Das sehr kalte Herz - Christian Rook - E-Book

Das sehr kalte Herz E-Book

Christian Rook

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Beschreibung

1827 erschien Wilhelm Hauffs "Das kalte Herz" im "Märchenalmanach auf das Jahr 1828" in zwei Teilen als Binnenerzählung im "Das Wirtshaus im Spessart". Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Als Dichter wird er zur sogenannten "Schwäbischen Dichterschule" gezählt, die sich in Tübingen um Julius Kerner und Ludwig Uhland in den Jahren 1805-1808 herum gebildet hatte. Er arbeitete als Hauslehrer und Dichter und verstarb an Typhus schon kurz vor seinem 25. Geburtstag am 18. November 1827. Er hatte erst 1825 - mit 23 Jahren - damit begonnen, seine Werke zu veröffentlichen. In seinen Märchenalmanachen entstanden in kurzen 2 Jahren so berühmte Werke wie: Der Kalif Storch, Der kleine Muck, Das Wirtshaus im Spessart, Das kalte Herz, Das Gespensterschiff, Die Geschichte von der abgehauenen Hand und Der Zwerg Nase. Ich habe in der folgenden Märchenadaptation versucht, den wunderbaren Sagenstoff vom kalten Herz zu nehmen und seine Genderausrichtung umzudrehen. Alle Männer aus dem Märchen werden zu Frauen, alle Frauen zu Männern.

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Seitenzahl: 80

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Christian Rook

Das sehr kalte Herz

Märchenadaptation nach

„Das kalte Herz“

von Wilhelm Hauff

© 2022 Christian Rook

ISBN Softcover: 978-3-347-65880-6

ISBN E-Book: 978-3-347-65884-4

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

Christian Rook

Kanadaring 18/1

77933 Lahr im Schwarzwald

[email protected]

Für Cora Munk

Man sieht nur mit dem Herzen gut, das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupery

Vorwort

In Baden

Die Waldgeister

Cora Munk

Der Neid

Die Entscheidung

Im Tannenbühl

Bei Fremden

Die Holländer-Trude I

Nach Holland

Schwere Träume

Drei Mädels - eine Antwort

Die Holländer-Trude II

Das Glasfräulein

Zu Hause

Die Glashütte

Die Tanzkaiserin

Die Warnung

Im Wirtshaus I

Die Zauberin

Der Montag Morgen

Wieder im Tannenbühl

Das Herz

Neuer Tag - Neues Herz

Zwei Jahre

Die Heimkehr

Ins Geld

Der Vater

Yasin

Die Enttäuschung

Der Tod

Die Glasfrau

Das Erwachen

Im Wirtshaus II

Der dritte Wunsch

Die List

Die Flucht

Die Reue

Die Vergebung

Nach Hause

Fuada

Vorwort

1827 erschien Wilhelm Hauffs „Das kalte Herz“ im „Märchenalmanach auf das Jahr 1828“ in zwei Teilen als Binnenerzählung im „Das Wirtshaus im Spessart“.

Wilhelm Hauff wurde am 29. November 1802 in Stuttgart geboren. Als Dichter wird er zur sogenannten „Schwäbischen Dichterschule“ gezählt, die sich in Tübingen um Julius Kerner und Ludwig Uhland in den Jahren 1805-1808 herum gebildet hatte. Er arbeitete als Hauslehrer und Dichter und verstarb an Typhus schon kurz vor seinem 25. Geburtstag am 18. November 1827.

Er hatte erst 1825 - mit 23 Jahren - damit begonnen, seine Werke zu veröffentlichen. In seinen Märchenalmanachen entstanden in kurzen 2 Jahren so berühmte Werke wie: Der Kalif Storch, Der kleine Muck, Das Wirtshaus im Spessart, Das kalte Herz, Das Gespensterschiff, Die Geschichte von der abgehauenen Hand und Der Zwerg Nase.

Ich habe in der folgenden Märchenadaptation versucht, den wunderbaren Sagenstoff vom kalten Herz zu nehmen und seine Genderausrichtung umzudrehen. Alle Männer aus dem Märchen werden zu Frauen, alle Frauen zu Männern.

Ziel dieser „Übung“ ist es, eine neue Sicht auf das Märchen zu bekommen, einen Perspektivenwechsel zu erreichen. Als Resultat sollte es möglich sein, einen Märchenstoff in seinem originalen Entstehungsrahmen (Zeit, Ort, Sprache etc.) zu belassen und durch einen einfachen „Eingriff“ eine neue Sichtweise - und damit eine erhöhte Dimensionalität - auf den Stoff zu erreichen.

Die Namen der „neuen“ Hauptdarsteller sind bewußt gewählt.

Der Hauffsche Text ist zum größten Teil im Fließtext und ohne Kapitel-Struktur geschrieben. Ich habe über eine erweiterte Strukturierung in Kapitel (mit Kapitelüberschriften) und Absätze versucht, eine bessere Lesbarkeit zu erreichen.

Hier eine Auflistung der namentlichen Veränderungen:

Peter Munk - Cora Munk

Lisbeth - Yasin

Der kleine Peter (Baby) - Fuada

Mynheers - Mynvrouws

Holländermichel - Holländer-Trude

Glasmännlein - Glasfräulein

Schatzhauser - Schatzhäuserin

Glasmann - Glasfrau

Der dicke Ezechiel - Die dicke Brunhilde

Der lange Schlurker - Die lange Dürre

Der Tanzbodenkönig - Die Tanzbodenkönigin

Der Amtmann - Die Amtfrau

Ehni (Großvater) - Ähne (Grußmutter)

In Baden

Wer durch Baden reist, der sollte nie vergessen, auch ein wenig in den Schwarzwald hineinzuschauen; nicht der Bäume wegen, obgleich man nicht überall solch unermeßliche Menge herrlich aufgeschossener Tannen findet, sondern wegen der Leute, die sich von den andern Menschen ringsumher merkwürdig unterscheiden.

Sie sind größer als gewöhnliche Menschen, breitschultrig, von starken Gliedern, und es ist, als ob der stärkende Duft, der morgens durch die Tannen strömt, ihnen von Jugend auf einen freieren Atem, ein klareres Auge und einen festeren - wenn auch raueren - Mut als den Bewohnern der Stromtäler und Ebenen gegeben hätte.

Und nicht nur durch Haltung und Wuchs, auch durch ihre Sitten und Trachten sondern sie sich von den Leuten, die außerhalb des Waldes wohnen, streng ab. Am schönsten kleiden sich die Bewohner des badischen Schwarzwaldes; die Männer lassen den Bart wachsen, wie er von Natur dem Mann ums Kinn gegeben ist, ihre schwarzen Wämser, ihre ungeheuren, enggefalteten Pluderhosen, ihre roten Strümpfe und die spitzen Hüte, von einer weiten Scheibe umgeben, verleihen ihnen etwas Fremdartiges, aber etwas Ernstes, Ehrwürdiges.

Die Frauen sind gerade gewachsen und schön vom Antlitz. Sie tragen Bollenhüte und wunderschöne Trachten. Dort beschäftigen sich die Leute gewöhnlich mit Glasmachen; auch verfertigen sie Uhren und tragen sie in der halben Welt umher.

Auf der andern Seite des Waldes wohnt ein Teil desselben Stammes, aber ihre Arbeiten haben ihnen andere Sitten und Gewohnheiten gegeben als den Glasmacherinnen. Sie handeln mit ihrem Wald; sie fällen und behauen ihre Tannen, flößen sie durch die Nagold in den Neckar und vom oberen Neckar den Rhein hinab, bis weit hinein nach Holland, und am Meer kennt man die Schwarzwälder und ihre langen Flöße; sie halten an jeder Stadt, die am Strom liegt, an und erwarten stolz, ob man ihnen Balken und Bretter abkaufen werde; ihre stärksten und längsten Balken aber verhandeln sie um schweres Geld an die Mynvrouws, welche Schiffe daraus bauen.

Diese Menschen nun sind ein raues, wanderndes Leben gewöhnt. Ihre Freude ist, auf ihrem Holz die Ströme hinabzufahren, ihr Leid, am Ufer wieder heraufzuwandeln.

Darum ist auch ihr Prachtanzug so verschieden von dem der Glasfrauen im andern Teil des Schwarzwaldes. Sie tragen Wämser von dunkler Leinwand, einen handbreiten grünen Hosenträger über die breite Brust, Beinkleider von schwarzem Leder, aus deren Tasche ein Zollstab von Messing wie ein Ehrenzeichen hervorschaut; ihr Stolz und ihre Freude aber sind ihre Stiefel, die größten wahrscheinlich, welche auf irgend einem Teil der Erde Mode sind; denn sie können zwei Spannen weit über das Knie hinaufgezogen werden, und die „Flözerinnen“ können damit in drei Schuh tiefem Wasser umherwandeln, ohne sich die Füße naß zu machen.

Die Waldgeister

Noch vor kurzer Zeit glaubten die Bewohner dieses Waldes an Waldgeister, und erst in neuerer Zeit hat man ihnen diesen törichten Aberglauben austreiben können. Sonderbar ist es aber, dass auch die Waldgeister, die der Sage nach im Schwarzwalde hausen, in diese verschiedenen Trachten sich geteilt haben. So hat man versichert, dass das Glasfräulein, ein gutes Geistchen von dreieinhalb Fuß Höhe, sich nie anders zeige als in einem spitzen Hütlein mit großem Rand, mit Wams und Pluderhöschen und roten Strümpfchen.

Die Holländer-Trude aber, die auf der andern Seite des Waldes umgeht, soll eine riesengroße, vollbusige Frau in der Kleidung der Flözerinnen sein, und mehrere, die sie gesehen haben, wollen versichern, dass sie die Kälber nicht aus ihrem Beutel bezahlen möchten, deren Felle man zu ihren Stiefeln brauchen würde. „So groß, dass eine gewöhnliche Frau bis an den Hals hinpassen würde“, sagten sie, und wollten nichts übertrieben haben.

Mit diesen Waldgeistern soll einmal eine junge Schwarzwälderin eine sonderbare Geschichte gehabt haben, die ich erzählen will.

Cora Munk

Es lebte nämlich im Schwarzwald ein Witwer, Herr Hubertus Munk; seine Frau war Kohlenbrennerin gewesen, und nach ihrem Tod hielt er seine Tochter nach und nach zu demselben Geschäfte an.

Die junge Cora Munk, ein schlaues Mädchen, ließ es sich gefallen, weil sie es bei ihrer Mutter auch nicht anders gesehen hatte, die ganze Woche über am rauchenden Meiler zu sitzen oder, schwarz und berußt und den Leuten ein Abscheu, hinab in die Städte zu fahren und ihre Kohlen zu verkaufen.

Aber, eine Köhlerin hat viel Zeit zum Nachdenken über sich und andere, und wenn Cora Munk an ihrem Meiler saß, stimmten die dunkeln Bäume umher und die tiefe Waldesstille ihr Herz zu Tränen und unbewußter Sehnsucht.

Es betrübte sie etwas, es ärgerte sie etwas, sie wußte nicht recht, was. Endlich merkte sie aber, was sie ärgerte, und das war – ihr Stand. „Eine schwarze, einsame Kohlenbrennerin!“ sagte sie sich, „es ist ein elend Leben. Wie angesehen sind die Glasmacherinnen, die Uhrenmacherinnen, auch die Hotelbesitzerinnen am Sonntag Abend!

Und wenn Cora Munk, rein gewaschen und geputzt, in der Mutters Ehrenkleid mit silbernen Knöpfen und mit nagelneuen roten Strümpfen erscheint, und wenn dann eine hinter mir hergeht und denkt, ‚wer ist wohl diese schöne Frau?‘ und lobt bei sich die Strümpfe und meinen Gang – sieh, wenn sie vorübergeht und schaut sich um, sagt sie gewiß: ‚Ach es ist nur die Kohlenmunk-Cora.‘

Der Neid

Auch die Flözerinnen auf der andern Seite waren ein Gegenstand ihres Neides. Wenn diese Waldriesinnen herüberkamen, mit ihren schön gearbeiteten Kleidern, und an Knöpfen, Schnallen und Ketten einen halben Zentner Silber auf dem Leib trugen, wenn sie mit übergeschlagenen Beinen und vornehmen Gesichtern dem Tanz zuschauten, holländisch redeten und wie die vornehmsten Mynvrouws aus ellenlangen kölnischen Pfeifen rauchten, da stellte sie sich als das vollendetste Bild einer glücklichen Frau solch eine Flözerin vor. Und wenn diese Glücklichen dann erst in die Taschen fuhren, ganze Hände voll großer Taler herauslangten und um Sechsbätzner würfelten, fünf Gulden hin, zehn her, so wollten ihr die Sinne vergehen, und sie schlich trübselig nach ihrer Wohnung; denn an manchem Feiertag Abend hatte sie die eine oder die andere dieser „Holzfrauen“ mehr verspielen sehen, als die arme Mutter Munk in einem Jahr verdiente.

Es waren vorzüglich drei dieser Frauen, von welchen sie nicht wußte, welche sie am meisten bewundern sollte.

Die eine war eine starke, große Frau mit rotem Gesicht und galt als die reichste Frau in der Runde. Man hieß sie die dicke Brunhilde. Sie reiste alle Jahre zweimal mit Bauholz nach Amsterdam und hatte das Glück, es immer um so viel teurer als andere zu verkaufen, dass sie, wenn die übrigen zu Fuß heimgingen, stattlich herauffahren konnte.