Das magische Wien - Gerhard Kunze - E-Book

Das magische Wien E-Book

Gerhard Kunze

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Beschreibung

Entdecken Sie Ihren persönlichen magischen Platz Wien ist eine magische Stadt! Sie bezieht ihren Zauber aus den wunderbaren Orten der Kraft, die über ihr Stadtgebiet verteilt sind, verbunden durch Energielinien, die bis in fernste Länder reichen können. Durch Jahrhunderte konnten hier verborgene Kräfte wirksam werden, die bis heute faszinieren. Es lohnt sich, diese magischen Orte aufzusuchen, um ihre Energie zu spüren und ihre faszinierende Geschichte zu erfahren, denn das "Weltreich der Magie" hat hier in Wien einen seiner stärksten Standorte. Gabriele Hasmann und Gerhard Kunze präsentieren mit diesem Buch eine Schatzkarte, mit deren Hilfe Sie diese Orte finden können.

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Gabriele Hasmann& Gerhard Kunze

Das magische Wien

Spaziergänge an Kraftorte

Gabriele Hasmann& Gerhard Kunze

DasmagischeWien

Spaziergänge an Kraftorte

BildnachweisAlle Fotos stammen von Gerhard Kunze, ausgenommen WienerRiesenrad (129); Spanische Hofreitschule, Herbert Graf (154);Wien, Museum Schottenstift (181); Foto (92), Pläne und Zeichnungenaus dem Archiv der Tiergarten Schönbrunn GmbH; das GemäldeMenagerie 1752 von Ingrid Schultus-Föger (41); die Orientierungsgrafikenvon Atelier Tintifax, Breitenfurt (Vorsatz, 50, 69, 99, 205)

Besuchen Sie uns im Internet unterwww.amalthea.at

© 2014 by Amalthea Signum Verlag, WienAlle Rechte vorbehaltenUmschlaggestaltung: Elisabeth Pirker, OFFBEATUmschlagmotive: iStock.comLektorat: Martin BrunyHerstellung und Satz: Alexander SchuppicheISBN 978-3-902862-89-1

Inhalt

Vorwort

Als Magie noch Teil der Wissenschaft war …

Er ist Kaiser – Sie regiert

Eisen fällt vom Himmel – Diamanten brennen

Vaterunser und Daumenschraube

Strenge Sitten und Lachverbot

Maria Theresia und der Tanz der Vampire

Die Magie des blauen Saphirs

Ein Vogel für 100 Kühe

Landvermessung und Maria-Theresien-Taler

31. Juli 1752 – Die Menagerie wird eröffnet

Weltrezept von Geheimagent 007

Der Prater als magischer Stadt-Wald

Die Kaisersemmel, die gelbe Mauer und die Krone

Pentagramm und Kaisersemmel

Die Menagerie als magischer Kraftort

Pavillon – Krone – Zauberhut

Was wurde aus dem Goldmacher Sehfeld?

Über Kunst und Magie öffnet sich das Wissen

Das Ende der gelben Mauer und der Tod des Doppeladlers

Seeadler und Sängerknaben

Der Olymp von Schönbrunn

Kabbala-Weg zur Gloriette

Der Narrenturm

Zahlenmystik als Heilmittel für „Irre“

Der Cobenzl

Am Himmel im Einklang mit Magie und Natur

Das magische Schutzkreuz über Wien

Energielinien und Senta Berger

Die Kaiserachse

Die Walzerlinie

Die Oper und ihre magisch-musikalischen Impulse

Prinz Eugen, die Lipizzaner und Sisi

Prinz Eugen und die Fiaker

Lipizzaner – Aus Schwarz wird Weiß

Sisi und die Sterne für ihr Haar

Von der Michaelerkirche zur großen Gruft Wien

Das energetische Totenreich der Stadt

Das Schottenstift

Schwarz-weiße Energie

Der Stephansdom

Das Monument des Glaubens als steinerner Zeitzeuge

Magische Kreise und ein Pentagramm

Die magischen Kreise der Wiener

Das Pentagramm der Innenstadt

Die Ruprechtskirche als energetische Keimzelle der Stadt

Blitzumfrage

Die zwölf wichtigsten magischen Orte Wiens

Magische Spaziergänge

Maria-Theresien-Denkmal

Heldenplatz

Lipizzaner

St. Stephan

Schloss Schönbrunn

Tiergarten Schönbrunn

Oberes Belvedere, Riesenrad, Donauturm, Kahlenberg

Quellen

Danksagung

„Das, wo unsere Berechnungen versagen,nennen wir Zufall.“

Albert Einstein (1879–1955), Physiker

„Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin,dass man neue Länder sucht, sondern dass manmit neuen Augen sieht.“

Marcel Proust (1871–1922), Schriftsteller

„Symbole sind sinnlich wahrnehmbare,äußere Zeichen für Ideen oder Vorstellungen.“

Michael Kraus (geboren 1947),Alt- und Ehrengroßmeister der Freimaurer

Vorwort

Wien ist eine magische Stadt. Sie bezieht ihren Zauber aus den wunderbaren Orten der Kraft, die über ihr Stadtgebiet verteilt sind, verbunden durch Energielinien, die bis in fernste Länder reichen. Durch Jahrhunderte konnten hier verborgene Kräfte wirksam werden, die bis heute faszinieren.

Es lohnt sich, diese magischen Bereiche innerhalb der oft so hektischen Metropole aufzusuchen, um ihre stille Energie zu spüren, friedlich Trost zu finden, in Ruhe Kraft zu tanken und ihre faszinierende Geschichte zu erfahren – denn das „Weltreich der Magie“ hat hier in Wien einen seiner stärksten Standorte.

Unser Buch soll eine Art Schatzkarte darstellen, mit deren Hilfe Sie diese teilweise im Verborgenen liegenden Stellen finden können, um sich selbst von ihrer Wirkung zu überzeugen. Vielleicht entdecken auch Sie Ihr ganz persönliches „magisches Platzerl in Wien“.

Gabriele Hasmann & Gerhard Kunze

Als Magie noch Teil derWissenschaft war …

Er ist Kaiser – Sie regiert

18. Jahrhundert – in Österreich die Zeit der großen Maria Theresia (1717–1780) und ihres Gatten Franz I. Stephan von Lothringen (1708–1765). Er war gekrönter Kaiser und sie regierte. Außerdem bekam sie 16 Kinder. Für ihren Gatten gab’s darüber hinaus nicht viel zu tun … so schien es zumindest. Doch das war geschickte PR und Tarnung teilweise geheimer Tätigkeiten. Während Maria Theresia aus dem Hause Habsburg als mütterliche Herrscherin auftrat, konnte der Kaiser ungestört die Fäden zum Wohle des Landes ziehen.

Maria Theresia.

Fürs Regieren standen Maria Theresia die besten Berater ihrer Zeit zur Verfügung, die von ihrem Kaiser-Gatten, der auch Freimaurer war, entdeckt und an den Wiener Hof geholt wurden. Dadurch hatte ihr gekrönter Gemahl ausreichend Muße, sich um das Land zu kümmern und die besten Möglichkeiten zu erforschen, wie man Österreich „fit für die Zukunft“ machen konnte. Besonders in Finanzfragen war er ein Genie, und es gelang ihm, den Staat zu sanieren.

Zoo, Park und Schloss Schönbrunn, Sommersitz der Habsburger und Quell alles Schönen und Magischen.

Der Herrscher interessierte sich für jede Wissenschaft; Forschung und Kunst wurden von ihm nachhaltig unterstützt. Neugründungen erhielten den Namen seiner Gemahlin Maria Theresia.

Im 18. Jahrhundert waren die Wissenschaften noch nicht so streng getrennt voneinander wie heute, außerdem gehörten auch Alchemie und Magie ganz selbstverständlich dazu. Alchemie ist die Lehre der Erkenntnis, dass letztlich alles aus den gleichen Bestandteilen besteht und bei Anwendung der richtigen Methode nach Wunsch verändert werden kann. Mithilfe des „Steins der Weisen“ wurde sogar versucht, Gold herzustellen. Ob es gelungen ist, wird wohl immer ein Geheimnis bleiben. Auf jeden Fall entwickelte sich aus diesen Forschungen die moderne Chemie. Aber auch ethische Veränderungen, wie zum Beispiel ein besserer Mensch zu werden, waren immer ein alchemistisches Ziel.

Bei der Magie wiederum handelte es sich um die Lehre vom Glauben daran, dass man mit der Kraft seiner Gedanken alles verändern kann – in eine gute Richtung mit der weißen, in eine schlechte mit der schwarzen Magie. Vor allem soll man in der Lage sein, sich selbst zu verändern. Schon Buddha sagte: „Alles, was wir sind, ist das Ergebnis unserer Gedanken. Der Geist ist alles. Was wir denken, dazu werden wir.“ Aber auch Eindrücke und Veränderungen, die man sich nicht erklären kann, werden gerne als magisch bezeichnet. Magiern wird nachgesagt, dass sie Berge nicht nur sprichwörtlich versetzen können, sondern ebenso fähig sind, die sichtbaren und verborgenen Kräfte der Natur nach Belieben einzusetzen. Albert Einstein erklärte: „Das, wo unsere Berechnungen versagen, nennen wir Zufall.“ Als entscheidend für die Nutzung magischer Kräfte galt allerdings stets auch der richtige Ort, den Geomanten aussuchten, und der richtige Zeitpunkt, den Astrologen nach dem Stand der Gestirne errechneten. Alles wurde nach uralten Regeln, die Pentagramm und Kabbala vorgaben, abgewickelt.

Der Wiener Hof und die gesamte Kaiserstadt waren mit Kraftorten, Kultplätzen und Energielinien bestens ausgestattet, die alle heute noch erlebbar sind. Kaiser Franz I. Stephan begann gewaltige Sammlungen anzulegen, und aus jahrhundertealten Wunderkammern entstanden die Anfänge der großen Museen, um die wir heute weltweit beneidet werden und die einen wesentlichen Teil des unvergleichlichen Flairs der Stadt Wien ausmachen.

Eisen fällt vom Himmel –Diamanten brennen

Drei Tage nach dem Fest von Christi Himmelfahrt: Die Sonne hatte es gut gemeint und kraftvoll über Kroatien gestrahlt. Nun sank sie langsam immer tiefer, bald würde sie hinter dem Horizont verschwinden. Es war Mittwoch, der 26. Mai 1751, 18 Uhr, und die meisten Leute arbeiteten noch auf den Feldern. Weiße Wölkchen zogen über den strahlend blauen Himmel. Es herrschte totale Stille. Kein Windhauch regte sich. Tiefster Frieden erfüllte das Land. Nur im Dörfchen Hraschina bei Zagreb krähte ein Hahn, der seine Hennen rief, und eine Kuh brüllte laut, um darauf hinzuweisen, dass bald die Abendfütterung fällig war.

Plötzlich zerriss ein ohrenbetäubendes Krachen und Zischen die friedliche Stille, und hoch oben am Himmel, scheinbar aus dem Nichts, erschien eine rot glühende Kugel, umgeben von schwarzem Rauch. Im Flug zersprang sie in mehrere Teile, die dann wie ein Regen, aber im Zickzackkurs, zu Boden stürzten und „drei Ellenbogen Tieff in die Erden hineindrungen“, wie Augenzeugen berichteten. Alle waren sicher: „Der Zorn des Himmels ist auf die Erde gefallen.“

In der Bibel steht geschrieben: „… am dritten Tage auferstanden vom Tode.“ Das galt für Ostern. Fehlten bei Christi Himmelfahrt vielleicht einige Zeilen? Lautete die unbekannte Fortsetzung vielleicht: Er fuhr in den Himmel auf, berichtete seinem Vater, wie es bei den Menschen zuging … und nach drei Tagen gab es die Abrechnung. Ohne Gnade. Zürnte also der Himmelvater und wurden die Leute deshalb mit Steinen beworfen? Als Strafe für das Ungeheuerliche, das die Menschheit seinem Sohn auf Erden angetan hatte?

Schnell stellte sich jedoch heraus, dass der Himmel nicht mit Felsbrocken warf, sondern mit Eisenstücken. Es handelte sich sogar um erstklassiges Eisen, wie der Schmied sofort erkannte, der sich auch gleich für die Eisentrümmer interessierte; Hufeisen, Nägel und Ähnliches könnte er daraus anfertigen. Doch zunächst musste der seltsame Fund dem Pfarrer gemeldet werden.

„Eisen, das vom Himmel stürzt! Also so etwas … habt ihr vielleicht zu viel vom Haustrunk erwischt?“ Haustrunk lautete die Bezeichnung für den Wein, den sich die Arbeiter für die Jause mit auf das Feld nahmen. Der Pfarrer zeigte sich misstrauisch, denn er kannte seine Schäfchen nur allzu gut. Konnte man den Beobachtern trauen? Dennoch verständigte der fromme Mann den Bischof in Zagreb. Doch auch dieser war nicht sicher, was mit dem Fund zu tun wäre. Die Nachfrage bei den Gelehrten jener Zeit ergab: Die Wissenschaft zeigte kein Interesse an dem Fund – so etwas sammeln … lächerlich! Also erstattete der Bischof Bericht an den Kaiser in Wien, und dort war er richtig. Franz I. Stephan von Lothringen, der Gatte von Maria Theresia, bekundete höchstes Interesse an den „Trümmern aus dem Weltall“. Er war gerade dabei, eine eigene private Forschungsstation im Schlosspark zu planen. In Schönbrunn wollte er, unbemerkt von der Öffentlichkeit, alle Arten von Wissenschaft betreiben: Astrologie, Astronomie, Alchemie, Zoologie und natürlich auch Magie. Der Kaiser interessierte sich für die letzten Wahrheiten dieser Welt. „Willst du die Natur beherrschen, so musst du ihre Geheimnisse kennen“, lautete seine Devise, die bei ihm auch gelebtes Programm war.

Mit dem blauen Saphir in der Hand: Kaiser Franz I. Stephan von Lothringen in seiner Naturaliensammlung.

Der Meteorit von Hraschina wurde zum Grundstein für die Sammlungen des Naturhistorischen Museums.

Die Forschungsstation des Kaisers wurde ein gewaltiger Erfolg und besteht noch heute. Franz I. tarnte sie als Menagerie – mitten im Schlosspark –, doch sie war schon bei der Gründung weit mehr. Das aber wussten nur eingeweihte Personen. Heute ist die Anlage als Tiergarten Schönbrunn bekannt, als ältester Zoo der Welt. Er wurde als bester Europas ausgezeichnet, ist heute eine der bedeutendsten Einrichtungen dieser Art und Drehscheibe für den Schutz bedrohter Arten. Schönbrunn wird darüber hinaus auch als Kraftzentrale von Wien gesehen.

Von den Eisentrümmern, die im Mai vom Himmel gestürzt waren, existierte bald nur noch eines, das immerhin 39 Kilo wog. Mit den anderen Meteoritenteilen hatte der Schmied bereits Nägel mit Köpfen gemacht und diese hauptsächlich zu Hufeisen verarbeitet. Für die Wissenschaft waren sie damit verloren. Das verbliebene Meteoritenstück wurde nach Wien geschafft und zum Grundstein der Sammlungen des Kaisers: Eine „Wunderkammer aus fernen Welten“ entstand, angeführt von einem Eisenstück aus den Tiefen des Weltalls, der wohl fernsten aller möglichen Welten.

Heute finden wir den 39 Kilo schweren Eisenklumpen in der weltweit ältesten Meteoritensammlung im Naturhistorischen Museum in Wien, das seine Gründung dem Forscherdrang und der Sammelleidenschaft von Kaiser Franz I. Stephan verdankt. Der Herrscher interessierte sich auch für die Zweige der Naturforschung, über die etablierte Wissenschaftler damals noch die Nase rümpften. Das Naturhistorische Museum an der Ringstraße, als größtes und bekanntestes seiner Art weltweit, ist ein idealer Ausgangspunkt, um mit den Spaziergängen zu den verborgenen Kräften in der Wiener Innenstadt zu beginnen. Am besten fängt man damit im ersten Stock des imposanten Gebäudes an. Dort befindet sich die kunstvolle Planetenmaschine, die der Kaiser bauen ließ. Damit konnte er den Lauf der Gestirne genau studieren, denn die Grundregel der Alchemie lautet: „Wie oben, so unten“ – wie am Himmel, so auf Erden.

Gleich daneben steht sich eine Vitrine aus Panzerglas, in der das Juwelenbouquet ausgestellt ist. Es handelt sich dabei um einen bunten Blumenstrauß aus 1500 Diamanten, 1200 Farbsteinen und ebenso vielen Seidenblättern, den Kaiserin Maria Theresia ihrem Gatten zur Grundlage der Edelsteinsammlung des Museums, die zur traditionsreichsten und wertvollsten Sammlung der Welt wurde, schenkte.

Ein paar Vitrinen weiter findet sich das traurige Ergebnis eines Versuchs, den der Kaiser mit dem Physiker und Jesuitenpater Joseph Franz SJ und einem Häufchen kleiner Diamanten unternahm, der so hoffnungsfroh begonnen hatte: Es war an einem heißen Hochsommertag im Jahr 1751, vermutlich am 31. Juli. Die Sonne stand hoch am Himmel, als eine kleine Gruppe festlich gekleideter Personen – der Kaiser in Begleitung des Paters, einigen Helfern und Offizieren der Schlosswache – die schützende Kühle von Schloss Schönbrunn verließ und hinaus vor das Gebäude in die pralle Sonne trat. Gerade wurde von einem Wagen ein zwei Meter hohes, dreibeiniges Gestell abgeladen, das mit einer kostbaren Decke in den Farben des Kaisers verhüllt war: ein beweglicher Hohlspiegel mit 150 Zentimetern Durchmesser, auf dem das 70 Zentimeter hohe Relief einer Palme zu sehen war. Dieser Baum gilt als Symbol des Lebens und steht seit der Antike für Frieden, Freude und Sieg, außerdem gehört die Palme zu den Mariensymbolen. Durch ihre immergrünen Blätter sind diese Pflanzen auch Sinnbild für Auferstehung und ewiges Leben. Vor dem Spiegel wurde nun ein kleines, in der Höhe verstellbares, viereckiges Tischchen in Stellung gebracht, auf das Pater Joseph Franz eine dreieckige Schale aus Metall stellte. Damit waren die Vorbereitungen für das geheimnisvolle Experiment beendet. Das Viereck des Tischchens symbolisiert die Erde und die dreieckige Schale die Verbindung zum Überirdischen. Die Drei gilt als die göttliche Zahl und das Symbol der Lebenskraft. Und vier plus drei ist sieben, die heilige Zahl, eine der wichtigsten in der Magie, die Gott und Welt miteinander verbindet. Nun holte ein Wachoffizier eine kostbare Schatulle und öffnete sie vor dem Kaiser. Der entnahm eine Handvoll kleiner Diamanten und legte diese auf die dreieckige Schale. Inzwischen war die Hülle vom Spiegel entfernt worden, der nun so ausgerichtet wurde, dass die gebündelten Sonnenstrahlen mit etwa 1000 Grad direkt auf die Diamanten trafen. Die Idee hinter diesem Experiment: die kleinen Edelsteine mithilfe dieser höllischen Hitze zu einem großen Kristall zusammenzuschmelzen. Zunächst passierte gar nichts. Dann begann es zu knistern, und es bildete sich Rauch, der immer stärker wurde. Schließlich standen die kleinen Schmuckstücke in Flammen und verbrannten zu einem rabenschwarzen klebrigen Häufchen Asche mit angekohlten oder trüb gewordenen Resten der Diamanten. Das Experiment war gescheitert und dennoch ein Beitrag für die Wissenschaft, denn man wusste nun: Diamanten sind aus Kohlenstoff und verbrennen zu Asche. Univ.-Prof. Dr. Bernhard Lötsch, der ehemalige Generaldirektor des Naturhistorischen Museum, sagte: „Allein für diese Erkenntnis hätte der Kaiser einen Nobelpreis verdient.“ Das Experiment wurde nicht wiederholt und die verkohlten Reste der Diamanten kamen in die kaiserliche Naturaliensammlung. Der Brennspiegel aber wurde von Maria Theresias Hof verbannt: Geräte, mit denen man Diamanten verbrennen kann, haben hier nichts verloren, hieß es. Er ist heute im Technischen Museum zu sehen.

Vaterunser und Daumenschraube

„Samstag, den 15. dieses, nach gehörter Heiliger Messe geruheten Vormittag beede Kaiserl. Majestäten Sich mit denen inn- und ausländischen Staatssachen zu beschäftigen und Nachmittag Sich in dem Schönbrunnergarten mit Spazierengehen zu belustigen“, war im Juli 1752 im „Wiener Diarium“ zu lesen. Während der Regierungszeit Maria Theresias finden wir fast in jeder Ausgabe der 1703 gegründeten, ältesten Zeitung der Welt, die wir heute als „Wiener Zeitung“ kennen, Beschreibungen vom Besuch der Heiligen Messe durch die Herrscherfamilie. Maria Theresia und Franz Stephan kannten die geheimen Bedeutungen der Gebete und nutzten sie als Quelle der Kraft. Besonders das Vaterunser, das älteste und bekannteste Gebet der Welt, bewährt sich angeblich als Wegweiser zu Glück, Zufriedenheit und einem erfüllten Leben. Man sagt, es hätte seine heilsame Wirkung in den fast 2000 Jahren, seit es Jesus den Menschen gelehrt hat, nicht verloren. Wer die einzelnen Sätze des Vaterunser sorgfältig spricht oder liest – laut oder stumm ist dabei nicht von Bedeutung, wichtig ist die Konzentration auf die Worte – und das Gebet täglich wiederholt, würde bald bemerken, wie sich das Leben auf unerwartete Weise zum Positiven wendet und alle Wünsche erfüllt werden. Jeder kann dies mit den zehn Zeilen des Vaterunser bei sich selbst ausprobieren:

Wallfahrtskirche Maria Geburt in Hietzing, Ausgangspunkt für Maria Theresias „Via Sacra“ (siehe Seite 104).

Vater unser, der du bist im Himmel,

Geheiligt werde dein Name,

Dein Reich komme,

Dein Wille geschehe,

Wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute,

Und vergib uns unsere Schuld,

Wie auch wir vergeben unseren Schuldigern,

Und führe uns nicht in Versuchung,

Sondern erlöse uns von dem Bösen.

Aus diesem Grund kann auch jede Kirche von Wien als starker Kraftort gesehen werden – einige mehr, andere weniger. Zur Zeit Maria Theresias waren die Zeitungsberichte über ihre täglichen Kirchenbesuche auch ein starkes politisches Signal, das bis in den Vatikan und in der übrigen Welt zu hören war und lautete: Wir sind ein katholisches Land. Allerdings: Nicht-Katholiken konnten keine Toleranz erwarten, weil „dann kann man das Volk ja überhaupt nicht mehr regieren“, meinte Maria Theresia einmal zu ihrem Sohn Joseph II. (1741–1790) zur Frage der Religionsfreiheit. Vom Vatikan wollte man sich aber isolieren, nach Rom zu pilgern wurde verboten, 24 Feiertage strich man. An den neu geschaffenen Halbfeiertagen sollten die Kirchengänger anschließend wieder zurück zur Arbeit. Das zeigte das Herrscherpaar auch selbst am Samstag vor: erst Gottesdienst dann weiterarbeiten. Ziel war die Verlängerung der Arbeitszeiten. Nicht nur in Industrie, Handwerk und Landwirtschaft, auch bei Beamten wurde die Dienstzeit von sechs auf acht bis neun Stunden erhöht – vermutlich führte das zur Erfindung des Büroschlafs.

Maria Theresias Regierungszeit war geprägt von Maßnahmen, die unter dem Namen „Theresianische Staatsreform“ in die Geschichte eingingen und teilweise bis heute wirksam sind. Da gab es die Reform der Staatsorganisation, die Heeres-, die Justiz-, die Wirtschafts- und die Bildungsreform. Am bekanntesten wurde die Einführung der Unterrichtspflicht, die am Nikolaustag des Jahres 1774 in Kraft trat: Als Erstes wurden einklassige Volksschulen für die sechs- bis zwölfjährigen Kinder am Land eingerichtet. In den 240 Jahren, die seither vergangen sind, entwickelte sich das österreichische Bildungssystem, vielleicht weil daran ständig gefeilt und es dauernd reformiert wird, zu einem der besten weltweit.

Als kompliziert erwies sich die Abschaffung der „Tortur“. Bis Jänner 1776 durfte in Maria Theresias Österreich nach richterlichem Beschluss „fachmännisch“ gefoltert werden. Sieben Jahre vor dem Verbot ließ die Herrscherin sogar noch ein Handbuch für Scharfrichter (die berüchtigte „Constitutio Criminalis Theresiana“) drucken. Darin wird beispielsweise exakt beschrieben, wie man Daumenschrauben anlegte, wobei es zwei Arten gab: die Prager und die Wiener Tortur – beide gleichermaßen grausam und schmerzhaft. In dem Werk war außerdem nachzulesen, wie man den „Spanischen Stiefel“ aus Eisen an die Beine anlegt und dem Inquisit möglichst große Qualen bereitet, ohne ihm dabei die Kniescheibe zu brechen, oder auf welche Weise die Inhaftierten zur „Peinlichen Tortur“ nach Prager Art auf Leitern gespannt und fachgemäß gedreht werden sollten, um sie zu Geständnissen zu bringen, darüber hinaus an welchen Körperstellen man sie mit Feuer brennen durfte und an welchen nicht. Auch alles über das „richtige“ Aufziehen nach der „Wiener Tortur“ konnte man nachlesen, und wann man dem frei in der Luft hängenden Gefangenen zusätzlich Gewichte anbinden durfte. Selbst der Umgang mit Hexen und Zauberern war in dem Büchlein exakt geregelt.

Dass die Folter oder die sogenannten „strengen Fragen“ schließlich verboten wurden, ist Joseph von Sonnenfels (1732–1817) zu verdanken. Der österreichische Schriftsteller (150 Bücher) und Universitätsprofessor erreichte durch Publikationen und Interventionen ein Umdenken bei Maria Theresia und ihrem Sohn Joseph II., sodass die Herrscher die Tortur schließlich verboten – eine Pioniertat für Europa und ein Beweis dafür, wie Gedanken Veränderungen herbeiführen.

Sonnenfels bediente sich dabei, vielleicht unbewusst, einer magischen Technik, die jeder für sein eigenes Leben anwenden kann. Diese lautet: Formuliere deine Wünsche exakt als bereits erreichtes Ziel und schreibe dieses am besten auf. Versetze dich geistig in die Situation des erreichten Zieles und lass die Zeit arbeiten. Dann kann das Universum dir zu Diensten sein und auf unvorhersehbare Weise deinen Wunsch erfüllen. Gedanken wie „ich möchte haben“ werden sich auch erfüllen, allerdings wirst du im Zustand des „ich möchte haben“ verbleiben. Damit ist nichts erreicht. Mit anderen Worten: Gute Gedanken erfüllen sich – schlechte auch. Richtige Gedanken wirken wie ein Magnet auf Eisen: Sie ziehen das an, was sie enthalten. Aber: Jede Erfindung, jedes Kunstwerk, jede Aktion muss zuerst im Kopf vorhanden sein. Sonnenfels lieferte ein klassisches Beispiel: Er beschrieb in einem Buch eine Welt ohne Folter und wurde nicht müde, diesen Zustand zu vertreten, obwohl die Gerichte, Politiker und sogar die Kaiserin dagegen waren, die Folter aufzulassen. Schließlich wurden seine Vorstellungen erfüllt. Seine Gedanken haben gesiegt.

Diese Praxis wird heute speziell beim Training von Spitzensportlern, Schauspielern und Topmanagern angewendet und längst nicht mehr als „magisch“ bezeichnet. Mittlerweile ist sie als Mentaltraining anerkannt. Der Kernsatz lautet: Die Siege beginnen im Kopf, die Verluste auch – also denke dich als Sieger, dann wirst du auch einer sein.

Mit seinen Publikationen nahm Joseph von Sonnenfels den modernen kritischen Journalismus vorweg. Er war mit Ludwig van Beethoven befreundet, der ihm die Klaviersonate in D-Dur op. 28 widmete. Der Schriftsteller wurde Berater bei Hofe, Präsident der Akademie der bildenden Künste, Freimaurer und Oberhaupt der Wiener Illuminaten. Sein Denkmal steht am Rathausplatz, ein zweites ist Teil des Maria-Theresia-Denkmals in Wien auf dem Maria-Theresien-Platz an der Wiener Ringstraße, und im 1. Bezirk gibt es die Sonnenfelsgasse. Diese drei Stellen gelten als starke Kraftorte, die es wert sind, aufgesucht zu werden.

Strenge Sitten und Lachverbot

Nach dem Tod von Karl VI. (1685–1740), Maria Theresias Vater, sahen die Verwandten, die in anderen Ländern regierten, begehrlich auf das Erbe und forderten Länder ein. Friedrich II. von Preußen (1712–1786) verlangte für die Anerkennung Maria Theresias als Herrscherin die Provinz Schlesien und marschierte gleich dort ein. Damit löste der damals noch junge „Alte Fritz“ die Österreichischen Erbfolgekriege aus. Österreich verlor Schlesien und begann seine Armee zu modernisieren. In Wiener Neustadt wurde 1751 die Theresianische Militärakademie gegründet, die älteste Militärakademie der Welt, die sogar den geheimen habsburgischen Wahlspruch „AEIOU“ im Wappen trägt.

„Mach er mir tüchtige Officirs und rechtschaffene Männer daraus“ sagte Maria Theresia damals zum Ersten Kommandanten Feldmarschall Leopold Joseph von Daun (1705–1766). Ihren Generälen, die noch gerne theatralische Belagerungen mit pompösen Aufmärschen durchführten, empfahl die Kaiserin, „den Feind zu überraschen und mit List und Brutalität zu besiegen“ – Erkenntnisse moderner Kriegsführung, die sie sich beim nächtelangen Kartenspielen angeeignet hatte.

Als der Erbfolgekrieg beendet, die Heeresreform im Gange war und der darauf folgende Siebenjährige Krieg noch nicht begonnen hatte, blieb Zeit, um auch im Landesinneren „wichtige“ Reformen umzusetzen. Als Erstes fiel der Blick der Kaiserin auf die Sitten im Land, denn die waren ihr zu liederlich und verkommen. Also nahm sie sich ein Beispiel an ihrem Ahnherrn Ferdinand I., der rund 200 Jahre zuvor eine Keuschheitskommission gegründet hatte, die aber irgendwie vergessen und von seinem Sohn Kaiser Maximilian II. (1527–1576) nicht weitergeführt wurde. Diese Instanz ließ Maria Theresia 1752 wieder aufleben: „Öffentliche Ärgernisse“ und „anstößiges Beisammensein von Männern und Frauen“ sollte unterbunden werden, Homosexuelle und „unzüchtige Weibspersonen“ wurden verfolgt. Bei Prostitution gab es Geldstrafen, Auspeitschung, Zwangsarbeit und sogar Ausweisung – donauabwärts ins Banat (heute ein Teil von Rumänien, Serbien und Ungarn). Man erzählt sich, dass Maria Theresia vor allem durch die Untreue ihres Gatten Franz Stephan zur Weiterführung dieser Kommission inspiriert wurde. „Schändliche Spione, die man Keuschheitskommissare nannte, waren die unerbittlichen Quälgeister aller hübschen Mädchen“, berichtete Giacomo Casanova, der damals in Wien weilte und selbst mit den Sittenwächtern zusammenstieß: Als er sich einmal hinter einem Busch erleichterte, wurde er wegen „Wildpinkeln“ verwarnt, später vorgeladen und schließlich des Landes verwiesen. Da nützten ihm auch Verbindungen zu höchsten Kreisen nichts. Der italienische Schriftsteller und Abenteurer, der ursprünglich Priester werden wollte und seine kirchliche Laufbahn aufgab, nachdem er bei seiner Predigt in der Kirche San Samuele in Venedig betrunken von der Kanzel gefallen war, musste Österreich verlassen.

Doch Casanova hatte es immer noch besser als die Figuren vom Donnerbrunnen am Neuen Markt in Wien – die fielen nämlich ebenfalls der Keuschheitskommission zum Opfer, wurden 1773 wegen ihrer Nacktheit „verhaftet“ und sollten sogar eingeschmolzen werden. Der damit beauftragte Bildhauer Johann Martin Fischer erkannte aber ihren künstlerischen Wert, restaurierte und versteckte sie. 1802 wurden die Figuren dann wieder aufgestellt. Wer sich an diesem Brunnen aufhält, wird feststellen, dass eine sehr starke mystische Kraft von ihm ausgeht, der belebend auf den gesamten menschlichen Organismus wirkt.

Die kunstvollen Figuren des Donnerbrunnens am Hohen Markt in Wien erregten Maria Theresias Keuschheitskommission.