Das Sport-Mega-Event als Garant für Wirtschaftswachstum? Eine Untersuchung der FIFA-WM 2006 - Paul Rosen - E-Book

Das Sport-Mega-Event als Garant für Wirtschaftswachstum? Eine Untersuchung der FIFA-WM 2006 E-Book

Paul Rosen

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Beschreibung

Examensarbeit aus dem Jahr 2008 im Fachbereich Sport - Sportökonomie, Sportmanagement, Note: 2,3, Humboldt-Universität zu Berlin, Veranstaltung: Sportsoziologie, Sprache: Deutsch, Abstract: Die beiden Thesen: 1) Sport-Mega-Event ist ein Garant für Wirtschaftswachstum und 2) Sport-Mega-Event ist kein Wirtschaftsmotor sollen in dieser Arbeit gegenübergestellt und diskutiert werden. Diese Thesen werden am Beispiel der FIFA WM 2006 untersucht und bewertet. Dazu werden Wirtschaftsstudien, die im Vorfeld zur WM 2006 in Deutschland erhoben wurden, solchen Wirtschaftsstudien, die nach der WM entstanden, gegenübergestellt. Da im Vorfeld dieser WM enorme Investitionen nötig wurden und auch nach dem Event fortlaufende Unterhaltskosten/ Betriebskosten der Stadien zu Buche schlagen (Probleme der Nachnutzung), ist ein Zeitraum zur Beurteilung der gesamten Wirtschaftsleistung dieses Mega-Events zu definieren, um der Komplexität eines Kosten-Nutzen-Vergleichs gerecht zu werden.

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Veröffentlichungsjahr: 2008

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Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Begründung der Fragestellung
1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit.
1.3 Methodisches Vorgehen und Grundlagen der Arbeit
1.4 Zum Begriff Mega-Event.
2. Angaben zum Kontext.
2.1 Die ökonomische Bedeutung des Sports in Deutschland
2.1.1 Professioneller Sport als Wirtschaftszweig.
2.1.2 Wirtschaftliche Aspekte des Freizeitsports.
2.1.3 Sport als Unterhaltung
2.1.4 Sport als Massenphänomen.
2.2 Geschichte der FIFA-Weltmeisterschaft.
2.3 Die Fußball-WM 2006 als Mega-Event.
3. Die WM 2006
3.1. Untersuchungen im Vorfeld zur WM 2006.
3.1.1 Mögliche ökonomische Effekte der WM 2006
3.1.2 Darstellung des Analysemodells von Rahmann u. a.
3.1.3 Zur Problematik eines geeigneten Analyseverfahrens
3.1.4 Die Merkmale der Kosten-Nutzen-Analyse (KNA)
3.1.5 Zentrale Begriffe des Verfahrens.
3.1.6 Strukturmodell.
3.2. Langfristiger wirtschaftlicher Nutzen der WM 2006
3.3 Fazit der Studie von Rahmann u. a.
4. Wirtschaftliche Ergebnisse.
4.1 Aktueller wirtschaftlicher Nutzen der WM 2006.
5. Auswertung der Ergebnisse
6. Ausblick auf die WM 2010 in Südafrika
7. Schlussbetrachtung.

Page 1

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1. Einleitung

1.1 Begründung der Fragestellung

Seit dem 19. Jahrhundert gibt es in Deutschland den Sport in seinen uns heute bekannten Formen. Er erfüllt inzwischen wichtige gesellschaftliche Funktionen. Aus Sicht des Lehrers hat Sport seine Bedeutung als Schulfach, um die ganzheitliche Bildung und Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu gewährleisten, um u. a. soziales Verhalten und Gemeinschaftsgefühl, sowie Freude am Spiel zu fördern und nicht zuletzt auch einen Beitrag zur Erhaltung der Gesundheit zu leisten.

Ein weiterer Bereich ist der Freizeitsport, bei dem neben dem Spaß am gemeinsamen Spiel die Entwicklung sozialer Prozesse, aber auch die Austragung von Vergleichswettkämpfen eine Rolle spielen.

Auf dieser Basis hat sich in den letzten 50 Jahren auch der Profisport inzwischen zu einem bedeutenden gesellschaftlichen Faktor entwickelt. Nicht nur die zunehmende wirtschaftliche Verwertung des Freizeitsports, sondern, auch die wirtschaftlichen Auswirkungen des Profisports auf die Volkswirtschaft haben bereits zu einem neuen Begriff der „Sportökonomie“ geführt. Offensichtlich hat sich bereits eine Vielzahl von Branchen um den Freizeitsport entwickelt und auch der Profisport ist ein signifikanter Wirtschaftsfaktor geworden. Seine Kulmination erfährt der Profisport durch Wettkampf-Großveranstaltungen und in noch weiterer Steigerung durch so genannte „Sport-Mega-Events“. Im Zuge der FIFA-WM 2006 vom 09. Juni bis zum 09. Juli in Deutschland gab es vielfach Stimmen, die nahe legten, dass es bedeutende positive wirtschaftliche Auswirkungen auf die deutsche Volkswirtschaft gegeben hätte:

So schreibt die Süddeutsche Zeitung überschwänglich am 08.07.06, also bereits vor dem Ende der FIFA WM 2006: „WM beflügelt die deutsche Wirtschaft“.1Und am 15.09.2006: „56,6 Millionen Gewinn“.2

1Anhang, Text 1.

2Ebd., Text 4.

Page 4

Weiterhin titelte die Süddeutsche Zeitung am 14.07.06: „Die WM als Chance für die Zukunft“.3

Eine weitere positive Meldung kommt vom Tagesspiegel. In seiner Ausgabe vom 07.09.2006 ist zu lesen: „Rekordzuwachs an Fluggästen“.4Ferner äußert sich die WM-Stadt Dortmund in einer Pressemitteilung äußerst positiv zum Verlauf der WM.5

Weitere positive Zahlen werden von der Bundesagentur für Arbeit in Form von neuen Arbeitsstellen gemeldet.6

Auf die Stadt München bezogen7wurde in den Bereichen: Infrastrukturmaßnahmen, Werbung weltweit, nachhaltige Infrastruktur und Gastronomie/Hotellerie ein positiver ökonomischer Nutzen bilanziert. Diese positive Münchner Bilanz dürfte sich bis zu einem gewissen Grad und unter Vernachlässigung regionaler Unterschiede verallgemeinern lassen.

Und schließlich wird der u.a. finanzielle Erfolg der FIFA WM 2006 auch ganz offiziell von der Bundesregierung in ihrem Abschlussbericht zu ihrer Einschätzung des wirtschaftlichen Nutzens bestätigt: „WM-Umsatz übertrifft Erwartungen“.8

Vereinzelt gab es jedoch auch kritische Stimmen.

So war beispielsweise am 7.Juli 2006, also auch vor dem offiziellen Ende der FIFA WM 2006, ebenfalls in der Süddeutschen Zeitung zu lesen: „Die großen Verlierer des Turniers. Massive Umsatzeinbrüche bei Theater, Kino, Kleinkunstbrettl und Kulturfestival.“9

Und der medialen, eher euphorischen, Berichterstattung zum Trotz, vertritt der Sportökonom Prof. Wolfgang Maennig in seiner, in Berlin vorgestellten Studie eine Gegenthese unter dem Titel: „Mega-Events kein Wirtschaftsmotor“.10Die Studie bezieht sich auf Veranstaltungen und Sportstätten in mehreren US-Städten, auf Olympiaaustragungsorte, aber auch auf die Fußball-WM 2006 in Deutschland.

3Anhang, Text 2.

4Ebd., Text 3.

5Ebd., Text 5.

6Ebd., Text 6.

7Ebd., Text 10.

8Ebd., Text 7.

9Ebd., Text 8.

10Berliner Morgenpost, 13.01.2007, S.12.

Page 5

Das bisherige Fazit der Studie in Bezug auf den unmittelbaren ökonomischen Nutzen zeichne dabei „ein erschreckend pessimistisches Bild“.11Die WM habe zwar im Sommer Milliarden an Mehreinnahmen für die Tourismusbranche und den Einzelhandel gebracht, aber im Vergleich zum Bruttoinlandsprodukt seien die Zahlen „nicht signifikant“ bis „fast nicht wahrnehmbar“. Dennoch bescheinigt Maennig dem Event einen großen Nutzen, nämlich den „Erlebnisnutzen“ für die Bevölkerung.12Dieser Erlebnisnutzen an sich reiche schon aus, die WM positiv zu bewerten.

Aus dem Widerspruch dieser unterschiedlichen Bewertung der Wirtschaftlichkeit bzw. Rentabilität der FIFA WM 2006 motiviert sich mein Interesse für diese Arbeit.

1.2 Gegenstand und Ziel der Arbeit

Die beiden Thesen

•Sport-Mega-Event ist ein Garant für Wirtschaftswachstum•Sport-Mega-Event ist kein Wirtschaftsmotor sollen in dieser Arbeit gegenübergestellt und diskutiert werden.

Diese Thesen werden am Beispiel der FIFA WM 2006 untersucht und bewertet. Dazu werden Wirtschaftsstudien, die im Vorfeld zur WM 2006 in Deutschland erhoben wurden, solchen Wirtschaftsstudien, die nach der WM entstanden, gegenübergestellt.

Da im Vorfeld dieser WM enorme Investitionen nötig wurden und auch nach dem Event fortlaufende Unterhaltskosten/ Betriebskosten der Stadien zu Buche schlagen (Probleme der Nachnutzung), ist ein Zeitraum zur Beurteilung der gesamten Wirtschaftsleistung dieses Mega-Events zu definieren, um der Komplexität eines Kosten-Nutzen-Vergleichs gerecht zu werden.

11Berliner Morgenpost, 13.01.2007, S.12.

12Vgl. ebd., S.12.

Page 6

Nach Rahmann u. a.13beginnt dieser Zeitraum im Jahr 2000, da zu diesem Zeitpunkt die WM-Vergabe seitens der FIFA stattfand. Als Zeithorizont werden 15 Jahre gewählt (bis 2015). Dieser Zeithorizont ist als Kompromiss anzusehen, um in hinreichendem Maße die langfristigen Wirkungen von Infrastrukturmaßnahmen in die Rechnung mit einfließen zu lassen, diesen Anteil aber nicht zu hoch zu bewerten.

Die allgemeinen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wurden für die Schätzung der Kosten-Nutzen-Werte als konstant unterstellt (keine Inflation,

Konjunkturschwankungen, politisch-ökonomische „Schocks“). Die Infrastrukturmaßnahmen wurden zwar zur FIFA-WM 2006 fertiggestellt, sind aber größtenteils schon in Planung gewesen und wurden durch die FIFA-WM 2006 nur schneller realisiert.

Deswegen dürfen diese Kosten nicht als rein WM-induziert angerechnet werden.

1.3 Methodisches Vorgehen und Grundlagen der Arbeit

Das Bundesinstitut für Sportwissenschaft hat im Auftrag des DFB und der Bundesregierung 1998 eine „Sozio-ökonomische Analyse der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 in Deutschland“14vorgelegt, um die möglichen Kosten bzw. die Gewinne einer WM in Deutschland zu klären.

Sie diente als Entscheidungshilfe für eine definitive WM-Bewerbung Deutschlands 2006.

Kernstück dieser Studie ist eine Kosten-Nutzen-Analyse (im Folgenden kurz: KNA), mit der versucht wurde, die wirtschaftlichen Dimensionen der FIFA-WM 2006 für Deutschland im Vorfeld zu erfassen und darzustellen. Mit dieser KNA steht ein Instrument zur Verfügung, das sich bei der Vorfelduntersuchung des ökonomischen Nutzens der WM 2006 in der Prä-Event-, Präsenz- und Post-Event-Phase anwenden lässt und in dieser Arbeit die methodische Ausgangsgröße bilden soll.

Zunächst referiere ich die Ergebnisse der KNA unter Einbeziehung von Problemen bei der Voraussehbarkeit eines solchen Mega-Events.

13Vgl. Rahmann u. a., 1998, S.126.

14Rahmann, Weber, Groenning, Kurscheidt, Napp, Pauli, (kurz: Rahmann u. a.),1998.

Page 7

Das Resümee dieser Analyse wird dann mit aktuellen Auswertungen zum Thema Wirtschaftlichkeit der WM 2006 verglichen.

Die Arbeit schließt mit einer Bewertung der wirtschaftlichen Effekte der WM bis Mitte 2007 ab.

1.4 Zum Begriff Mega-Event

Da der Begriff Mega-Event für Großveranstaltungen wie die FIFA-WM in Studien oft benutzt wird, soll eine Begriffsdefinition vorangestellt werden, um seine weitere Verwendung in dieser Arbeit verständlich zu machen.

Der Begriff Event wird von verschiedenen Autoren inhaltlich sehr unterschiedlich gefasst. Der Überschaubarkeit halber wird für diese Arbeit die Definition von Rahmann u. a. übernommen:

„Großveranstaltungen oder sog. ‘Events’ sind geplante, zeitlich begrenzte Ereignisse, die sich mit ihrem jeweiligen Austragungsinhalt an eine spezifische Zielgruppe richten.

Neben periodisch wiederkehrenden Veranstaltungen an gleichen oder wechselnden Austragungsorten können unter diesem Begriff auch einmalige Ereignisse subsumiert werden. Bei der Durchführung eines Events können unterschiedlichebeispielsweise sportliche, kulturelle oder politische - Intentionen eine Rolle spielen. Mit Großveranstaltungen sind stets touristische Attraktionen verbunden, wobei die Teilnahme von Besuchern - in Abhängigkeit des Veranstaltungstyps - eine unverzichtbare Bedingung darstellt.“15Unterschieden werden sog. Hallmark-, Special- und Mega-Events.•Hallmark-Events: Hauptsächlich werden Hallmark-Events zur Steigerung der Attraktivität und zur Erhöhung der Profitabilität von touristischen Reisezielen durchgeführt.

15Rahmann u. a., 1998, S.65.