Das Nonplusultra erleben - Maria-Ilona E. Lamprecht - E-Book

Das Nonplusultra erleben E-Book

Maria-Ilona E. Lamprecht

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Beschreibung

Wenn Männer sich nicht für Frauen interessieren würden und unser Leben so einfach wäre, gäbe es sicher nicht diese 11 Geschichten. Kritisch beleuchtet Maria-Ilona E. Lamprecht Menschenrechtsverletzungen. Doch auch das Begreifen verschiedener Ansichten nach Jahrzehnte langen Trennungen zwischen Ost und West spielt in ihren Geschichten ebenso eine Rolle wie die Themen Krebs und Demenz, ein letzter Blick vom World Trade Center in New York, Glanz und Gloria nicht nur in St. Petersburg und die Armut in einigen Ländern unserer Welt. Die Autorin lässt eine Ärztin aus Kasachstan ihr Leben erzählen, ein Fußball-Sommermärchen von 2008 noch einmal aufflammen und gibt dem Leser viel Gelegenheit, zum Nachdenken zu kommen.

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Seitenzahl: 242

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Maria-Ilona E. Lamprecht

Das Nonplusultra erleben

Wahre Geschichten

Bibliografische Informationen der Deutschen Bibliothek: Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Dateien sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Impressum:

© by Verlag Kern GmbH, Ilmenau

© Inhaltliche Rechte beim Autor

1. Auflage, Juli 2016

Autorin: Maria-Ilona E. Lamprecht

Layout/​Satz: Brigitte Winkler, www.winkler-layout.de

Titelmotiv: Fotolia | © Sergey Nivens

Lektorat: Manfred Enderle

Sprache: deutsch, broschiert

ISBN: 9783957162137

ISBN E-Book: 9783957162090

www.verlag-kern.de

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2016

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Der Heiratsschwindler

Welten überwinden

Ding, dong, morgen hab ich Hochzeit

Die späte Geliebte

Tod im Canal Grande

Die ganz besondere Urlaubsreise

Grenzenlose Freiheit

Die Kurschatten

Vom irgendwann ankommen wollen

Doch es kam wieder Licht am Ende des Tunnels

Mutter, warum bist du so?

Die Autorin

Der Heiratsschwindler

Der Gedanke, dass Karl mir erst vor Kurzem gegenübersaß und jetzt nur noch ein Häufchen Asche von ihm übrig sein soll, macht traurig. Es braucht Zeit, um überhaupt zu begreifen, was eigentlich geschehen ist.

Trotzdem: Weshalb es für ihn keinen anderen Ausweg gab, konnte niemand verstehen. Die einen tuschelten von Alkoholexzessen, die anderen von Führerscheinentzug und von einer Gerichtsverhandlung wegen eines verursachten Unfalls mit tödlichem Ausgang.

Und im zunehmenden Nieselregen spürte ich immer mehr seine Verzweiflung. Worte, die mir erst jetzt, nach seinem Anruf vor ein paar Tagen, so richtig bewusst wurden. Als er vom Abbruch seines Entzugs in einer Psychiatrie redete und dass er sich selbst nicht mehr ertragen könne, geschweige Frauen noch etwas von ihm wollten. Wie schwer muss diese Depression bereits gewesen sein, dass er auf positive Hinweise nicht mehr einging, selbst nichts mehr wissen wollte von dieser Welt, im gerade vereinten Deutschland?

Was sollte nun aus Petra werden? Wir waren zwar weitläufig verwandt, doch unser Kontakt hielt sich bis jetzt in Grenzen. Mit fünfzig noch Arbeit zu bekommen, wird nicht einfach sein. Denn außer einer neuen Limousine war kaum etwas übrig geblieben vom schönen, gemeinsamen Eheleben und seine in jeder Hinsicht dominante Rolle hatte sie unselbstständig werden lassen.

Manchmal rief sie nachts bei uns an; trank jetzt allein weiter, wie ich bemerkte. Meine tröstenden Worte, Ratschläge, Einladungen und ihre erwachsenen Kinder, die ihren eigenen Weg gingen, waren nun mal kein Ersatz für einen Mann, der ihr wieder den nötigen Halt geben sollte.

Frustrierend diese Annoncen! Worte, wie: „Noch jünger aussehend, bin vermögend, ehrlicher Mann will Dich verwöhnen“, gingen nicht in Erfüllung. Glück finden auf diese Weise? Ein Lotteriespiel!

Ab und zu kam ein Verheirateter. So wie er Lust und Zeit hatte, sich von seiner Frau wegstehlen konnte, stand er plötzlich in ihrer Wohnung. Doch sie war froh, dass überhaupt jemand kam. Und mehr als nett zu sein, verlangte sie schon gar nicht. Die trostlosen Tage und Abende waren zu lang, um ihn gleich wieder wegschicken zu wollen.

Monate vergingen und immer öfter schaute sie auf diese eine, bestimmte Seite ihrer Zeitung. Jetzt zählte nur noch ein Gedanke: raus aus dem Teufelskreis! Sie musste ihr Leben endlich selbst in die Hand nehmen. Innerlich bewegt las sie ihre lang überlegten Worte. Schließlich war sie intelligent, schlank und immer noch eine reizvolle Frau in den besten Jahren. Warum sollte bei all diesen Voraussetzungen der Passende nicht zu finden sein?

Es muss nur Stunden gedauert haben, bis eine warme Stimme am anderen Ende der Leitung säuselte: „Petra, welch sympathischer Name, ich möchte Sie kennenlernen, bald! Ich kann mir schon vorstellen, dass Sie mir gefallen. Wenn Sie so aussehen, wie Sie klingen, wird alles gut.“

Täglich kamen seine Anrufe. Richard hätte nur noch einiges Geschäftliche zu erledigen, dann wollten sie sich treffen, teilte sie mir jetzt schon freudig mit. Es klingelte dreimal, kurz hintereinander. Petra öffnete und Richard stand vor ihr. Galant küsste er ihr die Hand, ließ sich reinbitten in ihre Gemächer. Wie ich später erfuhr, muss die gegenseitige Zuneigung gleich groß gewesen sein. Noch am selben Abend zog er mit zwei Koffern eleganter Garderobe bei ihr ein. Damit auch sein „alter“, aufpolierter Opel in der Garage Platz finden konnte und wieder Geld in ihre Kasse kam, verkauften sie prompt ihren nun überflüssigen Audi. Monate voller Glück begannen. Und nur, wenn sie einmal zu Hause waren, kochte er, saugte die Teppiche und erledigte alle ihre Bankgeschäfte, genoss ihr vollstes Vertrauen. Alles war wie ehedem. Und von ihrer Jobsuche wollte er nichts wissen. Er schickte sie zum Arzt. Schließlich hat man in dem Alter auch schon einige Gebrechen und bald wurde neben der Witwenrente noch eine zweite überwiesen.

Als sie gerade wieder auf der Durchreise waren, alle paar Wochen ein Hotel nach dem anderen aufsuchten und es sich gutgehen ließen, denn Geld spielte scheinbar keine Rolle mehr, kamen sie auch bei uns vorbei.

Ich konnte mir ein Lachen gerade so verkneifen. Edelweiß-Applikationen strahlten mich an und in seinem steingrauen Anzug sah er sogar recht schmuck aus. Nur sie hatte er in eine Rüschenbluse mit großen Puffärmeln und langem Faltenrock gesteckt. Was hatte er sich dabei gedacht? Glaubte er, Frauen aus dem Osten kann man so mir nichts dir nichts in ein biederes Dirndl verwandeln?

„Ilona, es war lange nicht so schön! Seine zwei Villen in der Schweiz will er demnächst verkaufen und möchte jetzt für immer mit mir leben“, teilte sie mir strahlend mit. Dann erfuhren wir, dass er der Sohn eines ehemaligen Leipziger Tierarztes sei, dort noch wertvolle Möbel in der Wohnung seines Elternhauses stehen würden, er die Miete der zweiten Wohnung des Hauses kassiere und sich ein Ehepaar um alles Notwendige in diesem Gebäude kümmere. Außerdem, dass alle wertvollen Schränke keinesfalls in Petras kleine Räume passen würden, und dass er viele Jahrzehnte in der Schweiz einen leitenden Posten beim Deutschen Roten Kreuz innehatte und weiterhin ein gutes Auskommen sicher sei.

Als sie wegfuhren, konnte ich meine Skepsis nicht verbergen. Seine anfänglich gekünstelte Freundlichkeit, vom Handkuss bis zum übertriebenen Wortgeplänkel, „gnädige Frau“, sollte ich dann bald mit einem „Du“ eintauschen, da wir uns ja sicher jetzt öfter sehen werden. Ich glaubte von allem kein Wort. Stritt mich mit Rolf, meinem Mann, und sobald das Thema von „ihr und ihm“ zur Sprache kam, musste ich nun immer wieder höhnische Worte über meine übertriebene Schwarzmalerei einstecken.

Ihre Gegeneinladung zum Essen in ein in der Nähe gelegenes Hotel brachte uns nach mehreren Monaten wieder zusammen. Es war kurz nach Ostern. Nach einer erst einmal heimlichen Verlobung hatte Petras Romeo eine Gold-Panzerkette in ein buntes Pappei gelegt. Und Ringe für eine spätere Eheschließung glänzten an ihren Fingern. „Ist er nicht lieb?“, meinte sie zu mir.

Ich hatte mir am Vortag den Magen verdorben und wollte eigentlich nichts zu mir nehmen. Übereifrig, laut, fast schroff, rief er den Kellner. Er möchte doch „für die junge Frau“, auf mich zeigend und wenn es geht, vom Küchenchef persönlich, gleich eine Spargelcremesuppe zubereiten lassen und sie möglichst bald bringen. Ich hatte keine Wahl zu widersprechen. Fand aber die Situation peinlich, peinlich.

Endlich, zwei Wochen später, konnte ich Petra in einer Damentoilette allein sprechen. Denn bei meinen letzten zwei Anrufen hatte ich den Eindruck, dass sie in seiner Anwesenheit gehemmt war, deshalb wenig redete und immer wieder von ihm, mit den Worten, „uns geht es ‚supa‘„, unterbrochen wurde. Dieses scheußliche „supa“ hörten wir an dem letzten gemeinsamen Abend noch oft. Vorsichtig musste ich an sie herantreten und erst im richtigen Moment konnte ich sie fragen: „Warst du schon einmal in seiner eigentlichen Wohnung?“

„Nein“, ihre Antwort.

„Er wollte doch auch mit dir in die Schweiz fahren?“, ließ ich nun etwas bestimmter verlauten. „Ja, aber er hat dann immer wieder andere Ausreden.“ Dass er dort gesucht wurde, konnte er ihr ja nicht verraten. Hilflos sah sie mich an. „Meine Begleitung bei den wöchentlichen Einkäufen lehnte er neuerdings ab. Scheinbar besorgt er sich öfter Schnaps, trinkt ihn in der Garage, versteckt dort die leeren Flaschen“, hörte ich weiter. „Abends ist er dann müde und geht jetzt meistens gegen zwanzig Uhr ins Bett.“

„Ruf mich an, sobald er schläft, wenn es Probleme gibt“, meinte ich besorgt. „Kontrolliere ihn“ und meine Frage, „warst du wieder einmal auf der Bank, wie sieht es mit deinen Ersparnissen aus?“, konnte sie nur achselzuckend beantworten. „Du weißt doch, damals kümmerte sich immer Karl darum und jetzt er“, meinte sie verlegen.

Auch nach diesem Treffen konnte ich mich nicht beruhigen und redete mit Rolf während der gesamten Rückfahrt nur über meine negativen Ahnungen und meine Worte: „Du wirst sehen, das gibt ein bitteres Ende. Wir müssen ihr helfen, etwas unternehmen!“, ließen nun auch ihn nicht ganz unbeeindruckt.

Nachts um ein Uhr klingelte das Telefon. Wieder mit weinerlicher Stimme berichtete sie mir, dass er sie geschlagen hatte. Wieso und weshalb, wollte sie nicht sagen. Wahrscheinlich hatte er gelauscht, denn am nächsten Abend rief er bei uns an. „Ilona, bist du es? Sie war betrunken, das gefiel mir nicht“, seine Worte. „Außerdem stimmt es nicht, was sie zu beklagen hat und wenn ich nicht kochen würde, macht sie gar nichts!“, hörte ich weiter. Rolf hatte sich inzwischen nach diesem ehemaligen Leipziger Tierarzt erkundigt. Unter dem angegebenen Namen existierte zur damaligen Zeit in der Umgebung und auch später keiner. Wir telefonierten mit ihren Kindern. Der Schwiegersohn hatte inzwischen auch sein Misstrauen geäußert. Die roten Zahlen auf Petras Bankauszug veranlassten ihn, zügig und unvorhergesehen zu handeln. Als Richard gerade wieder zum Schnapseinkauf unterwegs war, wechselte er das Schloss zur Wohnung, ließ das Konto sperren und stellte die „Landhausmode“ vor die Tür.

Für Richard gab es keine Probleme. Nachbarin Judith empfing ihn mit offenen Armen. Endlich, endlich hatte auch sie wieder einen Mann. „Sein Kassettenrekorder fehlt noch“, ließ sie ausrichten. Zwei Monate danach standen zwei Polizeibeamte vor Petras Tür. Sie benötigten weitere Zeugenaussagen. Judith hatte ihn, nachdem er auch sie um einige Tausend erleichterte, rausgeschmissen und angezeigt. Nur beim Verhör, im Gefängnis, schwieg Richard. Sollte er nun alle schlechten Taten zugeben? Das konnten sie von ihm nicht verlangen.

Wie es sich später herausstellte, war er kurz vor dem Mauerbau noch als junger Schnösel bei der FDJ-Kreisleitung (Freie Deutsche Jugend) im Raum Jena beschäftigt gewesen. Sicher ahnte er, was auf die DDR zukommen sollte. Die gefüllte FDJ-Kasse hatte noch Platz im Köfferchen, „Süßholz raspeln“ hatte er auch gelernt, also „nun nichts wie weg“, müssen seine Gedanken gewesen sein. Die reichen, gut situierten Witwen in Westdeutschland und auch einige Damen in der Schweiz machten es ihm leicht und er verstand es, sie um den Finger zu wickeln. Warum sollte er eigentlich nochmals einer Tätigkeit nachgehen? Die Finanzen der jeweiligen Geliebten zu verwalten, das Geld auf entsprechende Konten zu verteilen und für ein gemeinsames üppiges Leben zu sorgen, war schon Arbeit genug.

Und nun sollte alles vorbei sein? Der Verzicht auf das gewohnte Schöne in dieser trostlosen Zelle brachte ihn um den Verstand.

Er starb einige Wochen später. Sein Körper sollte für medizinische Zwecke zur Verfügung stehen.

Welten überwinden

Meine Mutter passte auf unsere Kinder auf und wir waren an diesem heißen Sommertag, Ende der Siebziger, auf dem Weg in die angebliche DDR-Hauptstadt. Rolf hatte seinen Bruder vierzehn Jahre nicht gesehen. Ein Treffen in Ostberlin sollte heute wahr werden.

In dem Interhotel „Unter den Linden“ saßen wir uns gegenüber. Groß, schlank, braun gebrannt, sportlich-elegant, lässig, waren unsere ersten Eindrücke von Rainer. Als ich in seine strahlend blauen Augen sah, bemerkte ich für Sekunden ein leichtes Funkeln.

Doch wer denkt in so einem Moment darüber nach? Und ehe eine zwanglose Unterhaltung funktionierte, suchte jeder, noch emotional berührt, nach Worten. Ein siebenjähriger Altersunterschied hatte die Geschwister schon damals nicht allzu oft miteinander Gemeinsames vollbringen lassen. Inzwischen zählten wir Mitte dreißig und die ersten Stolpersteine des Lebens waren überwunden.

Rainer packte kurz vor dem Abitur seinen Rucksack und haute nach dem Westen ab. Seine Eltern blieben fassungslos zurück. Wie wir hörten, ging er später nach Kalifornien, bekam einen guten Job und ist als Geschäftsmann sehr oft auf Reisen; kannte inzwischen die westliche Welt ziemlich genau.

Er hatte einen schweren Anfang, erzählte er weiter. Befreundet mit dem Sohn seines damaligen Chefs bekam er die Chance, sich beruflich zu engagieren. Und die Gelegenheit, sich in einem Zweigbetrieb in den Staaten weiterzuentwickeln, ließ ihn nicht lange überlegen. Er war tüchtig. „Englisch lernen war das Schwierigste“, meinte er lachend, „denn in dem Fach war ich nicht so gut.“ Vorher jedoch, im Schwarzwald, lief ihm am Rosenmontag seine Frau Eva über den Weg. Inzwischen gründeten sie eine Familie und wohnen zusammen, das heißt, wenn er ab und zu anwesend ist, in einem modernen Flachbau von 180 Quadratmetern. Bis jetzt tolerierte sie sein oft langes Fernbleiben. Was blieb ihr übrig? Als sie mit ihm übers Meer schipperte, hatte sie es doch gewusst, was auf sie zukommen wird. Dass sie sich allein um die Kindererziehung, Haus und Garten kümmern muss. Er zeigte uns Bilder von allem Schönen und von den üppig blühenden Rosen auf den Rabatten. Wie wir hörten, sei sein Leben sehr abwechslungsreich. Dann kamen noch Flüge nach Japan und China hinzu und das immer wieder. Für uns unvorstellbar! Am Abend wollte er eine Striptease-Bar in Westberlin aufsuchen. „Na ja, was soll man sonst tun, so allein in einer pulsierenden Stadt“, kam schalkhaft lächelnd noch hinterher und ich blickte dabei in Rolfs glänzende Augen.

Stunden später begleiteten wir ihn zum Grenzübergang Checkpoint Charlie. Tränen waren fast nicht mehr zu unterdrücken. Noch nie hatte ich dieses „Abgeschiedensein von der westlichen Welt“, dem geteilten Deutschland und nun auch hier in Berlin, so deprimierend empfunden. Er zählte zu den Glücklichen, die ungehindert, an den Wachposten vorbei, auf die andere Seite der Stadt, in eine andere Welt gehen konnten und wir wären im Zuchthaus gelandet, hätten wir Gleiches vorgehabt.

Als er verschwand, lief trotz der Hitze ein Schauer über meinen Rücken.

Wortlos saß ich mit Rolf noch für einige Zeit in unserem Wartburg, schnupfte immer wieder in mein Taschentuch und jeder hing seinen Gedanken nach. Nein, ich wollte mich nicht mehr beherrschen, immer nur die Klappe halten und ich schrie aus der offenen Wagentür: „Warum tut ihr das, ihr Schweine, jeder hat doch nur ein Leben!“

Bei unseren gemeinsamen Telefonaten wurden wir jedes Mal von irgendjemandem abgehört und dann hieß es, Themenwechsel. Es war nicht zu überhören, dass sich ein Dritter in diese Gespräche einklickte.

Jahre später und dazu noch Anfang Mai kündigten sie ihren ersten Besuch bei uns an. Obst und Gemüse im Garten waren noch nicht zu ernten. „Was sollten wir ihnen nur jeden Tag vorsetzen?“, war mein erster Gedanke. Außer Kohl, ein paar Möhren und einer Stiege Äpfel lag nicht viel im Regal der sogenannten Gemüseabteilung in der Kaufhalle. Endlich, nach einer Stunde anstehen, hatten wir ein Pfund ausländischer Tomaten in unserer Bezirksstadt erwischt. Ich erinnere mich in diesem Zusammenhang noch daran, da unsere Fünfjährige zum Abendbrot nach der zweiten roten Kuller griff und dann weinte, als ich sie ihr wegnahm und sie wieder auf den Teller legte. Mein Schwager meinte damals: „Ilona, lass sie doch essen davon, so viel sie will.“

Die schmackhafte Thüringer Wurst und das dunkle Brot fanden sie delikat. Ist es ja auch.

Ich erinnere mich an die gemeinsamen Abende beim Wein. Wenn ihm nicht gerade die Augen zufielen, gab es für Rainer nur eine Blickrichtung. Verschämt wich ich ihm aus. Verlegen lief ich rot an.

Er redete wenig, sei müde, meinte Eva. Sie dagegen holte sozusagen, im „schwäbischen Geplauder“ und auch bei den nächsten Treffen, immer wieder beim Urschleim aus. Und bei all ihrem Redeschwall gingen unsere Worte unter. Jede Episode über ihre Kinder, die gemeinsamen Urlaubsreisen nach Hawaii und so manches andere sollten wir bis ins Detail erfahren und am liebsten erzählte sie, wie sie Rainer kennenlernte. Manchmal dachte ich, wie oft musste der arme Mann das alles schon über sich ergehen lassen? Kein Wunder, dass er ihr nicht mehr zuhören mochte. Und dass sie bis dahin noch Jungfrau war, betonte sie, dabei auf mich blickend, jedes Mal erneut. Ich schwieg, denn ich sah keine Veranlassung, in irgendeiner Weise darauf zu antworten. Als sie in ihrer Jugend noch bei ihrer Tante in deren Fotogeschäft in der Hauptsache in der Dunkelkammer saß und Bilder entwickelte und dann mit gerade achtzehn Jahren heiratete, hatte ich im gleichen Alter erst meine Schulzeit beendet, wollte weder schwanger werden noch mich binden. Das Zeitalter der Pille stand erst bevor und der Richtige lief mir viel später über den Weg. So überlegte man sich schon, ob man bei aller Lust auch das Risiko mit in Kauf nahm. Rainer suchte damals endlich ein Zuhause. Und vielleicht ging es ihr ähnlich und „jung gefreit“ hatten sie ja bis jetzt nicht bereut.

Sie ist ein herber Typ. Früher waren ihre vollen Haare schwarz. Ihre Beine fand ich schön. Wie die meisten Amerikaner trug sie im Sommer vorwiegend kurze Hosen. Wir beide, gut proportioniert, waren sehr unterschiedlich. Ich hatte immer einen Job und wesentlich andere Interessen. Ich mag klassische Musik und außer der Zeitung lese ich gern noch etwas mehr.

Ich mochte es nicht, wenn sie uns schon beim Frühstück ihren halben Busen präsentierte und dann Geschichten vom angeblich prüden Amerika erzählte, in dem man es ungern sehen würde, wenn kleine Mädchen ohne Bikini-Oberteil im Garten unterwegs wären.

Trotz allem hatte Rainer in dieser Zeit nur Augen für mich und wenn ich jetzt darüber nachdenke, hat er mich schon ziemlich rücksichtslos provoziert. Er flirtete unverschämt und brachte in so mancher Stunde meine Gefühle total durcheinander. Ihre Reden gingen immer mehr an mir vorbei. Ob Rolf es bemerkte, weiß ich nicht. Bis zu dem Zeitpunkt bekam ich eifersüchtige Reaktionen nie zu spüren. Damals nahm ich sogar an, dass sich Eva bei ihrem Mitteilungsbedürfnis lieber aller Zuhörer erfreute und weniger auf das inzwischen prickelnde Augenspiel ihrer zwei Tischnachbarn achtete und nichts davon mitbekam. Doch später wurde ich eines Besseren belehrt. Ihren Kosenamen „Musch“ konnte ich während dieser Tage gerade noch ertragen. Und wenn Rainer sie dann auch noch vor uns in den Arm nahm, fand ich das schon unpassend. Dass er uns beide mit all seinen Schmeicheleien aufeinander eifersüchtig machen wollte, nahm ich weniger an. Ich glaubte eher an eine gezielte Taktik. Vielleicht wollte er sie beruhigen, ablenken? Vielleicht sollte sie weniger Verdacht schöpfen und ihm somit lästige Szenen ersparen? In der Hauptsache dachte er dabei nur an sich und hatte, wie die meisten Männer, von der Psyche einer Frau wenig Ahnung.

Auch beide Brüder waren sehr unterschiedlich. Der eine offen, geradezu charmant und Rolf eher zurückhaltend. Er konnte, was mich anging, oft nicht über seinen Schatten springen und wenig emotional reagieren und das schon gar nicht in der Öffentlichkeit. Selbst an Silvester küsste er mich nie vor seiner Mutter. War es das, was ich manchmal vermisste oder was sollten die Gründe gewesen sein, weshalb mir diese neckischen Worte, diese Komplimente, tiefen Blicke des Anderen trotz allem imponierten?

Ich lief die Treppe hinab und Rainer kam mir auf der vorletzten Stufe entgegen. Ein Ausweichen war nicht möglich. Er hielt mich spontan fest und trug mich für einen Moment fast durch den Raum. Dabei steckte er mir D-Mark in die Hand, mit den Worten: „Kauf dir etwas dafür.“ Verlegen wollte ich es nicht annehmen. Er meinte immer wieder: „Was zum Anziehen, noch so lange ich hier bin. Ein Kleid vielleicht. Ich will dich darin bewundern.“

Fast täglich fuhren wir mit unseren Pkws durch die Gegend, zeigten ihnen die Sehenswürdigkeiten und die Schönheit unserer Umgebung, wanderten zur Wartburg und sahen hinab auf das herrlich grüne Thüringer Land und die Tage vergingen immer wieder wie im Fluge. Müde und gestresst schliefen unsere Kinder oftmals schon während der Rückfahrten im Auto. Im Intershop sah ich ein sehr hübsches, zitronengelbes Sommerkleid; kurz reizend, wie die Mode es damals präsentierte. In vielen Städten konnte man für DM Westartikel in Intershop-Läden bekommen. DDR-Bürger mussten allerdings geschenkte Westmark in „Forumschecks“, ein DDR-Zahlungsmittel, umtauschen. Erst dann war es für sie möglich. Ich bemerkte immer mehr, dass ich ihm gefiel, und ich achtete nicht mehr darauf, ob „sie“ es registrierten. Ich genoss bei allem Familientrubel nur seine Nähe und ließ es gewähren.

Am Abschiedstag sollte noch der wenige Kilometer entfernte Geburtsort der Brüder aufgesucht werden. Ich gab stärkere Kopfschmerzen an, blieb allein zu Hause. Ich begann, über ihn, über mich nachzudenken. Was sollte dieses „Musch“ bei immer wieder alberner Umarmung mit seiner Frau vor meiner Nase? Was hatte ich von einem, der wieder wegfuhr und mich dann mit seinen Blicken beim nächsten Wiedersehen vielleicht ganz auffressen will? Ich wollte das nicht mehr. Für Derartiges hatte ich doch noch nie etwas übrig gehabt? Was erhoffte er sich? Es gibt Menschen, die wollen alles haben. Sie möchten auf das Liebesspiel mit einer anderen nicht verzichten und zu Hause soll der alte Trott vom eigentlich doch so bequemen Familienleben im trauten Heim, wie gehabt, weitergehen. Ich dachte, sie könnte mir doch dankbar sein, dass ich ihn so schnell durchschaute. Und er sollte in Zukunft begreifen, dass er eine gewisse Distanz zwischen uns einzuhalten hat. Ich für ihn zwar Freundin sein kann, doch die alberne „Anmache“ musste aufhören. Ist es nicht auch eine Gewissensfrage, ob man sich auf diese speziellen Erwartungen einlässt? Ich denke, solange einem die eigene Ehe noch wichtig ist, dürfte selbst der „unwiderstehlichste Typ“ keine Chance haben.

Auch wir hatten einen schweren Anfang. Obwohl Rolf als angestellter Tierarzt für DDR-Verhältnisse einigermaßen verdiente und ich zu der Zeit noch halbtags einen Bürojob ausübte, waren die Früchte unserer Arbeit noch nicht zu sehen.

Sich in diesem Beruf privat niederzulassen, war in dem Staat nicht möglich. Unser Wunsch, einmal ein eigenes Einfamilienhaus zu besitzen, ging erst nach jahrzehntelangem Sparen in Erfüllung. Uns fiel nichts in den Schoß und vielleicht schweißt gerade das zusammen.

Natürlich hätten wir auch gern so einen großen, schicken Wagen besessen und nicht mehr zur Miete gewohnt und als ich meine Bewunderung darüber äußerte, hörte ich Evas gleichgültige Worte: „Hat auch nur vier Räder“, als wäre alles so selbstverständlich und diese Art von Reaktion spiegelte ihre gesamte Einstellung zu unseren Problemen im Osten wider. Und das fand ich dann schon seltsam. Sie konnten wenig verstehen, dass wir auch noch ein paar andere Bedürfnisse hatten und um des lieben Friedens willen musste man sich immer wieder zurückhalten.

Die Geschäfte in seiner Firma in Kalifornien liefen nicht mehr so gut. Es gab Arbeitslose. Er wechselte wieder nach New York. Seiner Familie fiel dieser Schritt sehr schwer. 17 Jahre hatten sie inzwischen dort gelebt, mussten Freunde zurücklassen. Der bereits erwachsene Sohn blieb. Er hatte einen guten Job und zog bald in sein eigenes Haus.

Meistens vergingen einige Jahre bis zum nächsten Wiedersehen und diesmal dauerte es zusätzlich noch Stunden, ehe wir uns wieder näherkamen. Inzwischen bemerkte Rainer die veränderte Situation. Ich wusste jetzt, Abstand zu halten und konnte mit innerer Sicherheit die wieder begehrenden Blicke meines Gegenübers in ein Nichts versinken lassen. Natürlich war er enttäuscht. Ich dachte, er wird sich daran gewöhnen und dann ist alles wie gehabt. Irrtum! Eva hatte sich in den vergangenen Monaten eine ihrer ersten Strategien zurechtgelegt und die wollte sie schon verwirklichen. Sie konnte ja nicht ahnen, welcher Gefühlswandel inzwischen in mir vorgegangen war und sah mich immer noch als „Rivalin“. Es wäre ja auch zu untypisch für eine Frau gewesen, wenn sie nichts bemerkt hätte.

Endlich zeigen können, wer die Stärkere ist, war eigentlich vorprogrammiert. Mit oftmals verachtender Pose schilderte sie neuerdings vergangene, lächerliche Szenen in ihrem gemeinsamen Leben mit Rainer, sodass er nur noch mit hochrotem Kopf das Weite suchen wollte. Ihre Schikanen sollten ihn bis ins Mark treffen. Ihr Ziel, ihn vor allem vor mir bloßzustellen, war schnell erreicht. Damals dachte ich noch, er wird nicht der Einzige unter seinen erfolgreichen Berufskollegen sein, der für die einfachen Dinge des Lebens nicht immer das richtige Händchen hat. Doch in den nächsten Tagen war es auch lautes Unpässliches und ich konnte nur noch Mitleid für ihn empfinden.

Als an einem Fernsehabend dann ausgerechnet noch von einer zunehmenden Scheidungsrate in Deutschland die Rede war, ließ sie ihrem Zorn freien Lauf. Bestimmt und selbstbewusst hörten wir: „Sollte mich mein Mann betrügen, lass ich gleich alle Schlösser wechseln und er hat in meinem Haus nichts mehr verloren!“ Damals hatte ich noch keine Erfahrung von jenen Kränkungen und wie eifersüchtige Frauen reagieren können.

Ihren Redeschwall unterstrich sie ständig mit Gesten. Selbst zum einfachsten Outfit trug sie nur echten Schmuck und fuchtelte mir schon am frühen Morgen und während des Essens mit einigen wuchtigen Klunkern vor der Nase herum. Versiert taxierte sie Gold nach Karat. „Wie sehr wir von unserem Mann geliebt werden, lässt sich an der Menge und am Wert seiner Geschenke erkennen“, wollte sie ein anderes Mal wissen. Außer meinem Ehering besaß ich vom schönen Geschmeide nur ein paar dezente Kleinigkeiten. Doch selbst, wenn wir das Geld dafür gehabt hätten, liebte ich es nicht, mich mit Gold zu behängen. Beschenkt haben wir uns an den Geburtstagen und Weihnachten. Ja, für High Heels, so ab und zu, zum Ausgehen, hatte ich schon eine Schwäche und ich legte auch Wert auf sportlich-elegante Kleidung. Frauen im Osten wurden durch ihre Berufstätigkeit schnell selbstbewusst und die meisten hatten auch ihr eigenes Konto.

Gold, Weißgold mit Diamanten und anderes in der Art besitzen zu wollen, wurde von ihr zur Schwäche. Um entspannt nach all seinen Reisen das freie Wochenende genießen zu können, hatte Rainer immer wieder für Nachschub gesorgt. Ich glaube, ich hätte bei ihm eher an ein eventuell schlechtes Gewissen gedacht!

Beim nächsten und vorläufig letzten Besuch demonstrierten beide wieder heile Welt. Jedenfalls fühlte es sich so an. Nur, all meine Bemühungen als Gastgeber zählten nicht mehr. Eva konnte noch nicht verzeihen und Rainers Verhalten mir gegenüber war eher negativ und es bestätigte sich wieder einmal, wie wenig Männer sich nach diesbezüglichen Niederlagen im Griff haben. Aber auch Menschen, bei denen keine Wünsche offen bleiben, können dann weniger gut damit umgehen. Rolf, inzwischen eingeweiht, scheute die Konfrontation. Hatte er Angst, seinen Bruder erneut zu verlieren? Natürlich wäre es besser gewesen, jetzt, gerade jetzt, endlich eine Aussprache zu führen. Nur davon wollte er nichts wissen. Sein Vorschlag, die restliche Zeit in Dresden, in einer der schönsten und an Kulturschätzen reichen Stadt Europas zu verbringen, waren nicht nur für uns, auch für Eva, ein positiver Höhepunkt. Nur Rainers missgelauntes Desinteresse war täglich zu spüren. Und bereits am zeitigen Abend waren beide in ihrem Hotelzimmer verschwunden.

Wochen später stellten wir sie in einem Brief vor die Alternative: entweder – oder!

Die Sendepause war lang.

Dann folgten erste Karten, Fotos, Mails.

Als die Mauer fiel und der Kalte Krieg zwischen Ost und West vorbei war, konnten endlich, auch für uns, Reise- und Meinungsfreiheit in Erfüllung gehen. Doch bei aller Euphorie blieben Enttäuschungen nicht aus und nicht jeder hatte das Geld, sich nun entsprechende Wünsche zu erfüllen. Und so mancher wollte uns doch so „Ahnungslose im Osten“ dann auch noch mit unseriösen Geschäften hinters Licht führen.

Jahre nach der Wende luden sie uns ein. Die Zeit heilt alle Wunden und ich war zuversichtlich. Auch wenn ich mich manchmal über Evas Mitbringsel von irgendwelchen Marktständen oder Ausverkäufen wunderte, besorgte ich, wie auch in der Vergangenheit, hübsche Geschenke für die ganze Familie.

Nach siebenstündigem Flug wurden wir von Rainer und Sohn Fritz abgeholt. Um endlich am Ziel sein zu können, waren wir dann noch drei Stunden mit dem Auto unterwegs. Die Zeitverschiebung machte mir zu schaffen, zumal wir vor Aufregung schon vorher die ganze Nacht nicht geschlafen hatten.

Nach wiederholten telefonischen Aufforderungen, meinen Badeanzug nicht zu vergessen, sollten wir am nächsten Tag gleich mit in den Whirl Pool steigen. Ich hatte vor Jahren Schwierigkeiten mit tiefliegenden Venen und eine Beinthrombose hinter mir; jedoch seitdem nichts wieder davon erwähnt. Verwundert starrte Eva auf meine braunen, noch makellosen Beine mit den Worten: „Hast du dir deine Krampfadern operieren lassen?“ Was hatte sie erwartet?

Noch am Abend unterrichtete uns Rainer von seinen Reisevorstellungen. Schon am nächsten Morgen wollten er und Fritz uns für drei Tage nach Kanada, zu den Niagara-Fällen, entführen. Eva musste ihren dreijährigen Enkel beaufsichtigen und konnte leider nicht dabei sein. Ihre Tochter hatte einen stressigen Job in einer Warenhaus-Kette. Meine Gedanken, dass diese Einladung nach Amerika nur auf Rainers Drängen erfolgt sein könnte, bestätigte sich stündlich. Rainer meinte, es wäre auch dort im Hotel möglich, einen Pool aufzusuchen. Wir packten unsere Taschen, nur mein Badeanzug, der noch vor einigen Minuten auf der Leine hing, war nicht auffindbar. Ich bat Eva mehrmals, nachzusehen. Nichts! Etwas frustriert nahm ich es hin. Als wir zurückkamen, lag er ohne Kommentar auf meinem Bett. Was hatte ihr diesmal noch Angst gemacht? Ja, ich war ärgerlich. Was sollte das noch nach so vielen Jahren?

Doch es soll mich nicht davon abhalten, von diesem faszinierenden Ausflug zu erzählen.

Breite Straßen führten durch das Land. Hinter kurz gehaltenem Rasen und weiter voneinander entfernt standen großzügige, weiße Flachbauten. Säulen zierten seitlich Terrassen oder stützten Überdachungen. Punkt mittags um zwölf hielten wir vor einem „McDonald“. Wie ich jedes Mal feststellen konnte, legte Rainer auf ein pünktliches Mittagsmahl großen Wert. Sämtliche Speisen waren schon vorgefertigt zubereitet, wurden nur kurz in die Mikrowelle oder in andere entsprechende Geräte geschoben und Pommes mit viel Ketchup, Senf oder Mayo serviert. Besteck, Behälter, Teller bestanden aus Pappmaschee und kamen anschließend in einen Abfallcontainer. Mit einem Strohhalm konnte ich Gott sei Dank aus einem Pappbecher trinken.