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Best Ager - also alte oder älter werdende Männer - sind schon relativ peinlich, wenn sie sich noch einmal verlieben. Ich weiß, wovon ich rede. Und, es ist nicht nur peinlich für andere, es ist auch peinlich für uns. Glaubt mir! Ein guter Freund sagte einmal: "Kann man machen … (muss man aber nicht)." Liebe Grüsse nach Herrenberg. Wenn die erfolgreichen Kämpfe und schmerz-haften Niederlagen des Lebens (im Alter so um die 50 - drei links, drei rechts, drei fallen lassen) aufeinander treffen, Scheidungen abgeschlossen wurden, große und kleine Kinder aus frühen oder mittleren Beziehungen ihre eigenen Wege gehen, mehrere Karrieren bereits weggearbeitet worden sind, und es eigentlich nichts mehr zu beweisen gibt, und dann ein ordentlicher Schluck Hormone dazukommt - durch den Blick, das Wort, die Berührung, das zarte Hauchen einer jungen, schönen und klugen, bezaubernden Frau - dann vergessen wir sehr schnell, dass das Leben uns nicht umsonst natürliche Grenzen gesetzt hat. Wir schauen dann mit vertrotteltem Blick in die Welt hinaus, glauben, dass es unbedingt jetzt eine richtig gute Idee wäre, noch einmal ganz von vorn anzufangen, denn diesmal "ist es wirklich ganz anders." Ist es natürlich nicht. Es ist genauso wie immer. H. L. Mencken, der große deutsch-amerikanische Publizist, erhellte uns, als er 1949 den folgenden etwas fatalistischen Satz schrieb (er war damals selbst schon etwas in die Jahre gekommen, 69, um genau zu sein): Love is the delusion that one woman differs from another.
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Seitenzahl: 55
Veröffentlichungsjahr: 2022
Christian Rook
Nur Wasser und CD
38 Gedichte
über Liebe, Leid und Latschenkiefer
© 2022 Christian Rook
Buchsatz von tredition, erstellt mit dem tredition Designer
ISBN Softcover: 978-3-347-63128-1
ISBN E-Book: 978-3-347-63130-4
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH Halenreie 40-44 22359 Hamburg Germany
Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH Abteilung "Impressumservice" Halenreie 40-44 22359 Hamburg Deutschland.
Christian Rook
Kanadaring 18/1
77933 Lahr im Schwarzwald
Für ein Schwarzwaldmädel
Aus
Nun geh ich stumm an dem vorbei,
Wo wir einst glücklich waren,
Und träume vor mich hin: es sei
Alles wie vor zwei Jahren.
Und du bist schön, und du bist gut,
Und hast so hohe Beine.
Mir wird so loreley zumut,
Und ich bin doch nicht Heine.
Ich klappe meine Träume zu
Und suche mir eine Freude.
Auf daß ich nicht so falsch wie du
Mein Stückchen Herz vergeude.
Joachim Ringelnatz
Vorwort
0. Prolog
1. Gute Nacht
2. Ich lache mit dir
3. See für alle
4. Die Geschichte vom Herzen
5. Kann ich mich dir so zeigen?
6. Augenhöhe
7. Abschied
8. Sachte, sachte (I)
9. Sachtesachte (II)
10. Du brauchst mich nicht
11. Einmal Meer und zurück
12. Wenn schon, denn schon
13. Surrealis
14. Die Nähe
15. Auf der anderen Seite der Nacht
16. Blue Pill Red Pill
17. Es gibt nichts mehr
18. Der WhatsApp Mond
19. Die Muse
20. Haus am See
21. Bourgeois Boheme
22. Leicht
23. The Lighter the Heart
24. Freitagmorgen
25. Ohne Zaumzeug
26. Weniger Zucker
27. Deckenlicht
28. Er sucht sie
29. Hallo Illusion
30. Liebe
31. Leid
32. Latschenkiefer
33. Der Dramatisch
34. Holla die Waldfee
35. Ist das Kunst, oder kann das weg?
36. Nach dem Fest kommt lose
37. Ich möchte dich sehn
38. Nicht das Ende
Vorwort
Best Ager - also alte oder älter werdende Männer - sind schon relativ peinlich, wenn sie sich noch einmal verlieben. Ich weiß, wovon ich rede. Und, es ist nicht nur peinlich für andere, es ist auch peinlich für uns. Glaubt mir! Ein guter Freund sagte einmal: „Kann man machen … (muss man aber nicht).“ Liebe Grüsse nach Herrenberg.
Wenn die erfolgreichen Kämpfe und schmerzhaften Niederlagen des Lebens (im Alter so um die 50 - drei links, drei rechts, drei fallen lassen) aufeinander treffen, Scheidungen abgeschlossen wurden, große und kleine Kinder aus frühen oder mittleren Beziehungen ihre eigenen Wege gehen, mehrere Karrieren bereits weggearbeitet worden sind, und es eigentlich nichts mehr zu beweisen gibt, und dann ein ordentlicher Schluck Hormone dazukommt - durch den Blick, das Wort, die Berührung, das zarte Hauchen einer jungen, schönen und klugen, bezaubernden Frau - dann vergessen wir sehr schnell, dass das Leben uns nicht umsonst natürliche Grenzen gesetzt hat.
Wir schauen dann mit vertrotteltem Blick in die Welt hinaus, glauben, dass es unbedingt jetzt eine richtig gute Idee wäre, noch einmal ganz von vorn anzufangen, denn diesmal „ist es wirklich ganz anders.“ Ist es natürlich nicht. Es ist genauso wie immer.
H. L. Mencken, der große deutsch-amerikanische Publizist, erhellte uns, als er 1949 den folgenden etwas fatalistischen Satz schrieb (er war damals selbst schon etwas in die Jahre gekommen, 69, um genau zu sein):
Love is the delusion that one woman differs from another.
Die Liebe, der große Trugschluss, dass eine Frau sich von einer anderen maßgeblich unterscheidet. Wie ein Ei dem anderen. Oder nicht. Frauenversteher! Hinten anstellen!
Wir enttarnen diesen Spruch natürlich als tief frauenfeindlich und chauvinistisch. Er ist und bleibt eine bodenlose Übertreibung. Dies ist uns, als modernen Männern im mittleren Alter, selbstverständlich bewußt.
Nur haben wir es in dem Moment vergessen, in dem Amor seinen Pfeil blöderweise noch einmal ganz knapp am jungen Justin vorbei und direkt in unser Herz geschossen hat.
Der Tiger in uns faucht gefährlich laut. Flext die Muskeln. Spannt die Haut. Zieht den Bauch kraftvoll ein. Er will wieder im Sandkasten mitspielen.
Dazu hier im Vorwort, bevor dann die ernste Lyrik zuschlägt, ein kleiner Kalauer:
Ein Ehemann stellt sich auf die Waage und zieht dabei den dicken Bauch ein.
Frau:Aber Schatz, das bringt doch gar nichts, wenn du den Bauch auf der Waage einziehst.
Mann:Doch, sonst kann ich die Zahlen im Display ja nicht lesen.
Wo waren wir? (Ein Witz bringt den Best Ager sogar beim Schreiben am Computer aus dem Rhythmus.) Tiger … faucht … will im Sandkasten mitspielen … blablabla … OK.
Nur leider wurde die Angebetete erst geboren, als Deutschland unter Jupp Derwall bei der WM in Spanien zwar Frankreich im Halbfinale grandios mit 8:7 bezwungen, dann aber gegen Italien schmachvoll 1:3 im Finale verloren hatte und bei mir selbst zu diesem Zeitpunkt schon flauschige Barthaare zu wachsen begannen (und ich barthaarflaumzwirbelnd genau diese Spiele fast erwachsen und begeistert geschaut hatte).
Aber, der Tiger will nochmal. Wer will nochmal, wer hat noch nicht? Alles geht, nichts muß. Oder?
Der innere, vom Leben gut abgerichtete und dressierte Hund, wiederum, weiß, was sich in so einer Situation gehört. Er wedelt freudig mit dem Schwanz und schaut das neue Frauchen in spe mit bettelnden Blicken an. Was diese natürlich total cringe findet und mit Nichtachtung quittiert. Selbst wenn sie ihn erhören sollte, wird sie dennoch maximal verwirrt sein. Was will der eigentlich von mir? Kann der mich meinen?
Er wird denken, sie sei die einzige, wahre, unendliche, unumstössliche und letzte große Liebe seines Lebens. Sie, dagegen, fragt sich, ob da nicht doch noch etwas Besseres, Jüngeres, Anderes kommt, wenn sie jetzt einfach nur schnell nach links wischt. Oder klamm und heimlich verschwindet.
Vor ein paar Jahren nannte man diese, seine Situation, noch Midlife-Crisis. Heute gibt es die Best Ager. Ein Marketingbegriff für eine zahlungsfähige Bevölkerungsgruppe nördlich der 50.
Best Ager haben keine Midlife-Crisis: Best Ager sind ja mit Aging beschäftigt. Dem guten, alten Reifen. Wie Käse oder Wein oder Steak. Dann bitte aber auch liegend oder hängend gelagert.
Normalerweise geht eine solche Krise dann einher mit dem Kauf eines teuren und unheimlich Sons-of-Anarchy-mäßigen Motorrades aus Milwaukee.
Ich selber wünschte mir zwar auch eine Harley, konnte aber gar nicht Motorrad fahren und entschied mich deshalb für die Musik und die Fotografie. Ich kaufte mir eine akustische Gitarre der Marke Taylor (die Builder’s Edition K24ce von Andy Powers himself), ein Clavia Nord Grand Piano, eine Leica Kamera und steckte mein Geld in Studioaufnahmen für mein erstes Album - insgesamt zu einem ähnlichen Preis wie der für so ein Easy-Rider-Moped.