Das Piratenprinzip - Manfred Schmid - E-Book

Das Piratenprinzip E-Book

Manfred Schmid

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Beschreibung

Tun Sie immer das, was von Ihnen erwartet wird? Dann gelten Sie sicher als nett und zuverlässig. Dabei sind Sie oft nur der Wind in den Segeln anderer. Einem Piraten passiert das nicht ...
Dieser Erfolgsratgeber zeigt auf unterhaltsame Art, wie das Vorgehen historischer Piraten auf unsere heutige Arbeitswelt übertragbar ist. Mit kleinem Einsatz erzielen Piraten großen geschäftlichen und auch privaten Nutzen.
Es sind gute Zeiten zum Segel setzen: Das 21. Jahrhundert eignet sich besonders für den modernen Piraten. Er weiß mit unsicheren Gewässern, starken Veränderungen und den Chancen, die sich daraus ergeben, umzugehen. Deshalb ist Das Piratenprinzip noch heute ein cleveres und motivierendes Konzept für einen Neuanfang.
Konzentriert, schlank, schnell, risikobereit, unberechenbar, radikal: Das Bild vom Piraten hilft, diese sechs Erfolgsprinzipien anschaulich zu machen. Praktische Beispiele, Checklisten und Anleitungen machen Das Piratenprinzip zu Ihrer persönlichen Seekarte durch die Untiefen im Business- und Privatleben.

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Manfred Schmid

Das Piratenprinzip

Das Geheimnis für Erfolg und Karriere

Der Autor:

Manfred Schmid, Peiting

Alle in diesem Buch enthaltenen Informationen, Verfahren und Darstellungen wurden nach bestem Wissen zusammengestellt und mit Sorgfalt getestet. Dennoch sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Aus diesem Grund sind die im vorliegenden Buch enthaltenen Informationen mit keiner Verpflichtung oder Garantie irgendeiner Art verbunden. Autoren und Verlag übernehmen infolgedessen keine juristische Verantwortung und werden keine daraus folgende oder sonstige Haftung übernehmen, die auf irgendeine Art aus der Benutzung dieser Informationen – oder Teilen davon – entsteht.

Ebenso übernehmen Autoren und Verlag keine Gewähr dafür, dass beschriebene Verfahren usw. frei von Schutzrechten Dritter sind. Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Buch berechtigt deshalb auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen­ und Markenschutz­Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

© 2018 Carl Hanser Verlag Münchenwww.hanser-fachbuch.de

Lektorat: Lisa Hoffmann-Bäuml Herstellung und Satz: le-tex publishing services GmbH Coverrealisation: Stephan Rönigk

Print-ISBN 978-3-446-45524-5 E-Book-ISBN 978-3-446-45693-8 ePub-ISBN 978-3-446-45844-4

Verwendete Schriften: SourceSansPro und SourceCodePro (Lizenz) CSS-Version: 1.0

Inhalt

Titelei

Impressum

Vorwort

Auf große Kaperfahrt gehen

Sind Sie bereit?

Was bedeutet Piraterie?

Literatur

1 Piratenprinzip „konzentriert“ – das Fernrohr ausrichten

Immer nur ein Thema

Pareto-Prinzip und Piraten

Immer ein Mann im Ausguck

Literatur

2 Piratenprinzip „schlank“ – Ballast abwerfen

Mit dem piratischen „lean“ wendig werden

So einfach wie möglich

Ein Drittel vom Besten

Literatur

3 Piratenprinzip „schnell“ – wer zuletzt kommt …

Die Perfektion der Schnelligkeit: Sofort

Auf Intuition vertrauen und den Goldschatz im Visier behalten

Literatur

4 Piratenprinzip „risikobereit“ – wer wagt, gewinnt

Das Glück des Tüchtigen

Mutige leben besser

Das größere Ertragsversprechen

Literatur

5 Piratenprinzip „unberechenbar“ – Überraschung nutzen

Das Wesen der Unberechenbarkeit

Frechheit siegt

Die Navigation der Kompetenzen

Literatur

6 Piratenprinzip „radikal“ – ein bisschen entern geht nicht

Geradlinig und konsequent

Frei denken

Meine Regeln, ihre Konventionen

Was macht der Pirat mit Regeln?

Literatur

Auf zur Insel

Die eigene Insel finden

Zeit, ein kostbares Gut

Im eigenen Rhythmus bleiben

Von Pausen und Müßiggang

Literatur

Glossar

Der Autor

Vorwort

In diesem Buch geht es nicht um Männer mit Säbel und Augenklappe. Vielmehr geht es darum, was wir heute von historischen Piraten lernen können. Wann, warum und mit welchen Methoden sie erfolgreich waren. Und warum Sie das gerade jetzt interessieren sollte.

Wir leben in Zeiten großer, ja dramatischer Veränderungen: Es sind Zeiten des Umbruchs und des Aufbruchs. Veränderungen beschleunigen sich in einem Maß, wie es die Menschheit bisher noch nicht erlebt hat.

Im Piratenprinzip erfahren Sie, wie Sie persönlich und geschäftlich die Möglichkeiten, die sich Ihnen bieten, erkennen. Und wie Sie das, was kommt, nutzen können wie ein Pirat: Hart am Wind segeln und das Beste herausholen.

Das Vorgehen historischer Piraten ist auf unser heutiges Leben übertragbar. Konzentriert, schlank, schnell, risikobereit, unberechenbar, radikal – mit diesen sechs Prinzipien werden Sie geschäftlich und privat erfolgreich sein!

Diese Prinzipien der Piraten zeigen Ihnen, wie Sie das Beste für sich, für Ihren Bereich, für Ihr Thema herausholen. Mit den Piratenprinzipien sind Sie konsequent Ihrem eigenen Nutzen verpflichtet!

Ich wünsche Ihnen viel Freude und Erfolg mit Ihrer persönlichen Seekarte durch die Untiefen im Business- und Privatleben.

Peiting, Herbst 2018

Manfred Schmid

Auf große Kaperfahrt gehen
Sind Sie bereit?

Bevor es mit den Piratenprinzipien auf große Kaperfahrt geht, müssen Sie reisefertig sein. Was genau ist es, das Sie brauchen, um mit Piratenstrategien erfolgreich zu sein? Sie selbst müssen der Pirat werden. Es geht darum, was Sie selbst tun, nicht darum, wie Sie Ihre Organisation zum Piratenschiff umbauen, sondern wie Sie selbst als Pirat agieren. Handeln Sie wie ein Privatpirat – im Privaten und im Business.

Die aktuelle technische Revolution, die ständige Erreichbarkeit und Verfügbarkeit von Wissen, die mühelose Überwindung von Grenzen, das alles ist noch nie da gewesen und macht diese Zeit zur schnellsten Zeit in der bisherigen Menschheitsgeschichte. Dieser Aufbruch in eine neue Welt ist noch ungeregelt. Vieles ist neu. Alte Strukturen werden abgelöst. Seien Sie dabei und sehen Sie rechtzeitig hin!

Mit den Piratenprinzipien können Sie das Beste herausholen, unabhängig von Antrieb, Moral oder sozialen Beweggründen. Für Ihren Erfolg, Ihre Ideen, Ihre Projekte.

Als Privatpirat verändern Sie nicht den Lauf der Welt und bekommen dafür Anerkennung. Piraten fordern Autoritäten nicht aus ideologischen Gründen heraus – im Gegenteil, sie versuchen, möglichst unerkannt vorbeizusegeln (Durand/Vergne 2010). Sie werden kein Held, Revolutionär oder Kämpfer gegen das System. Der Privatpirat ist, wie seine historischen Vorbilder, nur dem eigenen Nutzen verpflichtet. Wirtschaftliche und soziale Strukturen werden nicht geändert, sie werden genutzt. Der Pirat ist der Free Rider im bestehenden System. Piraten minimieren ihre Kosten und maximieren ihren Gewinn, die Rechnung zahlen andere. Solange ein Markt funktioniert, geht das auch für den Piraten gut. Er schöpft den Rahm ab und bringt Leben in den Markt.

Der Einzelne, das Individuum, hat heute Chancen wie noch nie. Sie sind so frei in Ihrem Umfeld, in Ihrer Organisation, wie es nicht einmal die Piraten auf den Schiffen des 16. und 17. Jahrhunderts waren.

Sie müssen keine Piratenorganisation sein, um erfolgreich wie ein Pirat zu agieren. Es geht nicht nur ums Geld oder den Erfolg von Unternehmen und Organisationen. Es geht um Sie selbst und wie Sie Ihren persönlichen, nicht nur finanziellen, Gewinn als Pirat maximieren können.

Der Pirat eignet sich sehr gut, um ihn als Bild in den Alltag mitzunehmen. Nutzen Sie die plakative Symbolkraft der alten Haudegen. Führen Sie sich das eine oder andere Prinzip schnell vor das geistige Auge. Fragen Sie sich, wie ein Pirat in diesem Augenblick agieren würde. Die Umsetzung mit allen Konsequenzen gleichen Sie mit Ihren persönlichen Maßstäben und Werten ab, und ob es dabei zu einem anderen Vorgehen kommt, wird sich zeigen.

Sie entscheiden, wie Sie sich in dieser Situation verhalten:

angepasst, da es in diesem Augenblick die ressourcenschonende Variante ist,

frech, also kreativ anders, wie der Pirat sagen würde,

unverschämt, weil Sie die Konventionen der anderen nicht achten.

Auf jeden Fall ergeben sich ein anderer Blick auf die Umgebung und deren Motivation sowie neue Ideen und Handlungsalternativen. Lassen Sie die Analogie wirken und Ihr Leben bereichern.

Ihre Ziele müssen die eines Piraten sein, um von dieser Art Vorgehen zu profitieren. Sitte und Anstand sind nichts, an das Sie glauben müssen. Vielmehr würden Sie solcherlei Werkzeug als Pirat zu Ihrem Vorteil benutzen.

Piraten waren in unterschiedlichen Phasen in der Geschichte erfolgreich. Daher stellen sich die Fragen:

Unter welchen Rahmenbedingungen liefen ihre Geschäfte am besten?

Mit welchen Methoden holten sie die größte Beute?

Warum ist die Gegenwart eine wahre Piratenzeit?

Welche Piratenstrategien kann man heute persönlich umsetzen?

Auf derartige Fragen gibt das Piratenprinzip Antworten. Es zeigt uns die zum Teil unmoralischen Möglichkeiten des modernen Privatpiraten. Die Piratenchancen heute stehen den historischen um nichts nach.

Wollen Sie diese Chancen nutzen? Wollen Sie Segel setzen und sich von Ballast frei machen, um weiter zu kommen als andere und ganz neue Ufer zu betreten? Dann haben Sie hiermit die Erlaubnis, an Bord kommen zu dürfen. Mast- und Schotbruch!

Essenz

Der Privatpirat handelt als Individuum, nicht als Piratenorganisation.

Das Bild des Piraten transportiert erfolgreiche Prinzipien in Ihren Alltag.

Wir alle folgen einem gesellschaftlichen Verhaltenskodex. Lassen Sie ihn hinter sich.

Machen Sie sich unabhängig von Moral und gesellschaftlichen Beweggründen, handeln Sie aus Ihrer eigenen Motivation heraus.

Das Piratenprinzip ist eine Anleitung zum Free Riding.

Was bedeutet Piraterie?

Die Charakteristiken der Piraterie zeigen sich abseits von Augenklappe und Totenkopfflagge. Denn viele Piraten wurden einfach gut geführt, waren klar strukturiert, Meister unkonventioneller Methoden und damit erfolgreich. Nur wenige Piraten waren wirkliche Kriminelle. Die meisten haben einfach nur eine günstige Gelegenheit genutzt und waren mutig genug, sie wahrzunehmen.

Historische Piraterie weist systematische Ähnlichkeiten mit heute erfolgreichen Strategien für Sie und Ihr Business auf.

Piraten sind unkonventionell

Konventionen sind die als Norm anerkannten gesellschaftlichen Regeln. Man geht nach den Regeln vor, löst die Probleme altbewährt und wickelt die Geschäfte eingespielt ab. Dagegen spricht erst mal nichts. Aber sieht Ihr Alltag wirklich so aus?

Die Piraten waren zumeist Rahmenbedingungen ausgesetzt, die ein konventionelles Vorgehen nicht ermöglichten. Für Piratensender war es in Großbritannien bis in die 1970er-Jahre nicht erlaubt, zu senden. Ein regulärer Handel im Atlantik war im 16. Jahrhundert aufgrund der spanischen Sonderrechte nicht möglich.

Piraten wählen unkonventionelle Methoden. Piraten setzen sich dabei über Regeln hinweg. Oft geht es dabei um Regeln, die Gewohnheiten, nicht Gesetze sind. Historische Seepiraten brachen das Gesetz, eine gesellschaftlich hinlänglich akzeptierte Konvention. Auf das Brechen von Regeln stehen immer Sanktionen. Wenn man das Gesetz bricht, sagt ein Gesetzbuch, welche Sanktion für diesen Konventionsbruch verabreicht wird. In der Seepiraterie des 16. und 17. Jahrhunderts war dies zumeist der Tod.

Dass es sich auch bei Gesetzen um Konventionen handelt, lässt sich am Beispiel der Freibeuter zeigen. Sie fuhren unter der Flagge eines Landes, das ihnen einen Kaperbrief ausstellte, ihnen also erlaubte, in fremden Gewässern Beute zu machen. Sie nahmen es mit der nationalen Flagge allerdings nicht immer so genau. Als Mittel der Abschreckung wurde oftmals auch der Jolly Roger, die schwarze Flagge mit dem Totenkopf, gehisst. Die Kaperfahrt war einerseits nationale Aufgabe, ein Kriegsdienst, und andererseits private Beutefahrt. Die Konvention, nicht gegen Gesetze zu verstoßen, ist schon hier dahin. Nun gab es für Einzelne eine Ausnahme, die Gesetze zu brechen, die eigentlich unantastbar sind. Das Eigentum anderer zu nehmen war mit dem Kaperbrief umgewertet, legalisiert.

Das Verlassen der Konvention führte zu allerlei lustigen und merkwürdigen Verhedderungen im Selbstbild solcher Freibeuter: Von einem französischen Freibeuter von höherer Geburt, De Lussan, wissen wir, dass er seine Piraten nach der Einnahme einer Stadt noch vor den Plünderungen immer in die heilige Messe führte. Damen behandelte er zuvorkommend, und von sich selbst behauptete er, ein Mann der höchsten Prinzipien zu sein (Meine 2015). Er hielt also an so einigen Konventionen fest, die ihm gefielen. An anderen wieder nicht, die ihm im Weg standen. So tat er es seiner Regierung gleich, die ihn mit dem Kaperbrief ausgestattet hatte.

Das unkonventionelle Handeln wird auch dem berühmten Henry Morgan als Fähigkeit nachgesagt. Er wurde von England mit dem Kaperbrief ausgestattet und bewegte sich auf der Linie zwischen Legalität – verliehen von England – und Piratentum. Wenn es für ihn hart auf hart kam, zog er sich stets auf seine Legitimierung zurück, ansonsten machte er vor Südamerika seine eigenen Geschäfte.

Bei seinem Angriff auf Panama 1671 nutzte er die Schwerfälligkeit der verteidigenden Spanier aus (Meine 2015). Diese hatten die Kanonen gegen die Piraten dorthin ausgerichtet, woher sie den Angriff erwarteten. Doch Morgan sah dies voraus. Er ließ 1.200 Männer den Marsch über Land antreten und griff von unerwarteter Seite an, die schweren Geschütze der Spanier konnten ihm und seinen Männern nichts anhaben (Neuhold 2013). Die Einnahme des reichen Panamas und die gigantische Beute waren Grundlage für seinen Ruhm als Held in England. Die fette Beute brachte er schließlich nach Port Royal, Jamaika, in Sicherheit. Morgan war einer der wenigen Piraten, die es verstanden, dem riskanten Lebensstil auf einem Kampfschiff rechtzeitig fernzubleiben. Er starb erst mit 53 Jahren, geadelt und als Vizegouverneur von Jamaika, vermutlich an seinem übermäßigen Alkoholgenuss.

Konventionen sind das, was die Mehrheit als richtig ansehen würde. Piraten aller Zeiten sind erfolgreich damit, Konventionen zu brechen. Das bedeutet nicht zwangsläufig, das Gesetz zu brechen.

Guerilla-Marketing

Diese Marketingform nutzt die Strategie des kalkulierten Tabu- und Konventionsbruchs erfolgreich. Jay C. Levinson prägte den Begriff Mitte der 1980er-Jahre und definierte, dass es sich um ungewöhnliche Werbemaßnahmen handeln sollte, die mit geringen Mitteln eine große Wirkung erzielen. Große Wirkung erzielt man, wenn man Menschen überrascht. Und wer Konventionen bricht, überrascht, weil das Befolgen von Konventionen selbstverständlich ist. Die Firma Virgin Holidays verteilte in und um London rote Koffer, die sie öffentlich zugänglichen Statuen an die Seite stellte. Auf dem Koffer war das Logo der Firma zu sehen. Eine Guerilla-Marketing-Aktion, die in die Lehrbücher Eingang gefunden hat.

Guerilla Marketing weiter gedacht: Statue von Sir Francis Drake in Plymouth „reisefertig“

Wie bei Piraten üblich kostet diese Art Werbung fast nichts, verbraucht also kaum Ressourcen, hat aber einen überdimensionalen Einfluss auf die Zielgruppe. Die wird die Aktion noch freiwillig fotografieren und weiterverbreiten. Das Ergebnis glänzt wie eine Kiste Gold, die man aus der spanischen Galeere geholt hat: unverdienter Profit. Aufwand und Nutzen bekommen bei Piratenaktionen ein neues Verhältnis.

Erkennen Sie Konventionen, hinterfragen Sie diese und brechen Sie sie, falls erforderlich und sinnvoll.

Piraten sind ressourcenbewusst und fokussiert

Historische Seepiraten hatten naturgemäß nur geringe Ressourcen zur Verfügung. Die erfolgreichsten Piraten und Freibeuter jedoch waren Meister darin, mit geringen Ressourcen Großes zu erreichen. So nahm Sieur de Grammont Ende des 17. Jahrhunderts die Hafenstadt bei Caracas, La Guaira – die „Pforte zu Venezuela“ –, mit nur 47 Mann seiner Crew ein (Meine 2015). La Guaira war mit zwei kanonenbewehrten Festungen versehen, was dem Städtchen gegen die Piraten allerdings nichts nützte. Die Befestigung der Stadt mag stattdessen tags darauf den Piraten gute Dienste geleistet haben, als die aus Caracas herbeigeeilten 2.000 Spanier versuchten, ihre Hafenstadt aus den Händen der Angreifer zurückzuholen. Aus der nun doch brenzligen Lage konnte der Captain alle seine Männer in einem Stück und in Freiheit herausholen – mitsamt wertvoller Gefangener. So wenig brauchte es also, um so viel zu erreichen.

Piraten erreichen mit wenig Aufwand sehr viel. Sei es im Guerilla-Marketing oder bei Piratensendern, es gilt immer: kleiner Einsatz, großer Gewinn.

Historische Piraterie war ein Unternehmen der kleinen Nadelstiche. Solange die Mächte, die angegangen wurden, in ihrem eigenen Profit nicht nachhaltig geschmälert wurden, gingen diese nicht mit absolutem Willen gegen Piraten vor. Daher war es immer wichtig, nicht zu sehr zu wachsen, den Großen die Kosten und den Löwenanteil am Gewinn zu lassen, selbst aber mit fetter Beute vom Schauplatz zu segeln.

Piraten segeln in neuen Gewässern

Piraten finden wir in neuen, unbekannten, nicht strukturierten Bereichen. Historische Piraten in der Karibik, moderne im Cyberspace oder der Gentechnik. Die neuen, die offenen Wege ziehen Piraten an. Denn Neuland hat den Vorteil, dass es noch ungeregelt ist. Es hat noch nicht so viele Konventionen, man kann sich also freier bewegen. Solange beispielsweise in der Gentechnik Situationen auftreten, die neue Fragen aufwerfen, also nicht eindeutig geregelt sind, werden in diesem Bereich immer wieder Hasardeure, aber auch unglaubliche Möglichkeiten auftreten.

In einem ähnlichen Feld ist die Biopiraterie zu finden. Einige große Konzerne sichern sich Patente auf Pflanzen, die zum kulturellen Erbe von Ureinwohnern gehören. Das kann zu grotesken Ergebnissen führen. Es ist vorstellbar, dass Ureinwohner schließlich Lizenzgebühren zahlen müssen, wenn sie ihre eigenen Pflanzen weiterbenutzen wollen. Obwohl einige Länder wie Peru, Ecuador und Bolivien Gesetze erlassen, um gegen die Patentierung der genetischen Ressourcen des Landes vorzugehen, werden die neu entstandenen Fragen nicht gelöst, sondern sogar verschärft. Denn die Gesetze regeln nicht, wem diese genetischen Ressourcen denn nun gehören. Diese Regelungslücke macht es unmöglich, gegen Biopiraterie gerichtlich vorzugehen, weil der Geschädigte nicht definiert ist. Ein Eldorado für Piraten: Ungeschützt liegen die Schätze der Welt offen vor ihnen. Während die Welt noch streitet, wie man sie am besten schützen kann, sichern sich manche bereits die fette Beute.

Piraterie steht für Freiheit. Seewege müssen frei zugänglich sein, Datenautobahnen groß und unbeschränkt einsehbar, und im Bereich der Gentechnik sollte es keinerlei Beschränkungen der Möglichkeiten geben. Die Gesellschaft kennt den Konflikt zwischen Freiheit und Sicherheit als ein ewiges Ringen um den besten Mittelweg. Doch der Weg, den der Pirat hier einschlagen würde, ist kein Weg der Mitte.

Der Pirat wählt die größere Freiheit und nimmt gleichzeitig das größere Risiko in Kauf.

Die Blue-Ocean-Strategie von W. Chan Kim und Renée Mauborgne geht diesen Weg des Neuen und Unbekannten noch weiter. Die Autoren definieren Blue Oceans als neue, nicht besetzte Teilmärkte. Im Gegensatz dazu stehen Red Oceans als gesättigte Märkte mit ausgeprägter Konkurrenz. Um langfristig in einem Red Ocean zu überleben, muss man sich zwischen Kosten- oder Technologieführerschaft entscheiden, so führen die beiden aus, und bleibt doch gefangen in einem Haifischbecken.

Cirque du Soleil

Am Beispiel des kanadischen Entertainmentunternehmens Cirque du Soleil kann man die Funktionsweise der Blue Oceans nachvollziehen. Das Unternehmen zeigt Shows im zirkusnahen Entertainmentbereich. Es verzichtet auf Vorführungen mit Tieren und hoch bezahlten Einzelartisten und setzt dagegen auf die Kombination von Unterhaltungselementen aus Ballett, Musik und Artistik. Damit entzieht es sich dem Wettbewerb des klassischen Zirkusses für Kinder und Familien. Der Cirque du Soleil spricht eine völlig neue Klientel an und bietet eine – im Vergleich zu einer Zirkusvorstellung – hochpreisige Alternative zu einem Theater- oder Konzertbesuch.

Die Blue-Ocean-Strategie zu nutzen bedeutet, die neuen, ungeregelten und unstrukturierten Märkte nicht nur aufzusuchen, sondern sie regelrecht zu erschaffen. Ein weiteres Beispiel ist The Body Shop.

The Body Shop

Das Unternehmen, das heute an die 600 Millionen Euro Umsatz im Jahr generiert, fing als Widerstandsbewegung an. Die britische Gründerin Anita Roddick trieb Tier- und Menschenfreundlichkeit an. The Body Shop machte Kampagnen zur Rettung der Wale und gegen häusliche Gewalt. Bis heute, auch wenn das Unternehmen mittlerweile zur L'Oréal-Gruppe gehört, sind die Standards, die versuchen, Würde als Währung einzupreisen, das wichtigste Instrument zum Verkauf dieser bunten und naturbelassenen Kosmetik. Im Red Ocean der Kosmetikindustrie hat sich auf diese Weise eine „blaue Lagune“ entfaltet: Kosmetik, neu gedacht, hat einen komplett neuen Markt eröffnet.

Wir sehen Formen von legaler oder illegaler Piraterie in den verschiedensten Bereichen. Besonders deutlich ist das etwa bei Firmenübernahmen und anderen M&A-Aktivitäten zu beobachten.

Afrika

Aus europäischer Perspektive ist die alte Piratennation China auf lukrativem Kurs in Afrika. Während die westliche Welt Afrika noch als den Elendskontinent wahrnimmt, dem geholfen werden muss, helfen sich die Chinesen selbst. Seit 2009 ist China der größte Handelspartner in Afrika (Lee 2017). Statt zu diskutieren und sich dabei in den eigenen Vorurteilen zu verstricken, wie das guter Brauch seit den Tagen des Sklavenhandels in Europa und Amerika ist, packen chinesische Unternehmer, und vor allem der chinesische Staat, an. Es ist ihr Schaden nicht. Europa sieht das mit Argwohn. Aber da man sich hierzulande immer noch nicht vorstellen kann, wie man ernst zu nehmenden Handel mit dem bodenschatzreichen Kontinent treiben könnte, bleibt es vorerst beim Zusehen. Für China tut sich deshalb ein ungeregelter Ort auf, ein Raum, den die Konkurrenten im Westen schlicht nicht als Markt erkennen können.

Warum eigentlich? Scheut man hierzulande das Risiko? Oder handelt es sich um eine Art Aberglauben über den „fernen“ Kontinent, der uns geblieben ist? Tatsächlich ist Afrika immer noch ein ungeregelter Ort, ein Ort für moderne Piraten, die das Potenzial erkennen können.

Afrika ist nicht der einzige ungeregelte Ort in einer scheinbar durchkartografierten Welt. Immer wenn neue Technologien entstehen, tun sich neue Räume auf. Ölsand in Kanada und Rohstoffe in der Arktis sind da nur ein Abgesang auf das Ölzeitalter. Den Ewiggestrigen, die an das Ende immer noch nicht glauben, sei gesagt: Saudi-Arabien hat für sein Land bereits einen Masterplan für die Zeit nach dem schwarzen Gold entwickelt, das berichtet Wallstreet online (2016). Altbekannte Piraten werden gerade ins Boot geholt. Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman investierte 2017 große Summen in Virgin Galactic. Die Branson-Unternehmung will zukünftig Touristen ins All bringen. Die Saudis stehen an erster Stelle, jetzt, wo neue Ansprüche gesichert werden. Ein weiteres großes Zukunftsvorhaben nimmt in dem Wüstenstaat Gestalt an: die Zukunftsstadt Neom. Hier entsteht eine Sonderhandelszone, die spezielle Steuern und andere Grundregeln haben soll als der Rest des Landes. Man setzt auf Biotechnologie und neue Produktionsmethoden. Die Zukunftsstadt soll komplett unabhängig von veralteten Energiekonzepten sein. Autarke Energieversorgung, neue Wege beim Anbau von Nahrungsmitteln und viele weitere Visionen sollen dort umgesetzt werden. Neom ist jetzt schon eine Art Zukunftslabor. Vielleicht wird es aber auch das modernste Piratennest der Welt.

Auch der Total-Konzern warnt vor dem Ende des Ölzeitalters: eine vertrauenswürdige Quelle für diese Art Information. Es ist unbestritten, dass der Förderhöhepunkt des Erdöls überschritten ist, und es wird interessant für moderne Piraten. Welche Rohstoffe werden das Erdöl ersetzen? Wohin wendet sich der Planet? Jetzt heißt es, die Augen offenzuhalten. Die Pioniere sind bereits unterwegs: synthetische Fasern aus Hanf, Miscanthus als Brennstoff, Plankton als Ölersatz. Erdölersatz wird bereits aus Abfall, Getreide oder Milch hergestellt. Die Piraten werden im Windschatten der Entdecker segeln.

Peak Oil

Auf der Webseite peak-oil.com werden Alternativen zum Öl aufgezählt. Der Forschungsstand wird evaluiert und der „Wind of Change“ ist förmlich zu riechen: Die Pioniere sind auf der Fahrt. Von den Piraten ist zu diesem Zeitpunkt aber noch keiner in Sicht. Viele der vorgeschlagenen Ersatzstoffe für Öl sind alte Bekannte, die vor dem Ölzeitalter schon genutzt wurden: Hanf wurde für Kleidung und Papier benutzt. Die vielseitige, robuste und schnell wachsende Pflanze wird vielleicht zukünftig wieder eine wichtige Rolle spielen. Die FAZ berichtete 2017 vom EU-finanzierten Forschungsprojekt „Grace“, das die Unabhängigkeit vom Rohöl vorantreiben soll. Hanf und vor allem das Schilfgras Miscanthus werden beforscht. Aus dem Gras lassen sich Chemikalien als Ausgangsstoffe für Kunststoffprodukte herstellen. Deshalb heißt es vielleicht bald: In dieser Strumpfhose wurde Miscanthus verarbeitet. Baustoffe, Dämmstoffe, Herbizide, Verbundstoffe, so lautet die Palette der Möglichkeiten.

Es ist nicht so selten, dass Piraten ein Territorium als neue Herrscher übernehmen. Ein Blick in die Geschichte des Fürstentums Monaco zeigt: Die Grimaldis sind die Nachfahren der Piraten, die Monaco einst als Piratenstützpunkt erobert hatten. Mit einer List hatten sie 1279 die Festung unter ihre Kontrolle gebracht und unterhielten dort einen Rückzugsort für Piraten und Raubritter. Eine lukrative Angelegenheit, wie man noch heute am Grimaldi-Clan sehen kann. So weit allerdings, dass man eigene Münzen geprägt hätte, ist man auch in Monaco nicht gegangen.

Das Münzprägerecht ist ein Privileg der neuen Zeit. Im Cyberspace, einem, was die Größe betrifft, unendlichen Raum, hat kein Staat bisher versucht, seine Flagge zu hissen. Die alten Mächte erheben noch nicht einmal Anspruch auf die neuen Räume. Auch 30 Jahre nachdem das Internet die Öffentlichkeit erreicht hat, ist allenthalben keine Ordnungsmacht in Sicht, die das Territorium beansprucht und ihren Anspruch auch durchsetzen kann. Kein Wunder also, dass am Ende Piraten die schwarze Flagge hissen. Ein Paradebeispiel für die moderne piratische Nutzung ist die Einführung einer Parallelwährung wie der Bitcoin. Auf die Art wurden Teile des Cyberspace unter den Augen des Staates faktisch für unabhängig erklärt. Aus China wird mithilfe der Cyberwährung Vermögen außer Landes gebracht. Der Bitcoin ist das Schlupfloch, durch welches das Vermögen aus dem chinesischen Wirtschaftsraum geschleust werden kann. Ein virtuelles Währungsparadies, das sowohl zwielichtige Gestalten als auch Unternehmer auf der Suche nach neuen Freiheiten anzieht. Es mutet seltsam an, dass diese „Spielwährung“ so lange so wenig Aufmerksamkeit erregt hat. Schließlich ist das Prägerecht eines der vornehmsten Rechte der Ordnungsmacht. Da diese aber weiterhin dem neu entstehenden Raum Cyberspace hilflos gegenübersteht, verfestigen sich dort piratische Strukturen. Historisch eine wohl einmalige Sache unter Piraten: die Übernahme eines Territoriums mit anschließender Münzprägung.

Piraten leben eine agile Organisationsstruktur

Traditionell stellt man sich unter Piraten einen undisziplinierten, dem Alkohol zugetanen Haufen mit einer Buddel Rum auf Deck vor. Piraten waren nicht leicht zu beherrschen, auch nicht von ihrem Captain. Einige Piratenanführer werden ihren Chefposten geräumt haben, manche haben mit ihrem Leben bezahlt. Meuterei auf Piratenschiffen kam vor, und das häufiger als auf Handels- oder Kriegsschiffen. Schließlich war es auf Piratenschiffen sogar möglich, den Captain abzuwählen. Die berühmteste Geschichte eines Meuterers auf einem Freibeuterschiff ist wahrscheinlich die von „Robinson Crusoe“. Den Helden des berühmten Romans von Defoe hat es tatsächlich gegeben. Er fuhr mit dem Freibeuter Dampier, der sein Captain war. Eine Meinungsverschiedenheit zwischen ihm und dem Captain führte dazu, dass dieser ihn auf der Insel Más a Tierra aussetzte, die der widerspenstige Pirat erst vier Jahre später wieder verlassen konnte. Neben diesem Stück Geschichte finden sich zahlreiche Geschichten über undisziplinierte Piraten und Führung am Rande des Zusammenbruchs.

Es zeigte sich häufiger, dass gute Führung den Unterschied machte. Piraten meuterten vielleicht häufiger und schneller als die Mannschaften anderer Schiffe. Sie waren keine einfachen Befehlsempfänger, sondern bestimmten die Führung mit. Sie waren an Beute beteiligt, keine Lohnempfänger. Und so hatten sie ein ganz anderes Interesse am Ausgang ihrer Unternehmungen und daran, wer sie anführen sollte. Wer schlecht oder ungeschickt führte, war häufig heute schon von gestern. Nicht selten auch mit dem ein oder anderen Messer im Rücken. Der neue Kapitän wurde demokratisch nach dem Prinzip gewählt: ein Mann, eine Stimme.

Es gilt auch für den modernen Piraten: Je mehr Macht die Crew hat, desto gefährlicher ist sie. Eine mächtige Crew braucht die bessere Führung. Laue, undisziplinierte, selbstsüchtige Führung, die den besten Weg zur Beute nicht mehr kennt oder nur noch dafür arbeitet, auf ihrem bequemen Stuhl sitzen zu bleiben – das kann sich eine auf diese Art ins Amt gekommene Führung nicht leisten. Auf dem Piratenschiff gilt Leistungskontrolle mal umgekehrt.

Piraten vereinen gute Führung, Disziplin, Gewaltenteilung und Freidenkertum. Ihre Organisationsstruktur ist damit hochmodern.

Noch eine weitere Komponente moderner Gesellschaftssysteme fand sich bereits auf Piratenschiffen: die Gewaltenteilung. Auf der einen Seite war der Kapitän für den Kurs verantwortlich und mit absoluter Befehlsgewalt im Kampf ausgestattet. Er war der Mann für die kühnen und intuitiven Entscheidungen in hektischen und unübersichtlichen Situationen. Auf der anderen Seite stand der Quartiermeister. Wenn die nächste Insel mit Proviant noch einige Seetage oder möglicherweise aufgrund unzuverlässiger Winde gar Wochen entfernt war, dann war er für die Einteilung der Vorräte verantwortlich. Eine großzügige Geste mit Wasservorräten eines exzentrischen Kapitäns hätte den Tod auf hoher See bedeuten können. Das Problem, dass Führung in unterschiedlichen Situationen sich widersprechenden Anforderungen unterworfen ist, hatte so eine vernünftige Lösung. Gewaltenteilung ist aber nicht nur klug, sie sorgt vor allem auch für Fairness. Der Captain sorgte für reiche Beute. Der Quartiermeister verteilte sie gerecht.

Historische Piraten sind illegal, aber sympathisch

Wenn man historische Berichte über Piraten liest, sind diese oft sympathisch dargestellt. Dass Piraten das Gesetz nicht achten, ist bekannt. In der Regel wird ein solches Verhalten mit Sanktion geahndet und nicht mit Sympathie bedacht. Liest man aber nach, so kann man bemerken, wie häufig eine gewisse Bewunderung für die Draufgänger mitschwingt. Gewalttaten werden oft eher unbewertet beschrieben, Mitleid mit den Grenzgängern liest man allerdings auch eher selten heraus. Dennoch, immer wieder werden die Beweggründe der Piraten ins Visier genommen. Es wird unterstrichen, dass so mancher ein moralischer Pirat gewesen sei. Nicht selten sind sie das Pendant zum „edlen Wilden“: Sie sind die „edlen Illegalen“. Eine solch angenehme Reputation kann beispielsweise die Mafia nicht beanspruchen, wenngleich sie sich ähnlicher Methoden bedienen mag wie historische Piraten. Was ist es also, was die Piraten von der Mafia oder von Drogenkartellen unterscheidet?

Das Geheimnis der sympathischen Illegalen scheint ihre Tollkühnheit zu sein. Mit nicht viel mehr als ihrem Mut, an der bestehenden Ordnung zu rütteln, die Monopolriesen anzugreifen und die Dinosaurier der „war immer schon so“-Fraktion anzugehen. Bei diesen Aktionen sind Piraten nicht selten über die Maßen erfolgreich.

Das Vorgehen unterscheidet historische Seepiraten von der Mafia. Eine kleine Einheit geht kühn eine größere an. Das ist es, was den „kleinen“ Piraten sympathisch macht: sein Draufgängerimage.

Ein Pirat geht für ein größeres Ertragsversprechen ein höheres Risiko ein. An sich sind Piraten Unternehmer, die ein bisschen weiter – mitunter zu weit – gehen.

Wann der Beutezug Piraterie ist, entscheidet jedoch der Machtbereich. Denn wer hat das Recht, Beute zu machen? Und wer entscheidet, wer das Recht dazu hat? Das wird von denjenigen entschieden, die die Macht dazu haben. Ob das nun recht so ist oder gar gerecht, das ist mit dieser Feststellung noch lange nicht geklärt. Wer aus Tradition oder durch Ressourcen wie Soldaten, Geld, Religion oder einfach Gewohnheit der Machthaber in einem Marktsegment ist, ruft schnell: „Piraten!“, wenn er herausgefordert wird. Dabei ist hart am Wind segeln zunächst einmal nicht zwangsläufig illegal.

Piraten stellen Eigentumsrechte infrage

Wer immerzu davon ausgeht, dass alles bleiben sollte, wie es ist, ist selten kreativ. Die Offenheit des Geistes ermöglicht erst, die Grenzen der Konvention zu sehen. Und nur wer diese Grenzen überhaupt wahrnehmen kann, kann Neues erschaffen. Denn nur wer weiß, dass es anders geht, kann auch anders gehen.