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Thema war: Der Weihnachtsbaum
Siegfried saß am Tisch in der Küche und aß missmutig sein Marmeladenbrot. Ein kleines Tässchen stand daneben, in das die Mutter die wenige Milch, die die kleine Ziege am Morgen gegeben hatte, einfüllte. Für sie selbst war nichts mehr übrig geblieben, also hatte sie sich einfach warmes Wasser in ihre Tasse eingegossen. Brot gab es auch nur noch ein kleines Stück, das sie für Siegfried aufhob.
* plus eine kleine Weihnachtsgeschichte im Anhang als Goody für meine Leser!
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Veröffentlichungsjahr: 2018
Siegfried saß am Tisch in der Küche und aß missmutig sein Marmeladenbrot. Ein kleines Tässchen stand daneben, in das die Mutter die wenige Milch, die die kleine Ziege am morgen gegeben hatte, einfüllte. Für sie selbst war nichts mehr übrig geblieben, also hatte sie sich einfach warmes Wasser in ihre Tasse eingegossen. Brot gab es auch nur noch ein kleines Stück, das sie für Siegfried aufhob.
Die Mutter, Elsa, sah diesem Tag mit Graus entgegen. Man schrieb Heiligabend 1945. Der Krieg war Gott sei Dank endlich zu Ende, doch die Lebensmittel waren sehr knapp bemessen. Die zwei Hasen, die sie mit viel Mühe über den Sommer groß gezogen hatte, waren von der immer noch rigoros vorgehenden Obrigkeit kurz vor Weihnachten beschlagnahmt worden.
Elsa wußte, wozu die Herren der neuen Regierung die Hasen brauchten. Man sah es an ihrer Leibesfülle, dass sie keine Mangel leiden würden... an diesem denkwürdigen Heiligabend!
Was Elsa nicht wußte, war das bitterliche Flehen ihres einzigen Sohnes zu Gott. Erwin, ihr Mann und der liebevolle Vater für ihren Sohn Siegfried, war seit zwei Jahren nicht mehr zuhause gewesen. Andere Nachbarsmänner waren längst aus dem Krieg, oder auch aus der Gefangenschaft, zurück gekehrt. Einige waren ums Leben gekommen. Elsa hoffte und betete innständig, dass ihrem geliebten Ehemann nichts zugestoßen war. Seit vielen Monaten hatte sie keinerlei Nachricht mehr von ihm bekommen.
Ein Nachbar, der bereits seit dem Sommer wieder zuhause war, hatte ihr berichtet, dass er mit Erwin in der gleichen Einheit seinen Dienst getan hatte. Erwin war kurz vor dem Ende des Krieges am Bein verwundet worden und kam in ein Lazarett. Seitdem hatte auch er kein Lebenszeichen mehr von Erwin erhalten.