise gerade etwas ausgefressen hat. In so einem Fall guckt Lola mir nicht in die Augen, sondern an mir vorbei, sie schielt höchstens mal kurz zu mir hin.

Und was denke ich?

„Wie süß, die schämt sich!“

Nein, die Hundeprofis sagen, die Hunde machen das, um von sich abzulenken. Lola guckt also weg, weil sie glaubt: „Dann sieht Frauchen mich nicht.“

Eine Methode, die ich übrigens auch aus dem Theater kenne. Denn wenn ich mitten in der Show durchs Publikum gehe – was ich sehr gerne tue – gibt es immer wieder Leute, die offenbar denken: „Wenn ich die jetzt nicht angucke, sieht die mich auch nicht, dann nimmt die mich auch nicht dran.“ Ich muss sagen, mit diesen Menschen rede ich am liebsten.

Zurück zu Lola: Mit anderen Hunden kommuniziert sie sehr sozial, allerdings abhängig von deren Größe. Große Hunde nimmt sie für voll. Sind diese allerdings aggressiv, legt sie gerne mal den „Rhodesian-Ridgeback-Look“ auf: Die ganze Wirbelsäule ein einziger Kamm, alle Haare gegen den Strich.

Kleine Kläffer ignoriert Lola, macht einen Bogen um sie und wenn sie nicht aufhören und sie angehen, stellt sie sich über sie. Eigentlich eine coole Art der Konfliktbewältigung …