Das Trauma - Camilla Grebe - E-Book
SONDERANGEBOT

Das Trauma E-Book

Camilla Grebe

4,6
8,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 8,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Zwei Schwestern aus Schweden und die Psychologie des Mordens …

An einem verregneten Nachmittag in einem Vorort von Stockholm: Unter dem Küchentisch versteckt muss die fünfjährige Tilde mit ansehen, wie ihre Mutter bestialisch zu Tode getreten wird. Sie ist die einzige Zeugin dieses schrecklichen Verbrechens, kann sich nur vage an das Aussehen des Täters erinnern. Zur gleichen Zeit trifft die Psychotherapeutin Siri Bergmann fünf neue Patientinnen, die sich zu einer Selbsthilfegruppe zusammengefunden haben. Alle waren sie männlicher Gewalt ausgesetzt, alle haben sie schreckliche Geschichten zu erzählen über verratene Liebe, Schläge, Erniedrigungen. Doch schon bald schlägt das Bemühen um Heilung und die Suche nach Versöhnung um – in die Jagd nach einem besessenen Mörder, der seine erste Tat an einem verregneten Vormittag in einem Vorort von Stockholm beging …

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 495

Bewertungen
4,6 (18 Bewertungen)
12
5
1
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Camilla Grebe · Åsa Träff

Das Trauma

Roman

Aus dem Schwedischen von Gabriele Haefs

Die schwedische Originalausgabe erschien 2010 unter dem Titel »Bittrare än döden« bei Walström & Widstrand, Stockholm

1. Auflage

Copyright © by Camilla Grebe und Åsa Träff

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe 2011 by btb Verlag in der Verlagsgruppe Random House GmbH, München

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

ISBN 978-3-641-07085-4

www.btb-verlag.de

Für Max, Gustav, Calle und Josephine

Und fand, dass bitterer sei denn der Tod ein solches Weib, deren Herz Netz und Strick ist und deren Hände Bande sind.

Wer Gott gefällt, der wird ihr entrinnen, aber der Sünder wird durch sie gefangen werden.

Prediger, 7:26

Gustavsberg, Vorort von Stockholm, am Nachmittag des 22. Oktober

Von unten sieht alles ganz anders aus.

Die starken Beine des großen Esstischs, die Tischplatte aus Eiche mit der kräftigen Maserung und den Kreidezeichnungen, die ihre Mutter Gott sei Dank noch nicht entdeckt hat. Die Tischdecke, die in schweren sahneweißen Falten nach unten fällt und sie verhüllt.

Auch ihre Mutter sieht von unten ganz anders aus.

Vorsichtig schiebt sie den Kopf aus dem Versteck und schaut zu ihr hinüber, wie sie am Herd steht und mit der einen Hand widerspenstige Spaghetti, die aussehen wie Mikadostäbchen, in den großen grauen Topf drückt, während sie mit der anderen raucht.

Es knackt, wenn die Spaghetti unter dem Druck der Gabel brechen.

Die abgewetzte Jeans ihrer Mutter hängt so tief über dem Hintern, dass man die Tätowierung im Kreuz und einen Teil der Unterhose sehen kann.

Von unten sieht ihr Hintern riesig aus, und sie überlegt, ob sie ihrer Mutter das sagen soll. Die fragt immer wieder, ob ihr Hintern groß oder klein aussieht. Oft zwingt sie Henrik dazu, ihr diese Frage zu beantworten, obwohl er das gar nicht will. Er will sich lieber die galoppierenden Pferde im Fernsehen anschauen, während er sein Bier trinkt.

Das nennt man Interesse.

Die Mutter drückt die Zigarette in der Kaffeetasse aus, hebt mit ihren langen Fingernägeln ein paar Spaghetti auf, die neben dem Topf gelandet sind, und stopft sie sich in den Mund, als ob es Bonbons wären.

Es knackt, wenn sie kaut.

Sie selbst nimmt einen blauen Kreidestift und fängt an, sorgfältig das auszumalen, was blauer Himmel werden soll. Auf der Zeichnung gibt es schon ein Haus, ihr Haus, und davor ein rotes Auto; das werden sie kaufen, wenn ihre Mutter wieder Arbeit hat. Durch das Fenster sickert das grautrübe Licht des Herbstmorgens in die Küche, taucht den Raum in deprimierende dunkle Farben, aber in ihrem Versteck ist es auf gemütliche Weise düster. Nur ein wenig Licht stiehlt sich herein, gerade genug, damit sie das Papier sehen kann, das vor ihr auf dem Boden liegt, und damit sie die Farben der Kreidestifte erahnen kann.

Aus dem Radio schwappt ein stetiger Strom von Musik, unterbrochen nur durch Werbung.

Werbung ist, wenn sie reden, das hat sie schon verstanden. Werbung ist, wenn Henrik all das Bier, das er getrunken hat, aus sich herauspisst. Werbung ist auch, wenn ihre Mutter zum Rauchen auf den Balkon geht; nur wenn Henrik weg ist, raucht sie überall. Das ist dann aber keine Werbung.

Es klopft leicht und locker, als wäre es eigentlich gar kein Klopfen, sondern als würde einfach jemand in Gedanken verloren ein wenig auf dem Holz herumtrommeln, während er an der Wohnungstür vorbeigeht.

Sie sieht, dass ihre Mutter, über das Spülbecken gebeugt, noch eine Zigarette anzündet.

Sie scheint zu zögern.

Dann wird das Klopfen zu lautem Pochen.

Poch, poch, poch.

Und es kann keinen Zweifel mehr daran geben, dass jemand vor der Tür steht, dass jemand hereinwill. Jemand, der es eilig hat.

»Ich komme«, ruft ihre Mutter und geht langsam mit der Zigarette in der Hand auf die Tür zu. Als hätte sie alle Zeit der Welt. Und Tilde weiß, dass das stimmt, denn Henrik muss warten lernen. Nicht alles kann auf einmal passieren, und auch nicht nach seinen Bedingungen. Das hat ihre Mutter zu ihm gesagt.

Sie sucht sich einen hellgelben Stift heraus, der bestimmt schön für die Sonne ist, und fängt an, mit fegenden runden Bewegungen einen Kreis zu zeichnen. Das Papier zerknittert ein bisschen, und als sie es mit der anderen Hand festhält, reißt die rechte obere Ecke ein wenig ein. Ein Riss in der perfekten Welt, die sie hier so vorsichtig zum Entstehen bringt.

Sie zögert: neu anfangen oder weitermachen?

Poch, poch, poch.

Henrik scheint schlechter gelaunt als sonst. Dann ist ein Klirren zu hören, als die Sicherheitskette aus dem Schloss gleitet und die Mutter die Tür aufmacht.

Sie sucht zwischen den Stiften, die in der Dunkelheit unter dem Küchentisch wie graubraune Stöckchen aussehen. Als säße sie im Wald unter einer Tanne und spielte mit richtigen Stöckchen. Sie fragt sich, was das wohl für ein Gefühl wäre, sie war fast noch nie im Wald. Nur unten auf dem Spielplatz in der Ortsmitte, und da gibt es keine Tannen, nur stachelige Sträucher mit winzig kleinen orangeroten Beeren, von denen die anderen Kinder sagen, dass sie giftig sind.

Dann findet sie den grauen Stift. Denkt, dass es eine große düstere Wolke geben soll. Eine dicke, mit Regen und Hagel im Bauch, die den Erwachsenen Angst macht.

In der Diele sind erregte Stimmen und dann ein Krachen zu hören. Ein dumpfes Dröhnen auf dem Boden, wie von etwas, das wieder und wieder fällt. Sie wünscht sich, dass sie bald aufhören, so einen Lärm zu veranstalten. Oder dass ihre Mutter diese goldenen Bierdosen wegschmeißt, die Henrik so sauer und gereizt und müde machen.

Sie bückt sich ganz tief, damit sie unter der Tischdecke hervorlugen kann. Jetzt wird laut gerufen, aber irgendetwas stimmt nicht. Die Stimmen klingen unbekannt. Henrik hört sich nicht so an wie sonst.

Die Diele liegt im Dunkeln.

Sie kann da draußen Körper erahnen, die sich bewegen, aber sie kann nicht sehen, was passiert.

Dann: ein Schrei.

Jemand, es ist ihre Mutter, wie sie erkennt, fällt hilflos vornüber auf den Küchenboden. Landet auf dem Bauch, mit dem Gesicht nach unten, und sie kann jetzt dort, wo der Kopf ihrer Mutter ruht, eine rote Blutlache sehen, die wächst. Ihre Hände packen die Küchenmatte, wie um sich daran festzuhalten, und sie versucht, ins Zimmer zu kriechen, während gleichzeitig aus der Diele etwas Kleines, Blankes und Goldglänzendes in die Küche rollt.

Jemand, ein Mann, flucht draußen im Flur. Seine Stimme ist dunkel und irgendwie brüchig. Dann kommt er in die Küche. Er bückt sich, fängt den kleinen Gegenstand wieder ein.

Sie wagt es nicht, ihren Kopf herauszustrecken, um nachzusehen, wer es wohl ist, aber sie sieht die schwarzen Stiefel und die dunklen Hosenbeine, die beim Kopf ihrer Mutter anhalten, eine Sekunde zögern und dann zutreten, immer wieder ins Gesicht treten. Bis das ganze Gesicht sich zu lösen scheint, wie eine Maske von einer Puppe, und ein roter, komischer Brei herausquillt und sich auf der Matte vor ihrer Mutter eine Pfütze bildet. Die schwarzen Stiefel sind ebenfalls von diesem Brei bedeckt, der langsam zu Boden tropft wie geschmolzenes Eis.

Es wird still, abgesehen von der Musik, die noch immer aus dem Radio strömt, und sie wundert sich, wie es möglich ist, dass die Musik immer weitermacht, als ob nichts passiert wäre, obwohl ihre Mutter doch auf dem Küchenboden liegt wie ein Haufen schmutziger Wäsche, in einem See aus Blut, der mit jeder Sekunde größer wird.

Mutters Atemzüge sind lang und röchelnd. Als ob sie gerade eiskaltes Wasser geschluckt hätte.

Dann sieht sie, wie ihre Mutter in die Diele gezogen wird, Zentimeter um Zentimeter. Sie hält noch immer die Küchenmatte umklammert, und die folgt ihr hinaus in den dunklen Flur.

Das Einzige, was auf dem sahnehellen Linoleumboden noch übrig ist, sind der Blutsee und dieser komische Brei.

Sie zögert eine Weile, aber dann fährt sie fort, sie auszumalen, die graue Gewitterwolke.

Stockholm, zwei Monate vorher

Vijays Büro. Ein unendlich großer Schreibtisch, dessen Platte von Papieren überhäuft ist. Wie kann er zwischen diesen Tausenden von Papieren, Ordnern und Zeitschriften nur das zielsicher herausgreifen, was er sucht?

Auf einem Stapel von etwas, das aussieht wie Aufsätze, thront sein Laptop. Ein superdünner Mac. Vijay war schon immer ein Mac-Fan. Daneben eine Tasse Kaffee und eine Bananenschale. Eine Dose Lutschtabak liegt halb versteckt unter einem Rundschreiben der Universitätsleitung.

»Priemst du jetzt neuerdings?«

Aina schaut Vijay skeptisch an und verzieht angewidert das Gesicht.

»Mhm … notgedrungen, Olle hatte was gegen die Raucherei, aber mit Snus kann er leben.«

Vijay lacht, und Aina schüttelt mitfühlend den Kopf.

»Schade! Ich hatte gedacht, wir könnten mit dem Kaffee nach draußen gehen, um uns im kalten Wind eine Fluppe zu teilen, alte Erinnerungen wach werden lassen und so.«

Wir lachen alle drei und denken für einen Moment daran, wie wir einst in Regen, Schnee und sengender Sonne draußen standen, im Winter wie im Frühling. Zum Rauchen und zum Kaffeetrinken. Damals, als das Leben noch nicht so kompliziert war. Oder vielleicht wirkt es auch nur so, weil der Abstand zwischen damals und heute größer geworden ist. Weil das, was einmal Jetzt war, weit weg liegt, in der Vergangenheit.

Aina, Vijay und ich kennen uns noch aus alten Studententagen, wir studierten damals beide an der Universität von Stockholm Psychologie. Aina und ich entschieden uns dann nach dem Examen für die Praxis, Vijay wollte die akademische Laufbahn einschlagen und machte seinen Doktor. Jetzt, zehn Jahre später, ist er Professor für forensische Psychologie genau an dem Institut, an dem er damals studierte.

Ich betrachte ihn. Die schwarzen Haare, mittlerweile von grauen Schläfen durchzogen. Der wild wuchernde Schnurrbart, ein zerknittertes blau-weiß gestreiftes Baumwollhemd. Er sieht nicht aus wie ein Professor, aber vielleicht ist es ja das, was Professoren auszeichnet.

Das Fehlen eines gemeinsamen stilistischen Nenners. Was weiß ich, ich kenne nicht so viele. Aber wie auch immer, es lässt sich nicht leugnen, dass er älter geworden ist, genau wie Aina und ich. Älter, möglicherweise klüger, vielleicht auch nur müder und abgeklärter durch die Erkenntnis, dass das Leben nicht ganz so geworden ist, wie wir uns das damals vorgestellt hatten.

»Ich lasse mich ja gerne überreden. Olle ist zu einem Kongress nach Reykjavik gefahren, der kriegt also nichts davon mit.«

Vijay greift zur Tabaksdose und zupft zerstreut am Etikett herum. »Aber«, sagt er dann, »ich habe euch nicht deshalb hergebeten, weil ich mit euch über meine Rauchgewohnheiten diskutieren wollte.«

Aina und ich nicken zustimmend. Wir wissen, dass Vijay uns einbestellt hat, weil er eventuell einen Auftrag für uns hat, und dafür sind wir ihm dankbar. Auch Psychotherapeutinnen kennen Konjunkturtiefs, und größere Projekte von staatlichen Kunden sind immer herzlich willkommen.

»Es geht um ein Forschungsprojekt, in dem untersucht werden soll, welche Bedeutung Selbsthilfegruppen für Frauen mit Gewalterfahrungen haben. Unsere Zielgruppe sind Frauen, die gefährdet für die Entwicklung von posttraumatischen Belastungsstörungen sind, die aber aus unterschiedlichen Gründen keine herkömmliche Behandlung wollen. Das Ganze ist eine Kooperation der Gemeinde Värmdö mit der Universität Stockholm.«

Vijay ist in seine professionelle Rolle geschlüpft. Seine Augen glühen, und seine Wangen röten sich. Er hat eine leidenschaftliche Beziehung zu seiner Arbeit. Betrachtet sie nicht als Job, als Broterwerb, sondern eher als Lebensstil und möglicherweise auch als sinnstiftend. Außerdem könnte man sagen, dass es seiner Eitelkeit schmeichelt. Er liebt die Autorität, die der Professorentitel ihm verleiht. Der Experte sein zu dürfen, der es am besten weiß.

Vijay ist oft in den Medien präsent, wo er sich über Verbrechen und deren mutmaßliche Ursachen äußert. Es wäre leicht, zu psychologisieren, zu glauben, dies würde sein Bedürfnis nach Rache befriedigen. Der mit Vorurteilen kämpfende Zuwanderer, marginalisiert aufgrund ethnischer Herkunft und sexueller Veranlagung. Aber die Wahrheit sieht anders aus. Vijays Eltern sind gutbetuchte Akademiker, die im Zuge von Forschungsstipendien nach Schweden kamen und schließlich blieben. An seiner Homosexualität hat seine Familie nie Anstoß genommen. Es gibt noch drei Brüder, die den Eltern die ersehnten Enkelkinder liefern. Vijay gilt als exzentrisch, aber als nicht minder erfolgreich.

»Was hat das mit uns zu tun, wo es doch um Selbsthilfe geht?« Aina unterbricht Vijays Ausführungen, was ihm eigentlich überhaupt nicht gefällt.

»Dazu komme ich noch, ein wenig Geduld bitte.«

Er unterbricht sich, öffnet die Tabaksdose, stopft sich einen Priem unter die Oberlippe und redet dann weiter.

»Es geht darum, dass ihr die Pilotstudie leiten sollt. Um zu überprüfen, ob unsere Vorgehensweise stimmt, und herauszufinden, ob wir etwas vergessen haben oder andererseits etwas weglassen können.«

»Psychoedukation und Selbsthilfe, das klingt irgendwie nicht nach KBT, finde ich.« Aina sieht skeptisch aus, und Vijay lächelt fröhlich.

»Es geht auch nicht um KBT, jedenfalls nicht strenggenommen. Aber das bedeutet ja nicht, dass es wirkungslos ist. Ihr wisst, dass die Nachfrage nach ausgebildeten Psychotherapeuten mit Schwerpunkt KBT das Angebot übersteigt. Wir können aber ein niederschwelliges Angebot bieten, von dem wir wissen, dass es bei posttraumatischen Belastungsstörungen und Traumata hilft. Außerdem haben Selbsthilfegruppen, besonders für Menschen, die zum Opfer geworden sind, besondere Vorteile. Sie geben ein Gefühl von … von Kontrolle. Empowerment. Ach … ihr wisst schon, was ich meine.«

»Empowerment?«

Aina sieht noch immer skeptisch aus und schaut mich an, wie auf der Suche nach einem Zeichen, einem Signal dafür, was ich von dem Ganzen halte.

»Und wie ist der Plan?«

Ich bin neugierig und will mehr darüber hören, wie die Sache ablaufen soll.

»Regelmäßige zweistündige Treffen. Jeder Termin beginnt mit einem Unterrichtsteil, zu den Folgen eines Traumas, zu Männergewalt gegen Frauen, Informationen über übliche Symptome bei einer posttraumatischen Belastungsstörung, solche Dinge. Danach folgt ein freier Teil, die Teilnehmerinnen berichten von ihren Erfahrungen und hören sich die Erzählungen der anderen an. Die Gruppenleiterin soll das Gespräch lenken. Dafür sorgen, dass jede zu Wort kommt und dass keine zu dominant wird. Danach wird eine Hausaufgabe erteilt, zum Beispiel, darüber nachzudenken, wie sich durch das Trauma das Leben verändert hat, oder eine neue Zielsetzung zu finden, dafür, wie das Leben werden soll. Was jede verloren hat und was sie glaubt, neu erschaffen, vielleicht neu erobern zu können. Und dann die Frage, wie dies praktisch zu bewerkstelligen ist. Ihr werdet detaillierte Anleitungen bekommen, aber ihr könnt auch davon abweichen. Ihr wertet jedes Treffen gemeinsam aus und äußert euch zum Ablauf. Alles wird dokumentiert. Entscheidend ist, dass es sich um eine Selbsthilfegruppe handelt, das Niveau muss also entsprechend sein. Das Ganze muss Substanz haben und Veränderungen fördern, darf aber nicht zu kompliziert sein. Es ist keine Psychotherapie, und die Gruppenleiterinnen sind keine Psychotherapeutinnen, sondern Frauen, die selbst Erfahrungen mit Männergewalt gemacht haben …«

Vijay verstummt und sieht plötzlich verlegen aus. Ich weiß, was er denkt und was jetzt kommen wird.

»Ja, also, Siri … ich bitte dich nicht in deiner Eigenschaft als Gewaltopfer, sondern weil du eine verflucht gute Psychologin und Psychotherapeutin bist, nur deshalb. Du und Aina, ihr könnt das. Und zwar verdammt gut.«

»Aber die Tatsache, dass ich nicht nur Psychologin und Therapeutin bin, sondern auch Gewaltopfer, schadet vielleicht nicht?«

Ich mustere Vijay, sehe, wie er verschiedene Antworten abwägt. Ich kenne ihn so gut, dass ich seine Gedanken lesen kann. Es sagen, wie es ist, oder beschönigen? So tun, als wäre nichts geschehen, als wäre ich noch dieselbe wie vorher, oder zugeben, dass das, was geschehen ist, die Tatsache, dass ein anderer Mensch mich umbringen wollte, mich verändert hat?

»Stört dich das?«, fragt er.

Er sieht verletzt und zugleich neugierig aus. Ich überdenke seine Frage. Ob es mich stört, dass ich mit meinen ureigenen Erfahrungen besser als andere für diese Aufgabe geeignet bin? Ich erkenne, dass das nicht der Fall ist. Meine persönlichen Erlebnisse sind immer bei mir, aber es tut nicht mehr so weh wie früher, die Wunde ist nicht mehr offen. Ich glaube wirklich, die Kontrolle zu haben über meine Reaktionen, und habe Vertrauen in meine Fähigkeit, mit den Geschehnissen umzugehen.

»Nein, das stört mich nicht.«

Die Atmosphäre in dem vollgestopften Raum ändert sich so schlagartig, dass es fast greifbar ist. Eine Welle aus Erleichterung scheint durch Vijay und Aina zu gehen, und mir wird klar, dass die beiden die Sache vorher bereits besprochen haben, dass Aina mich aber nicht beeinflussen, sondern mir eine Möglichkeit bieten wollte, Vijays Angebot abzulehnen, ohne das Gesicht zu verlieren. Vijay beugt sich vor und streichelt in einer überraschend zärtlichen Geste meine Wange.

»Siri, meine Freundin. Es freut mich so, dass du hier bist.«

Ich staune über diesen plötzlichen Gefühlsausbruch, zugleich wärmt mich seine Aufrichtigkeit. Ich weiß, dass er meint, was er sagt. Aina fängt meinen Blick auf und hebt die Augenbrauen, und ich muss mich abwenden, denn ich weiß, dass ich losprusten werde, wenn wir einander weiter ansehen, und ich will Vijay nicht verletzen. Stattdessen drehe ich mich zu ihm hin und lege den Kopf schräg.

»Das wär also gebongt. Können wir jetzt über Geld reden?«

Der Regen, der nie ein Ende nehmen will.

Der sich weigert, Sonne oder Kälte durchzulassen. Er fällt lautlos auf die sumpfige Umgebung meines Hauses. Löst langsam die Konturen dessen auf, was einst mein Rasen war, jetzt aber unter Wasser begraben liegt. Hartnäckige Grasbüschel schauen vereinzelt hervor wie erschöpfte gelbe Haarsträhnen. Der Weg zwischen meinem Wohnhaus und dem Nebengebäude, in dem Badezimmer und Speisekammer liegen, besteht dort, wo sich die schwarze Erde an meine Gummistiefel gesaugt hat, aus schwarzen Löchern.

In meinem Haus ist es warm und trocken, und immer, wenn ich die Haustür einen Spalt offen lasse, erfüllt mich diese primitive heiße Freude darüber, in das Zuhause zurückgekehrt zu sein, das wirklich mir gehört, das mich – und ab und zu auch Markus und meine Freunde – in all diesen stürmischen Herbstnächten durch seine schlichte, aber zuverlässige Holzkonstruktion trocken hält.

Markus wohnt nicht bei mir. Ich will es nicht, bin noch nicht so weit. Vielleicht ist mir mein eigener Freiraum zu wichtig, vielleicht glaube ich nicht, dass wir alle Kompromisse schließen könnten, die ein echtes gemeinsames Leben verlangen würde.

Wen versuche ich, an der Nase herumzuführen?

Die Wahrheit – die so wehtut, dass ich sie nur selten hervorhole, um sie bei Licht zu besehen – ist, dass ich nicht fähig bin, ihn richtig zu lieben. Mich darum zu bitten, ihn zu lieben, ist, wie einen Mann ohne Arme zu bitten, die Schnürsenkel zu binden: Es spielt keine Rolle, wie gern ich es täte. Ich kann es nicht.

Ich spüre, dass es in meiner Seele keinen Platz für ihn gibt.

Noch nicht.

Stefan.

Noch immer ist er da. An meiner Seite, tags und nachts. Wenn ich arbeite, schlafe. Wenn ich mit Markus schlafe.

Gehe ich fremd?

Die meisten würden diesen Gedanken albern finden. Einen Toten kann man doch nicht betrügen. Und die Götter mögen wissen, dass Stefan mich lieber glücklich sehen würde. Dass er mir das Fremdgehen gönnen würde.

Nein.

Es geht um meine eigene Bindungsunfähigkeit.

So. Das Einzige, was an den Tagen, an denen ich allein hier bin, Markus’ Anwesenheit verrät, sind einige zusätzliche Zahnbürsten im Badezimmer, eine Schublade mit Unterhosen und T-Shirts in Größe XL in meinem Arbeitszimmer und ein verdreckter Laptop, den er bei der Arbeit zu brauchen behauptet. Aber in Wirklichkeit habe ich immer nur gesehen, dass er darauf Computerspiele betreibt und surft.

Obwohl wir uns seit fast einem Jahr kennen, habe ich mich immer noch nicht damit abfinden können, dass wir so verschieden sind. Wenn mich früher, vor langer Zeit, jemand gefragt hätte, was ich bei einem Mann suche – dem Idealmann –, dann hätte ich lange über dieses Thema reden können. Er müsste intellektuell sein, Bücher lesen, sich für gesellschaftliche Probleme interessieren.

Aber jetzt kann ich kühl anmerken, dass ich einen Mann gefunden habe, der so weit von meinen romantischen Vorstellungen entfernt ist, wie es überhaupt nur sein kann: Polizist, sportlich, keinerlei gemeinsame Interessen. Liest keine Bücher, sitzt am liebsten vor dem Rechner, wenn er nicht trainiert. Ich glaube, er wählt die Konservativen, obwohl er aus der roten Provinz Norrland stammt, aber wissen tue ich es eigentlich nicht. Wir sprechen nie über solche Dinge. Wir reden überhaupt nicht sehr viel. Wir sind einfach nur … da. Wir teilen dieses Haus und diese Felsen am Meer. Wir teilen das Leben, das langsam vorüberzieht in diesem langen und dunklen Herbst. Wir teilen unsere Körper mit einer Intensität, die manchmal erschreckend ist und die einen scharfen Kontrast zu den maßvollen, sachlichen Gesprächen und praktischen Beschäftigungen des Alltags bildet.

Manchmal denke ich, dass er in meinem Leben vielleicht dieselbe Rolle spielt wie ein Haustier – es ist schön, die Anwesenheit eines anderen zu spüren. Klingt das gemein? Aber das Gegenteil ist auch beängstigend; vom Leben zu verlangen, dass ein Mann – irgendein Mann – einem romantischen Idealbild entspricht, dass er alle meine Interessen teilt. Von intellektueller Brillanz ist. Mich in jeder Sekunde begehrt. Das wäre unheimlich. Es wäre vermessen, an das Leben solche Forderungen zu stellen.

Oder an einen anderen Menschen.

Außerdem ist er viel zu jung für mich. Zehn Jahre zu jung, genauer gesagt. Ich habe mich schon längst dazu entschlossen, diese Tatsache einfach zu ignorieren. Mir einzureden, dass Alter relativ ist. Und wenn ich ehrlich bin, genieße ich es auch: diese Vorstellung, dass er – der so jung ist – mich wirklich will.

Es ist früher Morgen, und die Bucht liegt noch im Dunkeln. Markus und ich drängen uns in dem winzigen Badezimmer im Nebengebäude. Er zieht sich den Rasierer über die Wangen und schaut mich im Spiegel an. Langsam und vielleicht ein wenig provozierend schmiere ich meinen nackten, frischgeduschten Leib mit Öl ein. Betrachte ihn heimlich, während er sich über das Waschbecken beugt.

»Wieso eigentlich so viele Bowiebilder? Ist es nicht ein bisschen pubertär, Starporträts an die Wände zu kleben?«, fragt Markus und zeigt auf die Collage, die die eine Badezimmerwand bedeckt.

Ich kichere und ziehe meine Unterhose an.

»Ich bin verliebt in ihn, das war immer schon so.«

»Ist er nicht ein bisschen zu alt für dich?«, fragt Markus und grinst, während er kleine Papierschnipsel auf etwas legt, das ein Pickel oder eine Wunde vom Rasieren sein muss. Ich kann sehen, wie das Blut durch das dünne Papier dringt und auf seiner Wange zu einer kleinen Rose heranwächst.

»Nein, denn ich meine nicht den heutigen Bowie. Ich liebe die Version aus den siebziger Jahren, du weißt, diesen androgynen, sehnigen, punkigen Typen. Den, der witzige Texte geschrieben und Mick Jagger seine Frau geliehen hat. Oder war es umgekehrt? Nein, ganz anders, die beiden waren miteinander im Bett, er und Mick. Oder wie?«

»Du bist verrückt, weißt du das?«

»Ich habe niemals etwas anderes behauptet.«

Fallbesprechung in der Praxis.

Elin blättert unsicher in dem Papierstapel, der auf dem elliptischen Birkenholztisch liegt.

Sie kratzt sich ein wenig in den verfilzten schwarzen Haaren.

»Wo ist das denn geblieben? Eben war es doch noch hier! Das ist doch total krankhaft!«

Plötzlich sieht sie verwirrt aus. Und viel jünger als ihre fünfundzwanzig Jahre. Denn trotz der kräftigen Schminke und dem Piercing in Nase und Lippe wirkt sie seltsam jung und zerbrechlich.

Unberührt.

Vielleicht sogar unschuldig.

Als versuchte sie, das Gegenteil zu beweisen, trägt sie Kleider, die an alles andere denken lassen als an Unschuld: kurze schwarze Trikotkleider, Netzstrümpfe, zerfetzte Jacken, grobe Stiefel, Ketten und Nieten. Ab und zu scheint sie das viele Schwarz sattzuhaben, und dann erscheint sie in rosarot gestreiften Leggings und Kapuzenjacke. Es ist schon vorgekommen, dass Klienten sich beklagt haben. Aber die meisten reagieren nicht auf Elins Aussehen.

Sven räuspert sich ein paarmal. Seine Geduld mit Elin ist wie üblich begrenzt. Ihre Anwesenheit scheint ihn zu provozieren. Und vielleicht ist das ja auch der Fall, denn Elin steht vor einer unlösbaren Aufgabe: Sie soll den Leerraum füllen, den Marianne hinterlassen hat, unsere frühere, unsäglich vermisste, multikompetente Rezeptionistin.

Elins Arbeit bei uns ist eine Wiedereingliederungsmaßnahme, sie war wegen Burnout krankgeschrieben. Wir haben sie über das Jobcenter bekommen. Niemand von uns, nicht einmal Elin selbst, weiß, wie lange sie bleiben wird. Und ich stelle mir vor, dass das für sie ein Stressmoment darstellen muss.

Aina und ich mögen Elin aus intuitiven und vielleicht recht vagen Gründen. Wir müssen zugeben, dass sie nicht sonderlich viel leistet. Ich staune immer wieder, wie lange sie braucht, um Klienten einzubestellen, Krankenberichte herauszusuchen oder einfach zur Götgata hinunterzugehen und Zimtschnecken zu kaufen. Außerdem ist sie furchtbar schusselig – keine wünschenswerte Eigenschaft für eine Rezeptionistin, die den Papierkram der Praxis erledigen soll. Sie verlegt Notizen, lässt vertrauliche Dokumente wie Krankenberichte im Wartezimmer liegen, verliert Schlüssel und vergisst den Anrufbeantworter der Praxis abzuhören, weshalb alle Terminabsagen irgendwo im Nirgendwo landen.

Aber sie ist ungeheuer lieb. Und sie möchte uns so gern gefällig sein. Deshalb sind wir nachsichtig, was ihren fehlenden Ordnungssinn und ihr besonderes Aussehen angeht.

»Aber was hast du denn da in der anderen Hand?«, fragt Sven und zeigt auf die Papiere, die Elin in der linken Hand hält, während sie mit der rechten den Papierstapel durchwühlt.

»Ach.«

Elin errötet unter ihrer Schminke und schiebt das Papier mitten auf den Tisch.

»Entschuldigung, ich weiß nicht, wo ich mit meinen Gedanken bin. Aber hier ist es jedenfalls. Vom Ärztezentrum Fruängen, okay, okay, Frau, geboren 1975, sie schreiben posttraumatisches Stress-Syndrom, Fragezeichen, nach dem Autounfall, bei dem ihre Schwester und ihre Mutter ums Leben gekommen sind. Mal nachsehen, das muss jetzt drei Jahre her sein. Hm, wer nimmt sie? Sven, bist du nicht supergut bei PTSD?«

Sven nimmt die Brille ab und massiert sein runzliges, aber noch immer attraktives Gesicht. Seine welligen Haare, fast grau jetzt, fallen ihm wie ein Vorhang über die Stirn.

Sven Widelius ist der mit Abstand erfahrenste Therapeut in unserer Praxisgemeinschaft, und in all den Jahren hat er sein Wissen und seine Erfahrungen immer freigebig mit uns geteilt.

»Bitte, Elin, ich glaube, ich habe dir das schon am Montag gesagt, und ich glaube, auch in der Woche davor, dass ich im Moment keine neuen Klienten nehmen kann. Ich habe ganz einfach keine Zeit. Dieses Essstörungsprojekt verschlingt wahnsinnig viel Energie.«

Seine Stimme ist heiser, und hinter seinen Worten liegt eine nur schlecht verhohlene Irritation, die keiner von uns entgeht, obwohl Sven sich Mühe gibt, ein bekümmertes Gesicht zu machen.

»Ach, entschuldige. Ich wusste nicht …«

Elin sieht verwirrt aus und zupft an ihrem Lippenpiercing, was den Anschein erweckt, sie hätte sich einen riesigen Priem unter die Oberlippe gestopft. Ich ärgere mich über Sven, weil er wie immer auf Elin herumhackt. Wir wissen alle, dass er Probleme hat. Seine Frau, Birgitta, hat ihn und das große Haus in Bromma nach mehr als dreißigjähriger Ehe verlassen und wohnt in einer Einzimmerwohnung auf Södermalm. »Sie muss mich doch hassen, wenn sie in diesem Rattenloch biwakieren will«, war alles, was Sven über diese Angelegenheit sagen wollte.

Aber alle, die Sven kennen, wissen, warum Birgitta gegangen ist. Sven war, solange ich ihn kenne jedenfalls, notorisch untreu. Tatsache ist, dass alle sich fragen, wie Birgitta es überhaupt so lange mit ihm ausgehalten hat. Sie ist nicht gerade ein unterdrücktes Weibchen, sie ist Professorin für Geschlechterforschung an der Universität Uppsala. International anerkannt. Oft in den Medien.

Aina sieht mich mit düsterem Blick an.

Aina. Meine beste Freundin und Partnerin. Zu sagen, dass wir fast alles teilen, wäre nicht übertrieben. Wir verstehen uns blind, und wie fast immer ahne ich, was sie sagen wird, noch ehe sie das Wort ergreift.

»Ehrlich gesagt, wir haben alle viel zu tun. Du weißt, dass ich vorigen Monat fast zweihundert Stunden in Rechnung stellen musste. Und Siri … also, Sven, du musst leider auch dein Teil zu dem Ganzen beitragen.«

Aina, die ihre langen blonden Haare geflochten hat, zieht gereizt an ihrem Zopf und starrt ihn herausfordernd an.

»Ich kann sie nehmen!«, sage ich.

Es wird still, während Sven, Aina und Elin mich gleichzeitig anschauen. Es ist eine bekannte Tatsache, dass sie alle finden, ich arbeite zu viel. Elin fährt sich nervös über die schwarzen Jeans und schaut fragend zu Aina hinüber.

Ich kichere.

»Na los, greift zu. Ich biete mich doch aus freien Stücken an.«

Aina steht wortlos auf, wischt sich Krümel von der Jeans und zieht die mit Fransen besetzte lila Wolljacke fester um sich zusammen. Sie geht zur Teeküche, um sich neuen Kaffee zu holen, und sagt, sozusagen im Vorübergehen:

»Und das hältst du also für eine gute Idee?«

»Nicht schlechter, als bei jeder Fallbesprechung zuhören zu müssen, wie ihr euch über die Arbeitsverteilung fetzt.«

Aina ist wieder zurück, sie steht vor dem Tisch, mit einem verbissenen ernsten Gesicht, das mich fast zum Lachen bringt.

»Na gut, dann werde ich sagen, was ich davon halte. Siri, du tust nichts, außer zu arbeiten. Du müsstest dir irgendwelche Interessen zulegen oder so. Ich kann wirklich nicht zulassen, dass du noch mehr Klienten übernimmst, während du, Sven, zugleich … in der vergangenen Woche warst du doch so gut wie gar nicht hier. Das ist nun wirklich nicht sonderlich solidarisch.«

»Und seit wann trage ich die alleinige Verantwortung für neue Klienten? Ich habe vorige Woche die beiden aus der psychiatrischen Tagesklinik übernommen. Und den Typen von der Gesundheitsaufsicht der Baubehörde. Ihr könnt doch wohl nicht allen Ernstes behaupten …«

Plötzlich wirft Sven seine elegante Stahlbrille auf den Tisch, springt auf, schnappt sich seinen braunen Cordmantel und verlässt vor sich hin brummelnd das Zimmer.

Aina unterdrückt ein Kichern.

»Was sind wir doch verdammt dysfunktional!«

Jetzt lacht auch Elin. Zaghaft.

»Wie dem auch sei«, sagte Aina. »Du nimmst keine neuen Klienten, Siri. Um dieses Mädel muss Sven sich kümmern.«

Elin sieht plötzlich wieder verwirrt aus.

»Und wie soll … wirst du es ihm sagen, oder? Denn ich kann nicht … dann wird er nur …«

»Das kannst du mir glauben, dass ich das kann. Und es wird kein Problem geben«, erwidert Aina grinsend.

Und ich zweifle keine Sekunde daran.

Ich mache eigentlich keine Paartherapie. Irgendwie zweifele ich an meiner Fähigkeit, Menschen mit Liebesproblemen helfen zu können, vielleicht, weil mir meine eigenen Liebesbeziehungen nie sonderlich gut zu gelingen scheinen, aber derzeit habe ich nun doch ein Paar in Behandlung. Sie haben schon lange Probleme in ihrer Beziehung, und im vergangenen halben Jahr hat noch dazu Mia, wie die Frau heißt, sich bei ihrer Stelle als Texterin in einem kleinen Werbebüro krankschreiben lassen. Der Hausarzt hat Mia unsere Praxis empfohlen – wir arbeiten mit einigen Hausärzten hier auf Södermalm zusammen.

Patrik ist groß, hat strohblonde strähnige Haare und grobporige Haut. Er erinnert mich auf vage Weise an die vielen Popmusiker aus den achtziger Jahren, wie angegossen sitzende schwarze Jeans, gestreiftes T-Shirt, Hornbrille. Er zeigt nikotingelbe Zähne, als er lacht, und gibt mir die Hand, danach faltet er sich zusammen wie eine Ziehharmonika und sitzt auf der Kante meines Lammfellsessels in einer unbeschreiblichen vornübergebeugten Haltung, wie ein riesiges Insekt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!