Das Palastzimmer - Emi Ballestrem - E-Book

Das Palastzimmer E-Book

Emi Ballestrem

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Beschreibung

Venedig, 1911: Krieg zwischen Italien und der Türkei liegt in der Luft. Ein Adeliger im Dienste des Außenministeriums erhält ein rätselhaftes, anscheinend verschlüsseltes Telegramm. Die Verwicklungen nehmen zu. Ist die so ungewohnt reich gewordene Schwägerin am Ende vieleicht eine Spionin? Seltsame, ja phantastische Dinge geschehen in der Lagune ...

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Seitenzahl: 366

Veröffentlichungsjahr: 2016

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Das Palastzimmer

Emi Ballestrem

Historischer Venedig-Krimi

idb

ISBN 9783960559597

Der Schnellzug Rom-Wien donnerte, von Mestre kommend, über die Eisenbahnbrücke, die das Festland mit Venedig verbindet, um von dort, nach kurzer Rast, denselben Weg bis Mestre zurückzunehmen und dann die Reise über Pontebba-Villach fortzusetzen.

Am Fenster eines Abteils erster Klasse des direkten Wagens Rom-Wien stand ein noch junger Mann und sah nicht ohne eine gewisse Sehnsucht im Blick auf die Silhouette der »Meereskönigin«, die über die Lagunen hinweg sich fast schwarz gegen das Marineblau des Nachthimmels abzeichnete, auf dem eine phantastisch große, goldige Mondsichel stand und auf das leichtbewegte Wasser glitzernde Goldflitter streute. Zuerst waren es die Türme von Murano, die aus dem Wasser auftauchten, dann, als der Zug der Station näher kam, die Mündung des Canareggio, aus der eben ein beleuchteter kleiner Dampfer nach San Giuliano zueilte, dann der Glockenturm von San Giobbe, und schließlich war der häßliche, nüchterne Bahnhof mit seinem Hasten, Treiben, Rennen und Schreien erreicht.

Mit einem kleinen Seufzer trat der einsame Reisende in dem Abteil erster Klasse von dem Fenster zurück, zog den Vorhang zu, als wünsche er, nicht gesehen zu werden, und hielt zum Überfluß noch eine Zeitung vor, so daß er von außen sicher nicht zu erkennen gewesen wäre, trotzdem die elektrische Lampe in dem Abteil hell genug brannte.

»Noch sechzehn Stunden Fahrt – reichlich!« murrte er mit einem zweiten Seufzer. »Wenn die Nonna [*] [Großmutter] wüßte, daß ich ihr so nahe bin – und, hol's der Geier, ich stiege mit Wonne hinaus aus dieser Schüttelmaschine, um sie zu umarmen, die liebe Alte! Sie hat ja nur noch mich und ich sie in dieser weiten Welt! Und sie darf's nicht einmal wissen, wie nahe ich ihr bin, sie kann nicht gerade jetzt denken: Nun ist er angekommen! – und mir einen stummen Gruß zusenden.«

Er lehnte sich tiefer zurück in die Ecke, denn eben war draußen auf dem Bahnsteig die Mütze des Stationsvorstehers, den der Reisende persönlich kannte, vorbeigeeilt. Wie es ihm scheinen wollte, hatte sich dabei der Kopf des Inhabers bewußter Mütze nach dem Fenster emporgereckt, als ob er jemand suche.

»Das fehlte noch«, dachte er, »daß der Brave mich hier so laut begrüßt, daß man es bis nach San Marco hören kann – mit allen Titeln und Würden, damit es morgen in den Zeitungen steht, der Marchese von Terraferma dalla Luna sei – « In diesem Augenblick wurde die Tür des Abteils vom Gange aus aufgemacht, und der Gefürchtete trat herein, schloß sie sorgfältig hinter sich und zog die Vorhänge wieder über die Scheiben. Dann grüßte er feierlich und zog aus der Brusttasche ein geöffnetes Telegramm.

»Herr Marchese, ich habe den Auftrag, Ihnen diese Depesche zu überreichen«, sagte er nicht ohne ein gewisses Zögern. »Sie ist, wie Sie sehen, an mich, den Bahnhofsvorstand in Venedig, gerichtet, und wenn trotz der Unterschrift die Sache keine Mystifikation, kein schlechter Scherz ist – «

Achselzuckend hielt er inne, denn der junge Mann hatte ihm das Telegramm schon aus der Hand genommen und den mit dem Morseapparat gedruckten Inhalt schnell überflogen, der, den bekannten »Depeschenstil« verschmähend, den Wortlaut hatte: »Der Marchese von Terraferma dalla Luna wird mit dem Schnellzuge abends nach neun Uhr im direkten Wagen Rom-Wien eintreffen. Sie sollen ihn, ohne Aufsehen zu erregen, aufsuchen und ihm dieses Telegramm übergeben. Es wird erwartet, daß Sie über diese Angelegenheit absolutes Stillschweigen bewahren. Der Minister der Auswärtigen Angelegenheiten.« Dann folgte noch eine Reihe unverständlicher Worte.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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