Das schlafende Haus (Neuauflage) - Natascha Bialy - E-Book

Das schlafende Haus (Neuauflage) E-Book

Natascha Bialy

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Beschreibung

Das schlafende Haus Mystery-Thriller Die Zwillingsschwestern Crystal und Diamond kommen im NEW ORLEANS, mitten in den Zeiten der Sklaverei, im Jahre 1888 unter tragischen Umständen zur Welt. Kurz nach ihrer Geburt sterben ihre Eltern, erneut unter mysteriösen Umständen. Zudem tritt bald ein unheimlicher Geselle auf den Plan, der nichts weniger als das Teuflische selbst verkörpert: Belphegor. Er versucht, die Pflegeeltern der Zwillinge und später auch die Zwillinge zu finden. Selbst für seine dunklen Absichten zu gewinnen, mit dem Ziel, eine Terrorweltherrschaft aufzubauen. Wird ihm diese gelingen?

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Seitenzahl: 449

Veröffentlichungsjahr: 2024

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NATASCHA BIALY
                                         Das schlafende Haus
                                             Mystery Thriller
Das schlafende Haus
NATASCHA BIALY
Das schlafende Haus
Mystery Thriller
Die Zwillingsschwestern Crystal und Diamond kommen im NEW ORLEANS, mitten in den Zeiten der Sklaverei, im Jahre 1888 unter tragischen Umständen zur Welt. Kurz nach ihrer Geburt sterben ihre Eltern, erneut unter mysteriösen Umständen. Zudem tritt bald ein unheimlicher Geselle auf den Plan, der nichts weniger als das Teuflische selbst verkörpert: BELPHEGOR. Er versucht, die Pflegeeltern der Zwillinge und später auch die Zwillinge. Selbst für seine dunklen Absichten zu gewinnen, mit dem Ziel, eine Terror und Weltherrschaft aufzubauen. Wird ihm diese gelingen?
Kurzinformation:
Für den Slogan Krimilesen-warum wir Kriminalromane lesen und was wir an ihnen lieben… “ Ist NATASCHA BIALY`S Buch eine messerscharfe Antwort: Weil wir in spannenden Abenteuern schwelgen und weil wir in gefährliche und packende Situationen kommen wollen.
>> Das schlafende Haus<< nimmt uns dieser Roman mit in eine packende Welt aus Habgier, Eifersucht und Skrupellosigkeit, sondern zeigt uns ganz nebenbei auch die Abenteuerlichkeit des Lebens.
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.
Die automatisierte Analyse des Werkes, um daraus Informationen insbesondere über Muster, Trends und Korrelationen gemäß §44b UrhG („Text und Data Mining“) zu gewinnen, ist untersagt.
© 2024 NATASCHA BIALY
Lektorat: NATASCHA BIALY
Brühler Straße 21,          *** 50968 Köln
Korrektorat: NATASCHA BIALY
VERLAG: BOD · BOOKS ON DEMAND GMBH, IN DE TARPEN 42, 22848 NORDERSTEDT
Druck: LIBRI PLUREOS GmbH, Friedensallee 273, 22763 Hamburg
ISBN: 978-3-7597-3418-1
Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1IM VIKTORIANISCHEN HERRENHAUS
Kapitel 2           DER ZORN DES MASTERS
Kapitel 3           DAS VERSTECK IM KINDERZIMMER
Kapitel 4           DIE GEBURT
Kapitel 5           DAS FEUER SCHICKSAL
Kapitel 6           MYSTERIÖSER BESUCH
Kapitel 7           AUFREGUNG ACHT JAHRE SPÄTER
Kapitel 8           DAS ALTE ZIMMER
Kapitel 9           DAS UNERWARTETE TREFFEN
Kapitel 10        FEUER IM RATHAUS
Kapitel 11        MENSCHENLEERE STRASSEN
Kapitel 12        TRAUER UND FREUDE
Kapitel 13        ÜBERRASCHUNG IM NÄHZIMMER
Kapitel 14        BEGEGNUNGEN DER ETWAS ANDEREN ART
Kapitel 15         WENN DU WACHSAM BIST
Kapitel 16         DIE BESCHÜTZERIN
Kapitel 17         SELBSTBEDIENUNGS-RESTAURANT
Kapitel 18         IN NEUEN SCHUHEN
Kapitel 19         WIEDERSEHEN IN DEN RUINEN
Kapitel 20         GUT UND BÖSE
Kapitel 21         GEFANGENE DER DUNKELHEIT
Kapitel 22         DER GEHEIME GARTEN
Kapitel 23         WILLKOMMEN IM ZIRKUS
Kapitel 24         FEUER IN DER EICHE
Kapitel 25        DER ALTE BAUMTROLL
Kapitel 26        DER URSPRÜNGLICHE GARTEN
Kapitel 27        DIE QUALEN DES VERRÄTERS
Kapitel 28        ANDERS ALS ERWARTET
Kapitel 29        VERSCHWUNDEN
Kapitel 30        DER KAMPF DER UNGLEICHEN VÄTER
Kapitel 31        DÄMONISCHES SPIEL
Kapitel 32        DIE HOCHZEITSFEIER
Kapitel 33        DAS NEUE ALTBEKANNTE
Kapitel 34        DIE ZEIT DER HOFFNUNG
Kapitel 35        DIE ANKUNFT
Kapitel 36        DIE WIEDERKEHR DES BÖSEN
Kapitel 37        DIE SUCHE HAT EIN ENDE
Kapitel 38        KINDER GEBURTSTAG
Kapitel 39        IN ZUKUNFT WIRD ALLES ANDERS
Kapitel 40        Für IMMER GEHENNA
EINS
IM VIKTORIANISCHEN HERRENHAUS
~New Orleans, 1888
Das verheiratete Paar Elaine und Elijah Gardener erwarten ihren Ersten Nachwuchs. Die junge Frau steht, mit ihren einundzwanzig Jahren, kurz vor der Geburt, sie schreit vor Schmerzen. Dunkelhäutige Sklavinnen bringen ihr in Eile Schüsseln mit heißem Wasser und saubere Handtücher. Ihr älterer Ehemann Elijah, im Alter von zweiundvierzig Jahren, versucht seine verängstigte Frau zu beruhigen. Ihre schmerzhaften, lauten Schreie beunruhigen ihn.
Erhält Ausschau nach dem Doktor und Hebamme Jenny, die lange auf sich warten lassen. Elaine kämpft darum, ihre Kräfte aufrechtzuerhalten, ihre Schreie werden lauter. Sie stößt versehentlich die Schüssel mit Wasser um. Ihr Ehemann schreit nervös nach einem Sklaven, da alle außer ihm jetzt das Schlafzimmer verlassen haben, um vor dem Haus zu beten, um zur Kirche zu gelangen, ist es schwierig, helfende Hände zu finden. Elaine verlangt aufgeregt nach einem Arzt und einer Hebamme.
„Wo sind der Arzt und die Hebamme, meine Fruchtblase ist geplatzt?“
Sie schaut sich immer wieder ängstlich um.
„Schatz, warum verlässt du mich jetzt?“
Elaine weint und erschreckt sich zugleich, denn ein Schwall Blut verteilt sich unter ihr.
„Was geschieht hier mit mir, muss ich jetzt sterben?“
Die Schwangere hat Angst um ihr Leben und das ihrer Kinder. Elijah ist außer sich vor Wut, er versucht seiner erschöpften Frau zu erklären, warum er so schnell das Haus verlassen muss. Er kann seine Wut nicht verbergen, da er zugleich verzweifelt um das Leben seiner noch jungen Frau und seines noch ungeborenen Kindes bangt.
„Meine Liebe, alle rannten hinaus, um zu beten, ich weiß nicht warum sie dies taten.“
„Aber ich schwöre dir, alle werden dafür bezahlen, wenn unser Kind sterben sollte!“
„Die Sklaven werden es bereuen, das verspreche ich dir!“
Traurig nimmt er Elaine in seine Arme und tröstet sie. Nachdenklich sieht Elijah aus dem Fenster seines Herrenhauses. Anklagender erhebt er erneut seine Stimme:
„Der Arzt mit Hebamme hätten bereits hier sein sollen!“
Unruhig läuft er im Schlafzimmer hin und her.
„Mein Schatz, ich verlasse dich für einen Moment, es ist notwendig, denn ich muss jemanden finden, der uns hilft.“
Für einen kurzen Moment reißt er sich noch mal zusammen, er küsst seine Frau zärtlich auf den Mund, bevor er sich umdreht, um das Zimmer zu verlassen. Während er eilig aus dem Zimmer läuft, lässt Elijah ein paar letzte
Worte an Elaine durch die Luft sausen:
„Ich werde nicht zulassen, dass die Voodoo-Hexe dich berührt, sie wird alles nur noch schlimmer machen. Vertraue mir, alles wird gut.
Ich werde mich beeilen, vertraue mir!“
Elaine schaut aus ihrem Bett heraus ihrem Mann traurig hinterher. Sie ist zu erschöpft, um ihm hinterherzulaufen, so wie sie es früher getan hätte. Ihr fehlt es an Kräften und vielleicht würde es ihr nicht helfen, denn er wäre viel schneller.
Sie setzt sich für einen kurzen Moment auf, um zu testen, ob sie aufstehen kann, doch bemerkt sie schnell, dass es ohne Hilfe von Anderen nicht möglich ist. So findet sie sich mit der Situation ab und lässt ihren Kopf auf die Daunenkissen ihres Ehebettes fallen.
ZWEI
DER ZORN DES MASTERS
Elijah rennt in Eile aus seinem Haus und sieht den dunkelhäutigen sechzehn jährigen Michael, der betrunken an der Wand der Sklavenquartiere lehnt. Er zieht Michael an seinem Hemdkragen hoch, drückt ihn wütend gegen die Wand, lässt ihn zu Boden fallen, er schlägt abwechselnd mit beiden Händen auf den Teenager ein, bis sein Blut auf Elijahs weißes Hemd spritzt und Michael zu Boden fällt.
Verängstigt bleibt der Sklavenjunge auf dem Boden hocken, erschrocken sieht er zu seinem Master hinauf, der mehrfach auf ihn einschlägt mit seinen blutverschmierten Händen.
„Master, was habe ich denn getan, dass ich sie so wütend mache, sodass sie mich derart schlagen?“
„Heute ist doch mein Geburtstag, haben sie doch Verständnis für mich!“
Michael küsst flehend den Saum von Elijahs Hose. Aber Elijah würdigt ihn keines Blicks, für ihn hat er nichts als Verachtung übrig. Selbst als Michael versucht alles zu erklären und in Ordnung zu bringen.
„Master, ich trank den Whiskey von den Flaschen aus ihrem Keller, ähm, ich dachte mir nichts dabei. Ich hatte keine Ahnung.
Ähm, ich dachte mir nichts dabei. Ich hatte keine Ahnung, dass sie dies bemerken würden, sie waren doch sobeschäftigt wegen der bevorstehenden Geburt ihres Kindes.“
Elijah stampft mehrfach zornig mit seinen Füßen auf den lehmigen Untergrund. Michael stammelt dadurch mit zitternder Stimme, um seinen Herren zu beruhigen.
„Ich ersetze ihnen die Flasche, mit meinem Lohn, dass verspreche ich ihnen. Auch dass ich das Baumwollfeld den ganzen Tag allein abernten werde. Erbarmen sie sichmeiner, ich werde wirklich alles für sie tun, nur bitte töten Sie mich nicht, ich will nicht sterben, weiterhin nicht!“
Der Junge weint und schreit, er erhebt sich. Am liebsten würde er weglaufen. Seine Worte ändern so rein gar nichts, voller Raserei greift er nach dem Sklavenjungen. Als Elijah ihn erneut schlagen will, zieht ihn selbst ein Mann in schwarzen Leder Handschuhen, einem Kutschermantel und einem Zylinderhut von dem jetzt stark Verletzten weg, als Michaels Schmerzensschreie in der Dunkelheit der Nacht letztlich verstummen.
Melvin Morgan, der sechsundfünfzigjährige Doktor, nimmt mit seiner Hand Elijah beiseite. Melvin bringt Elijah zurück zur Villa, seinem Landgut. Während Michael immer noch vor Angst auf dem Boden zitternd steht, beobachtet heimlich von der betroffenen >>MOMMY<< Frame.
Als Großmutter im Alter von achtundsiebzig Jahren, dunkler Hautfarbe und weißem zerzaustem weißen Haaren, in ihrem bunten Voodoo-Ritual-Kleid aus der Ferne. Sie murmelt
Beschwörungen gegen den reichen Farmer und dessen Familie, sowie gegen den Doktor, gegen seine achtunddreißigjährige Hebammen Ehefrau Jenny.
Während >>MOMMY<< grinsend einer Ratte die Kehle durchschneidet, um deren Blut zu gewinnen, schneidet sie anschließend einem Hahn und einem Huhn, die Halsschlag Adern durch. Sie lässt danach von den getöteten Opfertieren das Blut in eine bronzene Schüssel laufen, welches sie zum Schluss mit einem kräftigen Schluck hämisch lachend trinkt.
Wie in Trance sich bewegend nimmt sie anschließend zwei mumifizierte Frösche, die an Bäuchen zusammengewachsen sind, trennt sie mit einer Schere, nimmt eine Zigarrenkiste, füllt sie mit Stroh, legt beide Frösche eng aneinander. Positioniert Strohhalme als Haare über den Köpfen der Frösche, mit einem blutbefleckten Taschentuch befestigt sie zusätzlich die Köpfe der toten Frösche.
Schließlich legt sie eine schmutzige Schere auf den Körper der Tiere. Dann verschließt sie die Zigarrenkiste mit heißem Wachs. Gleichzeitig stellen sich ihre Enkelsöhne leise eine Leiter an die Hauswand der Villa.
Die genau bis unter das Fenster des Kinderzimmers im obersten Stock.
DREI
DAS VERSTECK IM KINDERZIMMER
MOMMY schleicht sich zur Villa der Gardeners, wo ihre Enkel warten, klettert unerschrocken die Leiter hinauf, die Michael, der inzwischen aufgestanden ist, der diese mit seinem älteren Bruder an ein offenes Fenster im obersten Stockwerk angelehnt hat.
Während die Voodoo-Hexe in das Kinderzimmer mit der Babywiege, einem Schaukelstuhl und einer Blumentapete betritt, dort sucht sie ein Versteck für ihre kleine Holzkiste.
Sie tastet den Boden mit ihren Händen ab, findet eine Erhöhung. Unter einem gewebten bunten Teppich schiebt ihn zu Seite, danach entfernt sie zwei lose Holzdielen. MOMMY legt eine Zigarrenkiste hinein, zusammen mit zwei getrockneten dornigen frisch geschnittenen Rosenstielen zusätzlich innen.
Im Haus merkt keiner im Elternzimmer, dass jemand unbefugt in das Kinderzimmer eingedrungen ist. Die kurz vor der Geburt stehende Elaine ist zu sehr beschäftigt, sodass sie nichts mitbekommt, was um sie geschieht.
Doch als ihr Ehemann zurück ist, verlangt er nach Wasser zum
Trinken und um das Gesicht seiner Frau zu kühlen. Er schickt zwei Sklavinnen zum Wasser holen. Weil die Frauen auf sich warten lassen, geht er aus dem Zimmer, um sie zu suchen.
Weder noch in der Küche, als im ersten Badezimmer sind sie zu finden. Ihn beschleicht ein ungutes Gefühl.
Verwundert geht er die Treppe hoch in Richtung Kinderzimmer, um zum zweiten Badezimmer zu gelangen. Doch als er ein quietschendes Geräusch hört, bleibt er wachsam. Er versucht zu Orten, wo das Geräusch herkommt. Dann wird es still, ihm wird schwindelig. Elijah schafft es noch sich am Holzgeländer der Wendeltreppe festzuhalten.
Es dreht sich um ihn herum, er schwächelt und setzt sich auf eine Stufe aus Angst nicht die Treppe herunterzustürzen. Elijah ruft nach seinen Sklavinnen:
„Alice und Josie, wo seid ihr verdammt noch mal?“
Er fängt nervös an zu schwitzen und lehnt sich erschöpft an das Treppen Gelände. Als seine Frau ungeduldig nach ihm und auch nach den Sklavinnen ruft, hält es ihn nicht mehr auf der Treppe. Die Frauen kommen verwundert aus dem Keller des Hauses gelaufen, als sie die Stimme ihrer Herrin hören.
Plötzlich hört sie Schritte auf der knarrenden Holztreppe bis zum Flur hin, die hinauf zum Kinderzimmer führt. Stimmen von zwei Aufgeregte Frauen sind zu hören, die auf die Treppe zu laufen. Schnell schließt sie die Holzdielen und legt den Teppich wieder darüber. MOMMY läuft zum Fenster, schnell klettert sie die Leiter herunter, ohne sich umzusehen. Unten angekommen empfangen sie ungeduldig ihre zwei Enkel.
Alle Drei laufen in der dunklen Nacht zu den Sklavenhütten. Dort angekommen nehmen sie die vor der Hütte liegenden Tier Kadaver mit, werfen sie in einen angefeuerten Kessel, um einen Eintopf zusammen mit gestohlenen Süßkartoffeln zu kochen.
Nach dem Kochen sitzt die Großmutter entspannt mit ihrem jüngsten verwundetem Enkel Michael am Tisch in der kleinen Küche, mit dem riesigen, gusseisernen Kochkessel hängend im Kamin.
Der neunzehnjährige Enkel Jake kommt hinzu. Vor Hungergierig essen die Drei rasch den Eintopf.
VIER
DIE GEBURT
Um das Ehebett herum stehen der Doktor, Elijah, die Sklavinnen. Alice als auch Josie, um ihr zu helfen. Bis Elaine ihre Töchter unter schmerzenden, lauten Schreien zur Welt bringt. Die Kinder werden von der befreundeten Hebamme Jenny aus Elaines Unterleib mit mühsamen Handgriffen in einer Drehbewegung herausgezogen.
Ihre Nachgeburt, der Mutterkuchen, verbleibt noch in ihrem Unterleib gesundheitlich nicht gut, für die junge Frau, denn der Körper scheidet diese Nachgeburt üblicherweise nach der Kindesgeburt aus. Deshalb liegt Elaine noch erschöpft, aber dennoch freudig in ihrem Bett, um sich auszuruhen. Aber als ihr ihre neugeborenen Kinder gezeigt werden, verändert sich ihr Gesichtsausdruck so sehr, dass sie vor Entsetzen in Ohnmacht fällt.
Entsetzt versucht Elijah seine Frau zu wecken, und sieht schreiend die anderen Personen an, die rings herum stehen. Durch das laute Schreien erwacht sie erschöpft, aber reagiert auf ihn, in dem sie seine Tränen mit ihrer Hand zärtlich wegwischt, ihn ansehend streichelt sie sein Gesicht, tröstet ihn und hört ihm beruhigend zu. Der aufgeregte Elijah lässt seinen extremen Gefühlen wörtlich freien Lauf:
„Oh mein Gott, was sind das für hässliche Kreaturen? Wo kommen diese Monster her? Wo sind unsere Kinder? Was habt ihr mit ihnen gemacht? Haben die Sklaven, oder hat die Hexe unsere Kinder mitgenommen?“
Er schlägt mit seiner Hand vor Wut gegen Türpfosten.
„Ich habe die Voodoo Hexe mit ihren Enkelkindern hier aufgenommen. Man warnte mich vor ihr. Die Drei gab so billig auf dem Sklaven-Markt zu kaufen. Seit dem habe nur Ärger mit ihr und auch mit ihren Enkeln, ihr Jüngster, stahl unseren Whisky aus dem Keller. Darüber hinaus hat der Ältere der beiden die sechzehnjährige Tochter des Bürgermeisters in unserer Scheune vergewaltigt und dadurch geschwängert.“
Elijahs seelischer Schmerz ist innerlich für ihn kaum noch zu ertragen.
„Was für ein Skandal, ein schwarzer Sklave hatte einem hilflosen Mädchen mit weißer Hautfarbe, ihre Jungfräulichkeit ganz gegen ihren Willen beraubt, das ist mehr als schrecklich.“
Er schämt sich, weil es nicht verhindert hat.
„Aus Rache, weil mein Freund, der Bürgermeister, weil er mir so viel bedeutet, dachte ich nach. Ich beschloss den Sklaven Michael, den jüngeren Bruder des Vergewaltigers, der den Whiskey stahl, als Strafe zu verprügeln. Vielleicht hat das seine Großmutter alles heimlich mit angesehen und uns deshalb verflucht.“
Elaine hört Elijah weiter aufmerksam zu und versucht geschwächt aus dem Bett aufzustehen. Sie scheitert jedoch, weil ihre sie zu schwach ist, denn ihre Nachgeburt hat sich noch immer nicht gelöst. Er hebt seine Frau aus dem Bett, er trägt sie durch den dunklen Flur
hinaus dem Schlafzimmer. Elijahs schmutziges Hemd ist voller frischem Blut durch die Geburt der Zwillinge.
Die Plazenten der neugeborenen Kinder lösen sich endlich, gleiten aus Elaines Vagina und fallen klatschend auf den Boden des Flurs.
Angewidert steigt ihr Mann über die mütterlichen Ausscheidungen und umklammernd, trägt sie sicher weg. Elijah legt seine Frau vorsichtig auf eine Chaiselongue aus rotem Samt. Er holt tief Luft und versucht erneut seine erschöpfte Frau zu beruhigen.
„Ich werde dich in Sicherheit bringen, wir lassen diese schrecklichen Kinder von hier wegbringen. Ich kann es nichtertragen, sie weiter anzusehen zu müssen. Es ist sehr schlimm für uns beide. Sie werden uns Unglück bringen, ins Verderben stürzen.“
Draußen braut sich ein Gewitter zusammen. Die Fensterläden knallen laut auf und zu. Entsetzte Schreie hallen durch die Bibliothek, als Elaine an ihre Neugeborenen denkt, sie steht auf, rennt aus dem Zimmer in das Schlafzimmer zurück. Ihr Mann Elijah will ihr folgen, doch Elaine ist schneller. Beide sind im Schlafzimmer angekommen, Melvin der Doktor Freund legt dem geschockten Elijah ein scharfes Skalpell in die Hand; er hält auch eins in der Hand, um das siamesische Zwillingspaar damit zu trennen, das an der Haut an ihren Bäuchen zusammengewachsen ist.
Melvin ist in Alarmbereitschaft und bereitet sich vor, auf das, was da kommen mag. Nervös bedrängt er Elijah.
„Lass uns die beiden voneinander trennen. Ich würde lieber Engel machen, als Monster zu erschaffen. Gott hat uns eine Prüfung gegeben, nur gemeinsam können wir den Fluch der Hexe brechen, Elijah.“
Er kann nicht lange darüber nachdenken, denn schließlich ging es um Leben und Tod. Sein Freund Melvin drängte ihn.
„Elaine sollte dem Eingriff nicht beiwohnen, bringe sie bitte zurück in die Bibliothek. So ist es für uns alle einfacher, denn die meisten Frauen sind sehr sensibel, was das betrifft, primär nach einer Geburt oder Geburten mit solchen Komplikationen.“
Melvin grübelt ein wenig über die Sachlage, ist sich aber dann ziemlich sicher mit seinem Vorschlag.
„Wir werden die Kinder jetzt voneinander trennen und sie anschließend von hier wegbringen. Ich kümmere mich persönlich mit Jenny darum, mach dir keine weiteren Gedanken, mein Freund.“
Er zieht an Elijahs Hemdsärmel, um ihn wachsam zu halten.
„Komm schon, es ist Zeit zu beginnen, bevor es zu spät ist und ihr es euch anders überlegt.“
Melvin öffnet seine Arzttasche und legt alle gesäuberten chirurgischen Instrumente auf das Bett wie Skalpelle, neben die schreienden Babys. Er nimmt eine Pipette und träufelt Äther in ihre kleinen offenen Münder, um sie zu betäuben. Er gibt nur ein paar Tropfen Äther, die Schreie der Kleinen verstummen, sie schließen ihre Augen und fallen in den Schlaf.
Zufrieden wäscht er die kleinen Körper mit Wasser und Tüchern ab, die ihm die jetzt stumme, verängstigte Sklavin Josie gebracht hatte. Er ignoriert sie und winkt Elijah zu, dass er besser an dem Eingriff teilnehmen sollte. Angewidert lässt er sich nicht die Bitte seines Freundes abschlagen. Aber er ist nur einverstanden, wenn er die Kinder nicht berührt.
Melvin muss ihm assistieren, er muss dessen Operationsbesteck anreichen. Damit ist sein Freund einverstanden. Er erwartet von ihm zusätzliches Stillschweigen über das Gesehene und das spätere Wegbringen der Kinder. Ohne Elijah zu verraten, wo die Kinder hingebracht werden würden. Aber es war ihm ohnehin egal, Hauptsache weg von ihm und seiner Frau.
Lieber ist es ihm, keine Kinder zu haben, als dämonische Kinder, die verflucht sind und dem Ehepaar nur noch mehr Unglück über sie bringen, als sie selbst schon haben.
Sie wollten gemeinsam wieder endlich wieder glücklich sein, von vorn anfangen, alles hinter sich lassen, ihren herrschaftlichen Besitz aufgeben und in einem anderen Land ein neues Leben anfangen, ohne Verpflichtungen, Ärger mit Sklaven und unter unzureichenden Ernten mit Dürren oder Überschwemmungen zu leiden.
Ausreichend Geld hatten beide, sie könnten anderswo ein glücklicheres Leben führen. Sie benötigten niemandem eine Rechenschaft abzulegen.
FÜNF
DAS FEUER SCHICKSAL
Elaine setzt sich erschöpft auf, ihre zwei Sklavinnen weichen nicht von der Seite und eine andere macht sich schnell daran, die geschwächte und starre, stille Herrin des Hauses von den Spuren der Geburt zu säubern.
Während die anderen Elaine wie eine Marionette neu einkleiden. Selbst die anstrengende Einschnürung in ihr Korsett lässt die erschöpfte Frau über sich ergehen. Ein wuchtiges Rüschen Seiden Kleid mit Puff-Ärmeln wird ihr angezogen, zwei Dienerinnen setzen sie auf einen Stuhl vor den Kamin in der Bibliothek.
Dort versucht Elaine schließlich, Ruhe zu finden, was ihr jedoch versagt bleibt, denn sie wird gleich zweimal vom lauten Schreien ihrer Babys erschreckt, deshalb weint sie. Wegen ihres Schocks fällt sie vom Sessel und verfängt sich mit ihrem Unterrock am Gitterkorb der Holzspalten der vor dem Kamin steht. Sie fällt so weit, dass sie mit einem ihrer Puffärmel des Seidenkleides in die offene Feuerstelle des Kamins gerät, mit ihrem Arm inmitten der Feuerflammen. Das Feuer breitet sich rasend schnell an ihren Arm aus, bis zu ihrer Hand. Die Feuerflammen fressen sich tief in ihre junge, zarte Haut.
Ihre entsetzlichen Schmerzensschreie sind schrill und anklagend. Niemand ist bei ihr, denn sie hatte alle weggeschickt, um die Schreie ihrer Kinder zu ersticken. Alle Sklaven und Diener laufen schnell zusammen, mit Doktor Melvin, der noch seine blutigen Hände vom Trennen der kleinen Körper hat, mit ihnen zur Bibliothek. Gemeinsam löschen sie das Feuer.
Melvin versorgt vorsichtig ihre Verbrennungen am Arm und der Hand behandelt diese mit Salben aus verschiedenen Kräutern. Doch Elaine fällt nur noch erschöpft in Ohnmacht. Melvin untersucht ertastend ihren gesamten Körper auf weitere Verbrennungen, um sich ihren Körper besser betrachten zu können, zerreißt er ihr teilweise verbranntes Kleid; schnell schnürt er auch ihr zu enges Korsett auf.
Elijah, der auch das entsetzliche Schreien vernommen hat, lässt seine noch schlafenden Neugeborenen im Stich, denn das Leben seiner geliebten Frau ist ihm viel wichtiger. Er lässt sie allein auf dem Ehebett liegen.
Ganz außer Atem und voller Sorge erkundigt er sich nach ihrem Zustand bei seinem Freund Melvin:
„Was ist mit meiner Frau, warum hat man sie allein gelassen?“ Elijahs Gesicht wird rot vor Zorn.
„Muss ich erneut jemanden von euch bestrafen?“
Fragt er die Sklaven und Diener, die mit herunterhängenden Köpfen rund um seine Frau und um den Doktor herum stehen, sich trauen nicht aus Angst, ihrem Herrn zu widersprechen.
Elijah baut sich drohend vor ihnen auf:
„Es ist eure eigene Schuld, ihr Sklaven des Voodoo. Ihr erschafft Monsterbabys aus der Hölle, ihr habt meine Kinder verhext!“
Der Ehemann kann seine Tränen der Trauer nicht verbergen.
„Meine liebe Frau hat sich verbrannt. Was wird hier noch alles passieren?“
Verzweifelt bricht Elijah schließlich zusammen, er fällt zu Boden. Beschämt will er nur noch allein für sich sein, er will niemanden mehr sehen.
„Alle sollen jetzt hier herausgehen, ich möchte allein sein, nehme die beiden Kreaturen mit und bringe sie von hier weg, Melvin, bevor hier noch etwas passiert!“
Melvin nickt ihm bejahend zu, während er Elijah hilft aufzustehen. Dann stützt er sich bei Melvin ab und bittet ihn erneut zu helfen.
„Mache mit den beiden, was du willst und hilf Elaine, dass sie wieder gesund, als auch glücklich wird.“
Doktor Melvin verlässt die Bibliothek, um wieder zurück in das Schlafzimmer zu gehen, um den Auftrag seines Freundes auszuführen. Zwischenzeitlich ist Elaine aufgewacht und ihr Mann lächelt sie mit verweintem Gesicht an.
Sie holt tief Luft, spricht unter starken Schmerzen zu ihm:
„Ah, mein Arm tut so weh, Schatz! Bitte hilf mir, es ist alles so schlimm verbrannt. Ich kann meinen Arm und meine Hand nicht bewegen.“
Elaine versucht erneut aufzustehen, sie schaut sich verwundert um.
Ihr Mann lehnt sich kuschelnd an sie und fragt die Bediensteten:
„Wo ist Melvin, er wollte noch eine andere Salbe holen aus dem Drugstore? Es dauert alles so lange. Davor noch die Schreckliche Geburt und dann das. Wo ist er, verdammt?“
Die Bediensteten zucken nur ängstlich mit den Schultern und schweigen.
Elaine seufzt lethargisch, hoffnungslos:
„Was haben wir denn getan? Wir waren immer gut zu unseren Sklaven als Haus- und Hofbedienstete. Aber warum werden wir so hart von Gott bestraft?“
Elijah streichelt seiner Frau sanft über ihre langen Haare, die offen über ihre Schultern herunterhängen, um sie zu beruhigen.
„Nein, so etwas kann nicht von Gott sein. Er vergibt nicht so viele schlechte Strafen. Das ist wohl eher teuflische Voodoo-Hexerei.“
Besessen von Wut gegen die schwarze Bevölkerung verlässt er das Zimmer, läuft zu einer Besenkammer, er nimmt einen Besen heraus, nicht um zu fegen. Im Zimmer wieder angekommen, schlägt er wütend auf seine Sklaven ein, die schreiend in Panik aus dem Zimmer hinaus laufen, aus dem Haus hinaus ins Freie. Elaine möchte die Flüchtenden aufhalten, damit sie ihrer Strafe nicht entgehen. Aber sie ist immer noch zu schwach. Stattdessen spuckt sie schreit ihnen entwürdigend nach und ihnen in ihrer Wuthinterher. Ihr Mann lässt ihrer sie schreien, um ihre Gefühle der Verzweiflung loszuwerden.
„Das haben wir den Schwarzen zu verdanken, die wir alle aus Afrika befreit haben. Wir werden alle nackt in das Feuer gehen. Frauen werden verkrüppelte Kinder gebären. Der Bürgermeister findet heraus, wer schuldig ist. Die Verbrecher werden hängen, der Tod wird euch zu sich nehmen. Jake, das Schwein, das Lilly vergewaltigt hat, soll in der Hölle schmoren, die Tochter des Bürgermeisters ist nun ungewollt schwanger.“
Die letzten der Bediensteten, die draußen durch ein offenes Fenster alles mit angehört hatten, liefen entsetzt verstreut über das gesamte Gelände davon. Elaines Mann hat alle mit seiner Frau vertrieben. Deshalb sind beide allein. Ihr Mann verlässt das Zimmer. Er stellt sich draußen vor seine Villa, seine lautstark markigen Worte verlassen den Mund.
„Der Tod wird morgen früh an seiner Türe klopfen und er wird ihn hinein bitten. Seit Beginn ist er der Peiniger seiner Rache an uns, in unserem Haus und den friedlichen, rechtschaffenden Bürgern dieser Stadt.“
Elaine humpelt in den Resten ihrer Unterwäsche aus der Bibliothek, um zu sehen, ob ihre Neugeborenen noch im Schlafzimmer sind. Es ist sehr still geworden, niemand außer ihr war noch im Schlafzimmer. Entlastet und erschöpft lässt sie sich ins Bett fallen und wartete immer noch unter Schmerzen auf Melvin. Elijah reinigt ihre Brandwunden, kühlte sie mit kalten Handtüchern. Zwischendurch streichelt er liebevoll den Kopf seiner Frau, der heiß geworden ist.
Er wird unruhig, verlässt das Schlafzimmer und will neue Handtücher holen. Da hört er knisternde Geräusche aus der Bibliothek, Rauch drang aus dem Türrahmen der offenen Tür in das Zimmer im ersten Stock.
Das Glas in den einzelnen Fenstern zerspringt mit lautem Krachen. Elijah hält sich eines der nassen Handtücher vor Mund und Nase. Er ruft nach einem der Sklaven, aber niemand antwortet ihm. Es wird still im Haus des Herrn, sodass nur die Zerstörung des Feuers zu hören ist.
Der Herr des Hauses bewegt sich nicht mehr, er liegt tot auf dem Boden. Er hatte vergeblich versucht, all das Feuer in der Bibliothek zu löschen. Die wertvollen Bücher schmiss er umsonst aus dem Fenster. Vergeblich ist er gestorben, denn mehrere Glasstücke stecken in seinen Augäpfeln und eine riesige Glasscherbe steckt sehr tief in seinem noch pochenden Herzen. Es ging alles so schnell, sodass er nicht mal schreien konnte.
Elaine schreit in Sorge nach ihrem Mann, als die Flammen nun auch den Flur und das Schlafzimmer erreicht haben. Sie schreit vor Schreck und gerät in Panik, sodass sie in den brennenden Flur hinunterrennt, bis die Flammen ihren ganzen Körper in Flammen des Feuers einhüllen, verbrennen ihre Haut rasant und das teilweise verbrannte Fleisch an ihren Beinen von den Knochen fällt, als sie versucht zur Bibliothek zu kommen. Sie sieht entsetzt, dass ihr Mann, als verkohlte schwarze Leiche vollständig verbrannt ist.
Voller Trauer, Wut und zusätzlich von seelischen Schmerzen gequält, legt sich Elaine sehnsüchtig neben ihren Mann Elijah. Sie verbrennt wie er zu schwarzer Asche. Ein Wind kommt auf von draußen auf, der durch das Fenster hineinkommt, er weht die Asche des Paares vollständig hinaus ins Freie, bis nichts mehr davon übrig ist. Niemand geht auch nur in die Nähe des Hauses, auch als es vollständig verbrannt ist.
Melvin erscheint nicht mit der Salbe, nicht in diesem Moment.
Zehn Jahre später im Garten des anderen Hauses der Familie
Morgan, am Stadtrand im Jahr 1898….
Zwei zehnjährige Zwillingsmädchen spielen Mittags- im Sonnenschein. In ihre rotbraunen Haare flechten sie sich bunte Blumen hinein, ihre dunkelbraunen; fast schwarzen Augen glänzen vor Freude, als sie weitere Blumen ein paar Meter weiter entdecken.
Mit ihren Kränzen auf den Köpfen laufen sie an diese Stelle. Pflücken so viele Blumen, soviel sie tragen können. Sie setzen sich in die Wiese, legen sie beiseite, um herumzualbern.
Als sie anfangen wollen, kommt eine ältere Frau an den angrenzenden Gartenzaun. Sie bittet beide zügig, rechtzeitig zum Mittagessen hereinzukommen. Lächelnd folgen sie der Bitte und gehen Hand in Hand mit Blumensträußen. Die Frau nimmt die Blumensträuße dankbar entgegen.
„Sind diese schönen Blumensträuße für mich? Ihr habt eure wirklich viel Mühe gemacht, sehr zauberhaft von euch meine Lieben.“
Eine andere Person, eine dunkelhäutige ältere Hausangestellte, nimmt die Blumen von allen und geht ins Haus.
Während die Mädchen von ihrer stolzen Mutter aus Dankbarkeit umarmt werden.
„Die Blumen zu pflücken, hat uns viel Spaß gemacht, Mama. Für dich sollten es die schönsten Blumen sein, du kannst sie jetzt dein Eigen nennen. Es sollen auch nicht die letzten Blumen gewesen sein, die wir für dich gepflückt, da kannst du dir sicher sein.“
Alle sind zusammen im blauen, viktorianischen Haus der Familie.
Im viktorianischen Esszimmer an einem großen Tisch sitzend, genießen die Mädchen mit ihren Eltern das Mittagessen im Sonnenlicht erleuchtete den Raum. Die Familie scheint nicht komplett zu sein. Melvin, der stolze Vater, der seine Töchter für die Blumen lobt, verlangt auch nach sein Söhnen.
„Vielen Dank, für diese schönen Blumen als Geschenk an eure Mutter, das ist aufmerksam von euch. Sie haben es wirklich gut gemacht. Nicht wahr, Jenny, mein Liebling? Oh, wo sind unsere Söhne, sind sie immer noch mit den Experimenten beschäftigt? Sie sollten aber pünktlich beim Abendessen sein.“
Die Esszimmertür geht plötzlich mit lautem Knallen auf, als Dr. Melvins Sohn James mit seinen vierzehn Jahren und sein älterer sechzehnjähriger Bruder Charles in den Raum gelaufen kommen. Um sich an den Esstisch zu setzen. Schüchtern, mit hängenden Köpfen, blicken sie nur kurz in die Gesichter ihrer verärgerten Eltern. Bevor die Brüder anfangen können zu essen, werden die Speisen, von Dienern gereicht werden liebevoll auf deren Tellern kredenzt. Melvin schaut beide beim Essen streng an, schweigt aber lieber und isst weiter.
Weiter flüstert Mama Jenny den Zwillingsmädchen ein Lob zu, die über ihre älteren Brüder lachen und tuscheln, ohne dass diese es bemerken. Sie sind zu beschäftigt mit dem anscheinend leckeren Essen. Die Familie beendet glücklich das gemeinsame Mittagessen, bis es laut an der Haustüre läutet. Melvin bittet alle Familien Mitglieder, im Speisezimmer zu bleiben.
Ein dunkelhäutiges Zimmermädchen öffnet die Tür und umarmt glücklich einen jungen Mann mit seinen sechsundzwanzig Jahren, ebenfalls dunkelhäutig.
Deshalb schaut Melvin, das achtzehnjährige Zimmermädchen Lydia, erstaunt an.
„Kennt ihr euch und wenn ja, warum stört er uns beim Mittagessen? Lydia, du weißt, dass ich es nicht mag, wenn man mich beim Mittagessen stört, das habe ich dir oft genug gesagt.“
Dem Doktor ist es unbehaglich, so gut wie es geht, verbirgt er vornehm seine Gefühle.
Das Zimmermädchen Lydia spürt dies trotzdem, er schweigt nur. Würdigt den unbekannten Gast nur kurz seines Blickes. Sie versucht, die Situation mit ihrer Freude ins Reine zu bringen.
„Entschuldigen sie, Master Melvin, darf ich ihnen meinen älteren Bruder vorstellen? Er kam zu Fuß hierher vom anderen Ende der Stadt.“
Lydia verbeugt sich ehrfürchtig entschuldigend vor Melvin, während sie ihm signalisiert, dass ihr Bruder willkommen ist. Melvin schaut Jake anerkennend von unten nach oben an. Er bittet ihm die Gastfreundschaft an. Lädt den jungen Mann an den Esstisch ein, der reichlich gedeckt ist. Alle Familienmitglieder freuen sich zusammen über den Außergewöhnlichen vom anderen Ende der Stadt. Jeder der Anwesenden zeigt ihm dies mit einem herzlichen Lächeln über seine überraschende Anwesenheit.
Nachdem alle zu Ende gegessen haben, will der Hausherr als auch Familien Oberhaupt ein paar Worte an den neuen Ankömmling richten. Aus ihm selbst sprudelte die unerwartete Neugier heraus.
Ganz aufgeregt tritt Melvin an den Stuhl seines Gastes, fragend sieht er ihn an:
„Nun mein Freund sei nicht so schüchtern, wir kennen nicht mal deinen Namen. Was ich jedoch ist, dass ich vor ein paar Tagen eine Anzeige veröffentlicht habe. Zur Anstellung als Kutscher, um uns in einer Kutsche durch die Stadt zu begleiten.“
Erklärt Melvin es ernst, mit einem gewissen Touch an Freundlichkeit.
„Wir haben hier bei uns ein fleißiges Team. Du musst in der Lage sein, dich einzufügen, die Pferde zu führen, du musst das Pferdegeschirr sauber halten, mit deinen Händen. Du wirst auch die Trauerkutsche fahren, das Vier-Pferde-Gespann mit dem Eichen Sarg im Inneren, weil hier Trauerfeiern stattfinden, für die wir zusätzlich verantwortlich sind. Das gehört nun mal mit zu deiner Arbeit hier bei uns, so wie die Fütterungen und das Umsorgen der Pferde. Du bist jetzt der Kutscher und gleichzeitig der Pfleger der edlen Pfleger.“
Erzählt er im Vertrauen seinem neuen Bediensteten.
„Also mach das Beste daraus. Ich zähle auf dich, enttäusche mich bitte nicht.“
Die Ernsthaftigkeit zeichnet sich sichtbar im Gesicht des Doktors ab. Melvin steht auf, er holt eine Whiskyflasche aus dem Schrank. Er gießt etwas davon in das Whiskyglas von Jake, seinem Stallburschen ein. Jake nimmt dankend an, er trinkt, genießt Schluck für Schluck, bis er sein Glas gelehrt hat.
Nach dem Trinken kommt Melvins Frau Jenny, sie bittet ihn sich zu erheben. Überrascht steht er auf, sie stellt sich vor ihn, schüttelt Jake die Hand, um ihn zu begrüßen. Dabei übergibt sie ihm ein Taschentuch, das mit der Initiale „M“ bestickt ist.
Der überwältigte Jake verbeugt sich demütig vor dem Ehepaar, richtet schluchzend ein paar ehrbare Worte an sie:
„Lieber Master und liebe Madame, mein Name ist Jake. Ich habe nie ein Geschenk von einem Herrn als Sklave bekommen, vor allem nicht ein solch wertvolles Geschenk. Was bedeutet eigentlich das Zeichen?“
Fragt Jake peinlich berührt.
„Schade, ich kann nicht lesen, was auf dem Taschentuch steht, habe es leider nie gelernt.“
Betroffen, doch gleichzeitig gerührt nimmt er respektvoll die Hand seines Herrn und küsst sie. Erstaunt dankbar streichelt er tröstend mit der ungeküssten Hand über Jakes gesenkten Kopf, er bittet ihn, aufzustehen.
Melvin steht auf, um eine kleine hölzerne Schmuckschatulle aus einer Kommode im Zimmer zu nehmen. Er öffnet sie, innen befindet sich eine fein gearbeitete Goldkette, mit einem goldenen Kreuzanhänger, den er heraus nimmt. Die Kette um die Jakes Hals hängt. Melvin genießt fröhlich mit seiner Familie die Freude ihres neuen Helfers und Mitgliedes.
„Du gehörst zu unserer Familie, Jake. Hier ist jetzt dein Platz. Vergiss, was in der Vergangenheit vorgefallen ist. Jetzt ist hier deine Gegenwart, das Hier und Jetzt. Der große Buchstabe „M“ auf dem Taschentuch ist unser Familienname „Morgan“. Das Kreuz an der Kette ist das Kreuz, unseres lieben Herrn Jesus Christus. Amen! Es ist jetzt deins, mein Sohn. Du bist kein Sklave mehr. Willkommen in unserer Familie. Jetzt lasst uns etwas trinken. Prost, auf dich, mein Sohn!“
Jake küsst Melvins Hand; er verbeugt sich zum Dank. Freuden Tränen fließen über seine Wangen. Nachdem er sich beruhigt hat, hebt im Gegenzug sein Whisky. Entleert es in einem Schluck. Jenny füllt das leere Glas nach. Schnell wird es zusammen getrunken.
Als alle sich wieder hinsetzen wollen, stehen die Zwillinge Crystal und Diamond von ihren Stühlen auf, sie stürmen aufgeregt auf Jake zu. Die beiden berühren voller Freude den erstaunten Jake. Die Mädchen streicheln zärtlich die Arme von ihm.
Der schüchterne Jake genießt das alles. Alle verlassen das Esszimmer, gemeinsam gehen sie nach draußen, um Jake die Ställe der Pferde zu zeigen und ihm das Aussehen der Pferde beurteilen zu lassen, wie auch die Kutsche.
SECHS
MYSTERIÖSER BESUCH
Auf dem blühenden, grünen Grundstück, umgeben von weißen Holzzäunen mit den vielen Obstbäumen, die dem Herrenhaus ihren Schatten spenden. Ein grob steiniger Weg führt vom Haus zu einem hölzernen Gebäude. Das wie eine Scheune aussieht. Mit einem großen ebenso weißen Tor, es steht offen, es wirkt daher einladend.
Dadurch kann man hineinsehen. Im Stallbereich aus weiß lackierten Holzpaneelen, abgetrennten Pferdeboxen mit Halbtoren und Namensschildern der Pferde arbeiten fleißige Stallburschen verschiedener Nationalitäten.
Die Familie hat, mit Jake, inzwischen die Ställe erreicht. Zwei dunkelhäutige Stallburschen öffnen das große Tor des Stalls. Alle betreten den Pferdestall mit der Scheune, in der es Stroh als auch Heuballen gibt, der mit Futtersäcken gefüllt ist, der sich genau in der Nähe der angrenzenden Pferdeställe gleich nebenan im selben Gebäude befindet.
Die Pferde sind in den ordentlichen, mit Stroh ausgekleideten Pferdeboxen untergebracht, in denen sich Futterbehälter mit Wassertrögen, die gefüllt sind. Ein fröhliches Wiehern aus den Stellen ist zu hören. Jedes der Pferde in den Pferdeboxen schien zufrieden zu sein. Die kindlichen Zwillings-Schwestern Crystal und Diamond nehmen gleichzeitig Jakes Hände. Ziehen ihn zu zwei weißen Pferden, die angebunden sind. Diese werden gerade an den Balken des Stalls gebürstet, von zwei jungen asiatischen Männern. Die Morgans begrüßen ihre Diener des Stalls mit Umarmungen. Er steckt einen Zehn-Dollar-Schein in jede der Westentaschen von den Männern. Die beiden anderen dunkelhäutigen Männer, die zuvor das Tor der Scheune geöffnet hatten, kommen mit Haferfutter Säcken. Melvin winkt sie mit Handzeichen heran. Die arbeiteten Männer stellen die Säcke in eine Nische im Stallbereich ab. Melvin steckt auch ihnen einen 10-Dollar-Schein in ihre Westentaschen.
Crystal sieht stolz zu ihrem Vater herüber, sie freut sich über die Großzügigkeit ihres Vaters. Sie will es ihm gleichtun, sie steckt Jake einen zehn-Dollar-Schein in seine Hosentasche, ohne dass ihr Vater es sieht.
Aber Jake hat diese Aktion mitbekommen, als er sich bedanken will stupst das Mädchen ihn am Arm an, um ihn abzulenken, lächelnd verwickelt sie ihn in ein Gespräch.
„Jake, das sind unsere Pferde ‚SNOW und FLAKE‘, sie sind Zwillinge genauso wie wir. Beide sind so identisch, wie wir sind. Mein Name ist Crystal und das ist meine Schwester Diamond. Also Willkommen in unserer Morgan-Familie.“
Die Mädchen lächeln, sie nehmen Jakes Hand, ziehen ihn zwischen die beiden Pferde. Jake lächelt zurück und streichelt den Pferden dankbar über den Hals und zärtlich hinter den Ohren. Die Pferde wiehern zufrieden wegen der Streicheleinheiten, die sie von Jake bekommen. Jake spürt, wie sich alle wohlfühlen, irgendwie glücklich zu sein scheinen.
Er stellt sich den Schwestern freundlich vor:
„Hi, ich bin Jake, der neue Assistent und Kutschenfahrer. Es sind wirklich wunderschöne Tiere. Die Pferde sind gepflegt und gesund. Ihr Mädchen könnt stolz auf euch und es ebenso auf eure tollen Pferde sein.“
Die Mädchen sind ganz angetan davon, dass Jake so tierfreundlich zu ihren Pferden ist, sie haben das Gefühl, dass er mehr als nur ein Stallbursche/Assistent oder Kutscher ist.
Trotz ihrer Kindheit spüren sie eine gewisse Anziehungskraft zu ihm. Noch können sie längst nicht erkennen, was es später mal für Auswirkungen auf ihre gemeinsame Zukunft haben könnte; die noch in weiter Ferne liegt. Wie ist es auch ist, so ist es gut. Jedenfalls für den Moment und wer weiß, was sonst noch alles passiert.
Aber bis dahin haben sie drei größere Brüder. Etwas Besseres könnte ihnen gar nicht passieren als das hier. Sie lächeln ihren neuen Bruder Jake an. Der macht einen höflichen Knicks vor ihnen.
Jake lacht amüsiert:
„Habt ihr mich jetzt zum König erkoren, nach so kurzer Zeit? Erstaunlich, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Aber gut, dann will ich mal ein Auge zu drücken.“
Die Schwestern fangen an zu kichern. Aus Freude tanzen sie mädchenhaft wie kleine Ballerinen um ihn herum. Die Mädchen strecken ihm ihre Hände entgegen, ziehen die Hände geschwind wieder weg. Sie necken ihn lachend an und schubsen ihn etwas herum. Jake lässt das mit sich machen, denn er hat selbst den Spaß daran.
Er muss so herzhaft lachen, dass die Mädchen sich darüber freuen. Vor allem haben sie einen neuen Spielgefährten bekommen. Ihr Spielgefährte spielt gerne seine neue Rolle als König, ohne sich zu beschweren. Die Mädchen machen Hofknickse vor ihm, um im Spiel ihre ehrfürchtige Darbietung zu erweisen.
Das Ganze wirkt wie ein komödiantisches Theaterspiel, denn Jake stellt sich etwas tollpatschig an, er fällt von seinem provisorischen Thron, den die Kinder vorher emsig aus Ästen gebaut haben, gehackten Holzspalten, die sie kreuz- und quer durcheinander übereinander gestapelt hatten.
„Eure Majestät, Eure Majestät, wir wollen eure Dienerinnen sein. Jetzt ziert euch doch nicht so! Ist doch nur Spaß. Wir wollen aus Dankbarkeit, doch nur dir dienen, Jake. Ein bisschen Nonsens nur so als Spiel.“
Ihr neuer Bruder, den sie nun mit einer geflochtenen Krone aus Stroh zu ihrem König krönen lässt, bejaht es und nimmt gerne an ihrem Spielteil, ohne sich zu beschweren. Er denkt sich, dass es ein Theaterstück ist, zusammen gemixt mit Kinderspiel aus dem Reich ihrer noch jungen Fantasie entsprungen. Wie schnell verfliegen die Jahre der Jugend, ohne dass wir es wollen, nun lasse ich sie, wie sie es wollen.
Denkt Jake sich wohlwollend. Sie schaden niemandem und auch nicht sich selbst. Auch zum Lachen ist es alle mal. Also, was will man mehr, als einfach nur zufrieden zu sein und die Kindheit zu genießen.
SIEBEN
AUFREGUNG ACHT JAHRE SPÄTER
Eine Gruppe von mehreren älteren Männern in Anzügen mit Zylindern haben sich auf ihre Stühle gesetzt, alle aufgeregt streitend. Die meisten von ihnen sind wütend. Sie drücken ihre Unzufriedenheit laut untereinander aus, bis plötzlich ein Holzhammer auf ein Stück Holz geschlagen wird, wie von einem Richter in der Gerichtsverhandlung und der Sprecher, die versammelten Herren, damit aus ihren Diskussionen reißt.
Es wird plötzlich sehr still und jeder schaut achtsam zum Sprecher auf die Bühne. Nach dem Gesagten applaudieren sie alle dem Bürgermeister der Stadt NEW ORLEANS. Aufgeregt begrüßen alle Herren, einen streng drein blinkenden, hochgewachsenen Mann, der Jeden ansehend zuwinkt. Die Menge jubelt ihm erwartend und froh zu.
Bürgermeister Keys fängt erneut, aber dieses Mal sehr aufgeregt, mit seiner Rede an, während der scheinbar bekannte Gast ihm stumm Platz macht, indem er ihm den Platz am Rednerpult überlässt. Die Blicke der beiden treffen sich wohlwollend, der Bürgermeister sieht zu den Versammelten, während er von den Blättern abliest, die fein säuberlich aufeinander vor ihm auf dem Pult liegen. Jetzt spricht er zu ihnen, dringender denn je.
„Hallo, ich bin Major Marshall Keys, der Bürgermeister dieser schönen Stadt, wie sie alle wissen.“
Er räuspert sich ein wenig, um besser seine Rede halten zu können, dann schaut er neugierig in die einzelnen Sitzreihen, um zu sehen wer alles gekommen ist. Zufrieden beginnt er zu sprechen:
„Sehr geehrte Herren, freie Männer, Ratsmitglieder, Geschäftsleute. Der Polizeichef unserer Stadt New Orleans und der Pastor, sind hier zusammengekommen, um Lösungen gegen diese schrecklichen Verbrechen zu finden. Denn die Sicherheit von uns allen ist gefährdet, deshalb ist es dringend erforderlich, dass das Treffen hier stattfindet.“
Die Stimmung unter den versammelten nervösen Männern verschlechterte sich immer mehr. Hilflosigkeit breitet sich in den trostlosen Gesichtern aus. Ihre Gespräche untereinander werden wieder fortgesetzt, jeder redet unverständlich. Deren Redensarten lassen den Keys und seinen Gast der Polizei Chef leicht wütend werden. Sie haben das Gefühl nicht ernstgenommen zu werden, dass die Versammelten die Situation zu sehr auf die leichte Schulter nehmen würden.
Der alte, fünfundsechzigjährige rundliche Bürgermeister Keys rät deshalb erneut zur Ordnung auf und jeder, der aufgestanden ist, muss sich jetzt wieder hinsetzen. Einzelne Stühle zum Sitzen werden daher geschoben, einige fallen mit einem lauten Knall auf den holzgetäfelten Boden der Halle, denn nicht jeder will ihm zu hören und draußen fühlt sich so mancher wohler. Warum auch immer, wusste niemand.
Nachdem also Ruhe eingekehrt ist, betritt der hagere sechsundfünfzigjährige Polizeichef Peter Sanders die Bühne. Er begrüßt seinen Freund Bürgermeister Keys und alle anderen mit einem freundschaftlichen Handschlag.
Der nachdenkliche Polizeichef Sanders richtet sich auch an sich die Anzahl derer, die nicht den Saal verlassen haben, mit ernster Mimik.
„Hallo, ich bin Peter Sanders, für diejenigen unter euch, die mich bisher nicht kennen, ich bin der Polizeichef der Stadt NEW ORLEANS. Bürgermeister Keys hat mich beauftragt, zusammen mit meinen Männern von unserer Polizeistation den gruseligen Mordfällen auf den Grund zu gehen. In Kombination mit Geistern und Voodoo-Zaubersprüchen. Und auch den Mörder letztlich unter Verschluss zu halten, bis die Verurteilung der Todesstrafe vollstreckt wird durch Richter McDaniels.“
Lauter Applaus mit Händeklatschen erfüllt nach dem Gesagten den bislang nicht ganz so leeren Saal, am Nachmittag. Doch dann verdunkelt sich plötzlich der Himmel ins Dunkle bis er schwarz wird, begleitet von einem heftigen Sturm, der einige Fenster aufspringen lässt. Das Glas in den offenen Fenstern zerbricht, die Glasscherben fallen klirrend auf den Boden, lautes Bellen von Hunden ist draußen zu hören.
Die versammelten Männer werden unruhig, sie gehen immer wieder hin und her. Einige gehen ängstlich aus dem Saal, vorher verabschieden sie sich noch. Andere, die unerschrocken sind, versuchen, die zerbrochenen Fenster mit Brettern festzunageln, die sie von draußen mitgebracht hatten. Jemand entfernt die Glasscherben vom Boden. Nachdem die Fenster zugenagelt sind, nehmen die restlichen Leute wieder Platz. Die Hälfte der Stühle bleibt aber unbesetzt. Der Bürgermeister selbst hat seinen Stuhl auf die Bühne gebracht.
Er nimmt seinen Platz neben dem Rednerpult ein. Draußen hört es nun auf zu regnen, es herrscht Windstille.
Die Stimmung der noch Anwesenden wird jetzt ruhiger, sieversuchen sich mehr auf die Rede des Bürgermeisters zu konzentrieren. Bürgermeister Keys wirkt nachdenklich, aber schockiert, behutsam klärt er die versammelte männliche Bevölkerung auf so gut wie es geht.
„Es ist gut, dass ihr euch alle beruhigt. Hier herrscht kein Frieden, nur noch Todesangst. Ich meine nicht die Angst vor dem verdammten Sturm. Wie der Polizeichef bereits erwähnt hat, geschehen hier grässliche Morde. Das Seltsame ist, dass allen Opfern, egal ob männlich oder weiblich die Haare abgeschnitten wurden. Die Haare wurden hinterher anscheinend mitgenommen. Neben den Toten lagen jedes Mal zwei mumifizierte weibliche Frösche mit je einer getrockneten Rose.“
Er sieht sich die entsetzten Gesichter der Anwesenden genau an und nickt ihnen bestätigend zu, dann redet er weiter.
„Das ist jedoch bisher nicht alles, denn die meisten Einwohner dieser Stadt berichten, dass an den Plätzen, wo die Leichen abgelegt wurden, die Geister der dort Ermordeten herumspuken. Ich habe so das Gefühl, dass das Ganze mit dem mystischen Voodoo-Zauber zu tun hat, von den schwarzen Sklaven hier, als Ritual. Oder Jemand, der das aus Spaß und Langeweile praktiziert. Ich glaube zwar nicht wirklich daran, aber ich würde es eher diesen dunkelhäutigen Leuten zuschreiben. Denn alles begann, nachdem wir neue Sklaven bekommen hatten. Sogar eine Voodoo-Hexe befand sich unter ihnen. Das ist alles sehr gruselig, ich verspreche ihnen aber, dass wir das zusammen mit der Polizei aufklären werden.“
Die innere Ruhe der versammelten Männer mit allgemeiner Panik tritt in den Saal ein, als sich plötzlich die Tür öffnet; zwei eingeladene Männer in Arztkitteln schieben hastig eine Bahre auf der etwas in Form eines menschlichen Körpers liegt, bedeckt mit einem weißen Leinentuch und bewegungslos scheint. Die Trage der Bahre wird hochgehoben, anschließend vor die Bühne gestellt wo sich das Pult befindet, genau vor die Sitzreihen der staunenden Zuschauer, die untereinander leise flüstern. Das Leinentuch wird schnell durch die beiden entfernt. Mit entsetzten Gesichtern des Ekels sehen diejenigen, die bleiben, was jetzt darunter zu sehen ist.
Es taucht ein blasser, leicht bläulich toter menschlicher Körper auf. Ein lautes Raunen mit Würgereizen ist im halben Saal zu hören. Einige der Anwesenden halten sich ein Stofftaschentuch vor den Mund, um hineinzuspucken. Denn ein scharfer beißender Geruch von leicht zersetztem Fleisch verteilt sich und reduziert die Luft zum Atmen. Einige verlassen den Saal würgend, während sie sich andere beim Herauslaufen übergeben.
Zwei Polizeibeamte, die den Polizeichef begleitet haben, rennen auch schnell heraus. Danach kehren beide Polizisten mit einer Zange zurück. Sie laufen zu den kaputten Fenstern, ziehen schnell die Nägel aus den Holzbrettern, damit frische Luft hereinkommen kann.
Die Morgensonne scheint jetzt durch die offenen Fenster, es ist Früh am nächsten Tag, die frische Luft erfüllt die ganze Halle. Der bestialische Geruch vom Beginn der Verwesung langsam verschwindet. Die übrigen Männer beginnen, ihren Ekel beim Anblick der Leiche zu überwinden, aber abgelenkt von dem Interesse, die Morde aufzuklären und Dr. Morgans Rede weiterzuverfolgen. Der Doktor macht sich daran, seinen Assistenten zu bitten, ihm zu helfen, den Lederkoffer zu öffnen, den Dr. Morgans Assistent, der sechsunddreißigjährige Doktor Janson zuvor aus einer, vor dem Rathaus geparkten Landau-Kutsche entnommen hatte.
Dr. Morgan fokussiert sich dann nach auf sein wartendes Publikum, welches Antworten von ihm erwartet.
Ich möchte mich euch allen vorstellen:
„Mein Name ist Dr. Melvin Morgan, ich bin der Chefarzt des Krankenhauses hier in NEW ORLEANS. Ich bin auch an der Aufklärung der Morde beteiligt, die hier geschehen. Das mag Ihnen vielleicht absurd erscheinen, aber es ist wichtig, dass wir jedem Hinweis nachgehen, egal wie umständlich oder gefährlich es sein wird.“
Er seufzt und holt tief Luft, nach einer kurzen Sprechpause huscht ihm ein leichtes Grinsen über sein Gesicht.
„Sollten Sie immer noch einen schwachen Magen haben, so wäre es ratsam jetzt zu gehen und nicht weiter hier zu verweilen, da es kein schöner Anblick sein wird. Diejenigen, die es ertragen können, sollten hier bleiben. Es liegt also ganz bei ihnen, ob Sie den Mut besitzen.“
Ein Händeklatschen und Applaudieren von den noch anwesenden Personen mit starkem Magen und dem Mut sind geblieben. Doktor Janson benutzt ein Skalpell Messer, um einen Schnitt am Bauch durch Zuführen. Er schneidet den Torso des Toten in Y-Form von oben nach unten auf. Verklumptes Blut läuft viskos aus den Öffnungen des Schnittes.
Janson blickt neugierig und erstaunt zu den besetzten Stuhlreihen. Dort geblieben waren nur diejenigen, die trotz ihres Ekels ihrer Neugier nachgeben. Sie beobachten die beiden Ärzte ganz genau bei ihrer Arbeit, ohne zusammenzuzucken. Nach einiger Zeit der Prozedur gehen zwei Helfer des
Bürgermeisters hinaus, die am Ausgang wartend stehen. Wenig später kommen sie mit einem Korb voller sauberer beiger Baumwoll-Tücher zurück. Der Chefarzt Doktor Morgan übergibt das verschmutzte Messer an seinen Assistenzarzt weiter.
Er nimmt es, reinigt das Messer mit einem der Tücher, die man ihm gebracht hatte. Dann legt es wieder zurück in die Arzttasche. Er nimmt eine Knochensäge heraus und will die Rippenknochen damit auf sägen. Doch noch bevor Janson anfangen will, reißt Morgan ihm die Säge aus der Hand und lässt sie verärgert auf den Boden fallen.
Morgans Gesicht verfinstert sich vor Ärger über seinen Assistenten, er packt ihn so stark am Kragen seines Kittels, sodass er fast keine Luft bekommt. Aufgeregt lässt er ihn nach kurzer Zeit von ihm ab, richtet aber direkt im Anschluss ernsthafte Worte an ihn, um ihn streng zu Maßregeln. Janson lässt sich erschöpft auf einen Stuhl in der Nähe von Morgan nieder.
„Wer hat dir gesagt, dass du seine Brust auf sägen sollst? Du arbeitest allein, ohne mich zu fragen. Deine Arbeitsweise entspricht so gar nicht meinen Regeln. Und du weißt das. Wenn du so weiter machst, tust was du willst …, muss ich dir kündigen, du verlierst deinen Job. Du hast doch eine Familie, die zu versorgen hast. Ist dir deine Familie so egal? Oder ist es der Alkohol, der dich dazu verleitet, diese unüberlegten Dinge zu tun?“
Doktor Janson sitzt nur schweigend da, er sieht in die Augen der versammelten Männer, die ihn nur noch anklagend ansehen und ebenso anschweigen. Die Anwesenden schütteln nachdenklich ihre Köpfe, doch bevor Sie alle Ihren Unmut kundtun können, werden sie vom entsetzten Bürgermeister mit Handzeichen gestoppt und auch der Arzt wird von ihm gebeten einen Moment zur Ruhe zu kommen.
Diesen Moment nutzt der Arzt Janson geschickt, um sich zu Rechtfertigen.
„Es tut mir Leid, meine Herren, ich dachte, ich täte das Richtige. Ich wollte eigentlich beweisen, dass ich genauso gründlich arbeite wie mein Vorgesetzter Doktor Morgan; der angesehene gute Herr Doktor Morgan.“
Lachend erhebt sich Janson von seinem Stuhl und in seinen Gefühlsausbruch redet er weiter. Morgan schüttelt entsetzt seinen Kopf, er unterbricht nicht die Rede seines ihm untergebenen Arztes. Der unruhige Janson fährt also weiter fort. Die Anwesenden hören ihm interessiert weiter zu.
„Wenn ihr alle wüsstet, wer wirklich hinter dieser Fassade steckt. Er hat eine ganze Familie auf seinem Gewissen, unser Herr, werter Oberarzt, wenn er überhaupt eins hat. Die Eltern sind tot, beide hat er mithilfe der Sklaven verbrannt.“
Jansons Stimme wird lauter, sein Körper zittert vor Wut, er läuft hin und her. Auch die Versammelten werden unruhig, auch sie bleiben nicht mehr ruhig. Jeder der Männer melden sich durcheinander zu Wort. Sie stehen von ihren Sitzplätzen wütend auf. Alle reden auf den verzweifelten Doktor Janson ein.
„Sie und Ihr Alkohol, sie können doch nicht ohne. Wir alle glauben ihnen diese Anschuldigungen gegen ihren Vorgesetzten Doktor Morgan niemals. Es ist jedem hier bekannt, dass sie nach seiner Position streben. Es gibt viele Gründe dazu, die ihnen selbst bekannt sind, Herr Doktor Janson. Na ja, das Trinken und die eigene Kariere, das alles ist für sie wichtiger als ihre Familie. Wir kennen sie ganz genau und ihren Vater wollen sie auch nicht erneut enttäuschen. Nicht wahr?“
Dagegen kann Janson nicht gegen argumentieren, er gibt die Enttäuschung seines Vaters zu, der heute noch erbost darüber ist, dass sein Sohn nur die Assistenzstelle als Arzt unter Doktor Morgan im Krankenhaus von NEW ORLEANS erhalten hat. Zusätzlich die Tochter eines armen Farmbesitzers geheiratet hatte. Er gibt den Anwesenden zu verstehen, dass dies alles unter Umständen geschehen ist, auf die er selbst keinen Einfluss hatte.
Seiner sicher und von sich überzeugt, schubst er Morgan grob beiseite. Dieser wehrt sich nicht, schaut ihn nur irritiert an und geht zur ersten Sitzreihe nimmt er Platz auf einem der freien Stühle.
Janson beachtet ihn gar nicht, sondern setzt seine Erklärungen erneut fort, um auf sich und angeblichen Ungerechtigkeiten aufmerksam zu machen. Er schlägt mit seiner Faust auf das hölzerne Pult vor sich, um das plötzliche Getuschel der Herren zu unterbrechen, damit ihm allein zugehört wird.
„Meine Herren, ich, sie haben einen Mörder und Verbrecher in ihrer Reihe sitzen. Seine Sklaven haben ihm dabei geholfen, die neugeborenen Kinder seines Freundes wegzuschaffen. Nur weil sie angeblich nicht normal aussehen würden. Keiner weiß bis heute, wo die Kinder, zwei Mädchen geblieben sind. Wenn sie mich fragen, denke ich, dass sie getötet wurden, genau wie deren Eltern, die im Feuer umgekommen sind, bei einem Brand in der Villa der Gardeners, des befreundeten Ehepaars vom sehr geehrten Herrn Doktor Morgan, kurz nach der Verschleppung der Mädchen. Alles war niedergebrannt, bis auf die Grundmauern. Tja, der Doktor ist auch ein Brandstifter, es wird immer besser. So viele Zufälle.“
Ein Raunen erfüllt den Saal, Morgans Kopf wird knallrot vor Zorn.
Der Polizeichef Sanders kommt mit einem Glas Wasser auf ihn zu. Beide Männer flüstern leise miteinander, Morgan trinkt das Glas aus. Er geht auf den aufgebrachten Sanders zu, er greift in seine Polizei Jackett-Tasche und zieht eine kleine Flasche mit Whiskey heraus. Er reicht sie ihm, klopft ihm beruhigend auf den Rücken. Dieser sieht den Polizeichef erstaunt an, nachdem er einen kräftigen Schluck genommen hat.