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Sie ist die Frau meines Bruders, des Lieblingskinds. Während ich mit Resten abgespeist wurde, gab mein Vater ihm alles. Auch die Frau, die ich wollte. Ich war schwach und bin fortgegangen. Jetzt bin ich ein anderer Mann, doch der Durst nach Vergeltung hat nie nachgelassen. Der Tag der Abrechnung naht. Ich werde mir holen, was mir zusteht. Und ich werde mir die Frau nehmen, die mir gehört! Ob sie das will oder nicht … Dark Romance aus dem Hause Stone ist heiß, düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung - man sollte sie lesen.
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Veröffentlichungsjahr: 2025
Kitty & Mike Stone
Dark Romance
Sie ist die Frau meines Bruders, des Lieblingskinds.
Während ich mit Resten abgespeist wurde, gab mein Vater ihm alles.
Auch die Frau, die ich wollte.
Ich war schwach und bin fortgegangen.
Jetzt bin ich ein anderer Mann, doch der Durst nach Vergeltung hat nie nachgelassen.
Der Tag der Abrechnung naht. Ich werde mir holen, was mir zusteht.
Und ich werde mir die Frau nehmen, die mir gehört!
Ob sie das will oder nicht …
Dark Romance aus dem Hause Stone ist heiß, düster und spannend, aber auch überraschend und tiefgehend. Es gibt eine Inhaltswarnung - man sollte sie lesen.
Deutsche Originalausgabe, 1. Auflage 2022
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Impressum:
Kitty Stone & Mike Stone
Breslauer Str. 11, 35274 Kirchhain
© November 2022 Kitty Stone/Mike Stone
Alle Rechte vorbehalten!
Vervielfältigungen, auch auszugsweise, bedürfen der offiziellen Erlaubnis durch die Autoren.
Covergestaltung: Oliviaprodesign
Bilder: depositphotos.com
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Warnung vor Dingen, die so sind, wie sie scheinen
Und vor solchen, die es nicht sind
Diese Dark Romance aus der Feder des Autorenpaares Stone versteht sich als Kurzroman und will auch so bezeichnet werden. Sie ist so heiß und heftig, wie man es von den Darkstones kennt und hat natürlich auch wieder eine gehörige Prise des üblichen Tiefgangs. Sie ist nur ein wenig kürzer und knackiger.
Wer sich auf dieses Buch einlassen will, muss sich auf Ausflüge in düstere Gedankengefilde einstellen. Es geht hart her. Auf die heiße Weise. Und auch auf die BDSM-Weise. Dominanz und Unterwerfung spielen eine Rolle, Spielarten wie Erniedrigung und Spanking ebenso. Das ist nicht jedermanns Kragenweite.
Heftig oder sogar triggernd können auch andere Teile der Handlung wirken. Wer Traumatisches erlebt hat und nur schwer mit all den fiesen Dingen – sexuell oder auch generell – umgehen kann, die Menschen einander manchmal antun, liest auf eigene Gefahr.
Wer in diesem Buch wem was tut und wer mit was einverstanden ist, mag gelegentlich unklar sein. Will man wissen, was Schein und was ›wirklich‹ ist, muss man bis zum Ende lesen und sich dann ein Urteil bilden. Eben ganz so, wie es in einem guten Buch sein sollte.
All das wird erfahrene Dark Romance Leser nicht überraschen und die Fans der Autoren schon gar nicht. Für alle neuen Leser wird folgender Hinweis gegeben:Dark Romance ist nicht lieb und will es auch nicht sein. Es geht mal hart, mal heiß, mal ziemlich brutal zu. Sex, Gewalt und Psychospiele sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel in diesem Subgenre.
Romance bleibt es aber dennoch. Ein Happy End ist also garantiert. Fragt sich nur, wer wie schlimm leiden muss, bis es so weit ist. Und ob die Bösen ihre gerechte Strafe erhalten oder gar selbst die Protagonisten sind.
Wer sich darauf einlässt, tut das auf eigene Gefahr. Es ist eine Gratwanderung. Jeder Leser empfindet anders. Ihr seid gewarnt.
Travis
Die Anspannung ist gewaltig. Größer als je zuvor bei irgendeinem Spiel, an dem ich teilgenommen habe. Ich spüre, wie der Schweiß beginnt, mir auf die Stirn zu treten. Für mich geht es in dieser Runde um alles!
Ich werfe einen Blick nach links, wo Gaspar sich zurückgelehnt hat und zusieht. Er ist ausgestiegen. Wie ich es erwartet habe. Was Geld angeht, ist er der eindeutige Gewinner des Abends. Es macht keinen Sinn, das zu riskieren. Er ist ein Profi. Der einzige professionelle Berufsspieler in unserer Runde. Unnötige Risiken sind nicht sein Ding.
Auf meiner anderen unterdrückt der Mann namens Allan ein Stirnrunzeln. Das ist einer seiner markantesten Ticks. Solange er solche aussagekräftigen Reaktionen nicht in den Griff bekommt, wird aus ihm kein wirklich guter Spieler. Auch wenn er eindeutig nicht schlecht ist.
Sein Mienenspiel hat mir schon vor einer Weile verraten, was ich wissen muss. Er hat kein Gewinnerblatt auf der Hand. Wenn ich gleich erhöhe, wird er höchstwahrscheinlich passen. Dann liegt es an mir und dem letzten Mitspieler, die Runde zu entscheiden.
Womit ich bei dem Mann bin, der nicht nur mit mir um den letzten Pott des Abends konkurriert. Ich werfe ihm den gleichen, scheinbar flüchtigen Blick zu, wie den anderen. So wie ich es schon den ganzen Abend lang getan habe. Ich verweile nicht und lasse keinen Blickkontakt zu, der länger als einen Herzschlag dauert. Doch meine Gründe dafür sind nicht nur spielbezogen.
Unser Gastgeber für dieses Spiel ist Peter und ich lauere schon seit Jahren auf eine Gelegenheit, ihn dranzukriegen. Ich habe mich von langer Hand vorbereitet. Ich bin ein verdammt guter Pokerspieler geworden und habe mir einen untadeligen Ruf erarbeitet, um in die Kreise aufzusteigen, in denen er spielt. Alles, damit ich eine Chance bekomme, an ihn ranzukommen.
Denn Peter ist mein Bruder und er hat mir alles genommen, was mir wichtig war. Doch jetzt werde ich mich rächen. Und mit diesem Spiel nimmt es seinen Anfang.
Peter ist kein schlechter Spieler, aber im Vergleich zu Gaspar ist er ein Amateur. In Profikreisen nennt man jemanden wie ihn hinter vorgehaltener Hand eine Goldene Gans. Er ist reich und spielsüchtig. Er verliert nur deswegen nicht immer, weil man ihn sich warmhalten muss. Damit es ein nächstes Mal gibt, bei dem er wieder ausgenommen werden kann. Leute wie er finanzieren Leuten wie Gaspar den Lebensunterhalt.
Doch ich bin nicht hier, um Geld zu gewinnen. Was auf dem Tisch liegt ist mir scheißegal. Ich habe andere Pläne. Wäre Gaspar darin eingeweiht, würde er bitter bereuen, mich mitgenommen zu haben, nachdem er mir von Peters Suche nach Spielern mit gutem Ruf berichtete. Nicht mehr lange und es wird klar werden, dass ich heute eine Goldene Gans schlachten will.
Nachdem ich angemessen lange vorgegeben habe nachzudenken, erhöhe ich und gebe mir selbst eine Karte. Letzteres ist unwichtig, denn ich weiß schon, welches Blatt ich am Ende haben werde. Drei Asse auf meiner Hand und eines in meinem sprichwörtlichen Ärmel werden mir den Sieg bringen. Mit einem symbolischen Blatt aus vier Assen.
Wichtiger ist die Erhöhung. Ich reize das Limit voll aus und lege fünfzig dazu. Das sind fünfzigtausend Dollar. Mehr als Peter hat und viel zu viel für Allan, um es zu riskieren. Ein unnötig hoher Einsatz, der Gaspar einen missbilligenden Laut entlockt. Er beginnt zu ahnen, was ich vorhabe.
Aus dem Augenwinkel beobachte ich Peters Reaktion. Er wird kurz bleich, fängt sich dann aber wieder. Ich habe seine Ticks und jedes Detail seiner Körpersprache studiert. Außerdem kenne ich ihn aus unserer gemeinsamen Kindheit. Auch wenn wir einander – oder genau genommen er mich – seit Jahren nicht gesehen haben, ist das dennoch ein großer Vorteil.
Ich weiß, dass er ein gutes Blatt hat. Wahrscheinlich ein Full House mit hohen Karten. Viele, andere Möglichkeiten bleiben nicht. Er ist sich ziemlich sicher, dass er diese Runde im Sack hat. Mein Einsatz muss dieses Gefühl noch verstärken.
Ich habe schon mehrfach geblufft, sodass er sich daran gewöhnen konnte. Nach einige Runden habe ich durchblicken lassen, wie schlecht mein jeweiliges Blatt war. Ein Anfängerfehler, den ich sehr bewusst beging. Alles, damit er genau jetzt die falsche Entscheidung trifft.
Die Wahrscheinlichkeit für mein Blatt ist verschwindend gering. Unter normalen Umständen wäre es Wahnsinn, auf einen Vierling zu bauen, den man nicht auf der Hand hat. Da ich zwei Karten abgelegt habe, kann jeder ausschließen, dass ich diesen Vierling habe. Auch Allan muss annehmen, dass ich bluffe.
Doch er hat nicht die Karten, um das Risiko einzugehen. Peter scheint zu denken, dass er sie hat. Was ihm fehlt ist … das Geld. Er hat nicht mehr genug, um mitzugehen.
»Ich bin raus«, verkündet Allan erwartungsgemäß.
Ich gebe mich selbstzufrieden, als wäre er meine größere Sorge gewesen. Nickend wende ich mich unserem Gastgeber zu. »Du auch, nehme ich an?«, frage ich mit Blick auf seinen verbleibenden Einsatz.
»Eigentlich nicht«, widerspricht er.
Ich spanne mich an, denn jetzt darf ich keinesfalls irgendwelchen Triumph zeigen. Ein Stirnrunzeln ist alles, was ich mir erlauben kann.
»Wie viel hast du noch?«, erkundige ich mich, als wüsste ich es nicht. »Sind das nicht … dreißig zu wenig?«
»Ich setze meine Limousine. Der Marktwert liegt weit über Dreißigtausend.«
»Tut mir leid, aber ich habe wirklich kein Interesse an einem Auto«, lehne ich ab.
Dabei zeige ich alle Anzeichen von Nervosität, die man erwarten dürfte, wenn ich kurz davorstehe, mit meinem Bluff abzuräumen. Wenn Peter nicht mitgehen kann, gehört mir der Pott. Es ist nicht extrem viel, aber es lohnt sich. Alle denken, dass es mir nur darum geht. Genau wie es sein soll.
»Gib mir eine Chance!«, verlangt Peter und kann seine Aufregung nicht verbergen. Für ihn geht es um Alles oder Nichts. Er hat keine Ahnung, wie wahr das in diesem speziellen Fall ist, denn er weiß nicht, dass ich ihn vernichten werde.
»Es muss etwas geben, was du als Sicherheit akzeptierst«, beeilt er sich zu sagen.
»Solange du nicht vorhast, deine heiße Frau zu setzen, sehe ich das nicht«, antworte ich ganz beiläufig.
Es soll wie ein Witz klingen. Gaspar und Allan fassen es auch zunächst so auf. Doch Peter starrt mich mit fiebrigen Augen an.
Er ist von seinem Sieg überzeugt, wenn er nur seine Karten aufdecken kann. Ich habe ihn genau in der Verfassung, in der ich ihn will. Ohne dass es jemand bemerkt hat, habe ich eine Karte in meiner Hand ausgetauscht. Die Fähigkeit, das unauffällig und unbemerkt zu tun, habe ich mir nicht unter respektablen Spielern angeeignet. Dazu bin ich in die miesesten Spelunken gegangen und habe auch Prügel deswegen kassiert. Dafür beherrsche ich den Trick jetzt perfekt.
»Wenn das dein Ernst ist …«, setzt Peter an.
Ich richte mich auf, als wäre ich sehr überrascht. Dann setze ich eine äußerst unangenehme Miene auf. »Wir reden hier nicht von einem Date«, warne ich. »Wenn du das wirklich tust, will ich … das volle Programm. Bis ich zufrieden bin. In jeder Hinsicht.«
»Wenn ich zustimme, akzeptierst du den Einsatz?«, will er wissen.
Ich blicke in die Runde, aber die beiden anderen heben abwehrend die Hände. Sie wollen mit dieser Entwicklung nichts zu tun haben und, da sie beide raus sind, haben sie auch nichts zu melden. Es ist nur Teil meiner Show, sie vermeintlich einzubinden.
»Du kannst auch einfach aussteigen«, schlage ich vor und lasse etwas Unsicherheit durchblicken. Ich gehe sogar so weit, einen Blick auf meine Karten zu werfen, um einen leisen Zweifel anzudeuten, der sich wieder legt, nachdem ich mich vergewissert habe. »Es ist nur ein Spiel …«
»Traust du deinem Glück nicht mehr oder bluffst du nur?«, steigert sich Peter weiter in seine Überzeugung hinein, das Gewinner-Blatt zu haben.
»Ich warne dich nur noch dieses eine Mal«, sage ich ernst und hart. »Traust du deinem Glück?«
»Auf jeden Fall«, versichert er.
»Fein. Dann akzeptiere ich deinen Einsatz. Wenn ich gewinne, gehört deine Frau mir, bis sie mich voll und ganz befriedigt hat. Sexuell, damit wir hier nicht aneinander vorbeireden. Willst du dich vorher vergewissern, ob sie damit einverstanden ist?«
Er winkt ab. Seine Selbstsicherheit hat mit meiner Grimmigkeit gemeinsam zugenommen. Er denkt, ich bluffe und will mich vorführen. Ich lasse nicht zu, dass sich der Gedanke einnistet, er könne einen Straight Flush – das einzige Blatt, mit dem vier Asse zu schlagen sind – haben. Nein, er muss selbst einen Vierling auf der Hand halten. Nur das kann ihm so viel Zuversicht geben.
»Wir haben einen Deal?«, verkündet er.
Ich nicke und unsere beiden Zeugen machen es mir nach. Auch wenn sie nicht gerade begeistert darüber sind, denn das ist alles andere als professionell.
»Dann will ich sehen, wie du vier Könige schlägst«, frohlockt unser Gastgeber und deckt seine Karten auf.
Allan pfeift durch die Zähne, Gaspar lässt sich nichts anmerken, ich senke den Kopf. Für eine Sekunde lasse ich ihn glauben, er habe gewonnen.
»Du hättest nicht …«, setzt er an.
Langsam lege ich mein Blatt auf den Tisch und lasse alle erfassen, was ich da habe.
»Fuck!«, keucht Allan und selbst Gaspar zieht die Augenbrauen hoch.
Doch ich sehe nur Peter an, der immer bleicher wird, je mehr Blut sein Gesicht verlässt. Mit großen Augen starrt er auf den Beweis, dass ich nicht geblufft habe und er trotz seines fantastischen Blattes diese Runde verliert.
»Möchtest du sie herbitten oder soll ich …?«, grolle ich leise und lasse einiges von meiner bisher freundlichen und verträglichen Fassade fallen. »Ich hätte nämlich jetzt wirklich Lust zu feiern …«
Er schluckt und blinzelt mich an. Als er einatmet, um etwas zu sagen, hebe ich nur den Kopf und starre ihn eisern nieder. Was für ein erbärmlicher Schlappschwanz er ist, zeigt sich darin, wie er kneift. Eher opfert er seine Frau als sich mir entgegenzustellen. Nicht zuletzt, weil es sich durch die anderen beiden definitiv herumsprechen würde, wenn er jetzt einen Rückzieher versucht. Spielschulden sind schließlich Ehrenschulden.
Und darauf baue ich fest. Denn dies ist der erste Schritt meiner Rache. Und die betrifft nicht nur Peter, sondern auch Eileen, seine Frau. Mit diesem eiskalten, berechnenden Miststück habe ich nämlich auch noch eine Rechnung offen.
Sie ist es, die mir von Peter und meinem toten Vater weggenommen wurde. Auch wenn sie selbst daran einen erheblichen Anteil hatte. Mein Herz hat sie mir buchstäblich aus der Brust gerissen. Dafür müssen beide büßen. Und zwar genau ab jetzt.
Eileen
Komm sofort nach unten.
Seine Nachricht ist unerwartet. Genauso der Befehlston darin.
Ich lese sie noch einmal von meinem Handy ab. Nach unten … In sein Reich, das ich mittlerweile nicht mehr betreten soll. Als ob ich das jemals gewollt oder freiwillig getan hätte.
Inzwischen finden dort keine normalen Männerabende mehr statt, wo man sich locker mit Freunden trifft, redet, trinkt und ein wenig zockt. So war es zu Anfang. Bis sich etwas veränderte. Mittlerweile kommen keine Freunde mehr. Es sind nur noch fremde Männer, mit denen er diese Abende verbringt. Und spielt …
Ich habe keine Ahnung, um was es dabei geht. Und eigentlich ist es mir auch egal. Allerdings bekomme ich seine Launen ab. Zu Anfang war er euphorisch. Siegessicher. Bis es umschlug. Er wurde zunehmend gefrustet und wütender. Viel zu oft betrank er sich bis fast zur Besinnungslosigkeit und lag mir dann heulend in den Ohren, was für ein Scheißleben er doch führe. Wie schwer es für ihn sei und dass ich ihm doch beistehen müsse.
Seine Jämmerlichkeit kotzt mich an. Noch mehr, wie sie es immer schon tut. Er hat ein Scheißleben? Ich lache trocken auf. Wenn es damals einen Ausweg gegeben hätte, dann wäre ich nicht hier. Wenn es vor all den Jahren diese Übereinkunft unserer Familien nicht gegeben hätte … Wenn meine Eltern und Peters Vater mich nicht gezwungen hätten, zuzustimmen … Dann …
Ja, dann was? Würde ich dann nicht ein Leben an der Seite eines Mannes führen, für den ich mittlerweile nichts als Verachtung empfinde? Ich hatte überhaupt keine Wahl. Der Mann, den ich wollte – den ich wirklich geliebt habe – war der einzige, den ich nicht haben konnte. Ich musste mich einverstanden erklären. Und danach habe ich nicht sonderlich viel getan, um diesem schrecklichen Schicksal eines Lebens voller Luxus im goldenen Käfig zu entkommen. Ich weiß nicht, was mich mehr ankotzt – die launenhafte Jämmerlichkeit meines Ehemannes oder meine eigene Erbärmlichkeit.
»Du jammerst schon genauso rum wie er«, ätze ich mich selbst an.
Noch einmal vibriert mein Handy. Die nächste Nachricht ist nicht mehr nur im Befehlston, sondern eindeutig verärgert: Komm verdammt noch mal nach unten! Jetzt!
Seufzend stehe ich auf, als mein Smartphone sich gleich noch einmal meldet: Beweg deinen scheiß Arsch hier runter!!!
So ist er noch nie mit mir umgegangen und so … kann er mich mal! Widerstand regt sich in mir und ich werde wütend. Was bildet der sich ein? Gott, ich könnte …
Tief einatmend schließe ich kurz die Augen. Meine Zähne knirschen, so fest beiße ich sie aufeinander. Ich würde am liebsten …! Ich fange an zu zählen. Bei sieben angelangt, habe ich mich wieder so unter Kontrolle, dass meine Antwort weder verbal ausfallend wird, noch unmissverständlich deutlich macht, wie sehr er mich mal kann. Stattdessen bleibe ich in meiner Rolle, die ich jahrelang an seiner Seite perfektioniert habe. Allerdings nicht, ohne den scharfen Stich zu spüren, den mir meine eigene Erbärmlichkeit versetzt. Ich schätze, ich verdiene es nicht besser …
Meine Nachricht an ihn ist diplomatisch wie immer: Du solltest wissen, dass ich mich erst anziehen muss. Es dauert nicht lange.
Kaum ist meine Antwort abgeschickt und ich bin zwei Schritte gegangen, schon summt mein Smartphone in meiner Hand. Es ist ein Anruf. Von ihm.
»Ich sagte doch …«, setze ich an.
»Bist du schwer von Begriff«, zischt er und unterbricht mich damit rüde. »Komm gefälligst runter.«
»Aber ich …«
»Tu einfach was ich dir sage!«
»Ich muss mich noch anziehen«, versuche ich mich verständlich zu machen, ohne die Beherrschung zu verlieren. Ich höre sehr wohl, dass er nicht mehr nüchtern ist. Ich habe es in letzter Zeit oft genug erlebt, wie ihm das die Zunge lockert.
»Es ist mir scheißegal, ob du nackt bist. Soll ich dich holen kommen?«, braust er auf.
So hat er sich allerdings mir gegenüber noch nie verhalten. Selbst dann nicht, wenn er viel zu viel getrunken hatte. Jämmerlich und weinerlich ja, aber aggressiv? Nicht wirklich.
»Du bist betrunken, wir sollten das Gespräch …«
»Du hast dich schon immer für etwas Besseres gehalten. Aber damit ist jetzt Schluss. Dein überprivilegiertes Verhalten kannst du dir sonst wohin stecken. Komm jetzt sofort zu mir!«, schneidet er mir abermals das Wort ab.
Ich atme tief ein und schließe die Augen. Meine Finger umklammern hart das Handy und pressen es fest an mein Ohr. Ich fühle mein Herz schneller schlagen und meine Kehle eng werden. Meine Wut, die ich die ganze Zeit unterdrückt habe und die unter der Oberfläche gebrodelt hat, will mit aller Macht hervorbrechen. Ich will ihn anschreien und ihm sagen, was für ein jämmerlicher Waschlappen er doch ist und wo er sich seinen Befehl hinstecken kann. Ich will ihm vor die Füße spucken und ihm um die Ohren klatschen, dass unsere Ehe eine einzige Farce ist und ich dieses Leben satthabe.
Aber ich tue es nicht. Stattdessen höre ich mich erstickt ins Telefon sagen: »Ich komme.« Dann nehme ich es herunter. Meine Hand zittert vor mühsam beherrschtem Zorn.
Ich ziehe mich nicht um. Ich hole mir noch nicht einmal Schuhe. Im Moment ist mir völlig egal, dass ich nur Dessous, halterlose Strümpfe und eine grobmaschige Strickjacke, die nicht wirklich etwas verhüllt, anhabe. Ich komme auch nicht auf die Idee, einfach in mein Zimmer zu gehen und ihn zu ignorieren. Es ist, als ob das Fass, das die ganze Zeit schon voll war, überläuft, nachdem ein dicker Stein hineingeworfen wurde.
Das Wasser strömt heraus und lässt sich nicht aufhalten. Genauso wie ich. Die Zähne fest zusammengebissen und tief durch die Nase atmend, mache ich mich auf direkten Weg in den Keller. In seine Männerhöhle, wie er es nennt, die er für seine Treffen nutzt.
Noch nicht einmal vor der Tür, hinter der er sich mit diesen zwielichtigen Männern trifft, bleibe ich stehen. Dabei weiß ich nicht, wie viele es sind, oder wer bei ihm ist.
Es ist mir egal! Mein Zorn vernebelt alles. Mein Blick ist nur nach vorn gerichtet. Auf die Konfrontation mit dem Mann, mit dem ich seit Jahren verheiratet bin, ohne es je gewollt zu haben. Meine Laune lässt keine rationalen Gedanken oder Handlungen zu. Ich will … nein ich muss ihm endlich gegenübertreten und sagen, was ich all die Jahre unterdrückt habe; was ich die ganze Zeit mit mir herumgeschleppt habe; was ich wegen der Vereinbarung zwischen unseren Familien nie aussprechen konnte.
Die Tür, die noch zwischen ihm und mir ist, stoße ich auf, trete schwungvoll ein und bleibe dann abrupt stehen. Es ist nicht wegen der vier Augenpaare, die mich unverhohlen mustern. Ich war noch nie in diesem Raum. Jedes Mal, wenn er betrunken und Zigarrenrauch stinkend zu mir kam, habe ich mir ein winziges Zimmer mit einem siffigen, runden Tisch in der Mitte vorgestellt. Mit Kerlen daran, die saufend und rauchend horrende Summen verzocken und derbe Witze reißen. Ein völliges Klischeebild eines Hinterzimmers einer Mafiagang.
Aber Peter gehört weder der Mafia an, noch ist dieser Raum ein Hinterzimmer eines Restaurants oder Clubhauses. Er sieht überhaupt nicht so aus wie in meiner Vorstellung. Es ist ein großer Raum mit einer schicken Wandbemalung, einer großen, aus dunklem Holz, bestehenden Bar auf der einen Seite und edel aussehenden Sitzgelegenheiten auf der anderen. Es gibt zwar einen großen, runden Tisch, der in der Mitte steht und auf dem Karten und Geld liegen, aber auch dieser ist weder siffig noch schmierig. Der Raum spiegelt das Vermögen meines Mannes wider. Nichts daran ist schäbig.
Noch nicht einmal die Männer in ihren Anzügen. Ganz im Gegenteil. Die drei Fremden strahlen die Art von Selbstbewusstsein und Autorität aus, die ich gelernt habe mit Reichtum in Verbindung zu bringen. Vor allen Dingen der eine, der entspannt auf dem Sofa sitzt und ein Glas hält, dessen goldfarbenen Inhalt er mit lässigem Schwenken in kreisender Bewegung hält. Seine lockere Haltung kann allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er ganz sicher kein Waschlappen ist. Seine Körpersprache drückt Autorität und Macht aus. Sein Blick verweilt brennend auf mir, bevor er sich meinem Mann zuwendet, der gerade von einem der Hocker an der Bar aufsteht.
Peters Stand ist unsicher, was mich nach seinem Anruf nicht wundert. Wieder einmal hat er zu viel getrunken. Trotzdem kommt er recht zügig auf mich zu. Er sieht sauer aus. Meine Wut dagegen ist zwar nicht verraucht, aber auf ein Level abgesunken, sodass ich mich wieder unter Kontrolle habe.
Wenn Peter meint, sich so zu benehmen – bitte. Ich werde mir vor den Männern ganz sicher keine Blöße geben, indem ich ausfallend werde. Das kann ich immer noch, wenn wir alleine sind.
Bei mir angekommen, packt er meinen Arm und zerrt mich in die Ecke. »Was soll das, Eileen?«, zischt er. Sein Atem riecht nach Alkohol und Tabakrauch.
»Autsch«, fauche ich, weil sich seine Finger schmerzhaft in meinen Oberarm drücken.
»Willst du mich vor ihnen bloßstellen?«, ignoriert er meinen Schmerzlaut. »Wenn ich dir eine Anweisung gebe …«
»Spinnst du?«, unterbreche ich ihn nicht mehr ganz so kontrolliert. Der hat doch einen Schatten. »Du siehst doch meine Aufmachung. Wolltest du wirklich, dass ich so hier herunterkomme?«
Sein Kopf zuckt zu den Männern herum, dann drängt er mich rückwärts. Sein Körper pinnt mich zwischen ihm und der Wand fest. Sein Kopf kommt nach vorn und seine Lippen nähern sich meinem Ohr. Augenblicklich reagiert mein Körper darauf und ein Schauer läuft mir über den Rücken. Meine Atmung beschleunigt sich und ich merke, wie meine Nippel auf die leichte Reibung reagieren.
Herrgott! Wie untervögelt bin ich denn, dass mein Körper so anspringt?! Da benimmt er sich einmal nicht wie ein Waschlappen und ich werde … Was? Spitz? Auf Peter?! Das kommt überhaupt nicht …!
»Alles in Ordnung?«, erklingt eine tiefe, dunkle Stimme neben uns, die mir direkt in den Schoß fährt. Schon klar, jetzt spiele ich komplett verrückt.
Abrupt nimmt der Druck auf meinen Körper ab und mein Mann lässt mich los. Hastig weicht er einen Schritt zurück. Es wirkt fast so, als ob er sich an mir verbrannt hätte … Oder eher, dass er mich abstoßend findet?
So interpretiere ich auf jeden Fall seinen Blick. Und so sollte es mir auch gehen! Stattdessen habe ich auf diesen Übergriff in einer Weise reagiert, wie ich es noch nie erlebt habe. Es lauert offenbar nicht nur eine Menge Wut unter meiner beherrschten Oberfläche. Da ist auch ein Hunger, den ich die ganzen Jahre genauso unterdrückt habe. Doch wieso bricht der ausgerechnet jetzt beinahe hervor?
»Aber natürlich«, versichert Peter dem Fremden.
Ich wende mich dem Mann zu und sein Blick trifft auf meinen. Diese Augen! Sie scheinen in mich zu dringen; mich aufzuspießen. Etwas an ihnen kommt mir seltsam vertraut vor. Doch es ist gerade die Tatsache, dass er als völlig Fremder sich hier einmischt und mich … ohne Zurückhaltung mustert, die in mir etwas zum Klingen bringt, fürchte ich.
»Ich will doch hoffen, dass du deine Spielschuld tatsächlich bezahlen wirst.«
»Ich bin ein Ehrenmann«, keucht Peter. »Oder willst du das infrage stellen?«
»Das nicht, aber es wirkt … als ob dein Einsatz dir Schwierigkeiten bereitet.«
Erneut trifft mich der Blick des Fremden. Etwas Düsteres geht von ihm aus. Daher dauert es einige Sekunden, bis die Worte zu mir durchdringen. Sein Einsatz bereite ihm Schwierigkeiten? Wie …?
»Sie wird keine Probleme machen«, unterbricht Peter meine Gedanken. »Nicht wahr, Eileen?«
Ungläubig starre ich meinen Mann an. Meint er das ernst? Hat er … »Du hast mich eingesetzt?!«, entfährt es mir entgeistert. »In eurem Spiel …? Du hast tatsächlich gewagt…? Hast du den Verstand verloren?!«
»Reg dich nicht auf«, winkt er ab. »Das ist keine große Sach…«
»Keine große Sache?!«, fahre ich dazwischen. »Ist das ein verdammter Witz? Reicht es nicht, haufenweise Geld zu verspielen? Brauchst du einen neuen Kick, dass du deine Ehefrau setzt? Hast du so viel Geld, dass es dich nicht mehr reizt?«
»Das hat er tatsächlich nicht mehr«, mischt sich der Fremde ein. Kühl mustert er mich.
