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Franz von Falkenstein

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Beschreibung

Im bekannten Kinderlied werden die zehn kleinen Negerlein immer weniger. In der Realität mühen sich die gleichgeschalteten Medien ab, dem Volke ein Märchen zu erzählen, was sie besser denjenigen überlassen sollten, die sich mit Literatur auskennen. Daher also drei Märchen zur sogenannten "Flüchtlingskrise", die sich sowohl inhaltlich vom Einheitsbrei abheben als auch formal hervorstechen, da jedes aus genau 1111 Wörtern besteht. Diese Vorgabe meinerseits sollte eine prägnante Kürze erreichen helfen. Auch inhaltlich konnten unübertreffliche Höhepunkte erreicht werden. Ein gewisser Sarkasmus war schlicht nicht zu vermeiden, weil die Gesamtsituation derart absurd erscheint.

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Franz von Falkenstein

Das Märchen von den Flüchtlingen

3 Märchen mit jeweils 1111 Wörtern

Allen gewidmet, die tatsächlich Verfolgung ausgesetzt sind oder waren. Unter die letzte Kategorie zählen etwa die Schlesier, die gegen Ende des 2. Weltkriegs von den Polen und Russen vertrieben wurden. Jeder, der seine Heimat aus freiem Willen verläßt, der ist höchstens auf der Flucht vor sich selbst oder versucht der Wehrpflicht aus dem Weg zu gehen wie etwa die meisten jungen, männlichen Eriträer, die den 16-monatigen Dienst an der Waffe scheuen. Deserteure haben meines Erachtens genauso wenig ein Recht auf Schutz wie Wirtschafts- oder Steuerflüchtlinge. Utopische Spinner sehen das vielleicht anders, aber die Welt ist eben keine Utopie. Wer könnte das besser beurteilen als jemand, der selbst utopische Literatur schreibt?!BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Das Märchen von den Flüchtlingen

Es waren einmal zehn kleine Negerlein, die lebten in einem Land ganz weit entfernt. Dort, wo die Sonne des Mittags am höchsten steht. Sie saßen in ihrem Kral beieinander im Schatten des Versammlungshauses, während ihre Schwestern und Frauen auf den Feldern arbeiteten. So war es immer gewesen, so würde es auch weiterhin sein. Doch einer der zehn, der schlauste, hatte lange nachgedacht und eröffnete den anderen seine Gedankengänge.

„Es soll weit im Norden ein Wunderland geben. Dort, wo nur Weißgesichter leben. Da soll es ein Land geben, wo niemand arbeiten muß, nicht einmal die Frauen. Alle wohnen in schönen Häusern, nicht in Lehmhäusern wie wir.“

„Uff, uff“, erwiderte einer der anderen erstaunt. „Das gibt es doch gar nicht!“

„Doch, das habe ich in einem Buch gelesen. Da scheint auch die Sonne nicht so stark wie bei uns, deshalb ist die Haut von diesen Leuten auch so unnatürlich hell.“

„Aber wie kann dann auf deren Feldern etwas wachsen, wenn die Sonne so schwach ist?“ fragte der beste Bauer des Dorfes.

„Die haben überhaupt keine Felder, so reich sind die! Aber trotzdem immer genug zu essen.“

„Das muß wirklich ein Paradies sein.“

„Allerdings. Wenn wir es bis dort schaffen, dann sind wir genauso reich wie die.“

„Aber wir können doch hier nicht weg“, widersprach ein Kleiner, dem man gar nicht ansah, daß er bereits dreifacher Vater war.

„Na, überleg doch mal. Deine Alte bekommt bald wieder ein Kind, aber hast du deswegen mehr Anbaufläche? Nein, aber im Wunderland der Bleichgesichter, da hättest du alles und könntest noch einige Kinder zusätzlich durchfüttern.“

Grübelnd kratzte sich der beste Fischer des Dorfes am Kinn. „Was kann ich denn da alles fischen?“

„Du brauchst nichts mehr zu fischen, weil dort gibt es alles umsonst. Du bekommst alles, was du haben möchtest.“

„Was soll ich da jagen? Dort gibt es doch sicherlich keine Antilopen“, warf der beste Jäger des Dorfes ein.

„Du brauchst nichts mehr zu jagen, weil dort gibt es alles umsonst. Du bekommst alles, was du haben möchtest.“

„Das kann doch gar nicht sein?“

„Doch, wenn ich es dir doch sage. Das ist das Schlaraffenland, wo Würste an Bäumen wachsen!“

„Worauf warten wir dann noch?“ fragte der Unternehmungslustigste der Runde. „Je eher wir aufbrechen, desto eher sind wir da. Nehmen wir unsere Familien mit?“

„Nein, die lassen wir hier, weil die Reise ist sehr lang und beschwerlich.“

Die zehn verabschiedeten sich also von ihren Schwestern, Frauen und sonstigen Verwandten. Dann marschierten sie los, immer in diejenige Richtung, aus der die Sonne nie scheint. Dort mußte es schrecklich kalt sein, weil die Sonne so weit weg war. Kaum zu glauben, daß es dort trotzdem alles gab und niemand erfror. So recht konnten es die neun noch nicht glauben, doch der zehnte war nicht umsonst der Schlauste weit und breit. Der mußte es wissen.

Mehrere Tage war man unterwegs, ehe man ein Dorf erreichte. Dort wurden die zehn gefragt:

„Woher kommt ihr denn? Wohin wollt ihr?“

Da antworteten sie: „Wir kommen aus einem reichen Dorf im Süden, besitzen viel Vieh und haben zahlreiche Kinder. Wir wollen ins Wunderland.“

Sofort wollten einige mehr wissen und nach einer längeren Pause schlossen sich zwanzig Männer aus dem Dorf an.

Einen Tag später kam man abermals in ein Dorf. Dort wurden die dreißig gefragt:

„Woher kommt ihr denn? Wohin wollt ihr?“