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"Ob im Bücherzimmer oder im märchenhaften Garten des Hauses, am eigenen Schwimmteich, im romantischen Wildblumengarten, zwischen den Obstbäumen in der Hängematte oder in einem der Leseräume mit Blick über den herrlichen Wald – hier findet jeder seinen idealen Platz zum Träumen und Abschalten." Willkommen im kleinen Bücherhotel! Der hoffnungslos buchverliebte Hotelbesitzer Arthur erhält einen geheimnisvollen Anruf. Offensichtlich möchte eine Berühmtheit Urlaub in seinem kleinen Hotel in einem der schönsten Wälder Deutschlands machen. Doch der Name des Gastes bleibt geheim. Nur widerwillig stimmt Arthur zu. Hatte er sich doch eigentlich geschworen, keinen dieser arroganten Promis in sein beschauliches Bücherhotel zu lassen und damit die so geliebte Ruhe zu gefährden. Lilly, eine berühmte amerikanische Jungschauspielerin, ist überhaupt nicht begeistert, an einen abgelegenen Ort mitten im Wald geschickt zu werden – und dann auch noch in ein Bücherhotel. Was hat sich ihre Adoptivmutter nur dabei gedacht, sie ausgerechnet am langweiligsten Ort der Welt einzuquartieren? Arthurs Sohn Julius restauriert für die Hotelbibliothek wertvolle alte Bücher und liest abends den Gästen des Hauses im Foyer vor. Als Lilly die charismatische Stimme des Mannes hört, ist sie wie verzaubert. Wer hätte gedacht, dass hier, zwischen Bücherregalen und illustren Gästen, ein Mann lebt, der ihr Herz im Sturm erobert? Doch dann tauchen plötzlich Lillys Adoptiveltern mit einem alten Geheimnis im Hotel auf – und stellen ihr Leben auf den Kopf … Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher, das Leben und die Suche nach den eigenen Wurzeln! "Die Stimme des Mannes klang wie die warme Erde an einem Sommertag sich anfühlte, wie der Geruch einer Teerstraße nach einem Gewitter, wie ein Zitroneneis am heißesten Tag des Jahres, das einen irgendwie auf geheimnisvolle Art in der Kehle kitzelte."
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Seitenzahl: 356
Veröffentlichungsjahr: 2025
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Lotte Römer
Das Leuchten zwischen den Zeilen
Das kleine Bücherhotel
Roman
Eine Liebeserklärung an die Welt der Bücher, das Leben und die Suche nach den eigenen Wurzeln
„Die Stimme des Mannes klang wie die warme Erde an einem Sommertag sich anfühlte, wie der Geruch einer Teerstraße nach einem Gewitter, wie ein Zitroneneis am heißesten Tag des Jahres, das einen irgendwie auf geheimnisvolle Art in der Kehle kitzelte.“
Willkommen im kleinen Bücherhotel
Ein Hotel, in dem sich alles um Bücher dreht, ist der letzte Ort, an dem die junge Schauspielerin Lilly sich wohlfühlen könnte, da ist sie sicher. Sie ist ein eingefleischtes amerikanisches Stadtkind und ein altes Bücherhotel im Nirgendwo Deutschlands ist so gar nicht nach ihrem Geschmack.
Doch genau aus diesem Grund bucht ihre Tante ihr dort ein Zimmer, als negative Publicity ihre Karriere als Schauspielerin bedroht: Niemand würde sie je hier vermuten. Doch wider Erwarten zieht die Magie des kleinen Bücherhotels Lilly in ihren Bann.
Als sie dann auch noch die charismatische Stimme von Buchrestaurator Julius hört, der den Gästen jeden Abend im Foyer vorliest, verfällt sie deren Klang sofort. Nicht nur das Hotel mit seinen kuscheligen Leseecken, den illustren Gästen und dem bücherverrückten Hotelbesitzer Arthur bezaubert Lilly mit jedem Tag im Hotel mehr, sondern insbesondere auch Julius.
Doch dann tauchen plötzlich Lillys Adoptiveltern mit einem alten Geheimnis im Hotel auf – und stellen ihr Leben auf den Kopf …
Das Zitat „Die Welt ist ein Buch“ stammt von Augustus Aurelius
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Alle Akteure des Romans sind fiktiv, Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen wären rein zufällig und sind von der Autorin nicht beabsichtigt.
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1. Auflage 2025
Lektorat: Anita Wiebe
Korrektorat: Angelika Wiedmaier
Satz/Layout: Alin Mattfeldt
Umschlaggestaltung: Alin Mattfeldt
Umschlagmotiv: Potapov Alexander / Shutterstock, KI generierter Inhalt unter Verwendung von Adobe Firefly
E-Book: Mirjam Hecht
Druck: CPI Books GmbH
Made in Germany
ISBN: 978-3-98679-066-0
Homepage: www.maximum-verlag.de
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Instagram: @maximumverlag
Für Evelyn, die das Bücherhotel mit mir gebaut hat.
Ein Raum ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele
Cicero
Arthur Heider war sofort nach dem Telefonat hierher gestürmt, in seine kleine Privatbibliothek. Zwischen seinen Büchern, hatte er gedacht, würde er sich sofort besser fühlen: ruhiger, ja, aufgeräumter, nicht mehr so aufgewühlt. Dieser Ort mit den Bücherreihen, die sich bis hoch ins Dachgebälk aufbauten - alphabetisch geordnet, denn für moderne Unarten wie Farbsortierung hatte Arthur nichts übrig - entspannte Arthur normalerweise immer.
Hier fanden sich alle möglichen Werke, sowohl Erstausgaben als auch die Bücher bekannter wie unbekannter Autoren. Denn nicht die mediale Aufmerksamkeit verriet heutzutage, ob ein Buch etwas taugte. Vielmehr waren oft die Bücher wahre Schätze, von deren Schreibern man nie etwas gehört hatte und vielleicht, auch wenn Arthur es sich oft schon anders gewünscht hatte, niemals hören würde. Eingehüllt vom Duft der Bücher konnte Arthur für gewöhnlich tiefe Atemzüge nehmen. Doch heute nicht. Heute ließ Arthur nichts, aber auch gar nichts zur Ruhe kommen, während er zwischen den Regalen auf und ab ging, mit den Fingerspitzen über Buchrücken streichend.
Arthur nahm einen weiteren tiefen Atemzug.
Dann griff er wahllos nach einem Buch. Manchmal half ein willkürlich gewähltes Zitat. Schon oft hatte er in kurzen Abschnitten, einzelnen Sätzen oder Fragmenten Lösungen, Trost oder einen Ratschlag herausgelesen, zuweilen zwischen den Zeilen. Er atmete langsam aus und schlug es auf.
„Fräulein, kommen Sie nur“, sprach der alte Mann mit einem Lächeln. „Treten Sie näher.“
„Papperlapapp! Von wegen!“, rief Arthur laut aus. Ohne darauf zu achten, wer der Autor des Werks war, klappte er das Buch mit einem dumpfen Knall wieder zu und schob es zurück an seinen Platz. Auch der Titel, normalerweise liebte er es, einen Titel zu analysieren, sich vorzustellen, was sich hinter ihm verbarg, interessierte ihn heute nicht. Genau darum ging es doch! Er war sich unsicher darüber, ob er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
Kaufen hatte er sich lassen! Dabei hätte Arthur von sich behauptet, unbestechlich zu sein. Nun stellte er sich jedoch ganz anders dar. Wie irritierend!
Denn offensichtlich endete seine Unbestechlichkeit da, wo eine Erstausgabe von Shaws Reisen durch die Barbarei auf dem Buchmarkt auftauchte und gleichzeitig noch die Folgeschäden des Wasserrohrbruchs vom vergangenen Winter zu reparieren waren. Dann, ja dann änderte sich die Situation drastisch und man betrog seine eigenen Prinzipien und genau das hatte Arthur getan, um des Buches Willen. Vielleicht auch wegen Julius. Schließlich stand auch seine Zukunft auf dem Spiel, wenn Arthur das Hotel schließen müsste, weil er ein Buch statt eines Daches anschaffte – und damit musste man bei ihm rechnen. Aber hier ging es um eine illustrierte Großpapierkopie aus dem Jahr 1783! Sie enthielt sogar Karten, Faltungen, die das heilige Land abbildeten. Ein solch geschichtsträchtiges Werk! Wahrhaftig! Er musste es haben.
Arthur lief weiter, hin und her, die Hände hinter dem Rücken ineinander verschlungen. Ob Julius ihn wohl verstand? Er war ein guter Junge. Der Gedanke an Julius umfing Arthur wie eine warme Decke. Es war ein Segen, dass sein Adoptivsohn bei ihm im Hotel lebte und arbeitete.
Wie ein Raubtier im Käfig, dachte er bei sich und schon tauchte Rilke vor seinem inneren Auge auf, genauer gesagt die Worte des Meisters hinsichtlich des Panthers im Jardin des Plantes in Paris, der Rilke zu seinem Gedicht inspiriert hatte. Auch wenn, das musste Arthur doch einräumen, er weniger Gefangener war als das arme Tier es einst gewesen. Obwohl, sinnierte er und schaute sich um. Waren seine Bücher nicht zuweilen auch ein Käfig? Absurd, dachte Arthur, das war natürlich absurd und seinem seltsamen Gemütszustand geschuldet, dass er sich solche Gedanken machte.
Arthur blieb stehen und schob seinen Zwicker, den er anstelle einer Brille trug, auf der Nase zurecht. Die letzten Sonnenstrahlen des Tages schlichen sich durch ein Fenster ganz oben im Giebel herein und hüllten den Raum in goldenes Honiglicht.
Zehntausend Euro für einen zweiwöchigen Aufenthalt und sein Schweigen. Das war eine Menge Geld dafür, keine Worte zu verschwenden und nur einen zusätzlichen Gast zu beherbergen.
„Sie passen im Auftrag unseres Managements auf unseren Schützling auf und müssen nichts weiter tun, als ein Zimmer zu vermieten. Ich denke, das ist ein gutes Geschäft“, hatte die Stimme am Telefon gesagt und Arthur war das alles fast zu gut vorgekommen, um wahr zu sein.
„Bringen Sie der jungen Frau ein wenig Interesse für Bücher bei. Sie ist eine amerikanische Schauspielerin“, hatte die Dame noch betont – es war eine Frauenstimme gewesen, die nüchtern und bestimmend mit ihm gesprochen hatte.
„Nun ja. Also – nun ja. Ich prüfe mal eben den Belegungsplan“, hatte Arthur wenig geistesgegenwärtig entgegnet, sich den Zwicker hochgeschoben und auf den Belegungsplan geschaut, obwohl er gewusst hatte, dass er wegen der Absage von Professor Heinemann wegen einer Blinddarm-Operation ein Zimmer frei hatte. Auch englischsprachige Bücher gab es zur Genüge. Sein Hotel war ein Wohlfühlort für Bibliomanen. Es gab auch Bücher in niederländischer, französischer, ja, russischer Sprache. Es gab selbstredend, schon wegen dem herrlichen Sprachklang, italienische Romane und neuerdings gab es fünf usbekische Bücher, auch wenn noch nie ein Gast aus Usbekistan das Hotel besucht hatte. Man wusste nie, ob nicht zufällig mal ein Gast auftauchte, der aus fernen, bergigen Landen im kleinen Bücherhotel nächtigen und selbstverständlich lesen wollte.
„Sehr schön, dann freuen wir uns.“ Die Stimme hatte wohl gewusst, dass sie ihren Willen meistens bekam. So auch heute, denn Arthur hatte der großen Summe einfach nichts entgegenzusetzen gehabt, obwohl er Ärger und Unruhe vermutete, wenn eine Schauspielerin hier Urlaub machte.
„Sie erfahren den Namen ihres Gasts bei der Anreise. Wir wollen kein Aufsehen, die Dame wird ein ganz normaler Gast sein. Am besten sagen Sie niemandem, dass Sie Prominenz erwarten.“
Beim Wort „Prominenz“ fielen Arthur sofort ein paar andere Worte ein: Penetranz. Überheblichkeit. Arroganz. Er schluckte schwer, um seine Assoziationen hinunterzuschlucken. Was, wenn diese Schauspielerin auf Publicity aus war? Aufsehen – diese Art von Aufsehen – tat dem Hotel nicht gut, nein, gar nicht gut.
Menschen wie Professor Heinemann würden sein Hotel nie wieder besuchen! Annkathrin Ballinger, die sich gerade zu einer einmonatigen Schreibklausur im Hotel aufhielt, wegen der Ruhe, der Stimmung, des kreativen Flows, wie sie sagte, und die jedes Jahr wiederkam – nein, auch die würde mit Sicherheit kein weiteres Mal buchen, egal ob er ihr heimlich eine Auswahl Rosamunde-Pilcher-Romane ins Zimmer schmuggelte oder nicht. Er wusste, dass Frau Ballinger eine Schwäche für leichte Liebe hatte, auch wenn sie das niemals zugegeben hätte. Aber das Lesezeichen, das Arthur jedem seiner Bücher beifügte, war niemals an der gleichen Stelle, wenn sie abreiste.
„Kann ich mich auf Sie verlassen? Dann erhalten Sie die Details der Ankunft via E-Mail, wenn der Flug gebucht ist.“
Als ob Arthur jemals über Gäste sprach! Das Gegenteil war der Fall. Sein Hotel hatte nicht einmal eine Internetpräsenz. Hörensagen und Empfehlungen – davon lebte das kleine Bücherhotel.
„Selbstredend.“ Die Person am anderen Ende der Leitung hatte ihn mit ihrem Misstrauen gleich in mehrerer Hinsicht gekränkt. Erstens war Arthur stets diskret. Zweitens hatte diese Person am anderen Ende der Leitung offensichtlich keine Ahnung gehabt, um welche Art Hotel es sich beim kleinen Bücherhotel handelte. Er hatte den Hörer regelrecht auf die Gabel geworfen, nicht nur im sprichwörtlichen Sinn, denn alle Telefone an der Rezeption hatten Schnur und Wählscheibe, wie sich das gehörte – auch wenn Julius sich darüber lustig machte.
Anschließend war Arthur sofort in seine Bibliothek geflohen, unsicher über seine getroffene Entscheidung und die möglichen Konsequenzen, die so ein potenzieller Fehltritt haben konnte. Arthur hob erneut die Hand, ließ sie langsam über die Buchrücken streichen, ging dann hinüber zu dem großen, mit Glastüren verschlossenen Bücherschrank. Hier waren sie aufbewahrt, seine kostbarsten Schätze aus anderen Jahrhunderten. Bald konnte hier auch Shaws Buch Reisen seinen Platz finden. Arthur spürte ein kleines Lächeln auf seinem Gesicht bei dem Gedanken, dieses wunderbare Buch bald sein Eigen nennen zu dürfen.
Arthur straffte seine Haltung, betastete seine streng gescheitelten, perfekt geschnittenen Haare und den Sitz seiner Krawatte. Dann strich er sich über die Ärmel seines Tweetjacketts. Es war Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen.
Kein gutes Buch oder irgendetwas Gutes zeigt seine gute Seite zuerst.
Thomas Carlyle
Bist du gut gelandet?
Lilly hasste ihr Handy zuweilen. Kaum hatte sie das Gerät aus dem Flugmodus befreit, begann es, eine Unzahl Nachrichten aneinanderzureihen. Social Media war da nur eine Kleinigkeit im Vergleich zu Martha, die ihr im Nacken hing wie eine Fußfessel einem Häftling am Fußgelenk.
Gerade, als Lilly antworten wollte, schickte Martha noch ein Fragezeichen hinterher. Geduld war wirklich nicht der zweite Vorname ihrer Mutter, die eigentlich ihre Tante war, sie aber als kleines Mädchen adoptiert hatte. Lilly verdrehte die Augen.
Ich laufe gerade zur Gepäckausgabe, wenn du es genau wissen willst, tippte Lilly in Windeseile in das Gerät. Sie musste ihre Fingernägel neu machen lassen, stellte sie dabei fest und steckte das Handy weg, ohne die anderen Nachrichten eines Blickes zu würdigen. Wenn sie nervös war, fing sie an, sich den Lack von den Nägeln zu kratzen. Lilly warf einen weiteren Blick auf ihre Hände. Der abgeblätterte Lack sprach Bände über das Ausmaß ihrer Nervosität.
Kurz erwog Lilly, noch ein der paar anderen Nachrichten zu lesen, während sie zur Gepäckausgabe ging, entschied sich aber dagegen. Nichts konnte so wichtig sein wie etwas, das Martha schrieb. Und der hatte sie geantwortet. Im Moment kamen ohnehin nur Presseanfragen von Journalisten, die sich wie Geier auf Lillys Vergangenheit stürzten und die nichts anderes wollten, als ihre Sensationsgier zu befriedigen.
Das Handy ließ einen Signalton hören, sobald Lilly es in ihrer kleinen Umhängetasche, die sie extra wegen des Telefons trug, verstaute. Es war wieder Martha.
Taxi vorbestellt? Stand da. Ziemlich zusammenhanglos, aber die Kommunikation zwischen ihr und Martha war aufs Wesentliche beschränkt in diesen Tagen. Das Wesentliche sorgte ohnehin schon für genug Nachrichten.
Yes and yes and yes, tippte Lilly und sandte die Worte gemeinsam mit einem Wutsmiley an Martha.
Lilly hatte natürlich einen Fahrer bestellt, der sie direkt vor dem Ausgang abholen und sie dann zu dem Hotel bringen würde, das Martha für sie gefunden hatte. Im Taxi konnte Lilly nun endlich ihre Baseball-Kappe absetzen, die ihre Augen beschattete und so ihr Aussehen ein wenig verzerrte. Es war viel zu heiß für ein Cap. Selbst hier im klimatisierten Gepäckbereich glaubte sie, die sommerlich warmen Temperaturen zu spüren. Aber die Kappe war essenziell. Zusammen mit den dunkelroten Locken sah sie nicht mehr wie Lillian Rhymes, die Schauspielerin, aus, da war sie sich eigentlich sicher. Eigentlich. Deshalb wollte sie auch so schnell wie möglich weg von all den Menschen, die sich hier bündelten.
Lilly schaute sich um. Alle Flughäfen hatten für sie den gleichen Charme des Dazwischen. Es waren Transferorte ohne Seele, wenn man mal vom Flughafen auf Koh Samui absah. Überhaupt wäre Lilly viel lieber nach Thailand an den Strand geflohen, als in irgendeinen dämlichen Wald. Sie war noch nie in Deutschland gewesen, auch wenn sie dank Martha durchaus der Sprache mächtig war. Martha hatte darauf bestanden, dass Lilly Deutsch lernte. Als deutsche Einwanderin legte Martha Wert auf ihren kulturellen Ursprung. Lilly war ihr dankbar, dass sie dadurch Fremdsprachenkenntnisse erlangt hatte, heute mehr denn je.
Mit einem weiteren Blick aufs Handy sah Lilly, dass Martha ihr einen Smiley mit einer Hand vor dem Mund geschickt hatte.
Ich liebe dich.
Ich dich auch.
Lilly grinste. Martha war am Ende des Tages immer wunderbar, das war sicher der Grund, warum Lilly ihre Mutter auch zu ihrer Managerin gemacht hatte. Martha wusste einfach, was wichtig war. Ursprünglich kam sie aus dem Wirtschaftsbereich, hatte ein Textilunternehmen geleitet, was sich als weiterer großer Vorteil entpuppte. Mit ihrem nüchternen Blick von außen hatte sie schon oft den richtigen Riecher gehabt. Vermutlich war deshalb auch ein kleines Hotel im Nichts ihre Wahl gewesen, weil niemand Lilly dort je vermuten würde. Das war ziemlich schlau, das musste Lilly zugeben.
Ihren letzten Urlaub hatte sie mit Quentin auf Barbados verbracht, kurz vor der Trennung, kurz nach der Hochzeit. Wie man das so machte, als Star, in einem gigantischen, abgeschirmten Luxushotel, das jeden Paparazzo regelrecht dazu anspornte, mit allen Mitteln das beste Bild zu bekommen. Irgendwann war eine Drohne über Lillys Kopf hinweggerauscht, am Strand, wo sie mit Quentin gerade darüber gestritten hatte, dass er Sand unter seinen Füßen nicht besonders mochte und sie ihn gefragt hatte, warum zum Teufel sie dann hierher gereist waren. Auf der Seite in dem Klatschheft hatte als Überschrift gestanden: Glückliche Zeiten am Strand von Barbados. Lillian Rhymes im siebten Himmel. Das reinste Hollywood-Klischee hatte Lilly mit Quentin erlebt. Er hatte nach den Flitterwochen in Mozambique einen Film gedreht, sie war wegen Probeaufnahmen nach New Orleans geflogen.
Als kurze Zeit später die eindeutigen Bilder von ihm mit seiner Co-Darstellerin auftauchten, hatte Lilly kurzen Prozess gemacht. Die Ehe war annulliert worden, sie hatten einander über Anwälte ein paar böse Briefe geschrieben und damit war die Beziehung beendet gewesen.
Wenn Lilly daran dachte, wie banal das alles abgelaufen war, konnte sie es bis zum heutigen Tag nicht fassen. Es waren noch Sandkörner in ihrem Strandrucksack gewesen, als sie ihn gestern für die Reise nach Deutschland als unauffälliges Handgepäck gepackt hatte.
„Nimm keinen Guccibag oder so einen Mist mit“, hatte Martha am Telefon gesagt. „Sei ein normales Mädchen, for Christ’s sake.“
Und Lilly hatte auf sie gehört, sich der schwierigen Lage wohl bewusst, in der sie sich befand. Auch wenn sie nichts für das konnte, was da gerade passierte. Im Gegenteil! Für sie selbst war alles neu. Auch darüber musste sie noch mit Martha sprechen und das dringend, wenn sich die Wogen ein wenig geglättet hatten.
Wobei – bei Quentin, dem letzten größeren Skandal, war Lilly nicht abgehauen. Das war so privat gewesen, dass sie das Problem im Wesentlichen mit Lächeln und Winken hatte lösen können. Dieses Mal war die Angelegenheit noch viel privater, aber zugleich ging es ums Geschäft. Es handelte sich nicht nur um Lillys Karriere, der Erfolg des ganzen Films hing möglicherweise von dieser Sache ab.
Lilly ging weiter, folgte den Schildern in Richtung des richtigen Gepäckbands. Als sie ankam, lief das Kofferband bereits und es würde nicht mehr lange dauern. Sie blickte um sich. Die Menschen scharten sich wie eine Traube um das Band, in sehnsüchtiger Erwartung ihres Gepäcks. Eine junge Frau musterte Lilly. Jedes Mal, wenn Lilly zu ihr hinüber schaute, wurde sie von der Frau angestarrt.
Schon kamen die ersten Gepäckstücke an Lilly vorbei und sie stellte sich auf die Zehenspitzen. Es herrschte Unruhe in der Menge, alle machten Schritte auf das Band zu. Der Moment, wo sich die Menschen um die Gepäckausgabe drängelten, war für Lilly der schlimmste Teil des ganzen Flugs.
Jetzt kam auch noch die junge Frau im Jogginganzug auf Lilly zu, zwängte sich extra durch die Menge der Wartenden. Verdammt! Lilly brauchte ihren Koffer. Kurz erwog sie, ohne ihre Habseligkeiten abzuhauen. Aber im Koffer war das Drehbuch für ihren nächsten Film, den konnte sie nicht zurücklassen. Da war er! Ganz hinten tauchte das flammend rote Gepäckstück auf.
„Entschuldigen Sie?“
Lilly wandte sich der Frau zu. Was hätte sie auch tun sollen? „Ja, bitte?“ Sie setzte ein strahlendes Lächeln auf, ganz bewußt.
„Ich hab mich gefragt, wo sie dieses Basecap herhaben? Mein Mann ist Sammler, wissen Sie? Fired ist seine Lieblingsmarke und in Deutschland bekommt man diese Caps fast nie.“ Die junge Frau strich sich verlegen die Haare hinter die Ohren. Fast hätte Lilly lauthals losgelacht, als die Anspannung sie mit einem Schlag verließ.
„Er hat bald Geburtstag und falls Sie das Cap im Umkreis von Bremen gekauft haben …“
„Ehrlich gesagt hab ich keine Ahnung, wo ich es gekauft habe. Allerdings sicher nicht in Deutschland.“ Sie nahm es vom Kopf, auf der Suche nach einem Etikett. Das Cap war mit einigen wenigen Steinchen verziert und eigentlich sehr unauffällig. Dass die junge Frau es als ein besonderes Modestück erkannte, sprach tatsächlich für eine Sammlerleidenschaft.
„Schade.“ Ehrliche Enttäuschung klang aus der Stimme der Unbekannten. Aus dem Augenwinkel schielte Lilly zu dem Koffer, der sie in ein paar Metern erreichen würde. Sie war eh nicht der Typ Cap. Schnell fasste sie einen Entschluss.
„Wissen Sie was? Nehmen Sie die Kappe einfach. Ich schenke sie Ihnen.“
Schon machte Lilly einen Schritt in Richtung des Kofferbandes.
„Das kann ich doch nicht annehmen. Sind Sie sicher? Das ist … meine Güte, ehrlich?“ Die Frau sah aus, als hätte Lilly ihr das schönste Geschenk überhaupt gemacht.
Sie musste tatsächlich lachen. Ihr Koffer war jetzt fast da. Der beste Schutz vor Entdeckung würde sein, so schnell wie möglich von hier zu verschwinden. „Alles gut. Wirklich. Aber ich muss jetzt, das da ist mein Koffer.“ Lilly deutete auf das Ungetüm in rot.
„Oh. Ja, dann – danke. Ich geb das an anderer Stelle zurück, okay?“
„Das finde ich einen hübschen Gedanken.“ Lilly war schon bei ihrem Koffer und hievte ihn vom Band. Gut, dass er über stabile Rollen verfügte. Die fremde Frau trat mit dem Cap in der Hand zur Seite.
Erneut schenkte Lilly ihr ein Lächeln. „Viel Spaß mit dem Cap. Happy Birthday für Ihren Mann.“
„Danke.“ Die junge Frau schaute auf das Cap, dann zurück zu Lilly. Plötzlich veränderte sich ihr Gesichtsausdruck. Ihr Mund formte ein O. Mist! Jetzt war sie doch noch erkannt worden. Die fremde Frau starrte Lilly aus großen Augen an, wollte etwas sagen, trat einen Schritt auf Lilly zu.
Lilly schüttelte fast unmerklich den Kopf und ließ einen Finger an ihre Lippen wandern. Bitte nicht, appellierte sie schweigend in Richtung der Fremden.
Die junge Frau schien zu zögern, blieb stehen, starrte Lilly noch immer an. Schließlich fing sie sich. Sie nickte und legte ebenfalls den Finger auf die Lippen.
Lilly versuchte, ihr mit einem Blick zu danken. So schnell ihre Beine sie trugen, gerade noch so langsam, dass es als kontrollierter Schritt durchgehen konnte, rollte Lilly ihren roten Koffer hinaus in den Empfangsbereich des Flughafens.
Ein Buch ist für mich eine Art Schaufel, mit der ich mich umgrabe.
Martin Walser
Japanpapier, Reisstärkekleister und Geduld. Julius hatte alles in seiner kleinen Werkstatt, was er für den heutigen Tag brauchte. Vor ihm lag eine dicke Bibel aus dem siebzehnten Jahrhundert, die er gerade restaurierte. Heute würde er damit beginnen, die ersten Lagen an den Falzen zu verstärken, damit er sie später wieder neu zu einem Buch binden konnte. Das hauchdünne Japanpapier war zum Glück sehr reißfest und würde später, nach dem Verleimen, so gut wie unsichtbar sein. Jede einzelne Seite verdiente Julius’ volle Aufmerksamkeit. Liebevoll reinigte er sie mit einem weichen Pinsel von jedem noch so kleinen Stäubchen. An dieser Seite fehlte ein Eck, sodass Julius die Seite nachstellte, indem er sie mit weißem Papier vervollständigte, bevor er sie sicher zwischen zwei Schichten Fleece in die Handpresse legte. Er drehte das große Rad, das dafür sorgte, dass die Pressplatte sich nach unten bewegte. Dann war die Seite auch schon fertig. Julius befreite sie aus der Presse und legte sie beiseite.
Diese Art Tätigkeit gab ihm Ruhe. Er würde hier noch Stunden beschäftigt sein, vermutlich den ganzen Tag. Julius mochte Stille. Er mochte es, wenn es im Gebälk knackte, wenn er die Schritte der Gäste über seinem Kopf ganz leise widerhallen hörte, ohne dass sie ihn betrafen. Er liebte es, wenn er Hunger und Durst vergaß, zwischen den Buchseiten feststeckte wie ein Lesezeichen, nur dass Julius sich dieser Gefangenschaft nur zu gerne hingab. Sein Beruf war sein Hobby. Sein Hobby war sein Beruf. Bücher waren seine Berufung.
„Julius? Julius!“
Gerade wandte Julius sich der nächsten Seite zu und trug mit einem Pinsel vorsichtig den Reisstärkekleber auf, als er Arthur nach ihm rufen hörte.
„Ja?“ Er nahm den schmalen Papierstreifen und beugte sich über den Falz der Doppelseite. Sanft drückte Julius das Japanpapier auf den Falz, streichelte ihn mit der Fingerspitze fest.
„Da bist du. Wusste ich es doch.“ Arthur betrat die Werkstatt und ein sanftes Lächeln umspielte seine Augenwinkel. „Wie geht es dir, mein Junge?“
„Könnte nicht besser sein.“ Julius hob das Papier auf das Fleece, deckte das Blatt mit der zweiten Lage zu und ging zur Papierpresse hinüber.
„Das sehe ich.“ Arthur lehnte sich gegen die Papierwaschmaschine, in die Julius vorhin das erste Blatt des neu zu bindenden Buches gelegt hatte, um es von Verunreinigungen zu befreien, die über die Jahrhunderte natürlich nicht ausgeblieben waren. Zum Glück waren Buchseiten früher aus Stoff hergestellt worden, sodass es möglich war, sie auf diese Weise zu restaurieren.
Arthur sprach weiter: „Ich sehe auch, dass der Rasen heute vermutlich wieder nicht gemäht wird, obwohl die Sonne aus allen Knopflöchern scheint.“
In Julius regte sich leiser Widerstand. „Aber Arthur, ich …“
Der Angesprochene winkte ab. „Alles in Ordnung. Wir sagen einfach, der Garten ist wildromantisch.“
Julius erwiderte Arthurs Lächeln. „Danke, Paps.“
„Bitte, Sohn.“
Arthur wirkte, wie immer, wenn er hier in der Werkstatt auftauchte, irgendwie deplatziert. Er trug, wie immer, einen seiner Anzüge. Heute war es ein lebendiges Schottenkaro, blau und honigbraun, dazu passend eine honigfarbene Weste und ein entsprechendes Einstecktuch. So sah Arthur aus, als hätte man ihn aus einem Katalog der Sechzigerjahre ausgeschnitten und zu Julius in die Werkstatt gestellt. Außerdem, sah Julius, wippte er mit seinen Füßen. Oh, das war kein gutes Zeichen.
„Wie wäre es mit einem Kaffee für dich?“, schlug Arthur vor. „Du könntest ein frisches Croissant dazu haben, Hedwig hat welche gebacken.“
„Croissants?“, fragte Julius überrascht.
„Die liebt Frau Maraun.“
„Ach so.“ Frau Maraun war ein relativ neuer Gast. Sie verbrachte zum zweiten Mal ihren Urlaub im kleinen Bücherhotel. Hedwig hatte sich gemerkt, was die Frau mochte.
Julius lehnte das Croissant ab, machte sich aber etwas aus dem Zustand seines Vaters, der jetzt nervös nach seiner Frisur tastete. Arthurs rotgefleckten Wangen sahen auch nicht gesund aus.
„Ist alles in Ordnung bei dir?“, fragte Julius. Das nächste Blatt konnte aus der Presse genommen werden, die Julius die ganze Zeit über weiter bedient hatte.
Arthur räusperte sich, Hand am Binder, Hand an der Frisur, räusperte sich ein weiteres Mal und sagte dann: „Selbstverständlich. Also – wahrscheinlich. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, so würde ich es beschreiben.“
„Oh je“, antwortete Julius. Er legte das Japanband beiseite, von dem er gerade das nächste passende Stück hatte abschneiden wollen. „Trinken wir Kaffee.“
Sie saßen im Speiseraum, der jetzt, mitten am Vormittag, gähnend leer war. Die Gäste hatten sich in Luft aufgelöst und es war mucksmäuschenstill im Hotel. Das war das typische Geräusch hier: Stille, manchmal unterbrochen von Gläserklirren oder, wenn man sich im richtigen Winkel des Hauses befand, vom leisen Umblättern einer Seite.
„Was ist los?“, fragte Julius ohne Umschweife. Jetzt hörte Julius doch etwas. Hedwig hantierte leise mit den Töpfen. Mittags gab es einen kleinen Eintopf, eine Suppe oder einen Salat für die Gäste. Mit Sicherheit war sie gerade dabei, die Vorbereitungen dafür zu treffen.
„Momentchen.“ Arthur ging in die Küche, man hörte ihn dort murmeln. Dann kam er mit zwei Kaffeetassen zurück. Schwarzer Kaffee reichte für seine Bedürfnisse.
„Also?“
„Meine Güte, die ungestüme Jugend. Lass mir doch einen Moment Zeit.“ Arthur setzte sich, indem er die Hosenbeine leicht raffte, um die Knie seiner Hose nicht auszubeulen.
„Wir erwarten einen Gast, einen berühmten Gast, wie es scheint.“
„Das ist ja ganz was Neues.“ Julius konnte sich nicht erinnern, dass sie jemals eine echte Berühmtheit beherbergt hätten – wenn man mal von Annkathrin Ballinger absah, die zuweilen die oberen Ränge der Buchcharts eroberte, besonders in letzter Zeit. Aber Autoren galten nicht. Die verschwanden hinter ihren Büchern, zumindest hier im Hotel.
„Ja, das ist neu.“ Arthur räusperte sich. „Wir wissen keinen Namen. Das Management hat angerufen. Die Ankunft ist für heute Mittag vorgesehen.“
„Gut“, Julius zuckte mit den Schultern. Er machte sich nichts aus Berühmtheiten. „Ist doch nicht schlimm. Oder etwa doch?“
„Nun ja. Das Hotel genießt den Ruf einer Ruheoase, eines Platzes, an dem es in Ordnung, ja, gewünscht ist, schon während des Frühstücks ein Buch aufzuschlagen. Wir sind ein spezieller Ort, ein Platz, an dem Menschen sich ganz ihrem Innenleben widmen dürfen, ihren Lieblingsfantasiegestalten und ihren Träumen. Ich weiß nicht, ob da so jemand dazu passt, verstehst du?“
Langsam verstand Julius, was Arthur sagen wollte. „Du glaubst, wir verschrecken Menschen wie Maggie Patterson oder Harald Landgraf?“
„Könnte sein, nicht wahr? Niemand unserer Stammkunden ist scharf auf Blitzlichtgewitter, Medienpräsenz oder – Gott bewahre – Lärm.“
„Nein. Das stimmt. Warum hast du diesen mysteriösen Gast denn dann angenommen?“ Julius trank einen Schluck zu heißen, bitteren Kaffees, während Arthur seufzte und die Spitze seines Daumens an der von Zeige- und Ringfinger rieb. Aha. Sein Paps brauchte Geld. So war das also.
„Sind wir in einer Notlage?“, fragte Julius. Das bestürzte ihn nun doch.
„Nein, nein. Aber ich habe eine Erstausgabe gesehen, die ich gerne erwerben würde, und wenn wir diese Prominente ein paar Tage beherbergen, habe ich sie mir quasi umsonst gekauft.“
Julius musste lachen. Daher wehte also der Wind. „Das klingt aber erstmal ganz wunderbar, oder nicht? Nach einer glücklichen Fügung?“
„Ich weiß es nicht, mein Sohn, ich weiß es einfach nicht. Vielleicht gehe ich ein zu hohes Risiko ein und dieser Besuch schadet unserer Reputation. Ist eine Erstausgabe von Shaws Reisen das wert? Kann man das überhaupt aufwiegen?“
Diese Wendung des Gesprächs kannte Julius nur zu gut. Sein Paps, der vom wahren Wert der Bücher sprach, davon, dass kein Geld der Welt manchen Schatz aus Worten aufzuwiegen vermochte und dass es demzufolge nicht gerecht sein konnte, Bibliomanen oder Literatursammlern auf so unanständige Weise, wie manche Händler das taten, Geld aus der Tasche zu ziehen, quasi gegen deren Willen, nur weil diese Buchleidenschaftler den Büchern aus einer Art innerem Zwang heraus neue Zuhause geben wollten.
Julius beschloss, Arthur vom Thema abzubringen, bevor sein Paps zu weit einsteigen und sich festbeißen konnte. „Wie wäre es, wenn wir die Sache auf uns zukommen ließen? Außerdem – warum kommt der Gast denn ausgerechnet in unser Hotel?“
„Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung!“ Arthur griff nach seiner Krawatte. „Oh Gott! Allein das hätte mich abhalten sollen. Fahren solche Leute nicht mindestens in den Urlaub auf Sylt?“
„Hm“, machte Julius. Er war noch nie auf Sylt gewesen und hatte nicht vor, die Insel zu bereisen. Solche Orte interessierten ihn nicht. Man gewann ihn eher für alte Klosterbibliotheken am Chiemsee als für schicke Meeresinseln. Auch wenn er am liebsten zu Hause war. Der Gedanke an eine Reise war ungemütlicher als alles andere.
„Siehst du, du findest es auch schrecklich. Ach herrje!“ Arthur zerstörte seine perfekte Frisur, indem er mit den Fingern durch sein Haar fuhr, eine Geste, die eindeutig zeigte, wie sehr ihm die Tatsache, dass er eine vermeintliche Fehlentscheidung getroffen hatte, nervlich zusetzte.
„So hab ich das nicht gemeint, Paps.“ Julius versuchte, einen beruhigenden Ton einzuschlagen. „Lass uns doch erstmal abwarten, wer da zu uns kommt. Okay? Und dann machen wir uns weitere Gedanken?“ Julius war zu praktisch veranlagt, um die Sorgen seines vergeistigten Vaters zu teilen.
Tatsächlich führten seine Worte jetzt dazu, dass sich die Körperhaltung Arthurs straffte. „Gut. Ja, das klingt eigentlich ganz gut.“
Julius nahm einen weiteren Schluck Kaffee. „Wann, sagtest du, kommt unser Gast an?“
Arthur warf einen Blick auf die Uhr. „In einer halben Stunde.“
„Und seit wann weißt du schon, dass wir einen so speziellen Gast bekommen?“
„Seit gestern. Aber ich wusste nicht recht, wie ich damit umgehen sollte. Ich meine: Ich weiß nicht einmal, was die Person gerne liest, geschweige denn den Namen.“ Jetzt klang Arthur regelrecht aufgebracht und Julius musste schmunzeln.
„Das ist natürlich hart.“
„Du nimmst mich nicht ernst! Dabei ist das eine regelrechte Katastrophe!“, rief Arthur aus und löste seine Krawatte. Julius kannte ihn gut genug um zu wissen, dass er den Knoten später wieder ordentlich schließen würde, bevor er sich unter Leute wagte. Niemand außer Julius würde ihn so leger sehen. Für Arthur Heider war eine unordentlich sitzende Krawatte eine Unart, die nah an Verwahrlosung grenzte. Ein Glück, dass er seine eigenen strengen Maßstäbe tatsächlich auch für sich behielt!
Julius schaute auf seine einfachen Sportschuhe hinunter, die Jeans, die am rechten Knie fast durchgewetzt war, das lockere Leinenhemd, das er trug, um im Zweifel schnell an die Rezeption kommen zu können, wenn er gebraucht wurde.
„Ich nehme dich sehr ernst. Entschuldige, Paps. Es kommt mir gerade nur ein wenig dramatisch vor. Du siehst das zu eng, weißt du?“
„Zu eng, hm?“ Arthur widmete sich erneut seinem Krawattenknoten, wie von Julius vorhergesehen. „Es gehört zu unserem Haus, zum guten Ruf, ist Bestandteil des Services und sorgt für ein gewisses Wohlbefinden unserer lese-affinen Gäste, die passende Lektüre auf ihren Nachttischen vorzufinden, das weißt du genau.“
Julius nickte. Versöhnlich, wie er hoffte.
„Was soll ich dieser Person ans Bett legen? Einen Unterhaltungsroman? Einen Krimi? Oder einen Thriller? Das ist …“ Der perfekte Sitz der Krawatte hatte auch Arthurs neuerlichen Überprüfung standgehalten. Arthur schüttelte den Kopf. „Das ist entgegen meiner Gewohnheit.“
„Ich weiß, Paps. Vielleicht legst du einfach eine Auswahl verschiedener Bücher bereit?“
„Du meinst, wahllos?“ Der Blick, den Arthur seinem Sohn zuwarf, hätte entsetzter nicht sein können.
„Es gibt doch immer Bücher, die alle mögen. Nein?“ Julius dachte da an Harry Potter, das mochte fast jeder. Er dachte an Pippi Langstrumpf – wenn die jemand nicht mochte, war er vermutlich ein Soziopath. Er dachte an Das Glücksprinzip, ein Buch, das ihm tief im Herzen saß, seit er es zum ersten Mal gelesen hatte. Es gab so viele Bücher, die Julius’ Leben verändert hatten.
„Ich bin sicher, Paps, dass du das Problem lösen wirst.“
Noch immer sah Arthur hilflos aus. Ein Bücherhotel ohne passende Literatur. Julius konnte schon verstehen, dass das seinen Vater umtrieb. „Ich meine, sieh dich um. Unser Gast wird schon ein Buch finden.“
Tatsächlich war das ganze Hotel ein Ort der Bücher. Im Treppenaufgang standen die Neuerscheinungen bereit. An der Rezeption gab es das große Regal mit den Klassikern. Und der Sitzbereich im Foyer war von Thrillern eingerahmt. Es gab den Leseraum mit Blick in den Garten und das Bücherzimmer mit Liebesromanen, von wo aus man weit über die Wälder schauen und seiner Fantasie freien Lauf lassen konnte. Da war die Büchertelefonzelle im Garten mit Lektüre rund um das Gärtnern, Naturgedichten und Heilpflanzenratgebern. Es fanden sich hier außerdem Bücher über Permakultur und Tomatenanbau. Es gab die dunkle zweite Treppe, nur ein schmaler, zusätzlicher Aufgang, der Horror und Krimis gewidmet war, und die Sonnenterrasse, die man erreichte, indem man an dem Wandregal mit den Young Adult Romanen vorbeiging. Hier im Speisesaal befanden sich rundherum an den Wänden kleine Regale mit Koch- und Backbüchern.
Julius wusste, dass Arthur das wichtig fand, damit man sein Essen mit einem Happen Literaturgenuss würzen konnte, denn eine kleine Portion, fand er, war besser als überhaupt keine schönen Worte. So hatte er es Julius schon als Junge beigebracht.
Wobei man, so sagte Arthur, aufpassen musste, denn manch kleines Gedicht war trotz der kleinen Portion eine so schwere Kost, dass es lange in den Gedanken lag und es ebenso lange verdaut werden musste.
Julius fiel auch das Fantasy-Zimmer mit dem Sofa in Mundform ein, das in den letzten Jahren immer beliebter geworden war, und dann gab es noch die erotischen Romane im obersten Stock im Treppenhaus und die Reiselektüre im Foyer. Andere Hotels hatten hier vielleicht Infobroschüren zur Umgebung, Tipps für Unternehmungen, einen Hinweis auf die nächstgelegene Fahrradvermietung. Arthur hatte das nicht. Es gab hier aber nicht nur Reiseromane, sondern auch regionale Krimis, und durchaus auch Reiseführer für Kalkutta oder Kroatien. Ohnehin waren Bücher Reisen, sagte Arthur immer, – das Ziel spielte da für ihn keine Rolle, wie er Julius gegenüber beteuerte.
Es gab immer mehr Bücher als Regale und verlorene Buchkinder stapelten sich am Rand der Haupttreppe hinauf neben den Neuerscheinungen.
„Das hoffe ich doch, dass dieser Gast ein Buch finden wird.“ Arthur sah ganz und gar unglücklich aus.
„Ach, Paps. Ich denke wirklich, du solltest dir keine zu großen Sorgen machen.“
Arthur räusperte sich, tastete nach seinen Haaren, wollte nach der Krawatte greifen, besann sich eines Besseren.
Julius versuchte, ihn beruhigend anzulächeln. „Es tut mir wirklich leid, aber ich muss wirklich noch für Bruder Josef sein Buch fertig kriegen, bevor er abreist.“ Der Mönch aus dem Badischen hatte eine alte Bibel mitgebracht, die Julius für ihn restaurieren sollte.
Julius nahm den letzten Schluck seines Kaffees, einen großen Schluck, der seinen Mund mit dunkler Bitternis füllte, einer Bitternis, die garantiert Tote wecken konnte. Er schüttelte sich. „Wir reden später, oder?“
„Abendessen“, sagte Arthur nur und Julius nickte. Das gemeinsame Abendessen war eine Mahlzeit, die sie traditionell miteinander einnahmen.
„Gern.“ Dann lief er zurück in den Keller. Er musste langsam mal nachschauen, ob die Papierwaschmaschine die ihr anvertraute Doppelseite zu Julius’ Zufriedenheit gereinigt hatte. Noch auf den Treppenstufen ins Untergeschoss war er so auf seine Arbeit fokussiert, dass das Gespräch mit seinem Vater an den Rand seines Bewusstseins schlich und sich von dort aus in die Flut des Vergessens stürzte, während Julius begann, leise vor sich hin zu pfeifen.
Wer zu lesen versteht, besitzt den Schlüssel zu großen Taten, zu unerträumten Möglichkeiten.
Aldous Huxley
Lilly hatte von Martha ein paar Euros mitbekommen. Die waren jetzt weg. Der Fahrer des privaten Flughafenshuttles hatte keine Dollar angenommen und sie nur ungläubig angestarrt, als sie ihm ihre Kreditkarte reichen wollte. Erst die Euroscheine hatten ihm wieder ein Lächeln entlockt. Der Mann hatte kein Englisch gesprochen, Lilly war nicht scharf auf eine Unterhaltung gewesen, sodass sie still im Fond des Wagens gesessen und zugesehen hatte, wie sich das Landschaftsbild veränderte. Die Landschaft war hügelig, wenig bewirtschaftet. Es gab viel Wald. Lilly hatte das Gefühl, immer tiefer in diese Wälder hineinzufahren. Gab es hier keine Städte? Gab es hier nur vereinzelte Bauernhöfe und Bäume?
Auf den ersten Blick war das nicht ihr Ort, aber darum ging es nicht, oder? Lilly stand vor dem imposanten Gebäude, das die nächsten zwei Wochen ihr Zuhause sein sollte. Die riesige Villa war sicher hundert Jahre alt, ein massives Gebäude mit vielen Fenstern, Erkern und sogar einem Türmchen. An einer der Außenwände rankte sich Efeu an der Wand hinauf. Das Haus war weiß gestrichen und das bot einen herrlichen Kontrast zu den bunten Blumen in der Einfahrt und dem Efeu. Das hier war die reinste Kulisse für einen Historienfilm. Lilly dachte an Downton Abbey.
Sie war es gewohnt, herumzureisen, neue Orte zu entdecken und sich flexibel anzupassen. Das brachte der Beruf als Schauspielerin mit sich. Trotzdem hatte sie an einem Ort wie diesem noch nie gewohnt. Es war so europäisch. Lachend schüttelte Lilly den Kopf wegen ihres Gedankens. Meine Güte. Das war ja nun wohl das reinste Klischee. Aber das Haus wirkte wie ein ganz eigener Charakter. Es war für die Ewigkeit gebaut. Lilly hätte niemals damit gerechnet, hier, im Nichts, ein solches Bauwerk vorzufinden.
Die breite Hofeinfahrt war von einem gigantischen Rosenbogen überspannt. Die Welt ist ein Buch stand da in verschnörkelten, metallenen Buchstaben. Ihre Welt, dachte Lilly, war bisher sehr schön gewesen, obwohl sie seit Jahren nichts außer Drehbücher gelesen hatte. Aber der hübsche Rosenbogen, sicher eine Maßanfertigung, denn wer schweißte sich schon Sprüche in Rosenbögen, gefiel ihr trotzdem. Die Kletterrosen rankten sich um die Buchstaben, als wollten sie sie umarmen, und die dunkelrot leuchtenden Blüten verliehen dem ganzen Hotel verwunschenen Charme. Dazu trugen sicher auch die riesigen Hecken bei, die den Garten vor den Augen vorbeifahrender Passanten schützten. Man musste hier schon Gast sein, um mehr vom Hotel zu sehen als den Eingangsbereich und den stabilen Dachgiebel, in den an einigen Stellen Fenster – kleine Gauben – eingelassen waren. Diese Dachzimmer waren mit Sicherheit die schönsten im ganzen Hotel. Sie sahen schon von außen total gemütlich aus.
Lilly trat durch das Tor, rollte ihren Koffer über die kopfsteingepflasterte Einfahrt. Zu ihrer Überraschung setzten sich die Hecken links und rechts fort. Es gab nur einen kleinen Durchgang in den Garten und Lilly erspähte im Vorbeigehen eine rote Telefonzelle. So eine, wie es sie in England gab. Lilly schaute wieder zum Gebäude. Nirgends stand der Name des Hotels geschrieben. Die Welt ist ein Buch war ja wohl kaum der Name dieser Unterkunft.
Der Koffer verhakte sich an einem der Pflastersteine und riss Lilly zurück.
„Crap!“ Sie zerrte an dem Gepäckstück, das ihr jetzt wieder bereitwillig folgte. Als sie aufblickte, kam ihr eine Erscheinung entgegen und Lilly musste zwei Mal hinschauen, um einzuordnen, was sie da sah. Eine sehr kleine, sehr alte Frau in einem lindgrünen Kostüm mit passendem Hut ging auf sie zu. Am Hut hing eine Straußenfeder, die fröhlich im Rhythmus ihrer Schritte wippte. Aber das war noch nicht alles. Die Dame schob einen Kinderwagen. Allerdings befand sich in dem Wagen kein Kind, sondern ein Raubtier. Lilly blieb auf dem Fleck stehen, wich zurück und fiel fast über ihren widerspenstigen Koffer.
„Keine Angst, junge Frau, das ist nur eine Katze!“ Die alte Dame kicherte und strich der Fellträgerin über den Kopf.
Die Katze sah ein wenig wie ein Leopard aus, schwarze Tupfen auf beigefarbenem Feld. Rund um die Nase war das Fell heller und die Katze sah aus, als würde sie jeden Moment angreifen. Allerdings nicht Lilly. Der Blick der Katze war fest an die Feder am Hut ihres Frauchens geheftet, was der alten Dame gar nicht auffiel. Sie ging sicheren Schrittes auf Lilly zu. Neben der Katze lag ein Buch im Kinderwagen. Darauf war ein Baum abgebildet, den Lilly ganz grob Afrika zuordnete, und daneben war eine Frau zu sehen. Doch Lillys Aufmerksamkeit galt sofort wieder der Katze, noch bevor sie den Titel entziffern konnte.
Lilly wollte die Hutträgerin warnen, denn sie sah genau, was gleich passieren würde. „Ich würde an Ihrer Stelle nur aufpassen, weil …“ Doch es war schon zu spät. Die Katze setzte zum Sprung auf die Feder an. Automatisch setzte Lilly ebenfalls zum Sprung an. Sie stürzte instinktiv nach vorne, als sie sah, dass die alte Dame das Gleichgewicht verlor. Kein Wunder, die Katze sah aus, als würde sie genauso viel wiegen wie die Frau. Ein seltsames Kuddelmuddel entstand, das damit endete, dass Lilly sich gegen die Frau stützte, um sie vor einem Sturz zu bewahren, und die Katze auf dem Boden saß und sich die Pfote leckte, als wäre überhaupt nichts passiert.
„Geht’s?“, fragte Lilly. Sie bückte sich und hob den Hut auf, der der alten Dame vom Kopf gefallen war.
„Hoppala!“ Die Frau klang nüchtern. „Das war knapp.“
„Kann man so sagen, ja. Ich glaube, die Feder war keine gute Idee.“ Lilly hielt der Frau den Hut hin.
„Das ist wahr. Meine Güte, Sarafina, das war ganz schön stürmisch.“ Die Katze schaute mit halb geschlossenen Augen zu ihrem Frauchen auf, das wirklich ein Frauchen war. Lilly hatte die Zerbrechlichkeit der alten Dame regelrecht gespürt. Die riss jetzt an der Feder, um den Hut von ihr zu befreien. Anschließend wandte sie sich an Lilly. „Vielen Dank, meine Liebe. Ich habe keine Ahnung, was ich ohne Sie getan hätte, wirklich, keine Ahnung. Normalerweise ist meine Sarafina sanft wie ein Lamm.“
So hatte sie auf Lilly nicht gewirkt, eher wie ein verspieltes Jungtier, das manchmal seinen eigenen Übermut unterschätzte. Allein die Größe der Katze war so imposant, dass Lilly Respekt vor dem Tier hatte.
„Sie müssen wissen, dass Savannah-Katzen viel Beschäftigung brauchen. Sarafina ist zwar eine Mischlingskatze, aber natürlich kommt eine Bengal darin vor, das sieht man ja, nicht wahr? Sie ist sehr klug, wirklich außerordentlich klug. Außerdem hat sie ein sehr freundliches Wesen.“
Lilly dachte daran, wie die Katze aus dem Nichts zum Sprung angesetzt hatte, und war sich dessen nicht ganz so sicher wie das Frauchen.
„Na hopp, Sarafina!“, befahl die alte Dame jetzt und tatsächlich sprang die Katze sofort zurück in den Kinderwagen, eine geschmeidige, raubtierhafte Bewegung. „Wir wollten ein paar Schritte gehen und den Wald erkunden, oder Sara?“
Die Katze schloss die Augen und begann zu schnurren. Sie klang wie ein gut geölter Motor. Nachdem die alte Dame ihre Kopfbedeckung wieder aufgesetzt hatte, hielt sie der Katze die Hutfeder hin. Aber die Katze schenkte der Feder keine Beachtung mehr, sondern saß ganz aufrecht und richtete ihren Blick in die Ferne. Fast musste Lilly lachen. Sie war kein Katzenmensch, aber der Eigensinn, der in Sarafinas Blick lag, beeindruckte Lilly dann doch.
„Maggie Patterson“, sagte die alte Frau und hielt Lilly die Hand hin. Ein Vögelchen-Händedruck, ganz zart lag die Hand der Frau in Lillys. Ihr fiel auf, dass sie irgendwann diese Frau sein könnte. Lilly war nicht groß, die Hand der Frau klein wie ihre eigene.
„Lillian Rhymes.“ Lilly wartete. Aber nichts passierte. Die alte Dame kannte sie nicht.