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1907: Oliver und Dave sind Brüder. Sie leben in Deadwood, South Dakota, doch als Darius ermordet wird, dem besonders Oliver nahegestanden hatte, beschließt er, dessen Mörder aufzuspüren ...
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Seitenzahl: 70
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Es geschah an einem Dienstagnachmittag; Einer der McClancy-Brüder lauerte Darius auf der Hauptstraße auf und zog seinen Colt. Zu diesem Zeitpunkt befand sich Dave in seinem Saloon und Oliver war draußen am Fluss. Der Schuss lockte die Menschen von überall her und es dauerte nicht lange, bis die beiden Brüder, Dave und Oliver, ebenfalls davon erfuhren. Darius war für die beiden eine Art Bruder, sie lernten ihn zu einer Zeit kennen, als dieser mit seinem Leben Schluss machen wollte und nahmen ihn bei sich auf.
Es dauerte nicht lange, bis sich Oliver in den Saloons der Stadt herumtrieb, auf der Suche nach Erlösung. Der Black Hills Pioneer berichtete von einer Auseinandersetzung, die in einem Mord endete, Oliver sprach nur von Mord, obwohl er zur Zeit der Tat nicht anwesend war. Er sagte, Darius habe niemals einen Streit begonnen. Ihn würde man höchstens rufen, wenn es irgendwo einen gäbe und Dave wusste, dass dies der Wahrheit entsprach. Irgendwann war Oliver weg. Er nahm das gesamte Geld des Saloons den sie mehr oder weniger gemeinsam betrieben, ein paar Klamotten, einen kleinen Koffer und verschwand aus Deadwood. Später würde Dave aus der Zeitung erfahren, dass sich sein Bruder Oliver bis an die Ostküste durchgeschlagen hatte. Er hatte sich einer Verbrecherorganisation angeschlossen, die schon seit langem New Yorks Schattenwelt beherrscht. Doch vielleicht sollten wir ein wenig vorher beginnen, nicht wahr? Beginnen wir in einem Zimmer. Es gehört einer Dame, die Männern im besten Bordell der Stadt ihre Dienste anbietet.
„Du lügst“, sagt Oliver als er sich wieder anzieht. „Du lügst mich an! Du hast mit jedem Mann in dieser Stadt im Bett gelegen, also erzähl mir nicht, dass du sie nicht kennst!“
„Ja, stimmt. Ich kenne sie. Sie haben die Stadt verlassen“, entgegnet die Frau. Oliver sieht sie an.
„Weiß ich nicht. Woher auch? So etwas zu wissen gehört nicht zu meinen Aufgaben, wie du weißt“, erwidert sie. Oliver legt zwei Dollar auf ihren Nachttisch, nimmt seinen Hut und verlässt das Zimmer. Er läuft zum ersten Saloon den er sieht und bestellt ein Bier. Dabei fragt er sich, ob sein Leben wirklich so enden soll. Zwischen Saloons und Hurenhäuser.
„Sie haben Bekannte in New York“, sagt der Barmann auf einmal. Oliver trinkt sein Bier leer und sieht ihm an. „In all der Zeit hat es niemand geschafft, diesen Banditen das Handwerk zu legen. Ich hoffe, Sie haben mehr Glück.“ Oliver bestellt noch ein Bier und trinkt auch dieses leer.
„Danke“, entgegnet er. Dann fragt Oliver: „Woher weißt du, dass ich hinter ihnen her bin?“
„Es wird viel geredet in den Bars hier. Todd hat es von einen der Mädchen erfahren und wenn der einmal einen zu viel hat, weiß es irgendwann der ganze Saloon“, sagt der Barmann.
Um zwölf Uhr Mitternacht betritt ein Mann um die fünfzig den Saloon und bestellt ein Glas Wild Irish Rose. Er ist anders als die meisten Männer, die im Saloon ein und aus gehen: Er trägt einen teuren Anzug und wirkt nicht wie jemand, der sich den ganzen Tag in schmuddeligen Ecken herumtreibt; viel mehr wirkt er wie ein Gentleman. Ein Mann mit guten Manieren, ein Mann aus gutem hause.
Als der Barman ihm seinen Drink hinstellt, fragt der Gentleman, ob es hier immer so zuginge wie jetzt.
„Ja, immer öfter“, erwidert der Mann hinterm Tresen und lässt den Fremden in dem teuren Anzug mit seinem Drink allein.
„Sie kommen nicht von hier, nicht wahr?“ fragt Oliver auf einmal. Er leert seine zehnte Flasche und sieht den Mann neugierig an.
„Francis Smith. Ich bleibe nicht hier, ich fahre morgen zurück nach New York“, sagt der Mann. Oliver sieht ihm lange an. Er ist schon sehr betrunken, bestellt aber noch ein Bier.
„Und was macht so ein schicker Mann wie Sie in einer solchen Gegend?“ fragt er. Der Mann trinkt einen Schluck von seinem Getränk. Dann sieht er wieder zu Oliver.
„Ich hatte in einer Stadt etwas zu erledigen“, sagt er dann.
„Kennen Sie die McClancys? Es sind Mistkerle. Ich will sie kriegen, Peng!“ Oliver trinkt sein Bier leer und der Mann sagt, er kenne sie tatsächlich.
„Wir sind so etwas wie alte Bekannte“, sagt er und Oliver erzählt, woher er die Brüder kennt. Und der Mann hört zu. Er hört seine ganze Geschichte und weshalb Oliver im Saloon sitzt und trinkt.
„Die Welt ist grausam“, beendet er seine Erzählung. Fernando, so der richtige Name des Mannes, trinkt seinen Cocktail aus und bezahlt. Dann verlässt er den Saloon.
An diesen Vormittag wartet eine Kutsche vor dem Hotel darauf, dass Fernando DiReto abfahrbereit ist. Er fährt nach New York zurück, so, wie er es Oliver gesagt hatte.
Von einer Kutsche lässt er sich nach East Village fahren, steigt aus und betritt das Crazy Horse, in dem er gemeinsam mit seinem Cousin ein illegales Casino betreibt und dass vielen Ganoven als Rückzugsort dient. Fernando muss nicht lange suchen, bis er ihn an der Bar findet. Er ist Mitte fünfzig, hat schwarzes Haar und trägt, genau wie er selbst, einen teuren Anzug.