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Eine sehr fantasiereiche Mischung aus Piraterie und Magie. Marie Brown lebt im England des 17. Jahrhunderts und hat eine schwere Kindheit, nachdem sie von Familie Heinze adoptiert und ausgenutzt wird. Als junge Frau lernt sie Kapitän John Howard kennen, ein Mann der viel mehr mit ihrer Vergangenheit zu tun hat als sie ahnt. Das Amulett, welches Marie als Erbstück von ihrem Vater hat, zeigt immer öfter seine schreckliche, angsteinflößende Macht, doch was hat Maries Familie damit zu tun? Wird sie jemals das Geheimnis des Amuletts lüften? Und was hat es mit dem geheimnisvollen Magier auf seiner Insel zu tun? Ein Abenteuer voller Liebe, Leidenschaft, Kampf und Verrat beginnt. Die raue See ist gnadenlos, Feinde können überall lauern. Kapitän Lafitté ein französischer Piratenkapitän treibt zudem sein Unwesen, doch wie viel weiß er wirklich?
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Seitenzahl: 212
Veröffentlichungsjahr: 2018
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Marie Brown, sowie alle anderen hier handelnden Charaktere sind fiktiv und somit keine realen historischen Personen.
Auch die magische Insel ist fiktiv. Lediglich die Länder sind echt.
Ich bedanke mich bei Nadine für ihre jederzeit willkommene Art meine Manuskripte probeweise zu lesen. Ohne dich wäre dieses Manuskript wahrscheinlich niemals beendet worden.
Ich bedanke mich an meine Familie für die Inspiration.
Ich bedanke mich bei meinen Lehrern die mich jederzeit gefördert haben, so dass mich meine Schwächen nicht einschränken.
Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Ich erinnere mich noch gut. Die dunkle Ära die sich seit Jahren in diesem Land niederließ neigte sich dem Ende zu. Friedensgespräche zwischen den Mächten wurden geführt. Die Welt war nicht mehr wie sie einmal war. Viele Städte und Dörfer waren von den Kriegswirren zerstört worden. Familien auseinander gerissen. Nur langsam zog der Frieden wieder ein. Soldaten die an der Front gekämpft hatten wurden zu ihren Familien gebracht. Angehörigen deren Söhne oder Väter nicht überlebt hatten, wurden persönlich von einem Offizier darüber unterrichtet. Nach außen hin näherten sich die Nationen, doch die Realität sah anders aus. Jede Seite war noch immer voller Misstrauen gegenüber der anderen. Der Hass war zu tief in den Menschen festgesetzt. Heute war mein fünfter Geburtstag und ich hatte mich so darauf gefreut. Mein Vater, ein Mann der englischen Marine, sollte heimkehren. Doch dieser Tag sollte einer der schlimmsten Tage in meinem Leben werden. Schon das schlechte Wetter sollte ein schlechtes Vorzeichen sein.
Ein uniformierter Mann besuchte uns. Seine Uniform bestand aus einem roten Justaucorp, eine weiße Weste und einer roten Hose. Seine Auszeichnungen verrieten seinen hohen Rang.
Dieser Mann war nicht einfach nur ein Soldat, dieser Mann war ein hohes Tier. Mein Vater trug auch oft diese Kleidung. „Ich wünsche einen guten Abend Mr und Mrs Brown. Ich bin Offizier Grissworld und ich war in der Einheit ihres Sohnes, Thomas. Es tut mir leid ihnen diesen Brief überreichen zu müssen.“ Er übergab meiner Großmutter den Brief. Der Raum wurde nur durch Kerzenlicht erhellt. Draußen war es am Regnen und die Fenster waren beschlagen. Der Raum wurde von einer merkwürdigen kälte ausgefüllt. Eine Kälte die jedem in Sekunden schnelle eine Gänsehaut bereitete. Die Tränen meiner Großmutter kullerten ihre alten Wangen hinunter. Die Haut war runzelig und mit einigen Falten, die ihr hohes Alter verrieten. Ihr graues Haar war zu einem hohen Dutt gebunden, einzelne Strähnen hingen hinunter in ihr Gesicht.
Mein Großvater packte seinen Gehstock fester, den er als Stütze für sein linkes Bein brauchte. Es war in seinem letzten Kampf verkrüppelt worden. Der Gehstock war aus braunem Holz mit einem goldenen Knauf oben drauf. Seine andere Hand legte er auf die Schulter meiner Großmutter. Seine Hand zitterte als er fragte:
„Sind sie sich sicher, Sir?“ ihm traten die Tränen in die Augen. Er rang um seine Fassung. Er war ein stolzer Mann und ich hatte ihn noch nie so gesehen. Ich stand immer noch in der Ecke im Zimmer. Der Schatten lag über mein Gesicht und ich zitterte am ganzen Körper. Mir war es unheimlich, meine Großmutter weinen und meinen Großvater mit seinen Tränen Kämpfen zu sehen. „Was ist mit Papa? Oma, Opa wo ist Papa? Was meint der Mann?“ man hörte tiefe Verzweiflung in meiner Stimme. Tränen überströmten meine Wangen. Auf mein Kleid, tropften nun meine Tränen und es wurde feucht am Kragen und Dekolleté. Der Offizier schaute zu mir, er kam langsam auf mich zu und ging vor mir in die Hocke. Nun konnte ich in seine braunen Augen gucken. Er müsste im Alter meines Vaters sein, vielleicht ein paar Jahre älter. Er strich mir über die Wange und lächelte leicht, es ging ihm nahe: „Wie heißt du meine Kleine?“ Ich sah ihn an und schluchzte: „Marie.“ Meine Tränen tropften von meinem Kinn auf den Boden und hinterließen ihre Spuren dort. Ich konnte nicht aufhören zu weinen. Grissworld sah mir in meine, vom Weinen verschleierten blauen Augen. Die Augen legten die Unschuld eines kleinen Mädchens, was kaum was vom Leben wusste, dar. „Das ist aber ein schöner Name, ich bin der James, Marie und ich habe mit deinem Vater unser Land auf dem Meer verteidigt. Aber weißt du Marie, dein Vater ist bei dem Versuch dem Schiffsjungen zu retten getötet worden. Er wird nicht mehr wieder kommen. Aber er wäre stolz auf dich, wenn er dich sehen könnte. Stolz darauf so eine tolle mutige Tochter zu haben.
Hier schau, er hat mich gebeten dir das hier zu geben. Dir widmete er seine letzten Worte.“ Er holte ein Amulett aus seiner Tasche. Ich erkannte es, als das meines Vaters wieder. Es war rot, mit einem weißen verstrickten Muster und einem blauen Saphir in der Mitte, welcher Oval war. Es hatte sechs Ecken und man konnte es an der Seite öffnen. James Grissworld legte mir das Amulett um, es reichte mir bis zum Bauch. Ich nahm es in die Hand und klappte es auf. Darin befand sich auf der einen Seite ein Bild meiner Mutter. Meine Mutter war eine schöne Frau gewesen und sah mir sehr ähnlich. Auf dem Bild hatte sie ihre Haare hochgesteckt. Mein Vater erzählte mir oft wie barmherzig sie war, sie hatte immer ein Herz für alle Lebewesen. Egal ob diese Menschen alt, jung, arm oder reich waren.
Auch egal ob es überhaupt Menschen waren.
Wenn sie meine Mutter um Hilfe baten, dann half meine Mutter. Ich persönlich kannte sie nicht, sie verstarb gleich nach meiner Geburt.
Auf der anderen Seite des Amuletts war ein Bild von meinem Vater und mir, wo ich auf seinen Schultern saß. Das war immer der höchste Punkt für mich den es gab. Mein Vater und ich hatten immer ein enges Verhältnis und er hat mich geliebt. So sehr wie ein Vater sein Kind nur lieben kann. Er hätte alles für mich gemacht und alles gegeben. Ich klappte das Amulett wieder zu doch behielt es in dem festen Griff meiner Hand.
Ich sah in den Saphir, für mich sah er fast so aus wie ein Auge. Ich spiegelte mich darin. Dann sah ich wieder auf. James lächelte mir aufmunternd zu und richtete sich wieder auf. Er streichelte mir noch ein letztes Mal durch meine Haare. Dann ging er zu meinen Großeltern, verneigte sich tief und höflich gleichzeitig drückte er erneut sein
Beileid aus: „Es tut mir leid.“ Anschließend verließ er das Haus. Mit einem Mal war es still.
Das Haus was früher voller Leben war, war nun totenstill. Die Räume meines Vaters waren leer.
Alles war noch so, wie er es verlassen hatte. Es war wie in einem Geisterhaus. Allein das Weinen der Bewohner war noch zu hören. Das Weinen von Eltern, die ihren Sohn nie wieder in ihre Arme schließen würden. Und das Weinen eines kleinen Mädchens, die nie wieder Schutz in den Armen ihres Vaters finden würde. Man konnte denken, dass selbst das Haus weinte, denn der kühle Dezemberwind strich ums Haus und erschuf traurige gespenstige Geräusche.
Einige Wochen der Trauer vergingen, doch es wurde nicht besser. Der Kloß in meinem Hals blieb. Zu allen Überfluss wurde meine Großmutter krank. Sie lag nur noch im Bett, aß und trank nichts mehr. In der Nacht hörte ich immer öfters Großvater weinen. Ich bekam kaum ein Auge zu. Ich hatte große Angst. Eines Abends geschah es. Ich saß auf der Bettkante, bei meiner Großmutter und sie strich mir über meine Hand. Ihre Hand war eiskalt und zittrig. Das Zimmer war dunkel nur eine Kerze leuchtete.
Die braunen Vorhänge waren zu gezogen.
Draußen schneite es. Großvater saß vor dem Bett auf einem Stuhl und strich meiner Großmutter die Haare aus dem Gesicht. Schweißperlen bildeten, sich auf Großmutters Stirn. „ Marie pass gut auf dich auf, mein Schatz. Du bist der ganze Stolz unserer Familie. Sei nicht traurig.
Und vergiss niemals dass du eine Brown bist. Du bist nie allein.“ Flüsterte sie mir zu. Worte die wohl für mein Leben lang in meinem Gedächtnis gebrannt wurden. Sie sah zu Großvater und hauchte mit letzter Kraft „Ich liebe dich...“ Kaum hatte sie diese drei Worte ausgesprochen da schloss sie die Augen und verstarb. Man merkte wie ihre Seele aus ihr entglitt. Ihr Körper erschlaffte. Ihre Hand verlor die Spannung. Sie war blass und ihr Körper war still. Nichts bewegte sich mehr. Nicht ihr Brustkorb, beim Atmen und nicht mehr ihre Augen. Gevatter Tot hatte sein Werk verrichtet. Großvater fing an zu weinen und nahm mich auf seinen Schoß. Er drückte mich an sich. Ich war sein letzter Halt.
Ich war das einzige Stück Familie was ihm blieb.
Ich konnte nicht weinen. Meine Augen waren trocken. Ich begriff das Geschehene noch nicht, wollte es nicht wahrhaben. Wieso schlief meine Großmutter einfach so für immer ein? Ich wollte das nicht. Immer wieder rief ich nach ihr, ich wollte dass sie wieder aufwacht. Doch diesen Wunsch konnte mir niemand erfüllen.
Am nächsten Tag wurde Großmutter außerhalb der Stadt vergraben auf dem großen Friedhof, direkt neben dem Grab meines Vaters. Ihr Grabstein war grau und etwas kleiner als der meines Vaters. Auf ihm standen ihr Geburtsdatum und ihr Todestag. Das Grab wurde zu geschüttet. Ich stand an der Hand meines Großvaters. Wir trugen schwarze Kleidung.
Großvater weinte leise. Auch ich weinte bitterlich. Etliche Nachbarn und Bewohner der Stadt sprachen uns ihr Beileid aus. Nach der Beerdigung gingen wir heim. Heim zu diesem großem Haus, das nun noch einsamer schien, als schon zu vor. Ich fühlte mich nicht mehr Wohl, in den Wänden wo ich aufgewachsen war. Meine Kindheit, so unbeschwert wie sie vorher war, so schlimm war sie nun geworden. Es wurde Abend und ich lief in meinem weißen, mit pinken Rüschen versetzten, langen Nachtkleid zum Wohnzimmer wo ich meinen Großvater erwartete. Doch nach der Tür blieb ich wie angewurzelt stehen. Meine Augen wurden groß, ich konnte nicht glauben was ich da sah. Mein Herz klopfte wild. Mein Großvater stand da und hielt sich eine Pistole an den Kopf. Ich wusste noch nicht einmal das er eine Besaß. Er drehte sich zu mir und sprach mit ruhiger Stimme:
„Bitte folge mir nicht dahin, wo ich jetzt hin gehe Marie. Lebe dein Leben und mach unsere Familie stolz. Ich liebe dich mein Kind“, „Nein Opa!“, wollte ich ihn davon abbringen doch in diesen Moment knallte es bereits aus der Pistole und mein Großvater fiel auf den harten Holzboden. Das Blut verbreitete sich auf dem Boden. Eine riesige Blutlache rund um meinen Großvater entstand. Das Blut reichte bis zu meinen Füßen. Ich spürte diese warme Flüssigkeit an meinen Zehen. Ich fing an zu schreien. Ich schrie mir meine Seele aus dem Leib. Das konnte doch nur ein böser Albtraum sein. Aber das schreien half nichts, mein Großvater wurde nicht mehr lebendig. Ich wachte nicht in meinem Bett auf, das was Geschah war die Realität. Die Realität eines kleinen Mädchens das nun alles verloren hatte.
Meine Hände umgriffen feste das Amulett, ich versuchte Halt zu finden. Mein Schreien aber, verstummte für keinen Augenblick. Mir liefen Tränen über die Wangen, sie tropften auf den Boden. Jede einzelne Träne hinterließ einen nassen Fleck. Würden sie nie gestoppt werden, dann würden sie wohl irgendwann einen See bilden. Nur verschwommen bekam ich mit wie die Tür aufgebrochen wurde. Fünf Leute, wurden auf mein Schreien und den Knall aufmerksam und stürmten herein. Als sie den Toten Körper in all dem Blut sahen, hielten sie kurz inne. Es war zwar in der heutigen Zeit, nichts Besonderes Tote zu sehen, aber das Bild was hier zu sehen war zeigte ein schreckliches Szenario. „Oh mein Gott. Bringt das Kind hier raus!“ Hörte ich schließlich einen der Männer sagen. Die Frau die dabei war, nahm mich auf ihren Arm und verließ mit mir den Raum Auf der Straße stellte sie mich kurz ab. Ich sah sie weinend an, immer noch das Amulett fest im Griff. „Du arme Kleine Maus“ Flüsterte sie mir zu und drückte mich an sich. Ich weinte und dachte ich würde mich nie mehr beruhigen. Die Frau versuchte verzweifelt mich zu beruhigen. Ich bekam mit wie mein Großvater in einem Tuch gehüllt weggebracht wurde. Er würde nicht mit auf dem Friedhof vergraben werden wie all die anderen. Er hatte Selbstmord begangen und das war eine der größten Sünden die man begehen konnte. In derselben Nacht wurde ich in ein Waisenhaus gebracht. Die Frauen die das Heim führten, nahmen mich auf und ich bekam eines der vielen Betten. Die Betten standen in Reih und Glied in einem Raum. Die Wände waren kahl. Der Ton hier war rau. Liebe bekamen wir nicht, dafür sollten wir diszipliniert sein und immer höflich in jeglicher Situation. Die Gesellschaft wollte Frauen hervorheben die für ihren Mann alles tun würden. Genau zu solchen Damen sollten wir erzogen werden. Es war eine schreckliche Zeit.
Viele der Mädchen versuchten ab zu hauen, doch die meisten ohne Erfolg. Wenn jemand adoptiert wurde, war das eine reine Glückssache. Nicht jede Familie wollte Mädchen haben.
An meinem zehnten Geburtstag wurde ich dann adoptiert von Joseph und Elisabetha Heinze. Ein deutsches Ehepaar, welches man ihren Reichtum ansah. Sie trugen schicke Kleidung. Die Frau war geschminkt und schien hochnäsig. Ich fragte mich was sie wohl mit mir als Adoptivkind wollten, immerhin waren England und Deutschland schon immer verfeindet gewesen.
Lysbeth, die das Heim leitete verabschiedete sich von mir: „Lebe wohl, Marie und hör auf deine neuen Eltern.“ Mit einem Schiff fuhren wir über den Ärmelkanal nach Deutschland. Dann ging es per Kutsche durch die Hafenstadt. Vor einem hohen Haus blieben wir stehen. Wir traten ein, das Haus hatte nicht nur viele Fenster sondern auch eine große Treppe. Es war Licht durchflutet und besaß viele Räume. Ich fühlte mich verloren.
Dann lernte ich sie kennen, den Grund warum ich adoptiert wurde: Klara, die leibliche Tochter von Joseph und Elisabetha. Sie war in meinem Alter und das einzige Kind der Familie. „Klara das ist Marie, sie wird ab heute deine beste Freundin sein und alles mit dir machen was du willst.“ Erklärte Elisabetha und sprach dabei von mir wie von einem Spielzeug. Klara freute sich darüber sehr, nun hatte sie eine Freundin. Klara war eigensinnig und verwöhnt. Sie bekam immer alles was sie haben wollte. Ich war ihre einzige Freundin. Dafür das ich das war, durfte ich im Haus wohnen, mit essen und trinken und war nach außen hin die perfekte Adoptivtochter. Ich wurde ab nun in eine Schule für höher angesehenes Volk geschickt. Also für Kinder dessen Eltern sich mehr als, ungelernte Lehrer wie es die an einer normalen Volksschule gab, leisten konnten. Der Lehrer war sehr streng zu mir. Er wusste von meiner Abstammung aus England und das ich nur adoptiert war. Er behandelte mich vor den anderen Schülern wie Ungeziefer. Ich stand unter hohem Leistungsdruck. Es wurde gewünscht dass ich immer gute Noten Heim brachte. Außerdem sollte ich so schnell wie möglich lernen deutsch zu sprechen und das ohne Akzent. Für jede schlechtere Note gab es Prügel, und von denen reichlich. Auf Feiern sollte ich mich benehmen wie eine Dame. Aufrecht sitzen, nicht reden und das tun worum immer ich auch gebeten wurde.
Ich sollte ein Vorzeige Kind sein, genau wie Klara, nur das diese reden durfte. Sie war ja immerhin von Anfang an gebildet und genoss das hohe Ansehen eines Genies. Angeblich besaß sie besondere Kräfte, die einmal die Welt verändern sollten. Sie war ein Star unter all den Gästen auf welcher Feier wir auch waren. Wie mich das ankotzte. Ich war immer nur die englische Adoptivtochter. In dieser Zeit vermisste ich meine Familie mehr als alles andere auf der Welt. Ich wünschte mir so sehr das ich die Zeit zurück drehen könnte. Ich träumte davon meinen Vater wieder zu sehen und mit ihm zu leben, in England. Diese Gedanken ließen mir immer die Tränen in die Augen steigen. Mein einziger Halt: das Amulett.
„Was hast du denn schon wieder?! Hör auf zu heulen und hilf mir lieber Marie!“ Ich wischte mir schnell die Tränen von den Wangen, ich war in meinen Gedanken mal wieder ganz wo anders.
Mittlerweile war ich 16 Jahre. Klara wurde in zwischen mit Johannes verlobt. Dem Sohn eines Grafen. Die Verlobung stand für die gute Beziehung zwischen beiden Familien. Ich bezweifelte das Klara, Johannes wirklich liebte.
Heute war der Tag an dem sie mit ihm gehen würde. Ich trat an sie heran und band ihr Korsett zu. Sie hielt sich an ihrem Schminktisch fest, der einen Spiegel hatte. Ich sah durch den Spiegel in ihr Gesicht: „Liebst du ihn überhaupt?“ fragte ich sie. Ich hatte inzwischen meinen englischen Akzent abgelegt. Sie drehte sich zu mir um gab mir eine Ohrfeige und sah mich Vorwurfsvoll an:
„Wie kannst du es wagen mich so etwas zu fragen? Das geht dich nicht im Geringsten etwas an!“ Meine Wange schmerzte leicht und ich musterte Klara worauf ich murmelte: „Also nicht...“ Sie sah mich boshaft an: „Das ist absurd Marie, und das weißt du! Johannes ist mein Verlobter und ich werde ihn lieben und ehren als meinen Zukünftigen. Wir werden viele Kinder bekommen und unsere Eltern werden weiterhin ein gutes Verhältnis zu einander haben. Ich werde Gräfin von Lothringen sein! Außerdem hast du gar keine Ahnung. Wie auch du hast ja noch nicht einmal Erfahrung! Wer würde auch dich lieben wollen. Jemand der bei klarem Verstand ist, sicher nicht. Jetzt aber Schluss damit! Los binde das Korsett zu Ende und fertig.“ Sagte sie und rang um ihre Fassung dann drehte sie sich wieder um, den Blick gesenkt. Ich seufzte leise und band das Korsett zu Ende. Ich zog es stramm, damit es ihre Brüste gut oben hielt. Anschließend half ich ihr in ihr bestes Kleid, es war Gelb und schien in der Sonne fast golden zu leuchten. Als sie es an hatte, ging ich mit ihr hinunter. Dort standen bereits alle und warteten auf Klara. Johannes drehte sich zur Treppe die wir hinunter gingen. Ich ging etwas weiter hinter Klara. Er reichte ihr bei den letzten Stufen die Hand, als würde sie diese nicht mehr alleine schaffen. Er verbeugte sich und küsste ihre Hand. „Du siehst wunderschön aus meine Liebe.“, sagte er und lächelte. Sie sah wirklich wunderschön aus, wie eine Prinzessin. Wenn ich auch ihre Art missachtete, so musste ich mir eingestehen, dass sie hübsch war. Ein Idiot würde was anderes behaupten. Sie hatte ein makelloses Gesicht. Immer rote gesunde Wangen. Blondes weiches Haar und eine Traumfigur. Ich dagegen war, ein stinknormales Mädchen. Hatte hier und da meine Problemzonen. Zum Beispiel verzierte mein blasses Gesicht, wie ich fand, eine viel zu kleine Stupsnase außerdem hatte ich Sommersprossen.
Oft genug hatte ich schon versucht sie zu vertuschen, doch sie schimmerten immer durch.
In Kombination ließ mich beides Kindlich wirken, und das hasste ich. Aber das schlimmste waren meine dunkelblonden Haare. Diese ließen sich morgens immer nur schwer bändigen.
„Ein Traumpaar finden Sie nicht, Joseph?“ Kam es von Albert, dem Vater von Johannes. Man sah Joseph an, ihm fiel es nicht leicht, sein kleines Mädchen gehen zu lassen. Er liebte sie. Er liebte sie so wie jeder Vater seine Tochter liebte. Ich fragte mich ob mein Vater wohl auch so wäre.
Aber eigentlich war ich mir dabei sicher, dass er genau so wäre. Bei dem Gedanken lächelte ich leicht. „Ja.. Ja ein wundervolles junges Paar, mein Herr.“ Kam es schließlich von Joseph. Er würde niemals dem Grafen von Lothringen widersprechen. „Herrschaften, ich will ja nicht drängen aber die Kutschen warten. Es ist Zeit aufzubrechen.“ Kam es von dem Butler, ein recht kleiner Mann, in einem dunklen Anzug und weißem Hemd, mit schwarzer Fliege. Er wich dem Grafen und dessen Familie nie von der Seite. Albert nickte. Wir begleiteten sie noch vor die Tür. Sie stiegen in die Kutschen ein. Der Kutscher ließ die Pferde antraben. Joseph und Elisabetha winkten den Kutschen hinterher, bis diese nicht mehr zu sehen waren. Dann gingen wir zurück in das Haus und das Paar setzte sich ins Wohnzimmer. „Marie hol uns bitte einen guten Wein“ Sagte Joseph und ich nickte. Ich ging die Treppen hinunter zum Keller. Unter meinen Schritten knarzte das Holz. Daran erkannte man wie alt das Gebäude schon war.
Seit etlichen Jahren war es in Besitz der Familie Heinze und wurde in den Generationen weiter gegeben. Aus dem Regal nahm ich eine der Flaschen. Familie Heinze hatte selbst Weinstöcke angebaut und der Wein der daraus bestand war immer sehr begehrt. Als ich den Wein hoch brachte wurde mir eines klar: Ab den heutigen Tag werde ich nicht mehr nur die Adoptivtochter sein, sondern das Dienstmädchen. Sie würden mich damit weiter ausbeuten.
6 Jahre später
„Marie? Marie? Ma… ach da bist du!“ Leonard, ein Blondschopf stolperte ins Zimmer. Joseph und Elisabetha haben ihn noch bekommen, nachdem Klara ein Jahr weg war. Er war nun fünf und ein kleiner Raufbold. Er war genauso verwöhnt wie Klara und durfte einfach alles. Er rief nach mir, bei jeder Kleinigkeit und ritt mich mehr als zweimal in die Scheiße. Insgeheim hasste ich ihn, doch äußerlich war ich das nette, höfliche Dienstmädchen was ihm jeden Wunsch erfüllte. Genauso, wie ich es bei Klara immer war. „Marie, putz meine Jagdschuhe! Vati und ich wollen auf die Jagd!“ sagte er aufgeregt.
Heute sollte er zum ersten Mal mit Joseph auf die Jagd gehen und man sah ihm an, dass er sich darauf freute. Schon seit Tagen sprach er von nichts anderes mehr. „Ja klar, mach ich.“
Entgegnete ich ihn so freundlich wie möglich.
Ich hasste die Jagd, es kam mir unfair vor, die armen Tiere einfach abzuschießen nur um seine Jagdschätze aufzurüsten. Es gab kaum eine Saison wo Joseph nicht auf die Jagd ging und mit reichlich, Fällen und Geweihen wieder kam. Das Fleisch verkaufte er meistens. Denn ihm selber schmeckte Wild nicht. Es ist als äße man den Wilden ihr Fleisch weg höre ich noch seine Worte als ich ihn fragte warum er das nicht mag.
Ich putzte die Jagdschuhe von Leonard sauber, ohne ein Fleck zu vergessen. Sie glänzten leicht „Hier Leonard, deine Schuhe“ deutete ich schließlich und sah zu dem Jungen der mit gespannten Augen auf seine Schuhe sah. Er zog sie gleich an und setzte sich dazu auf den Boden.
Dann sprang er auf und lief hinaus „Vati… Vati wir können los und die elenden Hirsche erschießen!“ Ich seufzte als ich diese Worte hörte. Wie der Vater, so der Sohn dachte ich mir.
Ich stand auf und lächelte leicht. Elisabetha war auch unterwegs in Lothringen und würde erst zur gleichen Zeit wie ihre Männer heimkommen.
Das hieß für mich fünf Monate Freizeit. Ich atmete tief durch, diese Zeit würde ich genießen.
Kurzdarauf war ich in der kleinen Hafenstadt, in der wir wohnten, unterwegs. So wie die eine Seite der Stadt am endlosen Meer und einem endlos wirkenden Strand endete, so richtete sich am südlichen Ende ein Wald auf. Ein tiefer Mischwald, der der ganze Stolz der Grafschaften war. Mich zog es an den Strand. Ich setzte mich in den lauwarmen Sand, es war Mai und die Sonne wärmte mich leicht. Sie lag hinter mir, und ihr Schein ließ das Meer glitzern. Ach wie sehr erinnerte mich dieser Anblick an die Tage, wo mich mein Vater einmal mit auf das Schiff genommen hatte. Auf die Odyssee eines der größeren Schiffe der englischen Marine. Für mich das größte Schiff was ich bisher gesehen habe. Hier an den Hafen legten üblicher Weise nur Handelsschiffe an. Als ich so an meinen Vater und an die Tage meiner glücklicheren Kindheit dachte, packte ich an das Amulett was er mir hinterlassen hatte. Es gab mir halt. Ich seufzte leise versuchte meine Vergangenheit für einen Augenblick zu vergessen. Mein Leben jetzt und hier zu genießen. Ich schaute den Möwen zu die in der Luft segelten, sich ab und zu aufs Wasser niederließen. Immer mal legte ein Schiff am Hafen an oder ab. Die Männerstimmen hallten herüber. Nur vereinzelt hörte man Frauenstimmen heraus, es waren die Frauen der Seefahrer und Händler. Oder Huren die die Männer beglückten. Ich versuchte mir vorzustellen wie wohl das Leben einer Hure aussah. Man wurde für einen oft brutalen Sex mit fremden Männern bezahlt. Es war sicherlich nicht der beste Job. Ich konnte mir nicht vorstellen als so etwas zu arbeiten. Doch die Frauen selbst, verachtete ich nicht. Sie hatten meist ihre Gründe dafür oder machten es nicht freiwillig.
Das Meer blieb unter den Schiffen ruhig, nur vereinzelte Wellen fanden ihren Weg an die Küste und brachen kurz davor, um das Wasser zum Schäumen zu bringen. Das Wasser hatte eine Türkise Farbe, weshalb es das Grüne Meer genannt wurde. Dann sah ich ein Schiff, größer als all die anderen. Es war eines mit drei Mästen und die Gallionsfigur bildete einen Delfin. Ich kniff meine Augen schmal zu um zu erkennen welche Flagge gehisst war. Ich erkannte sie:
Rotes St.-Georgskreuz auf weißem Grund: