Deadly School - The Dean - Kitty Stone - E-Book
SONDERANGEBOT

Deadly School - The Dean E-Book

Kitty Stone

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,49 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Er ist der Dekan der Schule und absolut tabu für mich. Er wurde eingestellt, damit nicht noch jemand stirbt - wie meine beste Freundin. Wie dominant er ist, erfahre ich, als ich einen dummen Fehler begehe. Ich recherchiere die falschen Dinge auf dem Schulcomputer und lande in seinem Büro. Dass er heiß ist, macht es nicht einfacher, ihm meine tiefsten Geheimnisse zu offenbaren. Aber ich kann nicht anders. Nur er wird mich verstehen. Nur er kann … diesen Hunger befriedigen. Den Hunger, den erst er wirklich weckt. Sie ist eine Schülerin. Nicht weniger und niemals mehr. Es ist mein Job ihr zu helfen. Auch wenn ich wegen anderer Vorfälle an die Schule geholt wurde. Es ist nicht meine Aufgabe, diese Neugier in ihr zu wecken. Ich darf nicht der Faszination erliegen. Ich darf nicht ihre Entdeckungsreise antreiben. Ich muss sie vor meinen eigenen Dämonen schützen, die mich heimsuchen. Wenn sie nur nicht so verdammt … perfekt wäre. Wenn sie nur nicht die Antwort auf alle Fragen zu versprechen schiene. Wenn ich nur nicht wüsste, dass ich diesen Hunger in ihr stillen kann … Unanständig-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



THE DEAN

KITTY STONE & MIKE STONE

 

Er ist der Dekan der Schule und absolut tabu für mich.

Er wurde eingestellt, damit nicht noch jemand stirbt - wie meine beste Freundin.

Wie dominant er ist, erfahre ich, als ich einen dummen Fehler begehe.

Ich recherchiere die falschen Dinge auf dem Schulcomputer und lande in seinem Büro.

Dass er heiß ist, macht es nicht einfacher, ihm meine tiefsten Geheimnisse zu offenbaren.

Aber ich kann nicht anders. Nur er wird mich verstehen.

Nur er kann … diesen Hunger befriedigen.

Den Hunger, den erst er wirklich weckt.

 

Sie ist eine Schülerin. Nicht weniger und niemals mehr.

Es ist mein Job ihr zu helfen. Auch wenn ich wegen anderer Vorfälle an die Schule geholt wurde.

Es ist nicht meine Aufgabe, diese Neugier in ihr zu wecken.

Ich darf nicht der Faszination erliegen. Ich darf nicht ihre Entdeckungsreise antreiben.

Ich muss sie vor meinen eigenen Dämonen schützen, die mich heimsuchen.

Wenn sie nur nicht so verdammt … perfekt wäre.

Wenn sie nur nicht die Antwort auf alle Fragen zu versprechen schiene.

Wenn ich nur nicht wüsste, dass ich diesen Hunger in ihr stillen kann …

 

~~~~~

 

Einzelband. Unanständig-heiße Dark Romance. Düster und Grenzen überschreitend. Nach dem Dark & Deadly Motto der Autoren.

 

 

Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2019

Folge uns auf

 

https://www.facebook.com/miklanie/

 

 

https://www.instagram.com/_darkstones_/

 

 

 

darkstones.de

 

 

 

Impressum:

Kitty Stone & Mike Stone

Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain

 

© September 2019 Kitty Stone/Mike Stone

 

Alle Rechte vorbehalten!

Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.

Covergestaltung: Oliviaprodesign / Bilder: depositphotos.com

 

 

Falls du sicherstellen möchtest, dass du nichts mehr von uns verpasst:

 

Dann melde Dich für unseren Newsletter an

 

Übrigens, wer sich in unserem Newsletter anmeldet erhält eine Bonusszene aus Deadly Sin. Heiß, verrucht und absolut sündhaft. Erlebt Pater Cole, was er mit seinem Lämmchen auf dem Altar anstellt.

 

 

Warnung vor der Versetzung in triggernde Gefilde

Schlechteste Note im Notenspiegel - T für Trauma

 

 

Wie der erste Band der Dark & Deadly Reihe ist auch dieses Buch eine heiße Dark Romance mit harten Untertönen und heftigen Themen. Es wird echt heiß, aber auch total düster und manchmal passiert das irgendwie gleichzeitig.

 

Themen rund um die Schule und deren natürliche Bewohner - Schüler und Lehrer - stehen im Fokus. Tabuthemen werden nicht nur nicht gescheut, sondern aktiv aufgegriffen. Lust und Leidenschaft kommen alles andere als zu kurz, aber fast alles, was an einer Schule so Schlimmes vorfallen kann, mag auch in diesem Buch auftreten. Und noch ein paar Dinge, die glücklicherweise nicht oft an Schulen vorkommen. Sowie einige Sachen, die leider nicht sehr häufig an Schulen geschehen.

 

Wer keine Gemeinheiten, Problemen junger Menschen, die sie bis zum Äußersten treiben, Tabuthemen im Schulkontext und verschiedenen Arten von Bullying und Missbrauch ertragen kann, möge bitte dieses Buch zur Seite legen. Wer fiktive Lehrer und Schüler an einem real-identischen Maßstab misst, wird hieran keine Freude haben. Und wer vor den magischen vier Buchstaben, aus denen sich BDSM zusammensetzt, akute Probleme hat, ist hier nicht richtig. Und wer denkt, dass es für Dynamiken, wie sie sich im BDSM finden, nur eine richtige Herangehensweise gibt, ebenso.

 

Dieses Buch ist eine Romance, also geht es gut aus. Aber das betrifft nur das Ende. Auf dem Weg dorthin geht es in die tiefsten Tiefen und Lehrers Lieblinge haben es besonders schwer. Es geht zur Sache und es geht ans Eingemachte. Deswegen ist dies eine ausdrückliche und explizite Triggerwarnung.

Wer uns und unsere Bücher kennt und insbesondere Deadly Sin voll und ganz genießen konnte, muss sich nicht sonderlich fürchten. Aber wir sind diesmal auf einem anderen Spielfeld und spielen ein Schulsportspiel, kein Glockenspiel. Also fühlt euch nicht völlig sicher. Schließlich ist es unser liebstes Hobby, zu überraschen.

Wer sich vom Buch getriggert fühlt, legt es bitte beiseite oder rührt es gar nicht erst an, wenn das Gefühl ungut ist. Und wer sich in diesem Buch selbst sehr wiederfindet … sucht sich BITTE Hilfe. Das Leben ist keine Geschichte mir garantiertem Happy End. Und es hat auch keinen Dean Connor McBaine, der einem helfen wird.

Erstes Kapitel

 

Octavia Wright

 

 

Innerlich glühe ich vor Scham, während ich meine schweißnassen Hände gefaltet im Schoß liegen habe, damit ich nicht mit den Fingern herumspiele. Ich habe in unendlich langen und vielen Strafpredigten gelernt, mir nicht anmerken zu lassen, wie es in mir aussieht. Allerdings war das vor meinen Eltern und nicht dem ›Dean of Students‹ - dem Dekan der Schülerschaft.

Das allererste Mal sitze ich in Mr. McBaines Büro. Und das ist nicht dem Umstand geschuldet, dass er erst seit Kurzem an unserer Schule ist. Nein, seit ich auf die Senior High School gehe, musste ich noch nie in das Büro des Direktors, oder wie jetzt, in das des Dekans, der sich seit einigen Monaten um alle Probleme mit den Schülern kümmert.

Ich mache nie Probleme!

»Du interessierst dich also für Dominanz und Unterwerfung«, reißt er mich unvermittelt aus meinen Gedanken.

Ich schrecke auf meinem Stuhl zusammen. Woher weiß er das?

Er lässt langsam die Akte sinken, in der er einige Minuten aufmerksam gelesen hat, und sieht mich mit durchdringendem Blick an. Seine intensiv blauen Augen scheinen mich völlig zu durchschauen und ich habe das Gefühl, keine Geheimnisse vor ihnen verbergen zu können. Meine aufgebaute Selbstbeherrschung bekommt Risse, denn ich habe keine Ahnung, wie ich reagieren soll. Es war nicht als Frage formuliert, aber seine Augen ruhen immer noch auf mir, als ob er eine Antwort erwartet … Oder eine Erklärung? Die ich nicht liefern kann, weil ich keine Ahnung habe, wie er darauf kommt.

Langsam lehnt er sich in seinem Stuhl vor und legt seine gefalteten Hände auf den Tisch ab. Angelegentlich, aufmerksam, fast schon bedrohlich sprungbereit und unnachgiebig. Er wird eine Antwort einfordern, egal, wie lange es dauert … Die ganze Zeit lässt er mich nicht aus den Augen. Ich fühle mich wie ein Kaninchen, dass sich totzustellen versucht, während er die Schlange ist, die ihr Opfer fixiert, kurz bevor sie zuschlägt, um es zu töten.

Nur dass ich kein kleines Häschen bin und er keine Schlange. Und ganz sicher wird er mich nicht töten wollen. Denke ich. Hoffe ich jedenfalls. Was aber will er von mir?

»Stillsitzen. Hände auf die Armlehnen, Rücken gerade, Brust raus.« Seine Stimme ist ruhig, sein Ton bestimmend, seine Anweisungen unmissverständlich. Seine ganze Haltung duldet keinen Widerspruch.

Augenblicklich straffe ich meinen Rücken, sitze gerade und still auf dem Stuhl vor ihm. Einzig meine Hände umschließen die Kanten der Armlehnen. Tief atme ich ein und zittrig verlässt die Luft wieder meine Lungen.

Die Situation ist grotesk und mein Körper reagiert absolut unangemessen. Ich sollte eigentlich auf dem Stuhl versinken und doch sitze ich kerzengerade, wie er es mir befohlen hat. Meine Beine habe ich nicht übereinandergeschlagen, oder presse sie zusammen, sondern sie sind eine Handbreit auseinandergestellt. Ganz so, wie ich es noch vorhin im Internet gelesen habe. Mein Herz pocht wie wild in meiner Brust.

»Du bist im Abschlussjahr, gehst im Sommer ab und auf ein College.« Ganz leicht legt er den Kopf schräg. Aber nur eine Winzigkeit, dass es kaum wahrnehmbar ist.

Aber so wie er mich mit seinem Blick fixiert, so lasse auch ich ihn nicht aus den Augen. Man könnte meinen, dass ich den Augenblick zur Flucht nicht verpassen möchte. Stattdessen spult sich in meinem Kopf ein ganz anderes Szenario ab. Ich will auf keinen Fall irgendeine kleine Geste verpassen, mit der er mich wissen lässt, was ich als Nächstes zu tun habe.

Octavia, du hast sie nicht mehr alle, versuche ich mich aus dem submissiven Empfangsmodus herauszuholen. Das vor mir ist Mr. McBaine, der Dekan der Schule, und ganz sicher kein billiger Abklatsch frei erfundener Romanfiguren, von denen ich nicht genug bekommen kann.

»Es war deine beste Freundin, die sich letztes Schuljahr umgebracht hat.«

Seine Worte sind wie ein Eimer eiskaltes Wasser, der über meinem Kopf ausgeleert wird. Starr blicke ich ihn an. Mein Herz setzt einen Schlag aus, bevor es in meiner Brust heftig rast.

»Es ist ganz normal, dass du diesen Schmerz mit etwas anderem betäuben möchtest. Aber warum benutzt du dafür die Computer in der Schule?«

Noch zu sehr gefangen in den Erinnerungen daran, wie ich Emily im Waschraum vorgefunden habe, sehe ich ihn weiter stumm an. Ich habe noch immer keine Ahnung, was er genau von mir will.

»Hast du deine Zunge verschluckt, Octavia?« Er zieht fragend eine Augenbraue nach oben. Er scheint es nicht zu mögen auf Antworten zu warten.

Ich schüttele den Kopf und räuspere mich. »N-nein, Mr. McBaine.«

»In deiner Akte ist nichts vermerkt. Kein einziger Eintrag in deiner gesamten Schullaufbahn. Eine absolute Musterschülerin.« Er studiert mich sehr aufmerksam, als ob er eine Reaktion von mir erwartet. »Seit einiger Zeit allerdings häufen sich die Meldungen von unbefugter Verwendung der Computersysteme.«

»Ich verstehe nicht.« Das tue ich wirklich nicht. Wir dürfen die PCs in der Schule benutzen.

»Bestimmte Suchwörter lösen sogenannte Red Flags aus. Wir überprüfen nicht jede Meldung. Wenn es sich allerdings häuft, wie in deinem Fall, sind wir als Schule verpflichtet dem nachzugehen.«

Langsam fange ich an zu verstehen und ich kann nicht verhindern, dass mein Kopf anfängt zu glühen. »Die Computer werden überwacht«, stelle ich das Offensichtliche fest.

»Natürlich.«

Shit! Ich bin nicht naiv oder dumm. Ich bin natürlich davon ausgegangen, dass an den PCs jugendgefährdende Seiten gesperrt sind. Aber ich dachte nicht, dass ansonsten die Nutzung noch weiter überwacht wird. Mein normalerweise blitzschnell arbeitender Verstand lässt mich in diesem Moment komplett im Stich und etwas Geistreicheres als ein »Oh«, fällt mir als Antwort nicht ein.

»Wenn du dich dafür interessierst, dann solltest du nicht die Schulcomputer verwenden. Zuhause …«

»Ich recherchiere für ein Referat«, platze ich heraus. Mein Kopf konzentriert sich endlich wieder aufs Wesentliche, statt nur vor Scham zu glühen.

Ich habe keine Ahnung, ob er die Augenbrauen zusammenzieht, weil er mir nicht glaubt, oder weil er verärgert ist, dass ich ihn unterbrochen habe.

»Referat«, murmelt er. »Ich wüsste nicht, dass der Lehrplan Sexualkunde enthält, die das Thema Dominanz und Unterwerfung behandeln würde.«

»Es ist freiwillig. Ich möchte meinen Notendurchschnitt im Psychologie-Kurs verbessern.« Hoffentlich hat er sich meine Noten nicht zu genau angeschaut. Denn ich habe die volle Punktzahl und könnte mir mit solch einem Vortrag eher den Durchschnitt kaputtmachen.

»In Psychologie?«

Mein Verstand arbeitet endlich wieder auf Hochtouren. Ich muss ihm glaubhaft versichern, dass ich rein zu Schulzwecken recherchiert habe.

»Ja. Es geht darum, dass es keine Diskrepanz darstellt, wenn eine Frau selbstbewusst ist, Intelligenz besitzt und Stärke zeigt.« Ich schlucke und versuche weiter den Vortragston beizubehalten, als ob ich ihm den Anfang des Referates vortrage, welches überhaupt nicht existiert, »aber gleichzeitig in ihrer Sexualität den devoten Part ausfüllt. Dass, obwohl sie eine erfolgreiche Geschäftsfrau ist, sie sich bewusst und willentlich dem Mann …«, kurz stocke ich, »oder der Frau unterwirft.«

Stille.

Das Leder des Stuhls knarzt, als er sich darauf zurücklehnt und mich nachdenklich anschaut. Angespannt warte ich ab, ob er mir diesen Mist abkauft.

»Du solltest deine weitere Recherche auf Zuhause verlegen, Octavia. Sonst sitzt du nächste Woche wieder in meinem Büro.«

Aufatmend nicke ich. Vielleicht ein wenig zu euphorisch, aber ich bin froh, dass ich so glimpflich weggekommen bin. »Natürlich, Mr. McBaine. Es tut mir leid, dass ich Ihnen solche Umstände bereitet habe.«

Ich beuge mich hinab, um meine Tasche aufzuheben.

»Ich möchte, dass du mich über deine Fortschritte auf dem Laufenden hältst.«

Mitten in der Bewegung halte ich inne. Wieder beginnt mein Herz wie wild in meiner Brust zu schlagen und der Schweiß tritt mir aus den Poren.

Fuck!

Was soll ich jetzt machen? Ihm beichten, dass ich gelogen habe? Und dann? Dann habe ich nicht nur den Ärger am Hals, dass ich bei einer Lüge erwischt wurde. Nein, noch viel schlimmer, ich muss erklären, warum mich das Thema interessiert und ich es auf den Schulcomputern recherchiert habe. Aber ich kann meinen Laptop nicht dafür nutzen. Zuhause werde ich noch schärfer überwacht, als hier an der Schule.Alles, was auch nur im weitesten Sinn mit dem Thema Sexualität zu tun haben könnte, lässt da gleich alle Alarmglocken losheulen. Das habe ich herausgefunden, als ich mich vor einiger Zeit über die Pille informiert habe und danach eine Strafpredigt über Enthaltsamkeit nach der anderen erdulden und wochenlang schärfste Überwachung durchstehen musste. Mein Vater wird mich im Keller einsperren und erst herauslassen, wenn er der Meinung ist, dass die darauffolgende Therapie meinen Geisteszustand wieder auf Spur gebracht hat.

Abrupt richte ich mich auf. »Ich kann das nicht zuhause nachschlagen. Meine Eltern - insbesondere mein Vater - sind konservativ. Sehr konservativ. Sie überwachen meinen Laptop und den Browserverlauf noch strenger, als die Schule es tut.« Blitzschnell habe ich eine Lösung. »Ich werde mir einfach ein anderes Thema aussuchen.« Mein Lächeln ist auf meinem Gesicht festgefroren. Aber er soll … er muss einfach glauben, dass er mich nicht bei einer Lüge ertappt hat.

Wieder greife ich nach meiner Tasche und ziehe sie mir auf den Schoß.

»Die Auswahl deines Themas ist sehr interessant und vielschichtig. Ich begrüße dein Interesse daran und denke, dass es dir guttun würde, dem weiter nachzugehen. Viel zu selten wagt sich jemand an eine Analyse des Stoffs aus diesem Blickwinkel.«

Meine Gesichtsmuskeln fangen vom gezwungenen Lächeln an zu schmerzen. »Es gibt sicher noch viele interessante Themen, die auch in meinem Kurs passen werden, das ist überhaupt kein Problem. So viel hatte ich außerdem noch nicht zusammengetragen. Ich kann noch heute mit …«

»Wenn die Internetrecherche der Vorbereitung eines Referats dient, kann ich darüber hinwegsehen. Andernfalls müsste ich einen Eintrag in deine Akte vornehmen, worüber deine Eltern automatisch informiert werden.«

Mit noch von meinem letzten Satz offenem Mund lasse ich die Tasche wieder auf meinen Schoß sinken. Damit unterzeichnet er mein Todesurteil. Außer ich …

»Aber wie …?«, seufze ich niedergeschlagen.

»Du kannst in meinem Büro recherchieren. Heute Nachmittag nach der Schule beginnst du.«

Mein Herz schlägt mir bis zu meinem Hals. Ich bin mir sicher, dass, wenn er genau hinsieht, er das Pochen meiner Halsschlagader wahrnehmen kann. Ich kann doch nicht im Büro des Dekans über Sadomasochismus googeln und Informationen für ein Fakereferat zusammentragen. Aber was bleibt mir denn anderes übrig? Tue ich es nicht, wird meine Suchanfrage meinen Eltern gemeldet und bei denen kann ich mich nicht so einfach rausreden. Nicht mehr lange und ich habe den Abschluss geschafft und kann aufs College gehen. Weg von meinen Eltern, weg von der Bevormundung. Aber bis dahin, wenn ich nicht noch mehr Einschränkungen erdulden möchte, muss ich die Füße still halten.

»In Ordnung, Mr. McBaine.« Langsam erhebe ich mich und bin schon auf dem Weg zur Tür, als er mich ein weiteres Mal aufhält.

»Hast du nicht etwas vergessen, Octavia?«

Ich stocke und drehe mich zu seinem Schreibtisch herum. Lächelnd hält er mir einen Zettel entgegen und ich gehe zu ihm, um ihn zu holen. An der äußersten Ecke fasse ich das Blatt an, damit unsere Finger sich nicht berühren, denn meine Selbstbeherrschung hat nicht nur ordentliche Risse, sondern ist kurz davor, komplett zu zerbröckeln.

»Sei pünktlich. Unpünktlichkeit ist ein Zeichen mangelnden Respekts.«

»N-natürlich«, stottere ich und verlasse, die Tasche eng an meinen Körper gedrückt, fluchtartig das Büro. Ich hätte eiskalt den Zettel für Mr. Sutter vergessen, dessen Englisch-Stunde schon begonnen hat und wo ich eigentlich sitzen sollte, statt auf den menschenleeren Fluren herumzulaufen.

Eigentlich ist mein Mund trocken, doch ich verkneife mir eine weitere Zeitvergeudung bei einem Gang zum Wasserspender. Schließlich ist Unpünktlichkeit ein Zeichen mangelnden Respekts. Noch nicht einmal meine Tasche verstaue ich in meinem Spind, sondern nehme sie mit in den Unterricht. Als ich den Klassenraum betrete, richtet sich nicht nur der Blick des Lehrers auf mich, sondern auch die meiner Mitschüler. Mit einer gemurmelten Entschuldigung überreiche ich ihm den Zettel, auf dem der Dekan die Zeit, die ich in seinem Büro verbracht habe, notiert hat.

Während Mr. Sutter das Blatt überfliegt, spüre ich die Augen aller auf mir. Es ist mir unangenehm, im Mittelpunkt zu stehen und die Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Deshalb war Emily Schulsprecherin und nicht ich. Sie hat es genossen sich zu präsentieren, während ich mich lieber im Hintergrund befinde.

Und doch halte ich mich davon ab unruhig von einem Bein auf das andere zu treten. Keiner von denen, die mich neugierig anstarren, sollen auch nur den winzigsten Hauch von Nervosität bei mir sehen. Ich kann es ihnen noch nicht einmal verdenken, dass sie wissen wollen, wo ich war.

Ich komme nie zu spät.

Ich mache keine Probleme.

Nachdem mir Mr. Sutter endlich signalisiert hat, dass ich mich setzen kann, atme ich innerlich auf und schlängle mich durch die Reihen der Tische bis zu meinem Platz. Die Tasche lasse ich auf den Boden neben meinem Pult gleiten, während ich mich endlich auf meinen Stuhl niederlassen kann. Sofort beugt sich Alissa zur mir.

»Wo warst du?«, flüstert sie, ist aber dabei so laut, dass es die anderen in unserer Nähe mitbekommen.

Eigentlich habe ich wenig Lust, es ihr zu erzählen. Seit Emilys Tod meint sie, dass wir nun Freundinnen seien. Und ich habe keine Ahnung, warum sie sich an mich hängt. Aber ich weiß, sie lässt nicht locker, bis ich ihr eine Antwort gegeben habe.

»In Mr. McBaines Büro«, gebe ich so leise zurück, dass es hoffentlich nur sie gehört hat.

Sie quietscht verzückt auf. »Oh. Mein. Gott.«, formt sie mit den Lippen übertrieben und fächelt sich Luft zu. »Ich will alles wissen!«

»Meine Damen«, unterbricht sie zum Glück Mr. Sutter. »Konzentrieren Sie sich auf den Unterricht.«

 

Kaum hat es zur Pause geklingelt und meine Sachen sind zusammengepackt, schon zerrt mich Alissa aus dem Klassenraum. Ich schaffe es gerade so, sie davon zu überzeugen, meine Tasche in den Spind zu verfrachten, bevor sie mich weiter in Richtung Mensa schiebt.

»Brooke, Lucy«, winkt sie aufgeregt ihren Freundinnen zu, kaum, dass wir den Speisesaal betreten haben. Die beiden sind schon mit einem Tablett bewaffnet, mit dem sie sich gerade an der Essensausgabe anstellen wollten. Ich weiß jetzt schon, dass sie sich wieder einen Salat und ein Glas Wasser holen werden. Wie jeden Tag.

Mir dagegen ist der Appetit vergangen und so bleibe ich an der Seite stehen, bis die drei sich ihr Essen geholt haben. Die ganze Zeit haben sie die Köpfe zusammengesteckt, tuscheln und kichern und werfen mir teils erstaunte, teils neugierige Blicke zu.

Eigentlich habe ich auf die gleich folgende Fragestunde überhaupt keine Lust. Und eigentlich sollte ich mich einfach in einen der Toilettenräume verziehen. Aber ich tue es nicht, denn sie würden mir nachgehen und mich so lange belagern, bis ich ihnen brühwarm erzählt habe, warum man mich in das Büro von Mr. McHot, wie er insgeheim genannt wird, zitiert hat.

»Erzähl uns alles«, beginnt sogleich Brooke ohne Umschweife die Unterhaltung.

Ich zucke mit den Schultern. »Da gibt es nichts zu berichten.« Ich werde ihnen ganz sicher nicht erzählen, was ich im Internet gesucht haben und schon gar nicht, dass ich nachmittags in seinem Büro erscheinen soll.

»Man wird doch nicht ohne Grund zum Dekan zitiert. Was hast du angestellt?« Die Augen von Lucy blitzen auf.

Mein Verstand arbeitet auf Hochtouren, um ihnen eine Geschichte aufzutischen, die glaubhaft ist und sie nicht weiter nachbohren lässt. Ich seufze und die Lüge kommt mir einfacher als gedacht über die Lippen. »Der alte Mr. Mitchel hat uns allen ein Sonderreferat verpasst und ich sollte die vergessenen Unterlagen im Lehrerzimmer holen. Ich hatte keinen Zettel für die Fluraufsicht und musste in das Büro des Dekans. So einfach war das.« Keine von den dreien ist im Psychologiekurs, aber sie alle kennen den älteren Lehrer und wissen, wie schusselig er sein kann.

»Wie sah er aus? Was hat er gemacht? Was hat er gesagt?«

»Mr. Mitchel?«

»Der doch nicht! McHot«, haucht Alissa und sieht verträumt in die Ferne. »Ich sag euch. Wenn ich in sein Büro zitiert werden würde …«

»Oh ja«, seufzen Lucy und Brooke gleichzeitig und haben wohl die gleiche Vorstellung wie Alissa.

Ich möchte gar nicht wissen, was dann wäre. Es interessiert mich nicht. Es darf mich nicht interessieren. Ich bin mit eigener Fantasie ausreichend gesegnet. Und die soll erst gar nicht anspringen. Nicht bevor ich den Nachmittag in seinem Büro überstanden habe. Denn das leichte Kribbeln zwischen meinen Beinen ist jetzt schon kaum zu ignorieren, wenn ich an den Dekan denke. An sein Selbstbewusstsein, seine autoritäre Art und welchen Recherchen ich in seinem Büro nachgehen muss, um nicht aufzufliegen.

Da hilft es mir rein gar nicht, daran erinnert zu werden, dass er für einen Mann jenseits der Dreißig verflucht gut aussieht. Oder dass seine Ausstrahlung und Stärke, die er angeblich seiner Zeit beim Militär verdankt, sogar die schlimmsten Bullys der Schule einschüchtern. Oder was er mit seinen großen, kräftigen Händen noch so alles anstellen könnte, wenn er nicht gerade einen Raufbold im Nacken packt und zur Aufgabe zwingt. Hände, die meine Brüste völlig umschließen könnten …

Mist. Vielleicht sollte ich mich doch lieber noch schnell davonstehlen und es mir in einem der Waschräume selbst besorgen, wie ich es manchmal tun muss, wenn meine Fantasie zur falschen Zeit mit mir durchgeht?

 

 

Zweites Kapitel

 

 

Dean Connor McBaine

 

 

Ich ertappe mich dabei, wie ich mit einem unterdrückten Schmunzeln dem Mädchen hinterher sehe, das geradezu fluchtartig mein Büro verlässt. Sie hat keine Ahnung, aber sie ist das Angenehmste, was mir in dieser Woche an Aufgaben begegnet ist. Und dabei ist sie auch noch wirklich hübsch anzuschauen.

Octavia Wright heißt sie laut ihrer Akte. Nachdem ich ihr begegnet bin, könnte ich dem einen Vermerk hinzufügen, dass sie ein stilles Wasser ist. Aber das ist nicht meine Aufgabe hier.

Tatsächlich ist jemand wie sie im Grunde nicht wirklich mein Zuständigkeitsbereich. Aber mein Tätigkeitsfeld umfasst solche Fälle und ich werde mich nicht darüber beschweren. Sie hat mit ihrer sogenannten Recherche die Überwachungssoftware des Schulnetzwerks in heillose Aufregung versetzt und jemand musste sich des Falls annehmen. Hätte ich es nicht getan, wäre der Job zweifellos jemandem zugefallen, der weniger Verständnis für die berührten Interessengebiete gehabt hätte. Und der dafür wahrscheinlich auf die Ausrede mit dem Referat hereingefallen wäre.

Es war ein Versuch, mich für dumm zu verkaufen. Und das schätze ich nicht. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, ist die Strafe der jungen Dame in gewisser Weise eine kleine Belohnung für mich. Ein gewisses, leichtes Kitzeln in der Leistengegend muss ich mir eingestehen, wenn ich an ihre enthusiastische Suche nach allem, was mit BDSM zu tun hat, denke.

Sadomasochismus, Lustschmerz und Züchtigung als Themengebiete hat sie nur gerade genug gestreift, um fast jeden stillen Alarm auszulösen, den die Sicherheitssoftware der Schule einprogrammiert hat. Die Liste der anderen Suchwörter und besuchten Webseiten ist wesentlich länger und eindeutig reizvoller. Disziplinierung, Unterwerfung, Dominanz und sogar den Bereich der völligen Versklavung hat sie sich sehr genau angesehen. Mit einem Blick auf die detaillierte Aufstellung aller Bewegungen im Internet während ihrer Session glaube ich erfassen zu können, dass da jemand Blut geleckt hat.

Sie war schlau genug, keine der eindeutigen Webseiten aufzusuchen, die eine sofortige Sperre verursacht hätten. In dem Fall wäre die Sache auch direkt zur Schulleitung gegangen. So ist sie zuerst auf meinem Schreibtisch gelandet. Und ich hätte sie beinahe ungeöffnet weitergeleitet, denn wenn ich es genau nehme, habe ich keine Zeit für so einen Unsinn.

Was mich aufgehalten hat, kann ich nicht sagen. Das Thema BDSM, nehme ich an. Das spielt schließlich in meinem Leben eine gewisse Rolle. Und nachdem ich das süße, kleine Ding gesehen habe, bereue ich die Entscheidung auch nicht. Sie mag eine junge Frau sein, aber sie ist eindeutig noch in der Schüchternheit der Jugend gefangen und viel zu neugierig und intelligent für ihr eigenes Gutes. Alles in allem also eine willkommene Abwechslung von den wichtigtuerischen Vollidioten, mit denen ich mich ansonsten herumschlagen muss. Hätte diese Schule mehr Schüler wie sie, wäre ich gar nicht hier.

Aber die Schule hat leider ein Problem mit übergriffigen Jungs und zuletzt gipfelte das - oder irgendeine andere, noch unbekannte Ursache - in einem Selbstmord auf dem Schulgelände. Und deswegen bin ich hier. Skandale kann sich dieses Bildungsinstitut nicht leisten, denn es ist eine Privatschule, die von ihrem Ruf lebt. Und der leidet unter jedem unangenehmen Vorfall.

Verkneifen kann ich mir den Gedanken jedoch nicht, dass es schon reichen könnte, dem Sozialverhalten der Schüler mehr Aufmerksamkeit zu schenken, statt sich wegen einer insgesamt ziemlich harmlosen Internetsuche ins Hemd zu machen. Meine eigene Arbeit würde mir zumindest leichter fallen, wenn die lückenlose Überwachung aller Online-Aktivitäten von Schülern, sobald ein sexuell belegtes Schlagwort ins Spiel kommt, auch Begriffe mit einschließen würde, die mit Gewalt zu tun haben.

Jedenfalls nehme ich das an. Erfahren werde ich es wohl nie, denn sobald es nicht um die Vermeidung ungewollter Schwangerschaften des Nachwuchses gut betuchter Eltern geht, ist plötzlich die Privatsphäre des Schülers wichtiger als die Identifizierung möglicher Problemfälle. Oder einfacher gesagt, wenn es nicht ums Ficken geht, darf keiner den Schülern zu direkt hinterherschnüffeln.

Und deshalb muss ich meine Konzentration von einem viel zu jungen und dadurch verboten knackigen Hintern, der aus meinem Büro verschwindet, abwenden. Gerüchte, Andeutungen und Aussagen aus dritter oder vierter Hand zu möglichen Übergriffen gegenüber Schülern, die sich selbst nicht trauen, den Mund aufzumachen, sind noch für eine ganze Weile mein Hauptaugenmerk. Und meine regelmäßigen Runden in den Pausen darf ich nicht vernachlässigen. Sie sind die wenigen Gelegenheiten, bei denen ich selbst beobachten kann und im allgemeinen Chaos nicht dabei auffalle.

Während der Mittagspause ist das besonders leicht und zugleich besonders schwer. Alle Schüler sind auf den Gängen unterwegs und mit sich selbst oder ihren Angelegenheiten beschäftigt. Nur wenige achten auf mich und ich sehe viel von dem, was vor sich geht. Zumal ich meine Verdächtigen bereits kenne. Es ist eine wichtige und wertvolle Aufgabe, die … mich an den Rand meiner Beherrschung bringt.

Das Chaos um mich herum während dieser Pause im Besonderen ist … absolut. Und ich hasse Chaos mehr als irgendetwas sonst auf der Welt, dem ich noch ausgesetzt bin. Das Gedränge und der Lärm wecken Erinnerungen und das löst heftige Anspannungen aus, die ich mühsam unter Kontrolle halten muss. Nicht selten muss ich mich bewusst davon abhalten, einem rempelnden Blödmann, der zu abgelenkt ist, um meine schwer übersehbare Gestalt zu bemerken, keinen Nackenschlag zu verpassen, der ihn einen Salto schlagen lässt.

Immer sind es natürlich die Kerle. Ohne mehr als nötig hineinzuinterpretieren, sind Jungs in der Pubertät einfach unaufmerksamer als Mädchen. Wirklich von Bedeutung sind diese jüngeren Schüler aber nicht, was es nur umso ärgerlicher macht. Mein Augenmerk gilt besonders bestimmten Mitgliedern des Abschlussjahrgangs und mit Mühe, den Impuls zu unterdrücken, einen Siebtklässler ungespitzt in den Boden zu rammen, der nicht auf mich geachtet hat und in mich hinein rennt, kostet Nerven und Zeit.

Ich folge dem Drängen der Masse in die Mensa der Schule, denn dorthin zieht es sowieso alle Schüler. Und dort habe ich die besten Chancen, einen Platz abseits des Verkehrs zu finden, wo nicht dauernd jemand in mich hinein rennt. Ganz zu schweigen davon, dass die Burschen, die ich besonders im Blick habe, dort ihren Hunger stillen werden.

Schon während ich mir instinktiv eine ruhigere Stelle suche, scanne ich den großen Raum auf die Art, die ich auf die harte Tour lernen musste. Nur dass ich diesmal nicht nach Anzeichen für versteckte Waffen oder Sprengstoffwesten unter weiter, wüstentauglicher Kleidung suche, sondern nach den Jacken der Sportmannschaft. Und spezifisch nach den breitschultrigen Gestalten der Herren Benham, Dougan und Wills. Meine drei ganz besonderen Freunde.

Natürlich schaue ich dabei auch gleich nach möglichen Opfern für deren Gemeinheiten. Meist trifft es jüngere Schüler, aber niemand ist sicher. Wer sich als Opfer anbietet, läuft auch Gefahr, eines zu werden.

Dass ich dabei an einem Schopf langer, glatter, brauner Haare hängen bleibe und einen kurzen Blick auf zwei Augen erhasche, die bernsteinfarben zu nennen nicht nur einem Dichter in den Sinn kommen würde, überrascht mich etwas. Ich würde meinen, ich müsste die kleine Octavia für den Moment aus meinen Gedanken verbannt haben, aber das ist offenbar ein Irrtum.

Zeit, sie und ihre gleichaltrigen Freundinnen genauer in Augenschein zu nehmen, habe ich allerdings nicht. Zu offensichtlich ist das Katastrophenpotenzial des Siebtklässlers, der mit einem Tablett voller Trinkbecher mit klaren Getränken darin eher unsicher seinen Weg zwischen den Tischen hindurch sucht. Und zwar auf einem Kurs, der ihn direkt an Miles Benham III. vorbeiführen wird. Was diesem bereits klar geworden ist, so wie eine Muräne nicht verpassen würde, dass ein langsamer Beutefisch sich anschickt, an ihrer Höhle vorbeizutorkeln.

Mein erster Impuls ist wie immer, die Katastrophe zu verhindern, bevor sie eintritt. Das ist der sinnvolle und logische Weg und verhindert jeden Kollateralschaden. Aber ich muss den Drang niederringen, durch den Saal zu brüllen und alle Aktivitäten mit einer Stimme zum Erliegen zu bringen, die an hunderten junger Rekruten geschärft wurde, sodass sie unmöglich zu ignorieren ist.

Statt dem nichtsnutzigen Benham die Möglichkeit einzuräumen, mit den Schultern zu zucken und jede Ahnung einer Schuld kaltschnäuzig zu leugnen, während seine Kumpane und alle anderen Anwesenden so tun, als hätten sie rein gar nichts bemerkt, marschiere ich los. Die Regeln im Umgang untereinander auf dieser Schule sind komplex und ich musste sie erst studieren, um sie zu verstehen. Eine von ihnen ist, dass man sich nicht mit einem Benham anlegt, denn die Familie ist sehr einflussreich in der Gegend. Wird man zum Opfer eines der reichlich groben, vermeintlichen Späße des jüngsten Vertreters des Clans, schluckt man jeden Ärger und macht weiter, als wäre nichts gewesen. Soweit ich es erkennen kann, muss dafür nicht einmal gedroht werden. Es ist ein Naturgesetz.

Für mich und meinen Job bedeutet das, ich muss das Unglück seinen Lauf nehmen lassen und mein Timing muss perfekt sein, um Benham auf frischer Tat zu ertappen. Sehen mich seine beiden besten Freunde zu früh, warnen sie ihn und nichts geschieht. Erscheine ich zu spät im Blickfeld, wird eiskalt bestritten, dass er irgendwas mit der Sache zu tun hat. Und zwar auch von seinem eingeschüchterten Opfer. Und Angst haben die immer, denn Miles Benham III. ist immerhin so schlau, sich nie mit denen anzulegen, die selbst einflussreiche Namen tragen und sich seinen Scheiß nicht gefallen lassen würden.

Zu meinem Glück sind alle drei Sportskanonen eher dämlich und notorisch unaufmerksam. Sie halten sich für die absoluten Spitzenraubtiere im Gefüge der Schule und glauben, mit allem durchkommen zu können. Dabei ist ihre Sportmannschaft eher ein gewohnheitsmäßiges Anhängsel der Schule und genießt so wenig Ansehen, wie eine schlechte Truppe es auch verdient.

Mit einer gewissen Übung, die ich mir bereits erwerben konnte, trete ich in dem Moment zwischen den herumlaufenden Schülern hervor, als das Opfer der Gemeinheit über ein ausgestrecktes Bein stolpert. In flachem Bogen segelt der Siebtklässler zu Boden. Die Gläser auf seinem Tablett nehmen dafür eine wesentlich höhere und schwungvollere Flugbahn. Gleich zwei Tische der unteren Jahrgänge kommen in den Genuss einer unfreiwilligen Dusche und müssen dabei noch aufpassen, keine robusten Hartplastikbecher gegen den Kopf zu kriegen.

Aus dem selbstzufriedenen Triumph auf dem Gesicht des Täters wird für einen Moment Schock, als ich genau in dem Moment vor ihn trete. Sein Bein ist noch ausgestreckt, das Opfer starrt ihn über die Schulter anklagend an, weil es sich noch nicht bewusst gemacht hat, wer er ist. Abstreiten ist unmöglich und damit habe ich ihn zur Abwechslung mal am Wickel.

»Oh, ups«, macht er lahm und versucht so erfolglos unschuldig auszusehen, dass es schon unfreiwillig komisch wirkt.

»Blödsinn«, fahre ich ihn an. »Mitkommen.«

»Oh, komm schon, Dekan«, mault er. »Es war …«

»Wenn du es auch nur wagst, das Wort Unfall in den Mund zu nehmen, liefere ich dich persönlich und genau jetzt bei deinem Vater im Büro ab und erkläre ihm auch, warum das wohl nicht das letzte Mal gewesen sein wird.«

Es ist keine leere Drohung, sondern wohlüberlegt. Mit Strafaufgaben kann ich ihm keine Angst einjagen. Er ist ohnehin ein akademischer Komplettverlust und wird dennoch seinen Abschluss machen. Sein Vater bezahlt dafür und wie alle anderen, auf die das zutrifft, steckt er in der Sportmannschaft, damit er die ehrgeizigeren Kids nicht so sehr stört, auf die sich diese Schule spezialisiert hat.

Die Gemeinheiten der kleinen Sportler-Clique interessieren die Schulleitung nicht, also muss ich mich auch nicht bemühen, dort eine harte Strafe vorzuschlagen. Aber wenn der Unfug des Sohnes den Vater bei der Arbeit belästigt, darf ich auf einen Effekt hoffen. Eine leichte Blässe um die Nase des Übeltäters gibt mir recht. Wortlos folgt er mir und ist zumindest für den Moment nicht der Kaiser seiner eigenen, kleinen Traumwelt.

»Mithelfen«, befehle ich ihm und deute auf die jüngeren Schüler, die sich bemühen, die Auswirkungen der Tat zu beseitigen.

Er starrt mich erst erschrocken, dann feindselig an, aber er kapiert auch schnell, dass es bei mir nichts bringt. Die Strafe für sein Verhalten ist öffentliche Bloßstellung und damit werde ich auch durchkommen, egal wie sehr er sich später beschweren mag. Viel mehr als das bleibt mir ohnehin nicht. Aber wenn ich dabeistehe und alle darauf aufmerksam mache, setze ich vielleicht ein Zeichen für seine zukünftigen Opfer, dass man sich an mich wenden kann.

Meiner eigentlichen Aufgabe an dieser Schule bringt mich das aber nicht näher, denn einer Sache bin ich mir ziemlich sicher - Miles Benham III. und seine idiotischen Kumpane haben kein Mädchen in den Selbstmord getrieben. Wenn diese Idioten sich an Mädchen vergreifen, dann meist an Ihresgleichen, wo die plumpen Tatschereien zugelassen werden. Oder an Jüngeren, wo aber selbst sie nicht so dumm sind, es zu sehr zu übertreiben.

Der Fall des Selbstmords ist dagegen wesentlich komplexer und hat vielleicht gar nichts mit der Schule zu tun. Jedenfalls wünscht sich das die Schulleitung inständig. Aber ich habe ein extrem starkes Gefühl, dass sie sich da irren. Und gerade wird mir bewusst, dass ich in dieser Sache ein wichtiges Bindeglied bislang völlig ignoriert habe. Allerdings habe ich auch erst seit Kurzem den Verdacht, dass es noch irgendwen geben könnte, der an dieser Schule andere Schüler terrorisiert.

Noch einmal wandert mein Blick über die anderen Schüler. Diesmal suche ich nach den langen, braunen Haaren. Stattdessen finde ich die bernsteinfarbenen Augen, die mich fixieren. Kurz, bevor sie erschrocken wegsieht. Nur für einen Moment treffen sich unsere Blicke und ich sage mir entschieden, dass die Regung in meinem Körper ein Kribbeln in meinem Magen war, weil ich auf der richtigen Fährte bin. Und nicht etwa etwas anderes ein wenig tiefer …

 

 

Drittes Kapitel

 

 

Octavia Wright

 

 

Schnell schaue ich nach unten auf meine Hände, als sich unsere Blicke treffen. Voller Bewunderung habe ich zugeschaut, wie er Miles hat auflaufen lassen.

Ich habe Mr. McBaine schon bemerkt, als er die Mensa betrat und sich beobachtend an den Rand stellte. In dem Moment schien die Zeit stehen zu bleiben und das Gerede der drei Mitschülerinnen am Tisch trat in den Hintergrund. Nie würde ich den dreien öffentlich zustimmen, dass der Dekan heiß und sexy ist. Nur in meinen Gedanken tue ich das. Obwohl er einen Anzug trägt, sieht man ganz deutlich seinen muskulösen Körperbau.

Es wird gemunkelt, dass er in der Army war. Normalerweise gebe ich nichts auf Klatsch und Tratsch, aber ich frage mich wirklich, während er sich raubtierhaft durch die Reihen der Tische bewegt und sein Ziel ansteuert, warum er wohl diesen Posten angenommen und von der Army weggegangen ist.

»Fuck, hast du gesehen, wie er den Idioten Miles bloßgestellt hat?«, reißt mich Alissa aus meinen Gedanken. »Der bräuchte nur mit dem Finger schnippen und ich würde mich für ihn ausziehen.«

»Das würdest du auch bei den Jungs der Footballmannschaft machen. Allen voran Miles, du kleine Schlampe«, lästert Brooke ganz offen über ihre Freundin ab.

»Na und?«, mault Alissa und schlägt ihr gegen den Oberarm. »Aber McHot. Der ist ein Mann. Nicht so ein Bubi. Schau dir seinen gestählten Körper an. Und sein Blick. Hart und unnachgiebig. Der weiß, wie man eine Frau anfasst. Und der weiß ganz sicher auch, dass eine Pussy kein Rubbellos ist.«

Die Geschichte über Greg Dougan kennen wir alle. Alissa hält nicht hinterm Berg, wenn einer der Jungs ein Komplettverlust ist. Und das sind schon einige gewesen. Eigentlich habe ich keine Lust mir solche Dinge anzuhören. Nicht, dass ich prüde wäre oder null Erfahrung hätte, aber ihre Erzählungen zielen nur darauf ab, die Typen runterzumachen. Da ist sie kaum besser als Miles und seine Clique.

Kurz schweifen meine Gedanken zu meiner besten Freundin. Es tut immer noch sehr weh, an sie zu denken. Viel zu kurz liegt ihr Selbstmord zurück. Und an solchen Tagen mit Alissa, Brooke und Lucy ist es umso schmerzhafter. Emily und ich haben uns nicht nur alles erzählen können - und dabei hat sie nie über ihre Eroberungen abgelästert -, sondern wir haben auch zusammen … viele Erfahrungen gesammelt.

Ich sollte mich jetzt aber wirklich zusammenreißen. Die Gedanken an Emily, was sie alles mit mir angestellt hat, gepaart mit der Erscheinung des Dekans, lassen mich unruhig auf meinem Stuhl herumrutschen.

Trotzdem kann ich nicht verhindern, dass ich verstohlen zu McBaine schaue. Wie er mit vor der Brust verschränkten Armen dasteht und beobachtet, wie Miles und einige jüngere Schüler das Chaos beseitigen. Seine Beine sind leicht auseinander gestellt und seine schwarze Anzughose spannt um seine Oberschenkel. Sein dunkles, kurzes Haar liegt perfekt, ohne stark mit Gel oder Haarspray frisiert worden zu sein. Es juckt mich in den Fingern, durch diese zu streichen oder ihn dabei zu beobachten, wie er das bei sich selbst tut. Nur ein klein wenig Chaos in die Ordnung zu bringen, das würde ihm sogar noch besser stehen.

»Aber du hast recht«, seufzt Brooke, die den Dekan wie die anderen anschmachtet. »Dem würde ich auch einen blasen. Schaut mal auf seinen Schritt. Der hat bestimmt mächtig was in der Hose, wie sich das beult.«

Primitiver geht es echt nicht und doch wird mein Blick nach dieser blöden Aussage fast schon automatisch nach unten gezogen und bleibt an seiner Mitte hängen. Es ist doch nur eine Falte im Stoff. Allerdings … eigentlich, passt das nicht so ganz zu seinem breitbeinigen Stand.

Gott, er scheint wirklich gut bestückt zu sein. Meine Wangen glühen. Während Emily und auch die drei hier am Tisch schon alle Sex hatten, bin ich noch Jungfrau. Also technisch gesehen. Wenn man davon absieht, was meine beste Freundin mit dem Dildo gemacht hat … Ich schlucke und versuche, das heftige Pochen zwischen meinen Beinen zu ignorieren. Zum Glück kündigt die Klingel das Ende der Mittagspause an und im darauffolgenden Gewimmel verschwinde ich blitzschnell aus der Mensa. Bloß weg aus seiner unmittelbaren Umgebung …

 

»Fahren wir zusammen?« Ich bin gerade dabei mir die vom Duschen noch feuchten Haare zusammenzubinden und schaue im Spiegel zu Alissa, die abwartend hinter mir steht.

»Heute leider nicht. Ich muss noch für das Referat Unterlagen bei Mr. Mitchel abholen und er wollte ein paar Dinge mit mir durchsprechen.«

»Uh, du Arme. Dann bis morgen«, verabschiedet sie sich zum Glück sofort. Emily hätte auf mich gewartet und wenn sie sich die Zeit in die Schulbibliothek vertrieben hätte. Aber Alissa ist nicht Emily. Zum Glück, denn sonst wäre ich in Erklärungsnot geraten, warum ich nicht zum Lehrerzimmer, sondern zum Büro des Dekans gehe.

Nach dem Sportunterricht habe ich eiskalt geduscht, um mich komplett zu erfrischen und nicht schon erhitzt in Mr. McBaines Büro zu erscheinen. Noch nie war ich so nervös, dass ich nach dem Unterricht zu einem Lehrer musste. Ich musste aber auch noch nie vor einem Lehrer über Themen recherchieren, die sexueller und erotischer Natur sind.

Bevor ich zum Dekan gehe, hole ich meine Unterlagen, die ich bisher ausgedruckt habe aus dem Spind und stopfe sie mir in meine Tasche. Als die Papiere dabei zerknittern, gestehe ich mir ein, dass ich noch nie so unachtsam mit meinen Schulsachen umgegangen bin. Ich muss aufpassen, dass nicht sofort ersichtlich wird, dass ich ein Fake-Referat schreibe.

Die Flure sind leer. Wenn sich hier noch Lehrer und Schüler aufhalten, sind sie entweder im Lehrerzimmer, der Bibliothek, oder draußen auf dem Sportgelände. Die AGs dürften alle beendet sein und nur noch die Sportmannschaft hat nachher noch ihr Training. Trotzdem blicke ich mich um, bevor ich an die Bürotür von Mr. McBaine klopfe.

Ein trotz der geschlossenen Tür unverkennbares »Herein« ist zu hören und ich zögere nicht länger, sondern betrete das Büro.

»Hallo, Mr. McBaine«, grüße ich ihn und muss feststellen, dass er mit ausgezogenem Jackett und hochkrempelten Ärmeln noch heißer aussieht.

»Hallo Octavia.« Er blickt auf seine Armbanduhr und wieder zu mir. »Sehr schön, du bist pünktlich.«

Er muss sich über meine Stunden informiert haben, denn heute bin ich länger als sonst in der Schule. Natürlich wird er das getan haben.

»Du kannst dich an meinen Schreibtisch setzen«, weist er mich ohne Umschweife an. »Der PC ist an und du kannst direkt loslegen.«

»Danke.« Ich gehe um den klobigen Tisch herum und setze mich auf den schwarzen Bürostuhl. Meine nackten Oberschenkel treffen auf kühles Leder. Ich kann mich gerade noch davon abhalten zischend die Luft einzuatmen, weil dieses Gefühl so unvorbereitet ist und irgendwie total verrucht. Denn es erinnert mich an eine Stelle in der Geschichte der O. Wie sie sich ohne Unterhose, nur mit Rock bekleidet, direkt auf die lederne Oberfläche eines Stuhls setzen musste. Es war so faszinierend geschrieben. Wie sie den Rock ein wenig anhob und sich erst dann, mit dem Becken nach hinten geschoben, niederließ. Ihre nackte Spalte traf auf das kühle Leder, wie es jetzt meine Oberschenkel tun.

»Ist etwas nicht in Ordnung?«, werde ich aus meinen lüsternen Gedanken gerissen.

Verdammt! Ich habe ihn für einen Moment total vergessen. Ich muss mich erst einmal räuspern, bevor ich ihm mit brüchiger Stimme antworten kann. »Nein, ich war nur erstaunt, wie aufgeräumt Ihr Schreibtisch ist.« So viel gelogen habe ich noch nie. Wobei sein Schreibtisch tatsächlich auffallend leer ist. Aber darüber habe ich nicht wirklich nachgedacht.

Fast rechne ich schon damit, dass er mit dem Spruch ›Ordnung ist das halbe Leben‹, um die Ecke kommt, doch er überrascht mich.

»Ich ertrage kein Chaos. Struktur ist nicht nur hilfreich, sondern auch wichtig.«

An sich kann ich ihn verstehen, weil ich auch ein ordentlicher Mensch bin und gerade meine Schulsachen immer wohlsortiert sind. Vor allen Dingen, wenn ich Unterlagen für einen Vortrag sammle. Aber so kahl sieht mein Schreibtisch zuhause trotzdem nicht aus. »Verstehe ich. Ich brauch auch Struktur, gerade wenn ich ein Referat ausarbeite. Ich … ich werde dann mal loslegen.«

Während ich meine Unterlagen aus der Tasche hole und auf den Schreibtisch lege, setzt er sich mit einigen Akten, wie er heute Morgen auch eine von mir hatte, auf eine schwarze Ledercouch. Ich habe zwar nicht erwartet, dass er mich hier alleine lassen würde, aber irgendwie ist es doch komisch, wie nah er bei mir ist.

Den Bleistift in der Hand drehend, überlege ich eine Überschrift, unter der das vermeintliche Referat laufen wird. Da ich mir noch überhaupt keine Gedanken über die Strukturierung gemacht habe, geschweige denn was mein Fazit beinhalten wird, kritzle ich erst einmal ›Sadomasochismus und Selbstbewusstsein – Starke Frauen und sexuell devote Neigungen‹ als möglichen Titel in meinen Block.

Ich vermerke mir als Ausgangsliteratur die Geschichte der O von Anne Cécile Desclos, geschrieben unter deren Pseudonym Pauline Réage.

Emily war auf dieses Werk gestoßen, nachdem sie Fifty Shades of Grey total affig fand. Sie konnte sich mit der viel zu ruhigen, naiven und blassen Protagonistin nicht identifizieren. Ich weiß noch genau, wie sie mir mit einem Augenzwinkern den ersten Band zugesteckt hatte und meinte, dass Anna sie sehr an mich erinnern würde. Obwohl ich den Schutzumschlag damals ausgetauscht hatte, habe ich mich nur abends in meinem Bett getraut, dieses Buch zu lesen. Und das war rückblickend betrachtet auch sehr gut so.

Wenngleich ich durch Emily schon einige sexuelle Erfahrungen sammeln konnte, hatte ich noch nie in meinem Leben so anregende Lektüre gelesen. Noch jetzt meine ich das Kribbeln zu spüren, welches die erste Sexszene ausgelöst hat. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie mir der Schweiß ausbrach und ich nicht anders konnte, als meine Hand unter die Bettdecke und in meinen Slip wandern zu lassen. Und wenn ich dann noch an die erste Stelle zurückdenke, als ich feststellte, dass ich fast nur vom Lesen einen Orgasmus bekam, weil er sie mit in sein Spielzimmer nahm und härter anpackte, da wusste ich, dass mein erstes Mal ganz sicher kein Blümchensex werden soll. Als mich Emily immer tiefer in das Thema Unterwerfung mit hineinzog, erlebte ich Höhepunkte, die mit nichts zu vergleichen waren.

Als der Bleistift viel zu laut scheppernd auf den Schreibtisch fällt, zucke ich zusammen. Die ganze Zeit hab ich auf den leeren Bildschirm gestarrt. Einem schnellen Seitenblick nach zu urteilen, scheint das auch Mr. McBaine aufgefallen zu sein. Mit einem verkrampften Lächeln greife ich nach der Maus und öffne den Browser. Ich muss mich verdammt noch mal zusammenreißen, wenn jetzt schon meine Fantasie davongaloppiert und der Effekt der kalten Dusche komplett verpufft ist.

Ich stöbere erst einmal nach Seiten, die das Thema der Geschichte der O behandeln, weil ich im Moment noch keinen Plan habe, nach was ich stattdessen suchen soll.

Immerhin brauche ich jetzt nicht vorsichtig zu sein und kann auf die Links in der Suchmaschine klicken, um mich durch die Internetseiten zu navigieren. Einige der Seiten befassen sich tatsächlich mit der Analyse des Buches, die ich mit in mein Referat einbauen kann.

Dann stoße ich auf Bilder und vergesse fast das Atmen. Gefesselte Frauen, kniende Frauen, Frauen mit Striemen auf dem Körper, die ihnen mit einer Gerte zugefügt wurden. Es sind nicht ganz die Bilder, die mir Fifty Shades in meinen Kopf gepflanzt hat, aber … wow! Diese mehr als deutlichen Gesten der Unterwerfung setzen meinen Körper unter Strom. Überall prickelt es und mein Kitzler pocht wie verrückt, je länger ich mir diese Fotos anschaue.

»Gibt es ein Problem?«

Vor Schreck zucke ich nach hinten und rolle ein Stück vom Schreibtisch zurück. Meine Mauer, die ich sonst um mich herum errichtet habe, liegt in großen Brocken zu meinen Füßen. Mein hochroter Kopf dürfte nicht zu übersehen sein und dass ich aufgewühlt bin, müsste selbst einem Blinden noch auffallen. »Ich … diese Bilder … damit habe ich nicht gerechnet«, stammele ich unzusammenhängend.

»Bilder?«, fragt er ruhig, aber mir läuft es dennoch eiskalt den Rücken runter.

Habe ich ihm wirklich gerade verraten, dass ich mir auf seinem Rechner Pornobilder anschaue, wo ich doch recherchieren soll? Bin ich eigentlich noch zu retten?

»Ich, äh …«, druckse ich hilflos und fühle meine Nackenhaare sich aufrichten, als er sich langsam erhebt.

Gott, ich bin sowas von dermaßen geliefert, wenn er jetzt zu mir kommt, um es sich auch noch anzusehen. Ich könnte vielleicht noch was retten, wenn ich schnell den Browser schließe. Meine Hand will auch zucken, um dem Gedanken zu folgen. Aber seine Augen fixieren meinen Blick und ich könnte schwören, dass ich von ihm den unmissverständlichen Befehl erhalte, es nicht zu wagen. Obwohl er nichts sagt, keine Miene verzieht und völlig unbewegt wirkt.

Ganz unpassend zieht sich mein Unterleib zusammen, als ich ihn beobachte, wie er auf mich zukommt. Er bewegt sich so zielgerichtet und doch irgendwie geschmeidig. Ich weiß nicht, wie ich es anders einsortieren soll. Wie ein Raubtier, aber alles andere als katzenhaft. Wie irgendetwas Großes, Unbezwingliches … und unheimlich Reizvolles.

Wie schon am Morgen in seinem Büro, komme ich mir wie das sich totstellende Kaninchen vor, das nicht fliehen kann, sondern auf die Schlange wartet, die sich auf sein Opfer zuschlängelt. Nur fühle ich keine wirkliche Angst. Je näher er kommt, desto mehr nehme ich seine Muskeln unter seinem Hemd wahr, seine großen Hände, die dazu geschaffen sind, fest zuzupacken. Noch die Fotos vom PC in meinem Kopf, malt sich meine viel zu rege Fantasie aus, wie es wohl wäre, wenn er einfach zugreifen und mich nach unten auf meine Knie zwingen würde. Wie er von mir verlangt, dass ich seine Hose öffne und seinen …

Als er meine Hand berührt, durchzuckt es mich heftig. Es ist wie ein Stromschlag, aber er scheint es kaum zu bemerken. Er beugt sich über mich und greift nach der Maus. Sein Blick ist auf den Bildschirm gerichtet und seine Miene konzentriert.

Mit meiner Konzentration ist es jetzt endgültig vorbei, denn so nah war ich ihm noch nie. Sein Aftershave raubt mir den Atem, denn es passt perfekt zu einem Mann wie ihm. Wie hypnotisiert starre ich auf die Linie seines Unterkiefers und erfasse jede noch so kleine Bewegung darin. Über mich gebeugt fühle ich mich klein unter seiner geballten Männlichkeit. Und irgendwie genieße ich genau dieses Gefühl und wie es mir durch den ganzen Körper ziehend zwischen die Beine fährt.

Mein Gesicht dürfte ziemlich glühen, aber ich kann auch nicht aufhören mir auszumalen, wie er in mein Haar greift und mich seine große Härte lutschen lässt. Wie er seinen Ständer in meinen Mund schiebt und sich so tief darin versenkt, wie es ihm gefällt. Und ich muss sehen, wie ich damit zurechtkomme, weil es ganz allein seine Entscheidung ist. Die Atemnot, die er mir aufzwingt, spiegelt sich in meiner Atemlosigkeit, während ich es mir vorstelle.

Ich sehe ihn an - starre, wenn man es genau nimmt - aber ich erfasse das Bild nicht wirklich. Zu sehr ringe ich mit dem rhythmischen Zucken in meinem Inneren. Nässe durchtränkt mein Höschen und ganz bestimmt auch meinen Rock. Ich kann nicht verhindern, dass sich meine Schenkel aneinander reiben. Ich kann mich ja kaum davon abhalten, ihn anzuflehen, mich zu benutzen, wie auch immer es ihm gefällt.

»Hörst du, Octavia?«, fragt er energisch und dringt damit zu mir durch.

Ich erschrecke zutiefst, denn ich war einfach weggetreten und habe mich womöglich dabei auf seinem Bürostuhl gerekelt, wie eine notgeile Schlampe. Und nun sieht er mich direkt an und als sich der Nebelschleier vor meinen Augen auflöst, habe ich das Gefühl, er blickt direkt durch meine Augen hinein in meine Seele. Dorthin, wo all diese Fantasien entstehen, sodass er alles darüber erfährt.

Ächzend ringe ich nach Luft und bilde mir ein, dass ich in seinen Augen ein Spiegelbild meiner Begierden entdecke. Was völliger Unsinn sein muss. Er ist der Dekan und ein untadeliger, aufrechter und absolut beherrschter Lehrer. Und ich sollte die gelehrige und lernwillige Schülerin sein, die ihm den nötigen Respekt …

Gott, nein, das bringt mich schon wieder auf Ideen, die nicht sein dürfen. Ich weiß nicht, was ich tun soll, aber ich muss weg! Bevor er noch etwas sagen oder in mir lesen kann, werfe ich mich geradezu zur Seite und tauche unter seinem Arm durch. Kopflos fliehe ich aus seinem Büro und laufe weg, so schnell ich kann. Und doch werde ich mir selbst wohl nicht entkommen können. Geschweige denn der Peinlichkeit, ihm dafür Rede und Antwort zu stehen …

 

 

Viertes Kapitel

 

 

Dean Connor McBaine

 

 

Nur kurz konnte ich der kleinen Octavia Wright tief in die Augen sehen und darin praktisch alles erkennen, was sie gerade bewegt. Aber dieser winzige Einblick reicht schon aus, um alle meine Alarmglocken zum Läuten zu bringen. Man muss weder Pädagoge, noch Psychologe sein, um zu erfassen, dass sie sich zu mir hingezogen fühlt. Und ich bin in beiden Bereichen ausgebildet und verfüge obendrein noch über gewisse Erfahrungen in der Menschenführung.

Nehme ich dann noch hinzu, dass ich das offenbar noch ziemlich neue Interessengebiet der jungen Dame - das weite Feld des BDSM - durchaus nicht nur aus der Theorie kenne, weiß ich genau, was vor sich geht. Und ich bin schuldig der kaum verzeihlichen Sünde, nicht sofort die Dinge wieder auf einen Kurs zu bringen, wie er für einen Dekan und seine Schülerin angemessen wäre.

Die Frage lautet nun … warum habe ich das noch nicht getan? Warum bin ich zu ihr getreten und habe mich über sie gebeugt, als sie schon nach Luft ringend ihre Oberschenkel aneinander rieb? Warum habe ich zugelassen, dass sie mich verträumt anstarrt und sich Gott weiß was zusammenfantasiert, während ich einen oberflächlichen Blick auf die noch vergleichsweise harmlosen Bilder warf, die sie so aus der Fassung brachten? Und wieso sitze ich nun hier und studiere ebendiese Bilder, als wolle ich genauer ergründen, welche Neigungen sie haben könnte?

Mein Verhalten ist unangemessen. Dass ich wegen der Möglichkeit sexueller Übergriffe überhaupt erst an diese Schule geholt wurde, macht das nur noch schlimmer. Ich bin mir verdammt sicher, dass die Schulleitung keine Lehrer im Verdacht hat. Bis jetzt. Aber bei allem, was mir über die reichsten unter den Schülern vorenthalten wird, begreife ich doch, dass einige Verantwortliche die Anzeichen sehr gut verstanden haben. Irgendwo auf dieser Schule ist irgendwer ganz und gar nicht anständig und es hat wahrscheinlich schon ein Menschenleben gekostet. Noch ein Selbstmord einer Schülerin wäre kein Einzelfall mehr und würde unangenehme Fragen aufwerfen, die niemand beantworten kann. Ich bin hier, um das nicht geschehen zu lassen.

Was bedeutet, dass ich verdammt nochmal mit mir selbst ins Gericht gehen muss. Mein Interesse an dem armen Ding, das gerade fluchtartig mein Büro verlassen hat, ist exakt die Art von Fall, die ich zu verhindern habe. Und sie kann nichts für ihre Faszination, ihre Neugier und ihre möglicherweise sehr starke Neigung. Die Verantwortung liegt allein bei mir und das stellt auch kein Problem für mich dar, zum Henker. Was ich hier tue ist rein professionelle Nachforschungen über eine Schülerin anstellen, nicht mehr.

Jedenfalls sind die Bilder, die sie der Reihe nach geöffnet hat, sehr aussagekräftig. Das Zufügen und Erdulden von Schmerz spielt dabei keine nennenswerte Rolle, aber Disziplinierung, Unterwerfung und ein gewisser Anteil Erniedrigung sind eindeutige Kernmotive. Das sind Neigungen, die ich verstehe. Interessen, die den natürlichen Gegenpart zu meinen Neigungen darstellen. Ihre Neugier entlarvt sie als eine Sub und ihr Aussehen und Wesen passen perfekt in dieses Bild.

Kein Wunder also, dass dieses kleine, süße Früchtchen mich reizt. Da ich dominant bin, spricht sie diese Seite in mir an. Auch wenn es außer Frage steht, dem nachzugeben. Natürlich werde ich meine Position nicht derart missbrauchen, auch wenn sie seit einigen Monaten volljährig ist. Sie bleibt eine Schülerin und ist ohnehin viel zu jung. Es würde sie in eine sehr verletzliche Position bringen. Auch wenn ich instinktiv weiß, dass ich ihre Bedürfnisse befriedigen könnte, ohne Schaden bei ihr anzurichten.

Ihr den Rücken zukehren und die an sich lächerliche Strafmaßnahme mit dem Referat, das todsicher eine Ausrede war, fallenlassen kann ich allerdings auch nicht. Mit jeder Akte, die ich durchsehe, wird mir klarer, dass ich keine Spuren habe, was das wahre Problem an der Schule angeht. Keine, außer der verstorbenen Emily Vaughn, die ich naturgemäß nicht mehr befragen kann. Was als einzige, mögliche Quelle für Indizien nur deren beste Freundin zu Lebzeiten übrig lässt - Octavia.

Aber das stellt auch kein Problem für mich dar. Ich muss meinen erwachenden, sexuellen Appetit kontrollieren und mich ablenken. Mich abreagieren, damit ich weiter professionell bleibe. Und ich weiß auch schon eine Wand, gegen die ich anrennen kann, um das zu erreichen.

 

Eine gute, halbe Stunde später betrete ich das Vorzimmer des Schuldirektors. Seine Sekretärin blickt mit gerunzelter Stirn auf, denn um diese Uhrzeit steht ihr Feierabend kurz bevor und es ist sehr ungewöhnlich, dass noch jemand für ein Gespräch vorstellig wird. Unabhängig davon, wie schwer es ohnehin ist, den vielbeschäftigten Reginald Forthingham zu packen zu kriegen, dessen eigene Vorstellungen von seiner Wichtigkeit nicht ganz mit meiner Wahrnehmung der Situation übereinstimmen.

Ihr kurzes, ehrliches Lächeln erwidere ich genauso knapp und ihren Blick ebenso. Tatsächlich werde ich sogar noch mehr tun als das und dazu lege ich einen kleinen Notizzettel auf ihren Schreibtisch. Sie befeuchtet sich die Lippen und zögert nicht lange, ihn an sich zu nehmen. Mit der Routine einer erfahrenen Schreibkraft und Organisatorin überfliegt sie die wenigen Worte und nickt, bevor ich es mich versehe. Aber ihre Professionalität hindert sie nicht daran, mich noch einmal anzulächeln und diesmal ihre Vorfreude durchstrahlen zu lassen.

Ich warte, bis sie wieder ihre Arbeitsmiene aufgesetzt hat, bevor ich tief durchatme. Weiterhin ohne Worte gibt sie mir mit einem Seufzen eine Antwort. Diese sagt aus, dass ihr Boss nicht gestört werden will und sie mich deswegen nicht durchlassen sollte. Mein Schulterzucken ist genug, um ihr zu vermitteln, dass ich trotzdem eintreten werde.

Diese Art stummer Kommunikation hat sich zwischen uns schnell entwickelt, nachdem ich sie schon kurz nach meinem Antritt dieser Stelle in einem BDSM-Club traf und erkannte. Ich habe die Situation ausgenutzt. Nancy ist verheiratet und war ganz gewiss nicht mit ihrem Mann dort. Wie ich hat auch sie kein Interesse daran, dass ihre Neigung allgemein bekannt wird. Auch wenn sie nicht gerade ein gewaltiges Geheimnis daraus macht.

Was sie allerdings mit äußerster Diskretion behandelt, ist unsere kleine, lockere Affäre. Sie ist zwar eher eine Masochistin und ich bin kein Sadist, aber ich kann ihr trotzdem viel von dem geben, was sie sich ersehnt. Und sie muss es nicht mehr mit Fremden riskieren. Dass ich dabei einen direkten Draht ins Vorzimmer der Schulleitung gewinne, ist der Hauptgrund, weswegen ich mich mit jemandem von der Arbeit einlasse. Aber ich mag sie längst auch auf persönlicher Ebene. Sie verbirgt es gut, aber sie ist eine sehr devote Person und zugleich ein überaus aufmerksamer und intelligenter Mensch. Alles Eigenschaften, die ich sehr schätze.

Als ich zur Tür ins Büro des Direktors trete, erhebt sie sich. Alles, um die Form zu wahren. »Mr. Forthingham darf nicht gestört werden«, sagt sie fest. Natürlich schockiert es sie keineswegs, dass ich die Tür dennoch öffne. »Mr. McBaine«, tadelt sie und kommt damit der universellen Pflicht einer Sekretärin nach, ihren Chef vor der genauen Art des Eindringlings zu warnen, bei dem niemand von ihr ernsthaft verlangen könnte, ihn wirklich aufzuhalten.

»Ist schon gut, Nancy«, ertönt es aus dem Büro. »Ich denke, ich kann den Dekan dazwischen quetschen.«

»Wie nett«, brumme ich und vertiefe mich in die Rolle, die ich diesem speziellen Mitglied des Lehrkörpers gegenüber vor allem deswegen annehme, weil er sie von mir erwartet.

»Mr.

---ENDE DER LESEPROBE---