Das Wesen der Religion - Ludwig Feuerbach - E-Book

Das Wesen der Religion E-Book

Ludwig Feuerbach

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Beschreibung

Die Abhängigkeit des Menschen von der Natur ist der Grund der Religion. In diesem Satz verdichtet sich das Religionsverständnis, das Ludwig Feuerbach in seiner kurzen Schrift "Das Wesen der Religion" (1846) dargelegt hat. Mit ihr rückte er den Naturbegriff in den Mittelpunkt seiner Religionsforschung. Gegenüber seiner berühmtesten Abhandlung "Das Wesen des Christentums" (1841) trieb er auf diesem Wege die Gedankengänge, die zum Ursprung der Religion führen sollten, um einige Stollen tiefer. Der Wurzelgrund der Religion liegt nicht allein im Menschen, sondern vielmehr im Verhältnis des Menschen zu der von ihm unabhängigen Natur. Feuerbach erkannte in dieser Bestimmung den Schlüssel zu einem aufgeklärten Religionsverständnis. The Essence of Religion The dependence of human beings on nature is the basis of religion. This statement summarizes the understanding of religion of Ludwig Feuerbach as he presented it in his short treatise "The Essence of Religion" (1846). With this work he shifted the focus of his religious research on the concept of nature. In comparison with his most famous work "The Essence of Christianity" (1841) his thinking, trying to get to the origins of religion, is working here on a somewhat deeper level. The root of religion is not to be found only in humanity but much more in the relationship of humanity with a nature which is independent from human beings. Feuerbach saw in this definition the key to an enligthened understanding of religion.

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Große Texte der Christenheit

6

Herausgegeben von Dietrich Korsch und Johannes Schilling

Ludwig Feuerbach

Das Wesen der Religion

Herausgegeben und kommentiert von Georg Neugebauer

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.dnb.de> abrufbar.

© 2019 by Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig

Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Cover: makena plangrafik, Leipzig

Satz: Evangelische Verlagsanstalt GmbH, Leipzig

E-Book-Herstellung: Zeilenwert GmbH 2019

ISBN 978-3-374-05816-7

www.eva-leipzig.de

Vorwort

Religion war das Lebensthema Ludwig Feuerbachs (1804-1872). Kaum ein anderes Gebiet des menschlichen Daseins und der wissenschaftlichen Reflexion hatte ihn so stark in den Bann gezogen. Es wurde für ihn aber nicht nur zu einem Problem des Denkens, sondern auch der persönlichen Existenz. Denn nicht zuletzt die durch ihn geleistete Neuvermessung der Religion kostete ihn die Universitätslaufbahn. Aufbauend auf seinen erkenntnistheoretischen, psychologischen und religionsgeschichtlichen Forschungen ließ der Hegelschüler das Phänomen Religion in einem Licht erscheinen, das unter seinen Zeitgenossen nicht nur erhebliches Aufsehen erregte, sondern auch als im hohen Maße anstößig empfunden wurde. In seiner berühmtesten Abhandlung – Das Wesen des Christentums (1841) – stellte er die provokante These auf, dass sich die Gottesvorstellung des christlichen Glaubens vollständig aus dem Wesen des Menschen heraus entschlüsseln lasse und dass deswegen Theologie bei Lichte besehen Anthropologie sei.

Auf diesem Wege radikalisierte Feuerbach eine Sichtweise auf die Religion, die sich bereits im Zeitalter der Aufklärung abgezeichnet hatte. Sein Denken steht in Kontinuität zu den in jener Epoche angelegten Tendenzen zur Naturalisierung, Historisierung und Anthropologisierung des humanen Selbst- und Weltverständnisses, die sich dann im Laufe des 19. Jahrhunderts voll entfalteten. Daher nimmt es nicht Wunder, dass er sich selbst als einen Aufklärer über die Religion verstand und inszenierte. Darüber hinaus ließ er keinen Zweifel an der epochalen Bedeutung seiner Religionsforschung. In Das Wesen des Christentums bemerkt er: „Homo homini deus est – dies ist der oberste praktische Grundsatz, dies der Wendepunkt der Weltgeschichte.“ (GW 5, 444)

Feuerbachs Philosophie ist Ausdruck und Motor einer grundlegenden Verschiebung in der weltanschaulichen Tektonik des 19. Jahrhunderts, deren Auswirkungen bis zum heutigen Tage spürbar sind. Mit seinem Beitrag zur Religionsforschung hat er Fragen aufgeworfen, die einerseits nach wie vor zu denken aufgeben. Das betrifft in besonderer Weise die für Theologie und Kirchen grundlegende Frage nach dem Status und der Bedeutung der Gottesvorstellung. Andererseits sind mit Feuerbachs Religionsphilosophie aber nicht nur Probleme des Denkens verbunden. Denn sie ist auch von der Intention bestimmt, aus Gründen der Aufklärung heraus Menschen zur Abkehr vom christlichen Glauben zu ‚bekehren‘. Mit den Mitteln philosophischer Reflexion will Feuerbach an Glaubensgewissheiten seiner Zeitgenossen rütteln. Diesen Effekt können seine religionskritischen Schriften auch heute noch haben. In diesem Fall stellt die Beschäftigung mit ihnen nicht nur eine intellektuelle Herausforderung dar.

Die 55 Abschnitte umfassende Schrift Das Wesen der Religion wird hier in ihrem Erstdruck von 1846 wiedergegeben. Der Kommentar will dazu anleiten, Feuerbachs Werk in seiner inneren Komplexität zu verstehen. Die Erläuterungen zielen dementsprechend darauf, Schlüsselbegriffe zu erklären, deren innere Systematik zu bestimmen und die argumentativen Fäden nachzuzeichnen. Sie wollen aber auch deutlich machen, dass Feuerbachs Denken die Theologie dazu anhält, die Religionskritik als Moment ihrer Selbstkritik zu verarbeiten. Das ist nicht zuletzt deswegen geboten, weil Religionskritik ein Element der Religionsbegründung ist. Die gedankliche Vermittlung dieses wichtigen Begründungszusammenhangs ist nicht nur Aufgabe des Theologiestudiums, sondern auch des Religionsunterrichts.

Schließlich sei an dieser Stelle noch auf eine Pointe der Religionskritik Feuerbachs hingewiesen. Sie besteht darin, dass er sich allen voran durch die protestantische Theologie in seiner Sichtweise auf die Religion bestätigt sah. So überraschend es klingen mag, einer ihrer Hauptgewährsmänner war kein geringerer als Martin Luther. Feuerbach war mit dessen Werk vertraut und hat sich gerade in den Jahren, in denen er seine religionsphilosophischen Hauptschriften verfasste, intensiv mit dem Werk des Reformators befasst. Aber auch der Einfluss des bedeutendsten protestantischen Theologen des 19. Jahrhunderts, Friedrich Schleiermacher, schlägt sich in Feuerbachs Religionskritik deutlich nieder. Das gilt allem voran für Das Wesen der Religion. Seine Religionsforschung baut damit unverkennbar auf Grundbegriffen und -motiven der protestantischen Theologie auf, die er freilich den eigenen Theorieinteressen entsprechend modelliert. Diese bemerkenswerten Rezeptionslinien haben den Philosophen Karl Löwith zu der These veranlasst, dass Feuerbachs Religionsphilosophie Teil der Geschichte des Protestantismus ist. Nicht zuletzt von hieraus lässt sich verständlich machen, warum Das Wesen der Religion zu den Großen Texten der Christenheit gehören kann.

Georg Neugebauer

Im Dezember 2018

Ludwig Feuerbach, 1865 © AKG143455.

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Vorwort

ADer Text

BErläuterungen

1.Zum Text

2.Zur Geschichte

3.Zur Erklärung

4.Ausblick

CAnhang

1.Gliederung des Textes

2.Literatur

3.Zeittafel

Weitere Bücher

Endnoten

ADer Text

Das Wesen der Religion1). 1845.

1.

Das vom menschlichen Wesen oder Gott, dessen Darstellung „das Wesen des Christenthums“ ist, unterschiedene und unabhängige Wesen, – das Wesen ohne menschliches Wesen, menschliche Eigenschaften, menschliche Individualität ist in Wahrheit nichts andres, als die Natur2).

2.

Das Abhängigkeitsgefühl des Menschen ist der Grund der Religion; der Gegenstand dieses Abhängigkeitsgefühles Das, wovon der Mensch abhängig ist und abhängig sich fühlt, ist aber ursprünglich nichts andres, als die Natur. Die Natur ist der erste ursprüngliche Gegenstand der Religion, wie die Geschichte aller Religionen und Völker sattsam beweist.

3.

Die Behauptung, daß die Religion dem Menschen eingeboren, natürlich sei, ist falsch, wenn man der Religion überhaupt die Vorstellungen des Theismus, d. h. des eigentlichen Gottesglaubens, unterschiebt, vollkommen wahr aber, wenn man unter Religion nichts weiter versteht, als das Abhängigkeitsgefühl – das Gefühl oder Bewußtsein des Menschen, daß er nicht ohne ein andres, von ihm unterschiednes Wesen existirt und existiren kann, daß er nicht sich selbst seine Existenz verdankt. Die Religion in diesem Sinne liegt dem Menschen so nahe, als das Licht dem Auge, die Luft der Lunge, die Speise dem Magen. Die Religion ist die Beherzigung und Bekennung dessen, was ich bin. Vor Allem bin ich aber ein nicht ohne Licht, ohne Luft, ohne Wasser, ohne Erde, ohne Speise existirendes, ein von der Natur abhängiges Wesen. Diese Abhängigkeit ist im Thier und thierischen Menschen nur eine unbewußte, unüberlegte; sie zum Bewußtsein erheben, sie sich vorstellen, beherzigen, bekennen, heißt sich zur Religion erheben. So ist alles Leben abhängig vom Wechsel der Jahreszeiten; aber nur der Mensch feiert diesen Wechsel in dramatischen Vorstellungen, in festlichen Acten. Solche Feste aber, die nichts weiter ausdrücken und darstellen, als den Wechsel der Jahreszeiten oder der Lichtgestalten des Mondes, sind die ältesten, ersten, eigentlichen Religionsbekenntnisse der Menschheit.

4.

Der bestimmte Mensch, dieses Volk, dieser Stamm, hängt nicht von der Natur im Allgemeinen ab, nicht von der Erde überhaupt, sondern von diesem Boden, diesem Lande, nicht vom Wasser überhaupt, sondern von diesem Wasser, diesem Strome, dieser Quelle. Der Aegyptier ist nicht Aegyptier außer Aegypten, der Indier nicht Indier außer Indien. Mit vollem Rechte, mit demselben Rechte, mit welchem der universelle Mensch sein universelles Wesen als Gott verehrt, beteten daher die alten, beschränkten, an ihrem Boden mit Leib und Seele haftenden, nicht in ihre Menschheit, sondern in ihre Volks- und Stammsbestimmtheit ihr Wesen setzenden Völker die Berge, die Bäume, die Thiere, die Flüsse und Quellen ihres Landes als göttliche Wesen an, denn ihre ganze Existenz, ihr ganzes Wesen gründete sich ja nur auf die Beschaffenheit ihres Landes, ihrer Natur.

5.

Es ist eine phantastische Vorstellung, daß der Mensch nur durch die Vorsehung, den Beistand „übermenschlicher“ Wesen, als da sind Götter, Geister, Genien, Engel, sich über den Zustand der Thierheit habe erheben können. Allerdings ist der Mensch nicht für sich und durch sich selbst allein Das geworden, was er ist; er bedurfte hierzu der Unterstützung anderer Wesen. Aber diese Wesen waren keine supranaturalistischen, eingebildeten Geschöpfe, sondern wirkliche, natürliche Wesen, keine Wesen über, sondern unter dem Menschen, wie denn überhaupt Alles, was den Menschen in seinem bewußten und willkührlichen, dem gewöhnlich allein menschlich genannten Thun und Treiben unterstützt, alle gute Gabe und Anlage nicht von Oben herab, sondern von Unten herauf, nicht aus der Höhe, sondern aus der Tiefe der Natur kommt. Diese hülfreichen Wesen, diese Schutzgeister des Menschen, waren insbesondere die Thiere. Nur vermittelst der Thiere erhob sich der Mensch über das Thier; nur unter ihrem Schutz und Beistand konnte die Saat der menschlichen Cultur gedeihen. „Durch den Verstand des Hundes,“ heißt es im Zend Avesta und zwar im Vendidad, dem anerkannt ältesten und echtesten Theil desselben, „besteht die Welt. Behütete er nicht die Straßen, so würden Räuber und Wölfe alle Güter rauben.“ Aus dieser Bedeutung der Thiere für den Menschen, namentlich in den Zeiten der beginnenden Cultur, rechtfertigt sich vollkommen die religiöse Verehrung derselben. Die Thiere waren dem Menschen unentbehrliche, nothwendige Wesen; von ihnen hing seine menschliche Existenz ab; Das aber, wovon das Leben, die Existenz des Menschen abhängt, das ist ihm Gott. Wenn die Christen nicht mehr die Natur als Gott verehren, so kommt das nur daher, daß ihrem Glauben zufolge ihre Existenz nicht von der Natur, sondern dem Willen eines von der Natur unterschiednen Wesens abhängt, aber gleichwohl betrachten und verehren sie dieses Wesen nur deswegen als göttliches, d. i. höchstes Wesen, weil sie es für den Urheber und Erhalter ihrer Existenz, ihres Lebens halten. So ist die Gottesverehrung nur abhängig von der Selbstverehrung des Menschen, nur eine Erscheinung derselben. Verachte ich mich oder mein Leben – ursprünglich und normal unterscheidet der Mensch nicht zwischen sich und seinem Leben – wie sollte ich das lobpreisen, verehren, wovon dieses erbärmliche, verächtliche Leben abhängt? In dem Werthe, den ich auf die Ursache des Lebens lege, wird daher nur Gegenstand des Bewußtseins der Werth, den ich unbewußt auf mein Leben, auf mich selbst lege. Je höher darum der Werth des Lebens steigt, desto höher steigen auch natürlich an Werth und Würde die Spender der Lebensgaben, die Götter. Wie könnten auch die Götter in Gold und Silber strahlen, so lange nicht der Mensch den Werth und Gebrauch von Gold und Silber kennt? Welch ein Unterschied zwischen der griechischen Lebensfülle und Lebensliebe und der indianischen Lebensöde und Lebensverachtung; aber auch welch ein Unterschied zwischen der griechischen Mythologie und der indianischen Fabellehre, zwischen dem olympischen Vater der Götter und Menschen und der großen indianischen Beutelratze oder der Klapperschlange, dem Großvater der Indianer!

6.

Die Christen freuen sich des Lebens eben so sehr, wie die Heiden, aber sie schicken ihre Dankgebete für die Lebensgenüsse empor zum himmlischen Vater; sie machen eben deswegen den Heiden den Vorwurf des Götzendienstes, daß sie mit ihrem Danke, ihrer Verehrung bei der Creatur stehen bleiben, sich nicht zur ersten Ursache, der allein wahren Ursache, aller Wohlthaten erheben. Allein verdanke ich dem Adam, dem ersten Menschen, meine Existenz? Verehre ich ihn als meinen Vater? Warum soll ich nicht bei der Creatur stehen bleiben? Bin ich nicht selbst eine Creatur? Ist nicht für mich, der ich selbst nicht weit her bin, für mich, als dieses bestimmte, individuelle Wesen, die nächste, diese gleichfalls bestimmte, individuelle Ursache die letzte Ursache? Ist diese meine, von mir selbst und meiner Existenz unabtrennbare, ununterscheidbare Individualität nicht abhängig von der Individualität dieser meiner Eltern? Verliere ich nicht, wenn ich wieder zurückgehe, zuletzt alle Spuren von meiner Existenz? Giebt es hier nicht einen nothwendigen Halt- und Grenzpunkt im Rückgang? Ist nicht der erste Anfang meiner Existenz ein absolut individueller? Bin ich in demselben Jahre, derselben Stunde, derselben Stimmung, kurz unter denselben innern und äußern Bedingungen gezeugt und empfangen, wie mein Bruder? Ist also nicht, wie mein Leben ein unwidersprechlich eignes ist, auch mein Ursprung ein eigner, individueller? Soll ich also bis auf den Adam meine Pietät ausdehnen? Nein! ich bleibe mit vollem Rechte bei den mir nächsten Wesen, diesen meinen Eltern, als den Ursachenmeiner Existenz, mit religiöser Verehrung stehen.

7.

Die ununterbrochne Reihe der sogenannten endlichen Ursachen oder Dinge, welche die alten Atheisten als eine endlose, die Theisten als eine endliche bestimmten, existirt eben so wie die Zeit, in der sich ohne Absatz und Unterschied ein Augenblick an den andern reiht, nur im Gedanken, in der Vorstellung des Menschen. In der Wirklichkeit wird das langweilige Einerlei dieser Causalreihe unterbrochen, aufgehoben durch den Unterschied, die Individualität der Dinge, welche etwas Neues, Selbständiges, Einziges, Letztes, Absolutes ist. Allerdings ist das im Sinne der Naturreligion göttliche Wasser ein zusammengesetztes, vom Wasser- und Sauerstoff abhängiges, aber doch zugleich ein neues, nur sich selbst gleiches, originelles Wesen, in welchem die Eigenschaften der beiden Stoffe für sich selbst verschwunden, aufgehoben sind. Allerdings ist das Mondlicht, das der Heide in seiner religiösen Einfalt als ein selbständiges Licht verehrt, ein abgeleitetes, aber doch zugleich ein von dem unmittelbaren Sonnenlicht unterschiednes, eignes, durch den Widerstand des Monds verändertes Licht – ein Licht also, das nicht wäre, wenn der Mond nicht wäre, dessen Eigenthümlichkeit nur in ihm seinen Grund hat. Allerdings ist der Hund, den der Parse wegen seiner Wachsamkeit, Dienstfertigkeit und Treue als ein wohlthätiges und deswegen göttliches Wesen in seinen Gebeten anruft, ein Geschöpf der Natur, das nicht aus und durch sich selbst ist, was es ist; aber gleichwohl ist es doch nur der Hund selbst, dieses und kein andres Wesen, welches jene verehrungswürdigen Eigenschaften besitzt. Soll ich wegen dieser Eigenschaften zur ersten und allgemeinen Ursache aufblicken und dem Hund den Rücken kehren? Allein die allgemeine Ursache ist ohne Unterschied eben so gut die Ursache des menschenfreundlichen Hundes, als des menschenfeindlichen Wolfes, dessen Dasein ich, der allgemeinen Ursache zum Trotz, aufheben muß, wenn ich mein eignes, höher berechtigtes Dasein behaupten will.

8.

Das göttliche Wesen, das sich in der Natur offenbart, ist nichts andres, als die Natur selbst, die sich dem Menschen als ein göttliches Wesen offenbart, darstellt und aufdrängt. Die alten Mexikaner hatten unter ihren vielen Göttern auch einen Gott3) des Salzes. Dieser Salzgott enträthsele uns auf fühlbare Weise das Wesen des Gottes der Natur überhaupt. Das Salz (Steinsalz) repräsentirt uns in seinen ökonomischen, medicinischen und technologischen Wirkungen die von den Theisten so sehr gepriesene Nützlichkeit und Wohlthätigkeit der Natur, in seinen Wirkungen auf Auge und Gemüth, seinen Farben, seinem Glanze, seiner Durchsichtigkeit ihre Schöhnheit, in seiner crystallinischen Structur und Gestalt ihre Harmonie und Regelmäßigkeit, in seiner Zusammensetzung aus entgegengesetzten Stoffen die Verbindung der entgegengesetzten Elemente der Natur zu einem Ganzen – eine Verbindung, welche die Theisten von jeher als einen unumstößlichen Beweis für die Existenz eines von der Natur unterschiednen Regenten derselben ansahen, weil sie aus Unkenntniß der Natur nicht wußten, daß gerade die entgegengesetzten Stoffe und Wesen sich anziehen, sich durch sich selbst zu einem Ganzen verbinden. Was ist denn nun aber der Gott des Salzes? der Gott, dessen Gebiet, Dasein, Offenbarung, Wirkungen und Eigenschaften im Salze enthalten sind? Nichts andres, als das Salz selbst, welches dem Menschen wegen seiner Eigenschaften und Wirkungen als ein göttliches, d.h. wohlthätiges, herrliches, preis- und bewundrungswürdiges Wesen erscheint. Homer nennt ausdrücklich das Salz göttlich. Wie also der Gott des Salzes nur der Ein- und Ausdruck von der Gottheit oder Göttlichkeit des Salzes ist, so ist auch der Gott der Welt oder Natur überhaupt nur der Ein- und Ausdruck von der Gottheit der Natur.

9.

Der Glaube, daß in der Natur ein andres Wesen sich ausspricht, als die Natur selbst, daß die Natur von einem von ihr unterschiednen Wesen erfüllt und beherrscht sei, ist im Grunde eins mit dem Glauben, daß Geister, Dämonen, Teufel durch den Menschen, wenigstens in gewissen Zuständen, sich aussprechen, den Menschen besitzen, ist in der That der Glaube, daß die Natur von einem fremden, geisterhaften Wesen besessen sei. Allerdings ist auch wirklich die Natur auf dem Standpunkte dieses Glaubens von einem Geiste besessen, aber dieser Geist ist des Menschen Geist, seine Phantasie, sein Gemüth, das sich unwillkührlich in die Natur hineinlegt, die Natur zu einem Symbol und Spiegel seines Wesens macht.

10.

Die Natur ist nicht nur der erste, ursprüngliche Gegenstand, sie ist auch der bleibende Grund, der fortwährende, wenn auch verborgne, Hintergrund der Religion. Der Glaube, daß Gott, selbst wenn er als ein von der Natur unterschiednes, übernatürliches Wesen vorgestellt wird, ein außer dem Menschen existirendes, ein objectives Wesen ist, wie die Philosophen sich ausdrücken, hat seinen Grund darin, daß das außer dem Menschen existirende, gegenständliche Wesen, die Welt, die Natur ursprünglich selbst Gott ist. Die Existenz der Natur gründet sich nicht, wie der Theismus wähnt, auf die Existenz Gottes, nein! umgekehrt: die Existenz Gottes oder vielmehr der Glaube an seine Existenz gründet sich nur auf die Existenz der Natur. Du bist nur deswegen genöthigt, Gott als ein existirendes Wesen zu denken, weil du von der Natur selbst genöthigt wirst, deiner Existenz und deinem Bewußtsein die Existenz der Natur vorauszusetzen, und der erste Grundbegriff Gottes kein andrer ist als eben der, daß er die deiner Existenz vorangehende, vorausgesetzte Existenz ist. Oder: in dem Glauben, daß Gott außer dem Herzen, außer der Vernunft des Menschen existirt, schlechtweg existirt, gleichgültig, ob der Mensch ist oder nicht ist, und ihn denkt oder nicht denkt, wünscht oder nicht wünscht, in diesem Glauben oder vielmehr in dem Gegenstande desselben spukt kein andres Wesen dir im Kopfe, als die Natur, deren Existenz sich nicht auf die Existenz des Menschen, geschweige auf Gründe des menschlichen Verstands und Herzens stützt. Wenn daher die Theologen, besonders die rationalistischen, die Ehre Gottes hauptsächlich darein setzen, daß er ein vom Denken des Menschen unabhängig existirendes Wesen ist, so mögen sie doch bedenken, daß die Ehre dieser Existenz auch den Göttern der blinden Heiden, den Sternen, Steinen, Bäumen und Thieren zukommt, daß also die gedankenlose Existenz ihres Gottes sich nicht von der Existenz des ägyptischen Apis unterscheidet.

11.

Die den Unterschied des göttlichen Wesens vom menschlichen Wesen oder wenigstens vom menschlichen Individuum begründenden und ausdrückenden Eigenschaften sind ursprünglich oder der Grundlage nach nur Eigenschaften der Natur. Gott ist das mächtigste oder vielmehr allmächtige Wesen – d. h., er vermag, was der Mensch nicht vermag, was vielmehr die menschlichen Kräfte unendlich übersteigt und daher dem Menschen das demüthigende Gefühl seiner Beschränktheit, Ohnmacht und Nichtigkeit einflößt. „Kannst du, spricht Gott zu Hiob, die Bande der sieben Sterne zusammenbinden? Oder das Band des Orion auflösen? Kannst du die Blitze auslassen, daß sie hinfahren und sprechen: hier sind wir? Kannst du dem Rosse Kräfte geben? Flieget der Habicht durch deinen Verstand? Hast du einen Arm wie Gott und kannst mit gleicher Stimme donnern als er thut!“ Nein! das kann der Mensch nicht; mit dem Donner läßt sich die menschliche Stimme nicht vergleichen. Aber was ist die Macht, die sich in der Gewalt des Donners, in der Stärke des Rosses, im Flug des Habichts, im unaufhaltsamen Laufe des Siebengestirns äußert? Die Macht der Natur4). Gott ist das ewige Wesen. Aber in der Bibel selbst steht geschrieben: „Ein Geschlecht vergeht, das andre kommt, die Erde aber bleibt ewig.“ Im Zend Avesta heißen ausdrücklich Sonne und Mond wegen ihrer beständigen Fortdauer „Unsterbliche“. Und ein peruanischer Ynka sagte zu einem Dominicaner: „Du betest einen Gott an, der am Kreuze gestorben ist, ich aber bete die Sonne an, die nie stirbt.“ Gott ist das allgütige Wesen, „denn er lässet seine Sonne aufgehen über die Bösen und über die Guten und lässet regnen über Gerechte und Ungerechte“; aber das Wesen, das nicht zwischen Guten und Bösen, Gerechten und Ungerechten unterscheidet, nicht nach moralischen Verdiensten die Güter des Lebens austheilt, das überhaupt deswegen auf den Menschen den Eindruck eines guten Wesens macht, weil seine Wirkungen, wie z. B. das erquikkende Sonnenlicht und Regenwasser, Quellen der wohlthuendsten Empfindungen sind, das ist eben die Natur. Gott ist das allumfassende, universelle, das eine und selbe Wesen, aber es ist ein und dieselbe Sonne, die allen Menschen und Wesen der Erde oder Welt – denn die Erde ist ursprünglich und in allen Religionen die Welt selbst – leuchtet, ein und derselbe Himmel, der sie alle umspannt, ein und dieselbe Erde, die sie alle trägt. Daß ein Gott ist, sagt Ambrosius, bezeugt die gemeine Natur, denn es ist nur eine Welt. Wie Sonne, Mond, Himmel, Erde und Meer Allen gemein sind, sagt Plutarch, aber bei dem Einen so bei den Andern anders heißen, so ist auch Ein das Universum lenkender Geist, aber er hat verschiedne Namen und Culte. Gott ist „kein Wesen, das in Tempeln wohnt, die von Menschenhänden gemacht sind;“ aber auch nicht die Natur. Wer kann das Licht, wer den Himmel, wer das Meer in begrenzte menschliche Räume einschließen? Die alten Perser und Germanen verehrten nur die Natur, aber sie hatten keine Tempel. Dem Naturverehrer ist es zu eng, zu schwül in den gemachten, abgezirkelten Räumen eines Tempels oder einer Kirche; es ist ihm nur wohl unter dem freien, unbegrenzten Himmel der sinnlichen Anschauung. Gott ist das nicht nach menschlichem Maßstab bestimmbare, das unermeßlich, große, unendliche Wesen; aber er ist es nur, weil die Welt, sein Werk, groß, unermeßlich, unendlich ist oder wenigstens so dem Menschen erscheint. Das Werk lobt seinen Meister: die Herrlichkeit des Schöpfers hat ihren Grund nur in der Herrlichkeit des Geschöpfs. „Wie groß ist die Sonne, aber wie groß ist erst der, der die Sonne gemacht hat!“ Gott ist das überirdische, übermenschliche, höchste Wesen; aber auch dieses höchste Wesen ist seinem Ursprung und seiner Grundlage nach nichts andres, als das räumlich oder optisch höchste Wesen: der Himmel mit seinen glänzenden Erscheinungen. Alle Religionen von nur einiger Schwungkraft versetzen ihre Götter in die Region der Wolken, in den Aether oder in Sonne, Mond und Sterne, alle Götter verlieren sich zuletzt in den blauen Dunst des Himmels. Selbst der spiritualistische Gott der Christen hat seinen Sitz, seine Basis oben im Himmel. Gott ist das geheimnißvolle, unbegreifliche Wesen, aber nur weil die Natur dem Menschen, namentlich dem religiösen, ein geheimnißvolles, unbegreifliches Wesen ist. „Weißt du, sagt Gott zu Hiob, wie sich die Wolken ausstreuen? Bist du in den Grund des Meeres gekommen? Hast du vernommen wie breit die Erde sei? Hast du gesehen, wo der Hagel herkommt?“ Gott endlich ist das über menschliche Willkühr erhabne, von menschlichen Bedürfnisse und Leidenschaften unberührte, das ewig sich selbst gleiche, nach unwandelbaren Gesetzen waltende, das was es einmal festgesetzt, für alle Zeiten unabänderlich festsetzende Wesen? Aber auch dieses Wesen, was ist es anders, als die bei allem Wechsel sich selbst gleich bleibende, gesetzmäßige, unerbittliche, rücksichtslose, unwillkührliche Natur5)?

12.

Gott, als Urheber der Natur, wird zwar als ein von der Natur unterschiednes Wesen vorgestellt, aber Das, was dieses Wesen enthält und ausdrückt, der wirkliche Inhalt desselben ist nur die Natur. „Aus ihren Früchten sollt ihr sie erkennen“ heißt es in der Bibel und der Apostel Paulus verweist uns ausdrücklich auf die Welt als das Werk hin, woraus Gottes Existenz und Wesen zu erkennen sei, denn Das, was einer hervorbringt, enthält ja sein Wesen, zeigt uns, was er ist und vermag. Was wir in der Natur haben, das haben wir daher in Gott gedacht nur als Urheber oder Ursache der Natur – also kein moralisches, geistiges, sondern nur ein natürliches, physisches Wesen. Ein Gottesdienst, der sich auf Gott nur als Urheber der Natur gründete, ohne anderweitige aus dem Menschen geschöpfte Bestimmungen mit ihm zu verknüpfen, ohne ihn zugleich als politischen und moralischen, d. i. menschlichen Gesetzgeber zu denken, wäre reiner Naturdienst. Zwar wird der Urheber der Natur mit Verstand und Willen belegt; aber Das, was eben dieser Wille will, dieser Verstand denkt, ist gerade das, wozu kein Wille, kein Verstand erfordert wird, wozu bloße mechanische, physische, chemische, vegetabilische, animalische Kräfte und Triebfedern hinreichen.

13.

So wenig die Bildung des Kindes im Mutterleib, die Bewegung des Herzens, die Verdauung und andre organische Functionen Wirkungen des Verstandes und Willens sind, so wenig ist die Natur überhaupt die Wirkung eines geistigen, d. i. wollenden und wissenden oder denkenden Wesens. Ist die Natur ursprünglich ein Geistesproduct und folglich eine Geistererscheinung, so sind auch die gegenwärtigen Naturwirkungen geistige Wirkungen, Geistererscheinungen. Wer A sagt, muß B sagen; ein supranaturalistischer Anfang fordert nothwendig eine supranaturalistische Fortsetzung. Da nur macht ja der Mensch Wille und Verstand zur Ursache der Natur, wo die Wirkungen unter dem Willen und Verstand über den Verstand des Menschen gehen, wo er Alles sich nur aus sich, aus menschlichen Gründen erklärt, wo er nichts versteht und weiß von den natürlichen Ursachen, wo er daher auch die besondern, gegenwärtigen Naturerscheinungen von Gott, oder wie z. B. die ihm unerklärlichen Bewegungen der Gestirne, von untergeordneten Geistern ableitet. Ist aber gegenwärtig der Stützpunkt der Erde und Gestirne nicht das allmächtige Wort Gottes, das Motiv ihrer Bewegung kein geistiger oder englischer, sondern ein mechanischer, so ist nothwendig auch die Ursache und zwar erste Ursache dieser Bewegung eine mechanische oder überhaupt natürliche. Von Wille und Verstand, überhaupt vom „Geiste“ die Natur ableiten, das heißt die Rechnung ohne den Wirth machen, das heißt aus der Jungfrau ohne Erkenntniß des Mannes blos durch den heilgen Geist den Heiland der Welt gebären, das heißt aus Wasser Wein machen, das heißt mit Worten Stürme beschwören, mit Worten Berge versetzen, mit Worten Blinde sehend machen. Welche Schwachheit und Beschränktheit, die untergeordneten Ursachen, die causas secundas des Aberglaubens, die Wunder, die Teufel, die Geister als Erklärungsgründe von Naturerscheinungen zu beseitigen, aber die prima causa, die erste Ursache alles Aberglaubens unangetastet stehen zu lassen!

14.

Mehrere Kirchenväter behaupteten, daß der Sohn Gottes keine Wirkung des Willens, sondern des Wesens, der Natur Gottes, daß das Naturproduct früher sei, als das Willensproduct und daher der Zeugungsact, als ein Wesens- oder Naturact, dem Act der Schöpfung als einem Willensact vorangehe. So hat sich selbst inmitten des übernatürlichen Gottes, obwohl im größten Widerspruch mit seinem Wesen und Willen die Wahrheit der Natur geltend gemacht. Dem Willensact ist der Zeugungsact vorausgesetzt, eher als die Thätigkeit des Bewußtseins, des Willens ist die Thätigkeit der Natur. Vollkommen wahr. Erst muß die Natur sein, ehe das ist, was sich von der Natur unterscheidet, die Natur als einen Gegenstand des Wollens und Denkens sich gegenübersetzt. Von der Verstandlosigkeit zu Verstande kommen, das ist der Weg zur Lebensweisheit, aber von Verstand zur Verstandlosigkeit kommen, das ist der directe Weg ins Narrenhaus der Theologie. Den Geist nicht auf die Natur, sondern umgekehrt die Natur auf den Geist setzen, das heißt den Kopf nicht auf den Unterleib, den Bauch, sondern den Bauch auf den Kopf stellen. Das Höhere setzt das Niedere, nicht dieses jenes voraus,6) aus dem einfachen Grunde, weil das Höhere etwas unter sich haben muß, um höher zu stehen. Und je höher, je mehr ein Wesen ist, desto mehr setzt es auch voraus. Nicht das erste Wesen, sondern das späteste, letzte, abhängigste, bedürftigste, zusammengesetzteste Wesen ist eben deswegen das höchste Wesen, gleich wie in der Bildungsgeschichte der Erde nicht die ältesten ersten Gesteine, die Schiefer- und Granitgesteine, sondern die spätesten, jüngsten Producte, die Basalte und dichten Laven die schwersten, die gewichtigsten sind. Ein Wesen, das die Ehre hat, Nichts vorauszusetzen, das hat auch die Ehre, Nichts zu sein. Aber freilich die Christen verstehen sich auf die Kunst, aus Nichts Etwas zu machen.

15.

Alle Dinge kommen und hängen von Gott ab, sagen die Christen im Einklang mit ihrem gottseligen Glauben, aber, setzen sie sogleich hinzu im Einklang mit ihrem gottlosen Verstande, nur mittelbar: Gott ist nur die erste Ursache, aber dann kommt das unübersehbare Heer der subalternen Götter, das Regiment der Mittelursachen. Allein die sogenannten Mittelursachen sind die allein wirklichen und wirksamen, die allein gegenständlichen und fühlbaren Ursachen. Ein Gott, der nicht mehr mit den Pfeilen Apollos den Menschen zu Boden streckt, nicht mehr mit dem Blitz und Donner Jupiters das Gemüth erschüttert, nicht mehr mit Kometen und andern feurigen Erscheinungen den verstockten Sündern die Hölle heiß macht, nicht mehr mit allerhöchster „selbsteigenster“ Hand das Eisen an den Magnet heranzieht, Ebbe und Fluth bewirkt und das feste Land gegen die übermüthige, stets eine neue Sündfluth drohende Macht der Gewässer schirmt, kurz ein aus dem Reiche der Mittelursachen vertriebener Gott ist nur eine Titulaturursache, ein unschädliches, höchst bescheidenes Gedankending – eine bloße Hypothese zur Lösung einer theoretischen Schwierigkeit, zur Erklärung des ersten Anfangs der Natur oder vielmehr des organischen Lebens. Denn die Annahme eines von der Natur unterschiedenen Wesens zur Erklärung ihres Daseins stützt sich, wenigstens in letzter Instanz, nur auf die – übrigens nur relativ-subjective Unerklärlichkeit des organischen, insbesondere menschlichen Lebens aus der Natur, indem der Theist sein Unvermögen