Das Miezhaus - Ulrike Renk - E-Book
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Das Miezhaus E-Book

Ulrike Renk

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Beschreibung

Vom Mann verlassen, im Job gekündigt, gesegnet mit einer Tochter mitten in der Pubertät, fühlt sich Judith Sommer am Tiefpunkt angekommen. Durch gutes Zureden ihrer Verwandtschaft entschließt sie sich, einen lang gehegten Wunsch wahr werden zu lassen: Sie eröffnet eine Tierpension. Nun könnte das Leben wirklich schön sein, wäre da nicht der neue Mieter im Haus… Humorvoll und romantisch – der perfekte Schmöker für Tier- und Menschenfreunde. Pressestimmen: »Das Miezhaus - nicht nur die Geschichte einer Tierpension, sondern zugleich eine bezaubernde Liebesgeschichte. Romantisch, gefühlvoll, sehr lebendig. [...] absolut guter Lesestoff! Hinsetzen, lesen und genießen!« (Lesezeit, 19.06.2014) Begeisterte Leserstimmen: »Tolles Buch für unterhaltsame Stunden zwischendurch.« »Zum Entspannen eine wunderschöne Geschichte, die man auch mal an einem verregneten Wochenende schnell gelesen hat, und schöne Stunden damit hat! Ideal auch für die Ferien!« »Das Miezhaus« ist ein eBook von feelings –emotional eBooks*. Mehr von uns ausgewählte romantische, prickelnde, herzbeglückende eBooks findest Du auf unserer Facebook-Seite: www.facebook.de/feelings.ebooks. Genieße jede Woche eine neue Liebesgeschichte - wir freuen uns auf Dich!

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Ulrike Renk

Das Miezhaus

Roman

Knaur e-books

Über dieses Buch

Vom Mann verlassen, im Job gekündigt, gesegnet mit einer Tochter mitten in der Pubertät, fühlt sich Judith Sommer am Tiefpunkt angekommen. Durch gutes Zureden ihrer Verwandtschaft entschließt sie sich, einen lang gehegten Wunsch wahr werden zu lassen: Sie eröffnet eine Tierpension. Nun könnte das Leben wirklich schön sein, wäre da nicht der neue Mieter im Haus …

Inhaltsübersicht

1. Kapitel2. Kapitel3. Kapitel4. Kapitel5. Kapitel6. Kapitel7. Kapitel8. Kapitel9. Kapitel10. Kapitel11. Kapitel12. Kapitel13. Kapitel14. Kapitel15. Kapitel16. Kapitel17. Kapitel18. Kapitel19. Kapitel20. Kapitel21. Kapitel22. Kapitel23. Kapitel24. Kapitel25. Kapitel26. Kapitel27. Kapitel28. Kapitel29. Kapitel30. Kapitel31. Kapitel32. Kapitel33. Kapitel34. Kapitel35. Kapitel36. Kapitel37. Kapitel38. Kapitel39. Kapitel40. Kapitel41. Kapitel42. Kapitel43. Kapitel44. Kapitel45. Kapitel46. Kapitel47. Kapitel48. KapitelEpilog
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1

Mist!« Judith rieb sich das Knie und ließ eine Reihe kreativer Flüche folgen. Dann wandte sie sich Aputi, ihrem Malamuten zu, über den sie eben gestolpert war.

»Was hast du überhaupt hier zu suchen?«, stöhnte sie. »Du gehörst auf deine Decke in den Flur und nicht vor mein Bett! Raus!«

Doch ihr Hund blinzelte nur schläfrig, reckte sich und gähnte herzhaft, ehe er wieder die Augen schloss. Er drehte sich auf den Rücken, und Judith konnte nicht anders, als ihn am Bauch zu kraulen. Malamuten gelten als »Erzähler«, und Aputi machte seiner Rasse alle Ehre und äußerte sich lauthals wohlig.

Aber es war Zeit, aufzustehen. Judith humpelte hinüber zum Schrank, nicht ohne sich ein wenig selbst zu bemitleiden. Musste dieser Hund auch immer da herumliegen, wo sie gerade langwollte?

Leise grummelnd suchte sie sich Sachen für den Tag heraus. So wie er begonnen hatte, mussten es heute ihre Lieblingsjeans sein und der dunkelblaue Kaschmirpullover, den sie sich im letzten Schlussverkauf gegönnt hatte. Schon in deutlich besserer Stimmung strich sie über die feine Wolle. Als sie zurück zum Bett ging, um Aputi noch eine kleine Streicheleinheit zu geben, merkte sie, dass der Schmerz im Knie bereits nachgelassen hatte.

»Da hast du aber Glück gehabt, mein Lieber.« Sie hockte sich neben den mächtigen Hund, der einem Bettvorleger gleich auf dem Teppich lag, und kraulte ihm den Bauch, was ihn wieder glücklich winseln ließ. »Sieht ganz so aus, als ginge es dir gut. Aber jetzt ist es genug, ich muss langsam in die Gänge kommen. Frühstück.«

Das war Aputis Stichwort. Sofort sprang er auf und eilte ihr voran in die Küche.

»Esther!«, rief Judith, als sie an der Zimmertür ihrer Tochter vorbeikam. »Aufstehen!«

In der Küche stolzierte bereits Coonibert, ihr Maine-Coon-Kater, über die Arbeitsplatte und maunzte.

»Ja, es gibt gleich was.« Sie füllte einen Napf für Aputi, einen anderen für Coonibert und setzte für sich selbst die Kaffeemaschine in Gang. Dann machte sie sich auf die Suche nach Penelope, der Katze.

»Esther, du sollst aufstehen!«

Nichts rührte sich. Judith blieb stehen. Langsam wurde sie sauer. »ESTHER!«

»Warum musstest du mir bloß diesen grauenhaften Namen geben?«, schmollte Esther, als sie die Tür verschlafen öffnete.

»Ich wünsche dir auch einen guten Morgen.«

Ihre Tochter schlurfte an Judith vorbei, streichelte Aputi, der seinen Napf bereits geleert hatte, und verschwand im Bad. Krachend fiel die Tür ins Schloss.

Judith zuckte zusammen. »Beeil dich bitte. Ich muss da auch noch rein.«

»Warum hast du mich dann nicht länger schlafen lassen und bist zuerst gegangen?« Kurz darauf erklang laute Musik aus dem Bad und machte jede weitere Kommunikation unmöglich.

Ihre vierzehnjährige Tochter war wirklich ein Engel. Leider nur, wenn sie bei anderen zu Besuch war oder schlief. Ansonsten war sie ein Puber-Tier. Seit Neuestem wollte sie auch nicht mehr mit einem Kuss geweckt werden. Es reicht, wenn du mich rufst, hatte sie gesagt und dabei einen Blick aufgesetzt, den sie vor dem Spiegel geübt haben musste.

Judith zuckte gleichmütig mit den Schultern und machte sich erneut auf die Suche nach ihrer Katze. Aber wo sie auch schaute, sie war nicht zu finden.

Glücklicherweise war Samira da ganz anders. Die alte Perserkatze ihrer Freundin Katharina lag wie gewohnt auf Judiths Schreibtisch. Schon als sie zum ersten Mal bei ihr in Pflege gewesen war, hatte ihn Samira zu ihrem persönlichen Revier erklärt.

»Guten Morgen«, sagte Judith. »Keine Lust auf Frühstück?«

Sie kraulte die Katze hinter den Ohren, woraufhin diese prompt zu schnurren begann.

»Ich muss jetzt leider gleich los, aber heute Abend habe ich einiges aufzuarbeiten, dann kannst du mir noch nach Herzenslust im Weg herumliegen.«

Judith eilte zurück in die Küche.

»Das ist für Penelope und das andere für Samira«, ermahnte sie Coonibert, als sie zwei weitere Schälchen mit Katzenfutter hinstellte. »Du hattest schon.«

Der Kater sah sie an, als würde er sie verstehen, dann trollte er sich auf seinen Stammplatz am Fenster im Erker. Von dort aus hatte er Premiumsicht auf den Hauseingang und die Straße.

Das Haus, in dem sie wohnten, war ein Mehrfamilienhaus im Jugendstil, mit einem großen Garten, der von einer Backsteinmauer umgeben war. Seit ihrer Scheidung lebte Judith mit Esther und ihren Tieren in der Erdgeschosswohnung im Vorderhaus. Nach dem Tod der Großmutter vor einigen Jahren war das Haus an ihren Vater und dessen Schwester Ruth übergegangen, die seit Jahrzehnten in der ersten Etage lebten – ihr Vater nach vorne raus, die Tante nach hinten. Die Dachgeschosswohnung im Hinterhaus bewohnte ihr Cousin Samuel, die andere gehörte ihrer Cousine Sarah. Doch die war vor zwei Monaten ausgezogen, seitdem stand die Wohnung leer.

Die erste Zeit nach ihrem Einzug kam sich Judith noch ziemlich beobachtet vor, schließlich war sie quasi wieder ins Nest der Familie zurückgekehrt. Doch inzwischen sah sie eher die Vorteile der Nähe ihrer Mischpoke. Sie mochte Tante Ruth, liebte ihren etwas verschrobenen Ahnherrn, und Samuel war so etwas wie der große Bruder, den sie nie hatte.

Judith schaute auf die Uhr. Ihr blieb gerade noch eine Viertelstunde. Sie nahm sich einen Becher Kaffee und trat in den Flur. »Esther!«

»Was denn?« Esther öffnete die Badezimmertür.

Zusammen mit ihr quoll Judith eine Wolke aus Parfüm-, Duschgel- und Haarsprayduft entgegen. Aus dem schlaftrunkenen, zotteligen Wesen war ein hübsches junges Mädchen geworden, das man unter den Tonnen von Make-up allerdings nur schwer erkennen konnte. Die Haare waren kunstvoll zu einem Chaos toupiert, und der dick aufgetragene Kajal schien die Augen um mindestens fünf Zentimeter zu vergrößern. Sie trug eine ausgefranste Jeans mit Löchern an allen möglichen und unmöglichen Stellen und ein Sweatshirt, das in Farbe und Form einem alten Zelt ähnelte.

»So. Gehst. Du. Nicht. In. Die. Schule.«

»Doch«, antwortete Esther schnippisch.

Sie schob sich an Judith vorbei in die Küche, schüttete sich Müsli in eine Schale und füllte diese dann mit Milch. Dann folgte das neueste Morgenritual: Sie aß zwei Löffel voll, verzog angewidert das Gesicht und stellte die Schüssel unter den Tisch. Sie griff sich ihren Rucksack und rauschte davon.

»Darüber werden wir reden! Nachher! So geht das nicht!«, rief ihr Judith hinterher. Wie jeden Morgen.

Bevor sie sich nach der Schale bücken konnte, hatte Aputi sie schon leer geschleckt.

»Mist!«, schimpfte sie. Der Malamute vertrug keine Milch. Überhaupt hatte der Hund einen erstaunlich empfindlichen Magen. Aber jetzt blieb wirklich keine Zeit mehr, sich darüber aufzuregen. Sie musste los. Hektisch trug sie ein wenig Wimperntusche und Lippenstift auf, erneuerte ihr Deo und nahm den Hund an die Leine. So ging es einmal im Stechschritt um den Block. Dann öffnete sie die Heckklappe ihres Kangoos, und Aputi sprang wie immer hinein. Er war ein Bürohund, sie durfte ihn mit zur Arbeit nehmen.

Eine Arbeit, die sie wohl nicht mehr allzu lange ausüben würde, überlegte Judith, als sie den Wagen anließ. Nach der Trennung von Thomas hatte sie in dem kleinen Verlag als Grafikerin angefangen. Die Arbeit machte ihr Spaß, sie hatte ihr Auskommen und war froh, nach den langen Jahren als Hausfrau und Mutter überhaupt wieder eine Stelle gefunden zu haben. Doch es kriselte und knirschte in der Firma. Erst letzten Monat waren zwei Leute entlassen worden. Und sie hatte nur einen Zeitvertrag. Die Befristung endete nächste Woche, und bisher hatte ihr der Chef keinen Folgevertrag angeboten.

Sie hatte niemandem davon erzählt, noch nicht einmal ihrem Ahnherrn. Seit den Kündigungen las sie Stellenausschreibungen und suchte nach einer Alternative, aber es sah mau aus.

Was sollte sie bloß machen, wenn ihr Vertrag nicht verlängert würde? Sie hatte zwar noch etwas von der Erbschaft ihrer Oma und einen Teil des Erlöses vom Hausverkauf, denn weder sie noch Thomas hatte in dem Reihenhaus bleiben wollen. Aber lange würde das nicht reichen. Auf keinen Fall bis zu ihrer Rente.

Gerade im Büro angekommen, wurde sie auch schon zum Chef zitiert. Judith spürte, wie sich ihr Herzschlag beschleunigte. Jetzt würde es sich entscheiden: Entweder er würde ihr einen Folgevertrag anbieten – oder nicht.

Bitte, bitte, sprach sie ein stummes Gebet, lass es einen Folgevertrag sein. Bitte!

Judith befahl Aputi, sich auf seine Decke zu legen, atmete noch einmal tief durch und machte sich auf den Weg. Ob Architekten bei der Planung von Bürohäusern immer berücksichtigten, extra lange Gänge anzulegen, an deren Kopfseite sich das jeweilige Büro des Chefs befand? Um den Angestellten das beklemmende Gefühl zu geben, sich auf dem Weg nach Canossa zu befinden? Bereits ein wenig verzagt, klopfte sie an die offen stehende Tür.

»Kommen Sie rein, Frau Sommer. Ach, und schließen Sie bitte die Tür.«

Also die Kündigung, dachte Judith resigniert, nachdem sie die Tür ins Schloss geschoben hatte. Unschlüssig blieb sie stehen.

»Setzen Sie sich doch.« Nervös zerrte Herr Becker am bereits geöffneten Kragen.

Judith setzte sich auf die Kante des Besucherstuhls.

»Frau Sommer, es tut mir leid …« Er räusperte sich. »Sie wissen ja, wie das im Verlagswesen ist … ähm … und dass es um uns nicht besonders gut steht. Also, um es kurz zu machen, ich kann Ihren Vertrag leider nicht verlängern.« Erst jetzt schaute er sie an.

Sie erwiderte den Blick. Und jetzt? Sollte sie etwas sagen? So etwas wie: Ach, ist nicht so schlimm, Herr Becker, ich finde bestimmt rasch etwas Neues? Oder sollte sie unflätig werden und ihn beschimpfen?

Stattdessen schob sie das Kinn nach vorn, stand auf und sagte: »Ich wünsche Ihnen noch einen guten Tag, danke für die Zusammenarbeit.«

Dann wandte sie sich um und verließ den Raum. Sie würde nicht zulassen, dass sie jemand mit zitternder Unterlippe sah. Als sie ihr Büro betrat, lehnte Peter Frohns an ihrem Schreibtisch. »Und?«

»Gekündigt.«

»Scheiße.«

»Du sagst es.« Sie hielt kurz die Luft an.

Peter kam auf sie zu und legte ihr die Hand auf die Schulter. »Kann ich irgendwas für dich tun?«

»Hast du einen Job für mich?«, fragte sie traurig. »Entschuldige.« Sie begann ihre Unterlagen zusammenzusuchen. »Das hier ist das letzte Projekt, an dem ich gearbeitet habe. Übernimmst du das?«

»Klar.« Er nahm ihr die Papiere ab. »Und was machst du jetzt?«

Judith schloss einen Moment die Augen. Was machte sie jetzt?

»Ich fahre nach Hause«, sagte sie schließlich.

»Wahrscheinlich ist das jetzt nicht unbedingt der passende Augenblick«, druckste Peter herum, »«aber bleibt es dabei, dass du unsere Katze nimmst, wenn wir in den Urlaub fahren?«

»Das hatte ich doch versprochen.« Sie leinte Aputi an und wandte sich zum Gehen.

»Und wenn du jemanden zum Quatschen brauchst …«

Judith spürte, wie ihr die Tränen in die Augen schossen. Sie nickte Peter zu. »Danke.« Dann beeilte sie sich, aus dem Haus zu kommen.

So ein Bockmist, wer parkt da auf meinem Parkplatz?, dachte sie, als sie kurze Zeit später und viel früher als gewöhnlich vom Büro nach Hause kam. Die Straße des alten Viertels war schmal, Bäume schränkten Sicht und Platz noch weiter ein. Parkplätze gab es nur wenige, und schon deshalb war ihr die Einfahrt heilig.

Aber die war jetzt von einem fetten Jeep versperrt. Wer bitte brauchte in Köln und Umgebung einen Wagen, mit dem man Nashörnern trotzen konnte? Auch der Bürgersteig vor dem Haus war blockiert, dort stand ein Umzugswagen von Sixx.

Ihr Trübsinn war wie weggeblasen, stattdessen spürte sie Wut in sich hochkochen. Was war hier los? Und wem gehörte dieser bescheuerte Wagen? Sie sprang aus dem Auto und rannte zur weit geöffneten Eingangstür.

»Hallo? Wer parkt auf MEINEM Parkplatz? Weg da! SOFORT!«

* * *
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2

Es schepperte laut, das Geräusch von splitterndem Porzellan hallte durch das Dachgeschoss.

»Scheiße!«

Alex wischte sich mit beiden Händen übers Gesicht. Dann zählte er langsam bis zehn und ließ den Atem fließen. Ommmmmmmm, fügte er gedanklich hinzu. Immer mit der Ruhe. Irgendwann wird auch dieser absolute Scheißtag zu Ende gehen.

»Tut mir leid, Alex!«, rief Lukas. »Das war eine Vase. Mit Blumenmuster. War die wertvoll?«

Alex ging hinüber ins Wohnzimmer, wo sein Freund vor den Scherben einer ehemals abgrundtief hässlichen Bodenvase stand.

»Kein großer Verlust.« Alex klopfte Lukas auf die Schulter. »Hochzeitsgeschenk meiner Tante. Das schieben wir erst mal zur Seite. Ich habe noch keine Ahnung, wo sich in diesem Haus die Mülltonnen befinden, geschweige denn davon, welche mir gehört. Außerdem brauch ich einen Kaffee.«

Nachdem er die Scherben zusammengefegt hatte, ging er in die kleine Küche. Bisher bestand sie nur aus aufeinandergestapelten Kisten, welche er aber, in seiner unendlichen Weisheit, vor dem Umzug mit Symbolen beschriftet hatte, sodass er auf einen Blick sah, wo sich der Kaffeevollautomat befand. Nebst Zubehör und Kaffeebohnen natürlich. Man musste Prioritäten setzen, und Kaffee stand bei ihm ganz oben auf der Liste.

Voller Vorfreude öffnete er den vakuumierten Kaffee und inhalierte einen tiefen Zug des kräftigen Aromas.

»Aah!« Wie immer hatte er das Gefühl, als schösse das Koffein unmittelbar durch seine Adern. »Gibt es was Besseres?«

»Sex«, antwortete Lukas grinsend.

»Keine Frauen mehr in meinem Leben«, wehrte Alex ab. »Ich werde ab jetzt nur noch Männerfreundschaften pflegen.«

Lukas zwinkerte ihm zu. »Das eine schließt das andere nicht aus.«

»Spinner.«

Alex holte die Maschine aus der Kiste und stellte sie auf einen Stuhl. Mit dem Wassertank ging er hinüber zur Spüle und drehte den Hahn auf.

Nichts.

»Wir haben noch kein Wasser. Verdammt! Hoffentlich ist jemand im Haus, der es anstellen kann, sonst krieg ich hier die Krise!«

»Dann mach du dich auf die Suche, und ich geh weiter ausladen«, meinte Lukas.

Alex fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und stieg ein Stockwerk nach unten. Hier wohnte Herr Weynreicher, sein Vermieter. Schon bevor Alex auf die Klingel drückte, vermutete er, dass ihm niemand öffnen würde. Es war einer der Tage, wo nichts glattlief. Ein Tag, der damit angefangen hatte, dass er mit dem kleinen Zeh gegen den Bettpfosten geknallt war. Vor der ersten Tasse Kaffee klingelte schon das Telefon und seine Mutter war dran. Sie erklärte ihm, er müsse am Sonntag unbedingt zum Essen kommen, da sie diese nette junge Frau von nebenan eingeladen hätte.

Alex verdrehte die Augen. Und um dem Ganzen noch die Krone aufzusetzen, hatte die Autovermietung seine Reservierung verschlampt, und er hatte satte zwei Stunden darauf warten müssen, bis er einen altersschwachen Lkw bekam.

Und jetzt schien der Vermieter auch nicht da zu sein. Ade Kaffee.

»Na bitte, niemand zu Hause. Ich wusste es!« Frustriert schlug er mit der flachen Hand gegen die Wand. Aber was nutzte es. Er ging die Treppe weiter hinunter und hinaus, um die nächste Kiste hochzuschleppen.

»Keiner da?« Lukas grinste ihm entgegen.

»Frag nicht«, knurrte Alex. Er zog eine Kiste von der Ladefläche und machte sich wieder auf den Weg nach oben. Von den wenigen Möbeln, die er aus der ehemals gemeinsamen Wohnung mit Sylvia mitnehmen konnte, hatten sie den Großteil bereits ausgeladen. Am Samstag würde er einen Großeinkauf bei IKEA machen. Max brauchte ein paar Sachen fürs Kinderzimmer und er fürs Wohnzimmer. Nur von den Schlafzimmermöbeln hatte Sylvia sich trennen können, die Lusthöhle wollte sie mit Michael, dem Megaarschloch, natürlich neu einrichten.

Oben angekommen, ließ er sich auf einen Küchenstuhl fallen. Er brauchte eine Pause. Er brauchte einen Kaffee. Dann klingelte sein Handy. Sylvia. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Er überlegte einen Moment, ob er sie einfach ignorieren sollte, aber es könnte ja was mit Max sein, also nahm er ab. »Ja?«

»Alex, hi, hör mal. Wir haben uns jetzt doch entschieden, zum Geburtstag meines Vaters zu fahren. Du weißt schon, übernächstes Wochenende, und Max freut sich schon total auf Oma und Opa. Geht das klar?«, säuselte sie. Wie immer, wenn sie etwas wollte.

»Es war abgemacht, dass Max dann zu mir kommt. Ich hab mich jetzt schon darauf eingestellt.«

»Ich kann ja nun schlecht den Geburtstag meines Vaters verschieben. Dann siehst du Max halt in drei Wochen«, gab sie schnippisch zurück.

»Nein, kommt überhaupt nicht infrage!« Er schnaufte vor Wut und hoffte, dass sie es nicht hörte.

»Jetzt stell dich doch nicht so an. Gönn dem Kleinen doch die Freude.«

»Hier geht’s doch wohl mehr darum, was du willst.«

»Was nutzt es dir, wenn du Max an dem Wochenende nimmst und er nur jammert, dass er lieber bei Oma Rosi und den kleinen Kälbchen des Bauernhofes nebenan wäre?«

Natürlich hatte sie recht, und das ärgerte ihn umso mehr. Alex ballte die Hand zur Faust.

»Dann nehme ich ihn eben nächstes Wochenende. Ich hole ihn am Freitag vom Kindergarten ab und bringe ihn Sonntagabend zurück.«

»Aber das ist doch Unsinn, du steckst doch noch mitten im Chaos.«

»Bis dahin werde ich mit Max’ Zimmer fertig sein.« Er schaute auf die geballte Faust, die Knöchel waren schon weiß.

»Also gut, wenn du meinst. Dann sage ich ihm, dass du ihn am Freitagabend holen kommst. Mach’s gut.«

»Grmpf.« Alex legte auf und starrte zur Decke. Er hasste Sylvia. Hasste er Sylvia? Irgendwann hatte er sie einmal geliebt, aber im Moment konnte er sich an diese Zeit nicht mehr erinnern. Vor fünf Monaten hatte sie ihm gestanden, sie habe sich verliebt. Und damit nicht genug, sie hatte ihn davor schon fast ein halbes Jahr lang betrogen. Ein halbes Jahr, in dem ihm weder bei seinem Freund und Kollegen Michael noch bei seiner Frau irgendetwas aufgefallen war. Er war so ein Hornochse.

Daraufhin war er direkt ausgezogen, hatte sich ein winziges Zimmer in einer Pension genommen, denn er hatte keinerlei Vertrauen mehr in diese Beziehung gehabt, und wie erwartet, entschied sich Sylvia letztlich sowieso für Michael.

Alex schaute sich um. Um diese Wohnung zu finden, hatte er mehr als vier Monate gebraucht. Jetzt war er nicht nur erleichtert, dass er mehr Platz haben würde, er hatte auch endlich wieder die Möglichkeit, seinen Sohn zumindest über das Wochenende zu sich zu nehmen.

»Alex?« Lukas wuchtete einen Karton auf den Stapel im Wohnzimmer. »Da unten steht eine Tusse, die sich darüber beschwert, dass dein Jeep und der Lkw im Weg stehen.«

»Na super, die hat mir noch gefehlt. Sieht die nicht, dass wir mitten im Umzug sind?«

Alex stand auf, schob sein Handy in die Hosentasche und machte sich auf den Weg nach unten.

»Ja«, bellte er.

»Sie stehen mir im Weg.« Eine Rachegöttin mit langen, dunklen Haaren sah ihm entgegen.

»Ich zieh gerade ein.«

»Hierher?«

»Was geht Sie das an?«, schnauzte er.

Hoch aufgerichtet stand sie vor ihm, die braunen Augen fixierten ihn, als wenn das verdammte Haus ihr gehörte.

»Ich wohne auch hier.«

Na prima. So viel zur guten Nachbarschaft, von der ihm Herr Weynreicher so vorgeschwärmt hatte. Alex ging auf sie zu und reichte ihr die Hand.

»Hallo, ich bin Alexander Naumann.«

Aber seine Freundlichkeit war nicht willkommen. Verärgert kreuzte die Göttin ihre Arme vor der Brust.

»Sommer.«

Er steckte die Hände in die Hosentaschen. »Frau Sommer, würde es Ihnen etwas ausmachen, wenn Sie den Wagen ein Stück die Straße runter parken? Nur ausnahmsweise?«

»Ausnahmsweise würde es mir etwas ausmachen, ich habe nämlich einiges auszuladen.«

Was für eine Zicke. Aber Alex rief sich zur Ordnung und entgegnete zuvorkommend. »Okay, okay. Ich fahre den Jeep ein Stück weiter und räume ihn später aus.«

Die Göttin nickte gnädig, ehe sie zu ihrem Kangoo ging und sich hinters Lenkrad setzte.

Alex seufzte tief und stieg in seinen Jeep. Eine Göttin in ausgeblichenen Jeans, die jeden Zentimeter ihrer langen Beine wie eine zweite Haut bedeckten, dachte er. Es hatte mal Zeiten gegeben, da war er mit Frauen ganz gut klargekommen.

* * *
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3

Warum hast du mir nicht aufgemacht?«

Wie erwartet, fand Judith ihren Vater um diese Zeit in seiner Küche vor, wo er sich Brot und Käse schmecken ließ.

»Der neue Mieter zieht doch ein.« Er grinste sie an. »Der hat vorhin schon mal geschellt. Wollte wahrscheinlich was leihen oder brauchte Hilfe oder was weiß ich. Darauf habe ich heute aber keine Lust und deshalb mime ich den tauben Mann.« Er schnitt sich einen Kanten alten Gouda ab und biss herzhaft hinein.

»Und was machst du um diese Uhrzeit schon hier?«, nuschelte er mit vollem Mund.

»Hab frei«, murmelte Judith. »Und was ist, wenn der Typ tatsächlich Hilfe braucht? Ist doch schließlich dein neuer Mieter.«

»Darum kann sich auch Sam kümmern.«

»Wer hat den eigentlich ausgesucht? Du oder Tante Ruth?«

»Wir beide. Hatte ich dir doch erzählt, oder?«

»Nein, hattest du nicht.« Judith sah ihn grimmig an. »Hat Tante Ruth ihn für Sam ausgesucht? Entspricht offensichtlich voll seinem Beuteschema.«

Ihr Ahnherr lachte und stand auf. »Möglich. Aber der Typ ist eindeutig hetero. Er lebt in Scheidung und hat einen kleinen Sohn.« Ihr Vater reichte ihr eine Tasse Kaffee.

Judith umklammerte sie mit beiden Händen. Ihr war noch immer nicht ganz klar, wie sie ihrem Ahnherrn von ihrer Kündigung erzählen sollte.

»Der Kerl hat eine feste Anstellung«, fuhr ihr Vater fort. »Er wird die Miete zahlen, das ist wichtig. Außerdem ist er in einem angenehmen Alter – nicht mehr ganz jung und partysüchtig und auch noch nicht klapprig. Also gerade richtig.«

Ächzend ließ er sich wieder auf dem Küchenstuhl nieder. »Und jetzt erzähl, warum du schon hier bist. Da stimmt doch etwas nicht, das kann ich dir an der Nasenspitze ansehen.«

»Ach, Papa …«

In diesem Moment schellte es, dreimal kurz, einmal lang. Das war Samuels Klingelzeichen.

»Oh boshe moi, dass er das immer so macht. Man hört das doch bis hinter Haifa«, brummte ihr Vater.

»Willst du nicht aufmachen? Oder soll ich?« Judith war schon halb aufgestanden.

»Nö, der hat einen Schlüssel, genau wie du.«

Und richtig, kurz darauf trat Samuel in die Küche.

»Du hier?«, fragte er überrascht. »Jakob, der neue Mieter ist da. Heißt Alexander.«

»Duzt ihr euch schon?« Ein süffisantes Grinsen konnte sich Judith nicht verkneifen.

»Macht einen netten Eindruck. Ich habe mich als sein Nachbar vorgestellt. Er muss ja nicht gleich wissen, dass im restlichen Haus eine jüdische Mischpoke wohnt.« Samuel lachte und nahm sich ebenfalls eine Tasse Kaffee. »Er hat mich wegen des Wassers gefragt.«

»Ach du Schande!« Ihr Vater schlug sich mit der flachen Hand gegen die Stirn. »Das hatte ich ja glatt vergessen. Und jetzt?«

»Was ist denn mit dem Wasser?«, wollte Judith wissen.

»Wir haben es abgestellt in der Wohnung. Da ist doch das Abflussrohr immer noch verstopft.«

»Immer noch? Ihr seid unglaublich. Oder willst du mit ihm deine Küche und dein Bad teilen, Sam?« Judith biss sich auf die Lippe und verkniff sich ein Lachen.

Doch Samuel ging einfach über ihre Spitze hinweg. »Ich habe Harald angerufen. Er kommt gleich und versucht es zu beheben.«

Samuel hatte eine Menge Freunde, die er des Öfteren zu Pokerpartien oder zu feucht-fröhlichen und ziemlich lauten Grillpartys einlud. So fand er für fast jeden Notfall jemanden, der zumindest entfernte Ahnung von der Materie hatte.

»Was machst du eigentlich um diese Zeit hier?«, fragte er nun seine Cousine.

»Öhm.«

»Das will ich auch schon eine ganze Weile wissen, aber sie antwortet einfach nicht. Sag nicht, du hast gekündigt?«

»Nein, habe ich nicht.« Judith senkte den Kopf. »Andersherum wird ein Schuh daraus.«

»Was? Sie haben dich gefeuert? Himmel, Arsch und Zwirn, wie deppert sind die denn?«

»Vor allem sind sie wohl bald pleite«, seufzte Judith.

»Und jetzt? Was machst du jetzt?«

»Erst mal doof aus der Wäsche gucken, Papa.« Judith verdrehte die Augen. »Und dann mein Geld im Sparstrumpf zusammenzählen. Und mich bewerben.«

Ihr Ahnherr sah sie skeptisch an. »Sie haben dir gekündigt? Von jetzt auf gleich? Ist das rechtlich möglich?«

»Ja, Papa. Ich hatte nur einen Zeitvertrag, und der ist rum. Sie haben ihn nicht verlängert und werden es auch nicht tun.« Judith zwinkerte heftig. Da waren sie schon wieder, diese blöden Tränen. »Und ich Idiot habe gestern noch den Herd gekauft.«

»War deiner denn kaputt?«, wunderte sich der Ahnherr.

»Nein, aber ich habe günstig einen Profiherd aus einer Insolvenzmasse bekommen.«

»Ach komm.« Samuel nahm sie in den Arm. »Der Herd macht es jetzt auch nicht mehr fett. Jeder Mensch braucht auch was für sein Seelenheil.«

Judith lehnte sich an ihn und ließ endlich den Tränen freien Lauf. Es tat so gut, seine Wärme zu spüren. Auch wenn er nur ihr Cousin war und nicht ihr Partner. Aber die Verletzung, die ihr Thomas zugefügt hatte – er hatte sie Knall auf Fall für eine andere verlassen – saß noch zu tief. Sie konnte sich nicht vorstellen, wieder einem Mann ihr Vertrauen zu schenken. Trotzdem hätte sie in Momenten wie diesen viel dafür gegeben, einen verlässlichen Partner an ihrer Seite zu haben.

»Was mach ich denn jetzt nur?« Sie schniefte laut in das Taschentuch, das Sam ihr reichte. »Ich habe schon die Jobanzeigen durchforstet. In Berlin oder München, vielleicht auch in Frankfurt, könnte ich eine Stelle bekommen. Vermutlich wieder nur mit Zeitvertrag. Aber Esther ist mitten in der Pubertät, da kann ich sie doch nicht aus ihrem gewohnten Umfeld reißen.«

»Hmmm«, brummte ihr Vater und setzte neuen Kaffee auf. »Und wenn du etwas anderes machst?«

»Aber was, Papa?« Judith schüttelte den Kopf. »In meinem Leben geht alles schief. Mein Mann betrügt und verlässt mich und jetzt bin ich auch noch arbeitslos. Demnächst werde ich unter der Brücke hausen müssen.«

»Unsinn, Judith!«, Samuel fasste sie an den Schultern, sah ihr ins Gesicht. »Okay, du darfst verzweifelt sein, traurig, entsetzt und wütend.« Er räusperte sich. »Eine halbe Stunde von jedem oder so. Aber dann setzen wir uns hin und überlegen gemeinsam, wie es weitergeht. Hast du das verstanden, Cousinchen?«

Judith schluckte.

»Und überhaupt, unter der Brücke«, brummte der Ahnherr. »Solange es mich und Tante Ruth gibt, wirst du immer ein Dach über dem Kopf haben.«

»Danke«, sagte sie leise.

»Wäre besser, wenn du wütend wärst anstatt traurig. Dann könntest du die Energie positiv umlenken und irgendetwas tun. Fällt dir dazu etwas ein?«, fragte Sam. Er nahm dankend die Tasse frischen Kaffee vom Ahnherrn entgegen.

Judith wischte sich über die Augen. Sie schaute die beiden Männer an. »Seit einiger Zeit schon spukt mir ein Gedanke durch den Kopf, aber ich weiß nicht, wahrscheinlich ist das nur ein Hirngespinst und gar nicht umsetzbar. Davon leben kann ich wohl auch nicht.«

»Jetzt spuck’s schon aus«, drängte Samuel.

Judith atmete tief ein. »Was haltet ihr von einer Tierpension?«

»Eine Tierpension?«, fragte ihr Vater verständnislos.

»Eine Tierpension«, murmelte Sam nachdenklich. »Hört sich interessant an.«

Judith winkte ab. »Ein schöner Traum. Im Moment sieht es so aus, als würde ich bald dem Amt zur Last fallen und dabei meine Wohnung verlieren. Vier Zimmer für zwei Personen, das zahlen die niemals.«

»Das Amt. Papperlapapp. Die Miete, die du uns zahlst, die haben Ruth und ich auf ein Sparkonto gesteckt. Für dich und Esther, für den Notfall«, mischte sich jetzt der Ahnherr wieder mit ein.

»Ach?« Sam zog die Augenbrauen hoch.

»Ja. Und für dich gibt es auch so ein Konto«, sagte Jakob und grinste verschmitzt.

»Warum müssen wir dann überhaupt Miete zahlen, Onkel Jakob?«

»Na, was nichts kostet, ist auch nichts wert. Ihr sollt das Haus ja nicht verkommen lassen. Und ihr hättet das Geld nicht gespart, sondern ausgegeben.«

»Du siehst«, sagte Samuel zu Judith, »am Geld wird es nicht scheitern. Wie steht es mit der Bürokratie, hast du dich da schon mal erkundigt?«

»Nein, ich habe keinen Schimmer. Vermutlich braucht man eine Ausbildung oder so etwas.«

»Da kommt dir doch sicher die Erfahrung im Tierheim zugute, wo du damals gearbeitet hast«, warf ihr Ahnherr ein.

»Das ist ja schon ewig her. Außerdem wird sich eine Tierpension finanziell nicht lohnen, es ist eine Schnapsidee«, wiegelte Judith ab.

Ihr Vater nickte. »Das wird sich nicht rentieren, da magst du recht haben.«

Samuel zog sein iPhone aus der Tasche, tippte darauf herum. »Die ersten Treffer bei Google – zwischen acht und dreißig Euro zahlst du pro Tier und Nacht, wenn du es in eine Pension gibst. Katzen weniger als Hunde.«

»Dreißig Euro?«, sagte der Ahnherr ungläubig.

»Das ist sicher die Ausnahme, aber …« Judith dachte nach. Vielleicht war es doch gar nicht solch eine Schnapsidee. Sie könnte endlich das tun, was ihr schon immer am meisten Spaß gemacht hatte: mit Tieren arbeiten.

»Wenn das wirklich Kohle bringt, wäre das doch eine Idee«, meinte ihr Ahnherr und riss sie aus ihren Gedanken.

»Du machst ein Miezhaus auf«, sagte Sam lachend.

»Ein Miezhaus?« Judith sah ihn mit großen Augen an und kicherte dann. »Das ist ein herrlicher Name für eine Tierpension.« Dann wurde sie wieder ernst. »Ich weiß nicht. Da muss ich mal in Ruhe drüber nachdenken. Aber jetzt werde ich erst einmal Wäsche waschen und aufräumen. Das wollte ich eh an diesem Wochenende erledigen.«

Ganz in Gedanken versunken ging Judith in den Flur. Die beiden Kartons, die auf dem Treppenabsatz standen, übersah sie.

»Verdammter Scheißtag!«, schrie sie, als sie fiel.

* * *
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4

Was war denn jetzt schon wieder los? Alex knallte die Kofferraumklappe seines Jeeps zu, schnappte sich die letzte Kiste und näherte sich unwillig dem Gezeter im Hausflur.

»Hallo?«, schallte ihm eine wohlbekannte Stimme entgegen. Die Göttin saß auf dem Treppenabsatz im ersten Stock und rieb sich ihren Knöchel. Wieder einmal schien ihr der Sinn nach Streit zu stehen.

»Wie kann man nur so blöd sein?« Sie funkelte ihn wütend an. »Wie kann man nur so blöd sein und Kisten auf der Treppe deponieren?«

»Tut mir leid.«

»Davon tut es nicht weniger weh!«

»Sind Sie verletzt? Soll ich mal nachschauen?«

»Nein, danke!« Sie stemmte sich vom Boden ab und humpelte mit schmerzverzerrtem Gesicht in die Wohnung des Vermieters. »Sehen Sie zu, dass Sie Ihren Kram endlich aus der Schusslinie kriegen!«

Die Tür knallte ins Schloss.

»Genau. Auf gute Nachbarschaft«, murmelte Alex. Er stellte die Kisten aufeinander, wuchtete sie hoch und machte sich auf den Weg nach oben.

»Ah, Alex, gut, dass ich dich treffe.« Sam kam aus der Wohnung des Hauseigentümers, wohin Frau Sommer gerade verschwunden war.

Offenbar hatten die anderen wirklich so etwas wie eine funktionierende Hausgemeinschaft.

»Wegen des Wassers«, fuhr Sam fort. »Ich habe einen Freund von mir angerufen, der ist schon auf dem Weg und wird sich um das Abwasserrohr der Toilette kümmern. Der Vermieter weiß schon Bescheid.«

»Alles klar, du weißt ja, wo du mich findest.«

Oben angekommen, stellte Alex die letzten Kisten zu den anderen und schaute sich um. Selbst die wenige Habe, die er aus seiner Beziehung mit Sylvia hatte mitnehmen können, verbreitete das absolute Chaos. Lukas hatte zwar guten Willen gezeigt und alles hochgeschleppt, allerdings weniger Wert darauf gelegt, die Kartons gleich in den richtigen Räumen abzustellen. Jetzt stand neben dem Karton mit Bettwäsche und Handtüchern die Kiste mit der Stereoanlage, darüber eine mit Kleinkram fürs Badezimmer und dahinter das Equipment für die Ritterburg, die Alex Max zu seinem vierten Geburtstag geschenkt hatte.

Alex seufzte und trug als Erstes den Karton mit der Ritterburg in das zukünftige Kinderzimmer. Nachdem er die Kiste abgestellt hatte, musterte er den kleinen Raum. Hier musste noch dringend gestrichen werden. Feinheiten, um die er sich im Laufe der Woche kümmern würde.

Er ging zurück ins Wohnzimmer, um eine weitere Kiste zu holen, als er bemerkte, dass er einen Gast hatte. »Hallo, wer bist denn du?«

Alex ging in die Hocke und lockte die schwarz getigerte Katze zu sich. »Eine Maine-Coon-Lady? Nein, der Größe nach wohl eher ein Kater.«

Der Maine-Coon kam auf ihn zu und umkreiste ihn, wobei er dicht an Alex' Beinen vorbeistrich und ein zufriedenes Schnurren von sich gab.

»Ja«, murmelte Alex, »den Spitznamen Gentle Giant habt ihr nicht zu Unrecht.«

Alex streckte die Hand aus und kraulte den Kater. »Du bist ja ein hübscher Bursche. Und? Wo gehörst du hin? Welcher meiner zukünftigen Nachbarn gibt sich nicht mit einer einfachen Hauskatze zufrieden? Musst du etwa auch auf diese unsäglichen Rassezuchtschauen?«

Dem Kater schien das Kraulen zu gefallen. Er legte sich neben Alex' Füße und klopfte rhythmisch mit dem Schwanz auf den Boden.

»Alex?«

»Bin beschäftigt.«

Sam kam ins Zimmer, gefolgt von einem anderen Mann, der eine ellenlange Spirale in der Hand hielt.

»Das ist Harald«, stellte Sam ihn vor.

Alex stand auf. »Hallo.«

Nun ging Sam seinerseits in die Hocke und strich dem Kater übers Fell. »Wie ich sehe, hast du Coonie schon kennengelernt?«

»Coonie? Nicht gerade eine sehr kreative Namenswahl«, spottete Alex.

Sam zuckte mit den Schultern. »Er gehört Judith und heißt eigentlich Coonibert. Coonibert und Penelope, das sind ihre beiden Katzen. Die beiden laufen hier überall herum, es kann also sein, dass du demnächst noch einen anderen Besucher hast. Kommst du damit klar?«

»Hallo? Ich bin Tierarzt. Wäre wohl nicht ganz so gut, wenn mich Tiere nerven würden.«

»Und wo ist jetzt das Klo?«, meldete sich Harald zu Wort.

»Ich zeig’s dir.« Sam führte ihn ins Badezimmer.

Alex folgte ihnen und sah, wie Harald die große Spirale auspackte und langsam durch die Toilette ins Abwasserrohr schob.

* * *
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5

Aua!« Judith betrachtete ihren Knöchel.

»Sieht nicht gebrochen aus«, murmelte ihr Ahnherr und füllte Eiswürfel in einen Jutesack. »Da. Das hilft.«

»Hoffentlich.« Vorsichtig legte sie sich den Eisbeutel auf den Knöchel. Ihr Vater hatte sie in den Ohrensessel im Wohnzimmer geleitet und den Fußhocker vor sie hingestellt.

»Dieser Idiot! Wer ist, bitte schön, so dämlich und stellt Kisten auf dem Treppenabsatz ab. Und meine Jeans ist auch hin. Das ist einfach nicht mein Tag.« Sie wischte sich eine Träne von der Wange. Am liebsten hätte sie dem Typen eine geschmiert. Aber dann, beim zweiten Überlegen, wäre das doch ein wenig zu viel gewesen. Er hatte ganz bedrückt geschaut, so als wäre es ihm unendlich peinlich, dass sie über seine Kartons gestolpert war. Sie hätte ja auch aufpassen können, aber wer rechnet schon mit Kartons im Treppenhaus? Eine angenehm tiefe Stimme hatte der Mieter. Und einen Drei-Tage-Bart-Schatten. Aber wahrscheinlich sah er nur wegen des Umzugs so aus, und im Alltag war er eher ein geschniegelter Anzugtyp, glatt gebügelt, so wie ihr Ex.

Ihr Vater sah sie überrascht an. »Na, na, Kindchen. So nah am Wasser gebaut bist du doch sonst nicht. Sollen wir den Arzt holen?« Ihr Vater hatte für gewöhnlich immer einen lustigen Spruch auf den Lippen, wenn jemand jammerte. Dass er diesmal wirklich besorgt war, erinnerte Judith an ihre ausweglose Situation. Sie war arbeitslos. Die Tränen stiegen ihr wieder in die Augen. Aputi legte ihr den Kopf aufs Bein.

»Es war …«, schniefte sie, »wohl alles ein wenig viehiel … Und dann auch noch dieser Typ, der hier einzieht. Musste das denn sein?« Sie putzte sich die Nase.

»Nun ja, der neue Mieter macht eins – er zahlt Miete. Und eine Hälfte der Miete bekomme ich. Ich brauche das Geld aber nicht so dringend.« Er schmunzelte. »Deshalb dachte ich, ich überweise es dir. Als Unterstützung für dein neues Leben.«

»Ach Papa …«, weinte Judith. Sie nahm ein Kissen und drückte es gegen ihren Bauch, so als könne sie sich damit vor der Welt und dem Leben schützen.

»Keine gute Idee?«, fragte er und kratzte sich im Nacken.

»Ich wi –hill kei –hein Geld von dir. Ich wi –hill auf eigenen Füßen stehen. Es reicht doch schon, dass ich gar keine richtige Miete zahle.«

»Du stehst doch auf eigenen Füßen.« Er grinste. »Wenn du nicht gerade über Kartons stolperst. Ich finde, du meisterst dein Leben ziemlich großartig. Sieh es doch einfach als eine Spende für das Miezhaus an. Der Gedanke daran gefällt mir nämlich.«

»Das klappt bestimmt NIE!« Judith putzte sich die Nase, Aputi heulte leise, wie um ihr zu zeigen, dass er mitfühlte.

Plötzlich hörten sie ein lautes Brummen und Hämmern.

»Das kommt aus meinem Badezimmer. Hört sich höllisch an«, murrte ihr Vater und stand auf.

Judith folgte ihm, nur auf einem Bein hüpfend. Er hatte kaum die Badezimmertür geöffnet, als ihnen mit einem lauten Knall auch schon der Klodeckel entgegengeflogen kam.

»Was zum Teufel …!«, schrie er und stellte sich schützend vor sie. »Eine Schlange! Eine Monsterschlange!«

Judith schaute ihm über die Schulter. Eine riesige Spirale kämpfte sich durch das Badezimmer, riss die Utensilien vom Waschbecken und landete mit lautem Krachen am Spiegel, welcher in tausend Scherben zersprang.

»Das ist der Sanitärfritze!« Judith humpelte so schnell sie konnte zur Wohnungstür. »AUFHÖREN!«, brüllte sie nach oben. »Sofort aufhören!«

Ihr Vater drängte sich an ihr vorbei und lief die Treppen hoch. »Aufhören!«, schrie auch er. »Ihr seid schon fast in meinem Wohnzimmer mit dem Höllending!«

»Was?« Sam streckte den Kopf aus der Tür.

»Na, das Teil. Es ist in meinem Klo rausgekommen. Nur gut, dass ich nicht draufsaß, hätte mir wahrscheinlich glatt ein zweites Loch gebohrt.« Ihr Ahnherr kicherte.

Judith lachte lauthals und zog sich ins Wohnzimmer zurück, um die Männer vorbeizulassen. Sie setzte sich in den Ohrensessel und legte wieder den malträtierten Knöchel hoch.

Im Flur begrüßte Aputi die Männer mit einem lauten Heulen.

»Was bist du denn für ein Schöner«, hörte sie den neuen Mieter sagen. »Ein Malamute, oder?«

Judith war überrascht. Es war ungewöhnlich, dass jemand die Hunderasse kannte. Die meisten Leute, denen sie begegnete, hielten ihn für einen Husky, und sie machte sich nicht mehr die Mühe, ihnen die Unterschiede zu erklären.

»Ja, reinrassig und selten«, sagte Sam. »Du kennst dich ja echt aus.«

»Lebt der etwa auch hier im Haus? Ist das Ihrer, Herr Weynreicher?«

»Nee, der gehört Judith«, antwortete ihr Vater.

»Sie scheint ja einen ganzen Zoo zu haben.«

»Ach du Scheiße«, rief Harald aus dem Bad. »Ich fürchte, das Klo ist hin. Tut mir leid, Herr Weynreicher. Plötzlich ging es ganz einfach. Hab mich schon gewundert, dass es so schnell ging, dabei waren wir gar nicht im Keller, sondern erst hier.«

»Und jetzt?«, fragte ihr Ahnherr. »Jetzt kann ich das Bad renovieren.«

»Na ja, wenn ich eine Rechnung stelle, dann läuft das über die Versicherung«, erklärte Harald.

»Dann machen Sie das. Die Rechnung über die Rohrreinigung wird sicher nicht so teuer, wie den ganzen Schlamassel zu beseitigen und das Bad zu erneuern.«

»Aber ich mach eben noch das Rohr frei. Sam, du bleibst hier und passt auf. Dann fahre ich los und besorge Ihnen wenigstens noch schnell ein neues Klo.«

Ihr Vater kam zurück ins Wohnzimmer, wo Judith sich mit beiden Händen die Tränen von den Wangen wischte und nach Luft schnappte.

»Kindchen, hast du so große Schmerzen?«, fragte er besorgt.

»Nein.« Inzwischen lachte sie hysterisch. »Ich habe nur immer noch das Bild mit der tanzenden Spirale in deinem Klo vor Augen. Das ist doch nicht zu glauben, das hätten wir filmen müssen«, keuchte sie unter einer erneuten Lachsalve.

* * *
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6

Samstagvormittags zu IKEA, da könnte man sich auch gleich erschießen. Alex fuhr in die nächste Parkplatzschleife, doch auch hier standen die Wagen dicht an dicht.

Eigentlich hatte er schon vor zwei Stunden hier sein wollen, aber Max hatte ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht. Zuerst wollte sein Sohn noch dringend den Kampf zwischen dem weißen Ritter und dem dunklen Zauberer zu Ende kämpfen. Als sie dann im Flur standen und Alex schon die Schlüssel in der Hand hatte, musste der Knirps noch dringend aufs Klo. Dazu gehörte nicht nur das Wimmelbilderbuch vom Bauernhof, das er auf einem Hocker vor sich drapierte, sondern auch die CD von Anne Kaffeekanne. Nachdem die Hände gewaschen waren, die Jacke übergezogen und Häschen Fluffy eingepackt war, hatte Max plötzlich Hunger und brauchte dringend ein Nutellabrot.

Und deshalb waren sie jetzt von gefühlten 7986 anderen IKEA-Kunden umgeben, die ebenfalls einen Parkplatz suchten.

»Papa?«

Alex hatte Glück, direkt vor ihm fuhr jemand heraus. Er setzte den Blinker. »Ja?«

»Warum haben Fische eigentlich keine Haare?«

»Das ist eine schwere Frage.« Alex parkte ein, zog den Schlüssel aus dem Schloss und löste den Sicherheitsgurt. »Was meinst du denn, warum wir Haare haben?«

Er stieg aus und öffnete die hintere Wagentür.

»Damit sie schön aussehen?« Max schnallte sich ab und kletterte aus dem Auto. »Die Milea, die hat ganz rote Haare. Mit Locken. Das sieht sehr schön aus, sagt Frau Fischer immer, wenn Lukas sie ärgert und ›Feuermelder!‹ ruft.«

»Ja, Haare können sehr schön aussehen.« Alex verschloss den Jeep und nahm Max bei der Hand. »Aber sie können uns auch wärmen.«

»Wie eine Mütze?«

»Genau, wie eine Mütze.«

»Deshalb braucht Opa Georg immer seine Wollmütze, weil der ja keine Haare mehr hat, die ihn warm halten.«

Alex schmunzelte. »Da hast du wohl recht.«

»Und die Fische? Die brauchen es nicht warm am Kopf?«

»Stell dir doch mal die Fische in dem großen Aquarium im Zoo vor. Wenn die Haare auf dem Kopf hätten, die würden ihnen ja ganz nass ins Gesicht hängen.«

»Und das wäre schlimm.« Max schaute ernst zu ihm hoch. »Von nassen Haaren bekommt man Husten. Bekommen Fische auch Husten?«

»Nein, die bekommen keinen Husten. Vielleicht liegt es ja daran, dass sie keine Haare haben?« Alex zwinkerte Max zu, und sie betraten das große Möbelhaus.

Aufgeregt hüpfte Max an seiner Hand auf und ab. »Und jetzt bekomme ich ein Zelt?«

»Jepp.«

»Für zum Zumachen?«

»Das kannst du auch zumachen.«

»Und dann musst du mich suchen.«

»Hoffentlich finde ich dich auch.«

»Wenn du Angst bekommst, Papa, rufst du mich und dann mach ich ›piep‹.«

Alex lachte auf, griff sich den Knirps und setzte ihn sich schwungvoll auf die Hüfte. Zwei Stunden später hatte er es gerade mal geschafft, alle Sachen für Max’ neues Zimmer zu kaufen. Er selbst würde eine weitere Woche auf der Matratze kampieren müssen.

»Sind wir bald da?«, nuschelte Max von hinten.

»Ja.«

Alex schaute in den Rückspiegel. Das zweite Hotdog, das Max unbedingt noch haben wollte, passte offensichtlich doch nicht mehr in seinen kleinen Magen. Während Max’ Augenlider auf halb acht hingen, lag das Hotdog in der erschlafften Hand auf dem Rücksitz.

Dieses Kind hat ein eindeutiges Defizit an Fast Food, dachte Alex, während er den Jeep wieder vor seinem neuen Zuhause parkte. Sylvia lebte streng vegan, und jetzt genoss Max die Nutellabrote und McDonalds-Besuche in vollen Zügen. Auch das erste Hotdog seines Lebens, das sein Sohn eben verdrückt hatte, wäre ganz und gar nicht im Sinne seiner Exfrau gewesen. Aber das störte Alex überhaupt nicht.

»Endlich!« Max war wieder hellwach. »Baust du mir gleich mein Zelt auf?«

»Zuerst mal muss ich den ganzen Kram hier hochschleppen. Aber dann suchen wir den Karton mit dem Zelt, und du hilfst mir beim Aufbauen.«

»Supermegacool!« Max reckte seine kleine Faust zum Himmel, als sie den kurzen Weg bis zum Eingang gingen.

Aputi stand wedelnd im Hausflur und begrüßte sie mit einem leisen Heulen, die Tür der Erdgeschosswohnung stand offen. Alex blieb überrascht stehen.

»Guck mal Papa, was für ein schöner Hund! Darf ich den mal streicheln?«

Der Malamute wirkte freundlich, aber da Alex nicht wusste, wie der Hund auf Kinder reagierte, nahm er Max vorsichtshalber auf den Arm.

»Das ist Aputi«, erklärte er seinem Sohn. »Er wohnt auch hier im Haus.«

»Hast du es gut. Du hast einen Hund. Ich will auch einen Hund.«

»Er gehört ja nicht mir. Er gehört einer Frau, die heißt Judith.«