Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft - Lothar Eißmann - E-Book

Das Mitteldeutsche Seenland. Vom Wandel einer Landschaft E-Book

Lothar Eißmann

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Beschreibung

Welcher beispiellose anthropogene Landschaftswandel sich in Mitteleuropa zwischen Harz und Erzgebirgsvorland im letzten Vierteljahrhundert ereignet hat und unter aller Augen weiterhin vollzieht, von der Endzeit exzessiven Braunkohlentagebaues zu den aufgehenden Seen unserer Tage, zu einer den mecklenburgischen Naturseen vergleichbaren neuen mitteldeutschen Seenplatte - das und nicht weniger ist Thema eines zweiteiligen Buchprojektes, dessen erster Band hiermit vorliegt. Mit Leipzig, Merseburg, Weißenfels, Zeitz, Altenburg, Grimma, Wurzen etwa ist der Raum umschrieben, in dem alle Bergbaufolgeseen, die großen Leipziger Stadtrandseen wie Kulkwitzer, Cospudener, Markkleeberger, Störmthaler und Zwenkauer See ebenso erfasst werden wie die Bornaer, Witznitzer und Bockwitzer Seen, auch die sich westlich im Sachsen-Anhaltischen anschließenden Neuseen und die vielen "Augen" der südlichen Altenburger Landschaft, längst kleine Naturidylle, dazu die weit verstreuten Steinbrüche, Kiesseen, Kaolingruben und Teiche der Region. Autoren sind die international ausgewiesenen Leipziger Geologen Prof. Dr. Lothar Eißmann und Dr. Frank Junge, die seit Jahrzehnten die Braunkohlentagebaue hierzulande wissenschaftlich begleitet haben und die räumlichen wie ökologischen Dimensionen dieser einzigartigen Landschaftsveränderung bestens auszuleuchten verstehen. Ein Glücksfall, wie sich hierbei fachliche Kompetenz, fotografische Zeitzeugenschaft und Gespür für die historische Einmaligkeit des säkularen Vorgangs zu eindrücklichen Wort-Bild-Schilderungen von hohem Bildungswert verbinden und einen höchst anschaulichen, repräsentativen Überblick schaffen, wohl auf lange Sicht ein Meilenstein für Mitteldeutschland. Nutzung auf Farbdisplay empfohlen

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Das Mitteldeutsche Seenland

Vom Wandel einer Landschaft

Der Süden

LOTHAR EISSMANN • FRANK W. JUNGE

Das Mitteldeutsche Seenland

Vom Wandel einer Landschaft

Der Süden

Die weite Welt, so ausgedehnt sie auch sei, ist immer nur ein erweitertes Vaterland und wird, genau besehen, uns nicht mehr geben, als was der einheimische Boden auch verlieh.

Johann Wolfgang von Goethe

Abbildungen Einband und Seiten 1 bis 4:

Einband: Titelseite Witznitzer Seen, 2011, Rückseite Göhrener Insel im Störmthaler See, 2011

S. 1: Cospudener See, Blick von der Bistumshöhe in Richtung Leipzig, 2012.

S. 2/3: Schlucht des Markkleeberger Sees 1991 und Hafenbereich 2012.

S. 4 von links nach rechts: Tagebau Witznitz 1996, Tagebau Zwenkau 2001, 2002 und 2012,

Hafen am Cospudener See 2011.

ISBN 978-3-86729-100-2 (Print) ISBN 978-3-86729-509-3 (EPUB) ISBN 978-3-86729-510-9 (PDF)

1. Auflage 2013

Alle Rechte vorbehalten

© Sax-Verlag, Beucha • Markkleeberg 2013

Kartographie: Kartographisches Büro Borleis & Weis, Leipzig

Layout / Einbandgestaltung: Birgit Röhling

www.sax-verlag.de

eBook-Herstellung und Auslieferung: readbox publishing, Dortmundwww.readbox.net

INHALT

Einleitung

AUF DEM WEG ZUR VIERTEN SEENGENERATION

Eiszeitseen, Braunkohlentagebaue, Verlorene Orte und Tagebauseen

Werden und Vergehen in Jahrmillionen

Die vierte Seengeneration in zeitlicher und geografischer Reihenfolge

Braunkohlentagebau

Tabula rasa oder die Verlorenen Orte

Tagebauseen

Geologische Gesamtschnitte durch das südliche Mitteldeutsche Seenland

DAS MITTELDEUTSCHE SEENLAND. DER SÜDEN

Vom Wandel einer Landschaft

Die stadtnahen Seen – Leipziger Neuseenland

Kulkwitzer See

Zwillingspaar Wallendorfer See und Raßnitzer See

Cospudener See

Markkleeberger See und Störmthaler See

Braunkohlentagebau Espenhain

Markkleeberger See

Störmthaler See

Zwenkauer See

Gewässerverbund Leipziger Neuseenland

Die Seen um Borna

Witznitzer Seen – Kahnsdorfer See und Hainer See mit Haubitzer Bucht

Bockwitzer Seenkette

Wasserspeicher, Rückhaltebecken und Kleinseen um Borna

Stausee Rötha und Rückhaltebecken Stöhna

Speicherbecken Witznitz und Lobstädt

Speicherbecken Borna – die »Adria«

Altbergbau-Kleinseen um Borna

Seen um Lucka

Haselbacher See

Großstolpener See

Luckaer See

Seen um Altenburg und Meuselwitz

Pahnaer See oder vom Paradies zum gezähmten Erholungspark

Der Bergbau und die Kleinseen um Meuselwitz

Naturschutzgebiet Restloch Zechau

Zeitz-Profener Seen

Werbener See

Mondsee – Freizeitpark Pirkau

Altbergbauseen um Hohenmölsen – Theißen

Altbergbau entlang der Mulde

Teichgebiete und Fluss-Stauseen

Kiesseen, ertrunkene Steinbrüche und Kaolingruben

Verwandlung

ANHANG

Übersicht Geologie

Tabelle: Seen des Braunkohleabbaus im Gebiet südlich der Weißen Elster und östlich der Saale

Tabelle: Fischbestand der Seen des Braunkohleabbaus im Gebiet südlich der Weißen Elster und östlich der Saale

Literaturauswahl

Dank

Bildnachweis

EINLEITUNG

Welcher beispiellose Landschaftswandel sich in Mitteldeutschland zwischen Harz und Erzgebirgsvorland im letzten Vierteljahrhundert ereignet hat und unter aller Augen weiterhin vollzieht, von der Endzeit exzessiven Braunkohlentagebaues zu den aufgehenden Seen unserer Tage, zu einer den mecklenburgischen Naturseen vergleichbaren neuen mitteldeutschen Seenplatte – das und nicht weniger ist Thema eines zweiteiligen Buchprojektes, dessen erster Band, »Der Süden«, hier vorliegt. Mit Leipzig, Merseburg, Zeitz, Altenburg, Grimma und Wurzen etwa ist der Raum umschrieben, in dem alle Bergbaufolgeseen, aber auch die weit verstreuten Teiche, Kaolingruben, Steinbruch- und Kiesseen der Region, erfasst werden.

Es ist eine Niederschrift über die Gesamtheit der westelbischen, vor allem durch Braunkohlen- und Kiesabbau erzeugten Seen der Braunkohlenmeile des Saale-Elbe-Raumes. Diese neue Landschaft ist binnen weniger Jahrzehnte entstanden, namentlich seit dem Jahrtausendende, und inzwischen überreich an Wasserflächen. Es handelt sich bei diesem Buch um einen Überblick über die den Verfassern wichtig erscheinenden stehenden Gewässer, die zumeist menschlichen, bergbaulichen Eingriffen ihre Entstehung verdanken. Sie gehören – aus einer etwas größeren Sicht – zum künftigen neuen Mitteldeutschen Seenland, das vom Bergwitzsee bei Gräfenhainichen im Norden bis zum Haselbacher See nahe Altenburg im Süden reicht, im Westen bis zu den Seen des Geiseltals und im Osten bis über die Mulde. Den Schwerpunkt des nördlichen Teils des Mitteldeutschen Seenlandes, dem ein weiteres, derzeit in Arbeit befindliches Buch gewidmet ist, »Der Norden und Westen«, bilden das künftige Bitterfeld-Gräfenhainichener und das Geiseltal-Seengebiet.

Mit dem vorliegenden Band ist ein Gesamtüberblick über den Südteil des Mitteldeutschen Seenlands entstanden, dessen nähere geografische Umgrenzung mit Leipzig und dem einsetzenden Ost-West-Verlauf der Weißen Elster im Norden sowie Merseburg und dem Nord-Süd-Verlauf der Saale im Westen gegeben ist. Es reicht im Süden bis in die Höhe der Städte Altenburg und Zeitz und im Osten findet es seine Ausläufer östlich der Mulde. Als größere Tagebauseen bilden das Zwillingspaar des Wallendorfer und Raßnitzer Sees bei Merseburg im Nordwesten und die aus mehreren Teilseen bestehende Bockwitzer Seenkette bei Borna im Südosten seinen äußeren Saum. Die nördlichsten »Augen« sind der Kulkwitzer See, die noch zu Hochzeiten der Kohlegewinnung entstandene prachtvolle Erstgeburt des Leipziger Seenlandes, der Cospudener See, der Markkleeberger und Störmthaler See. Stadtrandnah hat sich heute der Markkleeberger See zu touristischer Anziehungskraft entwickelt, im Störmthaler See wie in den Seen zwischen Rötha und Borna, der Witznitzer Seengruppe mit Kahnsdorfer und Hainer See mit Haubitzer Bucht, hat der Wasserstand sein Endziel erreicht, und die für die einzelnen Seen unterschiedlichen Nutzungen nehmen Gestalt an. Das größte stehende Gewässer der Region, der Zwenkauer See, wird geflutet, und an seinem Rande ist der neue Hafen »Kap Zwenkau« in der Vollendung. Indes weiter im Süden bei Lucka, Meuselwitz, Altenburg und Zeitz gleichen viele der überwiegend auf den Kohleabbau aus der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts zurückreichenden Seen, wie der Hainbergsee, der Zipsendorfer See, der Pahnaer See oder der Mondsee, ewigen Orten natürlichen Idylls. Insgesamt haben sich über 60 größere und kleinere Bergbauseen der Kohlegewinnung, aber auch des Kies- und Erdenabbaus sowie der Steinbruchindustrie im Südteil des Mitteldeutschen Seenlandes entwickelt. Und auch die bereits älteren Teichlandschaften finden hier Berücksichtigung, so beispielsweise die Haselbacher, die Windischleubaer oder die Eschefelder Teiche.

Als Hinterlassenschaften des seit etwa 120 Jahren großflächig umgehenden Braunkohleabbaus im Tagebau haben die neuen Seen schon heute, viele noch im Jugendstadium ihrer Entwicklung, zu einer nachhaltigen Wandlung des Landschaftsbildes der gesamten Region geführt. In dem am weitesten nach Süden reichenden Gebiet des Braunkohlenbergbaues der südlichen Leipziger Tieflandsbucht sind es gegenwärtig 64 Seen mit einer Gesamtwasserfläche von rund 60 km², nach Flutung der bis 2050 noch aktiven Tagebaue etwa 90 km². Die einzelnen Wasserflächen schwanken zwischen 0,7 und 9,7 km², die Wasservolumina zwischen 5 Mio. und 171 Mio. m³ und die Tiefen zwischen 13 und 63 m. Das gesamte Wasservolumen der Seen liegt bei 1700 Mio. m³, was der 2,5-fachen Wassermenge der Müritz, des größten natürlichen Sees der Mecklenburger Seenplatte, entspricht. Das Wasservolumen der thüringischen Bleilochtalsperre entspricht vergleichsweise einem Achtel des Volumens der Südraumseen.

In der Zukunft wird das Mitteldeutsche Seenland in seiner Gesamtheit zwischen der Elbe bei Wittenberg im Norden und dem Eintritt der Weißen Elster in das Buntsandsteinland bei Zeitz im Süden seine Wirkung auch bei den nachfolgenden Generationen nicht verfehlen. Entstanden in einer ursprünglich von den gegebenen natürlichen Bedingungen seenarmen Region Deutschlands werden die Enkel an den Ufern der Seen stehen und, allein geleitet von den eigenen Landschaftseindrücken, keinen Unterschied mehr erkennen zwischen diesen neuen künstlich geschaffenen Gewässern und beispielsweise der eiszeitgeprägten Mecklenburger Seenplatte. Sie werden die großen Gletscher Skandinaviens für das bewegte Relief aus Erhebungen der ehemaligen Hochhalden und Kippen sowie aus den Restseen der vormaligen Tagebaue verantwortlich machen. Unter der Vegetation von neuem Wald und Flur bzw. unter der Wasseroberfläche der Seen sind die Spuren der menschgemachten Landschaftsgenese von der Natur verhüllt, und zwar bis zur nächsten Phase der Wandlung, sei es durch neuerliche Eingriffe des Menschen in Notzeiten oder auch durch den steten großen klimatischen Gang der Natur selbst. Aber bis zu dieser Zeit hat der Mensch die neue Landschaft für sein Leben angenommen.

Lothar Eißmann und Frank W. Junge

Januar 2013

Übersichtskarte der beschriebenen Seen des Braunkohlebergbaus im südlichen Mitteldeutschen Seenland

Aktuelle Seen: Kulkwitzer See (1), Wallendorfer See (2), Raßnitzer See (3), Cospudener See (4), Markkleeberger See (5), Störmthaler See (6), Zwenkauer See (7), Kahnsdorfer See (8), Hainer See (9), Haubitzer Bucht (10), Bockwitzer See (11), Restloch Südkippe (12), Restloch »Hauptwasserhaltung« (13), Feuchtbiotop Nord (14), Harthsee (15), Bubendorfer Loch (16), Stausee Rötha (17), Rückhaltebecken Stöhna (18), Speicher Witznitz (19), Speicher Lobstädt (20), Speicher Borna »Adria« (21), Lache Großzössen (22), Rotes Meer (23), Breiter Teich Borna (24), Wilhelmschacht Gnandorf (25), Försterloch Thräna (26), Tagebaurestloch Kraft I (27), südlicher Kippensee Thräna (Kraft II) (28), nördlicher Kippensee Thräna (29), Haselbacher See (30), Großstolpener See (31), Luckaer See (32), Pahnaer See (33), Rusendorfer See (34), Prößdorfer See (35), Zipsendorf-Süd (36), Zipsendorf-West (»Paradies«) (37), »Ententeich« Meuselwitz (38), Heidesee Falkenhain (39), Angelteich westlich Falkenhain (40), Fischereisee westlich Falkenhain (41), Restloch »Phönix-Nord« (42), Hainbergsee (43), Grasteich Meuselwitz (44), Penkwitzer See (45), Anglerteich im Auholz Meuselwitz (46), Schnauderhainichener Tagebau im Auholz (47), Restloch 3 Zechau (48), Werbener See (49), Mondsee (50), Langer See Hohenmölsen (51), Kiesteich Hohenmölsen (52), »Eisensee« (53), Restloch »397 Theißen« (54), Streckauer See (»Schädemulde«) (55), Neue Sorge Luckenau (56), Restloch Luckenau-Südost (57), Vollert-Süd (58), Vollert-Nord (59), Restloch »Kamerad« (60), Kretzschauer See (61), Auensee Granschütz (62), Tagebausee Gostau (63), Thierbaum (64);

Zukünftige Seen: Pereser See (65), Groitzscher See (66), Schwerzauer See (67), Domsener See (68).

AUF DEM WEG ZUR VIERTEN SEENGENERATION

EISZEITSEEN, BRAUNKOHLENTAGEBAUE, VERLORENE ORTE UND TAGEBAUSEEN

Ein Teichrosen Claude-Monet-Idyll:

Ertrunkene Lehm-Braunkohlen-Kuhle. Oberer Ziegengrund nahe Neunitz bei Grimma. 2012.

Werden und Vergehen in Jahrmillionen

Verstehen kann man das Leben nur rückwärts. Leben muss man es vorwärts.

Sören Kierkegaard

In Bezug auf die ältere Erdgeschichte könnte man die Region südlich der Großstadt Leipzig und damit das Seengebiet als »Raum der verlorengegangenen Zeiten« apostrophieren. Zwar ist die Zeit ewig, ohne Anfang und Ende, wohl aber können die Zeugen einer bestimmten Zeitspanne zumindest regional vollständig ausgelöscht sein. Und das ist hier über Hunderte von Millionen Jahren der Fall.

Das geologische Fundament der Region aus Gesteinen der Erdfrühzeit und aus dem Erdaltertum, das schon mit 100 m tiefen Bohrungen zu erreichen ist und in den Jahrzehnten der geöffneten Erde am Grunde der Tagebaue in Gestalt von Kaolinbergen ans Licht trat, besteht aus einer 1000 bis 2000 m mächtigen Schichtenfolge aus Grauwacken, sandsteinartigen Gesteinen, und stark verfestigten Ton- und Schluffsteinen. Erstere bilden bis über 1 m mächtige feste Bänke, jene zentimeter- bis dezimeterstarken Platten. Sie sind intensiv gefaltet und stehen oft schräg bis senkrecht. Es sind sogenannte Flyschsedimente, d. h. während gebirgsbildender Bewegungen aus Trübeströmen im Gefolge meist großer subaquatischer Rutschungen auf dem Meeresboden abgesetzte feinkörnige Schichten aus oft eckigen Bestandteilen. Ihr Alter ist riphäisch bzw. wendisch; sie gehören also zum Proterozoikum oder Algenzeitalter. Damit sind sie älter als 570 Mio. Jahre und können auf rund 600 Mio. Jahre geschätzt werden. Bis auf winzige Flitterchen aus Graphit, Hinterlassenschaften von Algen, sind sie fossilfrei. Erstmals gefaltet wurden diese Schichten wahrscheinlich in der Cadomischen Gebirgsbildungszeit am Ende des Proterozoikums. Vor rund 550 Mio. Jahren, im tieferen Zeitalter des Kambriums, drangen im nordwestlichen Sachsen saure Magmen in das Grauwackengebirge ein und erstarrten zu mächtigen Granodioritkörpern, granitartigen Gesteinen. Sie wurden unter Markkleeberg-West bis Leipzig-Lößnig und weiter nach Nordosten bis Leipzig-Stötteritz erbohrt und sind Teil des granitischen Fundamentes, das den tieferen Untergrund Nordwestsachsens über große Flächen aufbaut.

Und nun die »ältere verlorengegangene Zeit«. Es besteht guter Grund zu der Annahme, dass das gefaltete und durch Granite versteifte Grauwackengebirge im Kambrium wieder zu sinken begann und die Senke in einem Zeitraum von rund 300 Mio. Jahren mit weit über 1000 m mächtigen marinen Schichten des Kambriums, Ordoviziums, Silurs, Devons und Unterkarbons gefüllt wurde. In der im Grenzzeitraum Unterkarbon/Oberkarbon liegenden sudetischen Phase der mitteleuropäischen varistischen Gebirgsbildung (Steinkohlengebirge) erfolgte eine intensive Faltung dieser Schichten, danach ihre Zerblockung und Heraushebung und schließlich Abtragung bis in das Fundament aus Grauwacke und Granit. In der Umrandung des aufgestiegenen Blocks blieben gleichalte Schichten flächenhaft oder punktförmig erhalten. Nächstjüngere Hinterlassenschaften der Erdgeschichte der Region existieren erst wieder aus der Oberkarbonzeit, dem Westfal und Stefan, d. h. aus einer Zeit von vor rund 290 bis 310 Mio. Jahren. Es sind rot und braun gefärbte verfestigte Kiese, Sand-, Ton- und Schluffsteine, die eine steinkohlenzeitliche Flora führen. Sie kommen erst westlich der Weißen Elster vor, wo sie mehrfach erbohrt wurden und im Westen der Stadt Leipzig, z. B. am Lindenauer Hafen, auch zutage treten.

Im jüngsten Abschnitt des Erdaltertums, dem oberen Perm oder Zechstein, wurde im Zusammenhang mit einer großen Meeresüberflutung Nordwest- und Mitteleuropas der gesamte Leipziger Raum bis in die Gegend von Zwickau und Gera vom Meer bedeckt. Die südlich der Linie Kitzen – Rötha – Lausick hinterlassene Schichtenfolge mit mächtigen Karbonaten, vor allem Dolomit, und Sulfatgesteinen (Anhydrit und Gips) erlangte später für die Braunkohlenbildung Bedeutung. Sie kennzeichnet insbesondere den Untergrund der braunkohlenführenden Formation des südlichen Leipziger Seenlandes mit ihren schon abgebauten bzw. gegenwärtig regional noch in Abbau stehenden Kohlefeldern (Tagebaue Schleenhain, Profen-Schwerzau) zwischen Groitzsch, Borna, Altenburg, Meuselwitz und Profen.

Auch Schichten des folgenden Erdmittelalters, insbesondere der Trias mit Buntsandstein und Muschelkalk, kamen auf der Nordwestsächsischen Hochscholle um Leipzig zum Absatz. Nachdem dieses Tafelgebirge in der höheren Kreidezeit weitspannig gefaltet und an Störungen in Schollen zerlegt worden war, erfolgte wie 200 Mio. Jahre vorher in der Steinkohlenzeit eine erneute Heraushebung des Gebietes und eine damit verbundene Abtragung der über 500 m mächtigen Deckgebirgsschichten. Ein zweites Mal wurde das Grundgebirge freigelegt. Es ist die zweite, jüngere Periode der »verlorengegangenen Zeit«. In dem durch tropisch-humide Klimabedingungen gekennzeichneten und tektonisch beruhigten Abschnitt der höchsten Kreidezeit und des älteren Tertiärs unterlag das alte Gebirge einer intensiven chemischen Verwitterung. Durch Wegführung von etwas Kieselsäure und aller Alkalien bildete sich Kaolin oder Porzellanerde. Besonders betroffen wurden die granitischen Gesteine und die Grauwacke. Aber auch die vulkanischen Gesteine des Unterrotliegenden, die unmittelbar östlich von Leipzig, bei Taucha, bis an die Oberfläche reichen und im Nordwestsächsischen Vulkanitbecken zwischen Rochlitz und Lucka im Süden und Eilenburg – Grimma – Wurzen – Oschatz eine flächenhafte Verbreitung erlangen, sind von einer Kaolindecke überzogen. Die Porzellanerdeschicht zwischen Leipzig und dem Auftauchen der Felsen bei Hainichen und Otterwisch besitzt eine Mächtigkeit von durchschnittlich 15 bis 35 m, maximal von 85 m, wie durch zahlreiche Bohrungen nachgewiesen ist. Wo das zersetzte alte Gebirge höher aufragt, wurde es in Form sogenannter Ton- oder Kaolinrücken in den Braunkohletagebauen von den Baggern angeschnitten und im Bereich der Förderbrücke bis zum Übergang in festes Gestein sogar durchschnitten. Es handelt sich bei den Hügeln um Reste von Inselbergen, die wie in Ost- und Südafrika unter subtropischen Bedingungen entstanden sind und die Landschaft schwarmweise wenige Dekameter, vereinzelt 50 m bis über 100 m überragten.

Kollektion von Gesteinen des geologischen Fundaments Nordwestsachsens: Granit von Leipzig-Lößnig (Bildmitte), Pyroxensyenit von Reudnitz bei Dahlen (unten) und dichte und geschichtete Grauwacke von Leipzig-Plagwitz.

Kohlemoore und Urnordsee in der Leipziger Bucht

Braunkohlenzeit (Tertiär)

Vor rund 50 Mio. Jahren, im frühen bis mittleren Eozän, war das Land vor allem durch weiträumige endogene Bewegungen so tief abgesenkt, dass die Inselberglandschaft in Fluss- und Seesedimenten zu ertrinken begann. Die südlichen Gebirge existierten noch nicht, das Einzugsgebiet der Flüsse reichte bis in das Gebiet des heutigen Böhmen. Auch Flüsse aus Thüringen und Nordostbayern nahmen ihren Weg durch die Leipziger Bucht. Die östlichen Fließgewässer (»Zwickauer Fluss«) wandten sich zwischen Leipzig und Groitzsch nach Nordwesten bis Westen, vereinigten sich mit den von Südwesten kommenden Flüssen, um über das Gebiet zwischen Lützen und Mücheln in das Norddeutsche Senkungsgebiet abzufließen. Die Zeit der zunächst örtlichen, dann flächenhaften Vermoorung mit der Bildung von Torf, aus dem sich durch Inkohlungsprozesse die Braunkohle entwickelte, begann noch im Mitteleozän vor rund 50 Mio. Jahren. Die bis 100 m mächtigen Flöze des Geiseltals westlich von Merseburg sind die ältesten abbauwürdigen der Region. Das Sächsisch-Thüringische Unterflöz ist der älteste flächenhaft verbreitete Kohlekörper der Leipziger Bucht und eine der Hauptadern der Kohlegewinnung in ihrem südlichen Teil zwischen Neukieritzsch, Lucka und Profen (Tagebaue Schleenhain, Groitzscher Dreieck, Profen) und den südlichsten ehemaligen Kohlegewinnungsstätten bis Teuchern, Zeitz, Meuselwitz und Altenburg. Doch erreicht diese Flözfolge längst nicht die Ausdehnung des obereozänen Bornaer-Thüringer Hauptflözes (II/III) und unteroligozänen Böhlener Oberflözes, die in den Tagebauen Zwenkau, Cospuden und Espenhain und in jenen um Borna (Tagebaue Witznitz, Bockwitz) gewonnen wurden und die bis in das nördliche Stadtgebiet von Leipzig weiterziehen, wobei die Mächtigkeit des Bornaer Hauptflözes stark ab-, die des Böhlener Oberflözes bis in den Süden Leipzigs zunimmt. Unter dem Augustusplatz besitzt das Bornaer Flöz nur noch eine Stärke von rund 1 m, das Böhlener Flöz hingegen 12 m, bei einem trennenden Ton von rund 1 m Mächtigkeit.

Aufrechtstehender Baumstubben im gebänderten Bornaer Hauptflöz (Flöz II) des Tagebaues Schleenhain. 2001.

Noch vor der Moorbildung des Böhlener Oberflözes drang die tertiäre Nordsee zum ersten Male in einer flachen, durch schmale Landzungen gegliederten Bucht mit Lagunen hinter den Stränden in die mittlere Leipziger Bucht bis in die Gegend südlich von Markkleeberg und südlich von Pegau vor. Während des Meeresrückzuges setzte die Moorbildung des Böhlener Oberflözes ein, die bis zum Zeitpunkt einer erneuten Meeresüberflutung fast ohne Unterbrechung weiterging. In zwei Überflutungsphasen schob sich das mindestens 50 m tiefe Meer bis Zeitz, vielleicht bis Gera nach Süden vor. Es kamen die überwiegend aus Feinsanden, im mittleren Teil aus Schluff und Ton bestehenden unteroligozänen Böhlener Schichten zum Absatz. Sie bilden in der Leipziger Bucht die Hauptfundschicht von Moostierchen, Armfüßern, Muscheln, Schnecken, Krebstieren, Stachelhäutern, Fischen (Knorpel- und Knochenfischen), Reptilien (Krokodile, Schildkröten), Vögeln und Säugetieren, darunter Resten von eingeschwemmten Landsäugern wie Nashorn, Tapir und Schreckschwein, sowie Grab- und Wühlgefügen von Würmern, Mollusken, Seeigeln und Krabben. Das Landschaftsbild dieser Zeit war geprägt von breiten, weichen Sandstränden, die von Dünen überragt wurden. Lagunen oder kleine Haffseen im Hinterland, Schilfgürtel und Mangrovenwälder in Buchten vervollkommneten das Bild der anmutig-stillen Küstenszenerie an den südlichsten Gestaden der oligozänen Urnordsee in Mitteleuropa, in der Bucht von Leipzig.

Die sicher braunkohlenzeitliche Folge in der weiteren Umgebung von Leipzig schließt ab mit Sanden, Kiesen und Tonen der oberoligozänen Thierbacher Schichten und hellen Tonen, glimmerreichen Sanden mit Relikten eines unreinen Braunkohlenflözes des unteren Miozäns (Bitterfelder Schichten).

Die ältesten Meeressedimente der tertiären Urnordsee in der südlichen Leipziger Bucht. Die bis mehr als 30 m mächtige, weiß-gelb, gelbbraun bis schwarz gefärbte, durch Grabgänge (Bioturbation), durch Anreicherung von Schwermineralen und Verkieselungen (Tertiärquarzite) charakterisierte Schluff-Sand-Abfolge der Domsener Schichten im Liegenden des Böhlener Oberflözes zählt zu den geologisch interessantesten und rätselhaftesten Sedimenten des Tagebaues Profen. 1993.

Flussschotter und Gletscherablagerungen

Eiszeit und Nacheiszeit (Quartär)

Nach der Braunkohlenzeit schnitten sich die Flüsse mit Unterbrechungen durch Schotterüberfrachtung während der Kaltzeiten bis 40 m in die braunkohlenzeitlichen Schichten ein. Während dieser Halte wurden in bis 15 km breiten Tälern 6 bis 12 m mächtige Flussschotter abgesetzt. Ein bemerkenswertes Tal aus dieser Zeit zieht in 25 bis 35 m Tiefe südöstlich von Leipzig, von Grimma bzw. Borna kommend, über Wachau nach Leipzig-Connewitz. Es wurde von der Wyhra, einem Arm der Zwickauer Mulde und dem heute nicht mehr existierenden Großpösnaer Fluss, angelegt. Diese Gewässer vereinigten sich in der inneren Südstadt Leipzigs mit der aus dem Weißenfels – Lützener Gebiet zuströmenden Saale und der ihr tributären Weißen Elster, die ihren Weg über das Gebiet der Tagebaue Profen, Zwenkau, Cospuden und Espenhain genommen hatte. Das elstereiszeitliche Inlandeis stieß, einen großen Stausee vor sich her schiebend, zweimal über den Leipziger Raum bis in die Gegend von Zwickau bzw. Altenburg vor. Die zurückgelassenen Sedimente sind in Form von Grundmoränen (Geschiebemergeln), Schmelzwassersanden und Seeablagerungen (Bändertone), darunter die des großen Wachauer Sees, vor allem in dem vom Tagebau Espenhain (Restloch Störmthal) erschlossenen fossilen Tal südöstlich von Leipzig und im frühelstereiszeitlichen Saale-Weißelster-Tal um Knautnaundorf erhalten. Bemerkenswert ist der Befund, dass während des Zerfalls des elstereiszeitlichen Inlandeises die Zwickauer Mulde mit der Zschopau und wohl Armen der Freiberger Mulde aus der Gegend von Grimma kommend in Richtung des Göseltales, über Gaschwitz und Leipzig-Windorf und -Plagwitz das unmittelbar südlich an Leipzig angrenzende Gebiet in nordwestlicher Richtung querte. Aus der Holsteinwarmzeit sind im Umfeld der Großstadt Leipzig einige Sedimentvorkommen bekannt, nämlich die von Gaschwitz, Seehausen und Jesewitz bei Taucha. Die große Abkühlung der Saaleeiszeit führte zur Aufschüttung eines mächtigen Schotterkörpers der Gösel, Pleiße und westlich der Weißelsteraue der Weißen Elster. Es entstand die durch ihre reichen alt- und mittelpaläolithischen Artefaktfunde um Markkleeberg und Eythra – Knautnaundorf berühmt gewordene Hauptterrasse. Das Inlandeis der Saaleeiszeit staute wiederum einen bedeutenden Glazialsee in den Tälern auf, in dem sich der Böhlener Bänderton absetzte. Es überfuhr diese Region zweimal. In der ersten Vereisungsphase drang es bis in die Gegend von Altenburg und Zeitz, in der zweiten mindestens bis in das Göselgebiet bei Magdeborn vor. Zwischen den Vorstößen kam hier ein durchschnittlich 2 m, maximal 4 bis 5 m mächtiges Seesediment, der Bruckdorf-Böhlener Bänderton, zum Absatz.

Aus der folgenden Warmzeit, dem Eeminterglazial, sind nur außerhalb der beschriebenen Region Sedimente bekannt; genannt seien die von Grabschütz und Rabutz nördlich von Schkeuditz. In der Weichseleiszeit entstanden in der Weißelster- und Pleiße-Gösel-Aue bis 8 m mächtige Flussschotter. Auf den Hochflächen und Talhängen wurden ein 0,5 bis maximal 1,5 m mächtiger Sandlöß und sandiger Löß, südlich Weißenfels – Pegau – Borna bis über 5 m Löß, von Winden aufgeweht, die vom weichseleiszeitlichen Inlandeis in Brandenburg und Mecklenburg als Fallwinde nach Süden strömten. In der erdgeschichtlichen Gegenwart, dem Holozän, setzten die Flüsse in den heutigen Tälern geringmächtige Schotter und seit der beginnenden Jungsteinzeit vor ca. 7000 Jahren (Bandkeramik) zunächst geringmächtige, seit dem Hochmittelalter um 1200 n. Chr. die ganze Breite der Auen überziehende 2 bis 4 m starke Auelehme ab. In den Flussablagerungen dieser Zeit fanden sich mehrere tausend Stämme, Stubben und Äste der Eiche, die um 8500 v. Chr. hier wieder Fuß fasste. Zahlreiche archäologische Befunde in den holozänen Auensedimenten zeigen, dass der Mensch in den Talauen der Leipziger Bucht mindestens seit der Jungsteinzeit (ca. 5500 bis 2000 v. Chr.) mit ihren in den Keramiken erkennbaren verschiedenen Kulturstufen durchgängig sesshaft ist.

Die Sedimentabfolge der Elstereiszeit im Zentralteil der Leipziger Bucht. Über schräg geschichteten Flusssanden liegt das älteste westund mitteleuropäische Gletscherseesediment des quartären Eiszeitalters, der Dehlitz-Leipziger Bänderton mit seiner typischen Wechsellagerung aus dunklen im Eiszeitwinter und hellen im Eiszeitsommer abgesetzten Schichten. Darüber lagert das vom Inlandeis hinterlassene Gletschersediment, der Geschiebemergel der Elstereiszeit. Tagebau Schleenhain. 1993.

Freigelegtes Grab aus der Jungsteinzeit bis Frühbronzezeit (ca. 2600 bis 2200 v. Chr.). Archäologische Grabung »Pätschenberg« im Aufschlussfeld des Tagebaues ProfenSchwerzau. 2009.

Die vier Seengenerationen der letzten 500000 Jahre im östlichen Norddeutschen Tiefland in generalisierter Schnitt- und Kartendarstellung.

Elstereiszeitliche Seenformation (Rinnen)

Saaleeiszeitliche Seenformation, z. B. Lausitzer Urstromtal (Ältere Folge), Heidesande

Weichseleiszeitliche Seenformation (15000–12000 v. Chr.) verdeckt: z. B. Baruther Urstromtal, offen: z. B. Mecklenburger Seenplatte, Eberswalder Urstromtal

von Menschenhand geschaffene Bergbauseen, Teichlandschaften, Steinbrüche (seit rund 500 Jahren).

Die vierte Seengenerationin zeitlicher und geografischer Folge

Es gehört heute glücklicherweise in weiten Kreisen der Bevölkerung zum Allgemeinwissen, dass sich vor etwa 1,5 Millionen Jahren ein weltweiter Wandel im Klima vollzog, der den Beginn des bis heute reichenden quartären Eiszeitalters einläutete. Dieses war über einen Zeitraum von etwa einer Million Jahren in erster Linie gekennzeichnet durch den Wechsel von Zeiten eines gemäßigten Klimas – wie gegenwärtig – und von kalten Abschnitten mit ausgedehnten Steppen- und Taigawaldgebieten und darin lebenden, kälteangepassten Tierassoziationen, von denen uns vor allem die frühen Mammut- und Nashornarten, aber auch Rentiere und andere überliefert sind. Charakteristisch für die kalten Abschnitte dieses Zeitraumes war die Existenz eines dauergefrorenen Bodens. Vor etwa 500000 Jahren kam es zu einer neuen Qualität eines derartigen Wechselklimas, indem sich von Skandinavien aus mächtige Inlandeisdecken bis zum Ural und zu den Britischen Inseln vorschoben und während der maximalen Ausdehnung in Europa die Mittelgebirge von Schlesien, das Erzgebirge, den Harz sowie das Rheinische Schiefergebirge tangierten. Das Eis entwickelte dabei verschiedene Mechanismen, die wir in der modernen Technik des übertägigen Kohleabbaus wieder finden. Das Eis wirkte durch gespanntes, rasch fließendes Wasser, dabei den Untergrund ausspülend, unterirdisch linear wie ein Hydromonitor zur Gewinnung von Lockergestein. Des Weiteren wirkte es wie ein Schaufelradbagger, dabei den Untergrund ausspanend, oder aber auch schiebend, wie ein Schneepflug bzw. wie eine Planierraupe, wobei das lockere Material zu Bergen zusammen geschoben wurde oder sich flächenhaft vor ihm ausbreitete. Die dabei entstandenen Vertiefungen füllten sich beim Zerfall des Eises rasch mit Grund- und Oberflächenwasser. Das ist die Geburtsstunde der unzähligen Seen, die vom Ural über das Norddeutsch-Polnische Tiefland bis zu den Britischen Inseln das ehemalige Vereisungsgebiet nachzeichnen und die natürliche eiszeitliche Seenformation kennzeichnen.

Die Inlandeise stießen unterschiedlich weit nach Süden vor – das der Elstereiszeit, der ältesten im östlichen Deutschland, bis Erfurt, Zwickau und über Zittau hinaus, das der Saaleeiszeit bis Zeitz und Görlitz und jenes der Weichseleiszeit bis zur Linie der Städte Brandenburg und Guben. Die glazialen Sedimente und morphologischen Hinterlassenschaften (Glazialseen, Endmoränen) dieser drei großen Vereisungsperioden lagen im nördlichen Mitteleuropa parallel zu den einzelnen Vereisungsgrenzen. Im südlichen Raum war entsprechend die elstereiszeitliche, nach Norden zu die saaleeiszeitliche und schließlich ganz im Norden die weichseleiszeitliche Moränenplatte mit ihrer jeweiligen natürlichen Seenformation entwickelt. Die von Saale- und Elstereiszeit hinterlassenen Seen sind weitgehend verschüttet und morphologisch ausgelöscht. Dagegen sind die weichseleiszeitlichen Hinterlassenschaften in weithin frischer, bewegter Moränenlandschaft in einigen Tausenden noch überliefert.

Die Rinnen- und Beckenseen der Elstereiszeit waren die flächenmäßig größten und tiefsten. Sie bestanden teilweise über 50000 Jahre und erloschen wohl überwiegend vor etwa 200000 Jahren. Die letzten dieser ersten Seengeneration wurden vom Inlandeis der zweiten großen skandinavischen Inlandeisinvasion, der der Saaleeiszeit, ausgelöscht; darunter Seen mit Ausmaßen von weit über 1000 km² Fläche. So erreichte der bis 200 m tiefe Elbglazialsee zwischen Riesa, Dessau und Jüterbog mit Ausläufern bis Berlin eine Größe von rund 5000 km² und damit fast das zehnfache Ausmaß des Bodensees (Ansgar Müller 1988). Im Vergleich dazu nimmt der vor ca. 15000 Jahren gebildete, weichseleiszeitliche größte Glazialsee Mecklenburgs, die Müritz, eine Fläche von nur 117 km² ein.

In der saaleeiszeitlichen Vereisungsperiode entstand die bis südlich von Leipzig reichende zweite Seengeneration Norddeutschlands, doch ist diese nur ein schwacher Abglanz der vorangegangenen. Während der mehrfachen Eisrandschwankung bildeten sich in der Leipziger Bucht vor allem flache Grundmoränenseen, einer bei Magdeborn südöstlich von Leipzig, von dem der Tagebau Espenhain bis 5 m mächtige Sedimente erschloss. Aus der endgültigen Eiszerfallsphase sind nur fünf kleinere Seen bzw. größere Weiher bekannt, doch haben mit Sicherheit weitere existiert. Von einigen wissen wir, dass sie sich über die gesamte folgende Warmzeit, die Eemwarmzeit, bis in die letzte Kaltzeit, die Weichseleiszeit, erhielten, d. h. über einen Zeitraum von über 10000 Jahren, vermutlich 20000 bis 30000 Jahren. Das liefert einen guten Hinweis auf die zu erwartende Lebensdauer der Bergbauseen außerhalb der Täler. Nach Mammut und Wollhaarigem Nashorn weideten in der Nähe der Seen Waldelefant, Mercksches Nashorn, Edelhirsch, Elch, Ur und Wisent, jagten Braunbär, Luchs und Löwe, um danach wieder einer Kältesteppen angepassten Fauna Platz zu machen. Während im Norden am Ende der Weichseleiszeit die Landschaft noch einmal eine durchgreifende Auffrischung erfuhr und die dritte Seengeneration, das natürliche Seenparadies Mecklenburgs und des nördlichen Brandenburgs, entstand, endete mit der »Erblindung« der am Ende der Saalevereisung gebildeten Seen die letzte Periode der Naturseen im Süden des Norddeutschen Tieflandes einschließlich der Leipziger Bucht.

Was nun das oben genannte Wunder betrifft, ist die kausal nicht zusammenhängende Tatsache, dass etwa 10000 Jahre nach Beendigung des großen nordeuropäischen Vereisungsphänomens mit seinen drei natürlichen Seenformationen der Mensch mit technischen Geräten, die mechanisch vielfach genauso arbeiten wie das Gletschereis, beginnt, die Braunkohlenmeile von Schlesien bis zum Harz auszubeuten. Zunächst wird die Braunkohle im Tiefbau, und später in viele Quadratkilometer großen Tagebauen gewonnen. Da aus diesen Tagebauen durch den Abbau der Kohle und des damit verbundenen Massendefizits jeweils rund ein Drittel des ursprünglichen Volumens als Hohlräume zurückblieb, mussten sich diese »Löcher« nach Beendigung der Grundwasserhaltung mit Wasser füllen, in der Regel bis zur mittleren Grundwasseroberfläche bzw. bis zur Höhe der mittleren Flusswasserspiegel, wie sie vor dem Eingriff des Menschen existiert hatten. So folgt dem Eingriff des Kohleabbaus zwangsläufig die Entstehung einer Seenlandschaft, die völlig analog zur rein natürlichen, vereisungsbedingten Landschaft der Vorzeit mit ihren Glazialseen ist. Der Mensch ist zum geologischen Faktor aufgestiegen. Damit war und ist die vierte Seengeneration in Folge geboren. Diese von Menschenhand geschaffene neue Seenlandschaft schließt sich zeitlich wie auch geografisch an ihre drei natürlich gebildeten eiszeitlichen Seenformationen an. Als jüngste, noch in Entstehung begriffene Seen des Mitteldeutschen Braunkohlebergbaugebietes liegen sie geografisch im südlichen Überlappungsbereich der Maximalausdehnung der Inlandeise der Elster- und Saaleeiszeit und deutlich außerhalb derjenigen der Weichselvereisung. Im Bergbaurevier der Niederlausitz, das die südlichste Randzone des weichselglazialen Inlandeises tangiert, werden sich daher in der gleichen Region »Kunstseen« (Helenesee) entwickeln können neben Naturseen (Scharmützelsee- oder Schwielowsee), die vielleicht in 100 Jahren ohne Sedimentuntersuchungen des Seegrundes verwechselt werden können. So umsäumt diese jüngste, vierte Seenformation ihre drei eiszeitlichen Vorgänger und erweitert im übertragenen Sinne damit die Norddeutsche Seenplatte nach Süden. Es sei hier noch ein spezieller Gedanke des Geologen und Bergmanns angeführt. In den 1950er Jahren erschienen im östlichen Deutschland erstmalig großmaßstäbliche Karten der gewinnbaren Braunkohlenflöze mit Eintragungen der Abbaugebiete des Braunkohlenabbaus für die nächsten 50 bis 100 Jahre. Damit ergab sich für den Eingeweihten bereits ein plastisches Bild der künftigen Seenlandschaft zwischen Harz und Neiße, und der Kenner der Hydrogeologie konnte sich auch schon Vorstellungen machen über die Ausdehnungen der Seen, die zukünftigen Wasserspiegelhöhen und über die eventuelle künftige Nutzung der Wasserflächen.

Seesedimente der ersten, ältesten, natürlichen eiszeitlichen Seengeneration (Bänderton, oben) und der vierten, jüngsten, künstlichen, menschgemachten Seengeneration (Seesediment aus Tagebausee, unten) mit im Sediment und seinen zentimeterstarken Schichtwechseln gespeicherten Informationen zur Historie und Entwicklung der jeweiligen Seen.

Braunkohlentagebau

Mancher Mann ist dreimal in Afrika gewesenund hat doch weniger gesehen als ein heller Kopf in diesem Krater.

Anonymus

Der Not gehorchend, nicht dem eigenen Trieb …

Dieses geflügelte Schillerwort aus seiner Braut von Messina könnte das Motto des Braunkohlenbergbaues mit seinen umwälzenden Eingriffen in die Erde zumindest für die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sein. Kriegs- und Nachkriegsjahre: Trümmer und Hunger, nicht nur leiblicher, auch Hunger nach Energie, ohne die aller Wiederaufbauwille zum Scheitern verurteilt wäre. Der Osten des Landes ist von der Hauptlebensader abgeschnitten, der Steinkohle. Doch der Schöpfer hat es weit vorausblickend vor 20 bis 50 Millionen Jahren offenbar gut mit dieser Region und den später dort siedelnden Menschen gemeint. Von der Neiße bis zum Harz eine zusammenhängende kohleführende Erdformation! Vielfach zwei bis drei abbauwürdige von insgesamt mehr als 20 mit Namen belegten Flözen übereinander. Das Leipziger Tiefland von Altenburg und Zeitz im Süden bis unter die Stelle, wo sich später die Stadt Leipzig entwickelt, im Norden, ein einziger großer Kohlepott, das Weißelsterbecken. Was für ein Geschenk, wieviele Länder dieser Erde würden sich glücklich preisen, nur einen Bruchteil des heute noch verborgenen Schatzes mit Tonnen in Milliardendimension zu besitzen. Aber nur in Märchen und Sagen liegen die Schätze spatenstichtief in der Erde oder in Mauerritzen. Die wirklichen Schätze der Erde können nur mit Mühe und Sachverstand ausfindig und mit noch größerem Aufwand gehoben und nutzbar gemacht werden. Sie gleichen Konserven oder hartschaligen Früchten. Ihr Inhalt ist von einem Mantel umgeben, der geöffnet werden muss. In der aus Lockersedimenten bestehenden obersten Erdkruste sind es gegen Wind und Regen, Flüsse und Gletscher schützende Schichten aus Lehmen, Kiesen und Tonen. Vor allem bei Massenrohstoffen wie Braunkohle müssen sie abgedeckt werden. Landschaftszerstörung ist der Gewinnung damit innewohnend. Nur dem wattgeizenden und mit dem Rad zum Dienst fahrenden Konsumenten darf dies ein Ärgernis sein, dem anderen, ist er kein Heuchler, höchstens ein notwendiges Übel, das er beklagt, ja beweint.

Jahrzehntelanges Gerangel um Abbaugrenzen am Südrand der Großstadt Leipzig: Liegt die Kohle unter dicht bebautem Gebiet, sind Interessenkonflikte selbst in der »klassenlosen Gesellschaft« vorprogrammiert. Unter Markkleeberg 12 bis 20 m, unter Probstheida 12 bis 15 m, unter dem Augustusplatz mitten in der Großstadt Leipzig 13 m Kohle! Sollen die Tagebaue bis zum Schleußiger Weg, hier noch 10 m Kohle, bis Probstheida vorrücken? Soll das Klinikgelände von Dösen überbaggert werden? Das waren Fragen der 1950er und 1960er Jahre. Man einigte sich. Die Abbaufront bleibt am Südrand von Störmthal, Güldengossa und Markkleeberg-Ost stehen. Von hier sollte sie über Zöbigker, mittig durch den Elsterstausee bis Knautnaundorf verlaufen. Die in den 1970er Jahren in ein künstliches Bett gezwungene Weiße Elster wird zur Westgrenze. Kein geologisches Optimum! Ein Kompromiss aller an einer funktionierenden Städteregion interessierten Behörden. Keine Volksabstimmung. Doch die Elsteraue westlich von Markkleeberg, nördlich der Ortschaft Cospuden, wenig bebaut, weitflächig bedeckt mit einer parkartigen Auenwaldformation, darunter uralten Eichen, nicht weniger reizvoll als die weit gerühmte Parklandschaft der Themse bei Kew und Windsor oder der Elbe bei Wörlitz, ist dem Bergbau eine Verlockung. Schon in den Fünfzigerjahren hatten die Geologen abbauwürdige Kohle bis zum Schleußiger Weg festgestellt. In den Siebzigerjahren wird das östliche Gebiet der Weißelsteraue zwischen dem Gut Cospuden und der Bahnstrecke Markkleeberg – Kleinzschocher als eines der Filetstücke des Kohlereviers erkannt. Zwei Flöze, das untere 2 bis 8 m, das obere 8 bis 12 m mächtig, übereinander zusammen durchschnittlich 12 bis 16 m Kohle unter 25 bis 30 m Deckgebirge. Ein Verhältnis von Abraum zu Kohle von 2,5 bis 3 :1, im Mittel 2,6 :1, ein Ausnahmefall im »Leipziger Kohlepott«. Das durchschnittliche Verhältnis in der Region liegt bei 4:1, z. T. bei 5 bis 7:1, z. B. auf großen Flächen östlich von Markkleeberg. In der Aue haben Saale und Weiße Elster in den letzten 350000 Jahren dem Menschen die künftige Abraumarbeit fast zur Hälfte abgenommen: Rund 25 bis 35 m Deckgebirge der Kohle sind von Flüssen abgetragen worden.

Absetzer 1113, im Tagebau Cospuden im Einsatz. 1995.

Die 20 m hohe und 2,2 m starke Napoleoneiche am Nordrand des Tagebaues Zwenkau – am 17. März 1981 gefallen.

Absetzer 1113 aus dem Tagebau Cospuden, gesprengt im Mai 1999.

Das Dröhnen der nahenden Maschinen des Tagebaues und die Detonationen beim Sprengen der Findlinge begleiten 1980 eines der letzten Picknicke am Fuße der fast 250 Jahre alten Napoleoneiche wenige Monate vor ihrer Fällung.

Die Freilegung der Erdschichten in den Tagebauen über mehrere hundert Quadratkilometer große Flächen und der neugierige Blick in den geologischen Schichtenstapel eröffneten dem Erdwissenschaftler einen Blick in die ihm politisch verschlossene Welt. 50 Millionen Jahre Landschaftsentwicklung und Klimageschichte Mitteleuropas lagen zu seinen Füßen. In der Stille wurden die in den Erdschichten überlieferte Pflanzen- und Tierwelt, die Strukturen und Hinterlassenschaften des Klimas der Vergangenheit studiert. Detaillierte Bilder des natürlichen Wandels der mitteldeutschen Landschaft seit 50 Millionen Jahren, einschließlich des erstmaligen Auftretens des Menschen entstanden. Sie beinhalten alle Facetten der heutigen Klimabereiche unserer Erde und reichen vom Landschaftsbild der Tropen Floridas über das der Wattlandschaft der Nordsee Schleswig-Holsteins und der Haffküste der Ostsee bis hin zur Taiga Sibiriens und der Gletscherbedeckung Grönlands.

Blick in den Schlund des Tagebaues Schleenhain mit im Vordergrund angeschnittenen Baumstämmen in Flusssedimenten der Braunkohlenzeit, im Hintergrund die aus bis zu vier Flözen bestehende mächtige Kohleabfolge, bedeckt von marinen und eiszeitlichen Ablagerungen. 1995.

Tabula rasa oder die Verlorenen Orte

Die Erinnerung ist das einzige Paradies,woraus wir nicht vertrieben werden können.

Jean Paul

Die Schattenseiten des Übertagebergbaues waren über Jahrzehnte tabuisiert. Auf den Punkt gebracht wurden sie in einem kleinen Beitrag über Braunkohlenbergbau und Umweltprobleme, der erst in den Nachwendejahren erscheinen konnte: Die bis in die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts zurückreichende Gewinnung der Braunkohle erfolgt heute nur noch in Tagebauen. Bei der Förderung solcher Massenrohstoffe wie der Braunkohle ist diese Methode zwar die wirtschaftlich effektivste – auch was den Grad der Lagerstättennutzung der Kohle betrifft –, doch – unabhängig von emotionalen oder rationalen Wertungen – zugleich das radikalste Verfahren der Landschaftszerstörung. Anders ausgedrückt, sie ist die Ultima ratio des Bergmanns, die mit der Natur Tabula rasa macht. Der hinter uns liegende Eingriff ist auf Jahrmillionen irreversibel und besitzt damit eine geologische Dimension. Der Förderbrückenbetrieb ist wohl das ökonomisch effektivste Verfahren der Abraumgewinnung und -beförderung, technisch jedoch das kompromissloseste und unflexibelste. In Gang gesetzt, gleicht die Methode einem unentrinnbaren zerstörerischen Naturereignis.

Mit der Überbaggerung einer Kulturlandschaft in großem Ausmaß wird in Mitteleuropa die Devastierung von Ortschaften, Einzelhöfen und -gewerken zum nahezu schicksalhaften Zwang. Im Bereich des Tagebaues Espenhain wurden allein 14 Gemeinden und Ortsteile überbaggert, deren Wurzeln bis ins frühe Mittelalter (8. –11. Jahrhundert) zurückreichen. Im gesamten Gebiet des südlichen Mitteldeutschen Seenlandes betrifft dies im Zeitraum 1928 bis 2006 ca. 100 Orte mit insgesamt rund 33300 Einwohnern, von denen Rusendorf (1928 bis 1932) als erster und Heuersdorf (1995–2008) als zur Zeit jüngster der von der Landkarte verschwundenen Orte gelten (Jahreszahl – Beginn der Devastierung; Angaben in Klammer – Zahl der Einwohner; T – Teilabriss):

1928:

Rusendorf (150 Einwohner)

1929:

Gaumnitz (328)

1935:

Deuben (Siedlung)

1941:

Witznitz (861)

1944:

Petsa (350)

1948:

Pirkau T (342)

1950:

Zechau-Leesen T (1310), Ruppersdorf (210)

1951:

Bergisdorf (280); Rötha-Geschwitz (545)

1952:

Neukieritzsch T (190); Blumroda (560); Ruppersdorf-Bosengröba

1953:

Zeschwitz (403)

1954:

Streckau (700); Wuitz (644)

1955:

Thräna T (20); Sabissa (338); Rüben (289); Stöhna (792)

Durch den Bergbau verschwundene Orte im Gebiet des südlichen Mitteldeutschen Seenlandes.

Blumroda, Mitte d. 20. Jahrhunderts.

Droßdorf, um 1915.

Eythra, Ende der 1970er Jahre.

Bosengröba, um 1925.

Witznitz, um 1930.

Zehmen, 1926.

1956:

Großdeuben-West T (530); Großdeuben-Ost T (360)

1957:

Zehmen (580); Ramsdorf-Loschützmühle (20); Görnitz-Hartmannsdorf (230); Mutschau (1033)

1959:

Schnauderhainichen T (110)

1960:

Regis-Breitingen T (40); Kleinhermsdorf/Nehmitz T (75)

1961:

Altdeutzen T (370); Görnitz (320)

1962:

Trachenau (450); Treppendorf (120)

1963:

Kötzschwitz (17); Elstertrebnitz T (110); Stöntzsch (750); Pegau T (114); Köttichau (759)

1964:

Gaschwitz T (767); Schleenhain (270); Borna-Ost T (134); Borna-Abtei; Heuersdorf-Großhermsdorf T;

1965:

Pödelwitz-Leipen (82)

1967:

Sestewitz T (203); Crostewitz/Cröbern (1750); Gestewitz T (277); Döbris (615); Domsen T (30)

1968:

Hain-Kreudnitz (175); Kleinzössen (82)

1969:

Hain-Guthegröba; Hain (350)

1971:

Prödel/Zöbigker T (339); Zwenkau-Ziegelei Kinne T (20)

1973:

Zwenkau-Nord I/II T (166); Cospuden (36)

1974:

Markkleeberg-Göselsiedlung T (60); Markkleeberg-Ost T (256); Zwenkau-Weiße Mark T (24)

1975:

Berndorf T (40); Zwenkau-Hartmannsdorf T (80)

1976:

Vorwerk Auenhain (19); Piegel (67);

1977:

Raßnitz T (50); Magdeborn (3200) mit Gruna, Kötzschwitz, Göltzschen T

1978:

Zöbigker T (18)

1980:

Bösdorf (1115); Steingrimma (178); Queisau (187)

1981:

Zschagast (35); Droßdorf (300)

1982:

Peres (146)

1983:

Neukäferhain (50); Eythra (2100); Dobergast (285)

1984:

Rödgen T (125)

1985:

Methewitz-Käferhain (74); Lauer (25)

1986:

Markkleeberg-Ziegelei (25); Markkleeberg-Gautzsch; Oellschütz T (5)

1987:

Dreiskau-Muckern T (350)

1988:

Bockwitz (130); Langenhain T (50)

1989:

Böhlen T (10); Lippendorf T (40); Breunsdorf (450)

1994:

Draschwitz-Zechenhaus (15); Schwerzau (38)

1995–1998:

Großgrimma mit Grunau, Bösau, Mödnitz, Deumen, Domsen (850)

1995–2008:

Heuersdorf (310)

2012–2018:

Pödelwitz (130)

Tagebau Schleenhain bei Deutzen mit Freilegung und Gewinnung des Thüringer Hauptflözes. Scheinbar unaufhaltsam verschlingt der Kohletagebau über Jahrhunderte gewachsene Kulturlandschaft. Obgleich angesichts dieses Bildes nicht vorstellbar, keimt mit ihrer Vernichtung doch zugleich der Samen eines Neuanfangs. 2012.

Görnitz, um 1960.

Heuersdorf, um 1925.