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Was ich getan habe ist unverzeihlich. Ich bin ein Stalker. Ein Perverser. Ein krankes Schwein. Es darf sich niemals wiederholen. Darauf ist mein ganzes Leben ausgerichtet. Doch das interessiert Sie nicht. Ahnungslos tritt sie in meine Welt und weckt mein Begehren. Sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt. Take me - Nimm mich. Als ich diese Worte von ihren Lippen höre, verändert es alles. Sie hat keine Ahnung, was sie da von mir verlangt. Wie soll ich nicht ausnutzen, was sie mir da anbietet? Dark Romance aus dem Hause Stone, das ist anders als sonst üblich. Ebenso heiß, ebenso düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung. Man sollte sie lesen. Alle Bücher der Dark Desires-Reihe können unabhängig voneinander gelesen werden und sind in sich abgeschlossen!
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Figure 1
In Fesseln gelegt
Kitty & Mike Stone
Dark Romance
Was ich getan habe ist unverzeihlich.
Ich bin ein Stalker. Ein Perverser. Ein krankes Schwein.
Es darf sich niemals wiederholen.
Darauf ist mein ganzes Leben ausgerichtet.
Doch das interessiert Sie nicht.
Ahnungslos tritt sie in meine Welt und weckt mein Begehren.
Sie weiß nicht, worauf sie sich einlässt.
Take me - Nimm mich.
Als ich diese Worte von ihren Lippen höre, verändert es alles.
Sie hat keine Ahnung, was sie da von mir verlangt.
Wie soll ich nicht ausnutzen, was sie mir da anbietet?
Dark Romance aus dem Hause Stone, das ist anders als sonst üblich. Ebenso heiß, ebenso düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung. Man sollte sie lesen.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2022
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© September 2022 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Cover design by Jay Jay at JJ's Designs and Creations
Bilder: depositphotos.com
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Obligatorische Warnung
Lesen auf eigene Gefahr
Dark Romance ist nicht lieb und will es auch nicht sein. Es geht mal hart, mal heiß, mal ziemlich brutal zu. Sex, Gewalt und Psychospiele sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel in diesem Subgenre.
Romance bleibt es aber dennoch. Ein Happy End ist also garantiert. Fragt sich nur, wer wie schlimm leiden muss, bis es so weit ist. Und ob die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten oder gar selbst die Protagonisten sind.
Wie in allen Büchern des Autorenpaares werden sich auch in diesem Roman wieder nicht alle Leute an die Maßstäbe konventioneller Vernunft halten. Es werden fragwürdige, problematische und ausgesprochen idiotische Entscheidungen getroffen. Manche davon haben Konsequenzen. Wie im wirklichen Leben.
Es werden Spielarten der körperlichen Liebe thematisiert, die nicht jedermanns Sache sein werden. BDSM ist nur eines der Themengebiete, die sich bei den Darkstones öfter wiederholen. Wer dahingehend empfindlich ist, sollte zu zahmerer Lektüre greifen.
Wer sich auf dieses Buch einlässt, mag sich in der Handlung so sehr verfangen, dass ein Ausstieg nicht mehr möglich ist. Das würde bedeuten, dass es wirkt wie beabsichtigt. Dafür wird es keine Entschuldigungen geben.
Ihr seid gewarnt.
Inhaltsverzeichnis
Prolog
Erstes Kapitel
Zweites Kapitel
Drittes Kapitel
Viertes Kapitel
Fünftes Kapitel
Sechstes Kapitel
Siebtes Kapitel
Achtes Kapitel
Neuntes Kapitel
Zehntes Kapitel
Elftes Kapitel
Zwölftes Kapitel
Dreizehntes Kapitel
Vierzehntes Kapitel
Fünfzehntes Kapitel
Sechzehntes Kapitel
Siebzehntes Kapitel
Achtzehntes Kapitel
Neunzehntes Kapitel
Zwanzigstes Kapitel
Einundzwanzigstes Kapitel
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Vierundzwanzigstes Kapitel
Fünfundzwanzigstes Kapitel
Sechsundzwanzigstes Kapitel
Siebenundzwanzigstes Kapitel
Achtundzwanzigstes Kapitel
Neunundzwanzigstes Kapitel
Dreißigstes Kapitel
Einunddreißigstes Kapitel
Zweiunddreißigstes Kapitel
Dreiunddreißigstes Kapitel
Epilog
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Bücher von Kitty & Mike Stone
Über die Autoren
Hailey
Der Blick auf meine nackten Füße, während ich im gleißenden Licht der Scheinwerfer auf der vertrauten Bühne stehe, ist mein erster Hinweis. Zur Bestätigung, dass ich mich nicht täusche, bewege ich die Zehen und bin wie gebannt von diesem Anblick. Das ist … nicht richtig.
Ich weiß, was ich sehen müsste. Auf der Bühne trage ich immer dieselben Cowboystiefel. Sie gehören zu meinem Outfit, wie die luftigen, aber nicht zu kurzen Sommerkleider. Country-Stil, aber nicht zu sehr, denn es ist eine religiöse Veranstaltung und soll keine falschen Begehrlichkeiten wecken.
Die Leute kommen, um den ehrwürdigen Ephraim Bennett zu sehen, und meine Auftritte gehören zu seinen Andachten. Nie sind es weniger als zweitausend Menschen, manchmal doppelt so viele. Sie wollen, dass er ihre Seelen rettet und sie in die Geheimnisse der Macht des Heiligen Geists einweiht, wie sie nur ihm von Gott enthüllt wurden. Sie sind die Kongregation – die Gemeinschaft der Gläubigen – der Kirche der Himmlischen Stimme. Und ich bin eine der Hauptattraktionen neben dem wortgewaltigen und charismatischen Prediger selbst. Ob ich das will oder nicht.
Doch etwas stimmt nicht. Ich trage keine Schuhe und auch kein Kleid. Ich habe mein Schlafshirt an und darunter nichts als mein Höschen. Ich kann das Publikum nicht erkennen, weil mich die Scheinwerfer blenden, wo ich sie normalerweise alle sehen kann, wie sie verzückt meiner ›engelsgleichen‹ Stimme lauschen, die eigens für mich geschriebene, christliche Country-Musik zu Melodien trällert, die an Kirchenlieder angelehnt sind.
Und das ist der zweite Hinweis: Es ist totenstill. Ich wage kaum einen Blick über die Schulter, wo ich die Band finden sollte. Stattdessen ist dort … Schwärze. Tiefe, undurchdringliche, beunruhigende und sogar irgendwie bedrohliche Finsternis. Eine Dunkelheit, die mein Herz schneller schlagen lässt und eine schwer begreifbare Sehnsucht in mir weckt.
Kühle erreicht mich von dort. Die Finsternis ist unnatürlich. Sie widersteht dem direkten Scheinwerferlicht und ich ahne, warum das so ist. Die Hitze, die ich vor mir wahrnehme, dringt ebenso wenig dorthin vor, wie das Licht. Doch die Kühle aus der Dunkelheit erreicht mich ohne Probleme. Sie scheint sich wie unsichtbare Greifarme auszubreiten und streift die Haut meiner Beine, sodass ich eine Gänsehaut bekomme.
»Schmach«, wispert eine körperlose Stimme von irgendwo. Sie ist nicht männlich oder weiblich. Aber ich erkenne sie als die Gesamtheit des Bewusstseins der Mega-Kirche unter der Führung des Pastors von eigenen Gnaden, Ephraim Bennett, dem ich nach realen Gesichtspunkten praktisch gehöre.
Das Wort verstärkt den Schauer, der über meinen Körper rast. Und mit dieser Verstärkung wird auch das mehr, was die Stimme bemängelt. Meine Nippel sind steif und reiben sich am weitfallenden Shirt, während sie sich deutlich sichtbar abzeichnen.
»Obszön«, urteilt die körperlose Gemeinschaft der Gläubigen voller Missfallen.
»Zeig es ihnen«, fordert eine andere Stimme voller Autorität.
Diese ist eindeutig männlich. So tief und voll und fordernd, dass es mich keuchend nach Luft ringen lässt, weil ich die Vibrationen bis in meine Körpermitte spüre. Wo sie ein furchtbar intensives Kribbeln erzeugt.
Meine Zunge stiehlt sich zwischen meine Lippen, um zu befeuchten, was furchtbar trocken ist. Schon vor Jahren, vor meinem ersten Auftritt, habe ich davon geträumt, mich nackt auf der Bühne wiederzufinden. Als ich meinen Eltern davon berichtete, weil dieser Traum mich zutiefst erschütterte, haben sie mich beruhigt, dass es nur Lampenfieber und die Angst vor einem so großen Publikum sei.
Und ich habe genickt und geschwiegen. Was hätte ich auch sagen sollen? Dass es keine Angst ist, die ich bei dieser Vorstellung verspüre, sondern … Erregung? Dass mir heiß im Schoß, flau im Magen und schwindelig im Kopf wird, wenn ich den Gedanken zulasse, vor tausenden von Augenpaaren entblößt dazustehen?
Nein, das könnte ich ihnen nicht antun. Sie würden es nicht verstehen. Es ist nur ein dummer Traum. Es wird nie geschehen. Ich muss für mich behalten, wie kaputt ich bin. Ich kann das meinen Eltern nicht zumuten. Sie können nichts dafür, dass in mir der Teufel steckt. Oder … ein nicht aufgearbeitetes Trauma von meiner Entführung, wenn ich der Therapeutin glauben will, die ich nicht mehr sehen darf, weil sie nach Pastor Bennetts Urteil nicht ›gut‹ für mich ist.
»Sing für mich«, fordern die Stimmen der Finsternis und der Kongregation gleichzeitig und reißen mich damit aus meinen Gedanken.
Ich will nicht. Ich mag es nicht mehr. Früher habe ich mir nichts dabei gedacht, die Lobeshymnen auf Gott, die Kirche und Pastor Bennett anzustimmen. Doch nach dem, was hinter mir liegt, kamen die Zweifel. Und die ersten Besuche der Finsternis in meinen Träumen und Gedanken. Das alles hat mir die Unbeschwertheit genommen. Wenn dies ein Traum ist, will ich die Lieder nicht singen, die mein Herz nicht mehr fühlt.
»Sing dein anderes Lied«, bietet mir die Stimme der Finsternis einen Ausweg an. »Zeig ihnen, was du fühlst, und sing das Lied, das sonst nicht an fremde Ohren dringt. Außer jenes eine Mal …«
Ich schlucke und die Hitze bringt mein Gesicht zum Brennen. Ich weiß, was er meint. Ich weiß es genau. Und ich muss an mich halten, um seinen Einflüsterungen zu widerstehen, denn ein Teil von mir will tun, was er verlangt.
Lust macht meinen Schoß feucht. Vor aller Augen könnte ich mich diesem verbotenen Drang hingeben. Schon einmal bin ich einer solchen Aufforderung gefolgt. Vor den Augen meines Entführers und auf seine Anweisung hin habe ich … Nein, ich darf nicht daran denken!
Aus der Hitze in mir wird eine Feuersbrunst, wenn ich das zulasse. Sie haben mir eingebläut, dass ich einem Missbrauch zum Opfer gefallen bin. Daran muss ich mich festklammern. Nicht, weil ich die Wahrheit nicht kenne. Ich weiß genau, was stimmt und was nicht. Auch wenn das vor Gericht niemanden interessierte. Doch ich kann es meinen Eltern nicht antun. Und ich kann der Versuchung nicht erliegen.
Hinter mir, in der Finsternis, steht die unverkennbar männliche Gestalt mit dem kapuzenverhüllten Gesicht, die meine geheimsten und verbotensten Träume immer mehr beherrscht. Doch wenn ich mich vom Licht ab und ihm zuwende, wird es kein Zurück mehr geben. Ich würde meinen Eltern die Tochter und der Kirche die Hoffnungsträgerin und Ikone nehmen. Ich würde Tausende enttäuschen. Und das alles nur, um meine eigene Sehnsucht zu erfüllen.
Eine Sehnsucht, die mit jedem Tag und jeder Nacht heißer brennt und es schwerer macht, standhaft zu bleiben. Selbst wenn es nur eine Fantasie ist und nicht der Teufel, der sich in meine Träume schleicht und mich zu verderben versucht.
Was nicht sein kann, denn ich weiß ja, dass ich es bereits bin und da nichts mehr bleibt, was verführt werden müsste …
Hailey
Mein Herz schlägt mir heftig bis in den Hals hinauf. Die Straßen um mich herum sind fremd. Die Häuser sehen heruntergekommen aus. Hoch und finster stehen sie dicht an dicht. Die Fenster oftmals leer und die Fassaden mit Graffiti beschmiert. Alles wirkt schäbig, abweisend und schmutzig.
Hundert Geschichten davon, wie schlimm dieses Stadtviertel ist, kommen mir in den Sinn. Ich habe mein ganzes Leben in Vororten zugebracht. Wenn ich etwas von der Innenstadt sah, dann war es die City mit ihren bunten Leuchtreklamen, sauberen Gehsteigen und ordentlichen Fußgängerzonen. Dieser Teil des Stadtlebens ist mir fremd.
Ich fühle mich beobachtet, doch das Gefühl ist mir zumindest vertraut. Ich kenne es, seit sich meine Eltern der Kirche der Himmlischen Stimme angeschlossen haben. Es ist vielleicht das einzig Vertraute an dieser gesamten Situation. Und es … geht mir schon allein deswegen auf die Nerven.
Ich bin hier, weil ich gerade nicht ertragen kann, dort zu sein. Dass es eine dumme Idee ist, Abstand ausgerechnet in einem Getto zu suchen, ist mir klar. Aber ich habe das Gefühl, dass ich platzen werde, wenn ich es nicht versuche. Ich kann die besorgten, überfürsorglichen und insgeheim wertenden Blicke der Gemeindemitglieder einfach nicht mehr ertragen.
Natürlich ist mir klar, was sie davon halten würden, wo ich mich herumtreibe. Normalerweise wäre das schon genug, mich zurückzuhalten. Ich hasse es, unangenehm aufzufallen. So sehr, dass ich viel zu viele Dinge über mich ergehen lasse und mich damit tröste, dass sie es ja alle irgendwie gut meinen. Doch die Träume, die mich seit Monaten quälen, bringen alles durcheinander …
Sie machen mich mürrisch und launisch. Ein paar Mal schon hätte ich beinahe ältere Gemeindemitglieder angefahren, wenn sie mir Ratschläge gaben, wie ich etwas gegen meine sichtbare Müdigkeit unternehmen könne. Einmal habe ich einer älteren Dame beinahe die Wahrheit ins Gesicht geschrien. Ich kannte sie nicht einmal, auch wenn sie mich jede Woche mindestens zwei Mal singen hörte. Dennoch hätte ich ihr beinahe gesagt, dass sie auch nicht besonders fit wäre, wenn sie sich Nacht für Nacht vor verbotener Lust auf ihrem Bett winden würde, während sie verzweifelt versucht, der Verlockung zu widerstehen.
Mir ist klar, dass es nicht mehr lange gut gehen kann, wenn ich nichts unternehme. Es wird aus mir herausplatzen und dann wird es meinen Eltern und Pastor Bennett zu Ohren kommen. Dann würde ich jede noch so kleine Freiheit verlieren, weil man mich nicht nur vor der bösen Außenwelt schützen muss, sondern auch noch vor mir selbst. Was nur zu wahr ist. Doch ich … kann mich nicht noch mehr beschränken lassen.
Meine Lösung ist dumm, das weiß ich. Ich begebe mich in genau die Gefahr, vor der mich alle schützen wollen. Ich spüre die Augen der jugendlichen Gangmitglieder und erwachsenen Kriminellen, wie sie meinen Körper in Augenschein nehmen. Auch wenn ich mich bewusst einfach und nicht figurbetont für diesen Ausflug gekleidet habe, bemerke ich doch, dass ihnen nicht entgeht, wie wenig ich hierher passe. Und vielleicht auch nicht, dass ich als hübsch durchgehen mag und ziemlich fit bin.
Wie wenig mich diese Blicke stören, ist Grund zu einiger Beunruhigung, die ich einfach nicht schaffe zu spüren. Es ist wie mit meinem Entführer vor einigen Jahren: Ich habe keinerlei Angst um mich selbst. Ich befürchte nicht, dass mir etwas zustoßen könnte. Ich warte sogar darauf. Ich würde es … begrüßen.
Doch es passiert nichts. Niemand verstellt mir den Weg oder ruft mir etwas nach. Nur ihre Augen ruhen auf mir und ich fühle die Blicke manchmal wie körperliche Berührungen. Meine Haut kribbelt, in meinem Magen herrscht Aufruhr und in meinem Geist tobt etwas, das sich beinahe wie Wut anfühlt. Frustration? Ich weiß es nicht. Doch ich bin mir absolut sicher, dass ich platzen werde, wenn ich nichts dagegen unternehme.
Genau deswegen bin ich hier und als ich mein Ziel erreiche, schlägt mein Herz noch schneller. Es ist ein völlig unscheinbares Gebäude. Eine Hausfront wie von einer Lagerhalle mit Fenstern weit oben, aber nicht dort, wo man sie normalerweise findet. Zwei Mal überprüfe ich die Adresse auf meinem Handy, denn es gibt kein Schild und auch sonst keinen Hinweis darauf, dass ich angekommen bin. Auf den ersten Blick finde ich nicht einmal einen Eingang.
Erst ein Blick in die Seitengasse neben dem Gebäude klärt das Rätsel auf. Dort finde ich eine offenstehende Tür mit einem kleinen Hinweisschild. ›Rykers Gym‹ steht darauf. Das ist es!
Ich bin durch Zufall darüber gestolpert. Ein gewöhnliches Fitnessstudio wollte ich nicht. Vor allem nichts in der Nähe meines Zuhauses. Dieser Ort war nicht unter den Suchergebnissen im Internet, er wurde in einem Zeitungsartikel erwähnt. Es ist wohl eher ein Trainingszentrum für Kickboxer, von denen einer in eine Schlägerei verwickelt war. Aber das schreckt mich nicht ab. Im Gegenteil!
Ich habe nach dem Studio gesucht und bin mit dem Namen auch fündig geworden. Es gibt sogar eine Webseite und darauf ein paar Bilder. Alles wirkt rustikal und einfach. Ganz weit weg von allem Glamour und das absolute Gegenteil von durchgestylt. Ein Ort, an dem harte Kerle ihre Wut an sehr stabilen Trainingsgeräten auslassen und gegeneinander in einem Übungsring antreten. Ich wusste sofort, dass ich genau hierher will und nirgendwo anders hin.
Die Stimme von Vernunft und Anstand in meinem Hinterkopf ist anderer Meinung. Doch das hält mich nicht auf. Ich will kein seichtes Fitnessprogramm bei einem gut aussehenden Personal Trainer. Ich will überhaupt kein Fitnesstraining. Ich will … Dampf ablassen. Das Motto dieses wenig vertrauenerweckenden Ladens passt perfekt dazu: Wenn du dich hart genug fühlst, kannst du vorbeikommen und bekommst bewiesen, dass du dich irrst.
Ich habe mir eine Zehnerkarte bestellt. Die Internetseite wirkt nicht, als würde sie gut betreut. Zahlen kann ich nur hier vor Ort. Doch auch das ist mir mehr als recht. Ich will nicht, dass irgendjemand weiß, wo ich trainieren gehe. Ich will keine Mitglieder der Kirchengemeinde treffen. Ich will zumindest für ein paar Stunden in der Woche weg von alldem und nicht das artige, wohlerzogene, stets beherrschte und gut gelaunte Mädchen sein müssen. Ich will mich auspowern und dabei fluchen und vielleicht sogar schreien. Das kann ich nur weit weg von meinem normalen Leben, an dem so wenig wirklich normal ist.
Als zwei wandelnde Schränke aus dem offenstehenden Eingang treten und einer von ihnen sich eine Zigarette anzündet, gebe ich mir einen Ruck. Die Männer sehen aus wie Schlägertypen und ich fühle einen Schauer meinen Rücken hinunterlaufen. Sie bemerken mich, ignorieren mich aber nach einem schnellen, prüfenden Blick. Für sie bin ich nur ein Mädchen, das am Eingang der Seitengasse steht und sie nichts angeht.
Das ändert sich, als ich auf sie zukomme. Mit aller Entschlossenheit, die ich aufbringen kann, steuere ich den Eingang an. Den Kopf erhoben, die Schultern gerade und das Kinn vorgereckt. Bestimmt sehe ich völlig bescheuert aus. Ich werde mich jedoch nicht verschämt zurückziehen und kneifen. Das tue ich schon so lange. Aber nicht jetzt und hier.
Das Gespräch der beiden Muskelberge verstummt, als ich mich nähere. Sie sehen zu mir und einer zieht die Augenbrauen hoch, während der andere mich eingehend mustert. Ungeniert starrt er mir auf die Brust und lässt den Blick auch weiter hinab wandern. Wie unverschämt das ist, scheint ihm egal zu sein. Was es in mir auslöst … kann er nicht wissen.
Ich will nichts von diesen Kerlen. Ich nehme an, sie trainieren hier. So stelle ich mir die Kunden dieses Gyms vor. Insgeheim hoffe ich, dass es noch viel mehr von dieser Sorte gibt. Auch wenn mir der Gedanke die Hitze in die Wangen treibt, die ohnehin schon glühen.
»Wo solls denn hingehen, Süße?«, fragt der Nichtraucher mit den hochgezogenen Augenbrauen, als ich mich an den beiden vorbeischiebe und ins Gebäude zu gelangen versuche.
»Trainieren«, ringe ich mir ab, während seine tiefe Stimme noch in meinem Körper nachhallt und mir die Knie weichmacht. Gottverdammt! Er klingt fast wie die schemenhafte Gestalt aus meinem Traum!
Der andere Mann lacht auf und schlägt sich mit der flachen Hand auf den Oberschenkel. »Das is neu!«, grunzt er.
»Halts Maul«, fährt ihn der Kerl an, dessen Aufmerksamkeit noch ganz bei mir liegt. »Hast du dich in der Adresse geirrt, Kleines?«, will er von mir wissen.
»Nein«, gebe ich zurück und wende mich ab.
Ich kann nicht stehen bleiben und mit ihm reden. Seine Stimme tut Dinge mit meinem Körper, die ich nicht verkrafte. Und seine herablassende Anrede verschlimmert das noch. Ich weiß, dass ich nicht hierhergehöre. Es von ihm noch unter die Nase gerieben zu bekommen, verstärkt das Gefühl der Hilflosigkeit in mir. Und das kann ich gerade nicht gebrauchen.
»Lass mal, das will ich sehen«, höre ich den Raucher noch sagen, bevor ich um eine Gangbiegung in einem schlecht beleuchteten Korridor herum außer Sicht verschwinde. Das jagt einen besonders heftigen Schauer über meinen ganzen Körper.
Das Gym ist sauber, aber sehr rustikal und einfach eingerichtet. Es erinnert mich an die Filme, die ich als Kind so gerne sah. Kampfsportfilme, in denen der Held unter einfachsten Bedingungen trainieren musste, um für den großen Kampf bereit zu sein, auf den sich alles zubewegte. Leider waren sie selten mit einer heißen, oder überhaupt einer Liebesgeschichte gespickt, doch begeistert haben sie mich dennoch fast alle.
Einfach ist auch die Ausstattung des Studios. Es gibt einen Umkleideraum mit angeschlossener Gemeinschaftsdusche. Bänke und Spinde ohne Trennwände, sodass ich gezwungen bin, mich praktisch in aller Öffentlichkeit umzuziehen. Auch wenn gerade niemand hier ist, beweisen die Sporttaschen überall um mich herum, dass sich das jederzeit ändern kann. Aber ich werde keinen Rückzieher machen. Ich bin so weit gekommen und ziehe das jetzt durch!
Die Vorstellung, dass jemand dazukommen könnte, während ich mir Sweatshirt und Hose ausziehe, ist nicht so erschreckend. Ich trage meine enge, kurze Sporthose und das knappe Top direkt unter der Kleidung. Erst nach dem Training wird es interessant werden. Ein Gedanke, den ich schnell verdränge, denn mein Herz rast ohnehin weiter, ohne eine Pause einzulegen.
Bereit für eine Runde hartes Training betrete ich die Halle und muss einen Augenblick lang stehenbleiben. Genau so habe ich es mir vorgestellt!
Es gibt so ziemlich alle Sportgeräte, die man sich vorstellen kann. Und dazu alles, was für das Kampfsporttraining benötigt wird. Doch nichts davon wirkt in irgendeiner Form modern. Es sind sehr wuchtige, stabile Geräte, die auf Mechanik anstelle von Elektronik vertrauen. Die Flächen zum Sitzen und Liegen sind aus abgewetztem Leder, dessen Anblick zum Geruch passt, der in der Luft hängt. Abgestandener Schweiß vermischt mit Reinigungsmitteln und einem Hauch von Leder. Dazu eine ziemliche Menge von etwas, was ich für Testosteron halte. Und in dieser Atmosphäre die Quelle für diese Gerüche: Männer.
Als ich die Halle betrete, dauert es nur Sekunden, bis sie mich alle anstarren. Junge und Alte, muskelbepackte Schränke und sehnige Kampfmaschinen. Nicht eine einzige Frau ist zu entdecken. Doch das stört mich kein Stück. Es ist eher so, wie ich es mir erhoffte habe.
Mein Gesicht glüht, als ich zu einem Tisch trete, auf dem eine Liste ausliegt. Im Umkleideraum hing ein Schild, dass man ja nicht vergessen solle, sich einzutragen und das Geld in die Kasse zu stecken. Genau das tue ich zuerst, während ich alle Augen auf meinem Körper spüren kann. Und sie beschränken sich nicht darauf, meine brennenden Wangen zu betrachten.
Erst jetzt wird mir voll und ganz bewusst, wie knapp, eng anliegend und figurbetont meine Sportkleidung ist. Weiß, wie alles, was ich besitze, und aus dünnem, elastischem Material. Ich komme mir fast entblößt vor und es hilft auch nicht, mir zu sagen, dass ich in einem Badeanzug nicht bekleideter wäre. Denn diesen Männern würde das nicht weniger gut gefallen.
Ich höre sie murmeln und weiß, dass es um mich geht. Nachdem ich meinen Verpflichtungen nachgekommen bin und bezahlt habe, suche ich mir zuerst den Stepper aus, um mit etwas Ausdauertraining anzufangen. Schließlich bin ich hier, um mich auszupowern. Und diese mechanischen Monster sehen so aus, als würden sie mir einiges abverlangen.
Die Blicke lassen nicht nach, auch wenn die Männer Stück für Stück zu ihrem eigenen Training zurückkehren. Ich spüre sie noch immer und selbst wenn ich mich unaufmerksam gebe, sehe ich sie auch aus den Augenwinkeln. Nur die Gespräche lassen sich ausblenden, indem ich mir Kopfhörer in die Ohren stecke und mein Handy Musik abspielen lasse.
Was tue ich bloß, muss ich mich fragen, während ich loslege. Bin ich von allen guten Geistern verlassen? Diese Männer sind so anders als alles, was ich kenne. Richtige Kerle. Sie sehen hart und teilweise ziemlich gemein aus. Tätowiert und muskulös. Vor allem, wenn sie Gewichte stemmen, von denen ich bis an mein Lebensende nur träumen könnte, sie zu bewältigen. Gott! Was für ein Anblick!
Ich lasse mir die Haare ins Gesicht fallen, damit niemand merkt, wie ich zurückstarre. Auch wenn das vermutlich eine überflüssige Vorsichtsmaßnahme ist, denn kaum lege ich wirklich los, zieht es alle Blicke zu meinem Po. Ich spüre, wie sich der elastische Stoff immer mehr an meinen Hintern schmiegt und in die Spalte zwischen den beiden Backen rutscht, je wärmer ich werde. Ich muss mich gegen die Mechanik ziemlich ins Zeug legen. Daran, etwas Gewicht von der Maschine zu nehmen, habe ich nicht gedacht. Und jetzt … wäre es mir zu peinlich, das nachzuholen. Also komme ich binnen Minuten ziemlich ins Schwitzen und muss gehörig kämpfen. Aber deswegen bin ich ja auch hier …
Nur deswegen.
Nicht wegen irgendwelcher Fantasien, die mir den Schlaf rauben und mich langsam in den Wahnsinn treiben. Nicht in der Hoffnung, es könne mehr passieren, als dass mir aufdringliche Blicke zugeworfen werden. Oder um mich an Männerkörpern sattzusehen, die ich in meine Träume aufnehmen kann …
Ich bin nur hier, um mich völlig zu verausgaben, bis ich vor Erschöpfung wehrlos wie ein neugeborenes Kätzchen sein werde. Hilflos und der Gnade aller Anwesenden ausgeliefert.
Gott, wie kann meine Erregung so unglaublich in die Höhe schnellen, während ich mich völlig verausgabe?! Und warum macht mich das so absurd froh!?
Ryker
Als Jameson mein Büro betritt, weiß ich bereits, was los ist. Ich habe nicht umsonst eine flächendeckende Kameraüberwachung installiert. Ich kenne meine Pappenheimer und auch wenn sie sich meist benehmen, wenn sie bei mir trainieren, ist Vorsicht bei diesen Männern besser als Nachsicht. Das weiß keiner besser als ich selbst, denn ich bin der Schlimmste von allen.
Jameson ist unter meinen Angestellten wohl der verlässlichste. Ich erwarte fest, dass er mich informiert, auch wenn es überflüssig ist. Doch das muss er nicht wissen. Als er an die offenstehende Tür klopf, blicke ich auf und sehe ihn an.
»Ich weiß nicht, ob wir ein Problem haben«, setzt er an. »Da unten steht eine junge Hübsche auf einem der Stepper und scheint nicht zu bemerken, dass sie das Zentrum der Aufmerksamkeit ist.«
»Wer ist sie?«, will ich wissen.
»Keine Ahnung. Noch nie gesehen. Aber wenn du mich fragst, stammt sie nicht aus der Gegend. Irgendwas an ihr … riecht nach Vorort.«
»Was sollte eine Vorort-Tussi hierhertreiben?«, frage ich.
Nicht, dass ich nicht denselben Gedanken hätte. Aber eine Antwort weiß ich nicht. Im Gegensatz zu mir und den meisten hier weiß Jameson immerhin was über die heile Welt der Vorstädte. Er ist dort aufgewachsen und erst später im Leben auf die schiefe Bahn abgerutscht, auf der wir anderen von Anfang an waren.
»Keinen Schimmer«, schnaubt er. »Sie scheint ernsthaft trainieren zu wollen, auch wenn es ihr etwas an Erfahrung mangelt. Sie kennt entweder deine Maschinen nicht oder will sich keine Blöße geben. Sie hat Gewichte für mehr als das Doppelte ihres Körpergewichts drauf.«
»Sehen wir es uns mal an«, seufze ich, als hätte ich mir diese Entscheidung gerade erst abgerungen.
In Wahrheit habe ich auf ihn gewartet, damit ich genau das tun kann. Ich habe auf das Kamerabild gestarrt, wie die Jungs unten in der Halle auf das Schauspiel in Fleisch und Blut. Weil es ein verdammt scharfer Anblick ist. Aber ich kann mir so eine Schwäche nicht erlauben. Nicht bei meiner Vergangenheit.
Jameson weiß davon fast nichts, aber das trifft nicht auf alle hier zu. Ich habe Jahre daran gearbeitet, einen Fehltritt auszugleichen, der mich fast alles gekostet hat. Selbst so etwas Harmloses wie aus eigenem Antrieb einen Blick auf eine trainierende und hier völlig deplatzierte, junge Frau zu werfen, bedeutet ein Risiko für meinen Ruf. Jedenfalls bilde ich mir das ein.
Zusammen mit meinem Angestellten verlasse ich das Büro. Es schwebt über der Halle an einer Wand in der Ecke. Früher war das einmal eine Produktionshalle und hier oben war das Büro des Vorarbeiters, von wo aus er alles im Blick behalten konnte. Ich habe diesen Teil der Einrichtung beibehalten, weil mir der Überblick gefällt. Vor der Tür verläuft ein Metallsteg mit Handlauf, von dem aus eine Treppe an der Wand entlang zum Boden führt. Von oben aus kann man alles sehen, auch die Sportgeräte.
Die Arme auf das Geländer stützend, blicke ich hinab. Es ist beinahe derselbe Blickwinkel, den mir auch die Kamera bot. Dennoch ist es etwas anderes, es live und in Farbe zu sehen.
Der Arsch ist wirklich ein gottverdammtes Prachtexemplar. In weißes Spandex in Form einer knappen, kurzen Hose verpackt, bewegen sich die beiden Hinterbacken abwechselnd auf und ab. Schweiß hat sich bereits auf dem Körper der Frau ausgebreitet und macht das Material durchscheinend. Wie eine zweite, transparente Haut schmiegt sich der elastische Stoff daran und hebt es mehr hervor, als zu verhüllen.
Sie hat Muskeln. Das muss ich ihr lassen. Keine Leistungssportler-Beine, aber definitiv auch keine Stelzen. Und ihr Arsch ist … hypnotisch. Selbst dem normalerweise korrekten Jameson entfährt ein anerkennendes Seufzen. Nicht, dass ich es ihm verdenken könnte.
Sie legt sich verflucht ins Zeug. Auf mich wirkt es allerdings nicht so, als wäre sie sich der Aufmerksamkeit nicht bewusst, die ihr gilt. Im Gegenteil. Ich finde, sie hält sich wie jemand, der jeden Blick ganz genau spürt und sich allem sehr bewusst ist. Was ich von ihrem Gesicht sehen kann, in das die Haare hängen, wirkt gerötet. Vielleicht vor Anstrengung, aber nicht nur.
Doch die Scham, die sie zu spüren scheint, ist nur eine Facette der Sache. Sie … genießt es, wie sie alle anstarren! Ich erhasche einen Blick auf ihre Brust und schwöre, ich kann die Nippel sehen, die sich unter dem Oberteil abzeichnen, das aus demselben, verfluchten, weißen Spandex besteht und unter dem sie definitiv keinen BH trägt. Das Miststück stellt sich zur Schau!
›Exhibitionistin …‹
»Schwachsinn!«, schnaube ich mürrisch.
»Hm?«, macht Jameson. »Was meinst du?«
Scheiße! Die Behauptung, sie wäre eine, die aufs angestarrt werden steht, kam nicht von ihm. Ich war so abgelenkt, dass es mir nicht auffiel. Das war die Stimme in meinem Kopf, die mich immer wieder herausfordert. Mein innerer Schweinehund. Und ich habe laut geantwortet.
»Nix«, brumme ich. »Nur laut gedacht.«
»Was tun wir?«, will Jameson dann wissen. Und damit stellt er mir die Frage, auf die ich keine Antwort weiß. Oder zu viele Antworten …
»Was schon? Unseren Job«, schnappe ich und stoße mich vom Geländer ab, um die Treppe nach unten zu nehmen.
Ich weiß, dass ich handeln muss, bevor es ein anderer tut. Jameson ist okay. Aber er scheint ziemlich verunsichert von der Anwesenheit der dreisten Kleinen. Mein anderer Trainer wird weniger Hemmungen zeigen, sich ihr zu nähern. Und wenn sie so wehrlos sein sollte, wie sie aussieht, könnte das verflucht böse enden.
Ganz besonders, wenn dann andere auch erst Blut riechen und ein Stück vom Kuchen abhaben wollen. Noch sind sie verunsichert. Ja, sogar beinahe eingeschüchtert von dem ungewohnten Anblick, aber das da unten sind keine unsicheren Jüngelchen. Selbst die jüngsten dieser Männer haben lange Vorstrafenregister. Oder hätten welche, wenn sie oft genug geschnappt worden wären. Ein junges, hübsches Ding aus der Vorstadt wäre für sie alle ein gefundenes Fressen. Ich weiß, auf wen das zurückfallen würde, denn mir gehört dieser Laden hier.
Ich mache mir keine Mühe, die Treppe leise zu nehmen. Im Gegenteil. Das Scheppern und Knarren des Metalls, während ich energisch die Stufen hinabsteige, entgeht niemandem. Sogar die Tussi blickt einmal kurz zur Seite, um zu sehen, woher das Geräusch stammt. Alle anderen kennen es bereits und die meisten haben den Anstand, sich wieder ihrem Kram zuzuwenden.
Ich merke mir, wer das nicht tut. Zum einen ist es natürlich Vasquez, mein anderer Angestellter. Das habe ich erwartet. So gut er als Kickbox-Trainer auch sein mag, er hat ein gewaltiges Problem mit Frauen. Vor allem mit jungen, hübschen Dingern. Zu allem Überfluss ist das Mädel auch noch blond und – soweit ich es erfassen konnte – zuckersüß. Genau sein Beuteschema. Und meines …
Ich pfeife einmal Laut durch die Zähne. Das erweckt seine Aufmerksamkeit, denn so etwas tut hier keiner außer mir. Mit einem finsteren Blick und einer harschen Geste weise ich ihn darauf hin, dass er einen Nachwuchskämpfer hat, der gerade auf Unterricht von ihm wartet und bereit für eine Runde Sparring ist. Vasquez rollt zwar mit den Augen, aber er ist immerhin nicht so dumm, sich mit mir anzulegen. Widerwillig wendet er sich dem Job zu, für den er bezahlt wird.
Ich weiß, dass er und viele andere aus den Augenwinkeln beobachten, was ich tue. Sie sind vor allen Dingen neugierig. Die Frau wirft so verdammt viele Fragen auf. Ich selbst würde ihr gerne ein paar davon stellen. Beispielsweise, wer ihr ins Gehirn geschissen hat, ausgerechnet hier trainieren zu wollen. Oder ob sie komplett lebensmüde ist oder nur dringend die mögliche Jungfräulichkeit ihres Hintereingangs loswerden will. Die offensichtlichen Fragen eben, wenn eine wie sie sich im Getto in ein Fitnessstudio wagt, in dem praktisch nur Schlägertypen und verkrachte Existenzen trainieren. Wenn man von ein paar tatsächlich vielversprechenden, jungen Kickboxern mal absieht.
Aber diese Fragen sind gerade nebensächlich. Ich kann sie nicht einfach zur Rede stellen, denn dann breche ich das bisschen Zauber, das ihre unerwartete Anwesenheit ausübt. Ich kann sie nicht einmal rausschmeißen, stelle ich fest, denn dann … würde sie nicht weit kommen. Und das ginge dann ebenso auf meine Kappe, als wenn ich mich selbst an ihr vergreifen würde.
›Was du nie tun würdest‹, höhnt mein innerer Schweinehund abfällig.
›Fresse‹, denke ich mir nur und verbiete ihm den Mund.
Tatsächlich sehe ich nur einen Weg, eine zumindest mittelschwere Katastrophe zu verhindern. Auf zwei halbwegs anständige Männer hier kommt zumindest ein mieses Schwein. Aber ich habe einen gewissen Ruf und ein gewisses Ansehen. Auch bei den Bastarden, denn zu der Sorte gehöre ich selbst.
Ich versuche, mich nicht von den beschissen-fantastischen Arschbacken ablenken zu lassen, die immer reizvoller aussehen, je näher ich komme. Hat dieses verfluchte Miststück einen String an oder trägt sie nichts drunter? Alles, was man sieht, ist blanker Arsch unter einem Hauch von elastischem Kunststoff. Und das betrifft verdammt noch mal nicht nur ihren Hintern. Aus der Nähe sehen die Brüste, die zumindest etwas von den Haaren verdeckt werden, nicht weniger einladend aus. Und nicht weniger entblößt, was das angeht.
Ich presse Lippen und Zähne aufeinander. Hat meine innere Stimme recht? Wer, außer einer völlig gestörten Exhibitionistin, wäre so verrückt, sich in diesem Aufzug in so einem Gym zur Schau zu stellen?! So dumm, dass ihr die Wirkung nicht zumindest ansatzweise bewusst wäre, kann sie nicht sein. Ihr Gesicht – oder das, was ich davon hinter dem Haarvorhang sehen kann – wirkt zwar jung und geradezu schmerzhaft unschuldig, aber es muss eine völlig abgewichste Spinnerin dahinterstecken.
Nicht, dass es eine Rolle spielt. Ich habe mich entschieden und werde keinen Rückzieher machen. Ich trete zu ihr und packe ihren Oberschenkel mit fester Hand, um sie zu stoppen. Nicht erschrocken, aber doch erstaunt dreht sie mir das Gesicht zu und … Fuck!
Diese Augen!
Das sind die absolut hellblausten und verfickt noch mal unschuldigsten Augen, die ich je bei einem erwachsenen Menschen gesehen habe. Groß und klar und offen starrt sie mich an. Sie scheint keine Ahnung zu haben, was ihr blüht. Und dennoch …
Nein! Ich bilde mir nur ein, brodelnde Erregung in diesem Blick zu entdecken. Das ist das Werk meines inneren Schweinehunds. Niemand kann so unschuldig und zugleich so lustvoll sein, wie ich das in ihren Augen gerade zu erkennen glaube. Das ist absurd!
Mit einem Kopfschütteln und einem finsteren Blick in ihre Augen mache ich mich frei von dem, was der finstere, schlechte Teil meines Wesens mir zuzuflüstern versucht. Sie runzelt die Stirn und … beißt sich auf die verfickte Unterlippe! Verfickte Scheiße! Das muss ich mir ebenfalls einbilden. Dazu noch ihr Geruch, der dank reichlicher Schweißproduktion kaum zu ignorieren ist …
›Reiß dich zusammen!‹, fahre ich mich an und schließe kurz die Augen, um mich dann den Gewichten zuzuwenden.
»Versuch es so«, sage ich nicht, nein, ich knurre es mühsam beherrscht. Doch außer ihr bekommt das niemand mit. Und ihr heftiges Erschauern bilde ich mir wieder nur ein.
»S-sir?«, haucht sie und … fast stöhne ich auf. Ist diese engelsgleich sanfte Stimme auch Einbildung oder ist sie echt? Sicher ist nur, dass es davon nicht besser wird.
Ich spüre, wie mir Blut in den Unterleib schießt und sich mein Schwanz regt. In einem bebilderten Lexikon wäre sie als ›verlockende Unschuld‹ abgelichtet. Die Sorte blendender Reinheit, die in einem Mann wie mir den Teufel weckt und ihn mit dem Drang erfüllt, sie auf jede denkbare Weise zu beschmutzen. Und sie dabei zu zwingen, sich vor widerwilligem Vergnügen die Seele aus dem Leib zu schreien.
Sie hat eine Ausstrahlung, die darum bettelt, verdorben zu werden. Das versucht meine Fantasie mir jedenfalls einzureden. Doch ich bin schon einmal darauf reingefallen. Das lasse ich nicht noch mal zu. Ich fürchte, ich muss mir wieder einen Therapeuten suchen …
»Du hast zu viel Gewicht für deine Masse drauf«, zwinge ich mich zu sagen, ohne den Fehler zu machen, sie wieder anzusehen.
Nicht, dass es viel besser wäre, nur auf ihre Beine zu starren, die schweißüberströmt mitten im Schritt auf dem Stepper verharren und dort zusammenlaufen, wo Schweiß – und verdammt noch mal nur der – einen feuchten Fleck in ihrem Schoß erzeugt. Es ist so real, dass ich meine, ihre Erregung riechen zu können!
Unter Aufbietung aller Willenskraft reiße ich mich von dem Anblick los, bei dem mir meine Vorstellungskraft vorgaukelt, ich könne sogar ihre Schamlippen ausmachen, an die sich der Elastikstoff schmiegt, ohne dass noch etwas dazwischen wäre. Auch meiner Einbildung muss entspringen, wie sie genau in dem Moment die Schenkel aneinanderreibt, als würde sie meinen Blick wie eine Berührung spüren.
Gottverdammt! Ich hatte all das hinter mir gelassen und bewältigt! Und jetzt ist es, als wäre ich nie in Therapie gewesen und hätte keinen Handschlag getan, um mich unter Kontrolle zu bekommen! Ich könnte einfach … zupacken! Scheiße, was kostet es mich Kraft, das nicht zu tun!
Hart und energisch packe ich einige der schweren Metallscheiben, die bei diesem Stepper den Widerstand erzeugen, und hebe sie von der Halterung. Krachend ramme ich sie auf den Stab neben dem Gerät, auf dem sie gelagert werden, bis jemand sie braucht.
»So geht es besser«, stoße ich aus und drehe mich um.
Wie es auf andere wirken muss, hat keine Bedeutung mehr. Ich darf keinen weiteren Blick auf dieses Mädchen werfen, sonst … könnte ich mich vergessen. So ein verfickter Engel in Menschengestalt! Verfluchte Scheiße.
»D-danke, Sir«, wispert sie mir mit dieser seidigen Stimme zu, aus der Unschuld und Reinheit sprechen. Und in die meine Einbildung zudem noch Sehnsucht, Lust und Sinnlichkeit hineinspinnt.
Mehr als ein mürrisches Grunzen habe ich nicht zur Antwort. Mehr kann ich mir nicht zutrauen, bevor ich weniger gehe, als ich vielmehr die Flucht ergreife.
Immerhin sollte sie so sicher vor Übergriffen sein, wie es möglich ist. Denn indem ich ihr geholfen habe, habe ich bestätigt, dass sie hier sein kann und darf. Wer sich jetzt an ihr vergreift, legt sich mit mir an.
Das käme mir sogar recht, denn jemanden in seine Einzelteile zu zerlegen, wäre einer der harmlosesten Wege, wie ich das abbauen könnte, was sich gerade in mir aufstaut …
Hailey
Ich verbrenne bei lebendigem Leib von innen heraus!
Ein Teil dessen, was in mir lodert, ist Scham. Die Lösung für den zu großen Widerstand auf dem Stepper war die ganze Zeit über vor meiner Nase. Ich wusste, dass es zu viele Gewichte sind. Aber ich habe nicht gewagt, etwas deswegen zu unternehmen. Stattdessen habe ich mich gequält, während ich mich unter all den Blicken am liebsten auf dem Boden liegend gewunden hätte.
Doch dann kam … Er. Mit düsterem, durchdringendem Blick aus hellgrauen Augen in einem Gesicht, das markanter ist, als alles, was ich je gesehen habe, verschaffte er mir Erleichterung und machte zugleich alles nur umso schlimmer. Es ist so unfassbar peinlich, dass er mir einige der Gewichte einfach abnahm. Auch wenn meine Muskeln vor Dankbarkeit am liebsten aufschreien würden, vergehe ich vor Scham.
Doch das ist längst nicht alles, weswegen ich verglühe. Seine Hand! Fest und entschieden packte sie meinen Oberschenkel etwas in der Mitte und stoppte meine verzweifelten Bewegungen auf dem Stepper. Sie war kühl. Oder vielleicht war ich schon viel zu heiß. Aber was von dieser Berührung ausging, stellte neue Maßstäbe der Hitze auf.
Rau, fest und stark hat er mich gepackt und von dort, wo seine Hand lag, geht noch immer Hitze aus. Was für eine unangemessen vertrauliche Berührung das war. Nicht wirklich nah an meinem Schoß, aber gleichzeitig doch viel direkter und intimer als jede Berührung durch einen Fremden, die ich je erlebt habe. Die Erinnerung daran zieht noch immer bis hinauf zwischen meine Schenkel und lässt mich beinahe die anhaltende Anstrengung meiner Bewegungen vergessen.
Für sich allein genommen hätte ich das vielleicht verkraftet, doch … Himmel, wie er mir in die Augen starrte. Sein Blick voller unterdrückter Leidenschaft. Wut stand darin. Auf mich? Ich weiß es nicht, aber es ist auch egal. Dieser Mann platzte fast vor im Zaum gehaltenen Gefühlen und ich wollte nichts mehr, als dass sie sich alle über mich entladen. Koste es, was es wolle.
Sein Blick ging mir durch und durch. Ich war schon davor erhitzt und erregt. Ich weiß, dass es unanständig und unangemessen ist, aber die mich beobachtenden, abschätzenden und unter meine spärliche Kleidung dringenden Augen haben all das geweckt, was sonst nur in der Nacht in mir hervorbricht. Dieser eine Mann mit dem harten Gesicht, den kurzen Haaren, den kalten und doch zugleich so heißen Augen und dem Shirt mit dem Schriftzug des Gym hat mir einen Fokus für das alles gegeben. Er ist wie zum Stellvertreter für alle geworden, die nur starren. Bisher …
Ich hasse es, dass er wieder geht. Er weckt eine Sehnsucht in mir, die ich nie in Worte fassen könnte. Ich will seine Hand wieder spüren. Nicht nur da, wo er mich angefasst hat. Ich könnte durchdrehen, so intensiv wird die Sehnsucht in mir, etwas zu erleben, was nicht sein darf und worum ich nicht bitten kann, auch wenn ich es mehr als alles andere will.
Mir bleibt nur, verbissen und an der Grenze meiner Leistungsfähigkeit weiter zu trainieren. Würde ich aufhören, müsste ich mir eingestehen, dass mein Schoß nicht schweißnass ist. Und dass es keine Unterschiede in der Temperatur sind, die meine Nippel stehen und sich an meinem Oberteil reiben lassen. Ich müsste mich fragen, was mit mir nicht stimmt, dass ich das Wippen meiner Brüste bei jedem schnellen Schritt auf dem Stepper genieße und mir vorstelle, schwere Hände würden es mit festen Schlägen auslösen.
Mein Blick rückt in die Ferne und ich vergesse beinahe, wo ich mich befinde. Aber nur fast, denn die Blicke all der Männer auf meinem Körper zu spüren, die mich weiter im Auge behalten, ist Holz auf dem Feuer meiner Erregung. Doch selbst sehen muss ich sie dazu nicht. Lieber erinnere ich mich an diesen Fremden, der mich ungefragt berührt und mir geholfen hat. Widerwillig, aber auch begehrlich hat er mich angestarrt. Aus der Nähe hat er meine Brüste gesehen und beim Herankommen sicherlich auch meinen Hintern.
Gott, den spüre ich so deutlich! Nicht nur das Ziehen der überlasteten Muskeln. Schon vor einer langen Weile ist mir der Elastikstoff zwischen die Pobacken gerutscht und löst nun eine Empfindung aus, die ich noch nicht kenne. Das Aneinanderreiben meiner Schenkel bei den Treppensteig-Bewegungen auf diesem Gerät trägt ein Übriges dazu bei. Ich fühle, wie sich in mir etwas aufstaut, das nach Entladung verlangt. Nach einer Erleichterung, die ich mir nicht gestatten darf, ohne mich … zu versündigen.
Fast muss ich lachen. Als wäre Sünde noch ein Schrecken für mich. Ich weiß seit Jahren, dass ich mit Sicherheit in die Hölle komme, falls es sie denn geben sollte. Was ich längst bezweifle, denn Gerechtigkeit gibt es auch nicht und der Auserwählte des Heiligen Geistes, an den meine Eltern so bedingungslos glauben, wie auch ich das einmal tat, scheint mir nicht mehr als ein Scharlatan zu sein. Ich weiß es seit meiner Entführung und der Dinge, die dabei geschahen. Der Dinge, die mir nicht widerfuhren, sondern die ich dabei getan habe, auch wenn niemand im Nachhinein bereit scheint, das auch nur hören zu wollen …
Ich genieße, was gerade mit mir geschieht. Und ich genieße es, dabei beobachtet zu werden, wie ich dem beinahe hilflos ausgeliefert bin. Es ist nur Sport, was ich hier mache. Daraus kann mir niemand einen Strick drehen. Und ich gebe mich den Empfindungen ja auch nicht hin. Ich kämpfe um Beherrschung und mache weiter. Es ist wie ein Alibi.
Doch wenn ich ehrlich bin, hat nichts hiervon etwas mit Fitness zu tun. Es dreht sich alles um … die Männer, die mich mit ihren Blicken ausziehen und in ihren Gedanken über mich herfallen. Oder vielleicht auch nur in meinen Gedanken. Das spielt keine Rolle.
Vor allem der eine, der bei mir war, lässt mich nicht mehr los. Seine Stimme, seine Blicke und auch die Anspannung in seinem Körper. Als wäre er kurz davor gewesen, einfach zuzupacken. Auf seinen muskulösen Armen waren die Adern deutlich zu sehen. Stärke, Entschiedenheit und Wildheit strahlten von ihm ab.
Andere Männer hier sehen auch stark aus. Tatsächlich sind die beiden Typen, die ich vor dem Eingang traf, bei Weitem nicht die größten ›Schränke‹ hier. Im Gegenteil. Einige der Anwesenden, die sich bei den Hantelbänken aufhalten, stellen an Größe und Muskelbepacktheit alles in den Schatten, was ich je in Fleisch und Blut zu Gesicht bekam. Doch ich finde die sehnigeren Männer interessanter, die sich bei den anderen Geräten und dem Boxring aufhalten. Auch wenn sie mich allesamt sehr faszinieren.
Der Schweiß läuft mir in Strömen über den Körper und als ich mein Handy aus dem Hosenbund ziehe und das beschlagene Display abwische, stelle ich fest, dass ich seit fast einer Stunde auf dem Gerät stehe. Das erschreckt mich, denn ich habe es kaum bemerkt. Erst jetzt fühle ich meine Muskeln zittern und die Schwäche überkommt mich. Ich habe es übertrieben. Und dabei nur eine einzige Art von Übung gemacht. Ich sollte es gut sein lassen. Für heute.
Das fällt mir schwer. Jede Erschöpfung wird zumindest teilweise von dem elektrisierenden Gefühl ausgeglichen, immer wieder angestarrt zu werden. Doch wenn ich daran denke, was ich als nächstes tun werde, ist für Enttäuschung über das Ende des Trainings kein Raum.
Ich nehme meine Sachen und bücke mich dabei auf genau die Weise, die mir immer als absolut undamenhaft vermittelt wurde. Ich muss gar nicht darüber nachdenken. Mit durchgestreckten Beinen greife ich mein Handtuch vom Boden und verharre für einen Augenblick, als ich ein unterdrücktes Keuchen hinter mir wahrnehme. Dann richte ich mich wieder auf und schlage den Weg zur Umkleide ein, als wäre mir nicht bewusst, was da geschah.
Aber das ist es. Ich sehe durch meine Haarsträhnen den einen der beiden Kerle von vor der Eingangstür am Anfang. Derjenige, der sehen wollte, was meine Anwesenheit hier bedeutet. Er starrt mir auf den Hintern und greift sich völlig ungeniert in den Schritt, wo er mit seinen Fingern etwas zu richten scheint. Genau da, wo sich sein … Schwanz befindet!
Schnell schaue ich wieder geradeaus, aber ich kann nicht verhindern, dass sich ein Lächeln auf meine Lippen stiehlt und ich mir auf die Unterlippe beiße. Er ist erregt. Ich habe ihn erregt. Wenn er wüsste, wie es um mich steht, würde er vielleicht … hinter mir herkommen? Gott, das könnte er auch tun, ganz ohne um meinen Zustand zu wissen. Das ist ein Gedanke, der mich wirklich heftig anmacht!
Ich beeile mich, denn ich habe Angst vor mir selbst. Was ich mir erträume und herbeisehne, ist falsch. Ich bin nicht ganz richtig im Kopf. Ich habe Sehnsüchte, die nicht nur schlecht und falsch sind, sondern auch gefährlich. Schon meine Wahl des Fitnessstudios war eine reine Schnapsidee. Oder eine Verzweiflungstat?
Immerhin fühle ich mich frei. Der Druck, den ich seit dem Aufwachen erleiden musste, hat nachgelassen. Diese Beinahe-Kopfschmerzen, die ich in der letzten Zeit oft habe, sind weg. Ich bin erschöpft. Ich bin unglaublich erregt. Ich fühle mich gut!
Angst habe ich keine. Auch wenn ich weiß, was meine Eltern und die Kirchengemeinde sagen würden, wenn sie wüssten, wo ich mich herumtreibe. Sie würden die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und wahrscheinlich ein Einsatzkommando der Polizei schicken, um mich zu retten. Ob ich das will oder nicht.
Und ich will es nicht! Furcht vor diesen finsteren, brutal aussehenden Kerlen hat gar keinen Platz in meinen Gedanken. Selbst wenn sie sich bedrohlicher verhalten hätten, wäre ich unbesorgt, glaube ich. Doch wenn ich es genau nehme, haben sie nichts getan, außer mich aufdringlich zu beobachten. Und das kann ich ihnen nicht vorwerfen, denn ich habe so ziemlich alles getan, um sie dazu aufzufordern. Womit ich noch nicht fertig bin …
Ich habe einige Male darüber nachgedacht und es schlussendlich anders geplant, aber ich ändere meine Meinung noch einmal. Ich werde hier duschen. Ich muss es tun. Ich bin völlig schweißgetränkt. So kann ich nicht heimkommen, ohne dass ich einer eindringlichen Befragung unterzogen werde, der ich nicht mit ausweichenden Antworten entkomme.