Das Sternen-Zikkurat (AlienWalk 9) - Jens F. Simon - E-Book

Das Sternen-Zikkurat (AlienWalk 9) E-Book

Jens F. Simon

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Beschreibung

Sigurd und Alethea finden sich auf dem Planeten ANUN’HA wieder, der in zwei Kontinente geteilt ist. Ein Kontinent ist von menschenähnlichen Intelligenzen besiedelt. Sie nennen sich Akkattarier. Als vor über einer Generation die sogenannten ‚Heimlichen Invasoren‘ von den Sternen auftauchten, ist die Gesellschaft im Aufruhr. König Šamšī-Rohh II, das Oberhaupt von AKKATTA, versucht die wirtschaftliche Ausbeutung durch die waffentechnisch überlegenen Fremden zu minimieren. Als das Sternen-Zikkurat, ein archaisches Bauwerk auf inmitten des zweiten Kontinents, plötzlich aktiv wird und die Raumschiffe der ‚Heimlichen Invasoren‘ angreift, kommt es endgültig zur Eskalation. Sigurd wird unfreiwillig in die beginnenden Auseinandersetzungen hineingerissen und muss sich gleichzeitig gegen die immer noch in seiner Schulter befindlichen Schicksalstafeln zur Wehr setzen, die begonnen haben, ihn zu manipulieren. Sein Ziel, einen Weg zurück zur Erde zu finden, scheint plötzlich in weite Ferne gerückt zu sein.

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Seitenzahl: 157

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AlienWalk 9

Sternen-Zikkurat

Jens F. Simon

© 2021 Jens F. Simon

Illustration: S. Verlag JG

Verlag: S. Verlag JG, 35767 Breitscheid,

Alle Rechte vorbehalten

Neuauflage von „Der Spezialist MbF“

Doppelband

2.Auflage

ISBN: 978-3-96674-232-0

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig und wird sowohl strafrechtlich als auch zivilrechtlich verfolgt. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

Virtuelle Realitäten umgeben uns, sobald wir geboren werden. Jeder Mensch hat seine ureigene Sicht der Dinge. Die Wirklichkeit ist ein subjektives Erleben der Dinge. Stell dir vor, eines Tages erwachst du in einem fremden Körper, siehst mit fremden Augen eine gänzlich neue Welt. Bist du wiedergeboren? Was ist geschehen? „Nur ein Traum“, denkst du, aber dieser „Traum“ geht nicht zu Ende. Dir bleibt nichts anderes übrig, als die neuen Gegebenheiten anzunehmen, auch wenn du denkst, dass diese Wirklichkeit nicht mehr deine Wirklichkeit ist.

Inhaltsverzeichnis:

Irreversibilität unerwünscht

Moderate Marodeure

Die Erschaffer

ANUN’HAs Weg

Der Feind in dir

Kapitän Solaakks Sieg

Trennung von Alethea

Der Ring der Fünf

Der Maul’aaf M’pfank

An Bord der MOOR

Vergangenheit, im Palast von König Šamšī-Rohh II

Die Expedition

Land des Unumgänglichen

Aufbegehren des Unterbewusstseins

Das Projektionsplanetarium

Stressfaktor unbekannt

In den Katakomben von ANUN’HA

Irreversibilität unerwünscht

Der hinterhältige Angriff hatte die Netzhaut meiner Augen stark angegriffen. Ich hatte es höchstwahrscheinlich nur meinen Körper-Naniten zu verdanken, dass es zu keinen bleibenden Schäden gekommen war.

Nach dem Sprung stand ich jetzt in absoluter Dunkelheit.

„Das war wirklich knapp. Wieso haben diesmal die Tafeln nicht geholfen oder dein besserwisserisches Unterbewusstsein nicht eingegriffen?“

Aletheas Gedanken zeigten mir auf, dass ich mich wirklich nur auf mich selbst verlassen konnte.

Ich ließ die Frage unbeantwortet und konzentrierte mich auf die Dunkelheit. Es war still, zu still.

Die Augennerven reagierten sofort auf mein Bedürfnis, wenigstens ein wenig mehr erkennen zu können und die Nanobots optimierten in Sekundenschnelle die Leistungsfähigkeit der Netzhaut.

Es wurde etwas heller, nachdem ich nun auch im Infrarotbereich sehen konnte. Ich stand in einem langen Korridor, der etwa fünf Meter breit war und dessen Wände in einem merkwürdigen Farbton erstrahlten.

„Ich glaube nicht, dass das, was du gerade wahrnimmst, die Farbe der Wände ist. Vielmehr ist es eine Art Wärmestrahlung, die von ihnen ausgeht und die sich in der Infrarotsicht anders darstellt.“

„Ist das jetzt so wichtig? Man hat auf uns hinterrücks geschossen. Ich denke wir verlassen diesen ungastlichen Ort und teleportieren“, antwortete ich etwas grob auf Aletheas Gedanken.

Trotzdem berührte ich mit der Hand vorsichtig die Wandfläche.

Die Naniten der Hautrezeptoren erfassten sofort die Wärme und übermittelten meinem Gehirn ebenfalls noch ein Vibrationsempfinden.

Die Wand begann immer stärker zu vibrieren und die Schwingungen pflanzten sich über den Boden fort.

Fernes Donnergetöse in rhythmischen Schlägen ließ mich aufhorchen. Dann, unvermittelt, setzte Ruhe ein.

„Ich komme mir vor, als würde ich mich im Bauch eines riesigen Lebewesens befinden.“

Alethea schwieg und ich wusste nicht wirklich, was ich von alle dem hier halten sollte.

„So kommen wir nicht weiter! Ich weiß überhaupt nicht, was mich getrieben hat, hierher zu springen. Ich schlage vor, wir teleportieren zurück in den Raum mit dem hufeisenförmigen Pulttisch von Professor Yout’jang. Was meinst du dazu, Alethea?“

„Wir müssen nochmals mit diesem Saviier sprechen. Dein Körper materialisierte aus einem in seinem Labor künstlich erzeugten Schwarzen Loch. Ich denke, nur dort besteht die Möglichkeit zu erfahren, ob und wie wir wieder zurück in unsere Welt gelangen können. Das ist doch immer noch dein Ziel, oder?“

Alethea hatte recht und ich war gleichzeitig auch verblüfft. Nicht nur wegen ihrer Frage, sondern auch wegen der Tatsache, dass ich an ein Zurück überhaupt nicht mehr gedacht hatte.

„Vorsicht, du wirst bereits durch die Tafeln manipuliert.“

Die innere Stimme meines Unterbewusstseins ließ mich aufhorchen.

Ich hatte ebenfalls ganz vergessen, dass sich die Schicksalstafeln immer noch in meiner Schulter verbargen.

Der Angriff kam wiederum vollkommen unerwartet. Sonnenhelle Strahlen umhüllten plötzlich meinen Körper und ich wurde einige Meter weit in den Gang hineingeschleudert.

Ich hatte das Gefühl, in Flammen zu stehen.

Es dauerte zwar nur wenige Sekunden, bis die Blendung meiner Augen von den Körpernaniten beseitigt worden war, aber auch diese kurze Zeitspanne bedeutete für mich fast eine halbe Ewigkeit.

Ich glaubte, ich würde sterben und ein Konglomerat von Eindrücken aus meiner Vergangenheit begann mit einem Mal, durch meinen Geist zu toben.

Als ich verstört aufblickte, erkannte ich etwa zwei Meter große, würfelartige Maschinen, die auf jeweils sechs stelzenförmigen Beinen vor mir standen.

Aus rotglühenden Abstrahlöffnungen, die sich an der Unterseite des Würfels befanden, schossen nadelfeine Laserstrahlen auf mich zu.

Mein Unterbewusstsein hatte anscheinend bereits längst reagiert und einen telekinetischen Abwehrschirm um mich herum aufgebaut.

Jedenfalls wurden die Strahlen wenige Zentimeter von mir entfernt abgelenkt und teilweise sogar zurückgeworfen.

Erste Explosionen zeigten mir, dass sie tatsächlich gefährlich waren.

„Dummkopf, normalerweise müsstest du schon längst tot sein, wenn nicht zunächst die Tafeln eingegriffen hätten und danach ich. Besinne dich endlich und reagiere!“

Fast schmerzhaft laut tönte die geistige Stimme meines selbstständig agierenden Unterbewusstseins durch meinen Kopf.

Ohne weiter zu überlegen teleportierte ich und sprang zu der letzten in meinem Kopf vorhandenen Erinnerung, dem großen, hufeisenförmigen Pulttisch. Im Raum befand sich kein lebendes Wesen, als wir rematerialisierten.

Ich zuckte zusammen, als sich ein stechender und gleichzeitig heißer Schmerz in der rechten Schulter bemerkbar machte.

Er verschwand sofort wieder und ich wurde abgelenkt, als sich die Tür öffnete.

Ich wusste, dass sich dahinter ein Fahrstuhl befand und dass dieser Raum ein geheimes Refugium des Professors darstellte.

Und richtig, genau, wie ich es erwartet hatte, kam Professor Yout’jang durch die Tür. Er betrat den Raum, ohne mich zunächst bemerkt zu haben.

„VVT, Verbindung zu Saviier herstellen“, hörte ich ihn laut sagen.

Natürlich wusste ich mittlerweile, dass es sich bei dem VVT um ein neuartiges Kommunikationssystem handelte. Über die Sprachsteuerung hatte er das Virtual Visible Table System aktiviert.

Ohne Verzögerung sah ich jetzt das verkleinerte Abbild des Gravo-Designers Saviier direkt vor mir auf der Schreibtischplatte als Hologramm entstehen.

Das Hologramm hatte mir den Rücken zugedreht und blickte in Richtung des Professors.

Als dieser sich nun dem Tisch zuwandte, blickte er jedoch nicht das Hologramm an, sondern richtete seinen Blick direkt auf mich. Auf seiner Stirn bildeten sich eine Vielzahl von Falten, das war aber bereits schon alles. Es schien mir gerade so, als hätte er auf mein Erscheinen gewartet.

„Saviier, es tut mir leid, ich muss die Verbindung unterbrechen. Ich habe Besuch bekommen!“

Das Hologramm des Gravo-Designers verblasste, ohne dass ich noch ein Wort von ihm vernehmen konnte.

„Paurusa, ich wusste, dass ich Sie wiedersehen würde. Ihr plötzliches Verschwinden war wohl nicht ganz freiwillig gewesen, richtig? Saviier und ich konnten es uns denken, dass Sie selbst nicht einfach ohne Grund das Gespräch abbrechen. Was ist geschehen?“

Er schaute mich fragend an und in seinem Gesicht konnte ich deutlich eine zunehmende Spannung erkennen.

So ganz ruhig, wie er sich nach außen hingab, war er wohl doch nicht. Ich versuchte ein Lächeln und setzte mich in einen der Sessel, die vor den Pulttisch standen oder besser gesagt schwebten.

„Professor Yout’jang, Sie haben nicht ganz unrecht. Die Tafeln in meiner Schulter beginnen ein gewisses Eigenleben zu entwickeln. Die Teleportation wurde tatsächlich nicht durch meinen Willen ausgelöst.“  

„Verrate nicht zu viel über uns.“

Aletheas Gedanke vernahm ich nur am Rande meiner eigenen Gedankengänge. Natürlich hatte ich nicht vor, mehr als notwendig über Alethea und mich zu verraten. Insbesondere, da der Leiter des Virtuell Reality Centers keine Kenntnis über unsere körperliche und geistige Verschmelzung hatte.

„Ich muss unbedingt Saviier sprechen“, platzte es trotzdem aus mir heraus.

„Sehr interessant. Welche Funktionen haben den diese sogenannten Tafeln? Soviel ich verstanden habe, besteht ihr Körper aus organischen Naniten und ist ähnlich aufgebaut wie die Lifebots. Sehr interessant, wirklich!“

Hatte er mich tatsächlich nicht verstanden oder wollte er mich nicht verstehen? Professor Yout’jang ließ sich gemächlich in einen der frei herumstehenden Sessel gleiten. Ich schwieg und schaute ihn skeptisch an.

„VVT, Verbindung zu Saviier herstellen“, hörte ich ihn sagen.

Ich blickte gespannt auf den Tisch, wo auch zuvor bereits das kleine Hologramm entstanden war. Es dauerte diesmal etwas länger, bis ich Saviier in voller Gestalt erblicken konnte.

„Yout’jang, was kann ich für Sie tun? Leider bin ich etwas in Zeitdruck. Ich befinde mich gerade auf dem Weg in den Regierungspalast.“

„Lieber Saviier, entschuldigen Sie vielmals die Belästigung. Aber mein Besuch hat das dringende Bedürfnis mit Ihnen in Kontakt zu treten“, erwiderte der Professor mit einem ironischen Unterton.

Das Hologramm begann sich langsam zu drehen, als er mit dem Zeigefinger der rechten Hand die Kontaktfläche des VVT Displays an seinem linken Arm betätigte.

Ich wartete, bis sich das Hologramm des Gravo-Designers mit dem Gesicht zu mir gedreht hatte. „Paurusa!“ Sein erstaunter Ausruf zeigte mir, dass er mich erkannt hatte.

„Saviier entschuldigen Sie die Störung und ebenfalls mein damaliges, plötzliches Verschwinden. Es war nicht ganz freiwillig gewesen. Ich benötige unbedingt weitere Einzelheiten über das von Ihnen künstlich erzeugte Schwarze Loch. Nach Ihren Angaben ist mein Körper durch das Schwarzes Loch transportiert worden. Gibt es Informationen zum Ausgangspunkt?“

Ich legte eine kurze Pause ein.

„Frage ihn, ob die Verbindung durch das Loch noch besteht“, vernahm ich unvermittelt Aletheas Gedanken.

Bevor ich die entsprechende Frage formulieren konnte, verblasste das Hologramm Zusehens und verschwand nach wenigen Sekunden vollkommen.

Das ist merkwürdig. Das VVT-Signal wurde anscheinend durch eine stärkere Quelle überlagert und der Kontakt damit unterbrochen.“

Ich schaute erstaunt von der Tischplatte zu Professor Yout’jang.

„Was bedeutet das genau?“

„Das kann ich Ihnen leider nicht sagen. Ich kenne diese neue Kommunikationstechnologie zu wenig.“

Es war wie verhext. Ich hatte den Eindruck, dass ich einfach nicht vom Fleck kam.

„Was ist mit diesen Tafeln in deiner Schulter? Frage ihn, ob er eine Möglichkeit sieht, sie zu entfernen!“

Ich folgte Aletheas Vorschlag, ohne zu überlegen.

„Yout’jang, Sie erinnern sich sicherlich. Saviier hat es bereits angesprochen. Es sitzen sieben kleine Täfelchen in meiner rechten Schulter. Gibt es aus Ihrer Sicht eine, wenn auch nur winzige Möglichkeit, sie zu entfernen?“

Professor Yout’jang sah mich mit starrem Blick an.

„Ich erinnere mich. Ich erinnere mich auch daran, dass Ihr Körper aus organischen Naniten besteht. Wir haben hier im Virtuell Reality Center eine gewisse Routine, was die Reparatur unserer Lifebots betrifft, aber diese bestehen aus künstlichen Nanobots.“

Er machte eine Pause.

„Wir müssten zuvor Ihren Körper einigen Tests unterziehen, Zellproben entnehmen und die betreffende Stelle genaustens vermessen. Anhand Ihrer Fragestellung kann ich wohl davon ausgehen, dass diese Täfelchen nicht von Anfang an zu Ihrem Körper gehört haben, sondern irgendwann später dazugekommen sind, richtig?“

„Ja, so ist es. Ich wurde selbst davon vollkommen überrascht.“

„Das müssen Sie mir genauer erklären. Insbesondere die speziellen Umstände wären schon bedeutsam zu wissen, um eine genaue Analyse erstellen zu können. Zur Durchführung einer Ektomie ist grundsätzlich jede noch so kleine Information über den Patienten wichtig!“

„Wenn ich ihnen meine ganze Lebensgeschichte erzähle, sitzen wir nach einem Planetenumlauf um die Sonne noch hier. Ich denke, das Allererste, was zu tun ist, sollten die Tests sein. Ich würde es begrüßen, wenn wir so schnell wie möglich damit anfangen könnten.“

„Ich habe nichts dagegen. Ich würde noch vorschlagen, dass Saviier bei den Untersuchungen dabei ist. Was meinen Sie?“

„Das ist eine gute Idee. Schließlich geht es ja auch um den möglichen Rücktransfer durch das Schwarze Loch und ob dein Körper dazu überhaupt in der Lage ist!“

„Unser Körper, Alethea, es ist unser Körper“, verbesserte ich ihre gedankliche Mitteilung.

„Sie wirken nachdenklich? Haben Sie irgendwelche Zweifel?“

Professor Yout’jang hatte wohl unsere kurze mentale Kommunikation bemerkt, aber anhand meines Gesichtsausdrucks nicht einordnen können.

„Nein, keine Zweifel. Ich bin ebenfalls der gleichen Meinung. Saviier sollte anwesend sein!“

„Gut, sehr gut. Ich werde veranlassen, dass Ihnen wieder ein Zimmer zugeteilt wird. Dort können Sie übernachten und wir beginnen morgen mit den Untersuchungen. Ich werde Saviier entsprechend informieren, wenn ich ihn erreiche, natürlich.“

Das Zimmer war ähnlich gestaltet, wie ich es noch in meiner Erinnerung hatte.

Die Wandfläche gegenüber dem Eingang beherbergte einen Einbauschrank. Er besaß zwei sichtbare Schiebetüren. Auf der rechten Seite befand sich eine dritte, fast gleich aussehende, Schiebtür, die in eine Nasszelle führte.

Die gesamte linke Wand war ab einer Höhe von etwa einem Meter transparent. Davor stand das Bett. Das Zimmer befand sich im sechszehnten Stock der riesigen Wohnanlage.

„Jetzt kann ich endlich wieder in meinen Körper schlüpfen, oder hast du etwas dagegen?“

Alethea Wunsch war verständlich. Auch ich hatte Sehnsucht nach ihr. Aber da war auch noch ein Gefühl in mir, das mich schon die ganze Zeit beunruhigte.

Mir war, als würde ich mich in einer unbestimmten Gefahr befinden.

„Ich würde dich auch viel lieber in den Arm nehmen, aber ich denke, es ist momentan besser, dass wir in der Singularitätenphase bleiben. Sollte uns eine Gefahr überraschen, können wir uns sofort in Sicherheit teleportieren. Ich möchte diese Option ungern aufgeben!“

Ich stand vor der Fensterfront und blickte hinaus auf die untergehende Sonne. Aletheas mentales Stöhnen ließ Gänsehaut auf meinem Rücken entstehen.

„Wenn du meinst!“

Ich kämpfte gegen die Sehnsucht an, mich mit ihr zusammen auf dem großen Bett zu wälzen. Ich kam mir in diesem Moment ziemlich verloren vor.

„Warte, vielleicht können wir es doch wagen. Es wäre ja auch lediglich für einen kurzen Zeitraum!“

Meine Gedanken hatten wohl ebenso gewisse erotische Komponenten.

„Sieh an, wenn es darum geht, deine persönlichen Bedürfnisse zu befriedigen, dann sind deine Befürchtungen auf einmal nicht mehr so wichtig.“

„Ich denke, du hast recht. Ich habe nicht soweit gedacht, wie du!“

Mit diesem Geständnis hatte ich sie überrumpelt. Jedenfalls benötigte sie einen Augenblick, um sich zu überlegen, was sie erwidern sollte.

„Schön!“ Mehr vernahm ich nicht von ihr.

Ich spürte aber, dass sich ihr mentales Echo, das als kleiner, strahlend heller Punkt in meinem Geist erschien, von mir zurückzog.

Das war bisher immer dann geschehen, wenn Aletheas Körper-Xxiin sich bereits machten, sich aus meinem Körper zu trennen.

Diesmal jedoch geschah etwas ganz anderes.

Die Umgebung wechselte unvermittelt.

Ich stand plötzlich inmitten eines mit allerlei Technik vollgestopften Raums, der hell erleuchtet war.

Was mir sofort auffiel, war, dass sich eine ganze Anzahl von pultförmigen Tischen regelrecht chaotisch im Raum verteilten. Ein ständiges Piepsen, Klicken und Rauschen lag in der Luft.

„Aus die Maus, so sagt man doch, oder?“

Aletheas Gedanke nahm ich nur am Rande wahr, denn jetzt erblickte ich den Fremden.

Er schien mich auch gerade bemerkt zu haben, denn er hielt ruckartig in seinen Bewegungen inne und blickte in meine Richtung.

Wir standen uns etwa in einem Abstand von fünf Metern gegenüber, als unvermittelt von allen Seiten sich die verschiedenartigsten Maschinen, die zuvor noch völlig bewegungslos im Raum standen, in Bewegung setzten. Ihr Ziel war ich.

Moderate Marodeure

Kapitän Solaakk und die Mannschaft der abgeschossenen MARSCH erreichten den königlichen Palast nahe der Hauptstadt Ninuah.

Solaakk und seine Leute gehörten dem Volk der Maul’aaf an. Dieses Volk hatte eine gewisse Ähnlichkeit mit Pavianen, weisen aber eine durchschnittliche Körpergröße von zwei Metern auf.

Dominierend in ihren Gesichtern war die längliche, riesige Nase, die sich von der Stirn bis zum Mund zog. Die Bewegungsabläufe dieser Spezies lagen etwa fünfzig Prozent über der durchschnittlichen Zeit-Norm der anderen humanoiden Völker. Damit lebten sie quasi in einer anderen Dimension, mit anderen Zeitabläufen, waren aber trotzdem integrierter Bestandteil dieses Universums.

Als die Mannschaft der MARSCH nunmehr schwer bewaffnet durch die Straßen von Ninuah zog, dem Palast von König Šamšī-Rohh II entgegen, verdankten sie es hauptsächlich der Schnelligkeit ihrer Bewegungen, dass sie nicht angegriffen wurden.

Man hielt gehörigen Abstand. Kapitän Hagar-Rott, Stratege des Königs, wurde sofort über ihre Ankunft informiert, dass betrat Kapitän Solaakk mit seinen Leuten gerade den äußeren Stadtbezirk.

Hagar-Rott handelte sofort und appellierte über das stadteigene VVT-Netz an die Bevölkerung, sich zurückzuhalten und keine Zwischenfälle zu provozieren.

Man würde die Abordnung der ‚Heimlichen Invasoren‘ im Palast empfangen und nach ihrem Begehr fragen.

Es war schließlich in der nahen Vergangenheit noch nie vorgekommen, dass sie zu Fuß in den Palast kamen.

Noch wusste nämlich Kapitän Hagar-Rotts nichts von dem Abschuss eines ihrer Raumschiffe.

Am Palast kam es letztendlich doch zu einem Zwischenfall. Die Palastwache wurde von der Crew der MARSCH vollkommen überrascht.

Sie war zwar von dem Erscheinen der Fremden unterrichtet worden und Kapitän Hagar-Rotts hatte die klare Instruktion herausgegeben, dass man sie umgehend zu ihm geleiten sollte.

Jedoch wurde bei dem Anblick der sich unwahrscheinlich schnell bewegenden und schwer bewaffneten Fremden unmittelbar der Eindruck vermittelt, es handelte sich um einen Angriff auf den Palast und König Šamšī-Rohh II.

Dementsprechend reagierten die Palastwachen.

Die beiden schweren Tore des Eingangsportals schnellten in die Verschlussstellung, als der Befehlshabender der Wache, Corporal Wring, Palast-Alarm auslöste.

Rund um das Portal öffneten sich kleine Schießscharten ähnliche Öffnungen in der Wand und die Abstrahlöffnungen von über einem Dutzend Laser richteten sich auf die heranstürmenden Fremden.

Kapitän Hagar-Rott verfolgte die sich zuspitzende Eskalation in der Sicherungszentrale des Palastes.

Sämtliche Monitore verfügten über variable Flugdrohnen, die den Palast und die nähere Umgebung ständig überwachten. Längst schon hatte er versucht, mit Corporal Wring Kontakt aufzunehmen, was jedoch trotz allen Bemühungen nicht gelang.

„Dieser Dummkopf hat doch tatsächlich bei der Auslösung des Alarms auch eine positive Impulsflanke zur Störung der gesamten Kommunikation in und um den Palast initialisiert“, schrie er vor Wut und rannte bereits aus dem Raum.

Wenn das nur gut ging. Die Fremden von den Sternen oder die sogenannten „Heimlichen Invasoren“, wie sie von den Einheimischen genannt wurden, waren unberechenbar.

Es durfte zu keiner Machtdemonstration kommen, aber nach dem vorschnellen Handeln von Corporal Wring befürchtete Hagar-Rott genau dieses. Er musste davon ausgehen, dass die Fremden über hochwertige Waffen verfügten und auch Willens waren, sie zu benutzen.

König Šamšī-Rohh II befand sich mittlerweile zwar im Hochsicherheitsbunker des Palastes und war so in relativer Sicherheit.

Aber im Palast hielten sich weit über zweihundert weitere Personen auf. Außerdem war da noch die Bevölkerung von Ninuah. Sie durfte auf keinem Fall der Willkür der Fremden ausgesetzt werden.

Als die schwere Explosion die Palastmauern bis in ihre Grundfesten erschütterte, nahm Kapitän Hagar-Rott, Stratege des Königs, bereits das Schlimmste an.

Eine gewaltige Staubwolke kam ihm entgegengeflogen.

Er versuchte die Augen zusammenzukneifen, um nicht vollkommen die Sicht zu verlieren. Mit verengten Augenschlitzen stierte er in die mit Staubpartikeln überzogene Einrichtung vor sich und versuchte etwas zu erkennen.

Hustend und fluchend bewegte er sich weiter, immer damit rechnend, über herumliegende Gesteinsbrocken oder Teile der einstigen Inneneinrichtung zu stolpern. Als plötzlich der Fremde vor ihm stand, wurde er vollkommen überrascht.

Mehr reflexartig als bewusst griff Kapitän Hagar-Rott zur Waffe, die an seinem Gürtel hing und die er bisher lediglich der Form halber trug. Sie war neben den Abzeichen an seiner Jacke das einzige weitere Merkmal seines von König Šamšī-Rohh II verliehenen Rangs.

Er hatte den Laser noch nicht einmal richtig in der Hand, als ihm die Waffe bereits aus den Fingern geschlagen wurde und er einen Stoß vor die Brust bekam.

Plötzlich umringten ihn eine ganze Anzahl von dunklen Gestalten.

Er stolperte über einen am Boden liegenden Mauerstein, wurde aber sofort wiederaufgerichtet. Die Schnelligkeit der Bewegungsabläufe hielt ihn regelrecht in Atem.

„Du bringst uns sofort zu deinem Herrscher!“

Die Stimme war sehr hoch und er blickte verwundert in das mit einem weißen Bart umrundete Gesicht des Fremden vor ihm.

Die lange, etwas rötlich wirkende Nase und die tief in den Augenhöhlen liegenden Augen ließen ihn lautstark durchatmen.

„Hast du mich verstanden?“

Die hohe Fistelstimme wollte so überhaupt nicht zu der vor ihm stehenden Erscheinung passen.

Etwas irritiert verfolgte er die sich ständig um ihn herum in Bewegung befindlichen anderen Fremden.

Ein lautes Stöhnen aus einem seitlich von ihm liegenden Trümmerhaufen holte Hagar-Rott zurück in die Realität.

„Ihr seid die Fremden, die Invasoren“, rutschte es ihm unüberlegt heraus!“

„Es scheint alles wieder ruhig zu sein. Jedenfalls ist kein Widerstand mehr zu erkennen. Warum die Schüsse auf uns abgegeben wurden, ist momentan nicht ersichtlich!“

Die Stimmfrequenz des Sprechers lag fast am Rande zum Ultraschallbereich. Hagar-Rott konnte gerade noch verstehen, was gesagt wurde, jedoch hätte er nicht sagen können, woher die Stimme kam.

Der Staub hatte sich mittlerweile auf dem Boden verteilt.

„König Šamšī-Rohh II wird uns Rede und Antwort stehen, dafür sorge ich. Wir haben zwei Verletzte. Das wird ihn einiges kosten.“

Kapitän Solaakk zeigte mit dem Arm in das vor ihnen liegende Innere des Palastes.

„Los, wir dringen weiter vor.“

Dann wandte er sich wieder an Hagar-Rott: „Du führst uns. Mach keinen Unfug, dann geschieht dir auch nichts!“

Kapitän Hagar-Rott wusste nicht, wie ihm geschah, als er mit einer unwahrscheinlichen Schnelligkeit herumgerissen wurde und einen Schlag auf die Schulter bekam, der ihn mehrere Meter nach vorne schleuderte.

Für ihn war klar, er musste sofort handeln.

Natürlich konnte er die Fremden nicht direkt zu König Šamšī-Rohh II führen, das hätte er auch überhaupt nicht tun können, auch wenn er es gewollt hätte, da der Hochsicherheitstrakt des Palastes auch für ihn tabu war.

Es gab zu viele Fallensysteme, von denen er ebenfalls nichts wusste.

Er entschloss sich spontan, die Fremden in die Audienzhalle des Palastes zu führen. Dort gab es einen geheimen Seitengang, der sich direkt hinter dem Thronpodest befand.