Body Kiss - Mit Geld nicht zu bezahlen - Lotte Römer - E-Book
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Body Kiss - Mit Geld nicht zu bezahlen E-Book

Lotte Römer

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Beschreibung

New York, 85. Straße: „Pummelchen“ hat ihr Boss sie genannt, direkt nach dem Sex! Lexi ist tief getroffen. Das möchte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie meldet sich im Fitnessstudio „Body Kiss“ an. Bestimmt hat ihre Mom Recht und nur Frauen mit Size - Zero – Figur schaffen es, in New York ihren Traummann zu erobern. Tatsächlich gibt es im Gym gleich zwei Männer, die Lexi interessant findet: Fitnesscoach Oscar und Kletterer Jason. Doch Oscar hat ein Geheimnis und auch Jason ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Trotzdem will Lexis Mutter unbedingt, dass ihre Tochter mit Oscar zusammenkommt. Fragt sich nur, warum? Ein romantischer Liebesroman aus der Reihe der „New York Lovestorys“! Jeder Band ist für sich selbst zu lesen, wobei es das ein oder andere Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren gibt. Freut euch darauf, wieder von Violetta und Co zu lesen!

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BODY KISS

Mit Geld nicht zu bezahlen

LOTTE RÖMER

INHALT

Kurzbeschreibung

Anmerkung

Crunches diagonal

Squads

Liegestütze

Biceps-Curls

Bankstütz

Latdrücken

Dips

Überzüge

Inchworm

Seitstütz

Table

Mountain Climbers

Seitliches Klappmesser

Hot Potatoe

Sumo Deadlift High Pulls

Open Leg Rocker

Hollow Rock

Glutaeus Kickback

Oscars liebste Übungen aus dem „Body Kiss“ - Studio

Getränke à la „Body Kiss“

KURZBESCHREIBUNG

New York, 85. Straße:

„Pummelchen“ hat ihr Boss sie genannt, direkt nach dem Sex! Lexi ist tief getroffen. Das möchte sie nicht auf sich sitzen lassen. Sie meldet sich im Fitnessstudio „Body Kiss“ an. Bestimmt hat ihre Mom recht und nur Frauen mit Size - Zero - Figur schaffen es, in New York ihren Traummann zu erobern.

Tatsächlich gibt es im Gym gleich zwei Männer, die Lexi interessant findet: Fitnesscoach Oscar und Kletterer Jason. Doch Oscar hat ein Geheimnis, und auch Jason ist ein Mann mit zwei Gesichtern. Trotzdem will Lexis Mutter unbedingt, dass ihre Tochter mit Oscar zusammenkommt. Fragt sich nur, warum?

Ein romantischer Liebesroman aus der Reihe der „New York Lovestorys“! Jeder Band ist für sich selbst zu lesen, wobei es das ein oder andere Wiedersehen mit liebgewonnenen Figuren gibt. Freut euch darauf, wieder von Violetta und Co zu lesen!

Weitere Bücher der Reihe:

Sweet Temptation – Ein Milliardär zum Anbeißen

Pretty Womanizer – Ein Gigolo zum Vernaschen

Winter Love - Ein Arzt für alle Fälle

Act of Love and Crime - Ein Mann der besonderen Art

ANMERKUNG

Die Personen und Handlungen in diesem Buch sind frei erfunden. Die Fitnessübungen nicht. Die gibt es so tatsächlich. Wenn ihr gern superfit werden wollt, findet ihr hinten im Buch die auszuführenden Verrenkungen im Detail. Anschließend ein leckerer, selbstgemachter Drink gefällig? Dann schaut euch die original „Body Kiss“-Fitnessrezepte an, die ganz am Ende des Buches auch noch mit von der Partie sind.

Viel Spaß mit „Body Kiss“ und besucht mich doch mal bei Facebook, ich würde mich freuen!

https://www.facebook.com/lotteroemerschreibt

CRUNCHES DIAGONAL

„Auf den Boden, Chicks! Legt euch auf den Rücken. Und die Beine anwinkeln, wie ich. Hebt den Oberkörper an. Ich will eure Schulterblätter nicht mehr den Boden berühren sehen. Bewegt euch im Rhythmus, Ladies! Es muss wehtun!“

Oscar McDougal, Fitnesscoach

Lexi schaute auf ihr Handy. Sasha hatte ihr schon drei Nachrichten geschickt und gefragt, wo sie steckte. Aber es war wieder einmal kein Yellow Cab zu bekommen. Um diese Tageszeit war es einfach zum Verzweifeln. New York zur Rush Hour war ein Ameisenhaufen. Da war es oft schwierig, ein Taxi zum Anhalten zu bewegen, selbst wenn man ein kleines Schwarzes trug. Heute hatte sie kein Glück. Am Ende war Lexi mit der Subway gefahren und das letzte Stück gelaufen, was eine echte Qual war mit ihren hohen Schuhen. Als sie endlich bei dem Edelfranzosen ankam, den der Boss ihres Architekturbüros ausgesucht hatte, fühlten sich ihre Füße an, als ob sie gleich in Flammen aufgehen würden. Sie schaute noch einmal auf die Uhr, gerade noch pünktlich, wie sie erleichtert feststellte. Dann betrat sie das Restaurant. Wie immer hatte Miles Walters für das Geschäftsessen ein eindrucksvolles Lokal ausgesucht. Das „Le Cygne Noir“, der schwarze Schwan, war bekannt für seine Beliebtheit bei der New Yorker High Society. Indirekt beleuchtet, mit vielen Kerzen in silbernen Kandelabern, dunkelroten Tischdecken und edlen Weingläsern vermittelte das Lokal ein ganz besonderes Flair. Leise Klaviermusik rundete das perfekte Ambiente noch ab. Das Restaurant änderte ständig sein Design, um die werten Kunden immer wieder mit seinem neuen, hippen Interieur zu begeistern, was offensichtlich gelang, denn auch an diesem Abend war das Lokal bereits brechend voll.

An der Bar standen schon Lexis Boss Miles Walters, ihr Kollege Sasha und der Kunde, für den dieses Essen stattfand, John Jones, ein Mann grobschlächtigen Formats, der so gar nicht zu den riesigen, aber doch filigranen Kandelabern auf dem Bartresen und den frischen, weißen Lilien auf der Theke passen wollte. Er trug ein Holzfällerhemd zu seiner Anzughose und wirkte damit wie ein Elefant am Nordpol. Gerade nahm er einen tiefen Schluck seines Biers und wischte sich anschließend mit dem Handrücken über den Mund. Lexi atmete tief durch und ging auf das kleine Grüppchen Männer zu, die so gar nicht recht zueinander passen wollten.

„Guten Abend, Mr. Jones“, begrüßte Lexi zuerst den Kunden, dann Miles und zuletzt Sasha, der wie immer perfekt, wenn auch extravagant gekleidet war in seinem pastellblauen Anzug mit dem schwarzen Hemd.

Quasi sofort nach Lexis Ankunft wurden sie von einem Kellner, der ein bisschen Ähnlichkeit mit Danny DeVito hatte, an ihren Tisch begleitet. Miles Walters sah unverschämt gut aus: weißes Hemd, nicht ganz zugeknöpft, hochgekrempelte Ärmel, die ein wenig Lässigkeit vermittelten, und die dunklen Haare extravagant mit Gel zu einer Tolle frisiert. Einer stilvollen Tolle, wie es sich für einen Star-Architekten gehörte. Lexi wurde der Platz neben ihrem Boss zugewiesen. Sie konnte sein herbes Parfum riechen. So nah kam sie ihm selten. Ihr Herz schlug ein paar Takte schneller, als der Kellner ihren Stuhl zurechtrückte und sie sich setzte. Für Lexi war schon im Vorhinein klar, dass sie die Ente nehmen würde. Das Fleisch zerschmolz auf der Zunge, nachdem man die zarte Kruste geknackt hatte, und das Gratin aus lila Kartöffelchen dazu war das Tüpfelchen auf dem I. Lexi bestellte es sich immer als Extra dazu, da mochte der DeVito-Verschnitt noch so pikiert dreinschauen angesichts ihrer Auswahl.

Während sie alle auf das Essen warteten, sprach John Jones unentwegt über seine Fleisch- und Wurstpalette. „Neuerdings habe ich sogar südafrikanische Boerewors im Programm. Läuft gar nicht mal schlecht, sage ich Ihnen.“ Ohne die Hand vorzuhalten, stieß er geräuschvoll auf. „Ich denke jetzt über eine Afrika-Serie nach. Tatsächlich wäre ich der einzige Fleischkonzern im ganzen amerikanischen Osten, der eingelegte Zebrasteaks verkauft, das muss man sich mal vorstellen. Dabei haben die Viecher unheimlich gutes Fleisch. Geradezu unverschämt lecker. Besonders mit Barbecue-Sauce. Und Krokodilfleisch ist auch gar nicht mal so übel. Vielleicht als Stew.“

John Jones lachte und trank noch einen Schluck Bier. „Ah, da kommt das Essen!“ Er rieb sich die Hände. Erleichtert konzentrierte Lexi sich auf ihre Ente. Wie erwartet stimmte einfach alles an dem Gericht. Es duftete herrlich. Sie spießte eine der hauchzarten Orangenscheibchen mit der Gabel auf und führte sie zum Mund. Genau die richtige Mischung aus Süße und Säure gepaart mit einer feinen Zimtnote.

Miles begann, Jones das geplante Bauprojekt zu erklären, während John den riesigen Fleischbatzen malträtierte. Er hatte eine doppelte Portion Steak bestellt, die den Teller, auf dem es lag, winzig wirken ließ. Mit weit ausholender Geste schilderte Miles Walters seine Ideen für das Gebäude. Lexi hatte mit ihrem Kollegen Sasha wochenlang daran gearbeitet. Jetzt allerdings saßen Sasha und Lexi schweigend mit am Tisch des Edelfranzosen „Le Cygne Noir“, und nippten an ihren Weingläsern, während Miles alles genau beschrieb und das Lob für die Arbeit einheimste. Für Miles Walters zu arbeiten bedeutete gewissermaßen ein Schattendasein. Viel Lob für ihre Arbeit bekam sie nicht, und das letzte Wort hatte immer Walters, der nur seine eigenen Ideen gelten ließ. Kreativen Freiraum gab es in diesem Architekturbüro so gut wie gar nicht, was Lexi ziemlich bedauerte, aber hinnahm. Denn Miles Walters war nun mal der Chef – und ein attraktiver noch dazu! Ganz klar, dass er in seinem eigenen Büro nur seine Ideen gelten lassen wollte, redete sie sich immer wieder erfolgreich ein.

Seit Lexi vor zwei Jahren in der Firma angefangen hatte, war sie völlig von ihm hingerissen. Seine charmante Art, sein Auftreten, sein Aussehen. Mit den dunklen Haaren, dem muskulösen Oberkörper und den blitzenden blauen Augen war er eine Augenweide. Dieser Mann war einfach perfekt! Sasha schaute zu Lexi herüber und drehte die Augen gen Himmel. Obwohl er schwul war, war er gegen die männlichen Reize von Miles völlig immun. Ihn störte allerdings immens, dass der Boss immerzu die Früchte seiner Arbeit einheimste. Da er jedoch als Grafikdesigner offiziell kein Architekt war, wenngleich er oft als solcher eingesetzt wurde, konnte er sich nicht darüber beschweren, wie es nunmal bei Miles & Co lief.

„Sie werden sehen, dieser Entwurf wird Ihr Fleischimperium eins zu eins widerspiegeln. Ich habe lange daran gearbeitet. Es war ein intensiver kreativer Prozess“, sagte Walters gerade und prostete Jones zu, der sich just in diesem Moment ein riesiges Stück Steak in den Mund schob.

Walters trank einen Schluck Wein. Ob Jones wohl wusste, was ein kreativer Prozess war? Der Mann wirkte jetzt nicht wirklich beeindruckt, wie er da so vor sich hin schmatzte. Ein Burger bei Shake Shack im Madison Square Park hätte ihm mit Sicherheit genauso gut geschmeckt wie dieses Luxusmahl.

„Also, mir ist besonders das Schild mit dem lachenden Hot Dog wichtig, damit die Leute wissen, dass das Fleisch bei uns gut ist, sag ich mal. Da kommt so richtig was rüber, wenn Sie verstehen, was ich meine.“ Jones sprach mit vollem Mund. Nicht, dass seine Aussage mit dem eigentlichen architektonischen Teil der Arbeit irgendetwas zu tun gehabt hätte. Hier hatte man sich auf ein klassisches Konzept geeinigt, das das Standardprodukt der Firma war: klare Linien, dezente Farbgebung, beruhend auf weiß oder einem Grauton. Im Falle der Fleischfirma war man sehr weit gegangen und hatte ein zartes Braun als farblichen Akzent zu den cremeweißen Möbeln gesetzt, die in den Büros dominierte. Jones war nämlich ein reiner An- und Verkäufer ohne Schlachterei. Umso wichtiger war es ihm natürlich, vor dem Kunden als Qualitätslieferant dazustehen, was er sich von der lachenden Wurst erhoffte.

Klar, dass Miles Walters da ganzes Engagement zeigte. Der Wunsch des Kunden war einfach Befehl. „Das, Mr. Jones, kriegen Sie selbstverständlich. Ich sorge persönlich dafür, dass der Hot Dog so richtig sympathisch wirkt. Und außerdem bauen wir mit ökologisch einwandfreien Materialien. Das suggeriert Ihren Kunden ebenfalls Qualität und Sauberkeit, nicht wahr? Vielleicht möchten Sie das bei künftigen Werbemaßnahmen erwähnen?“

Jones nickte wieder. Er säbelte gerade den nächsten Fetzen Fleisch von seinem Steak. „Also dieser Hot Dog auf dem Bild, kann das eine Fotomontage sein? Wissen Sie, ich habe es da gern natürlich, keinen Comic.“

Warum dieser Jones sich für das neue Produktionsgebäude seines Fleischimperiums ein so exklusives Architekturbüro wie „Walters & Co“ gesucht hatte, blieb Lexi ein Rätsel. Diesem John Jones war alles außer Fleisch ganz offensichtlich egal. Für Walters war so ein Kunde natürlich doppelt bequem. Er konnte seine eigenen Vorstellungen („Visionen“ nannte Walters das) verwirklichen, und der zahlungskräftige Kunde würde sich nicht weiter um die Ausführung des Auftrags scheren. Ideal, quasi. So lange das Hot Dog-Emblem groß genug über dem Eingang prangte und den Kunden freundlich zublinzelte.

Sasha suchte Lexis Blick und verdrehte unauffällig die Augen gen Decke, schon zum zweiten Mal an diesem Abend. Lexi musste sich ein Lachen verkneifen. Schnell führte sie ihre Serviette an den Mund und gab vor, sich die Lippen abzutupfen. Sie und Sasha hatten sich im Büro kennengelernt und arbeiteten nicht nur zusammen, sondern teilten auch ihren gemeinsamen Humor, was die langen Stunden im Büro viel angenehmer machte. Oft gingen sie, wenn sie spät abends ihren Arbeitsplatz verließen, noch in eine Kneipe auf einen Cocktail oder ins Kino. Sasha war eine bessere beste Freundin als jede Frau. Mittlerweile standen sie sich sehr nah und vertrauten einander blind.

Lexi nahm einen Bissen ihres Gratins und konzentrierte sich wieder auf das Gespräch. Walters erklärte gerade etwas zur Statik, wofür ja eigentlich Sasha der Fachmann war, und Lexi beobachtete ihren Boss dabei. Er wirkte souverän und selbstbewusst, wie immer. Sie konnte ihre Augen nicht von ihm lassen. Er war der schönste Mann, den sie je gesehen hatte.

Walters schien ihren Blick zu spüren und schaute Lexi tief in die Augen. Dann hob er sein Glas und prostete ihr zu. Lexi fühlte sich ertappt und beugte sich errötend über die Ente á l’Orange. Vorsichtig führte sie einen kleinen Bissen Fleisch zum Mund. Da spürte sie plötzlich eine Hand auf ihrem Oberschenkel. Sie erschrak so sehr, dass sie sich verschluckte und anfing, ganz fürchterlich zu husten. Sasha sprang auf und klopfte Lexi auf den Rücken, die noch immer nach Luft schnappte.

„Geht es wieder?“, fragte Jones, der erneut beide Backen voll hatte. Der Mann war zum Weintrinken übergegangen und hielt sein Weinglas in der Faust.

„Danke, Mr. Jones. Ich habe nur was in den falschen Hals gekriegt.“ Lexi errötete erneut angesichts ihrer Lüge.

Sie spürte noch immer die Wärme von Miles Walters Hand, die auch während ihres Hustenanfalls keinen Millimeter gewichen war. Als sie nach unten blickte, sah sie die perfekt manikürten Fingernägel ihres Chefs auf ihrer Seidenstrumpfhose. Lexis Herz schlug bei diesem Anblick wilde Kapriolen.

War das sein Ernst? Seit sie für „Walters & Co“ arbeitete, hatte er keinerlei Anstalten gemacht, aus denen sie erkennen konnte, dass er sie irgendwie attraktiv fand, geschweige denn sie eines Blickes gewürdigt – und jetzt das!

Lexi schaute wieder zu ihm hin und Miles Walters zwinkerte ihr zu.

„Auf gute weitere Zusammenarbeit, Lexi. Es ist sehr angenehm, mit Ihnen zu arbeiten!“ Er hob sein Glas und prostete ihr zu.

Sie spürte, wie gleichzeitig seine Hand langsam über ihr Knie streichelte und dann immer weiter nach oben wanderte.

„Ich, ja, also, genau.“ Lexi war sprachlos. Alles in ihr war Fühlen. Diese Hand! Sie war hingerissen von Miles’ bestimmten und eindeutigen Berührungen. Und ihr Körper reagierte prompt. Ihr wurde schlagartig warm.

Sasha suchte Lexis Blick. Sein Gesichtsausdruck war ein einziges Fragezeichen. Unmerklich schüttelte Lexi den Kopf, um ihm zu verstehen zu geben, dass alles in bester Ordnung war.

Walters redete indessen über die Designs der Toiletten und der Personalkantine, als ob seine Hand nicht mittlerweile fast ganz Lexis Oberschenkel hinauf gewandert wäre. „Sehen Sie hier, die Türen setzten wir in zartem Braun ab, die Spiegel ebenso. Das gibt der Sache so richtig Pep.“ Er war wirklich ein Multitasking-Talent. Lexi nicht. Ihr raubten die Berührungen von Miles langsam aber sicher jede Fähigkeit, dem Gespräch zu folgen. Ein Glück, dass ihr Chef ohnehin die gesamte Konversation übernommen hatte.

Wieder jonglierte Jones’ Faust das Weinglas auf ordinärste Weise zu seinem Mund. Wenn ihre Mom das sehen könnte, sie würde ausrasten. Lexi grinste in sich hinein. Ihre Mutter Ophelia Hannigan-Flynn legte so viel Wert auf Etikette, dass es beinahe zwanghaft war. „Also in der Kantine hätte ich ja gern so ein Warmhalteschränkchen, für Sausages und Burger Patties, nicht zu klein“, wandte Jones ein und rülpste lautstark, was alle zusammenzucken ließ, ihn selbst aber überhaupt nicht beeindruckte. „Burger mag schließlich jeder!“

Walters fing sich sofort, Profi durch und durch. „Ja, das versteht sich von selbst, Mr. Jones! Man könnte auch noch so eine Grillplatte aus Edelstahl machen. Und eine Bratvorrichtung für Steaks. Vielleicht ließe sich auch noch ein lachendes Chicken Nugget an der Wand montieren, da sieht so ein Raum doch gleich viel freundlicher aus“, schleimte Walters.

Jones strahlte bei Miles’ Vorschlag. Bratensaft tropfte von seinem Kinn.

„Sie wissen, worauf es mir ankommt. Das gefällt mir.“ Jones wischte den letzten Rest Ketchup auf seinem Teller mit ein paar Pommes auf und stopfte sie sich in die Futterluke. Lexi dachte erneut an ihre Mutter, die selbstverständlich Stammgast in dem Luxusrestaurant war. Sie wäre schockiert gewesen, dass man einen ungehobelten Klotz wie diesen rülpsenden Jones überhaupt in das Lokal gelassen hatte.

Walters nickte eifrig und notierte auf einem kleinen Block neben sich die Wünsche des Fleischers, während seine andere Hand gefährlich nah an Lexis intimster Stelle lag. Als Walters dann noch sein Bein gegen das ihre presste, gab sie endgültig auf, so zu tun, als seien Hotdogs und ein Burgergrill das Interessanteste der Welt, und genoss die unerwartete Nähe zu ihrem Adonis, die Welt um sich herum völlig vergessend. Es war das allererste Mal, dass sie Teile des Kartoffelgratins zurückgehen lassen musste, aber sie brachte einfach keinen Bissen mehr hinunter. Wo würde das nur hinführen?

* * *

„Lexi, vielleicht könnten wir uns ein Taxi teilen?“, fragte Miles Walters eine Stunde später, als das Essen mit Jones endlich beendet und der Fleischfabrikant zufrieden seiner Wege gezogen war. „Ich fürchte, das letzte Glas Wein war schlecht. Ich lasse den Lamborghini besser stehen.“ Walters lachte ein wenig zu laut und zwinkerte ihr verschwörerisch zu. Lexi lief rot an. Dann nickte sie.

„Natürlich, Mr. Walters“ Ihr Herz schlug laut vernehmlich in ihrer Brust.

„Soll ich Sie heimfahren, Boss?“, wandte Sasha mit besorgter Miene ein. Er war einfach lieb, nur gerade im Augenblick auch etwas schwer von Begriff. Schon während des Essens hatte er immer wieder besorgt zu ihr rüber geschaut und es war Lexi nicht gelungen, ihm zu vermitteln, dass alles in bester Ordnung war. Sasha meinte es nur gut, aber das kam ihr gerade gar nicht entgegen. Sie musste dem entgegenwirken.

„Nein, nein. Das ist doch ein riesiger Umweg für dich. Es ist völlig in Ordnung, wenn wir ein Taxi nehmen!“ Lexi versuchte Sasha nur mit Blicken mitzuteilen, dass sie allein mit ihrem Chef fahren wollte, und er, Sasha, ihr jetzt gefälligst nicht in die Quere zu kommen hatte.

„Aber ich könnte Sie wirklich heimbringen.“ Sasha kapierte wirklich gar nichts! Vehement schüttelte Lexi den Kopf. Glücklicherweise sah Walters das nicht. Allerdings sah Sasha es auch nicht. Es war zum Verzweifeln!

„Lexi und ich fahren zusammen.“ Der Ton des Chefs duldete keinen Widerspruch und beendete die Diskussion schlagartig.

So war Walters. Er wusste, was er wollte – und gewann. Immer. Das hatte Lexi von Anfang an attraktiv gefunden: dass Miles Walters nie seine Ziele aus den Augen verlor. Er war wie ein Fels, wenn es darum ging, etwas durchzusetzen.

„Es wäre kein Umstand“, versuchte Sasha es noch ein weiteres Mal. Er gab heute aber auch gar nicht auf. Lexi würde ein ernstes Wort mit ihm reden müssen, später. Schließlich wusste er, dass sie auf Walters stand.

„Wie gesagt. Und gute Nacht, Sasha“ Walters Verärgerung zeigte sich jetzt deutlich. Seine Augen verengten sich zu Schlitzen und in diesem Augenblick wurde auch Sasha klar, dass er besser die Klappe hielt, wenn ihm sein Job lieb war.

Nachdem Lexi sich von Jones mit einem feuchten, unangenehmen Händedruck und von Sasha mit der typischen Küsschen-Küsschen-Umarmung verabschiedet hatte, erreichte ihre Anspannung einen ungekannten Höhepunkt. Wie würde dieser Abend, der schon so vielversprechend begonnen hatte, weitergehen?

Walters hatte sich sein Sakko lässig über die Schulter geworfen und winkte nach einem der gelben Taxis. Selbstredend hielt gleich der erste Wagen an. Als sie durch die nächtlichen Straßen von New York fuhren, legte sich Walters’ Hand wieder auf Lexis Oberschenkel und wanderte nach oben. Die Luft im Wagen knisterte regelrecht und Lexi saß stocksteif da, nicht wissend, was sie tun oder wie sie reagieren sollte. Sie wagte nicht, seine Berührung zu erwidern. Also entschloss sie sich, erst einmal die Situation zu genießen und alles Weitere abzuwarten. Irgendwann würde das Taxi vor seinem Haus halten. Dann würde sie schon sehen, wie es mit ihnen beiden weiterging.

Als das Taxi abrupt bremste, löste sich die Miles’ Hand von ihrem Bein, und er hielt sich am Vordersitz fest. Er kramte einen Geldschein hervor und gab ihn dem Fahrer. Das Wechselgeld ließ er klirrend in seiner Anzugjacke verschwinden. Erst jetzt sprach er Lexi an.

„Sie kommen doch noch auf einen Drink mit hoch in mein bescheidenes Reich!“ Es war keine Frage von Walters, mehr eine Feststellung, fast schon ein Befehl. „Ja klar. Ich komme gern. Wir können ja nochmal über den Plan von Jones reden.“ Lexi kam sich unglaublich blöd vor, wie sie sich um Kopf und Kragen redete. Flirten war einfach nicht ihre starke Seite. Sie war ziemlich unerfahren mit Männern, nicht gerade eine Partyqueen und ohnehin hatte sie gerade nicht alle Sinne beieinander, konnte sie doch noch immer die Wärme von Miles’ Hand durch ihren Strumpf hindurch spüren. Ihr Boss stieg aus und lief zielsicher auf seine Wohnungstür zu, ohne weitere Worte an Lexi zu richten. Lexi tat es ihm nach und kletterte aus dem Yellow Cab.

Beim Aufstehen hörte sie ein Ratschen. Oh nein! Ihr Kleid! Es war an der Seitennaht aufgerissen und ihr Slip war zu sehen, strahlend pink, Omaoptik, völlig unpassend für den Anlass. Ausgerechnet heute musste so etwas passieren! Wo jeder wusste, dass Walters ein Perfektionist war. Hatte sie etwa zugenommen? Oder war das einfach Materialermüdung?

Ihr musste dringend etwas einfallen.

„Was ist denn jetzt?“ Miles Walters wurde schon ungeduldig, wie er da in der offenen Haustür stand.

Geistesgegenwärtig schob Lexi ihre riesige Tasche genau vor den entstandenen Riss.

„Ich komme!“ Lexi stöckelte auf ihren hohen Pumps, die perfekt zu ihrem kleinen Schwarzen und der Gucci-Tasche passten, auf Walters zu. Gut, dass die Designertasche die Größe eines kleinen Reisekoffers hatte. Von ihrer Kleiderpanne war nichts mehr zu sehen.

„Lexi, ich freu mich, dass das heute mit uns klappt“, sagte Miles. Sie ging vor ihm her die Treppe hinauf.

„Ich, äh, freue mich auch.“ Lexi wusste nicht, was sie sonst hätte sagen sollen. Seine Formulierung war eigenwillig, fand sie.

Walters machte ein grunzendes Geräusch der Anerkennung und zwickte sie von hinten in den Oberschenkel. Den Oberschenkel! Sicher war das ein Versehen gewesen.

Aber wenigstens gefiel ihm, was er sah – oder ihre Antwort, wer hätte das so genau sagen können. Lexi hoffte, dass sein anerkennender Pfiff, der jetzt im gesamten Treppenhaus wiederhallte, sich erstens auf ihren Hintern bezog und zweitens vom Wein herrührte. Miles Walters war schließlich kein Mann, der einer Frau hinterher pfiff. Das hatte er gar nicht nötig, bei seinem Aussehen. Und außerdem hatte er Klasse – oder?

Noch immer konnte Lexi gar nicht fassen, dass sie gerade die Stufen zur Penthouse-Wohnung ihres Chefs hinaufging. Ein Traum wurde wahr. Jahrelang hatte sie versucht, sich Miles gegenüber zu beweisen, ihn auf sich aufmerksam zu machen und seine Anerkennung zu bekommen, und jetzt endlich war es so weit.

In Gedanken sah sie sich schon bei ihm einziehen, sah sich ihn heiraten und die Mutter seiner Kinder werden. Zugegeben, etwas voreilig, aber diese Traumbilder schwirrten Lexi schon so lange im Kopf herum, dass sie wie von selbst vor ihrem inneren Auge auftauchten.

Lexi war total heiß. Sie schwitzte vor lauter Aufregung ganz fürchterlich. Wenn sie oben in der Wohnung war, musste sie sich erstmal dringendst frischmachen. Hoffentlich roch sie nicht schlecht. Nach dem Gerenne durch halb Manhattan am frühen Abend, um ja noch rechtzeitig zu dem Meeting beim Nobelfranzosen zu kommen und der ganzen Aufregung, befürchtete sie das Schlimmste. Deo war auch keins in ihrem Umhängereisekoffer. Lexi verfluchte sich wegen ihrer eigenen Nachlässigkeit. Da hatte sie schon mal eine Handtasche dabei und nichts darin außer einem dicken Notizbuch, das sie für Geschäftstreffen verwendete, und einer Federmappe.

Als Miles die Wohnungstür aufschloss, Lexi bei der Hand nahm und hinter sich her in sein Reich zog, empfand sie das Glück in seiner reinsten Form. Sie war in seiner Wohnung! Endlich! Es fühlte sich ein wenig so an, als wäre Lexi am Ziel eines Marathonlaufs angekommen. Hier hatte sie sich schon so lange hingewünscht.

„Schau dich nur um, ich hol uns Schampus.“ Mit diesen Worten verschwand Miles in der Küche.

„Wo ist denn das Badezimmer? Ich würde mich gern kurz frisch machen.“

„Hinten links!“ Walters trällerte ein Liedchen. Er war auch glücklich! Wie schön!

Lexi stöckelte auf ihren hohen Pumps durch den Flur. Miles Walters streckte den Kopf aus der Küche und warf einen tadelnden Blick auf ihre Füße.

„Ziehst du bitte die Schuhe vorher aus? Weißer Teppich“, erklärte er knapp.

Tatsächlich war der Teppich im Flur zentimeterdick und blitzsauber. Wo man so ein Ding wohl herbekam? Bestimmt war es eine Sonderanfertigung. Jedes Möbelstück, jedes Bild, alles strahlte eine gewisse Extravaganz aus. Jedes Teil schrie förmlich „teuer!“. Die Wohnung wirkte kühl, schlicht, klar. Wie im Büro, so legte Miles auch hier Wert auf eine einfache Linienführung.

Lexi schlüpfte aus ihren Schuhen, ging auf Seidenstrümpfen in das schwarzgeflieste Luxusbad ihres Angebeteten. Natürlich war auch hier alles geradezu klinisch sauber. Man traute sich kaum, das Wasser aufzudrehen, weil die Armaturen makellos blitzten. Auch hier: kein persönlicher Gegenstand, kein Nippes, nichts. Also mit diesem Bad wurde sie genau so wenig warm wie mit dem Rest der Wohnung, den sie bis jetzt gesehen hatte. Dabei war der Raum gut geschnitten. Mit netten Vorhängen statt des schlichten Lamellenrollo, ein wenig Farbe an der Wand, vielleicht dunkelrot, einer Badewanne statt der riesigen begehbaren Dusche und ein paar Kerzen als Deko hätte alles schon viel gemütlicher wirken lassen, stellte sie mit einem schnellen Rundumblick fest.

Aber dann wandte sie sich ihrer eigenen Optik zu. Lexi wollte Miles nicht zu lange warten lassen. Sie roch an ihren Achseln und zog die Nase kraus. Also runter mit dem Kleid, sie musste sich waschen. Und dann sah sie die ganze Bescherung! Sie hatte einen uralten BH an, der vom vielen Waschen schon ganz grau war. Dazu trug sie einen pinken Slip. Na großartig. Da hatte sie die einmalige Chance, einen bleibenden Eindruck bei Miles zu hinterlassen - und dann das. Sie sah aus wie eine nackte Frau Flodder.

Was sollte sie jetzt nur tun? Ihn bitten, das Licht auszumachen? Dann würde er sie am Ende für prüde halten. Oder sollte sie ihn mit Champagner abfüllen, bis er nicht mehr klar denken konnte? Beide Ideen waren nichts als dämlich. Sie hörte förmlich die Stimme ihrer Mutter, die sie ermahnte, regelmäßig bei Victoria‘s Secret vorbeizuschauen. Dies war einer der Momente, wo sie verfluchte, nicht auf Ophelia Hannigan-Flynn gehört zu haben. „Gutes Aussehen beginnt mit der Unterwäsche“, war einer der Wahlsprüche von Lexis Mom, den sie ihrer Tochter während ihrer Jugendjahre so oft gepredigt hatte, dass er natürlich auch jetzt sofort präsent war. Aber das Problem war nunmal nicht mehr zu beheben, jedenfalls nicht für heute. Vielleicht hatte sie ja wenigstens bei der Suche nach einem Deodorant Glück. So leise es ging, öffnete sie den Schrank über dem Waschbecken. Miles besaß unzählige Parfums, Duschgels und After Shaves – aber nirgends war ein Deo zu finden. Sie musste sich anders behelfen. Lexi machte sich mit Taschentüchern, Wasser und Seife unter ihren Achseln zu schaffen. Sie wollte wenigstens gut riechen, wenn schon die Reizwäsche so gar nicht reizvoll war.

Lexi wühlte in ihrer Handtasche nach dem Lippenstift und zog sich die Lippen in dunklem Rot nach. Sie schminkte sich nicht oft, aber dieser Lippenstift stand ihr wirklich gut. Die Farbe gab ihr etwas Geheimnisvolles und zugleich Aufregendes, fand sie. in diesem Moment kam ihr eine Idee. Sie zog sich den BH, die Strumpfhose und den Slip aus, zog die Seidenstrumpfhose anschließend wieder an und das kaputte Kleid ebenfalls. So würde es gehen. Ja, bei genauem Hinsehen wurde klar, dass sie keinen BH trug. Aber vielleicht war das gerade gut. Männer fanden es doch super, wenn Frauen keine Unterwäsche trugen! Möglicherweise würde Miles es sogar erregend finden, dass sie auf Wäsche verzichtet hatte.

Schnell stopfte Lexi ihren gruseligen BH und den Schlüpfer in die Handtasche. Dann hielt sie die Tasche wieder vor den Riss im Kleid und verließ das Bad.

Miles hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und schaute ihr erwartungsvoll entgegen. Sein Hemd war jetzt vollständig aufgeknöpft, in der Hand hielt er ein Glas Champagner. Lexis Blick blieb automatisch auf seinem nackten Oberkörper hängen. Sie hatte ihn sich trainierter vorgestellt. Als Lexi sich bei diesem Gedanken ertappte, schalt sie sich selbst eine oberflächliche Kuh. Welche Rolle spielten schon optische Attribute, wenn man es mal auf lange Sicht betrachtete?

Miles stellte sein Glas auf einem extra dafür bereitgelegten Untersetzer ab und schaute sie dabei herausfordernd an. Ob er wohl bemerkt hatte, dass auch sie sich im Bad bestens auf das Kommende vorbereitet hatte? Würde er es mögen, dass sie keine Wäsche trug? Lexi fühlte sich magnetisch von ihm hingezogen. Als er neben sich aufs Sofa klopfte und ihr anzüglich entgegen grinste, reagierte sie prompt. Sie flog geradezu in Richtung des weißen Ledersofas und setzte sie sich ganz nah neben Miles. Ihr Herz schlug bis zum Hals, als er ihr tief in die Augen blickte. Seine unfassbare Selbstsicherheit in Verbindung mit seinem feurigen, ganz offensichtlich erregten Blick, der Lexi förmlich auszog, sorgten dafür, dass ihr sofort wieder warm wurde.

Miles nahm keinen Umweg. Er beugte sich zu Lexi und küsste sie ohne weitere Umschweife. Tabak, Wein, Knoblauch – so schmeckte Miles an diesem Abend. Lexi störte die Mischung nicht. Sie konnte an nichts anderes denken, als dass sie sich diesen Moment schon so lange so sehr gewünscht hatte. Als Miles sie immer weiter küsste, erwiderte sie seine Küsse selbstredend. Er schob ihr seine Zunge einfach in den Mund. Fordernd und direkt. Aber irgendwie war sie vor lauter Aufregung noch immer nicht in der Lage, sich fallenzulassen.

Walters legte seine Hand zwischen Lexis Beine. Er nahm sich, was er wollte, wie bei allem, was er tat. Wenn er überrascht war, dass Lexi keine Unterwäsche trug, ließ er es sich nicht anmerken.

Schnell zog er ihr das kaputte Kleid über den Kopf. Dann machte er sich an ihrer Strumpfhose zu schaffen, bevor er aufstand und anfing, sich die Hose aufzuknöpfen. Er hatte vielleicht ein paar Kilo zu viel, aber das störte Lexi nicht. Die Ausbeulung seiner Boxershort ließ vermuten, dass er sehr gut ausgestattet war. Ideale Voraussetzungen für eine Liebesnacht, die ihresgleichen suchte, dachte Lexi.

Das Hemd ließ Miles an, als er sich wieder neben sie aufs Sofa setzte. Die Hose lag achtlos auf dem Boden zu seinen Füßen. Miles war ein kleines Stück von ihr abgerückt und musterte sie von Kopf bis Fuß. Es war seltsam, Lexi fühlte sich Miles in diesem Augenblick ein wenig ausgeliefert. Doch das Gefühl verflüchtigte sich, als Miles sie wieder ein wenig zu stürmisch küsste, etwas feucht. Während des Kusses drückte er sie zurück, sodass sie halb auf der Couch zu liegen kam. Miles keuchte, während er sich umständlich seiner Boxershorts entledigte und gleichzeitig versuchte, Lexi weiter zu küssen. Dann nahm er ihre Hand und legte sie um seine erregte Männlichkeit. Wieder handelte Miles, bevor sie sich recht besinnen oder gar etwas fühlen konnte. Er umschloss ihre rechte Brust fest und spreizte ihre Beine.

„Das gefällt dir, hm?“ Miles Atem war ganz nah an ihrem Ohr und jagte Lexi einen wohligen Schauer über den Körper. Doch ehe sie sich irgendwie am Geschehen beteiligen konnte, ihn spüren oder streicheln, entzog er sich ihr auch schon wieder, und drang mit einer einzigen Bewegung in sie ein.

Es gab keinen gemeinsamen Rhythmus. Es gab den von Miles. Für Lexi blieb gar keine Zeit mitzugehen, sich auf ihn einzustellen. Er war auch hier zielorientiert und effizient. Wie im Büro. Alles ging so schnell. Als Miles zum Orgasmus gekommen war, fiel er wie ein Kartenhaus über Lexi zusammen. Schnaufend wie ein Marathonläufer hinter der Ziellinie, so, als hätte er gerade Unglaubliches geleistet, was ganz sicher nicht der Fall gewesen war, nicht aus Lexis Sicht, lag er auf ihr. Vorsichtig schloss Lexi ihre Arme um seinen etwas zu fülligen Oberkörper.

Das war mal ernüchternder Sex gewesen.

Sie hatte das Gefühl, seltsam unbeteiligt an dem eben Geschehenen gewesen zu sein, wie ein Zaungast. Vielleicht, dachte sie, war ihre Enttäuschung das klassische Phänomen übersteigerter Erwartung. Wenn man sich etwas in der Fantasie zu lange in den buntesten Farben ausgemalt hatte, kam die Realität doch niemals an das Kopfkino heran. Und dann: Miles war sehr angetrunken. Bestimmt würde es beim nächsten Mal, wenn er nüchtern war, besser sein. Man musste ja auch zusammenwachsen als Paar, die gegenseitigen Vorlieben kennenlernen, sich entwickeln.

Miles rollte von ihr herunter und lag noch immer schwer atmend neben Lexi.

Dann wandte er sich ihr zu und klopfte ihr auf den Bauch.

„Na, Pummelchen, war doch super, oder?“ Er grinste sie an.

Lexi hatte es die Sprache verschlagen. Pummelchen? Hatte er sie gerade wirklich so genannt? Direkt nach ihrem gemeinsamen ersten Mal?

„Ich gehe duschen“, sagte er und stand mit einem Ruck auf. „Dann sehen wir uns morgen im Büro, nicht wahr?“

Miles winkte Lexi von der Tür aus noch einmal zu und verschwand dann im Bad. Sie konnte gar nicht glauben, was ihr da gerade passierte. War sie soeben hinauskomplimentiert worden? Hatte ihr Chef sie etwa gerade als One-Night-Stand missbraucht? War sie nur eine Art Spielzeug für ihn gewesen, eine schnelle Befriedigung seiner Bedürfnisse? Sie, das Pummelchen? Walters hatte ihre Seifenblase vom Glück gerade einfach platzen lassen, auf total machohafte Weise, die, das wurde Lexi auf einen Schlag bewusst, seinen wahren Charakter eins zu eins widerspiegelte. War er tatsächlich so ein Mistkerl?

Im Bad sang Miles wieder. Oh sole mio. Na dann.

Lexi kochte vor Wut. Sie musste erst einmal ihre Gedanken sortieren. Alles, was sie wollte, war, auf schnellstem Weg diese Wohnung zu verlassen. Diesen Gefallen würde sie Miles Walters nur zu gerne tun.

Als sie das schwarze Minikleid über den Kopf zog, merkte sie, dass die Naht jetzt ganz aufklaffte und ihre Strumpfhose nach der lieblosen, plumpen Behandlung von Miles Walters eine dicke Laufmasche bekommen hatte. Gut, dass es draußen schon dunkel war. Lexi wollte so schnell wie möglich weg von hier, ihr war ihre Optik gerade gänzlich egal.

Beim Aufstehen riss sie einen der Sektkelche um, und das Prickelwasser ergoss sich in den weißen Flauscheteppich, der sich nicht nur im Flur, sondern auch hier im Wohnzimmer befand.

Erst erschrak Lexi instinktiv – doch dann entschied sie sich, dass dieses Malheur das Mindeste war, das sie für ihr Seelenheil tun konnte nach dieser unschönen Nummer ihres Chefs. Sie verließ das Penthouse so schnell sie konnte, während Miles Walters in seinem Bad immer weiter laut vor sich hin trällerte.

SQUADS

„Move your asses, Babes! Macht den Rücken gerade. Euer Gewicht belastet die Fersen, nicht die Zehenspitzen. Stellt euch hüftbreit hin. Und jetzt runter mit den Ärschen! Wer will einen knackigen Hintern? And go, and go, and go! Gebt alles, Ladies!“

Oscar McDougal, Fitnesscoach

Als Lexi draußen vor dem Haus nach einem Taxi winkte, hielt zunächst schon wieder keines an. Anscheinend war das heute ihr Schicksal. Vermutlich sah sie völlig ramponiert aus in dem kurzen, zerrissenen Kleid mit der kaputten Strumpfhose. Wäre sie ein Taxifahrer gewesen, hätte sie es sich wohl auch zwei Mal überlegt, sie mitzunehmen. Lexi tastete nach ihren Haaren, die nach allen Seiten abstanden wie bei einem Rosettenmeerschweinchen. Vermutlich gab ihre Frisur ihrem straßenköterartigen Aussehen noch den Rest.

Seit Lexi sich aus Protest gegen ihre Mutter und deren Vorstellung von einer ladyliken Frisur die Haare abgeschnitten hatte, war häufiger ein Besuch bei ihrer Friseurin fällig, und in letzter Zeit war sie kaum vor acht Uhr abends aus dem Büro gekommen. Ihr wurde schlecht, wenn sie daran dachte, wie viel Zeit sie einfach so an Miles Walters verschleudert hatte.

Lexi gab die Hoffnung auf ein Taxi schon fast auf, als endlich doch noch gnädigerweise eines anhielt. In dem Augenblick, wo Lexi auf der Rückbank in sich zusammensank, merkte sie, wie müde sie war, jetzt, wo die Anspannung endlich nachließ.

Pummelchen! Er hatte es gerade nötig. Schließlich hatte er nackt wirklich nicht das gehalten, was er angezogen versprach! Er trug selbst ein paar Gramm zu viel auf den Rippen mit sich herum, das war bei der flüchtigen Umarmung nach dem unschönen Sex überdeutlich zu spüren gewesen. Erstaunlich, was man mit Maßhemden so alles kaschieren konnte.

Von Miles Walters war nichts geblieben als bittere Enttäuschung, gewürzt mit einer guten Portion Wut. Was bildete der sich eigentlich ein? Sie war schließlich ein fühlendes Wesen und kein Möbelstück aus dem Büro, das er dahin schieben konnte, wo er es haben wollte. So ein Mistkerl, unglaublich!

Als das Auto endlich in Central Harlem vor dem riesigen Town House der Familie Hannigan-Flynn angekommen war, kochte Lexi noch immer. Mit schweren Gliedern kletterte sie aus dem Taxi und ging auf die Villa zu. Das „Pummelchen“ war tief in ihr Hirn gebrannt und beschäftigte sie viel mehr, als ihr lieb war.

Glücklicherweise hatte das Dienstmädchen um diese Uhrzeit schon frei, von der Putzfrau ganz zu schweigen. Es wäre ein gefundenes Fressen für das Personal gewesen, Lexi in diesem unwürdigen Zustand zu begegnen. Außerdem wollte sie jetzt keine fremden Gesichter sehen, in ihrem derangierten Zustand.

Im Wohnzimmer brannte noch Licht. Also war Mom noch wach. Lexi seufzte. Sie musste wenigstens noch kurz reingehen und Ophelia begrüßen.

„Hi, Mutter“, versuchte Lexi es betont fröhlich.

„Nenn mich nicht so!“ Ophelia Hannigan-Flynn saß aufrecht, ganz so, als hätte sie einen Stock verschluckt, auf einem der sieben Sofas, die in dem riesigen Living Room ihren Platz fanden. In dem Zimmer, das fast schon eine Halle war, wirkte ihre Mutter geradezu winzig. Selbstredend trug sie ein Kostüm von Armani. Ihr seidenes Halstuch in zarten Pastelltönen war perfekt auf die cremefarbenen Pumps abgestimmt, die sie auch zu Hause trug. Für Lexis Mutter war das ein normales Abendoutfit. Sie schien sich nie zu entspannen, Etikette wurde, egal zu welcher Tageszeit, großgeschrieben.

Und Ophelia hasste es, wenn sie Mutter genannt wurde. Dann fühlte sie sich so alt, wie sie tatsächlich war. Lexi verdrehte die Augen und ließ sich mitsamt der Laufmasche in den Strümpfen und dem zerrissenen Kleid auf ein Sofa fallen. Wenn es nach ihr gegangen wäre, hätte man aus dem Raum drei Zimmer machen können. Dann wäre sogar eine kleine Wohnung für sie in ihrem Elternhaus drin gewesen, ohne dass ihre Mutter das Schuh- oder das Ankleidezimmer aufgeben hätte müssen, was sie ohne Frage niemals in Betracht ziehen würde. Dafür liebte sie ihre „kleinen Annehmlichkeiten“, wie sie ihre Klamottenkammern nannte, viel zu sehr. Lexi dagegen fand es schlimm, dass man die riesige Wandelhalle, wie sie das Wohnzimmer insgeheim nannte, nicht ordentlich nutzte. Das Haus der Familie Hannigan-Flynn befand sich in einer Top-Lage New Yorks, aber die altmodische Innenausstattung und das aus Lexis Sicht völlig veraltete Prinzip, sich selbst auf derart aufdringliche Art und Weise ins vermeintlich rechte Licht zu rücken, war ihr mehr als zuwider. Wenn man Geld hatte, musste man es sich nicht noch so penetrant auf die Fahnen schreiben. Das allerdings sah Ophelia völlig anders. Für sie war es ganz und gar elementar, im Kreise ihrer Freundinnen ihren sozialen Stand zu präsentieren. Und da galt nun mal, dass es gar nicht protzig genug sein konnte.

In diesem Augenblick jedoch war ihr das alles reichlich egal. Endlich sitzen, mehr wollte sie gerade gar nicht. Stöhnend streifte sie ihre Schuhe von den Füßen und zog die Beine hoch auf die Couch. Erst dann sah sie den entsetzten Blick ihrer Mutter, die ihr gegenüber auf der äußersten Kante einer weiteren der monströsen Sitzgelegenheiten saß.

„Wie siehst du denn aus? Ist dir etwas passiert?“ Ophelias Augen hatten sich beim Anblick ihrer derangierten Tochter sichtlich geweitet.

„Ja! Miles Walters ist mir passiert.“ Lexi schnaubte. „Sag, haben wir noch Pralinen vom letzten Empfang da?“

„Kind, Essen ist keine Lösung, sondern macht nur dick. Erzähl mir lieber, was los ist!“

Von der Ansage ihrer Mutter unbeeindruckt stand Lexi auf, um sich in der Küche nach etwas Süßem umzusehen. Sie hatte sich etwas Leckeres verdient nach dem ganzen Stress. Schließlich hatte sie nicht einmal ihre Ente beim Edelfranzosen aufgegessen, und das war ihr noch nie in ihrem Leben passiert.

„Nun, wir sind uns nähergekommen, wenn man das so sagen will.“

„Ach.“ Die Neugier Ophelias war geweckt. Man mochte Mrs. Hannigan-Flynn ja viele Dinge nachsagen, aber prüde war sie nicht. „Wie war es denn, Schätzchen? Ist er mit den Walters’ verwandt, die dieses Textilimperium besitzen? Du weißt schon ‚Our Socks don’t suck‘.“ Klar, dass Lexis Mutter sogar den Werbeslogan parat hatte. Schließlich gehörte „Walters Socks“ zu den ganz großen New Yorker Textilherstellern mit Tradition.

„Da muss ich dich enttäuschen, Ophelia, dieser Walters ist mein Chef, wenn du dich erinnerst. Er heißt nur zufällig so. Das habe ich dir aber schon mal gesagt“, rief sie ihrer Mutter aus der Küche zu, wo sie bereits den Vorratsschrank geöffnet hatte. Offensichtlich hatte Mom wieder eine Flut unterschiedlicher veganer Besonderheiten einkaufen lassen, alles fettarm, das verstand sich von selbst. Quinoa, gepuffter Amarant, Couscous, Kokosnussraspel, Erdnussmehl. Wo waren nur die Reste des Buffets von der letzten Luxusparty? Wenigstens Kandismangos mussten doch noch da sein! Fluchend suchte Lexi weiter.

„Hoffentlich hast du dich da mal nicht unter Wert verkauft, Schätzchen.“ Der Ton ihrer Mutter verriet, dass sie sich genau dieser Tatsache schon jetzt sicher war. Ihre Tochter hatte etwas mit einem dahergelaufenen Irgendwem ohne gesellschaftliche Bedeutung angefangen – ein Kapitalverbrechen in ihrer Familie. Lexi brauchte jetzt wirklich etwas Süßes.

„Mom? Haben wir noch Pecan Crunchies? Es waren welche da gestern, ich bin mir sicher!“

„Du lenkst ab, Lexi. Wir haben schon so oft darüber gesprochen. Du solltest wirklich versuchen, einen standesgemäßen Partner zu finden. Unser Ruf hängt davon ab. Es geht da nicht nur um dich.“

„Sondern um die Familienehre, ich weiß, Mom!“ Lexi hörte selbst, wie genervt sie klang. Sie konnte die Rede ihrer Mutter im Schlaf. Auf ihr lastete der Druck, einen angemessenen Mann zu finden. Einen Mann „von Format“, wie ihre Mutter gern betonte. Bisher hatte keiner der Prüfung Ophelias standgehalten – nicht, dass sie schon so viele Männer mit nach Hause gebracht hatte, ganz im Gegenteil. Im Fall von Miles Walters hatte Lexi irgendwie gehofft, dass, wenn sie Miles erst erobert hatte, sie möglicherweise mit seinem Lamborghini und dem aufstrebenden Architekturbüro bei ihrer Mutter punkten konnte. Aber jetzt hatte ihr Boss ja nicht einmal bei ihr selbst gepunktet, und sie war genau so allein wie eh und je.

Sie schob ein Glas Mandelmus, fettarme Würstchen aus Soja und einen großen Block Räuchertofu beiseite. Mit Sicherheit hatte ihre Mutter noch irgendwo heimlich etwas Süßes gebunkert. Sie war nämlich eine ziemlich scheinheilige Veganerin, was natürlich weder Lexi noch ihr Vater, wenn er denn mal zu Hause war, jemals ansprachen.

Da! Lexi griff nach einer Packung „Peppermint Ponds“. Wenn sie schon die leckeren Pralinen nicht fand, musste eben Massenware herhalten.

Mit ihrer Beute ging sie zurück ins Wohnzimmer, wo Ophelia mit eiserner Miene in den überdimensionierten Fernseher starrte, offensichtlich ein wenig beleidigt. Lexi riss die Packung auf und steckte sich eine Praline in den Mund. Gar nicht mal so schlecht! Genießerisch schloss sie die Augen, und die Süße der Schokolade, gepaart mit der Frische der Minze waren ein Fest für den Gaumen. Schon fühlte sie sich besser.

„Keine Sorge, ich werde ihn nicht wiedersehen. Jedenfalls nicht privat. Du musst nicht so verbissen dreinschauen. Hier, nimm auch eine, ja? Das beruhigt das Gemüt, du wirst sehen.“

Doch natürlich schüttelte Ophelia den Kopf. „Ich achte auf meine Linie, das weißt du doch.“ Schon wieder dieser tadelnde Tonfall! Ophelia zupfte sich einen unsichtbaren Fussel von ihrem Ärmel. „Aber erzähl doch mal. Was ist denn passiert?“

„Er ist ein stilloser Mensch ohne Niveau, das ist passiert.“ Lexi berichtete ihrer Mutter, natürlich ohne Details, was sich genau zugetragen hatte.

„Und am Ende, nachdem wir uns, äh, nun ja. Also zum Schluss hat er mich Pummelchen genannt. Kannst du dir vorstellen, wie ich mich da gefühlt habe?“ Entschlossen griff Lexi nach einer weiteren Praline und zerkaute sie energisch.

„Nun ja, dass dieser Kerl über keinerlei Klasse verfügt, wundert mich jetzt nicht. Er scheint aus einfachen Verhältnissen zu kommen, wenn ich dich richtig verstanden habe.“

Ophelia Hannigan-Flynn beobachtete ihre Tochter, wie sie „Peppermint Pond“ Nummer drei in ihrem Mund verschwinden ließ. „Vielleicht hat er allerdings in einem winzigen Punkt recht und du solltest ein wenig mehr auf dich achten?“

Lexi hielt mitten in der Kaubewegung inne. „Mom!“

„Nun ja, Kind. Denk mal nach. Das hier ist New York! Eine der Modemetropolen der Welt. Wie viele junge, attraktive Frauen es hier gibt, ist doch wohl unbestritten. Besonders während der Fashion Week, ach! Da brauch ich gar nicht erst anfangen.“ Mrs. Hannigan-Flynn machte eine wegwerfende Handbewegung. „Da muss Frau sich schon besonders anstrengen, wenn sie sich einen adäquaten Ehemann angeln will. Hast du dich bei der letzten Gala der Stone-Stiftung mal umgesehen? Es war geradezu unfassbar, wie viele heiratswütige Damen dort herumstolziert sind, und alle in Topform! Da ist kaum eine dabei, die nicht Size Zero trägt.“

Oh je, Mutters Lieblingsthema. Lexi seufzte. Trotzig griff sie nach einer vierten Praline. Sie hätte das mit dem Pummelchen einfach weglassen sollen in ihrer Erzählung. Jetzt hatte sie den Salat.

„Mom, lass es gut sein, ja?“, bat Lexi ihre Mutter, aber natürlich war Ophelia Hannigan-Flynn nicht zu bremsen.

„Ich meine ja nur. Gemessen am gängigen Schönheitsideal bist du wirklich eher auf der stämmigeren Seite, nicht wahr?“ Sie strich eine unsichtbare Falte aus ihrem Rock.

„Mom!“

„Na, ist doch wahr. Von Size Zero bist du weit entfernt. Und wenn es jetzt schon so einem dahergelaufenen Möchtegern-Mann auffällt, sollte dir das schon zu denken geben. Vielleicht solltest du doch ein wenig an dir arbeiten? Du wirst auch nicht jünger oder schöner. Ich in deinem Alter hätte ja jeden haben können.“ Mrs. Hannigan-Flynn tastete mit einer beiläufigen Handbewegung nach dem Sitz ihrer Frisur. Sie hatte ihren Standpunkt auch so auf schmerzliche Weise deutlich gemacht. Selbstredend hatte Ophelia sich in Lexis biblischem Alter von fünfundzwanzig Jahren längst einen der begehrtesten Männer New York Citys geangelt. Sie war niemals arbeiten gegangen, weil sich das aus ihrer Sicht für eine Lady nicht ziemte. Vielmehr hatte sie sich voll und ganz der Aufgabe gewidmet, sich ordentlich zu verheiraten. Wie oft Lexi diese Geschichte schon gehört hatte, konnte sie gar nicht mehr zählen. Ihr Dad, der Traum einer jeden Frau, gebildet, klug und geradezu überirdisch attraktiv. Liebe auf den ersten Blick, Heirat, Ansehen.

Und dagegen dann Lexi: Von einem adäquaten Ehemann war sie so weit entfernt wie von der Antarktis. Dafür, sehr zum Missfallen ihrer Frau Mama, als Architektin beruflich auf eigenen Beinen stehend. Sie schien in den Augen ihrer Mutter einfach alles falsch zu machen, was ging. Jetzt auch noch von ihr zu hören, dass sie zu fett war, um einen Mann abzukriegen, ließ das Fass endgültig überlaufen.

Lexi schossen Tränen in die Augen. Vorsichtig stellte sie die „Peppermint Ponds“ neben sich auf das Sofa und stand auf. Ihre Mutter brauchte nicht zu wissen, wie sehr sie getroffen war. Heute ging anscheinend alles schief.

„Wie dem auch sei. Du entschuldigst mich, ich gehe zu Bett.“ Lexi versteckte sich hinter ihren formellen Worten und wandte sich ab, um schnellstens in ihr Zimmer zu gehen. Doch anscheinend hatte ihre Mom doch gemerkt, dass sie mit ihren Worten ein Stück zu weit gegangen war.

„Alexandra, warte! Das ist doch alles nicht so problematisch. Du könntest dir ein wenig Fett absaugen lassen und vielleicht eine klitzekleine Brust-OP, dann wird das schon, hm?“

Lexi drehte sich zu ihrer Mutter um, die noch immer auf dem Sofa saß, in unveränderter Position, vor sich ein Kännchen Ingwertee, in ihrer perfekten, kleinen Welt.

„Lass es einfach gut sein, Mutter“, sagte sie nur und hörte selbst, wie kalt sie klang. Dann ging sie durch die große Flügeltür und die eindrucksvolle Eingangshalle hinaus. Jetzt war sie nicht mehr nur auf Miles wütend, sondern auch noch bitter enttäuscht von ihrer Mom.

In ihrem Zimmer warf sie sich aufs Bett und starrte an die Decke. War sie wirklich so unansehnlich? Lexi schluckte schwer. Natürlich, sie entsprach nicht dem klassischen Schönheitsideal New Yorks mit ihren 67 Kilo bei einer Größe von 1,70 Metern. Besonders jetzt, mit der frechen Kurzhaarfrisur. Und die Hosen, die sie noch vor fünf Jahren problemlos getragen hatte, waren deutlich zu eng um ihre Hüften geworden.

Vielleicht war es tatsächlich an der Zeit, etwas zu ändern, abzunehmen, um besser auszusehen? Lexi wünschte sich wirklich sehnsüchtig einen Mann an ihrer Seite. Einen Partner, bei dem sie sich anlehnen konnte, Liebe, Zärtlichkeit, eine eigene kleine Familie - irgendwann. Was, wenn es bisher wirklich an ihrem Äußeren gescheitert war? Musste sie schöner werden, um sich die Liebe eines Mannes zu verdienen?

Sie sah Miles Walters vor ihrem inneren Auge, wie er sie getätschelt hatte wie ein Stück Vieh und dann, ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, im Bad verschwunden war, unverhohlen gleichgültig ihr gegenüber. Lexi spürte, wie sich eine Träne den Weg ihre Schläfe hinunter bahnte und sich in ihren Haaren verfing. Egal ob sie nun dünn genug war oder nicht: Kein Mann hatte das Recht, sie so zu behandeln, wie ihr Boss es an diesem Abend getan hatte. In Lexi regten sich Wut und Kampfgeist.

Sie würde Walters und auch ihrer Mutter schon zeigen, was in ihr steckte. Abzunehmen konnte schließlich keine allzu große Kunst sein. Sie würde sich in einem Fitnessstudio anmelden und sich die Fettabsaugung sparen. Dann könnte sie den Beweis erbringen, dass es keine Schönheitsoperationen brauchte, um gut auszusehen – und ihren Traummann finden!

Am Ende würde Lexi zum stolzen Schwan werden und ihre verdiente Rache an Miles Walters nehmen. Auch, wenn ihr jetzt noch nicht klar war, wie diese Rache aussehen sollte.

LIEGESTÜTZE

„Ihr müsst aussehen wie ein Brett. Der Allerwerteste darf nicht durchhängen. Auf geht’s, meine Damen. Noch acht, sieben - weiter runter mit euch! Der Bauch berührt beinah den Boden. Vier, drei – noch weiter, los, noch weiter! Kommt, kommt, kommt! Seid nicht so faul. So kann ich nicht arbeiten, das ist eine Beleidigung für jeden Trainer.“

Oscar McDougal, Fitnesscoach

„Und dann?“ Sasha saß Lexi gegenüber. Mit großen Augen hörte er ihr zu, wie sie die Geschichte der vergangenen Nacht erzählte.

Sie waren in der Mittagspause zu einem der unzähligen Starbucks gegangen. Lexi trank einen Latte mit Magermilch, während Sasha sich einen Java Chip Frappuccino gönnte. So dünn, wie er war, konnte er sich das natürlich locker leisten. Lexi war ein bisschen neidisch auf das cremige Getränk mit dem geeisten Mokka, gekrönt von einem gigantischen Sahneberg. Sie hätte ihren Latte, der so mager schmeckte wie er aussah, mit Freuden eingetauscht. Normalerweise hätte sie natürlich auch so einen Luxuskaffee wie ihr bester Freund ihn trank, genommen. Aber sie war nun mal fest entschlossen, bald wieder in ihre alten Hosen zu passen. Gerade leckte Sasha auf unglaublich feminine Weise ein bisschen Sahne von seinem Löffel.

„Nichts und dann. Hast es doch selbst gesehen. Heute ist ein ganz normaler Arbeitstag. Walters tut so, als ob nichts passiert wäre. Gar nichts!“ Lexi war noch immer wütend auf ihn. Das einzige, was er heute zu ihr gesagt hatte, war, dass sie andere WCs für John Jones Fleischmanufaktur aussuchen und sich etwas zu dem grinsenden Hot Dog überlegen sollte. „Dieser Mistkerl behandelt mich wie jeden anderen in der Firma. Er hat mich einfach nur ausgenutzt und obendrein noch beleidigt.“

„Aber Schätzchen, wie kann er dich denn ein Pummelchen nennen? Du siehst fabelhaft aus, absolut fa – bel – haft!“ Sasha wedelte mit seinem Strohhalm in der Luft herum, um seine Aussage noch zu unterstreichen. Er trug heute ein Hemd mit einem Kolibri auf der Brust und eine hautenge Hose in Orange. Keiner konnte so ein Outfit mit Würde tragen außer Sasha. Er sah aus wie er selbst. Seine Persönlichkeit wurde perfekt widergespiegelt.

„Nur leider hast du von Frauen keine Ahnung, mein Lieber. Ganz im Gegensatz zu meiner Mutter, die mich am liebsten für eine Ganzkörper-Restaurierung bei ihrem Schönheitschirurgen anmelden würde.“ Lexi konnte nicht verhindern, dass eine gewisse Traurigkeit in ihrer Stimme mitschwang. Die Erlebnisse der letzten Nacht waren zu frisch und noch dazu knurrte ihr Magen wie verrückt. Ihre Laune war im Keller und würde wohl erst wieder besser werden, wenn sie anfing, konkret etwas an ihrer Situation zu verändern.

Sasha, sensibel, wie er war, legte seine Hand auf ihre. „Kann ich dir irgendwie helfen?“

Lexis Miene hellte sich schlagartig auf. „Echt, würdest du?“

Er nickte vehement. „Natürlich, das weißt du doch!“

„Dann kommst du mit zu ‚Body Kiss‘? Das ist ja wirklich superlieb von dir!“ Lexi grinste Sasha an, dessen mitfühlender Gesichtsausdruck sich langsam von Perplexität hin zu blankem Entsetzen gewandelt hatte.

„Was? Du willst in diesen Fitnesspalast? Bist du verrückt geworden? Ehrlich, das kannst du doch nicht von mir verlangen!“ Sasha war der mit Abstand unsportlichste Mensch, den Lexi kannte. Wenn sie miteinander ins Kino gingen, brachte er es fertig wegen eines einzigen Blocks ein Taxi zu rufen. Trotzdem, er musste einfach mitkommen. Sie konnte sich nicht vorstellen, allein dort hinzugehen. Und es gab niemanden sonst, den sie fragen konnte. Sasha war ihr bester und einziger wirklicher Freund. Warum das so war, war leicht gesagt: Er gab ihr nie das Gefühl, sie wegen des Geldes ihrer Familie zu mögen. Es interessierte ihn nicht, woher Lexi kam. Bei manch anderem war sie sich da nicht so sicher. Ihre Erfahrung bewies, dass ihre Mutter zuweilen gar nicht so unrecht hatte damit, dass Neid auf ihren sozialen Stand viel verdarb.

„Doch. Du hast gesagt, du hilfst mir. Und ich will abnehmen und wieder knackiger aussehen. ‚Body Kiss‘ soll die beste Fitnesskette der Stadt sein. Direkt in Down Town Manhattan ist eine riesige Filiale, die haben auch einen tollen Wellnessbereich. Mit Sauna, Dampfbad und sogar einem Hamam. Textilfrei, wenn du verstehst, was ich dir sagen will.“ Sie zwinkerte Sasha zu.

Lexi hatte sich genau überlegt, wie sie ihren sportmuffeligen Freund dazu bringen konnte, sie zu begleiten. Und so wenig sportlich er war, so sehr stand er auf nackte, gut trainierte Männerkörper. Und Lexi hatte sich nicht geirrt, sie sah einen winzigen Funken in seinen Augen aufblitzen bei der Erwähnung der Saunalandschaft.

„Bitte. Denk an die ganzen knackigen Kerle dort“, bettelte sie noch einmal.

„Vielleicht schau ich es mir ja mal an …“ Sasha nahm einen großen Schluck des Iced Mokka und grinste Lexi an. Er war Single, wie Lexi. Doch im Gegensatz zu ihr störte ihn diese Situation nicht. Sasha war kein Freund von Traurigkeit, wie man so schön sagte. Während Lexi sich in letzter Zeit oft einsam gefühlt hatte, genoss er seine Freiheit in vollen Zügen. Seine Liebschaften waren in der Regel kurz und eher körperlich als emotional interessant für ihn.

„Super. Morgen nach der Arbeit“, nagelte Lexi ihn gleich fest. „Nimm Sportklamotten mit. Ich hab schon auf der Homepage nachgeschaut. Die haben da einen Kurs für Bauch, Beine und Po, mit Gewichten. Das ist ideal für mich – und dich natürlich auch, kann ja nie schaden.“ Lexi stand die Freude ins Gesicht geschrieben. Der erste Schritt war getan.

Sasha sah sie an. „Na gut, weil du es bist. Aber nur dieses eine Mal, ja? Vielleicht tut mir das Training tatsächlich ganz gut.“ Sasha sog genüsslich an seinem Iced Mocca und zwinkerte ihr zu, während er mit der Hand über seinen nicht vorhandenen Bauch strich.

* * *

Am nächsten Tag liefen Sasha und Lexi durch die abendlichen Straßen Manhattans. Lexi wollte mehr spazierengehen. Also hatte sie Sasha dazu breitgeschlagen, die paar Meter vom Büro ins Studio zu Fuß zurückzulegen. Die Hauptfiliale von „Body Kiss“ war nicht so weit von „Walters & Co“ entfernt. Zähneknirschend hatte Sasha dem einstündigen Spaziergang zugestimmt.

„Wenn ich noch einen einzigen Klodeckel sehe, dann schreie ich!“ Lexi seufzte. Sie war froh, dass der Arbeitstag vorbei war. Mindestens drei Mal hatte sie heute mit Jones telefoniert, der natürlich keine Ahnung von Badezimmerdesign hatte. Entsprechend schwierig waren die Gespräche verlaufen. Jones wünschte sich, das Hot-Dog-Motiv auch in den Sanitäreinrichtungen zu wiederholen und wollte es zum Maskottchen für seinen ganzen Betrieb machen. Lexi hatte vergeblich versucht, ihm die Bilder von lachenden Würsten in seinen Toiletten auszureden. Jones war sich seiner Sache absolut sicher und sie musste diesen Ausbund der Geschmacklosigkeit jetzt zu einem gelungenen Entwurf verarbeiten. Wie das gehen sollte, war ihr schleierhaft. Wo, zur Hölle, sollte sie das Wurstdesign geschmackvoll in den sanitären Einrichtungen anbringen?

Und Walters war ja schon mit den Klos, die Lexi ausgesucht hatte, nicht zufrieden gewesen. Sie sollte ihm schlichtere Designs raussuchen. Dabei wäre die eigentliche Kunst gewesen, verschnörkelte Toiletten zu finden. Und Lexi hatte keine einzige schlichtere Toilette entdeckt. Ihre Auswahl war schlicht.

Dazu kam, dass Miles den ganzen Tag mit seiner neuen Sekretärin geflirtet hatte, einer Size-Zero-Schönheit natürlich. Ihr Name war noch dazu Heaven. Lexi hatte sich wie ein dicker Bauerntrampel gefühlt angesichts dieses vom Himmel gefallenen Engels.

Umso mehr freute sie sich jetzt, mit Sasha zu „Body Kiss“ zu gehen, Feierabend zu haben. Bestimmt würde es nett, mal was Neues auszuprobieren, und der Anblick von Miles mit Heaven hatte sie nur noch mehr darin bestätigt, ihrem Dasein als hässliches Entlein ein Ende zu setzen und zum stolzen Schwan zu erblühen.

„Beschwer dich nicht, Lexi. Ich habe den Tag damit verbracht, am Gesichtsausdruck eines Hot Dogs zu feilen. Das Lächeln, das ich gezeichnet hatte, war diesem Jones nicht warmherzig genug. Er wollte, dass man es auch in den Augen sieht.“ Sasha rollte mit den Augen. „Dieser Auftrag ist gruselig, ich sag es dir. Eine Beleidigung für jeden kreativen Kopf.“

Lexi nickte zustimmend. Sie war da ganz einer Meinung mit Sasha. Er war einer der besten Zeichner, die sie kannte. Als Grafikdesigner war er bei Walters fürs Zeichnerische zuständig, für Schilder, besonders gestaltete Wände oder eben auch für den Gesichtsausdruck von Brühwürstchen.

In schweigendem Einvernehmen liefen die beiden weiter.

„Ich hasse diesen Hot Dog! Und Walters ist natürlich auch nicht zufrieden. Vielleicht könntest du mir ja beim Gesichtsausdruck des armen Würstchens helfen? Du willst doch auch, dass die Leute in den WCs von glücklich dreinschauenden Brühwürsten empfangen werden, oder?“

„Das würde dir so passen, was? Nein, nein, lass mich mal meine Klodeckel passend zum Leuchten in den Augen der Wurst aussuchen, da bin ich schon beschäftigt genug.“ Sasha und Lexi grinsten einander an, und sie hängte sich bei ihrem Freund ein. Sein Humor und seine Art, das Leben leicht zu nehmen, hatten ihr schon über so manches Tief hinweggeholfen. Auch als Kollege war er super. Mit ihm zusammen an neuen Designs zu tüfteln machte irre viel Spaß. Sie ergänzten sich einfach prima. Lexi war ihrem Freund wahnsinnig dankbar für die Begleitung zu „Body Kiss“, obwohl er dorthin mit Sicherheit so gut passte wie John Jones ins „Le Cygne Noir“. Lexi war noch nie in so einer Muckibude gewesen und erwartete das Schlimmste: Schweißgeruch, vor Anstrengung verzerrte Gesichter und ungehobelte Bodybuilder-Typen. Aber es half nichts, sie musste über ihren Schatten springen, wenn sie endlich ihren Traummann treffen wollte.

„Da vorne ist ja endlich die fünfundachtzigste Straße.“ Sasha riss Lexi aus ihren Gedanken.

Vor ihnen tauchte das Gebäude auf, in dem sich das Fitnessstudio befand. Das rosa Schild mit dem „Body Kiss“ – Emblem in schwungvollen, schwarzen Buchstaben war unübersehbar. Die Fitnesskette hatte mittlerweile ganz New York erobert und warb damit, neue Maßstäbe zu setzen. Das Wohlbefinden von Körper, Geist und Seele, einzigartig vereint. Hier, im Hauptgebäude, war angeblich „das größte Well-Fit in Manhattan“. Jedenfalls hatte das auf einem Werbeflyer gestanden, der Lexi neulich beim Friseur in die Hände gefallen war. Das Studio sei innovativ, arbeite mit einzigartigen Trainingsmethoden und führe somit garantiert zum Erfolg. Eine Schönheit mit Sixpack und ein perfekt trainierter Bodybuilder, die um die Wette in die Kamera strahlten, waren als Beweise abgebildet.

Der Empfang war ein riesiger Tresen, von unten pink beleuchtet, mit ein paar sehr schicken Barhockern aus Chrom davor. Gleich im Anschluss befand sich ein Barbereich, wo zwei Frauen saßen und sehr gesund aussehende Drinks zu sich nahmen. Sowohl die Rezeptionsdame als auch das junge Mädchen an der Bar trugen hautenge Sportoutfits in pink und schwarz, passend zum Tresen, und natürlich war auf den ersten Blick sichtbar, dass sie regelmäßig trainierten.

Lexi wäre beim Gedanken an ihre alte Jogginghose und das labbrige T-Shirt in der alten College-Tasche, die sie locker über der Schulter trug, am liebsten im Boden versunken. Sie hatte sich so ein Fitnessstudio ganz anders vorgestellt. Mehr wie eine alte Garage voller Hanteln und Sportgeräte, irgendwie dreckig. Jetzt stand sie hier in diesem protzigen Eingangsbereich und merkte, dass sie mit ganz falschen Erwartungen hierhergekommen war. Hätte Sasha Lexis Zögern nicht bemerkt und ihr einen Schubs in Richtung der Empfangsdame gegeben, wäre sie wohl einfach umgekehrt, hätte ihren Bauchspeck Bauchspeck sein und sich zu Hause die restlichen „Peppermint Ponds“ schmecken lassen.

In diesem Moment bemerkte aber schon die junge Frau an der Rezeption Lexi und Sasha.

„Hallo, Fitnessfreunde, was kann ich für euch tun?“ Die Sportfee hinter dem Tresen lächelte den beiden entgegen. Sasha schenkte der Empfangsdame sein schönstes Lächeln. „Fitnessfreunde, hast du das gehört“, flüsterte er in Lexis Richtung und gluckste.

Ihm schien es nie an Selbstbewusstsein zu mangeln. Er hatte einen Rucksack in der Größe eines Reisekoffers dabei, in den Sportoutfits für mehrere Wochen passten. Und wie sie ihn kannte, hatte er auch mindestens drei Garnituren in dem riesigen rosa Ungeheuer mit dabei, um spontan auswählen zu können, was er tragen wollte. Sie traute ihm sogar zu, dass er sich extra für diesen Anlass neu eingekleidet hatte. Er liebte Shopping.

„Hallo, junge Frau“, sprach er die Empfangsdame an und stellte seinen mit Strasssteinen verzierten Rucksack auf einen der verchromten Barhocker. „Meine Freundin hier und ich wollen so schön werden wie Sie.“

Die junge Frau kicherte und schaffte es tatsächlich, ein wenig zu erröten.